The Last Leader - Der Geist der Freiheit von Sitar-sama ================================================================================ Kapitel 3: Abschnitt 3 ---------------------- Stolzen Hauptes hatten wir damals auf unserer Rückreise die Tore passiert und dieses Gefühl kehrte nun wieder aber ich war nicht mehr derselbe. Ich führte unsere Tiere von Bord und lud unsere Habseligkeiten aus. Sie dankten uns und erwarteten unsere Rückkehr. Sie erwarteten Forte. „Fürst von Reven! Führer der Allianz!“, rief ein Mann von fern und näherte sich uns. Ich zog meine Kapuze tief in mein Gesicht und senkte den Blick. Ich erkannte ihn als Sorbus. Vor seiner scharfen Sicht musste ich mich in Acht nehmen. Forte lächelte und reichte dem Fürsten von Cheranko seine Hand zum Gruße. „Verzeiht, dass ich alleine zu Eurer Ankunft erschien. Koll, mein Bruder, reist mit ein paar Männer nach Devar, um dort zu jousten. Sein Shievo ist ausgezeichnet darauf vorbereitet.“ –„Ich verzeihe Euch. Auch ich reise nach Devar, um mich dort zu messen. Ich übergebe Euch nun einen Beutel Gegengift mit bestem Gewissen. Ich überbringe Euch den Gruß des Gemaphim.“ Forte reichte Sorbus den Beutel, den ich ihn in Varisc mitnehmen ließ. „Habt Dank. Dankt auch dem Gemaphim im fernen Varisc dafür.“ Sorbus verneigte sich. Ich stand dabei und beobachtete sie nur. „Wer ist der Mann, der mit Euch reist? Seine Erscheinung ist mir wohl vertraut.“ Hatte er Verdacht geschöpft? „Sein Name ist Falb. Er ist mein Schmied auf dieser Reise“, sprach Forte eilig und hielt Sorbus so auf Abstand. „Sprecht selbst zu mir“, forderte er mich auf. Ich verneigte mich nur. „Bei einem Schluck Eures Gebräus werde ich Euch seine Geschichte berichten.“ Die Situation ließ Forte den Schweiß auf die Stirn treten. So folgten wir Sorbus zur Stadthalle. Dort wurden Forte und ich getrennt. Mein Weg führte mich zu den Stallungen, wo ich ein winziges Kämmerlein bekam bis wir nach Devar weiter reiten sollten. Würde Forte auch Vorräte für mich erhalten? Ich wagte es, diesen frommen Wunsch anzuzweifeln. Die wenigen Stücke Erz, die ich bei mir trug, würden kaum ausreichen, um mir Vorräte für den Rest der Reise zu sichern, also würde ich mich von wilden Wurzeln und Kräutern ernähren müssen. Vorsorglich hatte ich die Ringe an meinen Fühlern und den Ohrschmuck abgenommen und in einem Beutel an meinem Gürtel verstaut. Man würde mich schon töten müssen, um daran zu gelangen. Auf Namek waren Metalle ein sicheres Zahlungsmittel und geschmiedet stieg sein Wert unermesslich an. Keine Stadt war so reich wie Cheranko. Die Stadt war erblüht wie die Ajissabüsche zur Zeit der Zwei-Sonnen-Wende, wenn der Jimai, Nameks größter Mond, für einen Tag zweien der Sonnen das Licht nahm. Man handelte mit allen erdenklichen Gütern: Fisch aus Ystak, Instrumente aus Sojis, Stoffe aus Varisc und Reven, Federn und Schmuck aus Lauron und Salze aus Devar. All das wurde in der Stadt des Ursprungs umgeschlagen. Nahrung war zwar leicht erschwinglich aber nicht jeder verdiente genug, um eine Familie zu ernähren. Viele versuchten sich an Ackerbau und Viehzucht doch selten reichten die Mittel aus. In den Gefilden der Allianz, in Varisc und Reven, hatte ich diese Armut niemals gesehen. Nahrung war für jeden zugänglich, glaubte ich. Kein Mann und kein Kind litten