boys' flat share von KleineSchwester ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Die Tage vergingen langsam aber stetig und Makoto lebte vor sich hin ohne jeglichen Enthusiasmus. In den Dingen, die er tat, sah er kaum noch Sinn. Eine so tiefe und so lang anhaltende Traurigkeit hatte er noch nie empfunden und er fragte sich, ob er sich da wohl in etwas hineingesteigert hatte. Seit über einem Monat hatte er nichts mehr von Shin gehört. Kenichi hatte sich als echter Freund bewiesen, immer da wenn er jemanden zum Reden brauchte. Doch auch Kenichi hatte eingesehen, dass er Makoto nicht wirklich helfen konnte. Und in einer von vielen schlaflosen Nächten traf Makoto die schmerzhafte Entscheidung Shin zu vergessen. Keine trügerischen Hoffnungen mehr, die Tatsachen sprachen dagegen. Gleich am nächsten Tag teilt er Kenichi seine Entscheidung mit. „Wirkich?“ Kenichi war sich nicht sicher ob er sich freuen oder ihn bemitleiden sollte. „Es hat doch keinen Sinn. Ich mache mir nur was vor.“ „Dir ist es also ernst?“ Makoto nickte als Antwort. „Wenn das so ist… Lass uns heute was trinken gehen!“ Er vorsichtiges Lächeln zeigte sich auf Kenichis Gesicht. „…Okay!“ und auch Makoto lächelte etwas – es tat ihm gut. „Sag mal! Ist es unter der Woche immer so voll hier?“ Makoto hatte an der Bar Bier geholt und dafür ziemlich lange anstehen müssen. „Was?“ Die Musik war so laut, dass Kenichi kaum ein Wort verstand. „Ist es immer so voll hier?“, kürzte Makoto seine Frage ab und schrie sie Kenichi ins Ohr. „Keine Ahnung!“, brüllte dieser wiederum zurück. „War schon ewig nicht mehr hier!“ Eine Freundin Kenichis tippte ihm von hinten auf die Schulter. Überrascht begrüßte er sie und stellte sie dann Makoto vor. Sie lächelte ihn erfreut an und richtete Makotos geknicktes Ego wieder etwas auf. Ein Weilchen blieb sie und unterhielt sich mit beiden. Als sie ging sahen sie ihr hinterher „Das ist ’ne Traumfrau!“, schwärmte Kenichi mit verträumtem Blick. „Aber?“ Makoto sah ihn fragend an. „Ihr Freund weigert ich tatsächlich sie zu teilen…“ Grinsend trank Kenichi einen Schluck Bier. Dass es so unterhaltsam sein würde mit Kenichi wegzugehen, hatte er nicht gedacht. Makoto vergaß für einige Zeit seine eigenen Sorgen und fühlte sich seit langem wieder mal wohl. Es war schon spät. Makoto unterhielt sich mit einem alten Schulfreund und Kenichi flirtete neben ihm von weitem mit einem Mädchen an der Bar. Lautlos vibrierte Makotos Handy in seiner Tasche. Verwundert sah er nach, wer ihn um diese Zeit noch anrief. Als er den Namen las, erstarrte er. Kenichi, aufmerksamer Freund, der er war, bekam seine Veränderung mit und war ebenfalls einen Blick auf das Handy. „Geh’ ran!“, schrie er Makoto entgegen als er Shin als Anrufer ausmachte. Überstürzt entschuldigte Makoto sich und drängte sich in Richtung Ausgang. In dem Moment als er die Tür passierte, ging er ans Telefon. „Ja?“ „Hi! Hier ist Kim! Ein Freund von Shin! Ist da Makoto?“ „Äh… Ja!“, war die verwirrte Antwort. Neugierig war Kenichi hinterher gelaufen, stand jetzt vor seinem Freund und sah ihn fragend an. Aber Makoto sah selbst völlig durcheinander aus. „Das hört sich jetzt bestimmt ein bisschen komisch an…“ sprach dieser Kim weiter, „…aber könntest du bitte Shin abholen kommen?“ „Was? Warum?“ Sein Herz schlug so schnell „Mhm… Na ja, es geht ihm nicht gut! Kommst du? Wir sind am Lucky Seven!“ „Warte!“ und zu Kenichi: „Lucky Seven???“ „Nur ein Stück die Straße runter!“, er wieß in die Richtung. „Wir sind gleich da!“, antwortete Makoto Kim. „Okay! Danke!“ „Was ist?“ Kenichi war ganz aufgeregt. „Das war ein Freund von Shin. Er hat gefragt, ob ich Shin abholen kann. …Ihm geht es nicht gut…“ „Na, dann… Los!“, kommandierte Kenichi seinen Freund, der verunsichert die Straße entlang sah. Der 10minütige Fußmarsch war für beide ziemlich nervenaufreibend. Makotos Herz schlug ihm bis zum Hals. Er war so nervös, dass er es kaum noch aushielt. „Da vorne ist es!