Der Geburtsort der Götter von Rasp ================================================================================ Kapitel 3: Der Fremde --------------------- Das merkwürdigste an diesem Traum war, dass ich mich an alle noch so kleinen Einzelheiten erinnern konnte. Das ist sonst nicht so. Man weiß vielleicht noch einige Bruchstücke, aber auch die vergisst man irgendwann wieder. Ich kann mich an diesen Traum allerdings erinnern, als hätte ich ihn wirklich erlebt und das ist das faszinierende daran. Nachdem mich also die Stewardess geweckt hatte, dauerte es auch gar nicht mehr lange, bis wir auf dem International Airport in Mexiko-City gelandet waren. Dann folgte das übliche Prozedere: aussteigen und mit dem Bus zum Terminal gefahren werden, hoffen das der Koffer auch wirklich mitgekommen ist und dann das Angeln nach demselben. Ich hatte Glück, mein Gepäck war auf dem Fließband. Kaum hatte ich es in der Hand, machte ich mich auf den Weg zum Ausgang, denn dort sollte mich eine Person in Empfang nehmen. Ich stellte mich einfach in die Nähe des Ausgangs und beobachtete die Menschen um mich herum, die teilweise hektisch und teilweise sehr entspannt an mir vorbeigingen. Doch keiner schien sich für mich zu interessieren. Ich sah gerade hoch zu der digitalen Uhr und fragte mich, wie lange ich denn noch warten sollte als mir jemand von hinten auf die Schulter tippte. „Entschuldigung?“, fragte mich eine Stimme auf englisch mit einem sehr starken Akzent. Ich drehte mich sofort um. Die Stimme und auch der Finger, der mir auf die Schulter getippt hatte, gehörten einem Mann in den mittleren Jahren. Seine Haare waren lang und schwarz und fielen ihm über die Schultern. Ich sah schnell in seine Augen. Sie hatten eine rotbraune Färbung und strahlten mich an. Das musste eine Täuschung gewesen sein. Dieser Mann der da vor mir stand, sah genauso aus, wie mein Begleiter in meinem Traum. Natürlich trug er moderne Kleidung und keine Federn im Haar, doch ansonsten glichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Und ich schwöre dir, dass ich diesen Mann noch nie vorher in meinem Leben gesehen hatte. „Sind sie Mrs. Cunningham?“, er sah mich fragend an. In dem Moment bemerkte ich, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt haben musste. Wie peinlich. Ich sammelte mich kurz und antwortete ihm dann. Er stellte sich mir als Paco Zatil vor – ein sehr komischer Nachname wenn du mich fragst und auch nicht sehr typische für Mexiko. Als ich ihm das sagte, lächelte er mich an und meinte, dass seine Eltern nicht von hier stammen. Ich nickte und das Thema war beendet. Er begleitete mich zu einem Wagen, der auf dem Flughafenparkplatz auf uns wartete. „Ich begleite sie zu ihrem Hotel. Sie werden sich bestimmt ausruhen wollen meine Teuerste. Morgen fahren wir dann nach Teotihuacán. Es sind ja nur 40 Kilometer. Sie werden demnach viel Zeit haben sich dort umzusehen. Ich habe mit den Behörden bereits geregelt, dass sie auch nach Schließung für die Touristen auf dem Gelände bleiben dürfen“, erzählte er mir. Das war für mich eine erfreuliche Nachricht. Es arbeitet sich immer besser, wenn einem nicht ständig die Leute über die Schulter schauen. Ich fragte ihn, was er dort in der Zwischenzeit machen wollte. „Warten“, war seine Antwort. Ich fand sie merkwürdig, aber wenn er meinte. Das Hotel war wundervoll. Man hatte für mich eines der besten Zimmer reserviert. Das Bett war bequem, alles sauber – was will man mehr. Nein, es war wirklich wundervoll ein solches Zimmer zu bekommen. Davon hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt auch nur träumen können. Paco, er bestand darauf, dass ich ihn so nennen sollte, führte mich am Abend in ein mexikanisches Restaurant, in welchem ich wohl alle einheimischen Spezialitäten probieren musste. Ich muss sagen, es hat mir alles wunderbar geschmeckt, überhaupt nicht fremdartig. Außerdem unterhielt mich meine Begleitung wunderbar. Er erzählte mir viel über Mexiko und dessen Hauptstadt. Des Weiteren fand ich heraus, dass auch er sich hervorragend mit den Azteken und der Stadt auskannte über die auch ich forschte. So diskutierten wir bis spät in die Nacht. Es war ein Erlebnis für mich, einmal eine Unterhaltung über mein Forschungsthema führen zu können, denn wie gesagt, in England gibt es nicht allzu viele Historiker, die sich mit dem Thema beschäftigen. Er brachte mich zurück in mein Hotel und verabschiedete sich mit zwei Wangenküssen von mir. Wir verabredeten uns für 7 Uhr 30 am nächsten Morgen, damit wir so früh wie möglich in Teotihuacán ankommen konnten. Ich fiel an diesem Abend in mein Bett, das außerordentlich bequem war, und dachte über alles nach, was an diesem Tag geschehen war. Am meisten beschäftigte mich mein Traum und die Ähnlichkeit zwischen meinem Begleiter in selbigem und Paco. Über dieses Grübeln schlief ich dann letztendlich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)