Hunger. Hier in Cheranko verkauften sie ihre Leiber an die Händler für eine Handvoll Obst, um den nächsten Tag zu überstehen. Die Sklaverei hatte seine Pranken um Namek geschlossen. Die Händler hielten mit all ihrem gescheffelten Erz mehr Gewalt in Händen als die Fürsten. Einige Stadtbewohner verdingten sich als Diebe und Straßenräuber. Nach der anfänglichen Zeit der Blüte verkehrte sich nun alles ins Gegenteil. Dies war vor Tausenden Zyklen schon einmal geschehen und dieses Mal gab es in meinen Augen einen Schuldigen. Er hatte die Gier in jedem geweckt. Er hatte zuviel auf einmal erreichen wollen… Mit fatalen Folgen und dieser Jemand war ich. Einst lehrte mich Meister Crescendo, dass das Leben einen Zyklischen Verlauf nahm. Entstehen und Vergehen hatten das Gesicht des namekianischen Volkes geprägt, ein Auf und Nieder, das bis in alle Ewigkeit seinen Lauf gehen würde. Wir würden vergehen und neuen Clans weichen müssen, die ihre eigene Kultur auf den Ruinen der Vergangenheit errichtete. Doch alles Geschmiedete würde bleiben, unverändert bis es sich der Planet im Todeskampf zurückholen konnte. Ich fror vor Kälte und Einsamkeit, vor Hilflosigkeit und Trauer. Als ich einschlief, träumte ich von hungernden Familien, von Schlüpflingen, die ausgesetzt worden waren und dort draußen in der Wildnis nach ihren Vätern schrieen. „Lebens Licht steigt und fällt mit dem Glauben der Gemaphim in sich. Seid stark. Ihr habt Macht im Übermaß, um denen zu helfen, deren Not auf dieser Welt am größten ist.“ Es war der Herr der Träume, der nach meiner Erweckung vor Hundert Zyklen wieder zu mir sprach. Seine sanfte, tiefe Stimme rief mich zu sich. „Gemaphim, Eure Reise hat erst begonnen“, sagte er leise. „Durch den Raum und die Zeit werdet ihr noch den Schein Eures Geistes behalten und sie werden Euch folgen.“ Da erschrak ich und erwachte. Neben meinem Lager stand Forte. „Ihr warft Euch hin und her in Eurem Schlaf. Seid Ihr wohlauf, liebster Freund?“, fragte er. Ich nickte. „Ich bitte Euch, sprecht zu mir. Seit der Überfahrt vernahm ich Eure Stimme nicht mehr. Ich hoffe, Ihr seid noch mein Stimme und Euch hat nicht wirklich Stummheit getroffen.“ –„Ich war einsam“, flüsterte ich. „Ich habe genug Proviant für uns beide, dass keiner hungern muss, wenn ich die Rationen teile.“ Er war bereit mit mir zu teilen, obwohl ich meine Posse weiter verfolgte. „Ich danke Euch für Eure große Güte.“ Meine Stimme blieb bei einem unterbrochenen Flüstern. Hier fühlte ich mehr und mehr, dass es nur der Schuldige war, der dem Unrecht Einhalt gebieten konnte. „In Wahrheit muss ich Euch danken, Chrys. Ihr seid mit mir gekommen und erduldet den Frevel an Eurer Person ohne zu zaudern.“ Ich zauderte und zweifelte sehr wohl an mir. „Ihr irrt Euch, liebster Freund.“ –„Nein. Ich vertraue in den Gemaphim, den der Herr der Träume beschützt.“ Forte setzte sich zu mir. Seine Wärme und Vertrautheit ließen mich meinen Glauben zurückgewinnen. „Tragt Euren Schmuck. Ich fürchte, dass Ihr sonst in der Sklaverei enden werdet. Die Ringe beweisen, dass ihr edler Abstammung seid.“ Die Sklaven waren gezwungen gewesen ihre Ringe zu tauschen, um zu überleben. Diese Männer ließen Kinder zurück, deren Schicksale denselben Weg einschlagen würden. „Kein Fürst wird jemals ein Sklave. Ganz besonders Ihr nicht“, knurrte Forte und zog mich von meinem Lager auf die Beine. „Befolgt meine Befehle nur, wenn wir Siedlungen erreichen. Ich möchte mit meinem Gefährten reiten.