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Das verlorene Paradies

... Wenn Engel der Faszination der Hölle erliegen
von

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Inside a Demon's Head

Gott, was bist du grausam, dass du Engel weinen lässt.
 

Gott, was bist du grausam, dass du Engel bluten lässt.
 

Gott, Gott sag mir doch warum, warum du deine Engel leiden lässt.
 

*
 

Es war der Tag vor meinem 18. Geburtstag. Der Tag vor meiner Volljährigkeit.

Der Tag, an dem ich starb.
 

Wenn ich jetzt daran zurück denke, fällt mir auf, dass Engel mich schon damals faszinierten. Meine Mutter hatte mir, als ich noch jünger war, oft Engelsfigürchen geschenkt: kleine Schutzengel, die ich alle in einer Vitrine gesammelt hatte. Es sind verschwommene Erinnerungen an mein letztes Dasein als Mensch, die ich wie einen kostbaren Schatz hüte.
 

Dennoch, bis zu jenem Tag hatte ich nie einen Gedanken daran verschwendet, dass ich selbst auch einen Schutzengel besitzen könnte. So wie jeder Mensch von einem himmlischen Geschöpf begleitet wird, das über ihn wacht, Tag und Nacht.
 

Doch es war nicht mein Schutzengel, dem ich an jenem Tag begegnete und der mir die Augen öffnete. Nein, es war ein Junge mit weißen Flügeln und einer Narbe auf der Stirn, der sich mir als Engel vorstellte.
 

Als ich ihm begegnete, war er überrascht, dass ich ihn sehen konnte.
 

Es gibt zwar Menschen, denen sich Engel zeigen, aber er war nicht gekommen, um mir eine Nachricht zu bringen. Niemand hätte ihn sehen sollen, doch ich konnte es. Dass ich dem Tode nahe war, hatte auch nichts damit zu tun, so sagte man mir später. Warum also war er nicht auch für mich unsichtbar? Niemand kann mir darauf eine Antwort geben. Niemand will mir eine Antwort darauf geben. Denn ich bin mir sicher, es gibt eine.
 

Von Anfang an war ich von diesem Wesen des Himmels fasziniert und bot ihm an, so lange bei mir zu bleiben, bis er seine Mission auf der Erde erfüllt hatte.
 

Ob das ein Fehler war? Hätte es mein Schicksal geändert, wenn ich ihn nicht aufgenommen hätte? Aber die paar Stunden, in denen mich seine Aura umfing, gehörten zu den schönsten meines kurzen Lebens.
 

Ich bin sicher, dass ich eine Antwort auf meine Fragen finden werde, wenn ich nur lange genug danach suche. Es muss eine Verbindung geben zwischen ihm und mir, denn warum hätte meine Seele sonst als Dämon wiedergeboren werden sollen?
 

Noch bin ich jung und unerfahren, aber man gab mir bei meiner Neugeburt einen kraftvollen Namen: Draco.
 

Ich kann weder Feuer spucken noch fliegen und trotzdem trage ich den Namen eines Drachen. Ich mag ihn. Er macht mich stärker, wenn ich an ihn denke, und erfüllt mich mit Stolz.
 

Meine Freunde sagen, dass in meiner Brust das Herz eines Drachen schlage.
 

Ob das ein gutes Omen ist?
 

[To be continued ...]

Grenzwache

Die Nacht war kühl, als Draco erwachte. Durch den flackernden Schein der Kerze neben seinem Bett konnte er die alte Uhr an der Wand gegenüber seinem Bett sehen. Es war erst zehn Uhr - genügend Zeit noch, um sich für die Wachablösung bereit zu machen.
 

Der Blondhaarige gähnte und streckte sich. Am liebsten wäre er noch länger im Bett geblieben, aber die Pflicht rief und sein Lehrmeister würde auch nicht mehr lange auf sich warten lassen, um ihn daran zu erinnern. Also war es besser, wenn er jetzt schon aufstand, denn sein Meister konnte Leute nicht leiden, die sich vor Pflicht und Arbeit drückten.
 

Draco entschied sich für eine kalte Dusche, um wach und den Staub und Sand los zu werden, der vom gestrigen Tag noch an ihm haftete. Er hatte bis in den frühen Morgen hinein Wachdienst gehabt und währenddessen war ein Sandsturm über das Dorf gefegt. Am Ende seiner Schicht hatte sein Meister ihm noch aufgetragen, bei einigen Reparaturen im Dorf zu helfen. Danach war Draco mitsamt seiner versandeten Kleidung todmüde auf sein Bett gefallen und auf der Stelle eingeschlafen.
 

Als Draco geduscht und sich frische Kleidung angezogen hatte – eine dünne, schwarze Leinenhose und ein dunkelgrünes, langärmeliges Shirt – ging er in die Küche, um ein Nachtmahl zu sich zu nehmen.
 

Er saß gerade am Tisch und verspeiste ein Brot mit Schinken, als sein Meister nach Hause kam.
 

"Guten Abend, Meister Regulus", begrüßte Draco seinen Meister kauend, als dieser die Küche betrat.
 

"Guten Abend, Draco", erwiderte der Andere. Dracos Meister war ein stattlicher Mann, der gewöhnlich schwarze Kleidung und einen dazu passenden Umhang und Handschuhe trug. Vom Äußeren her hätte man ihn auf Ende zwanzig schätzen können, aber sein wahres Alter lag weit darüber. Niemand wusste, wie alt Regulus wirklich war, aber er hatte gewiss schon ein paar hundert Jahre auf dem Buckel, wenn nicht sogar mehr.
 

"Wie ich sehe, bist du schon aufgestanden." Regulus musterte seinen Schüler. Obwohl er nicht besonders laut sprach, füllte seine Stimme den ganzen Raum. "Es ist noch früh, du musst erst in einer Stunde zur Wachablösung."
 

"Ich bin auch noch müde", erwiderte Draco wahrheitsgemäß. "Aber ich wollte nicht, dass Ihr wieder denkt, ich würde faulenzen, nur weil ich länger schlafe."
 

Der Schwarzhaarige lächelte. Draco war stets darum bemüht, einen guten Eindruck als sein Schüler zu machen. "Wenigstens hast du etwas davon verinnerlicht, was ich dir beibringe." Er setzte sich zu Draco an den Tisch. "Das kann man von anderen Leuten nicht unbedingt sagen."
 

Draco setzte ein breites Grinsen auf. "Ihr meint Tonks? Sie genießt es, wenn sie gegen euch rebellieren kann."
 

Regulus stieß einen theatralischen Seufzer aus. "Ist es nicht furchtbar? Sie würde eine wunderbare Korruptrix abgeben, wenn sie sich nur Mühe geben würde."
 

Draco zuckte nur mit den Schultern und dachte an die Dämonin, die mit ihm und Regulus das kleine Haus teilte. Tonks war eine Succubus-Dämonin, was sie wie geschaffen für die Arbeit einer Korruptrix machte. Korruptoren verführten Menschen und ließen die schlimmsten Eigenschaften in ihnen zum Vorschein kommen. Doch Tonks sah keinen Sinn darin, immer wieder aufs Neue Menschen in ihr Verderben zu führen. Draco konnte ihre Meinung verstehen und auch Regulus ließ manchmal durchblitzen, dass er ähnlich dachte.
 

Vor zwei Jahren hatten Tonks' Eltern sie Regulus anvertraut, der zu den vielen Lehrmeistern der Hölle gehörte, um ihre Tochter wieder "auf den rechten Weg" zu bringen. Im Moment waren nur Draco und Tonks seine Schützlinge, aber Regulus hatte Draco erzählt, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen er mehr als fünf Dämonen zugleich auszubilden hatte.
 

In der ersten Zeit, die Tonks mit Draco und Regulus verbracht hatte, hielt sie sich an keine der Weisungen ihres Meisters. Sie schwänzte den Unterricht und verschanzte sich in den alten Höhlen, die in der Nähe des Dorfes lagen, wenn Regulus versuchte, sie ihrer eigentlichen Bestimmung näher zu bringen.
 

Schließlich hatte Regulus es aufgegeben, ihr die Meinung ihrer Eltern einreden zu wollen. Nach einigen Gesprächen einigten sich die beiden darauf, dass Regulus sie dasselbe wie Draco lehren würde und Tonks dafür seinen Weisungen und Regeln befolgte, solange sie ihre Freiheit nicht zu sehr beschnitten. Für Draco war Tonks inzwischen eine gute Freundin und fast so etwas wie eine große Schwester geworden.
 

