Miss you in my arms von Kael ================================================================================ Kapitel 4: Eisprinz auf Abwegen ------------------------------- Chapter four Eisprinz auf Abwegen Die Nacht war furchtbar gewesen, was man Draco auch ansah. Seine Haare waren zerzaust, unter seinen Augen lagen dicke Augenringe und seine Kleider waren zerknittert. Kurz begutachtete Draco sich im Spiegel, murrte unwillig, ehe er versuchte, das gröbste Übel zu verdecken. Seine Haare ließen sich nach einigem Hin und Her ordnen, seine Kleider wurden sowieso ausgetauscht, nur die Ringe unter seinen Augen wollten einfach nicht verschwinden. Und Draco hatte eigentlich auch keine Zeit mehr um daran etwas zu ändern… er kam ja jetzt schon viel zu spät zum Frühstück. Etwas, das ihn normalerweise nicht störte, aber seine Laune war derzeit nicht die Beste und seine Nerven waren angespannt… an solchen Tagen hatte er einfach lieber seine Ruhe. Nur darauf nahm sein Stundenplan natürlich keinerlei Rücksicht. Es könnte doch so etwas geben, so ne Art Freischein, der ihn dazu befähigte einfach mal die Schule Schule sein zu lassen. Immerhin war er ein Malfoy, da war ein solcher Zustand, wie er ihn derzeit erdulden musste, doch wirklich nicht tragbar. Aber nein – er war ja angeblich nichts besseres als alle anderen Schüler und so blieb ihm nichts anderes übrig als an einem solch beschissenen Tag auch die Schulbank zu drücken. Bei Salazar, welch Freude. Das konnte ja so was von heiter werden. Ungefähr so, als würde eine Horde Hippogreife über ihn drübertrampeln und ihn für ihr Frühstück halten. Obwohl… selbst das würde sicherlich amüsanter sein als das, was ihn jetzt erwartete. Mehr als nur mies gelaunt stapfte Draco aus seinem Zimmer, knurrte eine Erstklässlerin an, die es doch tatsächlich wagte in seine Richtung zu atmen und verschwand dann aus dem Gemeinschaftsraum. Es waren kaum noch Schüler auf den Gängen, was Draco sehr begrüßte. Im Moment hatte er keine Lust auf Gesellschaft, davon durfte er während des Frühstücks und des Unterrichts ja genug ertragen. Jetzt wollte er noch seine Ruhe, sonst würde er explodieren! Schon von weitem konnte er das Geschnatter der anderen Schüler vernehmen. Draco seufzte und verdrehte die Augen. Er hatte hierauf so überhaupt keine Lust, aber was sollte er machen? Kurz zögerte er, atmete noch einmal tief durch und trat dann ein. Sofort wurde es ruhiger in der Halle, unzählige Augenpaare richteten sich auf ihn. Innerlich seufzend schritt Draco ohne auf jemand zu achten zum Slytherintisch, setzte sich neben Blaise und versuchte nicht zum Gryffindortisch zu schauen. Statt dessen widmete er sich direkt seinem Frühstück, murrte leise, wenn ihn jemand ansprach. Blaise unterdes stöhnte leise. Das hatte er erwartet, Draco war unglaublich gut gelaunt… Ironie war doch etwas Schönes. Dennoch musste er ihn ansprechen. „Ähm Draco...“ Ganz vorsichtig startete Blaise seinen ersten Versuch, mit Draco zu reden. Ein unwilliges Murren und ein Kopfnicken zeigten ihm, dass Draco ihm zuhörte. „Ich müsste einmal mit dir reden… aber nicht hier. Was hältst du davon, wenn wir uns nach dem Unterricht am See treffen, in der Schule hat man ja sonst nirgends seine Ruhe…“ Wieder ein leises Murren, welches Blaise als Zustimmung auffasste, dann widmete sich der Schwarzhaarige auch wieder seinem Essen. Für längere Konversationen war Draco im Moment sowieso nicht geeignet