boys' flat share von KleineSchwester ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Zum dritten Mal sah Makoto nun schon auf seine Uhr. Es waren gerade mal zwei Minuten vergangen. Er hatte eigentlich nicht vor seine Zeit mit Warten zu verschwenden. Sein Freund Hideo hatte ihn ausdrücklich für 15 Uhr vor die Bibliothek bestellt, um mit ihm etwas sehr wichtiges zu besprechen. Jetzt war es schon zwanzig nach. Ungeduldig sah sich Makoto um. Normalerweise hätte er die Zeit jetzt genutzt um noch etwas für sein Studium zu tun. Er wollte gar nicht erst anfangen faul zu werden. Von weitem konnte Makoto schon den genervten Gesichtsausdruck von Hideo erkennen, im Schlepptau seinen jüngeren Stiefbruder Shin. „Tut mir echt leid, dass ich so spät komme! War bestimmt keine Absicht. Ich hab mich irgendwie in der Zeit vertan!“ Hideo lächelte versöhnlich. „Entschuldige bitte!“ Makoto zuckte mit den Schultern. „Schon gut!“ Er war etwas misstrauisch. Es war nicht Hideos Art sich so überschwänglich zu entschuldigen. „Du musst mir einen riesigen Gefallen tun!“ Mit großen Unschuldsaugen sah Hideo zu seinem Freund. Makoto schaute mit schmalen Augen zurück. Das Benehmen seines Gegenübers war äußerst suspekt. Ihm schwante Böses! „Du hast doch noch ein freies Zimmer, oder?!“ „…Ja!“ „Lass Shin für ein paar Wochen drin wohnen!“ Hideo presste, verblüfft über seine direkte Art, seine Lippen aufeinander. „Was???“ Es war Makoto egal ob man ihm sein Entsetzen anhören konnte. Er sah zu dem siebzehnjährigen Shin, der selbstgefällig in eine andere Richtung sah. Der Typ hatte es nicht mal für nötig gehalten ihn zu begrüßen. „Das ist eine ganz schlechte Idee. So was kann ich überhaupt nicht gebrauchen!“ „…du bist mir noch was schuldig!“, erinnerte Hideo seinen Freund leise und sein schlechtes Gewissen wegen dieser Erpressung sah man ihm deutlich an. Makoto öffnete den Mund um zu widersprechen, schloss ihn dann aber wieder ohne etwas zu sagen. Zu gut konnte er sich an dieses Mädchen erinnern, das sich in ihn verliebt hatte und sich dann wie ein Stalker aufführte. Nach einigen Bitten, hatte sich Hideo bereiterklärt, sich ihrer anzunehmen und es auch tatsächlich geschafft, sie auf sanfte Weise zur Vernunft zu bringen. Makoto wusste nicht, wie er es angestellt hatte, doch sie grüßte beide heute noch immer freundlich. Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. „Wann? …und wie lange?“, bekam er schließlich kühl heraus. Entschuldigend sah Hideo ihn an. „In ungefähr zwei Wochen und ich weiß nicht. Nur vorübergehend bis ich was für uns beide gefunden habe!“ Immer noch um Fassung ringend nickte Makoto. „Ich habe gleich eine Vorlesung. Wir besprechen das später!“ Er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort. Ihm war richtig schlecht. So etwas musste ausgerechnet ihm passieren. Er konnte Shin nicht ausstehen. Der Kerl war überheblich und völlig unsympathisch. Ihm war alles egal; Schule, Familie, Freunde – dem entsprechend benahm er sich auch. Die Zeit mit Shin würde die reiste Hölle werden! Der Tag des Einzuges verlief recht reibungslos. Erst vor ein paar Tagen war Hideo dazu gekommen Makoto alles zu erklären. Ihre Mutter musste umziehen. Die Firma in der sie arbeitet, hatte ihr eine bessere Stelle angeboten, allerdings bei einer Tochterfirma in einer anderen Stadt. Hideo und Shin aber blieben. Da Hideo studierte, wäre er so wie so geblieben. Shin hingegen sollte hier die Oberschule zu Ende machen denn seine Stiefmutter befürchtete, dass bei einem Schulwechsel seine miesen Leistungen noch schlechter werden würden. Seit er die unumstößliche Tatsache von Shins Einzug erfahren hatte, bastelte Makoto an einem Schlachtplan. Im Großen und Ganzen sah er aus, dass er Shin einfach ignorieren würde. Dieser kleine Idiot war ja sogar zu seinem Einzug zu spät gekommen und eine Begrüßung hatte er nur auf Hideos verärgerten Befehl hin gemurmelt. Makoto war irgendwie überrascht als er am nächsten Morgen aufwachte und feststellen musste, dass er richtig gut geschlafen hatte. Er hatte die ganze Zeit über angenommen mit Shin in der Wohnung schlecht schlafen zu können aber das Gegenteil war der Fall. Seine erste Vorlesung war sehr zeitig und er musste sich