Sitaara von NarutoNinja (Sternenlicht) ================================================================================ Prolog: -------- Es ist leicht zu sterben. Man schließt seine Augen, wenn die Zeit gekommen ist, und öffnet sie nicht mehr in diesem Leben. All die Freude, die man empfunden hat, verschwindet, das Leid verblasst. Jeder kann sterben, jeder wird sterben. Es ist keine Herausforderung. Die wahre Herausforderung ist das Leben selber. Das Leben ist kein Paradies, es ist keine Zeit der vollkommenen Glückseligkeit. Wenn wir Kinder sind, erscheint uns das Leben wie ein Spiel, das wir unter den wachsamen Augen unserer Eltern spielen, die uns jederzeit in eine behütende Umarmung hüllen können. Doch wenn wir erwachsen werden, müssen wir erkennen, dass das Leben nicht einfach und geborgen ist, es ist hart, kalt und grausam. Es ist nicht leicht, in dieser Welt zu leben. Oft scheint es, als gäbe es keinen Platz für das Gute in ihr, kein Licht, das unseren Weg erhellt, kein Lächeln, dass uns Freude schenkt. Die Welt ist grau und sehr of auch dunkel, so dunkel, dass es Menschen gibt, die sich vor ihr fürchten. So sehr, dass sie dem Leben entfliehen wollen, dass ihnen so viel Schmerz bereitet. Es ist leicht zu sterben. Man schließt die Augen und öffnet sie nie wieder in diesem Leben. Manche gehen, weil ihre Zeit gekommen ist, manche gehen, weil sie aus ihrem Leben herausgerissen wurden und wieder andere gehen freiwillig, weil sie die Last nicht mehr ertragen können. Es ist leicht zu sterben, jeder von uns wird es, doch die wahre Herausforderung ist es, in dieser Welt zu leben, die einem so viel Kummer, aber auch so viel Freude bereiten kann. Aufgeben kann jeder, doch man weiß nur, was man erreichen kann, wenn man sein bestes gibt, wenn man nicht bereit ist aufzugeben. Egal wie sehr der Sturm auch tobt, egal wie hart und grausam das Leben einem auch vorkommen mag, es lohnt sich für das zu kämpfen, was man Hoffnung nennt, denn egal wie dunkel einem die Welt auch erscheinen mag, es wird immer auch ein Licht in ihr geben. Du musst es nur finden. Finde es, das Licht, das den Schmerz vertreibt, und halte es fest! Bewahre es tief in deinem Herzen auf und lasse es brennen, so heiß und groß, dass du die ganze Welt damit erhellen kannst. Denn egal wie sehr der Sturm auch tobt, wie kalt und grausam dir das Leben auch manchmal vorkommen mag, wirst du das Licht für jemanden sein, so wie jemand anderes auch dein Licht ist. Du musst es nur finden, dein Licht, das die Welt erhellen kann und bewahre es ganz fest in deinem Herzen, damit es niemals erlöschen kann, ganz gleich wie schwer der Sturm auch tobten mag. Die Menschen in Kollam konnten sich nicht daran erinnern, schon jemals einen solch schweren Sturm erlebt zu haben. Einem Sturzbach gleich, donnerte seit Stunden ein unaufhörlicher Regenschwall auf die Erde nieder, ein eisiger Wind peitschte durch die Straßen der Stadt, riss alles mit sich, was ihm den Weg versperrte. Hagelkörner, so dick wie Tennisbälle, schlugen faustdicke Löcher in die Autos jener, die sie nicht mehr hatten in Sicherheit bringen können. Es war erstaunlich warm für eine Novembernacht und der Sturm war überraschend schnell gekommen, ohne Vorwarnung, ohne Rücksicht. Seit Stunden schon tobte er auf den Straßen von Kollam und mit jeder Minute, die verstrich, schien er noch stärker zu werden. Das Donnern des Regens schwoll an, wurde nur übertönt vom Schlagen