Nachdem Draco einige Zeit lang seinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte, sagte er: "Meister, ich werde jetzt schon zum Wachturm gehen. Ich muss noch etwas mit Tonks besprechen."
 

Sein Meister nickte verständnisvoll. "Hat es etwas mit deinen Träumen zu tun?"
 

Draco, der gerade dabei gewesen war, sein benutztes Geschirr abzuräumen hielt inne. Betrübt schaute er auf den Teller, den er in der Hand hielt. "Ich möchte, dass sie aufhören", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu seinem Meister. "Deshalb ... will ich endlich etwas tun. Etwas herausfinden, wenn ich kann."
 

"Gut", meinte Regulus ohne Umschweife. "Es wurde auch langsam Zeit, dass du eine Entscheidung triffst." Er holte eine Taschenuhr hervor und blickte darauf. "Es ist besser, wenn du jetzt gehst. Tonks' Schicht ist bald vorbei und wenn du noch mit ihr reden möchtest, bevor du sie ablöst, solltest du dich beeilen."
 

"Ja, Meister." Draco ging zur Garderobe und warf sich einen dunklen Wollumhang über, der ihn vor der Nachtkälte schützen würde. Dann verabschiedete er sich von Regulus und begab sich auf den Weg zum Wachturm.
 

*
 

Der Wachturm lag etwa einen Kilometer vom Dorf entfernt. Seit Draco vor sieben Jahren zu Meister Regulus hierher gekommen war, half er dort beim Wachdienst. Tonks und er waren nicht die einzigen Grenzwächter, es gab noch andere Leute aus dem Dorf, die ebenfalls dieser Tätigkeit nachgingen und sich die Arbeit mit Draco und Tonks in Schichten einteilten. Es war keine besonders schwere Aufgabe, die karge Landschaft um das Dorf zu überwachen, meist war sie sogar ziemlich langweilig.
 

Die Grenze, damit war das Gebiet gemeint, das Himmel und Hölle voneinander trennte. Denn entgegen der Vorstellung der Menschen befand sich die Hölle nicht unterhalb der Erde und der Himmel über ihr, sondern Himmel und Hölle waren zwei Länder auf einem Kontinent, der in einer anderen Sphäre frei über der Erde schwebte.
 

Laut einer alten Sage war dieser Kontinent, der von seinen Bewohnern als "Himmlischer Kontinent" bezeichnet wurde, von Gott aus der Mitte des Urkontinents der Erde geschaffen worden. Gott nahm das Herz des Urkontinents und ließ ihn als Heimat der Engel über der Erde schweben. Der Urkontinent aber brach auseinander und spaltete sich in die heute bekannten Erdteile auf.
 

Doch nur eine Hälfte des Himmlischen Kontinents war fruchtbar, die andere bestand aus Wüste und brachem Land, das die Engel nicht nutzbar machen konnten. Nachdem Luzifer aus dem Himmel verstoßen worden war, kehrte er auf den Himmlischen Kontinent zurück, um mit Dämonen und anderen gefallenen Engeln das Brache Land zu besiedeln. So entstanden Himmel und Hölle auf der selben Ebene.
 

Die beiden Länder sind durch eine Grenzlinie von mehreren Kilometern Breite getrennt, an deren Rändern auf beiden Seiten in regelmäßigen Abständen Wachdienste eingerichtet sind, die ein Eindringen der jeweils anderen Partei verhindern sollten.
 

Draco hatte den Sinn dieser Wachposten noch nie ganz verstanden, da der letze Krieg zwischen Engeln und Dämonen bereits mehr als 2000 Jahre zurück lag und seitdem keine Engel versucht hatten, in die Hölle einzudringen.
 

Die einzigen Wesen, die Draco manchmal bei seinem Wachdienst zu Gesicht bekam, waren entweder Dämonen, die an der Grenze entlang reisten, umherirrende Geister von Verstorbenen, die eingefangen werden mussten, oder Elementargeister, die sich frei zwischen Himmel und Hölle bewegen konnten.
 

*
 

Draco war am Wachposten angekommen, der aus einem hohen Ausguck und einer kleinen Hütte daneben bestand. Es war eine wolkenlose, klare Nacht und das Licht des Mondes und der Sterne hatte Draco den Weg erleuchtet. Auch jetzt musste er keine Fackel anzünden, um die Leiter zum Ausguck zu erklimmen, der aus einem kleinen Zimmer bestand, das auf dicken, metallenen Stäben ruhte, die gut acht Meter in die Höhe reichten.
 

Der Holztür, die im Boden des Ausgucks eingelassen war, war verschlossen, als Draco das Ende der Leiter erreichte. Er klopfte an die Tür – zwei Mal lang, drei Mal kurz, das vereinbarte Zeichen der Wächter – und kurz darauf wurde die Luke geöffnet und eine schmunzelnde, junge Dämonin reichte ihm die Hand, um ihm in den Raum zu helfen.
 

Das Zimmer war niedrig und bot Platz für drei bis vier Personen, auch wenn meist nicht mehr als ein oder zwei Wachen hier oben Ausschau hielten. In jede Zimmerwand war ein Fenster eingelassen, aber drei davon waren heute Nacht mit Holztäfeln verschlossen, nur ein einziges, das direkt zur Grenze zeigte, war offen. In einer Ecke brannte eine Fackel und warf flackernde Schatten an die Wände.
 

"Wotcher, Draco!", begrüßte Tonks gutgelaunt den jungen Dämon. "Du bist ja früh dran. Meine Schicht endet doch erst in knapp einer halben Stunde?" Tonks kratze sich fragend an ihrer linken Augenbraue. "Oder hab ich mich etwa in der Zeit vertan?"
 

"Nein, das stimmt schon", meinte Draco und nahm in einer Ecke des Raumes Platz. Tonks setzte sich neben ihn. Obwohl sie mehr als fünfmal so alt wie er war, sah Tonks nicht älter aus als Anfang zwanzig. Sie hatte kurzes, pinkfarbenes Haar, ein herzförmiges Gesicht und dunkle Augen, die manchmal traurig vor sich hin blickten. Wie Draco trug auch die ältere Dämonin einen dunklen Umhang, der ihre übrige Kleidung verdeckte.
 

"Ich bin eher gekommen, weil ich etwas mir dir besprechen wollte", meinte Draco.
 

"Dann schieß mal los", meinte Tonks lächelnd. "Hab' immer ein offenes Ohr für dich."
 

Draco atmete einmal tief ein und wieder aus, bevor er erneut sprach. "Ich möchte endlich mehr über meine Träume erfahren. Mehr über diesen Engel, den ich jedes Mal sehe und an den ich mich erinnere. Deswegen wollte dich um Hilfe bitten."
 

"Mmh ...", machte Tonks. "Lass mich raten, du möchtest gern, dass ich meine Kontakte nutze?"
 

"Ja", antwortete Draco, "Du bist doch mit ein paar Elementargeistern befreundet und vielleicht wissen sie ja, wer dieser Engel ist." Er sah Tonks fragend und hoffnungsvoll zugleich an.
 

"Wie sah dein Engel noch gleich aus? Schwarzes Haar, grüne Augen und eine blitzförmige Narbe auf der Stirn?", fragte Tonks.
 

"Und er war jung, nicht viel älter als ich", fügte Draco hinzu. "Ich bin vor siebzehn Jahren gestorben und diese Erinnerungen und Träume stammen von meinem Todestag. Er wird also jetzt auch nicht viel älter sein, wenn er wie ein normaler Engel altert."
 

"Ok, geht klar. Ich frag mal 'n bisschen rum, ob jemand deinen mysteriösen Engel kennt oder sich deswegen mal im Himmel umhören kann." Tonks warf dem blonden Dämonen ein breites Grinsen zu. "Wurd' ja mal Zeit, dass du dich für einen Schritt entscheidest, der Junge schwirrt dir doch schon ewig im Kopf herum!"
 

Draco seufzte. "Genau dasselbe hat Meister Regulus auch gesagt."
 

Tonks lachte laut. "Das kann ich mir lebhaft vorstellen!"
 