beeilen. Alles war still als er den Flur betrat. Wann musste Shin eigentlich zur Schule? Egal! Den wollte er doch ignorieren. Es blieb auch still bis Makoto fast schon fertig war zum Losgehen. Unruhig wanderte sein Blick immer wieder zur geschlossenen Zimmertür Shins. Hatte der Kerl verschlafen oder wollte er schwänzen? Kurz entschlossen stellte er den Vorsatz, seinen Mitbewohner keinerlei Beachtung zu schenken, hinten an und klopfte an die Tür. Niemand antwortete. So öffnete er die Tür langsam und trat ins Zimmer. Es brannte Licht und als erstes fiel sein Blick auf Shin, der in seinen kompletten Sachen, eingerollt auf der Tagesdecke seines Bettes schlief. Der Computer lief. Irgendein Spiel pausierte, wahrscheinlich schon seit einigen Stunden. Makoto nannte Shin in Gedanken zum zigsten mal einen Idioten. „Wach auf!“, rief er von der Tür aus in gemäßigtem Ton. Der Schlafenden antwortete nur mit einem „Mhm…“. Also kam Makoto näher. „Wach endlich auf!“ Er wunderte sich wie sanft seine Stimmer klang und dass er Shin auch ganz vorsichtig an der Schulter wachrüttelte. Es lag wohl daran, dass der schlafende Shin ganz lieb aussah und auch ziemlich kindlich. Schläfrig und verwirrt öffnete er endlich seine Augen und das Kindliche blieb noch etwas. „Musst du nicht zur Schule???“, fragte Makoto ihn immer noch in einem sanften Ton. Shin sah auf seine Uhr. „Fuck!“ Plötzlich war er hellwach und sprang aus dem Bett. Er stolperte, fiel aber nicht wirklich und zog sich auf dem Weg zur Tür im Rennen das T-Shirt aus. Erstaunt sah Makoto hinter dem kleinen Energiebündel her, das fluchend ins Bad lief. Er trat wieder auf den Flur und folgte mit den Augen der Spur aus Sachen bis zur Badezimmertür. Die Dusche lief schon aber auch nur für kurze Zeit. Dann kam Shin wieder raus. Noch halb nass, ein Handtuch um die Hüften gewickelt, putzte er sich die Zähne während er wieder in sein Zimmer lief. Mit einer Hand zog er die Sachen, die er anziehen wollte aus den Schränken, stopfte noch das eine oder andere in die Tasche für die Schule und rannte mit Schaum vor dem Mund wieder ins Bad. Zurück in seinem Zimmer riss er sich mit der rechten Hand das Handtuch herunter und warf rechtzeitig mit der linken die Tür vor Makotos Nase zu. Einen Moment brauchte Makoto um sich zu fangen. „Willst du was essen?“, fragte er die geschlossene Tür. Er braucht gar nicht lange warten, da wurde die Tür wieder aufgerissen. Shin mit feuchten, strubbligen Haaren und etwas unordentlich übergeworfenen Sachen, rauschte mit seiner Tasche in der Hand an ihm vorbei. „Keine Zeit!“ Im Vorübereilen nahm Shin noch seine Jacke und schon war er aus der Wohnung verschwunden. Als Makoto sich jetzt selbst zum gehen bereit machte, kam er sich wie eine Schnecke vor und er hoffte, dass sein Kommilitone und Fahrer Kenichi, mit dem er den gleichen Studiengang besuchte, nicht zu lange auf ihn warten musste. Die kommenden drei Tage bemerkte Makoto kaum, dass er einen Mitbewohner hatte. Einmal sah er Shin kurz auf dem Flur. Sonst war es als wäre er allein. Er telefonierte gerade mit seinen Eltern, um ihnen zu sagen, dass sie nur noch die Hälfte der Miete zu zahlen brauchten. Überrascht und erfreut hörte er seinem Vater zu als dieser ihm den Vorschlag machte, weiterhin die Miete in voller Höhe zu bezahlen, damit Makoto sich den Teil, den er von Shin bekam als Taschengeld behalten konnte. Nach dem er sich von seinem Vater verabschiedet hatte, war ihm zum Feiern zu mute. Doch so spontan war es schwierig jemanden aufzutreiben mit dem er feiern konnte. Einzig Shin war anwesen, aber ihn den Grund für seine Freude mitzuteilen war wohl doch etwas unpassend. Es versetzte seinem Hochgefühl nur einen leichten Dämpfer. Vielleicht fand sich ja was Leckeres in der Küche mit dem er vorerst allein feiern konnte. Enttäuscht warf Makoto die Kühlschranktür wieder zu. Er hatte vergessen einzukaufen. Das hatte er eigentlich schon am Vortag tun wollen, dann musste er es jetzt machen. Dazu hatte er keine große Lust. Wenn Shin doch nur etwas zu essen hier gehabt hätte, er wäre sofort schnorren gegangen. Aber Shin schien kein Essen zu brauchen, denn in der Küche war nichts von ihm aufgetaucht. Von was ernährte er sich wohl? Makotos Neugier war geweckt. Zögernd stand er vor der geschlossenen Zimmertür hinter der sich Shin befand. Vielleicht hortete der Kleine ja sein Essen im Zimmer. Er brauchte einen Vorwand um zu klopfen. Ihm fiel recht schnell etwas ein. Ungeduldig wartete er, nachdem er geklopft hatte, auf eine Antwort. Endlich kam ein leises „Ja?