und jetzt wollte er nun wirklich noch nicht sterben. Es reichte schon, dass er heute Mittag mit seinem Leben spielen musste. Schweigend aßen sie, standen dann immer noch schweigend auf und schritten ohne ein Wort zu wechseln zum Unterricht. Mittlerweile war nicht nur Draco tierisch angenervt, sondern auch Blaise, der es hasste, angeschwiegen zu werden. Aber was sollte er machen? Mit Draco zu reden kam einem Todesurteil gleich und sonst... hatte er im Moment doch niemanden. Er brummelte still vor sich hin und wollte gerade seinen Kopf gegen eine Rüstung schlagen – oder Dracos, da war er sich noch nicht so sicher – als sich plötzlich von hinten zwei Arme um ihn schlangen und sich ein warmer Körper an seinen presste. Sofort hellte sich Blaises Miene auf, er lächelte, drehte sich um und fing die Lippen des anderen Schülers ein, der für einen kurzen Moment überrascht blinzelte, den Kuss dann jedoch genauso gerne erwiderte. „Begrüßt du jeden so?“ fragte Seamus etwas misstrauisch, nachdem Blaise sich wieder von ihm gelöst hatte. Dieser lachte vergnügt, strich seine Haare zurück. „Wieso? Wärst du dann eifersüchtig?“ Seine Augen funkelten und Seamus errötete, senkte ertappt den Blick, was Blaise nur noch mehr zum Lachen brachte. „Wärst du wirklich, ach herrje... was mach ich denn da?“ Leicht zuckte Seamus, dem das Ganze noch immer ein wenig unangenehm war, mit den Schultern. Das er nicht einmal ruhig bleiben konnte. Doch Blaise schien das nicht weiter zu stören, ihm gefiel diese Art an seinem kleinen Iren sogar. Lächelnd zog er den Gryffindor an sich und kraulte ihn ein wenig im Nacken. „Da werde ich wohl was gut zu machen haben, mein Süßer. Nun, dann würde ich sagen, heute Abend bei mir und ich werde gaaaaanz nett zu dir sein, versprochen. Damit du in deinem süßen Kopf...“ Sanft tippte er Seamus gegen die Stirn, ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen. „... nie wieder solch unschöne Gedanken haben musst. Die passen nämlich gar nicht zu dir!“ Noch immer rot im Gesicht nickte Seamus etwas schüchtern, lehnte sich dann jedoch an Blaise und seufzte leise. „Denkst du, das klappt mit den Beiden?“ fragte der Gryffindor und nestelte an Blaise Umhang herum. Selbiger seufzte ebenfalls, strich Seamus kurz durch die Haare. „Keine Ahnung, Draco kann sehr dickköpfig sein... aber ich denke, dass Potter ihn wieder für sich gewinnen kann. Vorgestern Nacht hat es zumindest funktioniert! Wird schon gut gehen... ich hoffe es zumindest.“ Missmutig ließ Draco sich auf seinen Stuhl sinken, kramte seine Schulunterlagen hervor und blickte dann stur zur Tafel. Er hatte keinerlei Lust, sich umzusehen oder mit jemandem zu reden, geschweige denn, auch nur einen Blick aus Harrys... nein, Potters Augen zu erhaschen. Was natürlich zwangsläufig passieren würde, denn er konnte die Blicke des jungen Gryffindor förmlich in seinem Nacken spüren. Doch das war ihm egal, er musste es ignorieren. Er würde Potter nicht noch eine weitere Gelegenheit bieten, ihn zu verletzen. Das hatte dieser idiotische Goldjunge ja schon Bravour hinter sich gebracht, doch die Genugtuung ihn gänzlich zu zerbrechen, die würde Draco ihm nicht geben. Wütend knirschte Draco mit den Zähnen, krallte eine Hand in die Pergamentrolle, die vor ihm lag und zerknüllte sie, ohne das er es wirklich mitbekam. Zu sehr war er damit beschäftigt, die Erinnerungen an Harry... nein POTTER zu verdrängen. Wieso musste er ihn jetzt