Niemand wollte freiwillig mein Leben führen von Gjankie (RyouXMarik) ================================================================================ Kapitel 20: Kannst du für mich singen? -------------------------------------- 19. Kapitel Kannst du für mich singen? 2 Wochen waren vergangen und von Bakura fehlte immer noch jede Spur. Marik hatte an dem Abend, an dem Bakura völlig aufgelöst wegrannte noch alle Plätze abgesucht, wo er vermutete, diesen anzutreffen, doch ohne Erfolg. Sogar in Bakuras Paradies hatte er versucht, ihn zu finden, aber es war aussichtslos. Niemand wusste, wo sich Bakura befand, und das Schlimmste: Niemand konnte mit Bestimmtheit sagen, ob er noch am Leben war oder ob ihm etwas Grauenvolles widerfahren ist. Keiner hatte ihn gesehen; nicht einmal in der Schule war er aufgetaucht. Sein Vater und Marik hatten sogar die Polizei verständigt und eine Suchmeldung in Auftrag gegeben, doch nichts half; Bakura blieb wie vom Erdboden verschluckt. Marik machte sich schreckliche Vorwürfe; er selbst redete sich ein, er sei schuld, dass Bakura verschwunden war, dass es sein Vergehen gewesen ist, da er ihm nicht zugehört hatte. Er konnte sich nicht mal mehr freuen, dass seine Schwester wieder mal zu Besuch kam. Isis spürte, dass Marik unglücklich und traurig war und, dass ihn etwas Beschäftigte, was für diesen von größter Wichtigkeit war. Vorsichtig klopfte sie an Mariks Tür, doch als sie keine Antwort erhielt, öffnete sie diese ohne Erlaubnis. Erschrocken fuhr Marik rum und blaffte seine Schwester an: „Was willst du, Isis?“. Doch Isis reagierte nicht auf seine Frage. Sie kannte es zu Genüge, dass Marik seine Gefühle und seine Wut, die eigentlich auf ihn bezogen war, nicht immer unter Kontrolle hatte und ein sehr aufbrausender Mensch sein konnte. Leise schloss sie die Tür und ging zu Marik, der auf seinem Bett saß und sich schnell ein paar einzelne Träne aus dem Gesicht wischte. Behutsam setzte Isis sich neben ihren kleinen Bruder, der mit aller Macht versuchte, stark und unnahbar zu wirken, doch sie sah durch seine Fassade, die er nur als Selbstschutz aufgebaut hatte. „Was hast du?“, fragte sie verständnisvoll und blickte Marik mitleidig an. „Ich habe nichts!“, knurrte er und wand schnell den Kopf zur Seite, damit sie seine Schwäche nicht sehen konnte. „Ach, Marik, du alter Sturkopf. Du hast dich kein bisschen verändert.“, sprach sie leise und schaute aus dem Fenster. Langsam wurde es dunkel und die ersten Sterne zeichneten sich am Horizont ab. Auch die Vögel verstummten und legten sich schlafen. Eine Zeitlang war alles ruhig, bis Isis das leise Schluchzen ihres Bruders hören konnte, der sein Gesicht tief in den Kissen vergrub. Sachte und beruhigend strich sie über seinen Rücken, um ihn zu trösten, doch sie erreichte nur das Gegenteil. Sein anfängliches Wimmern verwandelte sich bald in ein klägliches Weinen, was kein Ende nehmen wollte. Isis legte zärtlich ihre Arme um den bebenden Leib Mariks und zog ihn an sich. „Psst. Es wird alles wieder gut. Ganz ruhig.“. Vorsichtig wippte sie vor und zurück; früher hatte das bei Marik immer geholfen, wenn er sich zum Beispiel beim Spielen wehgetan hatte oder einen seiner Wutausbrüche bekam, die bald aber durch eine tiefe Verzweiflung und Hysterie beendet wurden, wenn er merkte, dass sein Willen gegen die Wand lief. Als Marik wieder ein wenig ruhiger wurde und seine Tränen langsam versiebten, startete Isis einen zweiten Versuch, um herauszufinden, was ihren kleinen Bruder bedrückte. „Marik, ich weiß, dass du nicht gerne deine Gefühle zeigst, vor allem wenn sie deiner Meinung nach als schwach wirken könnten, aber du kannst mir alles sagen. Hörst du? Ich möchte dir einfach nur helfen.