The short stories of Eternity Sword von Flordelis (Kurzgeschichtensammlung) ================================================================================ White Day --------- Am 13. März fand sich Satsukis Vermutung wieder einmal bestätigt. Zetsu hatte sich kurzfristig krank gemeldet, auch wenn er am Tag zuvor noch völlig fit mit seinen drei Freunden nach Hause gegangen war. Der Lehrer schöpfte keinen Verdacht, machte stattdessen ein besorgtes Gesicht und äußerte seine Bedenken, ob der Schüler nicht vielleicht irgendeine heimtückische Krankheit hatte, die ihn in unregelmäßigen Abständen wieder ans Bett fesselte. Nozomu, der sich das von Satsuki in der Mittagspause erzählen ließ, stellte sich dagegen vor, wie Zetsu bequem zu Hause auf dem Sofa lag und sich Animes reinzog. Zumindest stellte Nozomu sich so den perfekten Krankheitstag vor. Er konnte sich so etwas nicht leisten. Wenn er krank war, saß Nozomi den ganzen Tag an seiner Seite und ließ ihn nicht einmal aus dem Bett aufstehen. Warum Zetsu aber schon am Tag vor dem White Day krankmachte, das entzog sich Nozomus Verständnis. Andererseits war es sicher besser, bestimmt griff Zetsu auf seine Erfahrungswerte zurück, denn den ganzen Schultag hindurch, liefen Schülerinnen den Gang hoch und runter und klagten lautstark darüber, dass ihr „Liebling“ nicht da wäre und wie sie ihm nun zustecken sollten, welche Süßigkeit sie am nächsten Tag haben wollten. Nozomu kümmerte sich nicht wirklich darum. Er hatte ohnehin nur zwei Mädchen, denen er etwas schenken musste. Ob er es wollte wusste er nicht genau, aber er musste. Immerhin hatten Nozomi und Satsuki ihm etwas zum Valentinstag geschenkt. Er war nur froh, dass er nichts Großartiges kaufen musste, das ließ sein knappes Budget ohnehin nicht zu. Aber wie sollte er Schokolade oder Kekse hinbekommen? Vom Kochen und Backen verstand er immerhin nicht viel. Irgendwie musste er also improvisieren und wenn es die ganze Nacht dauern würde. „Also, Nozomu-kun, denk daran“, erinnerte Satsuki ihn noch einmal, bevor sie sich am Abend trennten, „ich will nur Süßes in denen nicht zu viel Zucker ist. Sonst werde ich dick und unansehlich.“ Nozomi schnaubte. „Wenn du dich beim Essen zurückhalten oder mehr Sport machen würdest, müsstest du dir darum keine Gedanken machen, Senpai.“ „Oh, ich mache schon genug Sport“, versicherte die Schülersprecherin ihnen. „Welchen?“, fragten Nozomi und Nozomu gleichzeitig. Sie lachte nervös. „Oh, nicht so wichtig.“ Die beiden Kindheitsfreunde warfen sich einen Blick zu. Beiden war klar, dass Satsuki etwas vor ihnen verheimlichte, aber sie ließen es erst einmal gut sein und verabschiedeten sich von ihr. Zusammen liefen Nozomu und Nozomi den Rest des Weges nach Hause. „Soll ich dir vielleicht helfen, Nozomu-chan?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich schaffe das schon irgendwie allein, keine Sorge.“ Sie lächelte. „In Ordnung. Aber ich hole dich morgen früh ab, damit du nicht verschläfst, ja?“ „Nein, das muss auch nicht sein. Wir sehen uns dann ja in der Schule.“ Sichtlich enttäuscht verabschiedete sie sich schließlich von ihm. Er betrat sein Haus und zog sich erst einmal um. So, jetzt zu den wichtigen Dingen. Eigentlich müsste ich noch ein Kochbuch haben – irgendwo. Seine Mutter hatte einst ein Kochbuch für Schokolade und Kekse gekauft, also musste es auch irgendwo noch sein. Die Frage war nur: Wo? Fragen konnte er sie nicht. Genau wie sein Vater war sie vor wenigen Jahren in einem Kriegsgebiet während ihrer Arbeit als Reporterin verschwunden. Obwohl sie offiziell als vermisst und nicht als tot galten, wusste er tief in seinem Inneren, dass sie nicht mehr am Leben waren und nie nach Hause zurückkehren würden. Inzwischen hatte er diese Tatsache akzeptiert und sich damit abgefunden. Satsuki und Zetsu hatten ihm gezeigt, dass man keine Eltern brauchte, um glücklich sein zu können. Und wenn die Sehnsucht nach Autoritätspersonen doch mal zu groß wurde, hatte er immer noch die Nagamines oder Tsubaki Sanae, seine Lehrerin, die ein Freund seines Vaters gewesen war. Aber im Moment könnte er jemanden brauchen, der ihm sagte, wo das Kochbuch abgeblieben war. Nachdem er das Buch gefunden hatte, hatte er die ganze Nacht gekocht und gebacken. Aber das Ergebnis war ungenießbar. Die Schokolade schmeckte mehlig und alt, die Kekse nach Papier, sofern sie nicht zerbröselten, bevor man sie in den Mund bekommen hatte. „Oh Mann... das kann ich niemandem schenken. Was mach ich jetzt?“ Vielleicht komm ich davon, wenn ich in der Schule einschlafe? Müde genug bin ich ja. Seufzend machte er sich auf den Schulweg, bevor Nozomi oder Satsuki auf die Idee kamen, ihn abzuholen und ihre Geschenke gleich einzufordern. Es war seit langer Zeit das erste Mal, dass er unter den ersten Schülern in der Schule war. Von seiner Klasse war sogar noch niemand da, zumindest nicht im Eingangsbereich. Frustriert öffnete Nozomu sein Fach – und zuckte erschrocken zusammen. „Huh? Was...?“ Jemand hatte ihm zwei Tüten mit Keksen und weißer Schokolade in sein Fach gelegt. Neugierig nahm er den Zettel, der dabeilag an sich. Da ich mir denke, dass du das mit den Keksen und der Schokolade nicht hinbekommst, habe ich mir erlaubt, dir die Arbeit abzunehmen. Du willst es dir doch nicht mit Nagamine oder Senpai verscherzen, oder? Sag einfach, dass du es gemacht hast. Zetsu Nozomu schmunzelte. „Auf dich kann ich mich eben immer verlassen. Selbst, dass du dich nicht auf mich verlässt, Zetsu.“ Zufrieden nahm er die Tüten an sich und ging in sein Klassenzimmer. Ich darf nicht vergessen, Zetsu zu danken, wenn ich ihn wieder sehe. Ich frage mich nur, wann er das alles hergebracht hat. Während er die Eingangshalle verließ und sich weiterhin fragte, wie Zetsu das wohl angestellt hatte, bemerkte er nicht, wie ein schwebendes Wesen mit lavendelfarbenem Haar ihm zufrieden hinterhersah. Auftrag erledigt, Meister Zetsu. Damit verschwand sie, ohne dass überhaupt irgendjemand Notiz von ihr genommen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)