“ zurück. Was hatte denn so lange gedauert? Langsam öffnete Makoto die Tür. Es war kaum Licht an und Shin saß vor dem Computer auf dem er vorher jegliche Programme geschlossen hatte. Der Monitor war sein fahles Licht auf seine helle Haut und ließ sie ungesund blass erscheinen. Seine großen, blauen Augen sahen Makoto fragend an. Ziemlich genau konnte sich Makoto vorstellen, was Shin gerade gemacht hatte. Nichts Anständiges, wenn Shin es ihm nicht zeigen wollte. Kleines Ferkel! „Ich muss einkaufen! Willst du mitkommen?“ Makoto stockte. Er hatte ihn fragen wollen, ob er ihm etwas mitbringen sollte und nicht das, was er nun gefragt hatte. Bestimmt hatte er sich unterbewusst anders entschieden, weil Shin so blass aussah und frische Luft brauchte. Offensichtlich brauchte Shin einen Moment um darüber nachzudenken. Sein Blick wanderte von Makoto zu einem undefinierbaren Punkt unterhalb des Bodens und dann wieder zurück. „Okay…“ Hatte sich Makoto verhört oder schwang da tatsächlich etwas wie Unsicherheit in dieser leisen Zustimmung. Irgendwie war es irritierend. Wo war der arrogante, überhebliche Shin geblieben? Auf dem Weg zum Supermarkt ganz in der Nähe schwiegen sie. Makoto fühlte sich merkwürdig gehemmt. Er sah unauffällig zu Shin, der sehr gerade aufgerichtet fast schon mechanisch wirkend neben ihm herlief. Der Gesichtsausdruck war verschlossen. Shin war ein Rätsel. Einkaufen mit Shin war noch eigenartiger. Er nahm sich nur etwas Obst mit dann noch Toast. Makoto, der vergessen hatte sich eine Einkaufsliste zu schreiben, lief kreuz und quer durch den Laden weil ihm immer wieder noch etwas einfiel, was er brauchte. Shin folgte ihm in fast schon stoischer Ruhe. „Brauchst du auch Cornflaks?“ Es war das erste mal seit sie unterwegs waren, dass Makoto sich direkt an Shin wandte. Der Jüngere sah das Regal mit den vielen Cornflakespackungen an, als sähe er so etwas zu ersten Mal. „Ähm… ja?!“ Er ließ seinen Blick ausgiebig über alle Verpackungen schweifen bis er schließlich fand, was er suchte. „Und Milch?“ „Ja!“, diesmal klang es schon fast erleichtert. Es amüsierte Makoto schon, wie Shin anscheinend keine Ahnung hatte. Der Junge hatte keinen Plan, was er einkaufen sollte. So machte Makoto ihm weitere Vorschläge und führte den Ahnungslosen. Und nochmals liefen sie durch den ganzen Supermarkt bis Shin auch alles hatte, was er brauchte und wollte. Beladen, wie zwei Packesel, traten sie den Heimweg an. Obwohl Shin sehr, sehr ruhig und in sich gekehrt war, hatte Makoto der gemeinsame Einkauf gefallen. Makoto fand es ein bisschen komisch von Shin dabei beobachtet zu werden, wie er seine Lebensmittel in den Kühlschrank räumte. „Nimmst du das untere Fach?“ Shin verließ den Platz von dem aus er in sicherer Entfernung sich alles unschlüssig anschauen konnte und kam mit seinen Einkäufen näher. Langsam begann er einzuräumen. Mit der Milchtüte in der Hand sah er nach, wohin Makoto seine Milch hingestellte hatte und stellte seine eigene schließlich daneben, in die Ablage der Tür, nur um dann ernüchtert festzustellen, dass beide so ziemlich identisch waren. „Namen draufschreiben!“, mischte sich Makoto hilfreich ein. „Oder wir kleben Bilder von uns ran…“, scherzte er etwas. Plötzlich begann Shin zu strahlen. Er sah Makoto an, der verwirrt lächelnd zurücksah. Er konnte sich Shins Lächeln nicht entziehen, es war schön und ansteckend. „Wollen wir???“, fragte Shin und seine Augen leuchteten. „Was?“ Makoto war etwas durcheinander. „Na, Bilder rankleben!“ „…Okay!“ Zur Belohnung, schenkte Shin Makoto noch mal ein strahlendes Lächeln und lief aus der Küche. Immer noch in Faszination schwelgend, begann Makoto das Abendbrot zu zubereiten – für sich selbst und Shin. Kurz darauf tauchte der Kleine mit seinem Handy wieder in der Küche auf. „Schaust du kurz mal her, Makoto?