Ich bin doch nur der Neue... von Panakeia (Takuya x Kanon (hauptsächlich)) ================================================================================ Kapitel 6: Kaffee und Pizza --------------------------- Eigentlich hatte er ja vorgehabt, Kanon beim Shooting zuzusehen – natürlich nur, um zu lernen, wie es ging – doch dazu würde er jetzt wohl nicht mehr kommen. „Naja…“ Rumstottern half auch nicht mehr viel. Wenn er jetzt noch lange brauchte, dann würden Teruki und Yuuki zurückkommen oder Kanon wäre mit seinen Fotos fertig, noch bevor Takuya ein weiteres Wort über die Lippen brachte. Wann würde er denn das nächste Mal mit dem Sänger allein sein, um über so etwas zu reden? Jetzt oder nie! Einen kleinen Augenblick dachte Takuya über das „nie“ nach, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Er würde ja doch nie Ruhe finden. „Ich hab von der Sache zwischen Bou und dir gehört.“ Ja, das war ein guter Anfang. Weiter so! Wenn er jetzt jede Minute einen Satz herausbrachte, dann hatte er es bis morgen früh schon geschafft! Zögernd sah er auf und traf den Blick Mikus. Er hatte sich nicht verändert, sondern schien noch ebenso wartend zu sein, wie zuvor. Nichts in seinem Ausdruck verriet, ob er dieses Thema lieber meiden würde, also entschied Takuya, einfach weiter zu sprechen, senkte den Blick jedoch wieder. „Bou war gestern bei mir… Er hat mir davon erzählt, dass ihr wegen mit gestritten habt…“ Er fühlte sich schlecht. Nein, er fühlte sich miserabel. Eigentlich hätte er mit diesem Gespräch gar nicht anfangen sollen. Es war doch alles in Ordnung gewesen. Niemand hatte sich anders verhalten. Keine Freundschaft hatte einen Knick bekommen – bis auf die Beziehung von Bou und Miku – und daran konnte er mit diesem Gespräch doch auch nichts mehr ändern! „Ich hab das nicht gewollt… dass ihr wegen mir…“ Hilfe suchend blickte er auf. Takuya hatte eigentlich erwartet, dass ihn der Sänger wütend anfuhr oder ihn wenigstens abweisend behandelte, doch nichts dergleichen geschah. Dieser senkte nur den Kopf und blickte auf die Tischplatte. „Bou wollte das so und es sollte eher mir Leid tun, dass du da mit rein gezogen wurdest. Denk nicht so viel darüber nach, okay? Wir kommen damit schon irgendwie klar. Ich meine… wir sind in einer Band! Wir können jetzt nicht einfach so streiten.“ Der Blonde legte Takuya eine Hand auf die Schulter, während er kurz aufsah, und drückte diese leicht, doch dem Gitarrist entging nicht, wie schwer es Miku fiel, diese Worte auszusprechen. Der Sänger wollte, dass alles so blieb, wie es gewesen war, damit die Band nicht auseinanderbrach. Takuya beneidete ihn. Wie gelang es Miku nur, seine Gefühle so hinten anzustellen? Er selbst wäre wahrscheinlich aus der Haut gefahren und hätte dem anderen gehörig seine Meinung gesagt. Erst im zweiten Moment hätte er wahrscheinlich an die Band gedacht. „Aber… wäre ich nicht in die Band gekommen…“ „Dann wäre es eben in ein paar Wochen oder Monaten oder vielleicht auch erst Jahren passiert. Irgendwann bestimmt… Mit irgendjemandem…“ Betrübt senkte Miku wieder den Kopf. Wahrscheinlich überlegte er eben, ob er die Worte, die er gerade ausgesprochen hatte, auch wirklich so meinte. Ob er wirklich daran glaubte, dass irgendwann auf jeden Fall jemand anderes gekommen wäre. Doch ebenso schnell hatte sich seine Laune wieder gebessert. Zumindest brachte er ein Lächeln zustande, in dem die Traurigkeit dennoch deutlich zu erkennen war. „Also, mach dir keinen Kopf, ja? Vielleicht… brauch ich ein bisschen Zeit, aber du kannst wirklich nichts dafür.