eigentlich immer Harry nennen, verdammt? Es war Potter, sein Feind, ein mieser idiotischer Gryffindor, der es erfolgreich geschafft hatte ihn zu verletzen, hinter seine so perfekt aufgebaute Fassade zu blicken und ihm wirklich und wahrhaftig wehzutun. Und so jemanden nannte er beim Vornamen? Wo bitteschön hatte er denn seinen Stolz gelassen? Hatte Potter ihm den aus dem Körper gevögelt oder was war los? Er war ein Malfoy verdammt und er würde sich doch nicht von einer solch kleinen Lapalie wie... wie eben dieser Nacht, diesem One-Night-Stand so aus der Reserve locken lassen. Nein, das würde er ganz sicher nicht. Potter würde nicht über ihn siegen. Er spielte ein mieses Spiel, doch das konnte er nur, solange Draco auch mitspielte... das war jedoch jetzt vorbei. Der junge Malfoy würde Potter ab heute einfach total ignorieren und alles war gut. Für Draco existierte der Gryffindor einfach nicht mehr... das versuchte er sich zumindest einzureden. Und dennoch... dennoch konnte er ihn nicht einmal für drei Minuten aus seinem Kopf verbannen, geschweige denn, ihn vergessen. Diese wunderbaren grünen Augen hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt, die heißen Lippen brannten noch immer auf den seinen, diese sinnliche Stimme hallte in seinen Ohren wieder und diese Hände... diese begehrenswerten, unglaublich sanften Hände... wie sie über seinen... //Stopp!!!// Innerlich raufte Draco sich die Haare, schalt sich selbst einen Narren. Er wollte doch nicht mehr daran denken. Wieso bei Salazar konnte er das nicht einfach vergessen? Was hatte Potter nur mit ihm angestellt, dass er ihn nicht mehr vergessen konnte? Nur weil er vielleicht... eventuell in diesen blöden, vertrottelten Gryffindork mit dem schwarzen Wuschelkopf und diesen verdammten Smaragdaugen, in welchen Draco jedes Mal versinken könnte und alles um sie herum vergessen. Es gäbe nur noch sie beide und Harry würde sich vorbeugen und ihn... ähm ja... wo war er mit seinen Gedanken stehen geblieben? Ah... bei dem blöden Gryffindor, in den er eventuell verliebt war. Na gut, er hatte es sich sogar eingestanden, aber... jeder konnte sich in diesem Bezug doch einmal irren. Und das war bei Draco sicherlich der Fall gewesen. Anders konnte er sich das nicht erklären... immerhin konnte er Potter doch nicht mehr lieben, nachdem was dieser getan hatte. Das konnte und durfte er einfach nicht verzeihen. So in Gedanken versunken bekam Draco nicht mit, wie die Stunde verging und erst, als der Klassensaal schon seit geraumer Zeit leer war und irgendwo ein Fenster zuschlug, schreckte Draco auf. Verwirrt sah er sich um, doch außer ihm war niemand mehr im Raum, sogar Harry schien gegangen zu sein, was Draco wiederum nur Recht war... doch... wieso zog es dann schmerzlich in seiner Brust, als er sich dessen bewusst wurde. Er durfte ihn doch nicht mehr gern haben, er musste sich einfach vor Augen halten, was Harry ihm angetan hatte. Da konnte er sich doch nicht wirklich noch wünschen, dass der Gryffindor an seiner Seite war. Ein leises Seufzen rann von seinen Lippen, als Draco aufstand und die zerknitterten Pergamente in seine Tasche stopfte, die Feder und das Tintenfass folgen ließ. Kurz ließ er seinen Blick über die Tafel schweifen und musste feststellen, dass er neuen Unterrichtsstoff verpasst hatte. Unterrichtsstoff, den es jetzt nachzuholen galt. „Herzlichen Dank auch Potter!