des Hagels und dem Heulen des Windes, der an den Fenstern riss. Man hätte erwarten können, dass in einer solchen Nacht die Krankenhäuser voll besetzt wären mit Notfallopfern, doch, als wäre es wie ein Wunder, war es nur zu wenigen Unfällen gekommen. Jemand war von einem Baum erschlagen worden, ein anderer kam mit seinem Wagen von der Straße ab, doch ein Unfall war besonders tragisch gewesen an diesem stürmischen Novembertag. Das Licht im Krankenhaus flackerte auf beunruhigende Art und weise. Das Pfeifen des Windes hallte wie ein böses Omen die langen, kahlen Gänge entlang; der donnernde Regenguss erfüllte die Zimmer wie ein Klang aus einer anderen Welt. Zwei Schwestern saßen an der Rezeption, gähnten und tranken ihren frisch aufgebrühten Kaffee, der nur spärlich die Müdigkeit aus ihren matten Gliedern vertrieb. „Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht“, brummte die rundlichere von ihnen. „Einerseits ist es gut, wenn wir nachts keine Notfälle haben, aber andererseits ist es auch furchtbar langweilig. Bei dem Sturm da draußen könnte man doch eigentlich erwarten, dass irgendetwas passiert, findest du nicht auch, Charu?“ Die zweite Schwester schüttelte langsam den Kopf und trank einen Schluck. Ihre großen, runden Augen wanderten durch den großen Warteraum. Tagsüber war er immer voller Menschen, die auf einen Termin warteten, doch heute Nacht war nur einer da, ein gut aussehender junger Mann, der sein Gesicht in seinen Händen vergraben hatte. Charu beobachtete ihn schon eine ganze Weile voller Mitleid. Sie hatte schon oft verzweifelte Menschen gesehen, die vor ihren Augen auf eine Nachricht über das Befinden ihrer Liebsten gewartet hatten, nicht immer mit gutem Ende, doch zum ersten Mal seit ihren sechs Jahren als Krankenschwester wünschte sie sich aus ganzen Herzen, dass sie etwas hätte tun können. Noch nie hatte ihr jemand so sehr leidgetan wie dieser junge Mann. Er war am später Abend eingetroffen, völlig durchnässt und verfroren, ohne zu wissen, was genau geschehen war. Am Telefon hatte man ihm nur gesagt, dass es einen Unfall gegeben hätte und er solle so schnell wie möglich hierher kommen, doch als er hier eingetroffen war, war das Erste, was er gesehen hatte, die Leiche seiner Großmutter, die man gerade in die Leichenhalle schieben wollte. Das war jetzt fast vier Stunden her, vier qualvolle Stunden, denn das Grauen sollte für den jungen Mann noch lange kein Ende haben. Im Auto hatte seine ganze Familie gesessen, all jene Menschen, die er mehr liebte als sein eigenes Leben. Eine war bereits verstorben. „Du solltest nicht so laut reden, Varija, er könnte dich hören.“ Charu trank einen weiteren Schluck Kaffee, dann schüttelte sie den Kopf, griff nach einer Tasse, goss etwas von der braunen Flüssigkeit hinein und stand auf. Ohne recht darüber nachzudenken, ging sie auf den jungen Mann zu, der sie nicht zu bemerken schien. „Hier. Ich habe Ihnen einen Kaffee mitgebracht.“ Der junge Mann sah auf, doch dann ließ er wortlos den Kopf wieder sinken. „Ich habe ihn selbst gemacht“, fuhr Charu aufmunternd fort. „Er schmeckt sehr gut. Probieren Sie ihn doch mal. Er wird ihnen sicher gut tun. Ich bin gut im Kaffee kochen. Das ist eines der wenigen Sachen, die ich gut kann. Hier.“ Abermals sah der junge Mann auf. Seine braunen Augen waren voller Angst und Traurigkeit, das Gesicht aschfahl, die noch immer feuchten Haare klebten auf seiner Stirn. Er wirkte unglaublich hilflos, wie ein Mann, der kurz davor stand, alles, was ihm jemals etwas bedeutet hatte, zu verlieren. „Sie haben ihn gemacht?