“, sagte Isis ruhig und streichelte Marik immer noch sanft durch das Haar. „Ich…ich glaube, ich habe jemanden, der…der mir sehr viel bedeutet, verletzt.“, schluchzte er und Isis spürte, wie die Tränen langsam wieder Mariks Wangen hinab liefen. Vorsichtig wischte sie ihm die ersten weg und legte ihren Kopf dann auf Mariks. Sie wollte ihn nicht mit Fragen durchbohren, sie wusste auch so ganz genau, dass er ihr alles erzählen würde, wenn er bereit dazu war. Und Isis konnte warten. Wieder verstrichen einige Minute, in denen es still im Raum war, bevor Marik weiter sprach: „Dieser jemand ist die wichtigste Person in meinem Leben und…und…“. Weiter kam er nicht, denn schon wieder brach sein Damm und tausend weißlich glitzernde Perlen flossen auf Isis blaues Kleid hinab. „Du liebst diesen jemand, richtig?“, wollte sie jetzt doch genauer wissen. Das leichte Nicken seitens Mariks gab ihr die Bestätigung zu ihrer Vermutung. „Isis…ich, ich…also, es…er, dieser jemand…ist…er ist…“. „Dieser jemand ist männlich, willst du sagen, ja?“, half Isis ihrem kleinen Bruder, der sich nicht überwinden konnte, seinen Satz zu ende zu bringen. „Ja.“, flüsterte Marik leise und wartete darauf, dass Isis ihn wegdrücken, ihn anschreien, ihn als widerlich abstempeln würde, dass er einen Mann liebte, doch seine Befürchtungen blieben aus. Ruhig und gelassen strich Isis ihm weiter durch das Haar. Vorsichtig richtete sich Marik auf und blickte seine Schwester skeptisch und ungläubig an. „Aber? ...Du sagst ja gar nichts dazu?“. Liebevoll lächelte Isis und kniff Marik in die Wange. „Was erwartest du denn? Dass ich dich als Unmensch abtue, nur weil du einen Mann liebst und nicht wie üblich eine Frau? Also für mich macht dich das zu keinem schlechteren Menschen. Viel schlimmer wäre es doch, wenn du überhaupt nicht lieben könntest, oder etwas nicht?“. Auch Mariks Züge wurden weicher und er fing an, verlegen zu lächeln. „Ja, da hast du wohl Recht, das wäre wirklich schlimmer.“ „So, und nun sag mir, warum du meinst, dass du ihn verletzt hast.“. Marik schaute traurig auf sein Bett. Er saß auf der Seite, auf der Bakura geschlafen hatte, als er bei ihm übernachtete. Seit diesem Tag hatte er seinen Bettbezug nicht mehr gewechselt. Am Anfang roch es noch nach ihm, doch nun war von Bakura nicht mal mehr geruchlich irgendetwas übrig geblieben. Wieder perlten die Tränen über seine Wange und benetzten den grünen Stoff seiner Hose. Unbewusst schnappte sich Marik das Kissen und drückte es näher an sich. „Ich…also, ich habe ihm wehgetan, weil ich ihn zwingen wollte nach Hause zu gehen, aber er wollte das nicht. Und dann wurde ich…also, ich wurde rabiat. Und dabei ist er doch so sensibel!“, schrie Marik den letzen Satz heraus und ließ sich auf sein Bett fallen. Er konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Die Tränen waren unbesiegbar geworden und er konnte sie nicht bekämpfen, also ließ er sie fließen, so wie sie es wollten und für richtig hielten. Isis blickte traurig auf den zitternden Körper neben ihr. Marik machte sich wirklich schreckliche Vorwürfe. „Er ist weg! Er ist einfach weg….er kommt nie wieder, Isis. Ich habe solche Angst um ihn.“, jammerte Marik und drückte sich näher in das Kissen unter ihm, was er immer noch fest umschlossen hielt. „Psst. Niemand ist für immer weg, selbst der Tod ist zeitlich begrenzt. Du siehst ihn wieder, bestimmt.“. Isis wusste nicht, wie sie Marik trösten sollte. „Aber selbst sein Vater hat noch kein Lebenszeichen von ihm gehört! Nicht mal bei ihm ist er aufgetaucht! Isis, er…er, er wurde bereits…vergewaltigt.