"Ich will einfach nur wissen, was damals genau passiert ist. Immerhin habe ich diese Träume schon, so lange ich denken kann und – hey, hör auf zu lachen!", beschwerte sich Draco.
 

Tonks rollte mit den Augen, beugte sich vor und zerwuschelte Dracos Haare. "Jetzt hab dich schon nicht so!", meinte sie lachend.
 

"Lass das!", grummelte Draco und brachte seine Haare wieder in Ordnung. "Ihr beiden habt also nur darauf gewartet, dass ich versuchen würde, mehr über ihn rauszufinden?"
 

"Natürlich. Also ich hab vermutet, dass du's irgendwann versuchen würdest, ist doch auch logisch, oder?", meinte Tonks in einem wieder ernsten Tonfall. "Du träumst regelmäßig von diesem Kerl, ich an deiner Stelle hätte schon längst was unternommen."
 

"Meinst du, die Träume hören auf, wenn ich weiß, wer er ist?", fragte Draco unsicher.
 

"Vielleicht. Das kann man vorher nicht wissen. Möglich, dass wirklich eine besondere Verbindung zwischen euch besteht. Wenn deine Erinnerung und deine Träume wahr sind und du ihn damals tatsächlich sehen konntest, bevor du gestorben bist, obwohl die meisten Menschen Engel nicht sehen können, dann ..." Tonks spann den Gedanken nicht zu Ende und zuckte nur mit den Schultern. "Wer weiß. Vielleicht steckt mehr dahinter, vielleicht auch nicht." Sie sah auf ihre Armbanduhr. "Oh! Jetzt ist mein Dienst wirklich fast vorbei. Stört es dich, wenn ich jetzt schon gehe? Ich bin todmüde." Sie gähnte herzhaft.
 

"Nein, geh ruhig", meinte Draco. "Schlaf gut ... und träum nichts." Er zog eine Grimasse.
 

"Ebenso, ebenso", meinte Tonks fröhlich. "Ich werd' gleich morgen früh ein paar Elementargeister auf deinen Unbekannten ansetzen. Wird schon alles seine Richtigkeit finden." Mit diesen Worten verabschiedete Tonks sich und begann den Abstieg vom Wachturm.
 

Draco blieb allein zurück und hing seinen Gedanken nach, während er die Grenze überwachte.
 

[To be continued ...]
 

A/N: Übrigens würde ich mich über ein paar Kommentare sehr freuen - sie beschleunigen den Schreibprozess ;)
 

Bis zum nächsten Kapitel!

Eure ~Gaya~

Im Himmel

A/N: In diesem Kapitel gibt es eine Einführung in den Himmel, nachdem ihr im letzten Kapitel schon etwas über die Hölle erfahren habt. Es werden einige Charaktere vorgestellt, es ist sozusagen ein "Aufwärmkapitel", bevor es im nächsten Kapitel dann richtig zur Sache geht.
 

@ Njubu: Danke für deinen Kommentar =) Zu deiner Frage, warum Tonks ein Dämon ist: Klar, sie hätte auch einen interessanten Engel abgegeben, aber ich wollte die Charaktere nicht genauso wie in den HP-Büchern einteilen, also "gut" = Engel, "böse" = Dämon. Es gibt viele Grauzonen, so ist Tonks zwar ein Dämon, hat mit ihrer dämonischen Natur aber nicht viel am Hut und tut lieber das, was sie für richtig hält.

Letztendlich habe ich Tonks zu einer Dämonin gemacht, weil ich finde, dass sie und Draco in meiner fanfic ein gutes freundschaftliches Duo abgeben.
 

@ NaokoChan: Ja, Luzifer wird vorkommen und es ist Voldemort bzw. Tom Riddle.
 

@ Laini: Danke, ich wollte auch gerne mal was anderes ausprobieren und anscheinend kommt es an =)
 

@ 55chibipan55: Danke, hoffe dir gefällt dir Story auch weiterhin =)
 

@ SweetAddiction: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, aber ich versuche es einfach mal. Die Geschichte hat mit dem eigentlichen HP-Universum hauptsächlich die Charaktere gemeinsam und dass sich ein Großteil der Charaktere ähnlich wie in den Büchern verhält. Und natürlich ist Tom Riddle der Oberbösewicht und wird später in der Geschichte auch noch auftauchen. Aber alles andere ist eine Eigenkreation von mir, sozusagen ein "Harry Potter meets Angel Sanctuary", wenn man so will. Ich wollte die Charaktere einfach mal in eine ungewöhnliche Situation bringen, was mir wohl auch gelungen ist ;) Es gibt bei mir auch einen Grund, warum Harry die Narbe hat, aber es ist ein komplett anderer als in den Büchern.
 

Das verlorene Paradies
 

Kapitel 2: Im Himmel
 

Am nächsten Tag befand sich ein junger Engel namens Harry auf dem Weg in die Bibliothek der Alten Akademie im Zentrum der Großen Himmelsstadt. Die Große Himmelsstadt war die Hauptstadt des Himmels und zugleich der Sitz des Engelsrates, der die Himmelsbezirke verwaltete. Auch der Herr aller Engel, der Metatron Severus, hatte hier seinen Wohnsitz.
 

Harry war Kadett in der Alten Akademie, in der seit Urzeiten junge Engel ausgebildet wurden. Zwar hatte Harry schon vor gut zehn Jahren die Grundausbildung an der Akademie abgeschlossen und war einem Lehrmeister zugeteilt worden, aber zehn Jahre waren im Leben eines unsterblichen Engels nicht mehr als ein Augenblick. So war Harry, der vor 37 Jahren als Engel wiedergeboren worden war, nach den Maßstäben des Himmels noch fast ein Kleinkind - Engel wurden erst nach hundert bis zweihundert Jahren als volle Erwachsene anerkannt.
 

Harrys Lehrmeister Sirius hatte ihm aufgetragen, einige Bücher in die Bibliothek zurück zu bringen. Er hatte oft Botengänge zu erfüllen, aber das würde sich bald ändern. Denn vor zwei Tagen hatte Harry die Nachricht erhalten, dass in zwei Wochen seine Ernennung zum Erzengel anstand, was ihn automatisch zu Sirius' Assistenten erheben würde. Dann würde er seinen Meister zu dessen Aufträgen begleiten dürfen und endlich aus der Großen Himmelsstadt herauskommen.
 

Zwar war es wichtig, anderen Engeln Botschaften und andere Dinge seines Meisters zu überbringen, aber da Harry dieser Tätigkeit schon seit mehr als zehn Jahren nachging, freute er sich auf seine etwas Veränderung. Das Einzige, was seine Freude trübte, war die Tatsache, dass er weniger Zeit mit seinen Freunden verbringen können würde, wenn er mit Sirius Aufträge außerhalb der Stadt ausführte.
 

Aber darüber dachte Harry im Moment nicht nach, denn er freute sich darauf, in der Bibliothek Hermine die gute Nachricht von seiner kommenden Beförderung mitzuteilen. Mit beschwingtem Schritt und einem Lächeln auf den Lippen betrat der junge Engel die Bibliothek und steuerte den Tresen der Bücherannahme und -ausgabe an.
 

"Hallo Hemine", begrüßte er seine Freundin, die gerade damit beschäftigt war, hinter dem Tresen einen Stapel Bücher zu sortieren.
 

Hermine blickte zu Harry auf und lächelte. "Hallo Harry", meinte sie und wischte sich einige Strähnen ihres lockigen braunen Haares aus der Stirn. "Wie geht es dir? Du warst schon länger nicht mehr hier."
 

Harry erwiderte das Lächeln. "Mir geht es gut und dir? Was macht die Arbeit?"
 

"Wie immer viel zu viel zu tun und zu wenig Zeit." Sie deutet auf zwei große Stapel Bücher auf einem Tisch hinter sich. "Sortierarbeit ohne Ende." Sie rollte mit den Augen.
 

"Und ich werde dir jetzt noch mehr Arbeit aufhalsen", meinte Harry und holte einen Stapel Bücher aus der Umhängetasche, die er trug. "Tut mir leid."
 