“, fragte er mit schmerzvoller Stimme. Charu nickte bedrückt. „Ja. Möchten Sie ihn trinken?“ Der junge Mann senkte seinen Blick und betrachtete einen Moment lang die Tasse in ihrer Hand, bevor er nickte. „Danke sehr.“ Er nahm sie ihr ab und trank einen Schluck, ohne jedoch den Kaffee zu schmecken, der seine Kehle hinunter floss. „Er schmeckt gut.“ „Wirklich?“ Charu lächelte ihn freundlich an, doch dann legte sich ein betroffenes Schweigen über sie. „Ich bin Charu“, stellte sie sich schließlich vor. „Und Sie?“ Einen Moment glaubte sie, der junge Mann hätte sie nicht gehört, denn er starrte nur mit glasigem Blick vor sich hin, doch dann, ganz langsam, schien sein Geist in die Gegenwart zurückzufinden. „Madan. Ich heiße Madan.“ Einfach nur, um irgendetwas zu tun zu haben, nahm er einen weiteren Schluck des Kaffees. Wieder erfüllte betretendes Schweigen die Luft. Charu stand einfach nur da und sah auf Madan hinab, doch dann drehte sie sich um, um ihn mit seinen Gedanken alleine zu lassen. Plötzlich wurden Schritte laut. Ein Arzt, in einem mit Blut beschmierten Kittel gekleidet, betrat mit gesenktem Kopf den Warteraum. „Mr. Khan?“ Madan sprang auf, den Blick voller Hoffnung, die beim Anblick des Arztes je zerstört wurde. „Was … was ist …?“ Langsam, einer grauenhaften Zeitlupe gleich, schüttelte der Arzt den Kopf. „Es tut mir leid, Mr. Khan. Wir konnten ihren Vater nicht mehr retten.“ Madan starrte ihn an, ohne zu begreifen, was die Worte bedeuteten, die wie das Leuten einer Totenglocke in seinem Inneren widerhallten. Er stand da, wie vom Donner gerührt, während vor seinem inneren Auge das Bild eines Mannes zu zersplittern begann. „Nein …“ Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, dennoch erlöste sie ihn von seiner Starre. „Nein … Nein!“ „Es tut mir leid, Mr. Khan. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand. Es tut mir sehr leid.“ Hilflos wandte sich Madan vom Arzt ab. Am liebsten hätte er geschrien, geweint, die Einrichtung kurz und klein geschlagen, doch die Leere, die sein Inneres erfüllte, lähmte ihn. Er wollte irgendetwas sagen, irgendetwas machen, doch er wusste einfach nicht was. „Nein … nein, nein, nein.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, das vom Tosen des Windes verschluckt wurde. Verzweifelt raufte er sich die Haare, vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Erst seine Großmutter, jetzt der Mann, den er Vater genannt hatte. Es schmerzte. Ein Dolch schien sein Herz zu durchbohren. Was sollte er nur tun? Was sollte er tun? Madan biss sich fest auf die Lippen, dann drehte er sich wieder zum Arzt um. Tränen schimmerten in seinen Augen. „Was ist mit meiner Mutter? Und meinem Bruder?“ „Wir tun für sie, was wir können. Das schwöre ich ihnen.“ Der Blick des Arztes war voller Mitgefühl, als er sich umwandte, um in den OP zurückzukehren. Er sah die beiden Schwestern noch einmal kurz an, nickte ihnen zu und verschwand hinter einer Tür, die kurz den Blick auf einen Jungen freigab, der mit einer Herzmassage versorgt wurde. Zum Glück blieb Madan, der sich in einer Ecke zusammengekauert hatte und betete, der Anblick erspart. „Der Arme“, flüsterte Charu, die Madans Anblick nicht mehr ertragen konnte und sich von ihm abwandte. Varija nickte langsam. „Hast du den Blick des Doktors gesehen? Er hat nur wenig Hoffnung, dass die Mutter und der Bruder überleben werden.