“, flüsterte Marik leise. Noch immer war er nicht darüber hinweggekommen, dass seinem Engel so etwas Grausames widerfahren ist. Und nun hatte Marik Angst, dass Bakura wieder solch Leid ausstehen musste. Anders konnte er sich nicht erklären, warum er sonst so lange wegbleiben sollte, außer vielleicht noch, wenn er tot war, doch das wollte und konnte sich Marik nicht vorstellen. Dieses Schreckenszenario hätte ihm ansonsten den Verstand geraubt. Isis fühlte sich hilflos. Sie konnte Marik nicht mehr beruhigen, egal wie sehr sie sich bemühte, so erzitterte er doch nur noch mehr und seine Tränen rannen unaufhörlich seine bereits stark geröteten Wangen hinab und fluteten sein Kissen, bis es gänzlich durchnässt war. Doch irgendwann zollten Mariks Gedanken und seine Trauer ihren Tribut und er fiel endlich in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung. Isis bemerkte seine ruhiger werdenden Atemzüge und war froh, dass ihr Bruder wenigstens für ein paar Stunden Vergessen finden würde. Noch einmal strich sie ihm sanft über den Rücken, bevor sie aufstand um leise das Zimmer zu verlassen. Selbst völlig ausgezerrt setzte sich Isis auf die Couch im Wohnzimmer und versuchte sich abzulenken, indem sie den Fernseher einschaltete, doch dies half nichts. Sie machte sich Gedanken über Marik und über die Person, die er scheinbar über alles in der Welt liebte, obwohl sie diese nicht kannte. Was musste das für ein Junge sein, der so zerbrechlich war, dass er sofort bei der kleinsten, rauen Behandlung tage- nein wochenlang in ein Nichts verschwand, dass er sich selbst nicht mehr bei seinem Vater meldete? Es musste ein Junge sein, für den Marik wohl sein letztes Hemd gab. Er musste etwas besonderes sein. Abgemattet schaltete Isis letztendlich den Fernseher wieder aus und genoss für einen Moment die Ruhe. Ihrer beider Eltern waren für dieses Wochenende auf einem gemeinsamen Ausflug, um ihren Hochzeitstag zu feiern, sodass das Haus angenehm still war. Nicht, dass ihre Eltern laut waren oder sich oft stritten, aber wenn 4 Personen unter einem Dach wohnten, dann ließ es sich nicht vermeiden, dass eine gewisse Hektik in der Luft lag. Isis schaute auf die Uhr, welche kurz nach 9 anzeigte. Um zu Bett zu gehen war es noch zu früh, außerdem konnte es gut möglich sein, dass Marik nochmals aufwachte und dann wollte Isis für ihn da sein, so, wie sie es immer schon gewesen ist. Sie mochte ihren kleinen Bruder, auch wenn er bei weitem nicht mehr der kleine Junge von einst war. Er hatte sich in den Jahren zu einem ansehnlichen, jungen Mann entwickelt, der wohl viele Verehrerinnen hatte, zumindest konnte sich das Isis vorstellen. Aber seine Wahl fiel auf einen Jungen, der scheinbar wirklich das komplette Gegenteil von ihm darstellte; aber wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Völlig in ihren Gedanken versunken, bemerkte Isis nicht einmal das Klingeln, das sich sturmartig durch das Haus zog und sich, zurückgeprallt durch die Wände wie ein Whirlpool staute. Erst langsam drang es in ihr Bewusstsein vor und so rappelte sie sich schnell auf, um nicht daran schuld zu sein, dass Marik wieder erwachte. Unschlüssig darüber, ob sie die Tür aufmachen sollte oder nicht, stand sie noch einige Sekunden still davor. Man hörte in letzter Zeit ja immer wieder, dass manche Einbrecher oder Gewalttätige diese Taktik anwendeten um in Häuser oder Wohnungen zu kommen. Und plötzlich verstummte das Klingeln. Verdutzt stand Isis noch wenige Sekunden da, bevor sie sich dann doch entschloss die Tür zu öffnen. Der Anblick, der sich ihr dort bot, war nicht der, eines bösen Menschen, sondern der, eines hilflosen und zerbrechlichen Jungen, der zitternd und stöhnend auf dem Fußabtreter lag. Vorsichtig kniete sie sich zu