"Das muss es nicht", meinte Hermine und nahm die Bücher in Empfang. "Das ist schließlich meine Arbeit, also sollte ich mich auch nicht drüber beschweren. Außerdem sind Besuche von Freunden immer eine willkommene Abwechslung in meinem eintönigen Arbeitstrott." Sie lachte. "Aber wir werden uns nach deiner Beförderung wohl noch seltener als bisher sehen", sagte sie bedrückt, doch ihre Stimmung hob sich schnell wieder: "Herzlichen Glückwunsch dazu übrigens!"
 

"Danke!" Harry war erstaunt. "Woher weißt du denn–" Er schlug sich gegen die Stirn. "Natürlich. Ron hat's dir schon erzählt, oder? Er kann einfach nie den Mund halten."
 

Hermine lächelte. "Ja, er hat es mir schon erzählt, kam gestern abend extra in die Bibliothek und hat die frohe Botschaft verkündet."
 

"Naja, macht nichts. Ich freue mich schon darauf, Sirius bei seiner Arbeit endlich begleiten zu können", meinte Harry fröhlich.
 

"Das kann ich mir denken. Ich hoffe, dass dir die Arbeit Spaß macht. Ich muss hier jetzt leider weitermachen, sonst werde ich nie fertig. Aber wir sehen uns demnächst, okay?", fragte Hermine.
 

"Ja klar, ich muss meine Beförderung doch feiern, dazu bist du natürlich eingeladen!", antwortete Harry und grinste.
 

"Gerne. Na dann, man sieht sich, Harry. Mach's gut!"
 

"Danke, du auch!" Mit diesen Worten drehte Harry sich um und verließ die Bibliothek. Draußen sah er auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass er noch etwas Zeit übrig hatte, bevor Sirius ihn zurück erwartete. Also beschloss er, sich eine Auszeit im Park der Akademie zu gönnen.
 

Um schneller in den Park zu gelangen, nahm Harry eine Abkürzung durch den Ostflügel der Alten Akademie. Mit schnellem Schritt und eine leise Melodie vor sich hinsummend ging Harry durch die Korridore und Flure der Schule. Allerdings achtete er nicht besonders auf seine Umgebung und hing seinen Gedanken nach, weshalb er auch prompt mit jemandem zusammen stieß als, er um eine Ecke in einen anderen Korridor bog.
 

"Autsch!" Sein Gegenüber hatte einen Stapel Aktenordner getragen, der diesem aber aus den Händen glitt und zu Boden fiel, als der Zusammenprall mit Harry ihn aus dem Gleichgewicht brachte. "So was Blödes ..."
 

"Tut mir leid!", sagte Harry hastig und kniete sich hin, um die verstreuten Akten aufzusammeln. Als er dabei aufsah, blickte er in die verträumten Augen des blonden Mädchens, das die Akten fallen gelassen hatte.
 

"Ach, Luna, tut mir wirklich Leid", meinte er schuldbewusst, als er sie erkannt hatte. "Ich hätte wirklich besser aufpassen sollen."
 

"Ach das ... macht nichts." Mit einem verschwommenen Lächeln sah Luna Harry an, als er ihr die Akten in die Hand drückte. "Ich war auch abgelenkt ... Heute habe ich einfach keinen Draht zu den Geistern, weißt du. Das ist sehr ... frustrierend ..." Sie machte ein trauriges Gesicht.
 

Darauf konnte Harry nichts erwidern, also gab er Luna die Akten, die er aufgesammelt hatte, ohne etwas zu sagen.
 

Luna Lovegood war ein merkwürdiger Engel. Obwohl sie schon seit langem ein vollwertiger Engel war – sie war vor 800 Jahren als solcher wiedergeboren worden – hatte sie immer noch die Erscheinung einer Sechzehnjährigen. Was merkwürdig war, da die meisten Engel ab dem Zeitpunkt, an dem sie sich selbst als erwachsene Engel fühlten, aufhörten zu altern und ihr Körper nur dann älter wurde, wenn sie selbst es bewusst wollten oder ihre Engelskräfte nachließen. Doch Luna schien sich im Körper eines jungen Mädchens wohl zu fühlen. Sie war stets verträumt und bildete sich ein, mit Geistern aus anderen Sphären reden zu können, weshalb sie als Sonderling verschrien war.
 

Harry räusperte sich kurz, als er bemerkte, dass er Luna angestarrt hatte, doch sie schien es nicht bemerkt zu haben. "Du hast es eilig, oder?", fragte er.
 

"Leider ja", antwortete Luna bedauernd. Harry gehörte zu den wenigen Engeln, die Luna zu ihren Freunden zählte: Engel, die sie für nicht für ganz so verrückt hielten. "Soll ich Remus von dir grüßen?"
 

"Ja, das wäre nett", sagte Harry. "Sirius meinte, dass ihr im Moment viel zu tun habt?"
 

"Da hat er Recht ... Einige Seelenkessel sind verstopft, aber wir wissen nicht, warum." Luna sah zu Boden und überlegte einige Momente, ob sie noch mehr erzählen sollte.
 

"Übrigens, wenn meine Beförderung gefeiert wird, bist du auch herzlich eingeladen", meinte Harry, bevor es es vergaß.
 

"Ah ja. Danke für die Einladung. Und Glückwunsch dazu", erwiderte Luna und schenkte Harry ein Lächeln, das weniger verschwommen war als sonst. "Wir sehen uns dann, denke ich. Ich muss jetzt weiter." Sie winkte ihm zum Abschied zu, was Harry mit einem kurzen Kopfnicken quittierte.
 

Luna eilte davon und Harry war wieder allein. Mit einem Stirnrunzeln sah er ihr nach und dachte, dass es eigentlich erstaunlich war, dass sie Remus' Assistentin war.
 

Remus war der Leiter des Hauses der Reinkarnation. Wenn ein Mensch starb, stieg dessen Seele zum Himmel auf und gelangte nach ihrer Reinigung in die Kessel im Haus der Reinkarnation, in denen die Seelen gesammelt wurden.
 

Während der Reise von Erde zum Himmelskontinent passierte die Seele mehrere Sphären, in denen sie gereinigt wurde. Je reiner eine Seele war, desto schneller gelangte sie in den Himmel und je mehr sie durch Sünden verunreinigt war, desto länger verweilte sie in den einzelnen Sphären der Reinigung. Im Grunde genommen waren die Sphären also nichts anderes als eine Art Fegefeuer, nur dass die Seelen dort nicht bis in alle Ewigkeit auf Erlösung warteten.
 

Wenn die Seelen im Haus der Reinkarnation angekommen waren, wurde überprüft, ob sie bereit waren, auf der Erde in einem neuen Körper wiedergeboren zu werden oder ob ihnen die Kraft innewohnte, als Engel oder Elementargeist wiedergeboren zu werden.
 

Remus' Aufgabe als Leiter des Hauses war somit nicht nur der reibungslose Ablauf der Seelenverwaltung, sondern er konnte auch entscheiden, ob eine Seele im Himmel bleiben oder auf die Erde zurückgeschickt werden sollte.
 

Dieser Vorgang war für den Himmel besonders wichtig, denn anders als die Bewohner der Hölle waren die meisten Engel unfruchtbar und es kam nur sehr selten vor, dass ein Engelspaar ein Kind bekam. Bestimmte Engel hatten daher von Gott die Kraft erhalten, aus der Kraft der Elemente einen Körper für die gereinigte Seele eines Menschen erschaffen zu können. Es gab bestimmte Häuser in denen so erschaffene Kinder aufgezogen wurden und die Möglichkeit von Ziehfamilien.
 

Luna war in einem Heim aufgewachsen und war später dem Haus der Reinkarnation als Hilfskraft zugeteilt worden. Über die Jahre hinweg hatte sie sich schließlich hochgearbeitet und war mittlerweile Remus' Assistentin und eine große Stütze des Hauses.
 

Harry dachte, dass Luna es Remus' guter Menschenkenntnis zu verdanken hatte, dass er ihr Potential erkannt und sie nicht als exzentrische Einzelgängerin abgetan hatte. Was ihr Glück gewesen war, ansonsten hätte sie wohl kaum einen höheren Posten im Himmel bekleiden können.
 