“ Er grinste in Shins Richtung, damit dieser ein Foto mit seinem Handy machen konnte. Dann drehte Shin sein Handy zu sich, um sich selbst zu fotografierte und lief wieder zurück in sein Zimmer. Makoto fühlte sich gerade ziemlich wohl, so wie es jetzt war, war es sehr angenehm. Aber welcher von diesen verschiedenen Shins war nun der Echte? Irgendwann kam Shin wieder und werkelte ein Weilchen an der Milch herum. „Gut so???“, fragte es nachdem er sein Werk vollendet hatte und präsentierte es stolz seinem Mitbewohner. Shin hatte ihre ausgeschnittenen Gesichter direkt auf die Köpfe der, auf der Packung abgebildeten Kühe geklebt. Es war unmöglich nicht darüber zu lachen. Makoto legte das Messer weg um sich nicht vor Lachen zu schneiden. Das sah einfach zu albern aus. „Wenn das jemand sieht, hält der uns für verrückt!“ Sehr deutlich konnte Makoto sehen, wie sehr es Shin freute ihn zum Lachen gebracht zu haben. „Wollen wir zusammen in meinem Zimmer essen?“ Shin sah ihn überrascht an. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet. Leicht lächelnd, nickte er etwas. Zuerst schien sich Shin wirklich über das gemeinsame Essen zu freuen, doch als die Zeit verging, wurde er unruhiger. „Was ist mit dir? Alles okay?“ So was blieb Makoto natürlich nicht verborgen. Shin sah ihn etwas unsicher an und antwortete zögernd: „Ich muss noch Hausaufgaben machen, aber ich verstehe sie nicht!“ „In welchem Fach denn?“ „Mathe!“ „Soll ich dir probieren zu helfen?“ Fragend sah Shin zum Schreibtisch auf dem sich Mengen von Unterlagen stapelten. „Das hat noch Zeit! Alles was ich für morgen brauche ist schon erledigt!“, beruhigte Makoto ihn. Sofort stand Shin auf, um seine Hausaufgaben zu holen. Es dauerte etwas bis Makoto sich in die Aufgabenstellung eingelesen hatte. Es war nun doch schon etwas her, seit er selbst diese Art von Aufgaben gerechnet hatte. Während dessen saß Shin neben ihm und starrte seinerseits skeptisch auf seine Hausaufgaben. Probeweise rechnete Makoto eine der Beispielaufgaben nur um sicher zu stellen, dass er es auch richtig verstand und Shin im Anschluss nicht irgendeinen Blödsinn erzählte. Aufmerksam folgte Shin, Makotos Erläuterungen. Die erste Aufgabe rechneten sie gemeinsam, dann rechnete Shin allein und bekam nur Hilfe wenn er nicht weiterkam. Schnell war Shin sicher genug um die restlichen Aufgaben alleine zu bewältigen. Um ihn nicht nervös zu machen, weil er ihm ständig auf die Finger sah, setzte sich Makoto an seinen Schreibtisch und beschäftigte sich mit etwas anderem. „Makoto?“ Erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen, Shin hatte sich unbemerkt hinter ihn gestellt. „…Entschuldige! Ich bin mir bei der Aufgabe nicht so sicher. Könntest du vielleicht..?“ Schüchtern war Shin ziemlich niedlich. „Zeig her!“ Shin stellte sich neben ihn und beugte sich etwas vor, um sein Problem besser anhand seiner halb ausgerechneten Aufgabe zu erklären. Eigenartigerweise stellte Makoto fest, dass er etwas nervös wurde. Shin war ihm nahe genug, um den leichten Duft seiner Haare wahrzunehmen. Er musste sich zusammenreißen, damit er sich überhaupt auf das Erklären konzentrieren konnte. Was nahm er für ein Shampoo? Das roch ja fantastisch! Makoto freute sich darüber, dass Shin noch blieb, nachdem er mit den Hausaufgaben fertig war. Angenehmer Gesellschaft war Makoto nie abgeneigt. Gemeinsam wollten sie noch etwas fernsehen. Shin saß auf dem Bett, Makoto davor. Erschrocken fuhr Makoto zusammen. Er war tatsächlich eingenickt. Ein Blick auf das Bett bestätigte seine Ahnnahme. Shin schlief ebenfalls. „Shin…“, träge hob er seine Hand und berührte Shins Oberarm um ihn zu wecken. Undeutlich murmelte der Jüngere etwas und drehte sich auf die andere Seite. Makoto war viel zu müde. Er holte eine Decke aus dem Schrank und deckte Shin damit zu. Er selbst ging einfach in das Zimmer seines Mitbewohners zum Schlafen. Noch im Halbschlaf wunderte er sich, warum er sein Gesicht fest in das Kissen drückte, das noch schwach nach Shin roch. Es war ein beruhigender Duft obwohl es in seiner Magengegend auch etwas kribbelte. Eine sanfte Stimme holte Makoto langsam aus seinem Schlaf. „Du musst doch erst um 8 Uhr aufstehen? Oder?