“, unterbrach Kenichi das angespannte Schweigen. Etwas abseits entdeckte Makoto eine Gruppe von vier Jungs und einer von ihnen war Shin. Gerade schubste er einen anderen weg und schrie ihn an, er solle ihn in Ruhe lassen. Der Andere antwortete in der gleichen Lautstärke, dass es nur Shins Schuld gewesen sei, dass sie aus dem Club geflogen waren. Kaum hatte Shin Makoto gesehen, hielt er perplex inne. „Was machst du denn hier?“,fragte Shin argwöhnisch als sie näher kamen. „War zufällig in der Gegend!“ Makoto wusste nicht ganz, wie er sich verhalten sollte. „Hi! Ich bin Kim!“, stellte sich ein gut aussehender, gestylter Junge vor und lächelte hinreißend. „Was soll DAS denn?“, fauchte Shin wütend. Makoto machte sich Sorgen weil Shin so aggressiv war. „Ich bring dich nach Hause!“ „Ich bin kein Kind mehr!“ Shins Ton war nicht mehr so angriffslustig. „Dann komm jetzt!“ Allen Anwesenden lief ein wohliger Schauer über den Rücken bei dem liebevollen Unterton in Makotos Stimme. Plötzlich, wie verwandelt, war Shin ganz brav und beide verließen die Gruppe. Kenichi blieb zurück und ließ sich die Ereignisse von diesem und einigen Tagen zuvor erzählen. „Du bist unter der Woche weggegangen?“, fragte Shin leise. Die Straße durch die sie liefen war leer. „Ja!“ Makoto hatte ein schlechtes Gewissen, wenn er an den Grund dafür dachte und als er Shin ansah, wusste er, dass er ihm endlich die Wahrheit sagen musste. „Shin?“ Er blieb stehen und der Angesprochene auch. „Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss!“ Er hatte die volle Aufmerksamkeit des Jüngeren und das machte ihn gleich noch nervöser. Er holte tief Luft. „Also, ich hab mich in dich verliebt. Schon vor einer ganzen Weile. Ich weiß, es ist blöd weil wir beide… Aber ich mag dich wirklich sehr… und ich werd dich auch nicht anmachen oder so. …vielleicht können wir trotzdem Freunde…“ Er hatte während er sprach keine Luft mehr geholt, nun war sie alle und er sah erst jetzt Shins verstörten Gesichtsausdruck. „Ich…“ Makoto schwieg betroffen. Nach einer Weile flüsterte er leise: „Entschuldige bitte.“ Shin schüttelte den Kopf, sah Makoto an und flüsterte verwirrt: „Wieso nicht anmachen? Ich bin doch schwul!“ Völlig verblüfft sah Makoto ihn an, ohne ein Wort herauszubringen. „Du wusstest das nicht???“ Als Antwort konnte Makoto lediglich den Kopf schütteln. „Ich dachte, Hideo hätte dir das schon längst erzählt!“ Wieder ein Kopfschütteln. Shin senkte kurz den Blick und sah dann wieder, jetzt aber verlegen zu Makoto auf. „Du magst mich also?“ Makoto nicke errötend. Langsam breitete sich auf Shins Gesicht ein Lächeln aus und dann strahlte er Makoto so glücklich an, dass diesem fast die Tränen kamen. Sie gingen weiter und Makoto hätte jetzt gern Shins Hand gehalten. „Kann ich bei dir schlafen?“, fragte Shin nach einer Weile. „Freitag!“, meinte er Makoto mit aufmunterndem Lächeln. „Du bist kein bisschen spontan!“, kam es etwas nörglig zurück. „Ich denk doch nur an dich dabei!“, und da war wieder dieser zärtliche Ton in der Stimme. Shin seufzte schicksalsergeben. „…und sag Hideo bescheid, wo du bist!“ „Bloß nicht! Wenn der das mit uns rausbekommt, wird er denken, ich hätte dich schwul gemacht!“ Makoto lachte auf. „Das geht doch gar nicht!“ „Das weiß ich selbst!