“ Takuya nickte nur kurz. Er wusste zwar nicht, ob das, was ihm Miku da erzählte, der völligen Wahrheit entsprach, aber er wollte einfach glauben, dass es so einfach war. Er wollte es nicht unnötig kompliziert machen und darum war er auch froh, dass der Sänger nicht wütend auf ihn war… oder es zumindest nicht danach aussah. „Mi-kun!“ Die beiden blickten auf und sahen, wie Yuuki auf sie zukam. „Du bist dran.“ Takuya sah den Sänger ein wenig verwirrt an. Hatten sie so lange geredet, dass Kanon und Yuuki schon fertig waren? Und überhaupt… wo war Kanon eigentlich? Der Gitarrist sah sich um und erkannte den Schwarzhaarigen neben einem Fotographen stehen, beide vor einem Bildschirm sitzen. Wahrscheinlich sahen sie sich gerade die Fotos an. Yuuki setzte sich auf den freien Platz neben Takuya und beobachtete ihn einen Moment. „Erde an Takuya!“ „Hä? Was?“ Jetzt erst bemerkte der Jüngere, dass das Anstarren von anderen Bandmitgliedern wohl nicht so unbemerkt blieb, wie er gehofft hatte. Da galt es, schnell ein Gesprächsthema zu finden, bevor er darauf angesprochen werden konnte! „Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?“ Naja… eigentlich interessierte das den Gitarristen nur mäßig, doch es war das Erstbeste, was ihm eingefallen war. „Der Kaffeeautomat wollte nicht ganz so wie ich. Bestimmt hat Kanon ihn kaputt gemacht. Der hat seinen Kaffee nämlich noch bekommen!“ Wie als hätte dieser seinen Namen durch den ganzen Raum gehört, verabschiedete er sich mit einem Nicken vom Fotographen und schlenderte zum Tisch der Band hinüber. Takuya wurde mulmig zumute. Er hatte heute noch kein einziges Wort mit dem Bassisten gewechselt bis auf das tägliche „Guten Morgen“. „Kanon! Du hast den Kaffeeautomaten kaputt gemacht!“, wurde er sofort von dem Lockenkopf empfangen. Bevor dieser sich aber verteidigen konnte, erschien Teruki mit einem Plastikbecher am Tisch und grinste diesen an. „Also bei mir hat er einwandfrei funktioniert.“ Um seine Worte noch zu unterstreichen nippte er kurz an dem heißen Getränk und stellte es dann auf dem Tisch ab, sodass Yuuki den dampfenden Becher ungläubig anblickte. Mit einem Grummeln verschränkte dieser die Arme und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Teruki setzte sich neben den Keyboarder, um ihm immer wieder den Kaffee unter die Nase zu halten und Kanon setzte sich auf den Stuhl neben Takuya. „Sagt mal… wo ist eigentlich mein Kaffee?“ Fragend blickte Kanon in die Runde, nachdem ihm der leere Becher auf dem Tisch aufgefallen war, und folgte Terukis viel versprechendem Blick, der auf Miku ruhte. Dieser war schließlich Schuld daran gewesen, dass sich der Leader selbst einen Becher hatte holen müssen. Rache war bekanntlich süß. „War ja wieder klar…“, meinte Kanon aber nur und damit war das Thema erledigt. Vorerst zumindest. Einige Zeit lang sagte niemand etwas. Alle sahen Miku bei den Fotos zu als wäre es das erste Mal, dass dieser vor der Kamera posierte. „Aufgeregt?“ Hörte Takuya plötzlich die Stimme des Bassisten. Im ersten Moment sah der Jüngere ihn nur überrascht an. Kanon hielt den Blick jedoch nur auf Miku, gerichtet, aber es war klar, dass er Takuya meinte. Das erste vernünftige Wort an diesem Tag! Vielleicht konnte sich daraus ja sogar ein richtiges Gespräch entwickeln?! Und was tat der Gitarrist? Er nickte nur mit dem Kopf. Das fing ja wieder gut an. Gut gemacht, Takuya! „Mein erster Fotoshoot“, fügte er deshalb noch leise hinzu. Etwas Dümmeres hätte ihm auch nicht einfallen können. Dass das sein erster Fotoshoot war, konnte sich Kanon sicher selbst denken, aber zumindest war es ein Anfang. „Hm...