“ Makotos Augenlieder waren so schwer. Es war so anstrengend die Augen zu öffnen. Endlich schaffte er es und erkannte die Person, die zu der Stimme gehörte. Es war Shin. Ein weißes Handtuch um die Hüften gewickelt, kniete er vor dem Bett auf dem Makoto lag. Ein behörender, süßer Duft strömt von dem frisch geduschten Shin gradewegs im Makotos Richtung. >Shin ist so süß! …und er richt auch so!< Es war Makoto nicht möglich weg zu sehen. „Ich habe dir dein Handy hergelegt. Es ist auch auf um 8 gestellt!“ Shin neigte etwas seinen Kopf zur Seite und grinste. Als wäre es das Normalste der Welt, sah Makoto zu, wie Shin sich seine Shorts anzog ohne das Handtuch abzunehmen. Erst als er sie hoch gezogen hatte, warf er es über seine Stuhllehne. Er sah zu Makoto und lächelte lieb. Noch bevor er sich fertig angezogen hatte, schlief Mokoto wieder. Das Handy klingelte wie ein Wecker und ließ Makoto um 8 aus seinem Schlaf hochschrecken. Es dauerte bis er wusste, wo er war. Dann erinnerte er sich an den halbnackten Shin und an die intime, sinnliche Stimmung, die zwischen ihnen in diesem Moment geherrscht hatte. Er war sofort hellwach. Sein Herz schlug sehr schnell und seine Wangen fühlten sich heiß an. Irritiert musste er feststellen, dass er nicht wusste, ob er schnell Shins Bett verlassen oder sich die Decke vor Verlegenheit über den Kopf ziehen sollte. Shin verwirrte ihn mehr und mehr. Schließlich verließ er doch das Bett, aber nicht fluchtartig. Er ging aus dem Zimmer und dabei blieb sein Blick an dem Handtuch auf der Stuhllehne hängen. Schon schlug sein Herz wieder schneller. Die Vorlesungen erforderten seine ganze Aufmerksamkeit, so dachte er nur noch selten an Shin. Auch zu Hause musste er noch einiges erledigen. Durch die Stille der Wohnung hindurch hörte Makoto, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Er sah auf die Uhr. Fast halb 9. Ziemlich spät um nach Hause zu kommen, dachte er sich. Nur einige Minuten vergingen und es klopfte an seiner Zimmertür. Noch ehe er etwas sagen konnte, steckte Shin vorsichtig seinen Kopf durch die, einen Spalt breit geöffnete Tür. „Darf ich..?“ >Dumme Frage!< Makoto war doch tatsächlich etwas verärgert über Shins spätes Heimkommen. Als er nicht schnell genug antwortete, wurde Shins Blick von freudig zu vorsichtig. „Oder hast du zu viel zu tun? Störe ich dich?“ „Nein, komm’ schon rein!“, beeilte sich der Ältere zu sagen, bevor Shin sich noch anfing für die Störung zu entschuldigen. Sofort trat Shin ein, lief zu ihm und hielt ihm grinsend ein Blatt vor die Nase. Makoto nahm es und sah drauf. „Wir haben heute einen Überraschungstest geschrieben über die Aufgaben, die du mir gestern erklärt hast und ich habe eine Zwei geschrieben!“ Shin strahlte und eine leichte Bierfahne ging von ihm aus. „Hast du was getrunken?“ „Nur ein, zwei Bier!“ „Du hast deine Zwei gefeiert?!“ „Ich schreibe nicht so oft Zweien!“, war die simple Antwort. Makoto wurmte es, dass Shin nicht mit ihm gefeiert hatte und diese Tatsache irritierte und ärgerte ihn. „Du hättest vielleicht das Feiern auf das Wochenende verschieben und dafür noch etwas lernen sollen. Dann hättest du auch öfters Grund zum Feiern!“ Makoto wollte gar kein Spielverderber sein, doch er war aus diesem eigenartigen Grund gekränkt. Shins Gesichtsausdruck wurde bockig, er öffnete seinen Mund um zu widersprechen, schloss ihn dann aber wieder. „Du hast ja Recht!“ Er sah jetzt geknickt auf den Boden. Und schon tat es Makoto leid. Noch während er nach den richtigen Worten suchte, sagte Shin leise: „Entschuldige die Störung. Ich werde dich jetzt lieber weiter machen lassen!“. Er drehte sich um. „Ich dachte nur, du würdest dich auch darüber freuen, dass… Da habe ich mich wohl geirrt! Ich werde dich jetzt allein lassen, ich muss noch Hausaufgaben machen!“ „Brauchst du Hilfe?“ Mit Märtyrerblick flüsterte Shin: „Schon gut. In der Schule gut zu sein, ist dir viel wichtiger als mir. Es ist besser wenn du dich ganz auf deine Aufgaben konzentrierst!“ „Oh bitte, Shin! Hör’ auf zu schmollen und rede mir kein schlechtes Gewissen ein. Ich freue mich ja für dich und es tut mir auch leid dich so runtergezogen zu haben. Du solltest aber nichts trinken, wenn du dann so hypersensibel wirst!“ Makoto mochte diese Art von Spielchen nun wirklich nicht spielen. „Du bist echt ein Arschloch!