Nachdem Harry Luna einige Momente hinterher gesehen und seine Gedanken gesammelt hatte, wandte sich zum Gehen um und schlenderte den Rest des Korridors gemütlich entlang. Er wollte nicht noch einmal mit jemandem zusammenstoßen, also achtete er dieses Mal mehr auf seine Umgebung. Der Korridor führte direkt in den Garten der Alten Akademie und Harry steuerte seinen Lieblingsplatz im Inneren des Gartens an: Eine kleine Lichtung mit einem Springbrunnen und mehreren Bänken, an dem er sich schon oft mit seinen Freunden getroffen hatte.
 

Schon von weitem konnte er hören, dass er nicht der einzige war, den es heute zu der Lichtung gezogen hatte. Als er näher kam, konnte er die Stimmen der Personen auf dem Platz identifizieren und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
 

"Ach Ron, kannst du immer noch nicht mit deinen Kräften umgehen?", hörte er Fred sagen.
 

"Wir könnten dir mit einem ganz speziellen Trainingsprogramm helfen, das würden wir wirklich gerne tun", pflichtete sein Zwillingsbruder George bei.
 

"Lasst mich in Ruhe, ich brauche eure Hilfe nicht", sagte ein genervter Ron, als Harry die Lichtung betrat. Sein Freund saß auf einer der Bänke und die Zwillinge hatten sich zu seinen beiden Seiten niedergelassen. George hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und versuchte, ihn von ihrem Trainingsprogramm zu überzeugen.
 

"Komm schon, es wird dir bestimmt nicht schaden", meinte er mit einem Grinsen, das Unheil verkündete und sich auch auf dem Gesicht seines Bruders wiederfand.
 

"Ich glaub euch beiden kein Wort", grummelte Ron und versuchte Georges Hand von seinem Arm zu streifen.
 

"Wir lassen dich erst in Ruhe, wenn wir dich von unseren guten Absichten überzeugt haben", grinste Fred und wuschelte durch Rons rote Haare.
 

"Lass das!", sagte Ron verärgert und sprang von der Bank auf. Mit hochrotem Kopf drehte er sich zu den Zwillingen um und schimpfte: "Hört endlich auf, mich ständig zu ärgern! Habt ihr nichts Besseres zu tun, als euch mit mir eure Zeit zu vertreiben?!"
 

Die Zwillinge, die genauso feuerrotes Haar wie Ron hatten, sahen sich erstaunt an und antworteten dann mit einem einstimmigen: "Nein!"
 

"Ach übrigens", meinte Fred und unterdrückte ein Kichern, "Du brennst."
 

"Was?" Verwirrt blinzelte Ron, bis er bemerkte, dass sein Kopf und seine rechte Hand in Flammen standen. "Nicht schon wieder!" Er versuchte, die Flammen mit der linken Hand auszumachen, was ihm aber nicht gelang. "Oh nein, Wasser, Wasser, Wasser!" Panisch steuerte er auf den Springbrunnen zu, doch bevor er die Hälfte des Weges zurücklegen konnte, klatschte ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht und durchnässte ihn von Kopf bis Fuß.
 

Das Lachen der Zwillinge war ohrenbetäubend, während Ron sich wütend zu ihnen umdrehte. Doch bevor er dazu kam, seine berechtigte Wut an ihnen auszulassen, bekamen auch die Zwillinge eine Ladung Wasser ab. Abrupt hörten sie auf zu Lachen.
 

"FRED! GEORGE! Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ihr Ronald in Ruhe lassen sollt?!" Eine wütende Molly tauchte hinter dem Springbrunnen auf. Ihr Ärger bewirkte, dass das Wasser des Brunnens anfing zu sprudeln, als ob es kochen würde. Molly war ein Elementargeist und hatte die Kontrolle über das Wasser, womit sie auch Rons Feuer gelöscht hatte. "Ihr wisst ganz genau, dass Ronald seine Kräfte noch nicht hundertprozentig unter Kontrolle hat, also lasst eure Scherze!"
 

"Ja, Ma'am." Bedröppelt schauten die Zwillinge zu Boden. Sie wussten, dass es besser war, klein beizugeben, wenn Molly diese Laune hatte.
 

"Und jetzt sorgt gefälligst dafür, dass Ronald sich keine Erkältung holt", wies sie die beiden an.
 

Fred und George tauschten einen Blick und beschworen dann einen warmen Wind, der sie und Ron wieder trocknete. Die Zwillinge und Ron waren ebenso wie Molly Elementargeister. Fred und George waren Geister des Windes, was zu ihrem Wesen passte, während Ron die Kraft des Feuers hatte. Alle drei unterstanden Mollys Obhut, die für sie verantwortlich war und sie im Umgang mit ihren Kräften unterrichtete.
 

Allerdings hatte Ron in den letzten Jahren kaum Fortschritte gemacht und konnte seine Kräfte nur schwer zügeln, wenn er aufgeregt oder wütend war, was einige Male zu sehr gefährlichen Situationen geführt hatte.
 

"Gut. Ihr beiden kommt jetzt mit mir", wies Molly die Zwillinge an. "Ronald – Wir werden morgen eine neue Methode ausprobieren, um deine Kräfte unter Kontrolle zu bekommen. Bis dahin ruh dich bitte etwas aus und mach dir keine Gedanken wegen diesen beiden Idioten hier." Sie warf den anderen beiden einen strengen Blick zu. "Sie werden ihre Strafe erhalten." Mit dieser Drohung winkte sie den Zwillingen zu, ihr zu folgen. Die beiden zogen Ron beide eine Grimasse als sie hinter Molly her trotteten.
 

Harry hatte die ganze Szene am Rande der Lichtung über gestanden, weil er sich nicht auch zur Zielscheibe der Zwillinge machen wollte. Als Molly jetzt mit den beiden die Lichtung auf der anderen Seite verließ, machte Harry sich auf den Weg zu Ron.
 

"Hey Ron", begrüßte er seinen Freund.
 

Ron ließ betrübt den Kopf hängen. "Hey Harry ... Hast du das eben mitbekommen?"
 

Harry nickte. "Die beiden werden immer dreister."
 

"Es ist nicht allein ihre Schuld ... Jedes Mal, wenn sie mich ärgern und ich wütend werden, passiert es wieder. Es liegt an mir." Er seufzte. "Ich bin 19, wie lange soll es denn noch dauern, bis ich mein Feuer richtig beherrschen kann? Ich verstehe einfach nicht, was ich falsch mache."
 

"Du wirst es bestimmt noch lernen", versichterte ihm Harry zuversichtlich. "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen."
 

"Ja ja, und Übung macht den Meister, wenn wir schon bei Sprichwörtern sind." Ron rollte mit den Augen.
 

Harry zuckte mit den Schultern. "Du brauchst eben mehr Zeit als andere, ist doch kein Weltuntergang."
 

"Für dich vielleicht nicht", grummelte Ron.
 

Harry lachte. "Nun hab dich nicht so. Willst du noch kurz mit zu mir kommen? Sirius hat frische Limonade aus der südlichen Region mitgebracht und ein paar andere Gedanken würden dir sicher gut tun."
 

"Na gut. Ich hatte sowieso gehofft, dich zu treffen. Wir müssen doch deine Beförderungsfeier planen." Er grinste Harry an.
 

"Solange du nicht die halbe Himmelsstadt einlädst ...", erwiderte Harry.
 

"Keine Sorge. Nur deinen und Sirius' engeren Bekanntenkreis." Sein Grinsen wurde breiter. "Was dann so ungefähr 150 Leute wären."
 

Harry machte eine Bewegung, als ob er Ron schlagen wollte. "Untersteh dich. Sirius würde das bestimmt gefallen, aber ich habe keine Lust, dermaßen in der Öffentlichkeit zu stehen."
 

"Ich weiß", meinte Ron verschmitzt, "Deshalb habe ich es ja vorgeschlagen."
 

Dieses Mal gab Harry Ron wirklich eine Kopfnuss.
 

[To be continued ...]
 

Beim nächsten Mal:

Ein mächtiger Engel, der einer verbotenen Leidenschaft nachgibt ... Das Gesetz Gottes, das gebrochen wurde ... Ein Leben ohne Seele ist unmöglich ... und Rettung kann man nur in der Hölle finden.

Sünde

A/N: Hallo, hier ist das nächste Kapitel! Jetzt beginnt die eigentliche Geschichte erst richtig. Lasst mich wissen, wie ihr sie findet!
 

