Erin Erik 2 von Mad-Dental-Nurse (Buch Zwei: In den Klauen der Krähe) ================================================================================ Prolog: -------- Kugel auf Kugel wurde abgeschossen und durch siebten regelrecht den Körper der Frau. Diese stand nur da und zuckte bei jedem der eintreffenden Schüsse. Blut spritzte in hohen Fontänen auf, spritzte an die Wände auf den Boden. Das Fleisch wurde von den Knochen gerissen und ein Teil ihres Gesichts wurde zerfetz. Unter der roten Masse schimmerte bleicher Knochen hervor und das Mädchen, dass sich hinter einem Stapel Kisten versteckt hattem musste ein Würgen unterdrücken. Schockiert und angewidert sah sie zu, wie die Männer weiterhin auf die wehrlose Frau schossen. „Hört auf, die hat genug!“, rief der Anführer und hob die Hand. Auf sein Zeichen, hörten seine Männer auf zu schiessen und das Rattern ihrer Maschinenpistolen verstummte. Mit einem lauten Klatschen und Brechen sackte die durchlöscherte Frau zu Boden und eine riesige Blutlache breitete sich unter ihrem Körper aus. Ihre Augen waren weitaufgreissen und schauten leer zum Dach der stillgelegten Fabrikhalle. Nichts, was von ihr noch übrig geblieben war, erinnerte an einen Menschen. Sie war regelrecht zerfetz worden. Das Mädchen presste sich die Hand auf den Mund und schmeckte den bitteren Geschmack ihrer Galle auf der Zunge. Krampfhaft veruschte sie einen Brechanfall zuvermeiden. Doch bei diesem Anblick, war es alles andere als leicht gwesen. Tränen flossen ihre über die Wangen und in ihrem Kopf hämmerte immer wieder die Stimme. „Das ist alles deine Schuld!“ Plötzlich trat jemand vor sie und drückte ihre den kalten Lauf einer Magnum an die Stirn. Sie schaute hoch und sah in die kalten Augen ihres früheren Bosses. Dieser grinste nur hässlich. „Und jetzt bist du dran, du kleine Nutte!“ Seine Stimme troff nur vor Triumph. Nocheinmal blickte sie zu der Erschossenen und ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie wünschte sich, im letzten Moment ihres Lebens, die Zeit umzudrehen und ihre Begegnung mit ihr zuverhindern. Doch sie wusste genau, dass dies nicht möglich war und dass dies die Folge dadurch war. Sie schloss die Augen. Sah die Bilder der vergangenen Tage und Nächte. Sah ihre Freundin, die versucht hatte, ihr zu helfen und aus diesem Leben zu entkommen. Ihr Herz zog sich immer mehr scherzhafter zusammen und sie begann zu zittern. „Erin, bitte...vergib mir!“, wimmerte sie in Gedanken und öffnete die Augen wieder. Schaute hoch zu ihrem ehemaligen Boss. Dieser grinste noch immer und legte den Daumen auf den Hahn. „Bestell der Schlampe da, einen netten Gruss von mir!“, sagte er und drückte ab. Kapitel 1: Erstes Treffen! -------------------------- Zwei Wochen vorher. London/England Nebel wabberte über die Strasse und hüllte die naheliegenden Häuser in einen dichten Dunst ein. Nur wenige Strassenlaternen beleuchteten die nahe Umgebung und verliehen dem ganzen einen unheimlichen Schein. Erin blieb nahe an der Themse stehen und schaute sich immer wieder um. Nichts zusehen. Weder ein Mensch, noch was anderes. Frustiert atmete sie aus und vergrub ihre Hände in den Taschen ihres Mantels. Es war kalt. Ungewöhnlich kalt und ihr Mantel vermochte es nicht, die Kälte von ihrem Körper fernzuhalten. Schnell versuchte sie die Kälte nicht zu beachten und auf andere Gedanken zu kommen. Doch das half nichts. Im Gegenteil: Es machte sie noch frustierter. Nun war sie schon drei Wochen hier und noch immer keine Spur. Dabei hatte Daroga doch gesagt, dass es hier war. Oder vielmehr sie... Und auch Erin wusste es. Sie hatte es gespürt, oder eher in ihren Träumen gesehen. Eine Krähe, die ihre gewaltigen Schwingen über eine Stadt ausbreitete und Tod und Verderben über diese brachte. Und es überkam sie kalt, als sie sich dieses Bild immer wieder vor Augen vorführte. Dabei musste sie sich zurück erinnern, wie es anfing. Erst die Träume, dann die Feinde und sie fragte sich, was für ein Feind sie diesesmal erwarten würde. Immer weiter versank sie in der Vergangenheit und in ihre Erinnerung. Es waren nun zwei Jahre her, seit sie in den unterirdischen Räumen fast gestorben wäre und den Pakt, mit dem Dämon schloss. Noch deutlich sah sie, wie er über ihr schwebte und ihr das ewige Leben, im Tausch ihres Körpers anbot. Zuerst hatte sie sich gesträubt, doch als er, Erik, sagte, dass dieser andere Dämon auch Chris, ihren Chris nun auch umbringen wollte, willigte sie schließlich ein und so fing alles an. Zuerst ganz schwach, doch dann immer stärker. Ihre Kräfte, sowohl körperlich als auch ihre optische Wahrnehmung und der Geruchsinn verstärkten sich und sie kam sich bald wirklich, wie ein Tier vor. Wie ein Wolf! Und es wurde ihr etwas unheimlich. Wenn nicht sogar befremdlich. Auf ihren bisherigen Jagden waren ihre Sinne niemals so scharf gewesen wie jetzt. Sie bekam Gänsehaut und sie schüttelte sich, als sie daran denken musste. Nadir Daroga, der seit dem Vorfall in Paris nicht mehr von ihrer Seite gewichen war, hatte sie aufgeklärt. „Da Sie nun der Wolf sind, haben Sie natürlich auch deren Eigenschaften. Sie können Dinge wahrnehmen, die kein normaler Mensch spüren kann. Dinge riechen, für die die Menschen nicht geschaffen sind. Und stark, wie kein anderer. Sie sind die perfekte Tötungsmaschine!“ „Ich weiss nicht, ob mich das jetzt beruhigen soll!“, hatte sie gesagt. Nadir nickte. „Ich verstehe, was Sie damit meinen. Auch mir ist das nicht geheuer. Aber Sie haben nunmal Eriks Pakt angenommen, da gibt es kein Zurück mehr!“, meinte er und in seiner Stimme schwang ein leiser Hauch von Vorwurf. Erin seufzte. „Ja, ich weiss. Aber was hätte ich Ihrer Meinung nach machen sollen?“, fragte sie und ließ sich in den Sessel fallen. „Zulassen, dass dieser verrückt gewordene Dämon, Chris umbringt, oder gar Ramona?“ Nadir Daroga schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Aber Sie hätten auf mich hören sollen!“ Erin zischte wütend. „Dann wäre er erst recht gestorben!“ Nadir sah die junge Frau mit einer Mischung aus Bestürzung und väterlicher Sorge an. Sie schien immernoch nicht zu begreifen, was es hiess, nun einer der ihren zu sein. Zumindest dachte er das. Doch Erin wusste ganz genau, was das hiess. Von nun würde sie immer, wenn sie in den Spiegel sah, jemanden anderen sehen. Nicht sich selbst, sondern eine andere Erin, die im Bund mit der Finsterniss stand und sicher bald selbst zu Gejagten wurde. Für andere Jäger die Beute. Doch war sie nicht schon immer die Gejagte gewesen? Hatten nicht oft Dämonen versucht, sie zu kriegen und zuvernischten? Was machte es da schon, wenn nun auch andere Jäger sie jagen würden? Erin schloss die Augen und versuchte diese Gedanken beiseite zu schieben. Aber sie kamen immer wieder und machten ihr das Herz schwer. Sie seufzte schwer. „Wieso ich?“ Diese Frage hatte sie sich in den zwei Jahren oft genug gestellt und immer wieder hörte sie nur vier Worte. Es ist dein Schicksal! „Mein Schicksal...als wäre ich schon nicht genug gestraft!“, sagte sie sich im Geiste und ihr Gesicht verfinsterte sich. Sie musste sich an Chris erinnern und wieso sie ihn verlassen hatte. Um ihn zuschützen und dafür zu sorgen, dass er nicht nocheinmal als Mittel zum Zweck, für ihre Feinde wird. Doch das hiess auch, ihn nicht mehr wiederzusehen und es frass sie innerlich auf. „Wieso kann ich nicht so leben, wie jeder andere auch?