dem mitleidserregendem Geschöpf, bevor Isis den Entschluss fasste, dieses nach drinnen zu tragen. Behutsam hob sie das vor Schmerz erbebende Etwas auf ihre Arme und war überrascht, wie federleicht es sich anfühlte. Langsam, um den Jungen nicht zu erschrecken, ging sie die Treppe hinauf und brachte ihn in das Gästezimmer, in welchem sie eigentlich jetzt schlief. Doch diesem kleinen Geschöpf musste geholfen werden. Als sie ihn abgelegt hatte, versuchte Isis ihn zum Sprechen zu ermutigen, aber nichts kam über die blassen und trockenen Lippen; nicht einmal mehr ein Stöhnen oder Wimmern war zu vernehmen. Vorsichtig berührte Isis seine Stirn und musste mit Schrecken feststellen, dass er unglaublich hohes Fieber hatte. Schnell wand sie sich von ihm ab um kalte Tücher zu holen, damit sich sein Zustand wenigstens etwas besserte. Auf dem Weg ins Badezimmer, schaute Isis noch einmal nach Marik, der immer noch erschöpft schlief und von der ganzen Sache nichts bemerkte hatte. Geschwind waren die Tücher befeuchtet und so eilte sie zurück zu dem Jungen, den sie vor der Tür aufgelesen hatte. Sachte entledigte sie ihm seiner Kleidung, die scheinbar seit Tagen nicht mehr gereinigt worden waren und legte ihm das erste Tuch über die klamme Stirn. Müde keuchte er auf und öffnete zögerlich die Augen. Verschleiert musterten Isis zwei braune Iriden, die scheu in die ihren blickten, bevor sie mit einem leichten Stöhnen wieder geschlossen wurden. Die anderen Tücher wickelte sie um die dünnen Beine, die eher an die eines Storches erinnerten, als an jene, die ein Junge in seinem Alter haben sollte. Leise stellte sie einen Stuhl, der sich sonst beim Fenster an dem kleinen Schreibtisch befand zum Bett und setzte sich. Isis betete, dass sich der Zustand nicht weiter verschlechtern würde. Immer wieder prüfte sie die Temperatur und war erstaunt, wie schnell die Tücher auf dem erhitzten Leib trockneten. So verbrachte sie einige Stunden damit, immer wieder ins Bad zu rennen, sie erneut nass zu machen und diese dann auf den schmalen Körper zu legen, bis auch sie selbst erschöpft eindöste. Durch ein klägliches Aufkeuchen wurde sie allerdings wieder aus ihrer Ohnmacht gerissen und stellte fest, dass der Junge zaghaft seine Augen öffnete und sich das Tuch von der Stirn fummelte, jedoch ohne großen Erfolg. „Beweg dich nicht. Du brauchst Ruhe. Du hast hohes Fieber und die Tücher sind dazu da, es etwas abzusenken.“, flüsterte Isis leise und rückte den nassen Stoff wieder an die richtige Stelle. „Wie, wie heißt du?“, fiepte er gequält und hielt Isis mit seinen verschleierten und glasigen Augen fest. „Mein Name ist Isis, und deiner?“. „Bakura…“, röchelte er und verfiel in einen leichten Husten, der seinen Körper zum Aufbäumen zwang. Jedes seiner Glieder schmerzte und sein Kopf dröhnte. Erschöpft ließ er sich zurück auf das Bett fallen. „Kannst du singen?“, nuschelte Bakura und Isis hatte reichlich Mühe ihn zu verstehen. Isis schaute ihn ungläubig an. Noch nie wollte jemand wissen, ob sie singen konnte. Sie war sich selbst nicht einmal sicher. „Hm, ich weiß nicht. Vielleicht. Ich habe so noch nie vor Publikum gesungen.“. Bakura lächelte sie müde an. „Kannst du trotzdem für mich singen?“. „Okay, wenn du magst, aber beschwere dich hinterher nicht, wenn es grauenvoll war.“, versuchte sie sich selbst vor späterer Blamage zu beschützen. „Nein, das tue ich nicht. Kennst du „Gonna be fine“?