“ Ein heftiger Knall ließ die beiden Schwestern zusammenzucken. Der Wind peitschte nicht mehr, er brüllte. Der Regen nahm zu, ein tiefes Donnergrollen ließ die Luft erzittern. Das Licht im Wartezimmer flackerte, erlosch für einen kurzen Moment und leuchtete dann wieder auf. Aus Minuten schienen Stunden zu werden, aus Stunden Tagen, so kam es Madan vor, der sich in immer wiederholende Gebete verlor, bis seine Stimme rau wurde. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als sich die Tür zu einem der beiden OPs öffnete, die vor ihm lagen. Sofort sprang er auf, am ganzen Körper zitternd, doch es war nur eine Schwester, die an ihm vorbei eilte. Wie ein eingesperrter Tiger begann Madan vor der Türe auf und ab zuschreiten, dann, als er sich selber damit auf die Nerven ging, blieb er stehen und lehnte sich gegen die Wand. Die Schwester kehrte zurück, in Begleitung zweier Männer, doch sie verschwanden hinter der Tür, noch bevor Madan den Mund aufmachen konnte, und gaben für einen kurzen Moment den Blick auf eine Frau frei, die man gerade operierte. Ärzte häuften sich um Scharen um sie. Es schien eine weitere Ewigkeit zu dauern, bis sich die Tür abermals öffnete. Madan sah auf, ohne den Arzt zu beachten, der mit trauriger Miene auf ihn zu trat. Er hatte nur noch Augen für das, was sich hinter ihm ereignete. Ein lang gezogener Piepton erfüllte die Luft, bis sich ein Arzt erbarmte und das Gerät ausschaltete, an die Frau auf dem Tisch herantrat und ihr behutsam die Decke über den Kopf zog. „Todeszeit 2:16“, meldete er noch, dann schloss sich die Tür. Der andere Arzt, jener, der sich vor Madan stellte, zog langsam seinen Mundschutz aus. „Mr. Khan …“ Er verstummte, als er in das versteinerte Gesicht des jungen Mannes blickte, der fassungslos auf die OP-Tür starrte, die Augen mit Tränen gefüllt, die Hände am zittern. Schwer atmend berührte der Arzt ihn an der Schulter, dann ließ er ihn alleine. Madan hatte das Gefühl, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er fiel, fiel in ein Loch voll Dunkelheit. Vor sich, wie aus weiter Ferne, sah er Bilder an sich vorbei ziehen. Er sah sich selber, als kleiner Junge, der, angestachelt von seiner Großmutter, ganz viele Geburtstagskerzen ausblies, die eigentlich für seinen Bruder gewesen waren. Er lachte, als es ihm geglückt war, alle auf einmal ausgepustet zu haben, bis seine Oma sich ihn krallte und ihn durchkitzelte. Sie würde ihn nie wieder durchkitzeln können. Er sah den Mann, den er Vater genannt hatte, groß, kräftig, in Soldatenuniform. Sie spielten miteinander. Er war das böse Land, dass von ihm, Madan den Großen, besiegt wurde. Sie hatten gelacht, sich gefreut, viel Zeit miteinander verbracht. Er würde nie wieder mit ihm lachen können. Er sah seine Mutter, wie sie sich gerade ihre langen Haare kämmte. Sie lächelte ihm zu, als er auf sie zu trat und fest in seine Arme nahm. Er würde sie nie wieder umarmen können. Nie wieder ihren Duft riechen. Nie wieder ihre Stimme hören. Die Bilder zerbrachen. Madan saß auf der Erde, die Arme fest um seine Beine geschlungen. Er bebte am ganzen Körper, der die Tränen weinte, die seine Augen ihm immer noch verwehrten. Er fühlte sich allein, schrecklich allein. Eine eisige Kälte erfüllte ihn, die Welt um ihn herum erschien ihm seltsam fremd und fern. Alles war so unwirklich, so weit entfernt und doch schmerze es ihn. Er war alleine, so furchtbar alleine. Niemand war da, der ihn hätte trösten können. Keine Mutter, die ihn in die Arme nahm, keine Großmutter, die ihren Kopf auf seine Schultern legte, kein Mann, den er Vater nannte, mehr, der ihn aufforderte stark zu sein. Er war allein. So furchtbar allein. „Mr. Khan?