“ „Ich weiss jetzt, was Sie denken!“, unterbrach Daroga sie und Erin öffnete die Augen. „Achja, wissen Sie das?“ Nadir nickte. „Ja, das kann ich. Ich sehe es Ihnen deutlich an. Aber ohne Sie würde sicher schon morgen die Welt untergehen, Erin!“ Erin lächelte müde. „Soll mich das jetzt aufmuntern, Daroga?“ Nadir zuckte nur die Schultern. „Nehmen Sie es, wie Sie es wollen, Erin. Aber so ist es nunmal!“, erklärte er und kurz herrschte Schweigen zwischen ihnen. Erin schaute zur Seite und sah in die andämmernde Nacht hinaus. Das was Daroga sagte, war ihr nicht neu. Ihr war schon immer klar gewesen, dass es ihre Bestimmung und ihr Fluch war, die Menschheit zu retten. Es hatte sie bis jetzt nicht gross gestört, da sie nichts und niemanden hatte, an dem sie hing. Abgesehen von Kardinal Gregor. Doch als sie auf Chris traf und sich zum ersten Mal verliebte, wurde ihr klar, dass sie dieses Leben nicht wollte. Stattdessen wollte sie so leben, wie jeder anderer auch. Mit Chris an ihrer Seite. Doch das ihr dies nicht vergönnt war, war ihr ebenso klar, wie die Tatsache, dass nur sie die Welt vor dem Untergang retten konnte. Und sie spürte, wie ihr Magen sich zusammen zog. „Das ist wohl mein Los!“, sagte sie und stand auf. Sie streckte sich. Ihre Muskeln fühlten sich müde und strapaziert an. Nadir sah sie nur an. „Ich werde mich jetzt etwas hinlegen!“, erklärte sie dann und drehte sich um, um das Büro ihres verstorbenen Ziehvaters zuverlassen. „Erin!“, erklang Nadirs Stimme hinter ihr und sie drehte sich um. „Denken Sie nicht, Sie seien die Einzige, die solch ein Leben nicht wollte!“, meinte er und Erin runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?“, fragte sie und in ihrem Bauch fing es an unruhig zurumoren. Schnell schob Erin dies auf die mangelnde Ernährung. „Es gibt noch jemanden, der das gleiche durchmachen wird, wie Sie. Allerdings ist dieser noch völlig ahnungslos und pendelnt. Er weißt nicht, für wesen Seite er sich entscheidet!“, hatte er nur gesagt und da kam ihr wieder Traum und die Krähe in den Sinn. Erin wandte sich von der Tür ab und sah mit einer Mischung aus Skepsis und neugier an. „Wie meinen Sie das?“ „Sagen wir es mal so. Das Vögelchen weiss noch nicht, ob es nach Süden nach Norden soll!“ Und nun war sie hier, auf der Suche. Doch bis jetzt war diese erfolgslos gewesen und Erin fragte sich, ob sie sich nicht doch gettäuscht hätte. Sie holte tief Luft und schaute sich nochmals um. Nichts! Kein Schatten, oder gar etwas anderes, was einem Dämon entlarven würde. Erin stiess die Luft aus, die als kleine Dampfwolke aufstieg und wollte schon weitergehen, als der Nebel sich lichtete und ihr einen Anblick bot, der sie stocken ließ. „Was zum...?“, keuchte sie und sah mit großen Augen auf die Tiere, die vor ihr auf dem Boden, auf den Dächern der Autos und auf den der Häuser hockten. Krähen! Dutzende, wenn nicht sogar mehr von diesen Vögel hatten sich um sie gescharrt und sahen sie mit roten, kalten Augen an. Erin musste nicht erst genauer hinsehen, um zu merken, dass das keine normalen Vögel und sich auch nicht lange fragen, was sie waren. Dämonenboten! Erin fluchte und öffnete langsam ihren Mantel. Schob vorsichtig die Hand hinein und als ihre Finger den Griff ihrer Waffe berührten, stoben die Vögel auseinander. In gleichen Moment riss Erin ihre Waffe aus dem Mantel und feuerte. Als die Kugel die Vögel trafen, zerplatzten sie und schwarze Federn segelten zu Boden, die zu Asche wurden, als sie diesen berührten. Einige Vögel konnten ihren Kugeln ausweichen und griffen mit ihren scharfen Krallen und spitzen Schnäbeln an. Bei einer der Angriffe, spürte Erin einen scharfen brennenden Schmerz und schrie auf. Der Geruch vom verbrannten Fleisch stieg ihr in die Nase und als sie auf ihre Hand sah, sah sie, dass die Krallen ihr tiefe, verbrannte Schnitte verpasst hatten. „Scheisse!“, fauchte sie und schaute hoch zu den Krähen, die ihre Kreise über sie zogen und gleich wieder angreifen würden. „Verdammte Biester!“ Plötzlich stürzten sich die Vögel auf sie und nahmen die Form eines Sperrs an. Erin fluchte und machte einen Salto nachhinten. Der schwarze Sperr bohrte sich in den Asphalt und stob auseinander. Wieder flogen die Vögel gen Himmel hinauf und Erin wollte anlegen, um diese Krähen endlich zu erledigen. Da traf sie ein harter Stoss im Rücken und sie flog nach vorne. Schmerzhaft schleifte sie mit dem Gesicht über den Boden und blieb für einige Minunten liegen. Dann drehte sie den Kopf und erwartete, dass die Vögel wieder angriffen, doch nichts passierte. Stattdessen flogen die Vögel nachunten, verformten sich wieder zu etwas und Erin stieg ein ätzender, beissender Geruch in die Nase. Und da hörte sie, wie sich jemand vor sie stellte. Sie wandte den Kopf und sah zu einer dunklen Gestalt hoch. Rote Augen ruhten auf sie und obowhl die gestalt völlig schwarz war und nicht zuerkennen, sah Erin schwarfe Zähne aufblitzen. Sie glichen den Zähnen eines Hais, nur waren sie feiner und länger. Eine Krähe, mit rotleuchtenden Augen flatterte heran und setzte sich auf die Schulter der Gestalt. Sie spreizte die Flügel und krächzte. Es klang viel zu schrill und auch viel zu unheimlich. Erin ahnte, wen sie da vor sich hatte. Die Krähe! Zwar hatte Nadir Daroga nicht viel von ihr erzählt, aber seine Andeutung mit dem Vögelchen und ihre Träume reichten aus, um eins und eins zusammen zuziehen. „Ich nehme an, du bist sauer, weil ich deine Schätzchen abgeschossen habe!“, sagte sie und ihre Worte troffen war nur vor Sarkasmus. Die Gestalt, die Krähe fauchte noch mehr, hob dann die Hand und plötzlich wurde Erin zurückgeschleudert. Erin rutschte einige Meter zurück und blieb liegen. Unter ihr hörte sie das Rauschen des Flusses und schaute nach unten. Ihr Kopf hing frei über dem Wasser. „Puh, das war knapp!“, sagte sie und wollte aufstehen. Je länger sie mit dem Kopf nahe über dem Wasser war, desto kürzer würde diese Begegnung werden. Natürlich für sie. Sie wollte sich aufrappeln, da drückte sich ein Fuss auf ihre Brust und hielt sie am Boden. Erin sah hoch. Die Krähe schaute voller Hass auf sie nieder und zischte dann. „Damit das klar ist. London ist mein Territorium. Verschwinde von hier, Wolf!“, knurrte sie und die Krähe auf der Schulter krächzte nochmals. Wurde dann zu einem großen alles umfassenden Schatten, umschloss ihre Besitzerin und der Schatten zerbarste in einem Schwarm Vögel, der laut krächzend davon flog. Erin sah ihm nach und als dieser mit der Dunkelheit der Nacht verschmolzen war, stand sie auf und richtete sich ihre Klamotten. „Natoll, das lief ja super!“, murrte sie und schaute nochmal in den Himmel. „Daroga hätte mir ruhig sagen können, dass diese Krähe ein Revier hat!“ „Das ist ungewöhnlich!“, hörte sie Daroga am anderen Ende sagen und Erin gab ein wütendes „Pff!“, von sich. „Ungewöhnlich. Das sagen gerade Sie, mein Lieber. Wieso haben Sie mir nicht gesagt, dass diese Krähe hier ein Territorium hat?“, fragte sie und lud neben bei ihre Ranchester. Das Telefon hatte sie zwischen Schulter und Kopf geklemmt. Gerade rastete das Magazin ein, als Daroga antwortete. „Das meine ich nicht. Ungewöhnlich ist es, dass sie wusste, wer Sie sind!