Adrenalin. von abgemeldet (vom stark und schwach sein.) ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Für Windy. Da hast du endlich deins ;) Tausend Dank für die Reviews 3 ... „Was soll ich tun Gerard?“ … Gerard klappte die Kinnlade herunter, zum gefühlten hundertsten Male an diesem Tag. Frank überraschte ihn heute einfach immer wieder, bis jetzt leider fast nur negativ. Hätte Gerard länger darüber nachgedacht, wäre ihm aufgefallen, dass Frank ihn gewiss nicht nur negativ überrascht hatte, sondern so viele liebe Dinge gesagt hatte, dass man meinen könnte, es wäre zu viel für einen Tag. Aber was war schon zuviel für einen Tag? Und was war hier schon zuviel für einen Tag? Immerhin hatte sich in zwei Tagen eine komplette Freundschaft umgekrempelt, die schon sechs volle Jahre reibungslos funktioniert hatte und jetzt nicht mehr. Obwohl, hatte sie früher besser funktioniert? Egal, Gerard dachte ja nicht darüber nach, viel zu verunsichert war er von Franks Frage. Es behagte ihn nicht, dass Frank ihn etwas von solcher Wichtigkeit fragte. Vielleicht wollte Frank nur einen Rat, Gerards Entscheidung als Richtlinie nehmen. Doch Gerards Intuition sagte ihm, dass Frank genau das tun würde, was er sagen würde. Wann hatte er das letzte Mal so eine wichtige Entscheidung treffen sollen? Und wann hatte Frank ihn das letzte Mal um Rat gebeten? Gerards Magen krampfte sich zusammen, als ihm auffiel, dass er sich nicht daran erinnern konnte. Und er vermutete stark, dass dies nicht daran lag, dass es solange her war, sondern einfach daran, dass es noch nie passiert war. Doch wieso war dies so? Gerard verstand es nicht. Er selbst hatte Frank doch sooft um Rat gefragt, sich bei ihm ausgeheult, ihm voll und ganz vertraut. Wieso hatte Frank dies nie getan? Und viel wichtiger, wieso war es Gerard nie aufgefallen? „Wieso?“ „Was wieso, Gerard?“ Hilflos wedelte genau dieser mit seinen Armen umher, ehe Frank eine Zigarette aus seiner Schachtel zog, sie anzündete und ihm in die Hand drückte. Dankbar zog Gerard an ihr, versuchte sich damit zu beruhigen, auch wenn es nicht wirklich funktionierte. „Wieso bittest du mich um eine Entscheidung? Und wieso hast du es davor noch nie getan?“ Frank seufzte tief, trat an Gerard heran und legte seine Arme um dessen Mitte, lehnte seinen Kopf gegen die Brust seines besten Freundes, auf der Suche nach Halt. „Ich war immer stark genug, selbst zu entscheiden. Ich bereue einige Entscheidungen in meinem Leben sehr, aber bis jetzt bin ich ja ganz gut durchgekommen.“ „Mh.“ Das verstand Gerard sogar. Frank war immer der selbständige Typ gewesen, wollte alles selbst schaffen. Am Anfang von My chemical Romance war Frank noch nicht so gut an der Gitarre gewesen und hatte anfangs einige Probleme mit den Akkorden, die Ray komponiert hatte. Dieser wollte ihm immer irgendwie helfen, ihm Nachhilfe geben, schwierige Stellen vereinfachen. Doch Frank hatte immer abgelehnt und gesagt, er würde das selbst schaffen. Und er hatte es geschafft. Nächtelang hatte er durchgeprobt, viele Wutanfälle gehabt, Hunderte von Schokoladentafeln aus Frust verschlungen. Aber er hatte sein Spiel verbessert, alle Akkorde von Ray gespielt bekommen und sogar eigene Ideen mit eingebracht, die allesamt auf dem Three Cheers Album zu hören sind. „Und wieso jetzt?“ „Gerard?“ „Mh?“ „Halt mich.“ Gerard warf seine Zigarette zu Boden und schloss Frank abermals fest in die Arme. Er fragte nicht wieso, er tat es einfach. „Gerard, ich hab immer versucht alles alleine zu schaffen, immer stark zu sein, aber das kann ich nicht mehr. Grade jetzt in diesem Moment, wo ich mich so verzweifelt an dich klammere, fühle ich mich so schwach wie noch nie. Ich schaffe es einfach nicht, alleine zu entscheiden.“ Gerard traten die Tränen in die Augen. Es tat ihm im Herzen weh, dies hören zu müssen. Hören zu müssen, dass Frank selbst sagte, dass er nicht mehr schafft, stark zu sein. Und es machte ihm Angst. Ja, er fürchtete sich davor, dass Frank schwach war. Denn dann müsste er jetzt stark sein. So stark sein, wie Frank es immer für ihn gewesen war. Gerard hatte sich zwar stark vorgenommen, genau dies zu sein, aber nun, wo er richtig damit konfrontiert wurde, ward ihm erst bewusst, wie ernst das Ganze hier war. „Außerdem...