@ AngleLucifer: Deine Bitter wird erfüllt, hier ist schon das nächste Kapitel =) Und ja, Neville kommt auch vor, im nächsten oder übernächsten Kapitel wird er einen Auftritt haben. Und evtl. wird er danach noch ein paar Mal vorkommen, das steht aber noch nicht ganz fest ... Lass dich überraschen =)
 

@ Njubu: Hier ist das nächste Kapitel, sehr viel schneller als das letzte. Dieses hier ist dramatischer und auch spannender als die letzten, weil die Story jetzt erst in Gang kommt.
 

Viel Spaß beim Lesen,

Eure Gaya
 

Das verlorene Paradies
 

Kapitel 3: Sünde
 

Nach dem ersten Großen Himmelskrieg sprach Gott:
 

"Vermehrung solle nur noch den niedrigen Engeln gestattet sein, denn zu viel Macht gebündelt in einem Individuum verführt den Geist zur Unmoral."
 

Doch Verbote sind dazu da, um gebrochen zu werden ...
 

***
 

Narcissa stand auf dem Balkon ihres Schlafgemachs und sah zu den Sternen am Nachthimmel auf. Sie wünschte sich, dass ihre Entscheidung einfacher wäre. Doch sie konnte nicht mehr als zwischen zwei Sünden zu wählen.
 

Als hoher Engel war ihr die Liebe verboten gewesen, doch sie hatte sich über Gottes Gebot hinweggesetzt. Sie hatte es nicht mehr ausgehalten, in Einsamkeit zu leben. Und jetzt würde sie den Preis dafür zahlen müssen.
 

Sie fröstelte in der lauen Nachtluft. Ihre Entscheidung stand fest. Sie würde ein Reise antreten, die sie ihr Leben, ihre Seele, ihre Reinheit kosten konnte. Doch sie bereute ihre Entscheidung nicht.
 

***
 

"Ich sollte jetzt wohl besser gehen." Bedauernd sah Ron auf seine Armbanduhr. "Ist schon ziemlich spät und ich will keinen Ärger von Molly bekommen."
 

"Wir hatten ja auch eine Menge zu besprechen", meinte Harry grinsend und deutete auf die beschriebenen Notizzettel auf dem Tisch vor ihnen. Die beiden hatte den ganzen Nachmittag und Abend damit verbracht, über alles mögliche zu reden und dabei Harrys Beförderungsfeier zu planen.
 

"Kannst du nicht noch mal darüber nachdenken, ob ich bei euch einziehen kann?" Mit großen, braunen Hundeaugen sah Ron Harry an.
 

Harry rollte mit den Augen. "Ich würde ja sagen, dass du das gerne kannst, aber du bist nun Mal Mollys Schutzbefohlener und sie würde das nicht erlauben."
 

Ron seufzte. "Molly ist ja auch nicht das Problem. Aber im selben Haus wie die Zwillinge wohnen zu müssen ist einfach ..." Er rang nach Worten. "Es hat wohl jemand lustig gefunden, dass ich dieselbe Haarfarbe wie die beiden habe. Als ob wir auf der Erde miteinander verwandt gewesen wären, ist doch lächerlich. Es gibt genug andere Ausbilder für Elementargeister, aber nein, man musste mich ja zu diesen Sadisten stecken."
 

Harry lachte. "Ach komm schon, so schlimm ist es nicht. Was sich liebt, das neckt sich. Immer positiv denken!"
 

"Ja ja", murmelte Ron vor sich hin, "Du hast leicht reden."
 

"Na komm, sonst macht Molly sich noch Sorgen." Er stand auf und wartete, bis Ron es ihm nachgetan hatte. Die beiden standen in Harrys Zimmer, das in hellen Farbtönen verkleidet und eher spärlich eingerichtet war. Ein Bett, zwei Schränke, ein Schreibtisch und eine kleine Sitznische, in der die beiden die letzten Stunden verbracht hatten.
 

"Okay. Wann kommt Sirius eigentlich wieder? Ich will ja nicht, dass du dich einsam fühlst", meinte Ron großspurig.
 

"Ach, du möchtest wohl, dass ich dich nach Hause begleite?", konterte Harry, "Ich möchte ja nicht, dass du dich im Dunkeln fürchtest."
 

"Haha", erwiderte Ron und knuffte den Engel in die Schulter. Dann verließen die beiden Harrys Zimmer und gingen über die Treppe hinunter ins Erdgeschoss.
 

Die Villa, die Harry und Sirius bewohnten, war groß und geräumig. Die Eingangshalle, in die Harry und Ron jetzt traten, war imposant mit Statuen aus Marmor und Goldreliefs verziert, um Sirius' Rang gerecht zu werden und mögliche Besucher zu beeindrucken, auch wenn Sirius das bei seinem Ansehen kaum nötig hatte. Deshalb waren die anderen Räumlichkeiten auch längst nicht so imposant und prunkvoll ausgestattet wie die Eingangshalle, da Sirius sich nicht viel auf seinen Reichtum und Ruhm einbildete. Der Eingangsbereich des Hauses sollte nur einen Blick auf Sirius' Glanz ermöglichen, mehr nicht – und das gelang vollkommen, denn wie jedes Mal, wenn Ron Harry besuchte, holte er tief Luft und nahm sich kurz Zeit, um die Schönheit des weitläufigen Raumes in sich aufzunehmen. Ja, er hätte wirklich gerne hier gewohnt, wegen seiner Freundschaft zu Harry und um sich selbst ein wenig wie ein Aristokrat zu fühlen. Im Gegensatz hierzu erschien im Mollys Haus wie eine Bruchbude.
 

Die Treppe, die die beiden herunterkamen, führte gegenüber den schweren, mit antikem Holz vertäfelten Eingangstüren mitten in die Halle. Links von ihr führte ein Gang zu Sirius' Büro und der Bibliothek, rechts zweigte eine Tür zu den Garderoben und der Küche ab. Der Wohnbereich und die Schlaf- und Gästezimmer befanden sich im oberen Stockwerk.
 

Harry und Ron gingen zur rechten Tür, weil Ron seine Jacke an der Garderobe aufgehängt hatte. Gerade, als der Elementargeist seine Jacke vom Haken nahm, wurden die Eingangstüren in der Halle aufgerissen und man hörte Sirius' Stimme, die hektisch auf jemanden einredete.
 

Die beiden Freunde warfen sich einen unsicheren Blick zu. Ron wollte sich zur Tür schleichen, doch Harry packte ihm am Arm.
 

"Ron!", zischte er, "Du kannst doch Sirius nicht belauschen!"
 

"Und ob ich das kann!", flüsterte der Rotschopf zurück und schlich zur Tür. Harry blieb zuerst hinter ihm zurück, doch dann, nach einem kurzen Inneren Kampf und einem missbilligenden Kopfschütteln, stellte er sich neben seinen Freund und spähte durch den Türschlitz.
 

In der Eingangshalle standen Sirius und Narcissa, ein weiterer hoher Engel. Sirius hatte ihr die Hände auf die Schultern gelegt, anscheinend stützte er sie, denn Narcissa schien es nicht gut zu gehen.
 

"Narcissa, es kommt alles wieder in Ordnung", versuchte Sirius sie zu beruhigen, "Du wirst schon sehen. Remus ist schon auf dem Weg hierher und wir werden eine Lösung finden. Was auch immer du getan hast, es kann gar nicht so schlimm sein, dass wir es nicht wieder hinbiegen können."
 

Doch Narcissa schüttelte kraftlos den Kopf. "Nein", sagte sie mit von Tränen erstickter Stimme, "Es wird nicht wieder in Ordnung kommen." Erschöpft sackte in sich zusammen. Sirius zog sie in seine Arme, um ihr Trost zu spenden. Er schloss die Augen und öffnete sie plötzlich wieder. "Harry!" Seine Stimme schallte durch die Halle und der Angesprochene zuckte augenblicklich zusammen. "Ich weiß, dass du und Ron da seid, also kommt bitte heraus."
 

"Uh-oh", meinte Ron und sah Harry verängstigt an. Doch Harry öffnete nur die Tür und trat seinem Meister gegenüber, während Ron ihm mit etwas Abstand folgte. Sirius besaß die Fähigkeit, die Auren anderer Personen um sich herum wahrzunehmen, Harry war also kein bisschen überrascht, dass er ihn und Ron angesprochen hatte.
 