“ „Wieso, ich dachte die Unterwelt kennt mich und somit auch den Wolf, das lauerende Unheil?“, sagte sie zickig und legte ihre Schusswaffe beiseite. Ihr reichte es langsam, dass dieser alte Ziegenbock ständig in Rätseln sprach. Nur Ärger hatte sie damit und dieser wurde immer größer, je öfter sie sich darüber Gedanken machte. „Das stimmt, aber die Krähe ist wie gesagt neutral. Das heisst, dass sie auch nichts von Ihnen weiss. Aber dass sie es wusste, wer Sie sind kann eigentlich nur eines bedeuten!“, sagte Daroga und Erin, die gerade ihr Bett für die Nacht bereit machte, hielt inne. „Dass diese weisse Schlange wieder da ist und ihr von mir erzhält hat!“ Nur um mich endlich auszuschalten. Schlagartig sie sah wieder die Bilder der vergangenen Tage vor zwei Jahren vor sich und hörte auch die Stimme, die ihr den Tod angekündigt hatte. „Diesesmal entkommst du nicht!“ Ihr wurde kalt und sie zitterte etwas. Schweiss tart irh auf die Stirn und sie fühlte, wie sich die Angst in ihr ausbreitete, wie ein schleichendes Gift. Doch es sie völlif erfüllte, ermahnte sie sich, sich zusammen zu reissen. Dass es jemand auf sie abgesehen hatte, war ihr ja nicht neu. Dennoch ließ das Geschehene, was sie in den Katakomben erlebt hatte, erschauern. Denn so hatte alles angefangen. Und sie breute es immernoch. Aber Chris Schicksal war ihr wichtiger, als das ihre. Mochte es auch alles schlimmer gemacht haben. Ein Teil von ihr sagte, dass es das wert war. Und dieser Teil war stärker, als der, der sie ständig mit Gewissenbissen und schlechten Träumen plagte. Außerdem war ihr schon immer klargewesen, dass das nicht soschnell zu Ende sein würde. Dass es nur eine Frage der zeit war, dass dieses Biest wieder auftauchen würde. Nur dass es so schnell gehen würde, hätte sie sich niemals träumen lassen. Daroga riss sie aus ihren Gedanken. „Das steht noch nicht fest. Es kann sein, dass die Krähe erst kürzlich von Ihnen weiss. Was und wieder ein Problem darstellt!“, sagte er und Erins Brauen zogen sich finster zusammen. „Was für ein Problem?“ „Ganz einfach. Die Krähe kann nur von Ihnen wissen, wenn sie gerade erwacht ist. Und wenn sie eben erst erwacht ist, wird es schwer, sie unter Kontrolle zu bringen. Sie vor dem Einfluss der weissen Schlange zubewahren ganz zuschweigen!“ „Na, das sind ja tolle Nachrichten!“, murrte Erin und setzte sich aufs Bett. „Sie müssen sie finden, Erin. Wenn nicht werden Sie bald einen Feind mehr haben!“, sagte Daroga ernst und Erin seufzte schwer. „Und wie soll ich das machen. Soll ich auf allen Vieren durch die Gegend trotten, die Nase in die Luft strecken?“, fragte sie mit schwarzen Humor und hörte Nadir leise Lachen. „Genau das. Sie sind, wie Sie selbst sagten, der Wolf. Also...nehmen Sie die Witterung auf!“ Mit diesen Worten legte er auf und Erin sah das Handy an, als würde es gleich in Rauch aufgehen. „Ihre Witze sind auch nicht besser, als Ihre Ratschläge, Daroga!“, maulte sie und ließ sich nachhinten fallen. „Von Ihrer Vorstellung, mich unterzubringen, will ich gar nicht erst reden!“ In der Tat war die Wahl, die Nadir Daroga für ihre Unterkuinft getroffen hatte, alles andere als schön. Schon als sie das kleine Haus sah, wurde ihr ganz flau im Bauch. Die zugenagelten Fenster und die bröckelige Fassade schreckten schon ab, aber das Innere übertraf das völlig. Das Treppenhaus war mehr als in einem schlechten Zustand. Überall liefen Kackerlacken umher und weiss Gott noch alles. Selbst das Bad war einfach nur widerlich und Erin verfluchte diesen alten Mistkerl. „Es ist zugefährlich, Sie in ein Hotel zu bringen. Denken Sie daran, was das letztemal passiert ist. Je weniger Sie in der Öffentlichkeit sind, desto sicherer ist das für sie!“ Das war das einzigste Argument, was Daroga hatte und Erin musste sich damit, mit rollenden Augen geschlagen geben. Er hatte recht. Das letztemal als sie in einem Hotel war, hatte man ein Attentat auf sie verübt. Aber das war doch wirklich kein Grund, sie in so einer Bruchbude unterzubringen. Erin seufzte. Wie gerne wäre sie jetzt bei Chris. Sie fragte sich, was er gerade machte. Ob er sie vermisste? Gensuao so sehr, wie sie ihn? Bestimmt. Immerhin liebte er sie und das er die ihre Akte, als auch die der schwarzen Bestie gelöscht hatte, war ein eindeutiger Liebesbeweis. Erin musste dabei lächeln. Es war schön zuwissen, wie wichtig sie ihm war und das er sogar seinen Job in Gefahr brachte, nur um sie zuschützen. Wenn sie das nächste Mal ihn wiedersah, würde sie ihn danken und das nicht zu knapp. Erin lächelte noch immer, als sie daran dachte und schloss die Augen. Der Gedanke an Chris tröstete sie etwas und half ihr, die ganze Situation hier nun zuüberstehen. Gerne hätte sie noch etwas länger von ihm geträumt und sich damit getröstet ihn, sobald das alles hier vorbei war, wiederzusehen. Doch da stieg ihr ein seltsamer Geruch in die Nase. Erst dachte sie, es sei das Haus, das so roch. Aber als sie den Geruch tiefer einatmete und ihn deutlich erkennen konnte, sprang sie auf. Schwefel! Eindeutig. Das war Schwefel und sie konnte sich schon denken, woher und vor allem von dem dieser Geruch kam. Sie stürzte zum Fenster und sah geradenoch, wie eine zierliche Gestalt an dem Haus vorbeiging. Branca lief die Strasse entlang und hielt sich den Kopf. Hinter ihrer Stirn und in ihren Schläfen pochte es und sie fühlte wie ihr Magen ständig rebellierte. Als diese einsetzten, war ihr schon schlecht gewesen und sie wurde ohnmächtig. Doch nun wo sie wieder zu sich kam, waren diese noch schlimmer geworden und sie glaubte, ihr Schädel würde platzen. „Oh man...woher habe ich bloss diese Schmerzen?“, jammerte sie und blieb kurz stehen. Das Pochen und Dröhnen hörte einfach nicht auf und sie wollte schon kehrtmachen, um wieder nachhause zugehen. Doch da klingelte das Handy und sie holte es raus. „Ja?“ „Hey, Schatz. Wo bleibst du denn. Johnny dreht schon durch. Er will, dass du unbedingt in die Bar kommst!“, hörte sie ihre Kollegin sagen und verzog das Gesicht. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Arbeiten und das noch in dieser Bar. Gerne hätte sie gesagt, dass sie nicht kann. Aber ihr Chef liese sich sicher nicht soleicht abspeissen. Besonders nicht, weil es ihr schelcht geht. Wenn es ums Geld ging, war ihr Chef gnadenlos. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als zu kommen. Sie seufzte schwer. „Okay...sag ihm. Ich bin in zehn Minuten da!“, sagte sie, klappte das Handy zu und ging weiter. Ihr Weg führte sie auch an einem alten, herunter gekommenden Haus vorbei und sie blieb stehen. Sie schaute hoch zu diesem und die Kopfschmerzen wurden noch schlimmer, als sie es jetzt schon waren. Kurz wurde es ihr schwarz vor Augen und als sie wieder hochschaute, meinte sie einen Schatten durch die vernagelten Fenster zu sehen. Doch dann sie schüttelte den Kopf. Sicher hatte sie sich gettäuscht. Wer würde schon in so einer bruchbude wohnen? „Du bildest dir sonst was ein, Branca!