Nicht jede große Liebe, braucht auch ein Happy End von Gjankie ================================================================================ Kapitel 11: Sag, dass das nicht wahr ist ---------------------------------------- 11. Kapitel Sag, dass das nicht wahr ist Allmählich verlangsamte Kari ihren Schritt. Sie wusste nicht genau wie lange sie schon um herirrte seitdem sie Tai verlassen hatte. Doch ihr war es, als wäre sie schon immer gerannt und als würde es nie ein Ende nehmen wollen. Kari blieb stehen und schaute zurück. Tai war ihr nicht gefolgt, zumindest erschien es ihr so, denn sie sah niemanden an diesem Abend. Langsam verzog sich auch das Adrenalin aus ihrem Körper und machte sie wieder empfänglich für die Kälte, die um sie herum herrschte. Kari wusste nicht, warum sie plötzlich wegrannte und Tai sich selbst überlies. Sie kam sich kindisch und albern vor, schließlich hatte Tai doch nur versucht ihr zu erklären, warum er nicht zurück konnte. „Aber er hat sein Versprechen gebrochen!“, schrie Kari in die Nacht hinaus und war insgeheim froh, dass sie niemand hören konnte. Sie war verzweifelt. Ihre Hoffnung hatte sich in ein großes Nichts aufgelöst. Tai gab ihr die Gewissheit, dass er nicht wieder zurückkehren würde. Er hatte sie vergessen und dieses Gefühl machte Kari unglaublich wütend. Sie spürte einen großen Hass in ihr aufkommen. Kari schloss die Augen und ballte ihre Hände zu wutverzerrten Fäusten. Sie zitterte am ganzen Körper, jedoch war es nicht die Kälte. Kari war unglaublich zornig und dieses Gefühl durchdrang ihren gesamten Leib, bis in die letzte Faser. Schließlich lies sie sich mit einem dumpfen Knall auf die Erde fallen. „Ich hasse dich, Tai!“, schrie sie laut auf, bevor sie zusammenbrach und gellend wimmerte. Ihre Tränen fielen leise zu Boden und kristallisierten sofort zu Eis. Früher hätte sie gelacht über dieses Phänomen, doch heute Nacht war ihr nicht zum Lachen zumute, nicht einmal zu einem kurzen Schmunzeln. Sie war zu Tode betrübt, dass Tai ihr in die Augen sah und ihr klar machte, dass er sie untergingen ließe, nur um seiner Selbst willen. Er hatte keine Emotionen gezeigt, noch den Versuch unternommen, sie zurück zuhalten und das gab ihr auch die Gewissheit, dass er nie wieder zurückkommen wird. „Er hat mich vergessen … er hat sein Versprechen gebrochen …und ich hab so an ihn geglaubt! Ich bin so dumm gewesen! Aber nun wird alles anders…ich werde auch ihn vergessen!“. Kari stand auf und stierte in den klaren Winterhimmel. „Hast du gehört, Tai? Ich kenne dich nicht mehr!“ schrie sie fast hysterisch, bevor es wieder still um sie herum wurde. Kari würde wieder zurückkehren, zurück an den Ort, der für sie die Hölle bedeutete, aber sie war bereit, alles mit stummer Lethargie zu ertragen. Zerschlagene Träume und zerschlagenes Glück Bilden ein Mahnmal für das Scheitern, auf das meine Hoffnung erstickt. Denn wer bin ich glauben zu können, dass es für mich Rettung gibt? ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Kari! Wo zur Hölle hast du gesteckt?!“ wurde sie angefahren, als sie die Wohnungstür hinter ihr zurück ins Schloss fallen lies. „Ich war bei…“. Eine kurze Pause entstand, denn Kari wusste, dass sie ihrem Steifvater nicht sagen durfte, dass sie bei Tai war und mit ihm geredet hatte. „ …bei einer Freundin. Entschuldigung, dass es später wurde, als gedacht.“ Kari schaute beschämt zu Boden. Sie kam sich winzig und einsam vor, obwohl ihre Mutter ebenfalls anwesend war. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du mich nicht anlügen sollst?!“. Kari schaute erschrocken hoch. Er hatte ihre Lüge durchschaut und schien über diesen Umstand extrem wütend und jähzornig zu sein. „Aber …aber das ist die Wahrheit!