“ Die Stimme eines dritten Arztes erklang, doch sie schien aus weiter, weiter Ferne zu kommen. „Mr. Khan?“ Ein Schatten legte sich über den jungen Mann, als der Arzt sich zu ihm niederkniete und eine Hand auf seine Schultern legte. Madan sah ihn an. „Sind Sie gekommen, um mir zu sagen, dass mein Bruder gestorben ist?“, fragte er mit rauer Stimme, die nicht zu ihm zu gehören schien. Der Arzt sah ihn nicht an, wich seinem Blick aus. „Mr. Khan … Kommen Sie bitte mit mir.“ Es war merkwürdig surreal, als Madan aufstand, um den Arzt zu folgen. Der Korridor erschien ihm lang und dunkel, beinahe so, als würde er ihn zu erdrücken versuchen. „Mr. Khan“, begann der Arzt. „Ich habe ihren Bruder operiert.“ Der Mann blieb stehen. „Ich möchte ihnen keine Illusionen machen, Mr. Khan. Er wäre uns fast gestorben, doch im Moment lebt er. Er liegt im Moment im Koma, doch wir können nicht sagen, ob er je wieder daraus erwachen wird. Es liegt bei ihm, ob er die nächsten Tage überleben wird oder nicht, doch wenn er überlebt, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass er nie wieder derselbe sein wird.“ „Wie … wie meinen Sie das?“ „Er hat eine schwere Kopfverletzung davongetragen, außerdem hat er sich eine schwere Rückenmarkverletzung zugezogen… Mr. Khan, Ihr Bruder wird nie wieder laufen können.“ „Nie … nie wieder laufen können?“ Madan fühlte, wie seine Beine weich wurden. Der Dolch in seinem Herzen wand sich. „Doktor … Mein Bruder ist leidenschaftlicher Hockeyspieler. Wie soll ich ihm sagen, dass er … dass er nie wieder wird spielen können?“ „Mr Khan. So wie die Dinge im Moment stehen, ist es nicht einmal sicher, dass er diese Nacht überleben wird.“ Diese Worte trafen Madan wie ein Donnerschlag, schienen für einen Moment all seine Sinne zu betäuben. „Darf ich zu ihm?“ Der Arzt nickte und öffnete eine Tür. „Natürlich.“ Als Madan das Zimmer betrat, war es, als würde ihn ein Hammer niederstrecken, so sehr entsetzte ihn der Anblick seines kleinen Bruders. Der Junge sah furchtbar aus. Überall hingen Schläuche, überall war er an piepsende Geräte angeschlossen, eins furcht erregender aussehend als das andere. Sein Bruder wirkte wie ein zerbrechliches, leichenblasses Etwas. Wie in Zeitlupe stolperte Madan an das Bett, dann gaben seine Beine nach und er fiel neben den Jungen auf die Knie. Zitternd ließ er seinen Blick über den kleinen Körper schweifen. „Samir …“ Seine Stimme hallte hart im kargen Raum wieder, ließ ihn die eigenen Haare zu berge stehn. Vorsichtig berührte Madan die Hand seines Bruders. Sie fühlte sich fiebrig an, irgendwie heiß. Der Rest seiner Familie war jetzt kalt, würde auf ewig kalt bleiben. „Samir … Kannst du mich hören, Champ? Hörst du mich? Du darfst mich nicht verlassen. Ich brauche dich, hörst du? Ich brauche dich! Du darfst mich nicht auch noch verlassen. Ich habe doch nur noch dich. Hörst du? Mach die Augen auf. Samir! Bitte. Lass mich nicht alleine.“ Bebend küsste Madan das kleine Händchen und plötzlich, als wäre ein Damm gebrochen, brach der ganze Schmerz über ihn herein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)