Schattentänzer von LimonenBaum (zwischen Dunkelheit und Licht wandeln sie im Schatten) ================================================================================ Kapitel 2: Spuren ----------------- Es dauerte nicht lange, kaum einen Augenaufschlag ihrerseits, bis Ne´neas sich wieder gefasst hatte und die Augen erneut kalt und nur einem Spiegel gleichend, öffnete. Ein wenig bedauernd, dass er sich abermals so verschloßen hatte, ließ Scha´na ihre Hand sinken und barg ihre feingliedrigen Finger auf seiner warmen Brust, während sie ihn forschend und fast musternd betrachtete. Nun, da das Lächeln aus ihren Mundwinkeln verschwunden und nur noch in den stummen Zügen präsent war, wie der Sommer in einem Gewitter, wirkte sie keineswegs mehr kindlich. Er liebte diese Seite an ihr, wie er alles an ihr liebte und bewunderte. Sie war eine Muße und eine lebendig gewordene Göttin, ihre Züge waren in diesem entfalteten Reiz so schön, dass es kaum erträglich war. Aber wie sollte er seinen Blick abwenden? Die türkisen Farbseen ihrer Augen drangen so zärtlich und besorgt in ihn, dass er für einen Moment sogar das atmen vergaß. "Gibt es Neues bei dir?" leise und vorsichtig war ihre Stimme, aber mit einer so tiefen Sehnsucht, dass es fast an Verzweiflung grenzte. Ne´neas löste sich von ihr, ließ ihre Wärme vom Winde verwehen, der nun zwischen sie drang und ging einen Schritt von ihr, kehrte ihr den Rücken, wie er es immer tat und hob seinen Blick in den Nachthimmel, der seine Züge küsste wie die eines Kindes. "nein. Und bei dir auch nicht. Ich frage mich, ob es jemals etwas neues geben wird." als hätte ihre Frage seine Mauer zerstochen, triefte nun die Verbitterung von seinen Worte. Es drängte Scha´na erneut zu ihm, aber seine Gestalt so beobachten zu können hatte auch ihre Reize und sie fürchtete sterben zu müssen ihn jetzt zu berühren. Jetzt, da er recht hatte und aussprach, was sich keiner gedacht zu haben wagte. Die einzige Antwort ihrerseits war ein leiser Seufzer, als sie sich niederließ und ihren zierlichen, kaum bekleideten Körper ins kalte Gras sinken ließ. Er hörte ihre Bewegungen, wusste, was sie tat, wie sie schaute, was sie dachte. Selbst wenn sie nicht unmittelbar in seiner Nähe war, konnte er dies ahnen. Und nun, da ihre Präsenz ihn einhüllte wie eine Zuckerwolke, musste er sie nciht einmal mehr ansehen. Dennoch drehte er sich um, lächelte, als hätte er nie solch Verbitterte Worte gesprochen und sank zu ihr nieder auf dem Boden. Eine Hand legte er auf ihr Knie und sogleich legte sie auch ihre dazu, um seine Geste dankend und sehnend entgegen zu nehmen. "du erkältest dich noch, wenn du immer so wenig anhast..." sagte er scherzend, aber die Sorge machte die Melodie seiner Stimme zärtlich und liebevoll, wie sie niemand jemals so hören sollte wie Scha´na. Ein leises lachen begleitete diesen nekischen Scherz und der Schalk blitzte in ihren undergründlichen Augen auf, während sie den Kopf ein wenig zur Seite neigte, seine Bekleidung liebevoll spöttisch musterte und den feinen Stoff seines schwarzen Mantels mit den Fingerspitzen berührte. "Es kann sich ja nunmal nicht jeder solch teures Geschmeide leisten wie du, Ne´neas. Und ausserdem was sollte ich auch damit, bei mir würde es nur schmutzig..." "ja, ich vergas. Du bist ja ein Waldkind und kennst als solches keine Kälte..." murmelte er leise und wie in Gedanken. Der Schatten sprach mehr zu sich selbst, während seine suchenden Finger eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Fingerspitzen nahm und das honigblonde Gewebe liebkosten. Sein Ausdruck hatte alles scherzhafte verloren, wie jede Leichtigkeit früher oder später von diesem Schatten zu weichen hatte. "die Zeit hat Spuren bei dir hinterlassen..." fügte er leise flüsternd hinzu. Der Wind hatte sich gesenkt und trug diese behutsame Botschaft sachte zu ihren Ohren. Kurz schloß sie die Augen, während schwarze dichte Wimpern spitze Schatten auf ihre lieblichen Wangen warfen. "es ist auch viel passiert..." erwiederte sie ebenso leise. Ihre Stimmen waren nun mehr nur ein Hauch und unmerklich neigte sie ihren Körper ein wenig dichter zu ihm, legte ihre Hand ein wenig fester auf die seine. So groß war ihre Angst, dass er fort sein könnte, wenn sie die Augen wieder öffnete. "aber auch du bist nicht ungeschoren davon gekommen. So wie es scheint ist die Zeit kein besonders gutes Freund von uns..." ein lächeln zierte ihre rosigen Lippen erneut und langsam schlug sie die Augen auf, begegnete dem festen Blick seiner dunklen Augen