“. Kari nahm ihren ganzen Mut zusammen um ihren Steifvater in die Augen sehen zu können. „Du schwindelst mich an! Ich weiß es genau, also wo warst du?!“. Er stand auf und trat an Kari heran. Er wartete auf eine Antwort. Es war keine kluge Idee von Kari gewesen ihn anzulügen, das hatte sie nun begriffen. Sie suchte nach einem Ausweg, doch was sollte sie sagen? Kari wusste, dass er ausrasten würde, wenn er erfuhr, dass sie bei Tai gewesen ist, doch hatte sie eine Wahl? „Kari, ich frage dich ein aller letztes Mal! Wo zum Teufel warst du?!“ fragte ihr Stiefvater ungeduldig und schroff. Und plötzlich bündelte sich ihre ganze Wut auf diesen Mann, der sie jahrelang eingeschüchtert hatte. „Was geht dich das eigentlich an?!“ fuhr es aus Kari heraus. Ihre Augen waren geweitet und ruhten sicher auf denen ihres Stiefvaters. „Ich habe mich wohl verhört?! Besser wäre das für dich!“ sprach er drohend. Kari atmetet tief durch, bevor sie ihm antwortete: „Nein, das hast du nicht! Aber wenn es dich so brennend interessiert: Ich war bei Tai und habe sein Spiel angeschaut!“ sagte sie selbstsicher und ohne eine Spur von Angst in ihrer Stimme. Und dann passierte es. Ihr Steifvater schlug ihr hart ins Gesicht, sodass Kari den Stand verlor und zu Boden ging. Ihre Mutter sprang panisch auf und wollte zu ihrer Tochter. „Du bleibst, wo du bist! Diese Göre wird mich nie wieder anlügen und mir so frech gegenüber treten!“. „Aber, aber …“ stotterte Frau Yagami. „Du hältst dein verdammtes Maul!“ wurde sie angeschrieen und es lähmte sie schreckliche Angst. Frau Yagami war erstarrt. Gleich einer Eissäule stand sie da und musste mit ansehen, wie ihre Tochter von diesem Mann, in den sie sich einst verliebt hatte, verprügelt wurde. Tränen rannen über ihre Wangen, als sie die Schreie ihrer Tochter hörte. Als Kari keinen Widerstand mehr leistete, hörte ihr Stiefvater auf. „Du wirst dich nie wieder mit diesem Eckelerregenden Tai treffen, noch mich wieder anlügen! Haben wir uns da verstanden!?“ „Ja.“ Wimmerte Kari leise. Ihr Stiefvater stand auf und öffnete die Haustür. Kari wagte erst aufzustehen, nachdem er die Wohnung verlassen hatte. Auch ihre Mutter schien wieder lebendig geworden zu sein und stürmte zu ihrer Tochter, die entkräftet versuchte auf ihre Beine zu kommen. „Kari, komm, ich werde dir helfen.“ Sprach sie unter Tränen, als sie sich zu Kari hinunter beugte. „Hau ab!“. Kari schlug die Hand ihrer Mutter zur Seite. „Aber …“ „Nichts aber! Du bist keinen Deut besser als Tai!“. „Wie meinst du das?“ fragte Frau Yagami ihre Tochter erschrocken. „Er hat sein Versprechen gebrochen, dabei dachte ich, er wäre immer für uns da! Aber das ist er nicht! Er ist ein elender Feigling!“. Frau Yagami war unfähig etwas zu sagen. Sie hatte ihre Tochter noch nie so leiden gesehen und noch nie so gänzlich ohne Hoffnung. Sie wusste nicht, welche Hoffnung sie die Qualen überstehen haben lassen, doch sie war sich sicher, dass es etwas mit ihrem Sohn, Taichi Yagami zu tun hatte. Und nun war diese Hoffnung gestorben. So übermahnt mich der Zweifel und Angst macht sich breit. Sie zerfrisst den letzten Rest an Hoffnung bei Zeit. Und spuckt mich leer wieder aus Gelähmt durch die Furcht vor weiterem Leid. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Kari lag weinend auf ihrem Bett. Wie oft sie das in den letzten Monaten getan hatte, wusste sie schon lange nicht mehr zu zählen. Ihre Wangen waren heiß und klebten durch die salzigen Tränen. Sie wollte niemanden mehr sehen. Ihr Leben machte in ihren Augen keinen Sinn mehr. Sie hasste die ganze Welt um sie herum. Kari wusste nicht, was sie versprochen hatte, das man sie so quälte, dass man sie nicht ein schönes Leben führen lies. Kari wurde geplagt von zahlreichen Zweifeln an diesem Abend, was sie mehr schmerzte, als ihr Körper. Sie nahm ihn nicht mal wirklich wahr. Plötzlich wurde sie von einem vorsichtigen Klopfen an der Tür aus ihren Gedanken gerissen. „Nein!