“. Isis nickte und überlegte kurz, wie der Anfang und vor allem die Melodie des Liedes war. Nach flüchtigem Zögern, begann sie leise, doch dann immer mutiger zu singen. Constantly, finding ways to fill the empty space But still it seems that nothing touches you anymore And you’re not really sure which way to turn. If you feel the sadness sweeps you off your feet Doubled in the things that you feel Don’t be ashamed of who you are And don’t be afraid to stand your ground Cause at the end of the day You’re one step closer to finding your way And although you might think you’re out of time You’re going to be fine. You should know that things aren’t always as they seem So why still swim in the depths of the tide that’s pulling you in? Makes you think your life has been a waste of time. Leave the shade and step out into the glare Peace of mind awaits you there Don’t be afraid to stand your ground Don’t be ashamed of who you are. You never had the help to find your way There’s nothing you could do or say You had to find your own mistakes to learn Just look inside of you You’ve got to find your own way through. Isis weiche Töne verstummten und Bakura sah sie traurig, aber dennoch mit einem leichten Glitzern in den Augen an. „Danke.“, flüsterte er leise und schloss seine Augen. Er liebte dieses Lied einfach. Seine Schwester hatte es ihm immer vorgesungen, wenn er nicht schlafen konnte oder betrübt war. Dieses Lied erinnerte ihn jedes Mal, wenn er es hörte an sie; an ihr sanftes und gütiges Wesen, an ihre Wärme und die Geborgenheit, die er fühlte, wenn sie ihn in ihre Arme nahm. Bakura vermisste sie sehr. Eine Zeitlang dachte er, er wäre über ihren Tod hinweg gekommen, doch damit belog er sich nur selbst. Jedes Mal, wenn er sich an sie erinnerte, zerriss es ihn schier innerlich. Er wusste nicht mehr, was er noch tun sollte, um nicht mehr mit Schmerz und Trauer an sie denken zu müssen. Amane war praktisch der einzige Mensch gewesen, der wirklich wusste, was Bakura dachte und fühlte, ihn annahm und ihn verstand. Gepeinigt stöhnte Bakura erneut auf, als er seine Beine anwinkelte, um es sich etwas bequemer zu machen. Sein ganzer Körper stand in Flammen und zerbrach fast unter den Schmerzen, die sich Dolchartig durch seine Glieder zogen. „Mir tut alles weh….Mach, das es aufhört.“, winselte Bakura und wand sich heftig in seinen Qualen. „Das geht leider nicht, Kleiner. Ich kann dagegen nichts machen.“, gab Isis mitleidig zu und ihr Herz schmerzte bei dem Anblick, wie Bakura versuchte, seine Leiden zu lindern, indem er seinen Körper immer wieder verkrampfte und gequält die Augen zusammen kniff. Noch einmal überfiel ihn ein heftiger Husten, der das Aufbäumen Bakuras Körper zur Folge hatte, bevor er erschöpft zurück aufs Bett sank. „Soll ich einen Krankenwagen holen?“, fragte Isis besorgt und musterte Bakuras gepeinigten Leib. „Nein!“, schrie er heißer und schaute Isis mit angstgeweiteten Augen an. „Okay. Wenn aber in den nächsten Stunden keine Besserung auftritt, muss ich dich leider ins Krankenhaus bringen.“. Bakura betete in Gedanken, dass sein Körper den Kampf, den er zu kämpfen hatte, gewinnen würde. Er hasste Krankenhäuser. Er lag die längste Zeit seines jungen Lebens in einem und da wollte er unter keinen Umständen mehr hin. „Schlaf jetzt ein bisschen.“, sprach Isis ruhig und strich Bakura durch das schweißnasse Haar, dass sich klamm an dessen Kopf legte. Ausgezerrt schloss Bakura seine Augen, die zitternd unter den Lindern etwas zu fixieren schienen. Isis hatte Mitleid und es stimmte sie unglaublich traurig, diesem erschöpften Wesen nicht mehr helfen zu können. Inständig hoffte sie, dass es ihm bald besser gehen würde, doch sein Zustand wurde von Stunde zu Stunde schlechter. Bakura schien jetzt sogar Fieberträume zu bekommen und nicht mehr zu wissen, wo er sich überhaupt befand und wer er war. Deswegen entschloss sich Isis zu guter Letzt doch einen Notruf ab zusetzten. Leise ging sie aus dem Gästezimmer und weckte noch schnell Marik, der immer noch tief und fest schlief. „Marik? Wach bitte auf. Wach ganz schnell auf.