Memoiren von RoflKopter (Meine One-Shotsammlung) ================================================================================ Kapitel 3: Für ein einziges Mal ------------------------------- Teile: 1/1 Genre: Shonen-Ai Pairing: Son Goku x Vegeta Fertigstellung: 06.02.2008 Disclaimer: Die vorkommenden Figuren gehören nicht mir sondern Akira Toriyama. Ich möchte kein Geld mit dieser FF verdienen. --- Das fahle Licht des Vollmondes tauchte seinen Körper in ein geheimnisvolles Licht, als würde ein weiß-bläuliches Tuch seine Haut bedecken. Er wirkte blass, noch härter und kälter als sonst, fast so, als ob der letzte Lebenshauch aus seinem Körper gewichen wäre. Die vereinzelten Regungen in seinem Gesicht waren die letzten Lebenszeichen, die sein scheinbar seelenloser Körper zeigte. Seine Augen öffneten sich und tasteten die weinroten Kacheln des Kamins ab, der trotz seiner wärmenden Energie sein Gesicht nicht aus dem Glanz des Mondscheines zu holen vermochte. Das unnatürliche Licht des Vollmondes offenbarte eine Träne, als er den süßlichen Frühlingsduft der aufsprießenden Blumen roch, die in den undenkbarsten Farben die Freude der Menschen aufkeimen ließen. Draußen hörte er einen Vogel ein schönes und gleichzeitig trauriges Lied zwitschern, begleitet von dem Rascheln der Blätter und dem mysteriösen Spiel des Windes, als fühlte Mutter Natur so wie er. Das Knacken der Flammen erinnerte ihn an den vergangenen, endlos kalten Winter, der ihn, auch wenn er direkt vor dem Feuer eines Kamins saß, am ganzen Körper zittern ließ. Er saß auf dem weichen Boden, der mit einem hässlich grünen Teppich ausgelegt war, seinen Kopf in den Nacken auf das Sitzpolster der Couch gelegt, den Blick nun auf die Decke des Zimmers gerichtet. In seiner Tränenschicht spiegelte sich der Glanz des Mondes, umgeben von den lodernden Flammen aus dem Feuer vor ihm, die die ausdruckslosen Pupillen des Prinzen wie eine Schale beschützten. Seine Hand ballte sich zu einer Faust, wobei sich in der Handfläche etwas Blut bildete, das auf den Teppich tropfte, auf dem er sich niedergelassen hatte. Der sanfte Zug in dem Raum ließ seine zerzausten Haare leicht mit dem Wind bewegen, als würden sie schweben, sich von ihm lösen und dennoch fest an ihn gebunden sein. Mit einem Satz stand er auf und taumelte zu dem halb geöffneten Fenster, während er mit dem Ärmel seines Kampfanzuges die Träne in seinem Gesicht wegwischte, starrte hoffnungslos in die Dunkelheit der Nacht. Niemand sollte ihn hier so sehen. Ihn, den Prinzen der Saiyajins, den Prinzen des edelsten und stolzesten Volkes im Universum, schon gar nicht diese nutzlosen Menschen, die ihn schon vor langer Zeit viel zu sehr verweichlicht hatten. Seine Augen wanderten jeden Winkel des Gartens ab, in der Hoffnung er würde außer der unendlichen Dunkelheit etwas finden. Er suchte etwas, nur wusste er noch nicht was es war. Er suchte etwas, was ihm ein Lächeln auf die Lippen zaubern konnte. Etwas, das ihn aus dieser beschissenen Situation holen konnte. Doch warum suchte er das gerade an diesem Ort? Mit einem Schnauben wandte er sich ab, erhaschte in dem Fenster einen vagen Eindruck seines totenbleichen Gesichtes und ging geradewegs auf die Zimmertür zu. Seine Hand schnellte zu der Klinke, doch er hielt inne ehe er die Klinke berührt hatte. Instinktiv sperrte er die Türe ab, kehrte um und machte sich nochmals auf den Weg zurück zu dem Fenster, seine Augen konzentriert die Bäume des nahe gelegenen Waldes fokussierend, fest davon überzeugt jemanden gesehen zu haben. Auf einmal stand er selbst in dem Garten, umgeben von der eisigen Kälte des Schnees. Er verschränkte die Arme, nicht aus seiner abweisenden Haltung heraus sondern weil er bis in die entfernteste Faser seines Körpers fror. Wegen des starken Schneefalls konnte er fast nichts erkennen, nichts außer einem dichten, weißen Schleier. Die Blumen waren unter der Schneedecke begraben und die Blätter waren bereits im Herbst in einem prächtigen Farbenspiel von den Bäumen gefallen. Der Schnee knirschte unter der Last seines Körpergewichts, als er einen Schritt auf den mit Zuckerguss übergossenen Busch zuging. „Bist du es?“, fragte er mit einer unsicheren und doch festen Stimme. „Ja.