“, sagte sie zu sich selbst und ging weiter. Ohne zu wissen, dass sie verfolgt wurde. Wild Fantasies /Soho/ London Die dröhnende Musik und die stickige Luft machten ihr befinden nicht besser und Branca musste ein Würgen unterdrücken, als sie in die Bar trat. Diese war wahrlich reich besucht, doch das freute sie nicht. All diese Männer, die anden Tischen saßen, waren zwar Geschäftsmänner, doch was sie hier machten, war alles andere als geschäftlich, geschweige den legal. Mit einer Mischung aus Ekel und Sorge schaute sie sich die Leute an, die den jungen Mädchen Pfiffe und abzöne Rufe entgegenbrachten, sobald sie an ihnen vorbeigingen, oder auf der Bühne tanzten. Schon zwei Jahre arbeitete sie hier und verdiente ihr Geld, in dem sie Männern ihre Reize zeigte und noch mehr gab, als nur einen heissen Tanz. Ob freiwillig oder nicht, war egal. „Solange ihr euere Titten und Ärsche zeigt, und die Säcke da draußen gut zahlen, gibt es Geld und ihr braucht euch keine Gedanken zumachen!“, hatte ihr Chef Johnny Dickson, von allen jedoch nur J. D genannt, gesagt und dabei dreckig gegrinst. Was passiert, wenn man nicht spurt, wollte sie erst gar nicht wissen. Davor hatte sie zugroße Angst. Es reichte schon, wenn die Mädels und auch sie, ständig von J. Ds Männern drangseliert und zur Arbeit gedrängt wurden. Dazu hatten sie besten Mittel. Branca holte tief Luft und ging dann zu dem hinteren Teil des Clubs. Dort befanden sich die Umkleideräume. Und mit jedem Schritt den sie machte, wurde ihr Magen immer schwerer und der Schwindel, der sie nun gepackt hatte, stärker. Wenn es nach ihr gegangen wäre, und das war es, wäre sie aus diesem Schuppen abgehauen und weggelaufen. Dieser Laden gefiel ihr nicht. Schon als sie das erste Mal einen Fuss über die Tür gesetzt hatte. Nicht nur wegen dem, was darin vorging, sondern auch wegen der Atmosphäre. Sie fühlte sich nicht wohl, je länger sie dort drin blieb und spürte immer, wie es ihr kalt den Rücken runter lief. „Hier ist mal was echt Abgefahrenes passiert. Vor einigen Jahren hat hier ein Typ ein paar andere Kerle niedergmacht. Dabei war er ein, oder zwei Köpfer kleiner, als diese Schlägertypen. Dennoch musste er eine wahnsinns Kraft gehabt haben. Er hat den einen einfach gegen die Wand geschleudert und den anderen mit dem Kopf nachunten gegen den Boden fallen lassen. Die waren sofort tot und der Kerl einfach weg!“, hatte ihre Kollegin damals gesagt und Brancas Magen hatte sich zusammen geknotet. „Wer war denn so stark, um sowas fertig zu bringen?“, hatte sie damals gefragt und ihre Kollegin hatte nur die Schultern gezuckt. Seitdem hatte sie immer das Gefühl, dass etwas von diesem Mord auf sie übergegangen war und da fingen auch diese Kopfschmerzen an. Aber auch die Alpträume. Aber daran wollte sie nicht denken. Als sie zu den Umkleideräumen kam, hörte sie schon ihren Chef durch die Tür toben. Sie blieb stehen und schluckte. Zögernd streckte sie die Hand aus und wollte die Klinke rutner drücken. Hielt aber inne und bekam Angst. Sicher wartete ihr Chef schon auf sie, und würde sie sicher anschreien und oder sogar schlagen. Nur weil sie zuspät zur Arbeit kam. Ihre Knie wurden weich und sie wollte nun wirklich gehen. Aber da wurde ihr die Klinke aus der Hand gerissen und eine Faust raste ihr entgegen. Traf sie hart im Gesicht und warf sie zu Boden. Sterne tanzten vor ihren Augen und sie glaubte kurz, nicht zu wissen, wo sie sei. „Du verdammte Schlampe, wo warst du?!“, hörte sie die Stimme ihres Chefs durch einen Schleier und blinzelte. Über ihr stand ein stämmiger Mann, mit rotangelaufendem Gesicht und hatte die Hände zur Faust geballt. J.D! Branca versuchte wieder auf die Beine zu kommen, aber der Schlag hatte sie zu sehr getroffen und die Kopfschmerzen zu einem wahren Feuer entfacht. „Ich...ich...!“, brachte sie nur stammelnd hervor. J.D brüllte wieder, packte sie am Kragen und hievte sie hoch. „Ich...ich...ich...Hör auf hier rumzustottern und mach dich an die Arbeit!“, brüllte er sie an und ließ sie, wie einen nassen Sack zu Boden fallen. Erin blieb vor dem Gebäude stehen und glaubte erstmal an einen schlechten Scherz. Doch die Spur, der Geruch von Schwefel hatte sie genau hierhin geführt und sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte. „Ein Stripclub...wieso gerade ein Stripclub?“, fragte sie sich und hatte nun ein ungutes Gefühl. Etwas stimmte mit diesem Laden nicht. Das spürte sie. „Okay, dann wollen wir mal!“, sagte sie und ging, über die Strasse zu dem Strilokal. Ein muskelöser Mann stand mit vor der Brust verschränkten Armen da und und mass jeden, der einwollte, mit einem kritischen Blick. Ein Mann nach dem anderen verschwand im Eingang, der von einem roten Vorhang verhängt war und Erin schluckte. Sie war die einzige Frau, unter all den Besuchern. Das wurde ihr allzuspät klar. Hinter ihr drängten sich schon die nächsten und diejenigen, die an ihr vorbei liefen, warfen ihr verstohlene und verlangende Blicke nach. Erin zog den Kopf zwischen die Schultern und zog den Hut noch etwas tiefer ins Gesicht. Auf keinen Fall wollte sie, dass sie jemand erkannte. Daroga hatte Recht. Trotz dass ihre Akte, die Akte der schwarzen Bestie nicht mehr existierte, gab es immernoch ihre eigene Akte und darin stand, dass sie zwei Menschen auf dem Gewissen hatte. Sicher gab es auch einige Fotos, wo man sie erkennen konnte und sie war nun wirklich nicht schwarf darauf, erkannt zuwerden. Sie schaute flüchtig zu den Männern hinter ihr und sah, dass diese auch sie ansahen. Und all ihren Blicken spiegelte sich Verlangen. Erin fragte sich, was bloss an ihr so aufregend sei. Sie schaute unbemerkt an sich hinab, fand aber nichts, was ihr erklären konnte, wieso diese Lüstlinge sie förmlich mit ihren Blicken ausziehten. Sie rümpfte die Nase und wandte sich wieder ab. „Männer!“ dachte sie und ging nachvorne, als der Weg frei war, zum Türsteher. Doch kaum hatte sie ihn erreicht und wollte an ihm vorbei, hielt der Mann ihr den Arm vor die Brust und grunzte nur zwei Worte. „Keine Frauen!“ „War ja klar!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie wandte sich ab. Ein Striplokal für Männer und nicht für Frauen. Wieso überraschte sie das nicht. Es war eigentlich vornerein klar, dass sie da nicht reinkonnte. Dennoch... Ein Versuch war es wert und dass diese Schwefelspur sie hierhin geführt hatte, bekräftigte ihre Vermutung. Die Krähe, war dortdrin! Erin ging noch einige Meter, dann blieb sie stehen, drehte sich um und schaute zu dem Lokal, über dem sich graue Wolken türmten. Sie spürte förmlich die Präzens der Krähe und sie musste schnell was unternehmen. Denn sonst sehe ihre Zukunft noch schwärzer aus, als sie es jetzt schon tat. Brancas Schädel war schwer und sie hatte kaum noch Kraft in ihren Gleidern. Das grelle Licht der Musikorgel blendete ihre Augen und schien sie förmlich zu durchbohren. Die Pfiffe und Rufe der Kunden schmerzten ihr in den Ohren. Und die Übelkeit wurde immer schlimmer. Alles drehte sich und sie konnte sich nur mit Mühe an der Stange halten. Ihre Hände zitterten und ihr stand der Schweiss auf der Stirn. Ihr wurde heiss und sie merkte, wie immer mehr ihre Kraft schwand. Sie drehte sich um die Stange. Dann brach sie zusammen. Kapitel 2: Undercover als Stripperin! ------------------------------------- Branca öffnete nur widerwillig die Augen und verzog schmerzhaft das Gesicht. Noch immer schmerzte ihr Kopf und sie glaubte ihr Gesicht wäre aufs doppelte angeschwollen. In ihrem Mund schmeckte sie Blut und sie fuhr mit der Zunge über ihre Zahnreihen. Einer ihrer oberen Backenzähne wackelte. Stöhnend vor Schmerzen stand sie auf und