“ sagte sie einsilbig. „Ich denke, dass ist aber wichtig. Es ist von deinem Bruder. Ich durfte es dir nicht zeigen, aber er hatte dir einen Brief geschrieben zu deinem Geburtstag.“ Ein kurzes Schweigen entstand, bevor Kari das Räuspern ihrer Mutter hörte. „Ich habe ihn nicht gelesen. Er ist ja an dich. Ich darf ihn nicht lesen. Er ist nur an dich.“. Kari stand auf und ging zur Tür. „Gib ihn her.“, befahl sie ihrer Mutter ohne Emotionen, bevor sie wieder die Tür schloss. Sie legte den Brief auf ihren Schreibtisch und setzte sich auf ihren blauen Sessel. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, seit wann dieser Sessel schon hier stand, doch sie verband ihn mit vielen schönen Erinnerungen. Die meisten hatten mit Tai zu tun. Eine zeitlang starrte Kari auf den Briefumschlag. Einfaches Weiß. Keine Verzierungen. Dann fiel ihr auf, dass er keine Briefmarke hatte. Tai hatte den Brief persönlich in den Briefkasten geworfen. Schließlich übermahnte sie das Gefühl der Angst und Zweifel und sie öffnete ihn. Liebe Kari. Ich hoffe, du genießt heute deinen Ehrentag. Es tut mir wahnsinnig Leid, dass ich nicht persönlich bei dir sein kann. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht mal ein Geschenk für dich, aber ich wollte, dass du weißt, dass ich dich nicht vergessen habe. Kari musste sich kurz mit ihrem Ärmel die Tränen aus den Augen wischen, bevor sie weiter lesen konnte. Seit Monaten weiß ich nicht, ob ich dich jemals wieder sehe, noch, ob ich jemals wieder zu dir gehen kann. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob dich dieser Brief je erreichen wird, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass alles wieder gut wird. Ich konnte dir nicht erzählen, warum ich gehen musste, denn es ging alles so schnell und ich dachte, es wäre das Beste, wenn ich dich und Mama nicht weiter da mit hineinziehe. Aber ich möchte dich auch nicht im Unklaren darüber lassen, warum ich so plötzlich gegangen bin, nur musst du mir versprechen, dass du es IHM nicht zeigst, denn ich glaube, nein, ich weiß, dass er dich und Mama dafür bestrafen würde. Also bitte, vertrau deinem Bruder, wenn er dir das so sagt. Ich weiß es! Doch bevor ich es dir erzähle, möchte ich dir noch etwas sagen: Kari, ich möchte, dass du dir eins merkst: Ich werde dich nie verlassen, auch wenn ich jetzt nicht mehr bei dir und Mama bin, so trage ich euch doch tief in meinem Herzen. Auch möchte ich, dass du immer an mich glaubst und auch daran, dass ich mein Versprechen, dass ich dir eigentlich schon bei deiner Geburt gab, einlösen werde. Ich werde dich nie im Stich lassen, Kari. Ich bin dein großer Bruder, und große Brüder lassen doch ihre kleinen Schwestern nicht im Stich. Bitte merke dir das! Kari fühlte sich erbärmlicher als zuvor. Sie hatte an ihrem Bruder gezweifelt, dass er sie vergessen hatte. Wie konnte sie nur so töricht sein, das wirklich zu glauben. Sie wusste es nicht. Ihre Tränen nahmen ihr zum zweiten Mal die Sicht und tropften unaufhörlich auf das tadellose Weiß des Briefes. Schnell wischte sie sie sich aus den Augen, denn sie hatte Angst, dass die Tränen den restlichen Brief unlesbar machen würden. Ich musste damals ausziehen, weil ER es mir befohlen hatte und mir mit schrecklichen Dingen drohte, die ER euch antun würde, wenn ich nicht verschwinde. Deswegen