“, fauchte Shin. „Und du bist ein Idiot!“ Trotzig verließ Shin daraufhin das Zimmer. Makoto seufzte. Anscheinend benahm nicht nur Shin sich merkwürdig sondern auch er selbst. Es war jetzt unmöglich sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Mit Shin verstritten zu sein war wirklich furchtbar. Er wartete einige Minuten um ruhiger zu werden und ging dann zu Shin. Ohne auszuklopfen, betrat er den Raum. Überrascht sah Shin, der an seinen Schreibtisch saß, zu ihm hin. „Sind das seine Hausaufgaben?“, fragte Makoto als er näher getreten war. Shin nickte nur, unsicher wie er reagieren sollte. Makoto nahm alles was da lag. „Komm mit!“ „Nein, lass das!“, protestierte Shin immer noch gekränkt. „Komm jetzt!“ Makoto packte ihn einfach am Arm, während er den ganzen Papierkram an seine Brust drückte. Er zog Shin einfach mit sich. Erst wieder in seinem Zimmer ließ er ihn los. Er legte alles auf den Boden und setzte sich dazu. „Hinsetzen!“, befahl er ohne jegliche Härte in der Stimme. Shin stand nur da und sah schmollend in eine andere Richtung. Kurz entschlossen umfasste er Shins Handgelenk und zwang ihn, indem er am Arm zog, sich neben ihn zu setzten. „Was genau musst du machen?“ Shin antwortete nicht. Makoto konnte nur seine aufeinander gepressten Lippen sehen, denn Shin ließ seine Haare ins Gesicht hängen. „Jetzt komm’ schon!“ Ich habe mich doch entschuldigt und das ich dich Idiot genannt habe, tut mir auch leid. Lass mich dir bei deinen Hausaufgaben helfen… Damit dir die Gründe zum Feiern nicht ausgehen!“ Mit dem kleinen Scherz hoffte Makoto die Situation aufzulockern. Doch stattdessen sah er, wie Shins Unterlippe verdächtig bebte und dann auch noch eine Träne über seine Wange rollte. „En… entschuldige mich bitte!“ Shin bekam kaum einen Ton heraus. Er stand schnell auf und floh. Erschrocken eilte ihm Makoto hinterher. Er wusste nicht, warum Shin plötzlich weinte. Die Hände vor das Gesicht gepresst, stand Shin im Flur, mühsam beherrscht, nicht zu schluchzen. „Was ist denn los? Ist es wegen mir? Habe ich was gesagt, das dich verletzt hat?“ Shin ließ seine Hände sinken und senkte dabei auch seinen Kopf. „Nein!“, wisperte er. „Was hast du denn nur, Shin?“ Makoto klang wirklich sehr besorgt, doch das war ihm im Moment total egal. Mit einem Schritt war Shin bei ihm, krallte seine Hände in Makotos T-Shirt und drückte das verheulte Gesicht gegen seine Schulter. Vor Erstaunen war Makotot zu erst wie gelähmt. Shin wollte schon fast wieder einen Schritt zurück gehen, da schaffte er es seine Arme um die schmalen Schultern des Jüngern zu legen. Jetzt konnte er deutlich spüren wie Shin zitterte. „Es tut mir so leid!“, begann Shin schließlich leise. „Mein Benehmen und dann mache ich dir auch nur Umstände. Anstatt dir dankbar zu sein, bin ich sauer auf dich…“ Makoto drehte seinen Kopf in Shins Richtung und da berührten seine Lippen Shins Haar. Es war ganz weich und dann war da auch wieder dieser betörende Duft. „So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht!“ Makoto musste sich bemühen seine Aufmerksamkeit auf den traurigen Shin zu lenken. „Wir müssen uns beide erst daran gewöhnen einen Mitbewohner zu haben. Wir werden uns bestimmt nicht das letzte Mal gestritten haben. Du darfst dir das nicht so zu Herzen nehmen!“ Shin schien etwas beruhigt. Er löste seine Hände aus Makotos Sachen. Als er wieder auf Abstand ging, sah er sehr verlegen aus. Zusammen gingen sie zurück ins Zimmer. Makoto reichte Shin eine Packung Kleenex, obwohl er nicht ganz sicher war, ob er das noch brauchte. Sein T-Shirt fühlte sich an der Stelle, an der Shins Gesicht gelegen hatte, recht nass an. „Tut mir leid, dass ich so rumgeheult habe!“ Shin war es immer noch ziemlich peinlich. „Schon gut! Das kommt hin und wieder vor!