“ Unsicher schweigend setzten sie ihren Weg fort. Verzweifelt überlegte Makoto, was er sagen sollte. So richtig fassen, konnte er das alles noch gar nicht. So vieles ging ihm durch den Kopf. Er hätte zu gern gewusst, ob Shin ähnlich für ihn empfand. Nur weil er schwul war, hieß das ja noch lange nicht, das er in ihn verliebt war. Makoto zweifelte jedoch daran, dass es schlau wäre, einfach so nachzufragen. Ein Nein hätte ihn schon sehr verletzt. Besser er gab Shin Zeit, es von sich aus zu sagen. Bestürzt stellte Makoto fest, dass sie sich schon in der Nähe von Shins Wohnung befanden. Der Weg war ihm sehr kurz vorgekommen. Er sah zu Shin. Dieser bemerkte den Blick und lächelte verlegen. Vor der Haustür blieben sie unschlüssig stehen. Shin stand direkt vor Makoto und sah zu ihm. „Also dann…“ Irgendwie wirkte Shin erwartungsvoll. Makoto war nervös. Es war wohl Zeit für einen Abschiedskuss. „Wir sehen uns dann Freitag. Ich ruf dich noch mal an, wann ich dann zu dir komme.“ Shins Stimme klang weit weniger fest als sonst. Etwas beruhigte es Makoto, dass auch Shin nervös war. Er nahm all seinen Mut zusammen und beugte sich zu ihm. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, hielt er inne. „Shin, ich…“, doch bevor er sich noch um Kopf und Kragen redete, küsste er den weichen Mund des Jüngeren. Es war so unglaublich, viel schöner als er es sich vorgestellt hatte. Er wollte noch ein bisschen mehr davon. Was als Abschiedskuss gedacht war, fiel wesendlich leidenschaftlicher aus als geplant. Mit beiden Händen umfasste er Shins Gesicht vorsichtig, strich ihm die Haare nach hinten, während er leicht über die vollen Lippen seines Gegenüber leckte. Wenig schüchtern öffnete Shin seinen Mund und als sich ihre Zungen berührten, wurde es Makoto schlagartig heißer. Er konnte gar nicht mehr aufhören ihn zu küssen. „Soll ich nicht doch noch mit zu dir kommen?“, flüsterte Shin heiser an seinem Mund. Er saugte etwas an Makotos Unterlippe und gab ihm ein Küsschen auf den rechten Mundwinkel. „Ich hole schnell alles, was ich für morgen brauche. Okay?“ Makoto fand es schon ein bisschen gemein, dass Shin seinen Zustand ausnutzte. Aber eigentlich sprach ja unter dieser Bedingung nicht so viel dagegen, außer das er wegen der mangelnden Erfahrung etwas Angst hatte vor dem, war noch kommen könnte. „Okay!“, flüstert er benommen seine Bedenken unterdrückend zurück. Während er wartete, beruhigte sich Makoto wieder, nur um durch seine Grübelei gleich wieder in Aufregung zu geraten. Das, was er sich so gewünscht hatte, war in Erfüllung gegangen. Eigentlich hätte er sich freuen sollen, aber so lange er nicht wusste, wie erst es Shin mit ihm meinte, würde er sich nicht entspannen können. Endlich öffnete sich die Haustür und Shin trat strahlend hinaus, in der Hand seine Tasche. „Wir können!“ Aus Höflichkeit wollte Makoto Shin die Tasche abnehmen. Skeptisch zog dieser die Tasche außer Reichweite. „Ich glaube, das schaffe ich schon allein!“ Makoto sah ihn verwundert an. Einen Moment dauerte es, bis es ihm dämmerte. Shin war natürlich kein Mädchen. Ihm musste er nicht zwangsläufig beim Tragen helfen. „Entschuldige!“ „Wenn ich mal Hilfe brauchen sollte, wende ich mich selbstverständlich vertrauensvoll an dich…“ Grinsend warf sich Shin die Tasche über die Schulter und lief los. Makoto ging hinterher und wunderte mal wieder sich, wie verschieden Shin sein konnte. So ausgelassen und glücklich, wie er jetzt war, mochte er ihn am liebsten. Und weil sie auf dem Weg zu Shins Wohnung schon kaum Leute getroffen hatten, erfüllte sich Makoto nun seinen Wunsch und nahm Shin bei der Hand. Er erntete einen erstaunten Blick, durfte aber die warme, schmale Hand in seiner behalten. Anfangs noch nervös, war Makoto, endlich in seiner Wohnung angekommen, nur noch müde. Shin ging es nicht besser und beide schlüpften gleich ins Bett. Etwas schüchtern rutschte Shin dicht zu seinem Freund. Auf dem Rücken liegend, schob Makoto seinen Arm unter Shins Kopf, damit er es sich auf seiner Schulter bequem machen konnte. Glücklich schmiegte sich dieser an ihn und legte zaghaft seine Hand auf Makotos Brust. „Es ist wirklich schön wieder bei dir zu sein!“ schnurrte Shin. „…es ist wie nach Hause kommen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)