“ Allerdings trug Kanon auch nicht viel zum Fortlauf dieses Gespräches bei. Nervös fuhr sich der Jüngere durch die Haare, als er bemerkte, dass er das lieber hätte bleiben lassen sollen. Er war als nächster dran und hatte gerade seine halbe Frisur ruiniert. „Du bist ja wirklich aufgeregt!“, lachte Kanon plötzlich und stand vom Stuhl auf, um sich hinter Takuya zu stellen und an dessen Haaren herumzuzupfen und sie wieder einigermaßen in die richtige Lage zu bringen. Teruki und Yuuki hatten aufgehört, sich gegenseitig zu necken und beobachteten die Szene interessiert und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Jetzt guckt doch nicht so! Als ob ihr nicht aufgeregt gewesen wärt…“ Kanons Laune hatte sich gehoben, wogegen Takuya nur leicht rosa anlief und die beiden anderen Bandmitglieder perplex anblickte. Was war denn jetzt passiert? Eben noch hatten sie völlig steif am Tisch gesessen und kaum ein Wort miteinander gesprochen und jetzt nestelte Kanon an seinen Haaren herum! Er verstand ihn einfach nicht. Konnte ihm mal jemand erklären, was im Kopf der Bassisten vorging? Sofort fuhr Takuya auf, als er seinen Namen hörte, weshalb Kanon überrascht ein paar Schritte zurücktaumelte. Mit einem „Viel Glück!“ drückte er den Gitarristen leicht in die Richtung der Fotographen, von denen sich Miku gerade verabschiedete und zum Tisch herüber kam. „Danke.“ Takuya brachte ein gequältes Lächeln zustande und stellte sich dann vor die Kameras. „Wir brauchen noch mal jemanden für die Haare!“ Nun war es ihm doch ein wenig peinlich, dass er so unüberlegt seine Frisur ruiniert hatte, aber die Stylisten beherrschten ihren Job und ein paar Augenblicke später blendeten ihn schon die ersten Scheinwerfer. Alles in allem war es gar nicht so schlimm gewesen, wie er erwartet hatte. Nur die Blicke der anderen, die er deutlich auf sich gespürt hatte, waren ihm unangenehm gewesen. Aber was hatte er auch anderes erwartet? Er war der Neue. Das Küken im Nest. Natürlich interessierte es die anderen, wie er sich schlug. Aber ob sie Yuuki auch so angestarrt hatten? „Takuya-san! Den Blick bitte in die Kamera!“ Er sollte nicht so mit den Gedanken abschweifen, doch es fiel ihm schwer, stillzustehen und sich auf die Fotos zu konzentrieren und gleichzeitig nicht in Gedanken zu versinken. „Gut, wir machen eine halbe Stunde Pause und dann kommen die Gruppenfotos dran“, erklärte einer der Fotographen und entließ so Takuya zu den anderen. Mit einem Seufzen ließ er sich auf seinen Stuhl sinken. „Und, war’s schlimm?“ Teruki hielt ihm eine Flasche Wasser hin, die der Jüngere dankend annahm. „Hab’s mir schlimmer vorgestellt.“ antwortete dieser nur und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Die Scheinwerfer heizten den Raum doch ganz schön auf. „Ach ja, ich hab vorhin Pizza bestellt.“ Ein allgemeines Stöhnen war von Teruki und Miku zu hören. „Warum immer Pizza, Kanon? Wieso können wir nicht mal… Chinesisch bestellen?“ „Weil Pizza eben einfach schneller geht!“, versuchte sich der Schwarzhaarige zu verteidigen. „Das weißt du doch gar nicht! Das haben wir noch nie ausprobiert!“, widersprach der Sänger. „Ja und wenn wir es das nächste Mal ausprobieren würden, würde es zu lange dauern und wir hätten kein Mittagessen!“, konterte Kanon. „Dann bestellen wir eben einfach früher!