“, sprach sie verhältnismäßig laut und ihre Stimme zitterte vor Aufregung. Marik hob träge den Kopf und blickte Isis schläfrig an. „Was ist?“, fragte er müde und ließ sich wieder ein Stück zurück auf das Kissen fallen. „Nicht wieder einschlafen. Schnell, wir müssen ins Krankenhaus.“. Marik verstand nicht, was seine Schwester von ihm wollte. Warum sollten sie denn ins Krankenhaus müssen? „Wie?“, war das einzige, was über Mariks durch die Müdigkeit schwere Lippen kam. „Bakura braucht unsere Hilfe, er ist krank und hat hohes…“. „Bakura?!“, schrie Marik erschrocken auf und schwang sich in Windeseile vom Bett. „Wo ist er?“. „Im Gästezimmer.“, sagte Isis und ohne weiter auf Marik einzugehen, ging sie die Treppe hinunter um einen Krankenwagen zu bestellen. Marik hingehen eilte blitzschnell ins Gästezimmer und blieb stockend in der Tür stehen. Der Anblick zerbrach sein Herz: Sein Engel wand sich heftig in den Laken und sein Körper war von einem starken Schweißfilm bedeckt, der seine blasse Haut in den ersten Sonnenstrahlen, die das Zimmer fluteten, eine porzellanähnliche Farbe schenkte. Stöhnend verkrampfte Bakura sich in den Laken, die vollkommen durchnässt waren und wimmerte kläglich vor sich hin. Behutsam ging Marik auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl, der immer noch neben dem Bett stand. „Ryou? Ich bin’s, Marik. Dir wird nichts passieren, versprochen.“. Doch der Angesprochene reagierte nicht, sondern winselte weiterhin unter seinen Schmerzen. Das Bakura überhaupt noch bei Bewusstsein war, glich einem Wunder. Es mutete fast so an, als ob er sich mit aller ihm verbliebenen Kraft dagegen wehren würde, hilflos ausgeliefert zu sein. Isis war in der Zwischenzeit wieder bei den Beiden angekommen und musterte traurig den zitternden Leib auf ihrem Bett. Sachte legte sie einen Arm um Mariks Schulter. „Der Krankenwagen müsste gleich hier sein.“. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Was machen Sie denn da mit ihm?!“, schrie Marik die Ärzte an, die Bakura versuchten, ruhig zu halten, da sich dieser mit aller Macht gegen sie wehrte. Er strampelte und tobte sich die Seele aus dem Leib, der schon extrem geschwächt war. „Wir versuchen nur, ihn ruhig zu bekommen. Sonst können wir ihn nicht behandeln.“. Immer fester wurde Bakura in die Laken gedrückt, was diesen einen gequälten Schrei über die Lippen kommen ließ. „Hören Sie sofort auf! Sie sehen doch, dass Sie ihm wehtun!“, befahl Marik heißer und hätte die Ärzte am liebsten auf der Stelle getötet, wenn Isis ihn nicht zurück gehalten hätte. „Marik, es ist doch nur zu seinem Besten.“, versuchte sie ihn zu beruhigen, doch konnte Isis fast selbst nicht hinschauen, als beide Notärzte Bakura endlich ein Beruhigungsmittel verabreichten, was diesen fast auf der Stelle zum Schweigen brachte. Tränen bildeten sich in Mariks lavendelfarbenen Augen und nur mit Müh und Not konnte er weitere wieder hinunter kämpfen. „In welches Krankenhaus fahren Sie denn?“, erkundigte sich Isis, da sie als einzige noch in der Lage befand halbwegs vernünftig zu denken. „Ins „LA Capitol Hospital“.