Sirius nickte den beiden zu, als sie sich ihm näherten. "Ist schon in Ordnung. Ich hätte Harrys Anwesenheit bei der folgenden Besprechung sowieso gewünscht, also ziert euch nicht." Er wandte sich an Narcissa. "Cissy, es stört dich doch nicht, wenn die Jungen dabei sind?"
 

Narcissa richtete sich auf. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Züge, als sie die beiden in Augenschein nahm. "Nein, das ist in Ordnung." Sie sah anders aus, als Harry sie in Erinnerung hatte. Ihr hüftlanges, wallendes blondes Haar war matt und ihre makellose Haut war durchscheinend wie Pergament. Sie sah kränklich und bleich wie ein Geist aus. Narcissa gehörte zu den Kräften, was bedeutete, dass sie die Naturkräfte und Elemente befehligen konnte und dazu ausersehen war, den Willen Gottes umzusetzen. Doch die göttliche Kraft, die sie sonst umhüllte, war fast ganz verschwunden. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit ihr.
 

"Am Besten setzt du dich erst einmal hin", meinte Sirius, nachdem er Narcissa einen prüfenden Blick zugeworfen hatte. Er führte sie durch den linken Gang in die Bibliothek, wo sie sich auf eine niedrige Couch setzen konnte. Sie sah sehr zerbrechlich aus, wie sie so dasaß und traurig vor sich hinstarrte.
 

Harry und Ron waren Sirius gefolgt und standen jetzt in einiger Entfernung zu ihm in dem großen Raum, der über und über mit Bücherregalen gefüllt war. Harry hätte gerne gewusst, was vor sich ging, aber er hatte das Gefühl, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Fragen war. Noch nicht. Sirius stand neben der Couch und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Es war besser, wenn man ihn in so einem Zustand nicht störte, also hob Harry sich seine Fragen für später auf.
 

Nach ein paar Minuten des Wartens klopfte es schließlich an der Vordertür und Sirius eilte hinaus. Kurze Zeit später kam er wieder herein, mit Remus und Luna im Schlepptau. Das Mädchen lächelte Harry und Ron zu und gesellte sich zu ihnen, während ihr Meister besorgt zu Narcissa eilte.
 

Remus kniete sich vor dem blonden Engel hin und ergriff ihre Hand. "Narcissa." Er blickte sie an und Narcissa erwiderte traurig seinen besorgten Blick. "Ich habe deine Nachricht erhalten und bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Was ist los?" Remus' Augen flackerten von ihrem Gesicht zu Sirius, der hinter der Couch stand und sie ebenso besorgt wie Remus musterte.
 

Narcissa seufzte. "Es tut mir leid, dass ich euch mit meinen Problemen behellige. Aber ... Ich wusste nicht, zu wem ich sonst gehen sollte." Sie sammelte sich kurz und fuhr dann fort: "Ich habe eine schwere Sünde begangen."
 

Remus und Sirius tauschten einen Blick aus, dann meinte Harrys Meister: "Was solltest du getan haben, dass so schlimm –"
 

"Ich bin schwanger", schnitt Narcissa ihm das Wort ab. Ihre Stimme bebte. "Ich habe das Gebot der Reinheit gebrochen. Ich ... Ich habe es nicht mehr ausgehalten alleine zu sein." Sie schloss die Augen, als ob sie Qualen leiden würde.
 

Die beiden älteren Engel sahen tief bestürzt aus, währen die drei Jüngeren sich nur erstaunt anblickten.
 

"Das ist doch gut ... Oder nicht?", fragte Ron leise an Harry gewandt.
 

Doch nicht sein Freund, sondern Sirius antwortete ihm. "Für einen niedrigen Engel ist es ein Glück, ein eigenes Kind zu bekommen. Höheren Engeln ist es jedoch verboten, Kinder zu haben."
 

"Das verstehe ich nicht", meinte Ron sichtlich verwirrt.
 

"Harry, erkläre Ron bitte einmal, warum es für niedrige Engel so schwierig ist, ein Kind zu zeugen", gab Sirius das Wort an seinen Schüler weiter.
 

"Nach den Gesetzen Gottes brauchen Engel eine gewisse Energie, um ein Kind zu empfangen", begann Harry zu erklären. "Die Engel der unteren Chöre und junge Engel besitzen aber nur wenig eigene Kraft. Hier im Himmel wird Leben aus Energie erzeugt, die wir Engel selbst aufbringen müssen. Die Menschen auf der Erde hingegen beziehen diese Energie aus ihrer Umwelt und der Kraft der Elemente. Die Kraft, um ein Kind zu zeugen, ist also auf der Erde schon da, sie muss nur genutzt werden. Im Himmel wirken aber andere Kräfte und deshalb bekommen niedrige Engel nur selten Kinder, da ihre Kraft nicht ausreicht, um den Funken neuen Lebens zu erzeugen. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass es höheren Engel leichter fallen müsste, Kinder zu bekommen ..." Harry stutzte und er sah Sirius fragend an. "Aber ich habe noch nie davon gehört, dass ein hoher Engel ein Kind bekommen hat."
 

Sein Meister nickte anerkennend. "Ganz genau. Es ist seit dem ersten Großen Himmelskrieg nicht mehr vorgekommen, dass ein hoher Engel schwanger wurde. Denn alle höheren Engel müssen einen Eid schwören, der ihnen verbietet, Kinder zu haben."
 

"Gott wollte es so, nachdem Luzifer den Krieg begonnen hatte", fuhr Remus fort, der aufgestanden und sich neben Narcissa auf der Couch niedergelassen hatte.
 

"Aber Luzifer war ein von Gott geschaffener Engel, kein Kind zweier Engel." Harry runzelte die Stirn.
 

"Das ist richtig", antwortete Remus. "Aber Gott wollte verhindern, dass jemals ein zweiter Engel mit einer ähnlichen großen Kraft wie Luzifer geboren wird, der sich gegen ihn wenden könnte. Deshalb wurde den hohen Engeln geboten, sich nicht ineinander zu verlieben. Ein zweiter Grund ist der, dass Kinder eine Ablenkung darstellen und gleichzeitig hohe Engel für Feinde angreifbar machen."
 

"Die Kehrseite der Medaille ist, dass hohe Engel sehr einsam sein können." Sirius sah Narcissa prüfend an. "So wie es bei dir Fall war, nicht war?"
 

Narcissa nickte stumm.
 

"Aber man kann doch nichts daran ändern, was passiert ist", meinte Ron sachlich. "Gibt es denn eine Strafe für das Brechen des Gebots?"
 

"Deswegen bin ich hier." Ein gequältes Lächeln zuckte um Narcissa Mundwinkel. "Dieses Kind ..." Sie berührte leicht ihren Bauch. "Gott wird ihm eine Seele verweigern."
 

Geschockt hörte man Harry und Ron nach Luft schnappen. Luna legte leicht den Kopf schief und sah Narcissa nachdenklich an. Die beiden älteren Engel ließen sich keine Gemütsregung anmerken, doch die Atmosphäre im Raum war nun noch deutlicher als zuvor mit Spannung geladen.
 

"Aber das kann er doch nicht machen!" Geschockt suchte Ron nach Worten um sich auszudrücken. "Das ... Ist das möglich? Ist es nicht selbst ein Sakrileg, wenn er einem Lebewesen seine Seele verweigert?" Hilfesuchend sah er die drei älteren Engel an.
 

Bedrücktes Schweigen machte sich im Raum breit, bevor Remus sich räusperte und Ron antwortete. "Ja, Ron, es ist möglich. Narcissa hat gegen Gottes Gebote verstoßen und obwohl so ein Fall noch nie eingetreten ist, wird sie die Konsequenzen tragen müssen."
 

Narcissa seufzte. "Das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Wenn ich bestraft werden würde – nur ich allein – dann wäre es mir egal. Aber dieses Kind ist unschuldig." Sie schüttelte den Kopf. "Ich habe mich entschlossen, dieses Kind auszutragen. Doch ohne eine Seele ... Ohne Seele ist kein Leben möglich." Sie ballte ihre Hände so stark zu Fäusten zusammen, dass sie zitterten.
 