blieben mir keine Zweifel darüber, dass ich gehen musste. Ich hoffe du verzeihst mir das, aber dieser Mann bot mir alles an, mit dem man mir Angst einjagen und mich lähmen kann. Kari, ich hatte einfach keine Kraft mehr. Seitdem Mama diesen Mann mit nach Hause brachte, habe ich versucht dich und sie zu beschützen. ER war so anders, als Papa. Das wusste ich schon, als er zum ersten Mal die Türschwelle betrat und er mir tief in die Augen schaute. Er hat mich einst erzählt, dass er diese Augen hasst. Er hasst meine Augen, weil sie so rein und unzerbrechlich auf ihn wirkten. Ich weiß nicht, was er gegen meine Augen hat und es ist mir auch egal. Aber ich weiß eins: Dieser Mann hasst nicht wirklich meine Augen, sondern er hasst meine Seele. Er hasst mich und das tue ich ihm gleich. Du musst wissen, dass dieser Mann durch und durch böse ist. Eine sehr lange Zeit habe ich versucht, euch vor diesem Mann zu bewahren. Ich habe für euch die Prügel eingesteckt und die Beschimpfungen, bis ich unter diesem Druck zusammen gebrochen bin. Glaub mir Kari, ich habe euch nicht gerne verlassen. Wenn ich noch Kraft gehabt hätte, so wäre ich standhaft geblieben, aber so musste ich gehen. Kari konnte ihre Trauer nicht mehr unterdrücken. Mit jedem Satz, den sie las, stiegen ihr mehr und mehr Tränen in die Augen und schnürten ihre Kehle zu. Sie vermutete schon, dass Tai viel für sie abfing, aber das es so schlimm gewesen sein musste, verkraftete ihre Seele nicht. Doch sie bemühte sich, den Brief weiter zu lesen. Das war sie schon alleine Tai schuldig. Ich wusste eine zeitlang nicht, warum ich damals nicht mit dir zusammen geflohen bin, doch nun bin ich mir sicher: Wenn ich dich mitgenommen hätte, so wäre Mama ohne Schutz diesem Mann ausgeliefert gewesen und das wollte ich nicht. Ich habe dich immer als stark empfunden. Ich weiß, normalerweise war ich immer der mutige Draufgänger von uns beiden und ich kann dir versichern, dass ich auch heute immer noch der Anführer sein will. Aber ich habe mich ein bisschen gebessert. Zum Beispiel bin ich heute nicht mehr so „beratungsresistent“. Kari Stimmung hellte sich ein wenig auf, als sie diesen Satz las. Das war ihr Bruder, der geborene, unerschrockene Anführer, der sich Hals über Kopf in jede neue, aufregende Situation stürzt. Aber du, meine liebe Kari, warst mir immer schon überlegen, was Mut angeht. Ich war oft genug einfach nur hitzköpfig und blieb einfach aus Stolz, doch du besitzt wahren Mut. Du überlegst gut, bevor du etwas tust, doch dann trittst du mit dreifacher Entschiedenheit dafür ein. Deshalb wollte ich, dass du bei Mama bleibst, und sie so gut beschützt wie es eben geht. Zumindest solange, bis ich wieder zurückkehre. Und das werde ich, Kari. Ich habe es dir versprochen und dieser Brief soll nun so etwas wie ein Vertrag zwischen und beiden sein, der es dir noch mal schwarz auf weiß vor Augen führt. Alles wird gut, mein Baby, alles wird gut. Behalte deine Hoffnung und gib bitte nicht auf. Das ist mein Wunsch für deinen Ehrentag, denn was nützen Ruhm, Ehre und Gold, wenn man kein glückliches Leben führt? Also gestehe den Zweifeln und Ängsten in deiner Seele keinen Platz zu, sodass sie dir die Liebe und die Zuversicht rauben können. Ich liebe dich, mein kleines Baby. Dein Bruder Tai. Kari las die letzten Zeilen des Briefes immer und immer wieder, obwohl sie kaum noch etwas durch den Schleier, den ihre Tränen bildeten sah. „Bitte verzeih mir, Tai. Bitte verzeih mir.“, sprach sie leise. Der Wind schien ihre Worte dabei sanft durch das geöffnete Fenster mit zunehmen, an einen schöneren und friedlicheren Ort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)