“, sagte einer der Ärzte, der Bakura auf die für ihn bereitgestellte Trage legte. Als der Krankenwagen mit Blaulicht die Straße Richtung Süden fuhr, eilten Isis und Marik in die Garage, um mit Mariks Motorrad zu fahren. Mit zittrigen Händen betätigte er das Zündschloss und mit quietschenden Reifen verließen sie beide schließlich die Einfahrt. Schneller und rasender als sonst, hetzte Marik durch die frühen Morgenstunden des noch jungen Tages. Viele, der roten Ampeln überfuhr er einfach, was zum Teil daran lag, dass er sie schlicht und einfach übersah. Seine Gedanken befanden sich schon längst bei Bakura und er hoffte, dass es ihm bald wieder besser gehen würde. Laut aufjaulend wurde das Motorrad von Marik gestoppt und gerade noch von ihm abgeschaltet, bevor er auch schon in den Eingangsbereich raste. „Entschuldigen Sie, aber ich müsste ganz dringend wissen, wo sich Herr Bakura befindet?“, sprach Marik hektisch und trat aufgeregt von einem Bein auf das nächste. Für seinen Geschmack viel zu langsam sah die Krankenschwester auf den Belegbogen, was ihr ein böses Knurren von Marik einbrachte. „Ah ja, da haben wir ihn ja. Er liegt momentan noch auf der Intensivstation. Leider haben aber nicht Angehörige keinen Zutritt.“. Enttäuscht seufzte Marik und Isis sah ihren Bruder an, wie traurig und besorgt er war, doch da kam ihr auch schon eine Idee. „Entschuldigen Sie bitte noch mal, aber wir sind Angehörige. Zumindest Marik. Er ist ein Cousin von Herrn Bakura.“. Marik blickte erschrocken zu Isis, die ihm unmerklich zuzwinkerte. Marik verstand. Als ein Cousin konnte er auch einen anderen Nachnamen haben und so würde der kleine Betrug nicht auffliegen, zumindest hoffte er es. „Hm.“, skeptisch musterte die junge Frau Marik, bevor sie dann leicht nickte. „Okay, aber bitte konsultieren sie vorher noch seinen Arzt. Ich werde ihn rufen.“. Der Durchruf war schnell erledigt und ein älterer Herr, mit mittellangen, graublonden Haaren kam auf Marik und Isis zu. Er hatte ein freundliches, sanftes Gesicht und Marik atmete erleichtert auf, denn er befürchtete, dass Bakura, bei seinem Glück einen alten, griesgrämigen Kauz abgegriffen hatte. „Guten Tag, mein Name ist Herr Sunnero. Ich bin der Arzt von Herrn Bakura.“, höflich reichte er Marik die Hand. „Wie geht es ihm?“, fragte Marik schnell nach und klang äußerst besorgt. „Den Umständen entsprechend gut. Er schläft jetzt. Wir haben ihm ein Schmerzmittel verabreicht und noch einmal ein Beruhigungsmittel. Soweit unsere Untersuchungen jetzt schon Aufschluss geben konnten, hat er eine starke Lungenentzündung. Doch wir müssten noch wissen, ob Herr Bakura irgendeine Essstörung hat, von der Sie eventuell wissen?“. Marik starrte verblüfft in die blauen, liebevoll glitzernden Augen. Er wusste ja, dass Bakura schon immer eher schmächtig gebaut war, aber an eine Essstörung hatte er dabei nie gedacht, so mal er genug aß, zumindest wenn er mit ihm zusammen war. „Nein, Sir. Tut mir Leid, aber darüber weiß ich nichts.“, gab Marik wahrheitsgemäß zu. „Okay. Sie wollen bestimmt wissen, warum ich Sie das gefragt habe. Nun, Herr Bakura ist für sein Alter und seine Größe zu dünn, um nicht zu sagen, er ist stark abgemagert. 4-5 Kilo mehr auf den Rippen würden ihm nichts schaden, zu mal er seine Lungenentzündung somit auch besser und schneller überstehen würde. Wir werden ihn wiegen und seine Größe messen, sobald sich sein Zustand etwas gebessert hat. Zurzeit muss er aber noch überwacht werden, deswegen liegt er auf der Intensiv. Ich würde vorschlagen, Sie gehen jetzt nach Hause und wir melden uns in den kommenden Tagen wieder bei Ihnen, sobald Herr Bakura wieder aufgewacht ist und er Besuch empfangen kann.“ Marik blickte traurig zu Boden. Dieser ganze Umstand war nur seine Schuld. Wenn er nicht so heftig reagiert hätte, als Bakura nicht nach Hause wollte, dann wäre er sicherlich nie weggerannt und hätte sich keine Lungenentzündung eingefangen. Müde und vor Trauer zerfressen, drehte sich Marik um und ging langsam den langen Flur hinunter. Hoffentlich würde es Bakura bald wieder gut gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)