trottete ins Bad. Es war klein und hatte eine Dusche, ein Waschbecken, eine Toilette, die hin und wieder nicht richtig funktionierte und eine Glühbirne, die schwaches Licht spendete. Die Kacheln waren teilweise gebrochen, und es fehlten einige. Der Boden war ebenso mit Kacheln belegt und gesprungen. An manchen Stellen ragten kleine scharfe Kanten auf und schnitten ihr in die nackte Haut. Geld für eine bessere Wohnung hatten sie nicht. Das meiste steckte sich Johnny Dickson in die Taschen und gönnte selten seinen Mädchen etwas. Branca trat vor den Spiegel und schaute sich an. Ihr Gesicht war, wie sie es sich gedacht hatte, geschwollen und grünundblau geschlagen. Branca konnte sich gut vorstellen, dass er ziemlich ausgerastet war, als sie ohnmächtig wurde und sie deswegen so geschlagen hatte. Wenn etwas J.D nicht leiden konnte, dann waren es Mädchen, die meinten etwas vorzumachen, um nicht zu arbeiten. Und das sie zu spät kam, hatte ihn schon am Anfang gefuchst. Da war es nur denkbar, dass er sie nun so schlimm zu gerichtet hatte. Branca drehte den Kopf von links nach rechts und zuckte zusammen, als sich ihr wackeliger Zahn meldete. Branca öffnete den Mund und griff hinein. Suchte mit den Fingern nach dem Zahn und als sie ihn hatte, zog sie ihn mit einem Ruck raus. Es schmerzte etwas und Blut sammelte sich in ihrem Mund, aber Branca ignorierte dies und spukte das Blut aus. Dann schaute sie sich wieder im Spiegel an und rieb sich die am meisten geschwollene Wange. Wie oft hatte sie sich gewünscht auszusteigen und ein neues Leben zu beginnen. Doch wie sollte sie aus diesem Teufelskreis rauskommen. Lebendig! Johnny Dickson gehörte zu den Leuten, die ihre Angestellten niemals mehr aus dem Geschäft gehen ließen. Besonders nicht, wenn diese Angestellten für ihn das meiste Geld einbrachten und zu diesen Angestellten gehörte Branca und auch ihre Freundin Clear, mit der sie diese Wohnung teilte. Mehr als einmal hatten sich die beiden jungen Frauen überlegt, wie sie aus diesem Alptraum entfliehen konnten und jedesmal, schreckten sie davor zurück. Einmal hatte es eines der Mädchen versucht und was dann mit diesem passiert war, konnte man am nächsten Tag in der Zeitung lesen. „Junge Stripperin, 16 vergewaltigt und erschossen aufgefunden, in der Nähe der Themse. Keine Identität und auch keine weiteren Informationen über die Herkunft des Mädchens bekannt. Polizei bittet um Ihre Mithilfe!“ Bis heute hatte sich niemand gemeldet. Wieso auch? Wen kümmerte es schon, wenn eine Stripperin und Nutte ermordet wurde. Zumal kommt hinzu, dass sie aus einem Waisenhaus kam und genau wie Branca keine Familie hatte. Also würde keiner sie vermissen, oder gar mit der Polizei Kontakt aufnehmen. Brance drehte Wasser auf und fing es in ihren Händen auf. Dann klatschte sie es sich ins Gesicht und trocknete sich ab. Zähne putzen würde sie heute erstmal sein lassen. Sie lief zurück in das kleine Wohnzimmer und legte sich wieder auf die Couch. Zog sich die Decke bis ans Kinn. Da kam gerade Clear rein, die eine dampfende Tasse Kaffee in der Hand hielt und sich zu ihr setzte. „Morgen, Maus. Na, gut geschlafen?“, fragte sie und strich ihr über die Stirn. Branca hob nur die Schultern. „Es ging mir schon mal besser. Johnny war wohl ziemlich sauer, nach den blauen Flecken in meinem Gesicht zuurteilen!“, sagte sie. Clear nickte. „Das kann mal wohl sagen. Er ist auf den Catwalk gesprungen und hat dir erstmal ein paar satte Ohrfeigen gegeben. Er dachte wohl, du würdest nur simulieren und ein paar Schläge würden dir zeigen, wer hier der Boss ist. Dabei warst du richtig weggetreten. Bob, der Arzt des Clubs, war selbst geschockt. Er meinte, er würde bei dir keinen Puls spüren und hat dich sofort von der Bühne geholt. Der Boss war ziemlich sauer. „Nur Ärger mit dieser Bitch!“, hat er gesagt!“, berichtete sie und Branca rümpfte etwas die Nase. „Typisch Johnny!“, sagte sie und schloss kurz die Augen. Sie hatte nicht erwartet, dass er Verständniss für ihren kleinen Schwächefall oder auch kurzen Scheintod hatte, aber dass er ihr gleich das Gesicht demolieren musste… Dabei würde er am wenigsten davon haben. Immerhin ist sie sein bestes Pferd. Was aber nicht heisst, dass er vor ihr Halt machen würde. Clear sah sie einige Minuten an und nahm dann einen Schluck. „Was war den eigentlich los?“, fragte sie. „Schon als du gestern in den Laden kamst, warst du so blass und als du auf dem Catwalk warst und zusammengebrochen bist, dachten alle, du wärst tot!“ „Das wäre ich auch. Zugern. Denn so ein Leben ist schlimmer, als der Tod!“, dachte sie sich. Laut sagte sie:„ Ich weiss auch nicht. Ich fühlte mich einfach nicht wohl. Hab anscheinend zuviel getrunken!“ Clear legte den Kopf schief und sah ihre Freundin etwas skeptisch an. In den ganzen Jahren, in denen sie sich kannten und angefreundet hatten, wusste Clear immer, was Branca wirklich beschäftigte und ihre schwachen Lügen durchschaut. Diesesmal war es nicht anders. Etwas verbarg sie vor ihr. Dass wusste sie! „Brance, hör mich zu beschwindeln. Ich kenne dich lange genug. Also was ist los?“, fragte sie fest und Branca sah sie für einige Minuten nur ratlos an. Versuchte in ihrem Kopf nach einer weiteren Notlüge zusuchen. Fand jedoch keine. Und sie musste sich zudem noch eingestehen, dass es keinen Sinn hatte, Clear weiterhin anzulügen. Wie sie schon selbst gesagt hatte, sie kannte sie lange genug. Branca seufzte und setzte sich auf. Sie schlug die Decke etwas zurück und wischte sich über das Gesicht. „Okay, ganz wie du willst. Also…ich hatte noch etwas Zeit und wollte mich noch etwas aufs Ohr hauen. Dabei hatte ich wirklich einen abgefahrenen Traum. Ich habe geträumt, dass ich…mich in etwas Monströses verwandle und eine Frau angegriffen habe. Das Verrückte dabei war, dass diese Frau auch nicht ganz…naja normal war. Etwas an ihr war…unheimlich. Ihre Augen glichem denen eines Wolfes und…und…!“, sagte sie und klang dabei immer mehr nachdenklicher und auch beunruhigt. „Und?“, fragte Clear, die ihr aufmerksam zuhörte. Branca schauderte, als sie sich genauer daran erinnerte und was sie nun sagen würde. „Clear…ich..ich glaube, ich…ich habe diese Frau getötet!“ Clear schaute sie nun mit großen Augen an und Branca sah ihr deutlich an, dass sie ihr das unmöglich glauben konnte. „Was macht dich da so sicher?“, fragte sie dann, nachdem sie die Worte ihrer Freundin einigermassen verdaut hatte. Branca sagte erstmal nichts und zuckte nur hilflos die Schultern. Jetzt wo sie genauer darüber nachdachte, konnte sie es sich selbst nicht erklären, wie sie zu diesem Gedanken kam. Aber das letzte was sie sah, war diese Frau, die sie auf den Boden presste. Dann wurde alles um sie schwarz herum. Und obwohl dieser Traum verschwommen und schon fast vergessen war, konnte sie sich noch an das Gesicht dieser Frau erinnern. Es war ebenmässig schön. Hatte hohe Wangenknochen und strahlendblaue Augen. Nur waren diese Augen von etwas überschattet gewesen, welches ihr immernoch einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie schauderte und schaute sehnsüchtig auf die Tasse Kaffee. Was würde sie dafür geben, jetzt auch eine Koffeinbombe zu sich zunehmen. Aber wie sich das auf die frische Wunde in ihrem Mund auswirken würde, wusste sie nicht und wollte es auch nicht riskieren. „Kannst du mir bitte etwas Alkohol geben, damit ich diese Schmerzen nicht mehr habe…oder noch besser…einen Joint?