“ Miku wollte sich nicht so einfach überzeugen lassen. „Ach, jetzt ist es doch eh schon zu spät.“ Es war mal wieder der Leader, der versuchte, die beiden Streithähne zu beruhigen, obwohl er selbst vor einigen Sekunden deutlich gemacht hatte, was er von Pizza hielt. Miku grummelte noch ein Weilchen vor sich hin, fügte sich dann jedoch seinem Schicksal und machte sich hungrig über die italienische Spezialität her, nachdem sie vom Pizzaboten auf den Tisch gestellt worden war. „Gibt es so oft Pizza bei euch?“, fragte Yuuki, während er auf einem Stück herumkaute. „Es hält sich in Grenzen.“ Miku nahm einen Schluck von seinem Wasser, ehe er weitersprach. „Aber ich kann das Zeug nicht mehr sehen, seit wir ein Photoshooting damit hatten. Das endete in einem Desaster!“ Er biss wieder in ein Stück Pizza als wäre für ihn das Thema damit beendet. Doch nachdem Teruki den unverständlichen Ausdruck auf den Gesichtern der beiden Neuen bemerkt hatte, erklärte er anstelle von Miku weiter. „Naja, es war eher eine Essensschlacht, nachdem die Fotos fertig waren. Keine Ahnung, wer auf die Idee kam, aber irgendwie hatten wir plötzlich das ganze Zeug an unseren Klamotten kleben.“ Mit einem scharfen Blick sah er in Kanons Richtung, der den Blick aber entweder wirklich nicht bemerkte, oder einfach nur so tat, als wollte der Leader nicht auf ihn anspielen. „Und es ging eine Ewigkeit nicht mehr raus!“, fügte Miku noch mit vollem Mund hinzu. „Aber wir hatten trotzdem Spaß!“ Natürlich musste Kanon seinen Senf noch hinzugeben und nahm sich ein weiteres Stück aus dem Pizzakarton. „Denkt doch mal dran, als Bou die Colaflasche…“ Sofort hielt der Bassist inne. Nicht nur er hatte gemerkt, dass das Thema nun in eine falsche Richtung lief. Doch zu spät wurde ihm dies bewusst, denn er hatte schon den Namen ausgesprochen, der nun für gedrückte Stimmung sorgte. Jeder kaute nur noch auf seinem Stück Pizza herum und blickte stumm vor sich hin. Trotzdem verging die halbe Stunde nach Takuyas Geschmack viel zu schnell, doch irgendwie freute er sich auch auf die nächsten Fotos. Jetzt stand er nicht mehr so allein vor der Kamera. Jetzt starrten nicht mehr alle nur ihn an. Interessiert blickte er zum Tisch in der Mitte des Raumes hinüber. Der war bis jetzt noch gar nicht zum Einsatz gekommen. Ob die Gruppenfotos wohl dort stattfanden? Wie zur Bestätigung schickte der Fotograph die fünf noch einmal in die Maske und wies sie anschließend an, sich an den Tisch zu setzen. Das Fotoshooting machte Takuya wirklich Spaß. Vielleicht lag es daran, dass sie verspielt wirken sollten und er darum zum ersten Mal seit dem Abend im Club so ziemlich alle seine Sorgen vergaß. Bis zu dem Moment, in dem der Fotograph meinte, Miku, Teruki und Yuuki hätten Pause und Kanon und Takuya sollten ein paar Fotos zusammen machen. Im ersten Moment freute sich der Gitarrist, dass er zusammen mit dem Schwarzhaarigen für einige Fotos posieren sollte, doch als einer der Angestellten dem Bassisten ein Joghurtbecher mit einem Löffel in die Hand drückte, stutzte Takuya. Was sollte das denn jetzt werden? Kanon sah den Becher ebenso fragend an, als der Fotograph ihnen erklärte, dass sie ein wenig damit herumalbern sollten. Toll. Damit wollte der Fotograph also andeuten, dass sie die ganze Zeit lachen und völlig unbeschwert miteinander umgehen sollten und das auch noch echt aussehen sollte! Gerade er und Kanon! Gerade jetzt! In Takuyas Magen machte sich ein flaues Gefühl breit. Wenn das mal gut ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)