“ Ich nickte. Auch ich begrüßte es sehr, meine Stimme wieder an ihn richten zu können. „Die Usor ist ein stolzes Schiff“, lächelte ich. „Es war ein Weg über das Meer hierher und nach Lauron zu gelangen. Das war der Grund, der mich leitete.“ –„Ich sehe in Euren Augen, dass Ihr mich belügt.“ –„Nun, ich werde sie Euch zum Geschenk machen. Das wolltet Ihr von mir hören, nicht wahr?!“ Mein Herz schlug schneller. „Ja, liebster Freund. Das wollte ich noch ein Mal von Euch hören.“ –„Glaubt mir, es liegt mir alles daran, Euch glücklich zu sehen.“ Ich wollte ihm mit meiner Zuneigung danken. Mein ganzer Körper verlangte danach. Doch nichts davon konnte geschehen, denn es pochte kräftig gegen die Tür der Kammer und ich tat was das Beste für mich war. Ich schwieg. „Fürst von Reven! Ihr werdet in der Stadthalle erwartet!“, rief der Bote und lauschte nach Antwort. Forte gab mir ein Zeichen und begann auf mich einzureden. „Benimm dich anständig! Du wirst eine schwere Strafe erhalten, wenn du mir nicht gehorchst!“, brüllte er und stürmte aus dem Raum. Der Bote folgte ihm und ich war wieder allein. Ich gab zu, dass er seine Rolle ganz vortrefflich spielte und alle in dem Glauben ließ, dass ich nur ein simpler Bediensteter war. Die Num im Stall zwitscherten aufgeregt. Sie misstrauten allen außer ihren Herren und so wie sie klangen, fürchteten sie die Hand, die sie fütterte. Ich rappelte mich auf und ging hinüber in den Stall. Otea und Istur wehrten sich dagegen, von den Stalldienern aufgezäumt zu werden. Die Männer zogen und zerrten an den Tieren doch Istur riss sie zu Boden und schnaubte. Otea schlug mit seinen Pfoten um sich doch als er mich erblickte, reckte er seinen Kopf zur gewölbten Decke des Raumes empor und stieß freudiges Zwitschern aus. Als sich einer der Männer bückte, um einen Strick aufzuheben, wurde er von Isturs rechtem Huf am Kopf getroffen. Die anderen waren sehr besorgt um den Verletzten und auch ich konnte nicht helfen. Ich durfte nicht. So sah ich zu wie er starb. Ich stieg über das Gatter zu den beiden Num und trat an Otea heran. Mein alter Hengst und der jüngere hatten den Kampf gewonnen. Aber zu welchem Preis? Man trug den Toten aus dem Stall und sah mir grimmig nach. Wollten sie mich verantwortlich machen? Fürwahr, Diener wurden oft für die Taten ihrer Herren verurteilt und ungehorsame Tiere wurden getötet. In Varisc geschah nichts von alldem. Aber je weiter unsere Reise nach Osten führte, veränderten sich die bekannten Begebenheiten und nahmen eine Schärfe an, die nicht einmal zu Zeiten meines Vaters herrschten. Im Osten war Gehorsam alles und auch wenn ich die Fürsten kannte, musste ich diese Erkenntnis in meinem Gedächtnis verwahren. Ich glaubte, sie zu kennen doch was verfolgten sie für Ziele? Dem Handel war der Frieden zweifellos zugute gekommen aber Gier breitete sich aus wie die To’ori vor vielen, vielen Zyklen. Nun konnte keine gesegnete Quelle heilen. Ich bereute, mich zu verleugnen aber es war eine Möglichkeit in den Tiefen der Seelen aller nach Einsicht zu suchen. Stumm, sodass mich niemand bemerkte, schlich ich mich zur Stadthalle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)