“, zischte der Malfoyspross, auch wenn ihm klar war, dass es niemand hörte. Aber es beruhigte ihn schon ein wenig, es überhaupt ausgesprochen zu haben. Schnellen Schrittes verließ er den Klassenraum, eilte die Flure entlang auf direktem Weg zu den Slytherinräumen. Er hatte sowieso keinen Hunger und da er soeben die letzte Stunde des heutigen Tages... ver... schlafen hatte, war auch der Unterricht für heute erledigt. Somit hatte er genug Zeit um den verpassten Unterricht nachzuholen und er würde Potter nicht sehen. Vielleicht sogar bis zum nächsten Morgen nicht, wenn er Glück hatte. Um einiges besser gelaunt, wenn man das in seiner Verfassung so sagen konnte, trat er in den Gemeinschaftsraum der Slytherin, ignorierte die jüngeren Schüler, die sich wohl gerade in kleinen Gruppen sammelten, um zur großen Halle zu gehen und beeilte sich statt dessen damit, endlich in sein Zimmer zu kommen. Sofort schloss er die Tür, warf seine Tasche auf den Schreibtisch und ging schnurstracks zu seinem Bücherregal. Nachdenklich schritt er davor auf und ab, glitt mit seinen Augen jede Reihe ab, ließ den Finger über die Buchrücken wandern, bis er letzten Endes fand, was er gesucht hatte. Vorsichtig nahm er das Buch heraus, nahm an seinem Schreibtisch Platz und schnappte sich Pergament und Feder, ehe er es öffnete und zu lesen begann. Umso schneller er den versäumten Stoff nachholte, umso besser war es. Außerdem... kam er so vielleicht endlich mal auf andere Gedanken! So vergingen einige Stunden, in denen sich Draco nur mit seinen Schulunterlagen beschäftigte und tatsächlich gelang es ihm, nicht im Minutentakt an einen gewissen jungen Gryffindor denken zu müssen. Eine Erleichterung, wie Draco es empfand und so setzte er sich letztlich in seinen Lieblingssessel am Kamin, zog die Beine an und begann in seinem Zaubertränkebuch zu lesen. So würde dieser Tag doch noch gut enden... zumindest glaubte Draco dies, als es auch schon an seiner Tür klopfte. Verwirrt zog Draco einen Augenbraue nach ob und schaute auf. Wer war das? Er erwartete niemand, Blaise war sicher bei seinem... verrückten Iren und ansonsten? Bei Crabbe und Goyle war Draco sich nicht sicher, ob sie überhaupt die hohen Kunst des Anklopfens beherrschten... bisher waren sie immer so in sein Zimmer geplatzt, wenn sie denn überhaupt einmal den Weg hierher gefunden hatten. Dann blieb ja nur noch... „Dray? Bist du da? Hier ist Pansy... was ist denn los, mein Liebling. Ich mache mir Sorgen, du warst heute gar nicht in der Halle. Dabei dachte ich, wir wollten zusammen essen...“ //Ich wüsste nicht, wann ich das jemals gesagt hätte!// Seufzend verdrehte Draco die Augen und fragte sich, wieviel Fantasie Pansy besaß, wenn sie wirklich glaubte, was sie da sprach. „Dracy, nun sag doch was. Hier ist dein Schatz, ich bin es... Pansy. Nun mach doch auf...“ Ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken hinab, als er ihre quiekende Stimme vernahm. Er hasste es, wenn sie so mit ihm sprach, hasste ihre Spitznamen für ihn... eigentlich hasste er alles an dieser Person. Wie konnte ihn eine einzelne Person nur dermaßen zur Weißglut treiben? Bisher hatte das nur ein Schüler geschafft und den... wollte er gerade jetzt vergessen. Harrys Gesicht schlich sich wieder in seine Gedanken und egal, wie verzweifelt Draco es auch zu verdrängen versuchte, gelang es ihm dieses Mal zu seinem größten Leidwesen nicht mehr. Wohlwissend, dass es mit der Ruhe zumindest für diesen Abend vollkommen vorbei