Tausend und 1 Nacht von Kio4578 ================================================================================ Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- Kapitel 18 Lian schlich sich wieder nach draußen zum Gebäude, doch es war leer. Irritiert stand er auf und sah sich um, so langsam wurde es hier von Tag zu Tag merkwürdiger. Kopfschüttelt ging er zurück als er unsanft gegen eine Mauer gedrückt wurde. Überrascht schaffte er es gerade noch seine Hand zwischen seinen Hals und die Hand seines Gegenübers zu bringen. Vor ihm stand eine Gestalt, gut einen Kopf kleiner als er selbst und bis auf einen schmalen Streifen im Gesicht vollständig verhüllt. Die wenigen Falten die die Augen umspielten verrieten ihm zumindest, das es sich um eine Person mittleren Alters handeln mochte. Die Augen die ihn musterten hatten etwas Seltsames an sich. Erst nach dem er seine erste Überraschung verwunden hatte, fiel ihm auf was es war. Sie waren blind. Lian schluckte leicht. Woher war der Fremde so plötzlich gekommen? Ihre Blicke trafen sich und obwohl sich der Junge sicher war das er oder sie ihn gar nicht sehen konnte, konnte er das Gefühl nicht abschütteln intensiv gemustert zu werden. Nach scheinbar endlosen Sekunden, oder waren es doch schon Minuten? Die er gegen die Wand gepresst wurde, lockerte sich der Griff um seinen Hals, ohne jedoch aus den Augen gelassen zu werden, scheinbar schien der Fremde nicht der Ansicht zu sein das von ihm Gefahr zu befürchten war. Schließlich fiel das beklemmende Gefühl von ihm ab und er wagte, sich wieder normal zu bewegen. Was für ein Zauber war das, der ihn eben noch fest in seinen Bann gehalten hatte? Er vernahm noch ein paar zischende Worte, die er nicht verstand, bevor sich sein gegenüber zurück zog und schließlich ganz verschwunden war. Lian blieb noch weitere Minuten stehen und rührte sich nicht. Erst als er das Gefühl endgültig abgeschüttelt hatte, etwas würde ihn beobachten, ging auch er zurück. Als er das Haus erreichte verschloss er die Tür und wandte sich erneut dem Tisch zu. Schließlich breitete er Zettel und Feder vor sich aus, bevor er das kleine Heft erneut aufschlug und sich Notizen machte. Als der Abend bereits hereingebrochen war, war es ihm gelungen mit Hilfe der Rollen, Schriften und Raphaels Notizen ein Muster zu erstellen, mit dessen Hilfe er den Text entschlüsseln konnte. Raphael hatte sich an diesem Tag nicht zur Ruhe gelegt. Er war unruhig unter der Erde auf und ab gegangen. Die Präsenz einer weiteren Person hatte ihn kurzzeitig aus seinen Gedanken gerissen, doch sie war sehr schnell wieder verschwunden. Vielleicht wurde es Zeit die gewohnte Ruhe auf den Horst zurück zu holen, doch wie konnte er das jetzt noch anstellen? Lian hatte es tatsächlich geschafft Erinnerung in ihm aufleben zu lassen. Erinnerungen die er Jahrelang ignoriert und verschlossen hatte um sie zu vergessen, doch nun waren sie erneut entfesselt und stießen mit aller Gewalt in sein Bewusstsein vor. Jahre oder Jahrhunderte der Unterdrückung und der Abscheu gegen sich selbst. Jahre die den Geruch des Todes mit sich trugen, der Hass und die Abneigung gegen seine unfreiwilligen Freunde die nun von neuem aufzusteigen drohten. Jahre die das Wort Schmerz neu zu definieren vermochten, Jahre in denen er gefangen war in einem Körper der nach und nach zerfiel. Jahre die ihn das nahmen was er einst als Begriff für Ehrbar gebrauchte. Die Kälte des Todes die ihn stetig begleitetet und die vielen unfruchtbaren Versuche das ihm so verhasste und aufgezwungene Leben zu beenden. Empfindungen die er irgendwann vollkommen verdrängt und restlos ignoriert hatte. Das alles stimmte ihn wütend, nicht gegen Lian oder dessen unbarmherzige Neugier, der wahrscheinlich nicht einmal im geringsten ahnte was es bedeutete unfreiwillig zwischen den Welten zu wandeln und allem zu entsagen was er als Mensch als das bezeichnete was sein Leben einst bereicherte. Seine Unzufriedenheit richtete sich gegen ihn selbst, gegen die Schwäche die dieser Körper niemals endgültig verlieren würde. Doch war das nicht auch einer der Gründe die es ihm ermöglichte vor all dem zu fliehen oder fort zu gehen? Doch wohin und zu welchem Preis? Daeíon konnte er lange Zeit, Jahrhunderte oder gar länger Abschütteln und von sich ablenken, ihm kurz glauben lassen er wäre gestorben, doch mit der Zeit hatte schließlich auch er herausfinden müssen, das dem nicht so war. Nicht umsonst war er dann und wann hier erschienen, er den er mehr hasste als man es mit Worten auszusprechen vermag und mehr hasste als sein eigenes Leben, als Geschöpf der Nacht. In der Nacht hatte Lian das Muster nahezu vervollständigt und begann nun die ersten Seiten des Heftes zu lesen. Mit jedem