“, fragte sie mit schwarzem Humor und Clear lachte. „Nein, sorry. Aber ich kann dir eine Schmerztablette geben. Das müsste auch gehen!“, sagte ihre Freundin und stand auf. Sie lief in die Küche und kam nach einigen Minuten zurück. Mit einem Glas Wasser in der einen und eine Tablette in der anderen. Beides reichte sie ihr und Branca war dankbar über diese kleine, nette Geste. Clear war wirklich die einzige und beste Freundin, die sie jemals hatte. Immer stand sie ihr zur Seite und half ihr, wenn sie Kummer hatte und nicht weiterwusste. Gleich als sie sie das erstemal gesehen hatte, wusste sie, dass sie etwas gemeinsam hatten und als erst Branca und dann Clear ihre Lebensgeschichte erzählte, war sie sich sicher. Genauso wie sie, lief Clear von Zuhause weg, weil sie es dort einfach nicht ausgehalten hatte. Ihre Mutter hatte wieder geheiratet, nachdem ihr leiblicher Vater gestorben war und einige Jahre vergangen waren. Aber das wiedergefundene Famlilienglück zerbrach schnell, als ihr Stiefvater sein wahres Gesicht zeigte. Immer wenn er und sie für einige Minuten allein waren, machte er sich an sie heran und versuchte stets sie ins Bett zu bekommen. Bis jetzt hatte sie sich immer wunderbar dagegen gewehrt. Doch kaum war ihre Mutter für einige Stunden fort, bei Freunden zu Besuch, nutzte er seine Chance und fiel über sie her. Als dann ihre Mutter zurückkam, spielte er wieder seine alte, oberflächliche Rolle des fürsorglichen Vaters und Clear musste schweigen. Nun hatte er sie fest in der Hand und nutzte es eiskalt aus. Kaum war ihre Mutter aus dem Haus, setzte er sein Spiel fort und für die junge Clear wurde es immer schlimmer. Eines Tages hielt sie es nicht mehr aus und lief von Zuhause weg. Ihrer Mutter konnte sie nichts sagen. Zum einen, weil sie ihr sicher nich glaubte und zum anderen, weil sie sich vor ihrem Stiefvater fürchtete. Zwar mochte er seine Frau lieben, aber wenn er seine Stieftochter schon vergewaltigte, was würde er dann mit ihrer Mutter machen, sollte sie sich von ihm trennen. Davor graute es ihr und sie nahm gleich die einfachste Option. Abhauen! Doch wohin. Sie hatte in London weder Verwandte, noch sonst jemanden, dem sie sich anvertrauen und bei ihm wohnen konnte. Von Geld zum Leben und Arbeit ganz zu schweigen.Und so kam sie zu Johnny Dickson. Er versprach, wie jedem Mädchen, das ihm über den Weg lief, gutes Geld und leichte Arbeit. Doch das das alles gelogen war, stellte sie erst fest, als es zuspät war. So war es auch Branca ergangen. Nur waren ihren Beweggründe, was das Verlassen der Familie anging, etwas umgewandelt. Ihr hatte sie erzählt, dass ihre Familie sie in ein Waisenhaus gesteckt hatte, weil sie sie nicht wollten und sie dann in eine Pflegefamilie kam, die sie wie eine Dienstmagd behandelte. Ihr kaum etwas zuessen gab, sodass sie fast gestorben wäre. Darum war sie fortgelaufen. Den wahren Grund, wollte sie aber für sich selbst behalten. Die Erinnerung daran reichte schon aus, um ihr Tränen in die Augen zutreiben. Und mit der Erinnerung kamen auch die Schmerzen auf ihrem Rücken. Sie konnte von Glück sagen, dass Johnny Dickson sie genommen hatte. Trotz der Wunden auf ihrem bleichen Rücken. „Mit ein bisschen Make-up lässt sich das ganz gut kaschieren!“, hatte Clear zu ihm gesagt, der sie schon fast wieder vor die Tür setzen wollte. Da war er wohl ihrer Meinung. Denn trotz dass sie Narben auf ihrem Rücken hatte, hatte sie einen schönen Körper und nachdem Clear weiterhin auf ihn eingeredet hatte, stellte er sie ein. Seitdem waren sie gute Freunde und trotz, dass der Job beiden zuwider war, hielten sie dennoch zusammen und versuchten, dass Beste darin zusehen. Auch wenn es dabei nchts gutes darin zusehen gab. Branca schluckte die Tablette und spülte mit dem Glas Wasser nach. Clear sah sie immernoch etwas nachdenklich an und schien abzuwägen, ob Branca wirklich zu einem Mord fähig sei. Und schüttelte dann den Kopf. Nein, Branca mochte zwar wie sie ein Strassenkind sein und hier arbeiten, aber niemals würde sie morden. Dafür war sie nicht geschaffen. „Jetzt beruhig dich erstmal. Es war doch nur ein Traum…und was sagt man, über Träume. Träume sind Schäume!“, sagte sie und nahm ihr das Glas aus der Hand. Branca hätte ihr gerne das geglaubt, aber sie musste nur tief in sich hineinlauschen, um zuwissen, dass das kein Traum war. Es war alles andere als nur ein Traum. Sondern etwas wirkliches…Vergangenes und es machte ihr grosse Angst. Noch immer sah sie diese Frau vor sich, die sie mit einer Mischung aus Furcht, aber auch Verachtung ansah und etwas Animalisches in ihrem Blick hatte. Nur konnte sie sich nicht erklären, was sie getan hatte, dass diese Frau sie so ansah. Erin schlenderte, mit ihrem treuen Wolf Rafael über den Bürgersteig. Ihre Haare trug sie wie immer offen und ihren Mantel gegen eine Lederjacke getauscht. Dazu trug sie einen grauen Minirock, eine schwarze Strumpfhose und dazupassend schwarze Stiefel. Auch wenn es nicht sonderlich kalt war, hatte sich Erin dennoch einen roten Schal um den Hals geschlungen und trug eine schwarze Sonnenbrille. Ein Haus nach dem anderen, schaute sie sich an und wunderte sich, dass es hier in London, einer Stadt voller Geschichte, solch runtergekommene Häuser gab und verzog missbilligend das Gesicht. „Von Restaurierungen haben die wohl hier nichts gehört, oder halten zumindest nicht viel davon!“, dachte sich Erin und blieb dann vor dem Striplokal stehen. Am Tage machte es nicht so einen verrufenen Eindruck, als in der Nacht. Es sah aus, wie jedes andere Gebäude auch. Zumal es mit einer schweren Metalltür geschlossen war und die Fenster ebenso verbakerrediert waren. Sie runzelte etwas die Stirn und ging dann auf die andere Strassenseite, zum Gebäude rüber. Schaute sich um und verschwand dann in einer Seitengasse, neben dem Lokal. Neben Mülltonnen und liegengelassenem, stinkendem Unrat, war hier nichts und Erin ging tiefer hinein. Sie verzog angewidert das Gesicht, als ihr der süßliche Geruch von Abfall und noch anderem in die Nase kroch, über das sie nicht genauer nachdenken wollte. Sorgsam suchte sie mit Augen und Händen die Wand des Lokals nach einer Tür ab, die sie benutzen konnte. Doch nichts dergleichen, entdeckte sie. „Das gibt es nicht…hier musst doch etwas sein!“, sagte sie und blieb stehen. Nochmals schaute sie sich die Wand genauer an. Und fand wieder nichts. Sie fluchte etwas und wollte sich umdrehen, um auf der anderen Seite umzusehen. Als ihr Wolf Rafael leise aufbellte und etwas weiterlief. Erin runzelte sie Stirn und wollte ihn dann zurückpfeifen, doch dann folgte ihm bis zu einer kleinen Nische, vor der der Wolf stehen blieb und mit der Vorderpfote auf etwas zeigte. Erin blieb neben ihm stehen und schaute genauer zu der Stelle, auf die ihr Wolf wies und musste ein Lachen unterdrücken. Etwas schwach hoben sich die Umrisse einer Tür von dem dunklen Mauerwek ab. Sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte und tätschelte Rafael liebevoll den Kopf. „Dafür kriegst du einen extragroßen Knochen!“, sagte sie grinsend und Rafael bellte nocheinmal. Erin kicherte, und widmete sich dann der Tür. Griff nach der Klinke und wollte sie aufziehen, doch die Tür öffnete sich nicht. Erin fluchte leise. „Mist…war ja klar!