und zu ihrer erstaunten Freude war auch um seine Lippen ein sachtes Lächeln. Es war ihr vergönt ein solches Wunder auf diesem Marmorgesicht zu erblicken und sogleich wich jede Betrübtheit aus ihren dunklen Seelenspiegeln. "die Zeit ist meine beste Freundin, wenn sie mich nur immer wieder zu dir führt..." antwortete er sachte und zog sie an sich. Die Berührung ihrer Körper war nur flüchtig, ihre nackten Schultern streiften seinen schweren Mantel und sein Kinn legte sich zärtlich an ihre Stirn, aber beide wollten nicht atmen um den Zauber dieser Empfindung auszukosten und doch sogen sie beide fest und tief den Geruch des anderen ein. Sie, nach wilden Rosen und Wald. Nach Sonne und Licht, selbst in der Nacht. Er, nach einer Spur Holz und einer Nuanze Nelken aber im Grunde nach Schatten,Verführung und Dunkelheit. Diese beiden Gerüche zusammen zu tragen musste wundervoll duften. Ebenso wie dieses Bild zu schön war, um lange zu dauern. "Erzähl mir, was dir passiert ist..." Nach einer Weile konnte Ne´neas diese Frage nicht mehr unterdrücken. Es war keine Neugier, die ihn dazu trieb erneut Worte durch die angenehme Stille zu schicken. Lediglich wollte, musste er sich erklären können, was seine Seelengefährtin so gezeichnet hatte. Äusserlich hatte sie sich nicht verändert, dafür war ihre Makellosigkeit zu sehr Vorherbestimmung. Vielmehr erkannte er an der Art ihrer Bewegungen, an den kurzen, flüchtigen Atemzügen während sie den Blick zur Seite wand, dass etwas geschehen war. Sie hatte diese kindliche Unschuld verloren, die sie immer so sehr von den Menschen abgezeichnet hatte. Ne´neas konnte den Gedanken kaum ertragen, dass Scha´na hatte Schmerzen und Leid ertragen müssen. Als wollte er sie davor beschützen, als täte es ihm leid, dass er nicht hatte an ihrer Seite sein können um dies abzuwenden, ließ er beständig ihren Körper an den seinen geschmiegt. Die junge Frau zögerte zu antworten. Doch nach einer Weile begann sie leise zu sprechen, als erzähle sie eine Geschichte, die sie nichts anging. "Ich bin einem Vampir begegnet. Er ist der Sohn von Zerwas, meinem Schützling. Es war als hätte ich all meine Wirkung verloren, das einzige was ich bewirken konnte war, dass er sich dazu herabgelassen hat mich zu beißen..." Ne´neas Blick wurde hart und er war froh, dass sie ihn so nicht sehen konnte. Er hasste ihre Aufgabe, die so gefährlich und schmerzhaft für sie war. Er hasste diesen Unterton Verzweiflung in ihrer Stimme, als wäre sie selbst schuld daran, dass Scha´na nicht jede verlorene Seele retten konnte. Beruhigend streichelte er ihr übers Haar, ganz flüchtig und sachte nur,während auch er die Augen schloß und ihrer Geschichte lauschte. "er musste sterben. Zerwas hat es nicht verkraftet und ist innerlich zerbrochen. Du weißt, wieviel er mir bedeutet hat. Er war mir wie ein zweiter Vater gewesen. Und nun musste sein Sohn wegen mir sterben..." ihre Stimme brach und sie konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken, während sie ihre Wange fester an seiner Brust barg um die Tränen zu verbergen. Er hielt sie fest im Arm und wiegte sie zärtlich. "Dessen nicht genug Ne´neas. Zerwas hat sich mit meinem Vater gestritten und ihm vorgeworfen, dass er das Alles nicht verhindert hat. Sie sind...sie haben gekämpft und dann..." erneut schluchzte sie auf und konnte nicht weiter reden. Aber das musste sie auch garnicht, Ne´neas fühlte ihren Schmerz und konnte den Grund dafür erahnen. "Liebste..." hauchte er leise und hob zärtlich ihr Gesicht mit einer Hand an, um mit der anderen über ihre weichen Wangen zu streicheln und die Tränen davon zu wischen. Aber all der Schmerz war nun zu greifbar für Scha´na. Hier, in seinen Armen, war die einzige Möglichkeit für sie, nicht in einer Lüge und hinter einem Vorhang zu leben. "ich hasse meine Aufgabe, Ne´neas. Warum musste das alles so passieren? Es kann doch nicht sein, dass ich Alle verlieren muss, die ich liebe. Es kann doch nicht sein, dass alle Schuld auf meinen Schultern lastet..." die tiefe Verzweiflung in ihren sonst so fröhlichen und unbeschwerten Augen wollte Ne´neas fast zerreissen. Was sollte er ihr sagen? Ihm ging es doch genauso. "das ist nunmal unser Schicksal, Liebste..." flüsterte er sachte. Mit einem leisen Schnauben wand sie sich von ihm ab und erhob sich. Zum ersten Mal sah er sie des kalten Windes wegen frösteln. "was ist das für ein grausames Schicksal, wenn es uns zusammenführt aber nicht zulässt, dass wir beieinander sind?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)