Satz den er sorgfältig notierte, wurde ihm das Ausmaß und die Grausamkeit der Wörter aus jener Zeit überdeutlich vorgeführt. Der Zerfall des römischen Imperiums, entfachte eine Kette der Folgenschweren Zeit, die voller Elend, Not und Angst geprägt war. Raphael konnte nicht viel Freude am Leben zu diesen Zeiten gefunden haben. In seiner Zeit als Mensch wuchs er zwischen Trümmern und Ruinen auf, die allesamt, entweder, erneut, zerstört, oder geplündert wurden. Er erlebte wie seine Familie und die Freunde seiner Zeit geschändet, erschlagen oder versklavt wurden. Auch seine Eltern waren auf der Flucht, ohne je an ein Ziel zu gelangen und ohne wirkliche Hoffnung auf bessere Zeiten. Viele Freunde und Verwandte hatten sie schon in seinen ersten Jahren verloren. Eines Tages dann, wurde er mit 2 seiner Geschwister weggebracht. Unter die Erde, in ein Versteck das sonst niemand kannte, dort wurden sie zurück gelassen. Erst Tage später, ohne Essen, Trinken oder Schlaf, hatte man sie gefunden. Letztendlich wurde sie doch aufgelesen, mitgenommen und verkauft, oder versklavt. Ihm allerdings, war das Schicksal besser gewogen, seine Geschwister hatten weniger Glück. Raphael sollte später erfahren wem er sein ungewöhnlich gütiges Schicksal zu verdanken hatte. Es war ein ferner Verwandter, der ihn wiedererkannt und mit sich genommen hatte, da er ohnehin keinen Nachfolger besaß. Die Zeit danach wurde ruhiger, durch diese Fügung war es ihm ermöglicht wurden, für ein paar Jahre, ein ruhigeres Leben zu führen und er genoss eine sehr gute Bildung. Doch diese Zeit war vorüber als er gerade 14 geworden war. Sein Vormund starb und er befand sich erneut auf der Flucht. Auf seinen Weg hörte er vielerlei Geschichten, so erfuhr er von dem Überfall dort wo er zuvor gelebt hatte, und noch vielerlei anderer schrecklicher Dinge und Wahrheiten, die an Brutalität und Schrecken kaum zu übertreffen waren. Seine Familie wurde, bis auf ihn, vollständig ausgelöscht, nicht einmal sein Lehrmeister wurde verschont, obgleich er nichts mit ihnen zu tun hatte. Erst als sich die Schatten des Krieges allmählich zurückgezogen hatten und er wieder einmal auf seiner Reise in ein Dorf kam, erfuhr er den wahren Hintergrund dieser beispiellosen Hetzjagd. Der Grund dieses haltlosen Hasses gegen seine Familie war sein eigener Vater gewesen. Er war engster Freund und Bruder des schlimmsten Tyrannen die die Zeit damals erlebte. Als dies bekannt wurde, floh er mit Frau und Kind in den sicheren Tod. Zwar konnte er untertauchen, doch die Häscher die ihn folgten ließen keinen Stein auf den anderen bis sie ihn schließlich aufgespürt hatten und die Treibjagd ihren Anfang nahm, schon damals musste sein Vater geahnt haben, das er mit einem Bein im Grabe stand. Das jedoch hielt ihn nicht davon ab, weitere Versuche zu starten, seine Nachkommenschaft, die stetig schrumpfte, in Sicherheit zu bringen. Lian klappte das Heft schließlich zu. Es waren kaum mehr als 3 Seiten die er bisher gelesen hatte, doch sie genügten um ihn schwindeln zu lassen. Nun musste er sich zusammenreißen und das eben erfahrene für sich selbst begreifen. Er wusste nicht viel über diese Zeiten und soviel mehr war nicht bis in seine Zeit erhalten geblieben. Doch er war sich fast sicher, dass nicht einmal die ältesten Schriften es vermochten das Ausmaß dieser Jahre voller Hass so beschreiben zu können wie es diese wenigen, ungeschickt, geformten Sätze, geboren aus Flucht, in höchster Eile gebannt und der Garantie oder gar dem Wissen, sie würden die Zeit nicht überdauern, taten. Für ihn war es kaum fassbar mit welcher Grausamkeit die Menschen damals miteinander umgegangen waren. Hätte er es in Geschichten gehört, würde er sich vermutlich einfach weigern auch nur ein Wort davon anzunehmen oder zu glauben. Doch diese Seiten getränkt mit Blut und nicht selten damit geschrieben, offenbarten ihm die schonungslose Wahrheit mit entschlossener Klarheit, unverkennbar und so bitter wie sie war. Doch noch etwas geschah mit ihm, während er versuchte das erfahrene zu begreifen. Die Bewunderung und Hingabe die er dem Vampir entgegenbrachte und empfand, sowie der Wunsch sich ihm nähern zu wollen, war gewachsen. ____________________________ Thx für´s lesen. *Kaffee und Kuchen da lass* Fragen, Anregungen, Mordrohungen ect...wie immer am Ausgang hinterlassen. BtW Wer per ENS benachrichtigt werden möchte möge es mir bitte sagen. ^^ (normalerweise versuche ich jede Woche ein Kapitel einzustellen.) LG Kio ^^ Und hier ist ein kleines Dankeschön, an alle die Die Story verfolgen Nein, das ist kein Spoiler. http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1383779&sort=zeichner&ordner=-1 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)