war, warf Draco sein Buch auf einen nahegelegenen Beistelltisch, stand auf und lief schnurstracks zur Tür. Schwungvoll öffnete sie, warf Pansy Parkinson einen mehr als nur vernichtenden Blick zu und noch ehe sie etwas sagen konnte, zischte er ein wütendes: „Noch ein Wort, Parkinson, nur ein einziges Wort und deine Eltern können dich über ganz London verstreut einsammeln. Glaube mir, heute ist das keine leere Drohung. Wenn du es wagst, mir zu folgen oder mich auch nur anzusprechen, wird es dir Leid tun. Hast du das verstanden?“ Er etwas perplexes Nicken war Antwort genug und sofort machte Draco sich daran, die Slytherinräume zu verlassen, als er sich noch ein letztes Mal umdrehte. „Ach, und Pansy?“ Er konnte sehen, wie die Hoffnung in die Augen des Mädchens zurückkehrte. Anscheinend glaubte sie, dass er sich entschuldigen wollte. Wie falsch sie doch lag. „Noch einer, deiner bescheuerten Spitznamen und ich hexe dir die Ravenclawfarben ins Haar!“ Mit diesen Worten drehte Draco sich nun endgültig um und verließ die Kerker, um etwas durch die Gänge zu streifen und einen klaren Kopf zu bekommen. Draco war zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er nicht die Person bemerkte, die ihm entgegenkam und direkt auf den jungen Slytherin zusteuerte. Erst als der junge Malfoy gegen etwas prallte, schaute er auf und für eine Sekunde schien die Zeit still zu stehen! „Potter.“ Zischend drehte Draco sich von ihm weg, wollte an ihm vorbei, doch dieser versuchte ihn aufzuhalten. „Hey, Draco. Ich... ich muss mit dir reden!“ Wütend drehte der junge Slytherin sich um, seine Augen funkelten. „Es gibt nichts zu reden und für dich immer noch Malfoy, Potter!“ Er spie den Namen des schwarzhaarigen Gryffindor förmlich aus, seine Hände zitterten. Er konnte ihm nicht gegenüber stehen, es machte ihn fertig. Am Besten war es, wenn er jetzt einfach ging und genau das, hatte Draco auch vor. Nur leider... hatte er die Rechnung ohne Harry gemacht, welcher ihn am Arm festhielt. „Draco bitte... ich... ich...“ „Lass mich los verdammt!“, knurrend zog Draco an seinem Arm, versuchte sich von Harry zu lösen, doch der Gryffindor ließ nicht locker. Im Gegenteil... er zog den jungen Malfoy noch näher. Laut rauschte das Blut in Dracos Ohren, er spürte, wie sein Herz laut und schnell in seiner Brust schlug. Er wurde nervös und das Kribbeln in seinem Magen setzte wieder ein, was er jedoch zu ignorieren versuchte. Natürlich leichter gesagt als getan und Harry selbst machte dieses Unterfangen nicht einfacher für den jungen Malfoy. Er war so nah, seine wunderschönen grünen Augen hielten den blonden Slytherin gefangen und ließen das Kribbeln in dessen Körper nur noch stärker werden. Er vergaß vollkommen, dass er sauer auf ihn war, war kurz davor sich an ihn zu schmiegen, als Harry ihn erneut ansprach. „Bitte, Draco ich... ich...“ Abwartend sah der Jüngere auf, noch immer vergessend, dass er böse auf ihn war. Zu sehr faszinierten ihn dessen Lippen, die ihn vor kurzem noch so hingebungsvoll verwöhnt hatten. Sie waren so weich, so sanft... so sinnlich so... „Ich liebe dich!“ Erschrocken blickte der Blonde auf, seine Augen huschten unruhig über Harrys Gesicht. Was war das jetzt wieder? Spielte Harry sein verdammtes Spiel jetzt etwa weiter? Mit einem Mal waren alle Erinnerungen wieder da und ein leises Knurren entfloh Dracos Kehle. „Was?