“ „Ja?“ „Das klingt jetzt komisch und... bitte sei mir nicht böse Gee, ja? Bitte hass mich nicht.“ Überrascht drückte Gerard Frank ein Stück von sich und sah ihm tief in die Augen. Angst lag in ihnen. „Was?“ „Bitte versprich es einfach Gee.“ „Versprochen.“ Allein schon die Tatsache, dass er Gee gesagt hatte, reichte ihm. „Ich... Ich habe mich sehr verstellt in letzter Zeit, weißt du? Frag mal Mikey, dem ist das schon aufgefallen... Ein wahnsinnig guter Beobachter ist dein werter Bruder, dass ist Wahnsinn!“ Ja, das war Mikey schon immer gewesen. Gerard konnte sich gut an seine Highschool Zeit erinnern, in der er immer alleine gewesen war. Nur Mikey war da gewesen. Und Gerard hatte ihm nie einen Vorlügen können, er hatte es immer gemerkt. „Heute Nachmittag, bei dem Interview... Hab ich dir eigentlich Angst gemacht?“ „Mh.“ Oh ja, dass hatte er, mehr als das. „Sorry. Aber, weißt du, ich habe die ganze letzte Zeit nicht mehr wirklich echt gelächelt weil... ich konnte einfach nicht mehr.“ Frank sah wieder zu Gerard auf, sah ihm fest in die Augen. „Ich bin am Ende Gerard. Ganz unten. Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich weitermachen soll. Und allein weil ich dir das hier sage, musst du verstehen, dass ich dir vertraue. Ich habe dir nie soviel vertraut wie jetzt gerade in diesem Moment. Also bitte, hilf mir Gee, hilf mir mein Leben zu ordnen.“ „Frank... ich...“ „Scht, schon gut, du brauchst nichts dazu sagen.“ Dankbar sah Gerard Frank an, strich ihm sanft über die Wange. Der Jüngere schloss die Augen. „Gee... Hilfst du mir?“ „Ja.“ Überrascht von der sofortigen Antwort öffnete Frank seine Augen wieder, fixierte Gerard. Dieser wirkte schockiert, verunsichert und hilflos. Aber Frank sah, dass er ihm helfen wollte, niemals hätte nein sagen können und wollen. Voller Dank ließ er sich wieder gegen ihn fallen, atmete den Geruch von Zigaretten und Verzweiflung ein. „Gee, ich will zu Jamia zurück. Weil... ich liebe sie.“ Nein. Das war das einzige was Gerard dachte. Er konnte nicht wirklich klar denken, denn Franks Gesagtes musste erst noch verdaut werden. Sein Frankie war am Ende und gab dies zu. Und er wollte, dass Gerard ihm half. Und er wollte zu Jamia zurück. Gerard würde ihm helfen, ja. Es war eigentlich sofort klar für ihn gewesen, Frank hätte gar nicht fragen müssen. Denn Gerard war vielleicht etwas langsam und schrecklich naiv, aber gewiss kein schlechter Mensch. Und er hatte Frankie lieb. Für ihn war es einfach keine Frage. Genau so wie die Sache mit Jamia für ihn keine Frage war. Natürlich würde Frank nicht zu Jamia zurückkehren. Sie hatte ihn betrogen, sein Herz herausgerissen und ihn zurückgelassen, blutend, am Ende seine Kräfte. Und nun kroch sie wieder an. Es gab im Grunde nichts, was Gerard hätte erbärmlicher finden können. „Du willst zurück zu ihr?“ „Ja.“ Franks Sehnsucht zu Jamia zeriss ihn innerlich. Er hielt es nur noch aus, nicht schreiend zu ihr zu rennen, weil er in Gerards Armen lag. Das war es, die Liebe. Frank hatte sie immer gefürchtet und geachtet, hatte immer versucht ihr aus dem Weg zu gehen. Doch dann hatte er Jamia getroffen und sein erster Gedanke, als er sie gesehen hatte, sie das erste Mal lachen gehört hatte, dass sie ein Engel war. Sein Engel. Und er liebte sie immer noch und er wusste, er würde sie immer lieben. Doch Frank wusste auch, dass Liebe blind machte, dass er sich selbst nicht trauen konnte, wenn es um Jamia geht. Also fragte er Gerard, auch wenn es feige war. „Gee, meinst du ich soll zurück zu ihr?“ Nein. Gerard wusste zwar nicht genau, wo das enden sollte, aber er wusste, dass es böse enden würde. Niemals würde er Frank zurück zu ihr schicken. Er sah Frank an, in die großen Augen. Sie steckten voller Sehnsucht. Voller Verletztheit. Voller Liebe. Voller Gebrochenheit. Gerard wollte nicht, dass Frank zurück zu Jamia ging. Aber Frank wollte es. Und Gerard wollte, was Frank wollte. „Ja, denn du liebst sie.“ Und ich liebe dich, setzte er in Gedanken hinzu. Bedingungslos. … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)