“ Sie ließ die Klinke los und kniete sich hin. Untersuchte das Schlüsseloch genau. Es war zwar ein ganz simples Schloss, aber ohne das nötige Werkzeug würde sie diese Tür sicher nicht aufbekommen. Erin seufzte missmutig. „Also wieder zurück!“, sagte sie und richtete sich auf. Sie drehte sich um und verliess die Gasse, hielt aber dann inne und schaute nochmal in die dunkle Gasse zurück. Zwar war diese dunkel genug, damit man sie nicht sah, aber hier auf der offenen Strasse war es viel zu riskant. „Es wäre besser, wenn ich erst nachts dareingehe!“, dachte sie und machte sich auf den Heimweg. Branca stöckelte auf ihren Pumps zur Bar um die Bestellung weiterzugeben und das schaute sich im. Wie immer war das Wild Fantasies bis zum letzten Platz belegt und während die noblen Herren den Tänzerinnen auf dem Catwalk zujollten und ihnen derbe Sprüche zuriefen, bedienten Branca und Clear diese. Als sie und Clear reinkamen, kam ihnen schon ihr Chef entgegen und schrie Branca erstmal so richtig an. „Ich will für dich hoffen, dass du dich heute etwas mehr zusammen reisst, denn sonst…!“, hatte er ihr gedroht und dabei die Faust gehoben. Branca hatte nur genickt und zog sich für die Arbeit um. Oder besser gesagt, eher aus. So lief sie also nur im Tanga durch den warmen aber stickigen Club und teilte Getränke aus. Dabei kam es mal ein-oder auch mehrmals vor, dass einer der Gäste meinte, sie anzutatschen und Branca war dabei wirklich versucht ihm dafür eins mit dem Tablett über zu ziehen. Doch funkte ihr Chef dazwischen und nahm seinen Kunden in Schutz. „Was hast du, Kleines. Das ist nunmal dein Job, dem Kunden deinen Arsch zu zeigen und wenn er zupackt, dann lass ihn!“, sagte er und scheuchte sie nachhinten. Da packte er sie am Arm und zischte ihr wütend zu. „Nochmal so eine Aktion von dir und du lernst mich kennen. Aber richtig!“ Seitdem hielt sie sich zurück, lächelte honigsüß und vefluchte jeden notgeilen Bastard, der sie anfasste. „So einen Wodka und eine Pina Colada!“, sagte Will, der Barkeeper und reichte Branca die beiden Getränke. „Danke, Schatz!“, sagte sie nur monoton und lud die Gläser aufs Tablett. Will schaute sie sich genau an. Sie hatte dunkle Augenringe und ihr Blick war glassig. Ihre Hände zitterten und sie macht den Eindruck, als würde sie gleich zusammenbrechen. Die Kleine sah wirklich aus, als sei sie tot. „Branca…geht es dir nicht gut?“, fragte er sie besorgt und Branca sah ihn erst nur an. Dann winkte sie ab. „Es geht schon wieder. Ich hatte nur schlecht geschlafen!“, antwortete sie mit schwacher Stimme und versuchte ein Lächeln. Genauso wie Clear gehörte auch Will zu den wenigen Menschen, die ihre standen. Heimlich nannte sie ihn liebevoll Big Brother Will, da er sich so rührend um sie kümmerte und immer ein offenes Ohr für sie hatte. „So siehst du mir aber nicht aus!“, sagte er und musterte sie nun noch mehr. Branca wurde das etwas unangenehm und sie drehte den Kopf weg. Wieso wussten alle so gut über sie und ihr Wohlbefinden bescheid? Sie schaute zu de, Catwalk auf dem einer der Stripperinnen tanzte und einem geiferndem Kunden ihre Silikonbrüste entgegenstreckte. Gierig steckte er ihr ein Bündel Geld in den Tanga und flüsterte ihr wohl etwas zu. Die Tänzerin grinste nur und drehte sich um die Stange. „Manche Weiber hier scheinen diese Arbeit wirklich zulieben!“, dachte sie sich und rümpfte etwas die Nase. Sie kannte die Tänzerin. Ihr Name war Clarrisa. Aber hier um Club hatte sie den Künstlernamen „Biest!“ und das war sie auch. Branca hatte wenig mit ihr zutun. Was wohl daran lag, dass sie eine von vielen Gespielinnen J.Ds war und sie deswegen einen weiten Bogen um sie machte. Biest tat es ihr gleich und so war sicher, dass es niemals zu einem Streit zwischen den beiden kommen würde. „Biest legt sich heute so richtig ins Zeug!“, gab Will von sich und wischte ein Glas aus. Branca lächelte bitter. „Kein Wunder. Sie ist ja auch nicht besser, als J.D. Immer nur das Geld im Kopf und der Rest setzt aus!“, lästerte sie und schaute nochmals zu Biest. Nun hatte sie die Beine gespreitzt und ließ den Kerl zwischen ihre Schenkel schauen. Will lachte und stellte das Glas zurück. „Ja, aber sie sollte es nicht übertreiben…ansonsten wird Johnny nicht mehr so mild zu ihr sein!“, sagte er. Branca grinste hähmisch. „Weißt du was, das würde ich ihr wirklich wünschen!“, bemerkte sie. „Hey, wo bleiben unsere Getränke?“, schrie jemand wütend und Branca zuckte zusammen. In ihrem Gespräch mit Will hat sie ganz vergessen, dass sie jemanden bediente. Schnell drehte sie sich um und lief zu dem wartenden Kunden. Eilig verteilte sie die Getränke und stakste davon. Dabei kam sie an J.D vorbei, der ihr auch sogleich einen finsteren Blick zuwarf. Branca schrumpfte unter diesem sofort auf die halbe Größe und machte, dass sie weit weg von ihm kam. „Na super, Branca. Noch mehr kannst du es dir wirklich nicht beim Boss verscheissen!“, dachte sie sich und floh in die hinterste Ecke. Erin lief auf das Lokal zu. Diesesmal von der anderen Seite und schaute sich unauffällig um. Sie sah schon von weitem die lange Schlange an Männern und blieb einige Meter stehen. „Notgeile Säcke!“, dachte sie grimmig und schritt dann, etwas langsamer weiter. Natürlich schaute jeder zu ihr, da ihre Erscheineugn wieder denselbeln Eindruck machte, wie beim ersten Mal und die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Erin glaubte sogar einige der Männer tuscheln zu hören. „Da ist wieder die geile Schnalle von gestern!“ „Wow, also von der würde ich zugerne Mal naschen!“ „Pass aber auf, dass sie dich nicht vernascht!“ „Als ob ich mit so einem Kerl jemals in die Kiste steigen würde!“, knurrte sie innerlich und ging weiter. Auch der Türsteher hatte sie erspäht und sah sie schon so vorwarnend an. Erin lief weiter und an ihm vorbei. Sie verlangsamte ihre Schritte nicht, sondern wollte alle glauben lassen, dass sie schon wieder weg war. Kurz schaute sie über die Schulter und als sie sich sicher war, dass sie niemand mehr beobachtete, schlüpfte sie in die Seitengasse. Nochmals schaute sie um die Ecke. Nichts! Keine hatte sie gesehen, als sie abbog. „Soweit, sogut!“, seufzte sie und ging zu der Tür. Tastete sich an der Wand ab, und blieb erst stehen, als ihre Finger das kalte Metall der Tür spürten. Dann ging sie in die Hocke, holte ein Täschchen und eine Stifttaschenlampe hervor und machte sich an dem Schloss zu schaffen. Etwas ungeschick stocherte sie in diesem herum und betete, dass sie es aufkriegen würde, bevor einer merkte, was sie hier machte. „Los komm schon…geh endlich auf!“, sagte sie ungeduldig und stocherte weiter. Als sich nichts tat, gab sie es auf und machte eine kleine Pause. Genvert schaute sie hoch in den Himmel und sagte mürrisch zu sich selbst:„ Sie hätten mir wenigstens eine Anleitung geben können, Daroga!“ Nach wenigen Minuten nahm sie ihren Versuch diese Tür zu öffnen wieder auf und als sie glaubte, es würde niemals klappen, klickte es innen drinnen. Erin grinste und schob die Tür etwas leise auf. „Yes, ich bin sowas von gut!