“ Leise seufzte Harry auf, senkte kurz seinen Blick, ehe er Draco wieder mit seinen Augen fixierte. Er musste dem Malfoyerben jetzt einfach sagen, was in ihm vorging. Draco musste wissen, was er wirklich für ihn empfand. „Ich liebe dich, Draco. So sehr... ich...“ begann er, doch weiter kam er nicht. Ein brennender Schmerz durchzog die Wange des Gryffindors und mit zittrigen Fingern fuhr er über die schmerzende Stelle, während er mit ungläubigem Blick den Slytherin vor sich musterte. Wütend blitzten Dracos Augen Harry an, nur langsam senkte er wieder die Hand, mit der er seinem Gegenüber gerade eine heftige Ohrfeige verpasst hatte. Wie konnte er es wagen, nach allem, was er ihm jetzt schon angetan hatte? War Draco denn jetzt nicht schon genug von Potter verletzt worden? Anscheinend nicht... //Idiot!// „Halt deine Klappe!“, zischte Draco, die Fingernägel krallten sich in seine Handinnenflächen. „Halt verdammt noch mal deine Klappe. Kannst du nicht aufhören? Das ist wirklich kein lustiges Spiel und auch, wenn es euch Gryffindor zu amüsieren scheint, sucht euch doch bitte einen anderen Idioten dafür. Euer guter Draco Malfoy hat nämlich keine Lust mehr darauf, verstanden? Also, lass mich in Ruhe geh zu deinen komischen Freunden und amüsiert euch darüber, wie ihr mir bis jetzt schon mitgespielt habt, ja? Lacht darüber, wie sehr es mich verletzt hat, reißt eure Scherze darüber, dass ihr mich reingelegt habt...“ Verzweifelt versuchte Draco die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, was ihm mit jedem Wort schwerer fiel. Sie traten in seine Augen, ohne das er etwas dagegen tun konnte. „Ich hasse dich, Potter!“ Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte davon, bemerkte erst jetzt, dass Harry ihn endlich losgelassen hatte. Er rannte so schnell ihn seine Beine trugen, achtete nicht darauf, wohin er lief und auch nicht auf Harry, der laut nach ihm rief, ihn darum anflehte zu warten. Doch Draco wollte und konnte nicht mehr. Er rannte bis er das Schloss verlassen hatte. Doch auch dann blieb er nicht stehen, rannte einfach weiter, direkt in den verbotenen Wald hinein! Verwundert sah Blaise dem davoneilenden Slytherin hinterher. Irgendwie hatte er wie Draco ausgesehen, doch das konnte doch nicht sein. Wieso sollte Draco raus laufen? Draco rannte nie... er war ein Malfoy und die rannten nicht, dennoch blickte er dem anderen Slytherin hinterher. Er konnte sich nicht helfen, aber noch immer glaubte er, dass es Draco war. Während er dem davoneilenden Schüler nachschaute, bemerkte er nicht, wie sich noch ein Zweiter von hinten näherte. Keuchend blieb Harry neben Blaise Zabini stehen, stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab. „Hey Blaise.... hast... hast du ihn gesehen? Ist Draco hier vorbei gerannt?“ Zuerst ein wenig verwirrt, ließ Blaise sich schließlich zu einem perplexen Nicken verleiten. „Also... war das wirklich Drac? Wieso... rannte der? Was hast du wieder angestellt?“ Theatralisch seufzte Blaise auf, denn ihm schwante übles. Schuldbewusst senkte Harry den Blick, stich sich unsicher über den Arm. „Ich... ich habe ihm... ihm gesagt, dass... ich ihn... liebe!“ Das letzte Wort kam nur geflüstert über seine Lippen und dennoch verstand der Slytherin es ohne Probleme. „Du hast was? Sag mal, bist du irre?“, rief Blaise etwas außer sich und schüttelte dann seufzend den Kopf. „Kein Wunder, dass er so fertig war. Kannst du dich denn nicht einmal an einen Plan halten, Potter? So wird das ja nie was mit euch beiden! Ich meine... jetzt ist er wieder total fertig, aufgelöst und rennt geradewegs in den verbotenen Wald. Irgendwie verständlich, ich meine Draco kann...