“, kam es wie ein Echo zurück. Plötzlich begann sein Herz wie wild zu schlagen und ein Kloß schien in seinem Hals zu stecken. Es war, als hätte jemand einen Schalter in seinem Inneren umgekippt. Ein lautes Stöhnen fuhr aus ihm heraus. Er stand wieder vor dem geöffneten Fenster, vergrub sein Gesicht in seinen Armen, als wollte er diesen Gedanken aus seinem Gedächtnis verbannen. Die Liebe war eine reine Erfindung der Menschen, die alle so naiv und gutgläubig waren wie Kakarott es war. Er brauchte keine Person, schon gar nicht einen Mann in seinem Leben, der ihm seine Freiheiten nahm und für sich beanspruchte. Er war ein Prinz, der regierte und entschied, nicht ein Diener, über den andere Entscheidungen trafen und spotteten. Er wollte sein Leben keinem anderen Mensch übergeben, für keinen Preis der Welt, keinem, selbst wenn es so etwas wie Liebe gab, selbst wenn er so etwas wie Liebe empfinden konnte. „Was ist schon wieder los, Kakarott?“, sagte er mit einer verächtlich gespielten Stimme, die sich im Laufe seines Lebens schon automatisiert hatte. Son Goku erschien vor dem Busch und ging einen Schritt auf Vegeta zu: „Vegeta… es ist wirklich wichtig.“ Son Gokus Stimme war rau und angeschlagen wie die eines Kranken. Der Ältere sah ihn eindringlich an und hob eine Augenbraue: „Achja… ist es das?“ Vegetas Kopf lag schweißgebadet auf dem Fenstersims. Mit seinen Händen hämmerte er verzweifelt darauf ein ohne zu merken, dass das Fensterbrett schon ganz demoliert worden war. Das Einzige, worauf er vertrauen konnte war sein Verstand, der die Situationen abschätzen konnte, der wusste, dass die Liebe falsch war. Der Verstand, der all das Emotionale in seinem Körper festhielt. Er wusste, dass niemand hier war, der sah, was er tat oder der eine Ahnung davon hatte, was er fühlte. Und doch tröstete er sich durch diese Erkenntnis. Es würde niemals jemand erfahren, nicht von ihm und nicht in diesem Leben. „Ich muss dir etwas Wichtiges zeigen.“, erwiderte Son Goku mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme, als hätte er mit dieser Frage gerechnet und ging dabei einen weiteren Schritt auf Vegeta zu, seinen Kopf ein wenig gesenkt. Er wollte sich nicht binden, er wollte alleine bleiben, keine Schwäche durch Gefühle bekommen, die ihn verletzlich machten. Er war ein Krieger, ein Kämpfer, er konnte keine Zuneigung preisgeben. Er war ein starker Krieger, doch positive Emotionen machten schwach. Er wollte keine Zuneigung empfinden. Es sollte sich nichts ändern. Schließlich empfand er für niemanden Zuneigung und niemand empfand für ihn Zuneigung. Und das war gut so. Mit jedem Mal, bei dem Son Goku auf ihn zuschritt, spürte er wie sein Herz immer heftiger zu schlagen begann, dass er wie gelähmt vor ihm stand und sich keinen Zentimeter rühren konnte. Er war gefangen, gefangen von seinem Erzrivalen, der Person, die er am meisten verachtete. „Wehe du gehst noch einen Schritt auf mich zu, Kakarott!“ Vegetas Stimme klang das erste Mal in seinem Leben unsicher, fast schon lächerlich. Die Stille umklammerte seine Kehle wie eine Schlange und benebelte seine Gedanken. „Wehe du gehst noch einen Schritt auf mich zu.“, wiederholte er einen Augenblick später, nun mit einem Zittern in der Stimme. Doch Son Goku schien diese Worte nicht zu hören. Es bildete sich eine Träne in seinen Augen, die trotz der niedrigen Temperaturen langsam an seiner Wange hinab kullerte, als er noch einen weiteren Schritt auf Vegeta zumachte. Wieso konnte er sich nur dieser lächerlichen Macht des Unterklassekriegers nicht entziehen? Er war ein Prinz. Ein Prinz, der kalt, herzlos und der nur für den Kampf geschaffen war. Er hatte seinem Befehl nicht gehorcht und doch war Vegeta selbst im Nachhinein nicht in der Lage etwas dagegen zu unternehmen. Hasste er Kakarott etwa nicht mehr? Kakarott, der immer ein Stückchen stärker war, immer einen kleinen Vorsprung zu ihm hatte, immer diesen letzten kleinen Fingerschlecken? Hatte er vielleicht eine Art von Gefühl für Kakarott entwickelt? Sein Kopf neigte sich angewidert zur Seite. Wie kam er nur auf diese absurde Idee? Es gab nur die Gefühle des Hasses und des Zorns für einen Krieger seiner Klasse. Und genau das empfand er für Kakarott. Son Gokus Gesicht näherte sich vorsichtig dem des Prinzen. Für einen Wimpernschlag schien die Zeit still zu stehen. Nur