“ Makoto fand es tatsächlich nicht so schlimm, dass der Kleine geweint hatte. Auch, dass er ihn im Arm gehalten hatte um ihn zu trösten, war okay wenn auch wohl eher unüblich unter Mitbewohnern. Kurz bevor Makoto einschlief, wurden seine Gedanken wieder von Shin angezogen. Diese kurzen Momente waren so intensiv, dass es ihm vorkam als wäre Shin wirklich da. Nachts träumte er auch von ihm. Allerdings von dem Streit. Das hatte ihn etwas mitgenommen. Es war alles andere als einfach Shin zu verstehen und er hätte zu gern gewusst, was in dem Jungen vorging. In den kommenden Wochen ergab es sich, dass Shin von nun an immer seine Hausaufgaben in Makotos Zimmer machte, selbst wenn dieser noch nicht da war, saß Shin auf ein und der selben Stelle auf dem Boden, bemüht alles Schulische zu erledigen. Und Makoto mochte die stille Anwesenheit Shins. Der Rhythmus in dem Shin schrieb, war beruhigend; das leise „Mhm…“, das er von sich gab, wenn er überlegte, brachte Makoto zum Lächeln. Wenn nötig half er ihm. Doch Shin brauchte, immer seltener Unterstützung. Sie verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Sie aßen zusammen, sahen zusammen fern, gingen zusammen einkaufen und natürlich lernten sie auch gemeinsam. Wenn sie dann am Wochenende etwas getrennt voneinander unternahmen, vermisste Makoto Shin. Dass das nicht normal war, wusste er. Es ändert daran nichts, er fühlte sich in seiner Nähe wohler als irgendwo anders. Doch umso mehr er sich seine Zuneigung zu Shin eingestand, so stärker wurde ihm auch die Tatsache bewusst, dass Shin nur ein Mitbewohner auf Zeit war. Er getraute sich nicht einmal nachzufragen, wie lange ihr Zusammenleben noch dauern würde. Die letzte Vorlesung hatte sich ins Unendliche gezogen. Makoto war völlig fertig. Er freute sich schon Shins Lächeln zu sehen, wenn er nach hause kam. Dieses Lächeln zur Begrüßung zählte schon irgendwie zu den Highlights eines jeden Tages. Kaum hatte Makoto die Wohnungstür hinter sich geschlossen, kam Shin aus seinem Zimmer gestürzt und rannte fast mit ihm zusammen. „Sorry, Hallo und Auf Wiedersehn!“ Shin grinste frech – kein Begrüßungslächeln! „Wo willst du hin?“ Makoto befürchtete enttäuscht geklungen zu haben. „Ich bin verabredet!“ Shin zog sich schon die Schuhe an. „Mit wem denn?“ Shin sah zu Makoto hoch. „Ein Freund hat Geburtstag. Wir gehen nur was trinken.“ Die Schuhe waren fertig angezogen. Wieder gerade aufgerichtet, lächelte Shin sanft. „Ich bleibe nicht lange weg, versprochen!“ Dann ging er. Errötet starrte Makoto auf die geschlossene Tür. Er fragte sich, in wie fern Shin wohl seine Gefühle kannte. Oder hatte er sich nur über ihn lustig gemacht. Makoto aß gerade sein Abendbrot als Shin wiederkam. Es war kurz nach halb 9 und Makoto hatte so lange mit dem Essen gewartet, wie er es aushielt. Durch die offenstehende Tür sah Shin ins Zimmer. „Bin wieder da!“ Sehnsuchtsvoll sah er auf das Essen. „In der Küche ist auch noch was für dich!“ „Du bist großartig!“ Shin rannte fast in die Küche und rief dabei. „Ich sterbe fast vor Hunger. …kannst du Gedanken lesen?!“ Er kam wieder, setzte sich auf den Boden und begann sofort zu essen. „Ist das lecker…“, nuschelte er mit vollem Mund. „Du hattest Spaß, was?!“ Makoto sah ihm zu und war schon durch den bloßen Anblick glücklich. „Ich hab mehr getrunken als ich wollte. Gut, dass ich meine Hausaufgaben vorhin schon gemacht hab!“ Shin steckt ihn grinsend die Zunge heraus. „Ich sehe, du lernst dazu!“ Aus irgendeinem Grund, hatte Makoto das dringende Bedürfnis, Shin zu knuddeln, weil er einfach nur süß war, hielt sich aber zurück. Als Shin fertig gegessen hatte, fiel er einfach vollgefressen um. „Ach, Makoto! Ich glaube, ich bleibe bei dir. Du kochst für mich lecker Essen, du hilfst mir und bist auch noch total nett. Mhm…“ Ihm fielen fast die Augen zu vor Müdigkeit. Er drehte seinen Kopf zu Makoto und lächelte ihn fast schon zärtlich an. Makoto starrte zurück, während sein Herz ihm bis zum Hals schlug. Kurz darauf schlief Shin ein. „Hey, wach auf!“ Makoto kniete neben ihm. „Nicht hier auf dem Boden schlafen!“ Shin gab ein leichtes Stöhnen von sich. „Dann musst du mich ins Bett tragen. Ich kann nicht mehr…“, murmelte Shin undeutlich. „Wenn es sein muss..!“, seufzte Makoto. „Aber bitte, wirf mich nicht einfach über deine Schulter, sonst muss ich kotzen!“ Shin öffnete etwas seine Augen und sah ihn wie die Unschuld selbst an. „Na, toll!