“ „Moment. Halt. Stopp. Was hast du da gerade gesagt?“, unterbrach Harry den Redeschwall seines Gegenübers, welcher nur genervt aufseufzte. „Bist du taub? Das würde erklären, wieso du dich nicht an Absprachen hältst... Ich sagte, dass Draco total aufgelöst ist - verständlicherweise, wenn du mich fragst – und gerade dabei ist in den verbotenen .... verdammt! Komm Potter, wir müssen ihn einholen, bevor er noch Ärger bekommt...“ Die beiden rannten los, direkt hinter dem blonden Slytherin hinterher, der mittlerweile den Verbotenen Wald erreicht hatte. Gerade waren sie an Hagrids Hütte vorbei gerannt, als sie urplötzlich am Kragen gepackt und nach hinten gezogen wurden. Erschrocken keuchten beide auf, wollten sich gerade versuchen loszureißen, als Hagrids dunkle Stimme ertönte. „Was macht ihr hier? Ihr solltet nicht mehr hier draußen sein, es wird langsam schon dunkel...“ „Aber... Draco... er ist in den Wald gerannt und wir wollten ihn nur...“, begann Blaise, wurde jedoch sogleich von Hagrid unterbrochen. „Na, Sie hatten aber auch schon bessre Ausreden Mister Zabini. Glauben `Se mir, ich kenne Ihre ganzen Verstecke... Und du Harry. Also das hätte ich nicht von dir gedacht. Dich aus dem Schloss zu schleichen um mit dem hier solche Sachen zu machen. Nee, nee... also Harry. Geh wieder rein! Und nimm Mister Zabini mit.“ „Aber Hagrid...“, versuchte es nun auch Harry, doch der Wildhüter schüttelte nur den Kopf und drehte sich mit den beiden Jungen um. „Harry glaub mir, dass ist nur zu deinem Besten.“ Murmelnd setzte sich Hagrid in Bewegung und zog Harry und Blaise hinter sich her. Er kannte Blaise und wusste, dass er in den letzten Jahren öfter des Nachts einen Ausflug zum See oder in den Wald gemacht hatte, um sich dort mit dem ein oder anderen Jungen zu treffen. Das wollte er Harry ersparen, auch wenn Blaise ein wirklich netter Junge war. Harry sollte sich lieber mit Quidditch beschäftigen oder so... Draco hatte mittlerweile die Grenze zum verbotenen Wald hinter sich gelassen und lief weiter, immer tiefer in die Dunkelheit hinein. Kleine Äste zerkratzen seine Haut, immer wieder stolperte er über kleine Steine und Wurzeln, doch er blieb erst stehen, als er keine Luft mehr hatte. Keuchend lehnte er sich gegen einen hochgewachsenen Baum und schloss die Augen, versuchte sich erst einmal wieder ein wenig zu beruhigen und zu Atem zu kommen, ehe er sich orientierte und darüber nachdachte, was jetzt zu tun war. Er hatte unüberlegt gehandelt, äußerst unüberlegt... Etwas, wovor ihn sein Vater immer wieder eindringlich gewarnt hatte. Und er hätte wirklich auf ihn hören sollen, dann was ihm das einbrachte, sah er ja nun. Er stand hier, mitten im Nirgendwo... oder in seinem Fall eben im Verbotenen Wald, es wurde dunkel und er hatte keinerlei Ahnung, aus welcher Richtung er gekommen war oder wohin es zu gehen galt, damit er wieder hier herausfand. „Super!“, knurrend strich sich der junge Slytherin durch die Haare, blickte einmal nach links, einmal nach rechts, doch es sah beides irgendwie... falsch aus. Tief seufzend stieß sich Draco vom Baum ab und entschied sich einfach nach links zu gehen. Früher oder später würde er schon hier rauskommen. Ja, das würde er ganz sicher... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)