noch der Puls von Vegeta war zu hören, der in seinem Inneren unerschöpflich gegen sein Herz hämmerte. Vegeta konnte den Tropfen der Träne verfangen in der Wimper von Son Gokus Auge sehen, vermischt mit den geschmolzenen Schneeflocken. Er war ihm so nah, dass er jede Pore stundenlang hätte untersuchen können, ohne dabei die Lust zu verlieren, jede Pore so perfekt und einmalig wie sein Besitzer. Sein wunderschönes Gesicht war nur durch die nassen, seidigen Haarsträhnen und einzelne Schneeflocken verdeckt, die an seiner Haut fest klebten. In Son Gokus Augen konnte Vegeta Verzweiflung sehen, die ihn die eisige Kälte um ihn herum vergessen ließ. Die samtschwarzen Augen wirkten auf einmal ganz trüb, dennoch waren ihre Blicke so tief und emotionsgeladen. Die Lippen des Jüngeren waren wegen der Kälte blau angelaufen, jede einzelne Faser an seinen Lippen wie von Gotteshand geformt. Dann berührten sich die Lippen der Saiyajins sanft, voller Verzweiflung und voller Widerwilligkeit, voller Hass und doch voller Neigung. Der salzige Geschmack der Träne legte sich von Son Gokus Lippen über die von Vegeta, die langsam immer fester an die jeweils anderen gepresst wurden, immer mehr dem anderen hingebend und vom anderen verlangend. Vegeta stand nur mit offenen Augen da, merkte gar nicht mehr, dass er den Kuss voller Gefühl erwiderte, vollkommen verloren war, fasziniert von dem Hilfeschrei seines Erzfeindes, fasziniert von der Person, die er im Leben am meisten zu hassen glaubte… Er öffnete die Augen wieder. Es dauerte einige Zeit bis er verstand, dass es eine einfache, unbedeutende Erinnerung war, ein Gedanke, der ihn immer noch heimsuchte, jetzt im Frühling, wenn die Pflanzen vergaßen, dass es den Winter überhaupt gab. Er sah hinab auf den giftgrünen Teppich zu seinen Füßen, merkte wie Schweißperlen verteilt über seinen ganzen Körper die Kleidung an seine Haut fest hafteten. Umso öfter er diesen Moment ins Gedächtnis rief, desto stärker wurde das Verlangen, diesen einzigen Augenblick noch einmal erleben zu dürfen. Wie schön wäre es, wenn Son Goku nur noch einmal vor ihm stehen würde, willig ihn zu berühren und zu begehren. Wie sehr sehnte er sich nach dem Saiyajin? Sein Gesicht so makellos, sein Körper so anziehend, seine Art so liebevoll. Er drehte sich um, damit er diesen Raum verlassen konnte, er wollte ihn nie wieder betreten, nie wieder im Laufe seines Lebens in diesen elenden Garten blicken, Son Goku für immer und ewig vergessen. Dann stockte sein Herz. Doch bevor er realisierte, was gerade geschehen war, küsste er Kakarott leidenschaftlich, geführt von der Gier seines Herzen und der seines Verstandes, von der Gier, die seinen ganze Körper erfasst hatte, bereit für diesen einen Kuss seinen letzten Funken Stolz aufzugeben, sein ganzes Leben hinzugeben, für ihn, für Son Goku und diesen einen verdammten Kuss. Er genoss diesen letzten glücklichen Zeitpunkt seines Lebens, wusste genau, dass der Rest seines Lebens schlimmer werden würde, als alles, was er bisher durchlebt hatte. Ja, es würde auch schlimmer werden als die Ewigkeit in der Hölle, doch das war ihm jetzt egal. Er wollte nur Son Goku küssen, ihn noch einmal so nahe wie möglich sein. Vegeta presste seine Lippen so fest er konnte an die von Son Goku, in der Hoffnung er könnte das nachholen, was er sein Leben lang verpasst hatte. Es verging keine weitere Sekunde, dann löste er sie wieder, befürchtete, dass er dieser magischen Anziehung von Son Goku später nicht mehr widerstehen konnte und so verging dieser einzig wirklich schöne Moment in seinem Leben noch bevor er begonnen hatte. Vegeta drehte sich hastig weg, eine weitere Träne in seinen Augen, wusste, dass er nun einen endlosen Kampf mit sich selbst führen würde, mit seinem Saiyajinstolz, den keiner der beiden Seiten gewinnen konnte. Er ging an Son Goku vorbei, voller erfüllter Leere, wohl wissend, dass er ihm nie wieder, nie wieder in seinem gesamten Leben in die Augen sehen würde, seine eigenen Augen voller trostloser Leere, getränkt in dem blassen Licht des Vollmondes. Und trotzdem, ein trauriges Lächeln formte sich bei diesem Gedanken auf seinem Mund - trotzdem war er glücklicher - glücklicher als jemals in seinem ganzen Leben zuvor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)