“ Vorsichtig hob Makoto ihn auf seine Arme. Ihm wurde ganz flau im Magen, weil er Shins Körper so dicht bei sich spürte. Er war ganz nervös. Langsam trug er ihn in sein Zimmer und legte ihn aufs Bett. Und schon im nächsten Augenblick vermisste er Shins Wärme. Shin begann an seiner Hose herumzunesteln und Makoto wurde rot. Endlich offen, hob er seine schmalen Hüften und zog sie sich herunter. Umständlich quälte er sich hinaus und warf die Hose auf den Boden. Ohne dafür aufstehen zu müssen, probierte Shin die Decke unter sich hervor zu holen. Makoto überwand sich und half ihm. Im Hin und Her rutschte Shins Shirt immer höher und gab dann eine beachtlichen Teil von seinem flachen Bauch frei. Das war eigentlich schon verwirrend genug für Makoto, zu seinem Unglück jedoch, fuhr er aus Versehen mit dem Fingerspitzen über die nackte, glatte Haut des Jungen. Wie von einem Schlag getroffen, zuckte er zurück. Shin schien nichts bemerkt zu haben und er zog sich schließlich eine Ecke der Decke über sich. Makoto zog den Rest der Decke auch noch unter ihm hervor und rollte ihn dabei auf den Bauch. Träge rollte Shin wieder zurück und ließ sich zudecken. Leise verließ Makoto das Zimmer, an der Tür hörte er noch ein geflüstertes, müdes „Danke!“ Mittlerweilen musste er sich zwingen nicht permanent an Shin zu denken, er verdrängte die Erinnerungen an das süße Gefühl, dass er verspürte, wenn er Shin nahe kam. In Makotos Leben gab es wichtigere Dinge als die eigenartigen Empfindungen seinem Mitbewohner gegenüber. Doch im Leben konnte man nun mal nicht alles kontrollieren. Zitternd und mit klopfenden Herzen schreckte Makoto aus einem Alptraum hoch. Er war noch genauso panisch wie vor dem Aufwachen. In seinem Traum hatte er Shin nicht finden können, nirgends, und niemand hatte ihn gesehen. Als er dann Hideo fragte, behauptete er, dass er nie einen Stiefbruder gehabt hatte, und dass er einen Shin so wie so nicht kannte. Makoto konnte sich nicht beruhigen, er stand auf und ging, immer noch ängstlich, in Shins Zimmer. Fassungslos erstarrte er vor Shins leerem Bett. Träumte er immer noch? Um sicher zu gehen, machte er ein wenig Licht an. Es blieb leer. Ungläubig berührte er das Kissen und es war ihm, als wäre noch etwas Wärme darin. „Shin…“ Es war nur ein ersticktes Wispern. „Makoto???“ Verblüfft fuhr er herum und starrte mit großen Augen auf den Vermissten. „Was hast du?“ Shin kam näher. „Hattest du einen Alptraum?“ Makoto hob die Hand und berührte ihn am Oberarm. Er war wirklich da! Keine Einbildung! Plötzlich fühlte sich Makoto erschöpft. „Alles okay? Makoto???“ Besorgt sah Shin ihn an. „Du bist ganz blass! Setzt dich erst mal!“ Ganz vorsichtig legte Shin seine Hände auf Makotos Arme und schob ihn zum Bett, so dass er sich setzten musste. „Das muss ja ein ganz fieser Traum gewesen sein!“ Shin hatte sich neben ihn gesetzt. „Geht’s wieder?“ Makoto nickt etwas. Dieses schreckliche Gefühl der Einsamkeit und des Verlustes, das er empfunden hatte, ließ nur ganz langsam nach. Zu langsam. Er wollte Shin in seine Arme ziehen und ihn festhalten um sicherzustellen, dass er nie fort ging. Er brachte es nicht über sich. Doch er brauchte Shins Nähe, er musste ihm näher kommen, sonst würde er durchdrehen. Das Einzige, was er sich getraute, war den Kopf auf Shins Schulter zu legen. Es war so bitter, weil er mehr wollte. Um wieder ruhig schlafen zu können, hätte er mit Shin in seinem Arm einschlafen müssen. Tränen brannten in seinen Augen. Ohne Shin anzusehen, stand er auf und ging aus dem Zimmer. Er hatte kein Wort herausgebracht und er konnte sich nicht erinnern, wann es ihm jemals so schlecht gegangen war. Den Rest der Nacht lag er wach. Er beruhigte sich mit dem Gedanken an den Morgen. Sobald der neue Tag anbrach, würde es ihm auch wieder besser gehen. Tatsächlich fühlte es sich wohler, wenn auch ein dumpfes, bedrückendes Gefühl tief in ihm weiter schwelte. Shin erwähnte mit keiner Silbe die vergangene Nacht und dafür war Makoto dankbar. Von Tag zu Tag schaffte es besser seine unterdrückten Empfindungen zu ignorieren. Verbissen konzentrierte sich Makoto auf sein Studium. Wogegen er nichts tun konnte und auch nicht wollte, war die Freude, die er empfand über das Zusammenleben mit Shin. Er konzentrierte sich nur auf das Jetzt und es konnte wohl kaum so verkehrt sein glücklich zu sein. Über das Morgen dachte er nicht nach, es hätte ich traurig gemacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)