Sirius legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen. "Cissy, vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit. Severus wird die Strafe vollstrecken müssen und wenn du es ihm erklärst, dann –"
 

"Er wird es nicht verstehen", schnitt Nacissa ihm harsch die Worte ab. "Selbst wenn er gnädig mit mir wäre, wird er die Strafe ausführen müssen."
 

Sirius runzelte die Stirn. "Ich denke nicht, dass es so aussichtlos ist. Selbst Severus hat ein Herz -"
 

Narcissa schüttelte ärgerlich den Kopf. "Du verstehst es nicht. Ich bin die Mutter des Kindes und mit mir würde Severus möglicherweise nachsichtig sein. Aber ... Nicht, wenn er erfährt, wer der Vater ist."
 

Remus und Sirius tauschten einen schnellen Blick aus.
 

"Du hast doch nicht –", grollte Sirius, doch Remus hob beschwichtigend die Hand und warf seinem Freund einen warnenden Blick zu.
 

"Narcissa, wer ist der Vater des Kindes?", fragte Remus mit angespannter Stimme.
 

Narcissa sah zu Boden. "Ich war so einsam", flüsterte sie, mehr zu sich selbst als zu den anderen Anwesenden. "All diese Jahre in Einsamkeit ... An wen hätte ich mich sonst wenden sollen? Ich habe nie einen anderen geliebt ..." Sie hob den Kopf und sah Remus geradeheraus in die Augen. "Lucius ist der Vater. Ja, Sirius", sie wandte sich ihm zu, "Ich habe Kontakt mit ihm aufgenommen. Nach all dieser Zeit. Nach Äonen in Einsamkeit. Machst du mir meinen Wunsch nach Liebe nun zum Vorwurf?"
 

"Nein", meinte Sirius, "Aber ... Warum er? Ein gefallener Engel? Narcissa, er hat so lange in der Hölle gelebt, sein Geist muss vollkommen verdorben sein."
 

"Du irrst dich. Er ist derselbe wie vor seinem Sündenfall ..."
 

"Er wurde aus dem Himmel verstoßen, mit Luzifer und allen anderen Engeln, die sich gegen Gott gestellt haben. Du hättest ihn nicht wiedersehen dürfen." Sirius schüttelte missbilligend den Kopf. "Du hättest jeden haben können. Wenn du einen niedrigen Engel als Liebhaber gewählt hättest ..."
 

"Du warst nie einsam", erwiderte Narcissa kalt. "Du hast nie jemanden wirklich geliebt. Du hast deine Schüler, hast nie die Leere gefühlt, die ein geliebter Mensch hinterlassen kann." Sie wandte ihren Blick von ihm ab.
 

"Es stimmt nicht, dass ich nie geliebt habe." Sirius' Stimme klang nun sehr viel sanfter als vorher. "Meine Schüler sind für mich wie Söhne und Töchter. Und nicht alle von ihnen leben noch. Deshalb kann ich verstehen, dass du dieses Kind behalten willst. Nur ... Warum du ihn zu deinem Geliebten gewählt hast, das ist mir unverständlich."
 

"Das musst du auch nicht verstehen", sagte Narcissa. Sie schwieg einen Moment und Sirius ließ seine Einwände auf sich beruhen. "Aber warum ich euch aufgesucht habe ... Es gibt eine Möglichkeit, diesem Kind das Leben zu ermöglichen." Sie sah Remus erwartungsvoll an, doch er schüttelte abwehrend den Kopf.
 

"Narcissa, nein. Daran darfst du nicht einmal denken", meinte der braunhaarige Engel ernst.
 

"Aber es ist die einzige Chance, die ich habe!" Verzweiflung schlich sich in ihre Stimme.
 

"Wovon redet ihr?", mischte Sirius sich ein. "Remus kann zwar gereinigten Seelen einen Körper geben, aber keine seelenlosen Objekte beleben."
 

"Ich nicht. Aber Narcissa hat auch nicht von mir gesprochen, nicht wahr?", meinte Remus an den blonden Engel neben sich gewandt.
 

Sirius Augen weiteten sich. "Du meinst Satan? Nein. Nein, daran kannst du nicht denken, Cissy."
 

Doch Narcissas Blick war voller Entschlossenheit. "Ich werde dieses Kind nicht verdammen. Es wird leben."
 

"Und wie stellst du dir das vor? Willst du in die Hölle reisen und Satan darum bitten, dass er deinem Kind eine Seele gibt?" Sirius begann erhitzt im Raum auf und ab zu gehen.
 

"Wenn mir nichts anderes übrig bleibt, dann schon", erwiderte Narcissa. "Ich werde in die Hölle reisen und sehen, was ich erreichen kann. Aber ... Ich kann es unmöglich alleine schaffen."
 

"Und deshalb bittest du uns um Hilfe?" Sirius blieb vor ihr stehen, seine Augen bohrten sich in ihre. "Hast du auch nur die Spur einer Ahnung, worum du uns da bittest? Allein die Tatsache, dass wir dir bis jetzt zugehört haben, kommt einem Verstoß gegen Gottes Gebote gleich."
 

"Ich weiß." Narcissa erwiderte Sirius' Blick ohne Angst. "Da ihr von meiner Sünde erfahren habt, müsstet ihr mich sofort dem Metraton melden und er würde als Gottes Stellvertreter über mich richten. Denkst du, ich bin mir dessen nicht bewusst? Aber dennoch: Ich appelliere an deine Freundschaft, Sirius. Ebenso wie an deine, Remus." Sie sah beide abwechselnd an. "Bitte ... Helft mir, dieses neue Leben zu beschützen. Oder denkt auch ihr, dass Liebe eine Sünde ist?"
 

[To be continued ...]



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ceryes_obskura
2009-02-10T14:02:19+00:00 10.02.2009 15:02
Ohhh~
Dieses Kap ist sooo niedlich! >//<
Währe ich teil der FF hätte ich mich ihr sofort angeschlossen! X3
Bis dänne dann^^
Von: abgemeldet
2008-11-28T16:39:23+00:00 28.11.2008 17:39
O.o
wow!!!
sprachlos... ok, ichhabe meine stimme wiedergefunden^^
ein hoher engel und ein gefallener, man, wie spannend, du hast wirklich recht, es wird immer besser^^
Von: abgemeldet
2008-11-14T14:05:22+00:00 14.11.2008 15:05
stimmt die frage von AngleLucifer ist gerechtfertigt!
ich reu mich schon auf das nächste kap, denn dashier fand ich voll witzig^^
Von: abgemeldet
2008-11-13T19:27:42+00:00 13.11.2008 20:27
Bitte,Bitte,Bitte,Bitte;Bitte schreib ganz schnell weiter! Ich bin total gespannt wie es weiter geht. Kommt Neville eigentlich auch noch vor?
Von: abgemeldet
2008-07-02T21:48:18+00:00 02.07.2008 23:48
Ist doch mal ne tolle Idee =)
Mal was ganz anderes..
Bin gespannt, was du draus machst :P
Hat die Geschichte denn gar nichts mit dem normalen Harry Potter Univers zu tun?
...wegen der Narbe, die er dennoch hat & Voldemort...
Na ja :P
lg
SweetAddiction
Von: abgemeldet
2008-06-24T17:58:54+00:00 24.06.2008 19:58
tolles kappi wirklich toll bin gespannt wie es weitergeht !
Von:  Laini
2008-06-24T16:23:53+00:00 24.06.2008 18:23
Bisher eine sehr interessante Geschichte.
Die Idee gefällt mir sehr,ist mal was anderes.^^
Von:  DevilishSchokokeks
2008-06-16T19:22:31+00:00 16.06.2008 21:22
ich fin die ff cool bis jetzt hoffe du schreibst schnel weiter
wer is eigendlich Luzi und kommt der fohr? is es vll Voldi
Von: abgemeldet
2008-06-15T15:44:40+00:00 15.06.2008 17:44
hey, das hört sich ja lustig an, ich bin schon gespannt auf das nächste kap!
allerdings muss ich mal sagen, dass ich mit die dämonen nach dem prolog nicht so freundlich vorgestellt hätte, aber ist ja auch egal, ich habe nur noch eine frage, warum ist ausgerechnet tonks ein dämon????^^

Njubi
Von: abgemeldet
2008-06-15T15:25:29+00:00 15.06.2008 17:25
wow, der anfang hört sich ja schon mal interessant an^^


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