“, flüsterte sie und öffnete ganz die Tür. Um dann im nächsten Moment einzutauchen und eins mit der Dunkelheit zuwerden. Stickige und warme Luft schlug ihr entgegen, als sie in den Hauptraum kam. Aber noch etwas schlug ihr entgegen. Etwas Dunkles, Böses. Etwas, dass sich vor langer Zeit hier abgespielt hatte und das nochlange seine Spuren hier hinterlassen hatte. Es kroch wie eine Schlange über sie und sorgte bei ihr für eine Gänsehaut. Noch dazu machte sich ein Gefühl in ihr breit, welches sie nur allzugut kannte. Das gleiche Gefühl hatte sie gehabt, als sie mit Chris damals in die Pariser Oper gegangen war und dann diese glühenden Augen gesehen hatte. Erin schauderte. Schnell lenkte sie ihre Gedanken von diesem Etwas ab und schaute sich um. Doch das was sie sah, war um keinen Deut besser, als das, was sie fühlte. „Man, was für eine Sexhölle!“, murmelte sie und ließ den Blick weiter durch den Raum schweifen. Weit und breit nichts anderes, als nacktes Fleisch, sabbernde Männer und hier und da einige, die sich eine Dröhnung gaben. Erin schnupperte kurz, schauderte und wagte es nicht, noch mal tief Luft zu holen, da sie fürchtete, der Überschuss an Drogen, Sex und Angst würde sie umhauen. Kurz wurde es ihr schwindelig und sie schüttelte den Kopf. Der Nebel, der sich um ihren Verstand gelegt hatte verflüchtigte sich. Sie entdeckte eine gut ausgestattete Bar und ging darauf zu. „Abend!“, sagte sie und lehnte sich vor. Der Mann, der hinter dem Thresen arbeitete drehte sich zu ihr herum und wirkte erstmal erstaunt. „Abend!“, erwiederte er und schaute den neuen und anscheinend ungewöhnlichen Gast verdattert an. Erin runzelte die Stirn, als sie bemerkte, wie er sie ansah und schaute an sich selbst herunter. „Stimmt was nicht?“, fragte sie und legte den Kopf schief. Der Mann lächelte entschuldigent und schüttelte dann den Kopf. „Nein, schon ok. Es ist nur seltsam, eine Frau hier zusehen!“, sagte er und Erin hätte am liebsten laut aufgelacht. Sie drehte sich um und machte eine ausreichende Armbewegung. „Äh, ich will ja nichts sagen, aber hier sind auch Frauen. Und ziemlich viele, wenn ich das sagen darf!“, erwiederte sie und der Mann lachte nochmals. „Das meinte ich eigentlich nicht. Es ist ungewohnt eine Frau hier zu treffen, die hier nicht arbeitet!“, sagte er und schenkte ihr ein Glas Gin ein. Mit einem Lächeln schob er es ihr zu. „Zum Wohl!“ Erin grinste und nahm das Glas in die Hand. Hob es hoch und prostete ihm zu. „Auf den Unterschied…zum wohl!“ In einem Zug leerte sie das Glas und sog scharf Luft ein. Alkohol vertrug sie zwar, aber bei dieser dicken Luft, schlug ihr selbst das auf den Magen. Sie schauderte etwas und straffte dann die Schultern. Der Barkeeper lächelte nochmal und wandte sich dann seiner Arbeit zu. „Sagen Sie, wieviele Frauen arbeiten denn hier?“, fragte sie und wollte es beiläufig klingen lassen. Auf keinen Fall sollte der Mann ahnen, was sie mit dieser Frage bezweckte. Der Mann drehte sich um und sah sie nun etwas lauernd an. Erin ließ sich jedoch davon nicht einschüchtern und stützte ihr Gesicht mit der Hand. „Wieso fragen Sie das?“, fragte er und lehnte sich vor, sodass er mit seinem Gesicht nahe dem ihren war. Erin hob die Schultern. „Ich bin eben neugierig!“, sagte sie und lächelt ihn süffisant an. Der Mann sah sie sich nochmals genauer an und schüttelte den Kopf. „Sie sollten nicht zu neugierig sein. Das kann für sie sehr gefährlich werden!“, meinte er nur und wollte sich wieder seiner Arbeit zuwenden. Aber nun war Erins Neugier wirklich geweckt und sie schaute ihn fragend an. „Wie meinen Sie das?“ Der Barkeeper seufzte schwer und wandte sich ein letztes Mal zu ihr. „Ich kann Ihnen nur sovieles sagen, Miss. Sie sind eine schöne Frau. Zu schön, um als Leiche in der Themse zuenden!“, sagte er und drehte ihr den Rücken zu. Mehr musste er nicht sagen. Sie konnte sich denken, was er ihr damit sagen wollte und versank in ihren Grübeleien. Wo war sie nur gelandet? Sie hatte gehofft, dass dieser Fall nicht so hart sein würde, wie der letzte, der ihr damals das ganze Leben auf den Kopf gestellt hatte und nun in ein Monster verwandelt hatte. Aber so wie es aussah, hielt das Schicksal doch noch ein paar unerwartete Überrraschungen für sie bereit. Erin seufzte und schaute hoch. „Und du… du scheinst dich dabei noch wunderbar zu amüsieren!“, grollte sie in Gedanken gegen Gott und hörte sogleich die entrüstete Stimme ihres verstorbenen Ziehvaters. „Das ist Blasphemie!“ Erin grinste etwas verschworen. Da stieg ihr ein bekannter Geruch in die Nase und sie drehte den Kopf etwas. Ein junges, zierliches Mädchen, nur mit einem Tanga am Leib lief an ihr vorbei und verschwand hinter einem Vorhang. Erins Augen wurden zu schmalen Schlitzen und sie sprach wieder den Barkeeper an. „Ähm, eine Frage noch!“, sagte sie und hörte den Mann tief Luft holen. Anscheinend hatte er die Nase gestrichen voll von ihr und Erin hätte ihn gerne in Ruhe gelassen, aber er war der einzige, den sie ausfragen konnte. Auch wenn es hiess, sich ein oder auch zwei blaue Augen zu holen. Sie musste es wissen. „Was denn noch?“, fragte er und stemmte die Hände in die Hüften. Erin deutete über die Schulter, zu dem Vorhang, hinter dem das Mädchen verschwunden war. „Wie heisst denn die Kleine da?“ Sofort wurde der Blick des Barkeepers bohrend und wütend. „Was wollen Sie von ihr?“ „Ich will nur wissen, wie sie heisst. Mehr nicht!“ Der Mann ging gleich zum Angriff über und beugt sich vor. „Wieso wollen Sie ihren Namen wissen. Wer sind Sie überhaupt. Etwa eine dieser Bordellbesitzerinnen?“, fragte er und Erin musste ein Lachen unterdrücken. Das man sie für vieles hielt, hatte sie schon lange akzeptiert. Aber eine Bordellbesitzerin und das bei ihrer Erziehung… Das glich schon Rufmord! Erin unterdrückte eine kecke Erwiederung, wollte aber die Frage nicht im Raum stehen lassen. Öffnete den Mund und wollte wie jedesmal eine kleine Lüge auftischen. Doch da wurde das Licht etwas gedimmt und Musik wurde abgespielt. Ein einzelner Lichtscheinwerfer ging an und beleuchtete nun den Catwalk. Erin drehte sich ganz auf dem Hocker herum und sah zu diesem. Einige der Gäste drängten sich an dem Rand und pfiffen laut. Erin schwante schlimmes und sie schaute zu dem roten Samtvorhang, der sich etwas wölbte und dann öffnete. Die Gäste pfiffen noch umso mehr, als das zierliche Mädchen hinaustrat und sich im Takt der Musik bewegte. Erin schaute mit ausdrucksloser Miene zu und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Prima, ein so junges Ding hier in dieser Hölle und die Kerle geilen sich auch noch daran noch auf!“, knurrte sie in Gedanken. Sie hatte sich schon gedacht, dass die Kleine hier nicht nur Getränke servierte. Aber dennoch machte sie es wütend. Ein so junges Mädchen hat etwas Besseres vom Leben zuerwarten, als das hier. Branca kreiste die Hüften und tänzelte aufreizend an der Stange. Es dauerte nicht lange, bis die Gäste ihr Geld entgegenstreckten und ihr zuriefen, sie solle doch runterkommen und ihnen mal zeigen, was sie noch so alles kann. Branca überhörte diese Äußerungen und schloss die Augen. Versuchte ihre Rufe und Pfiffe nicht zuhören und sich an einen anderen Ort zudenken. Weit fort, von hier! Die Musik wurde etwas leiser und somit auch die Rufe. Sie drangen ganz weit entfernt an ihr Ohr und sie hörte nichts weiter, als ein Rauschen. War es das Rauschen des Windes, der durch die Blätter eines Baumes wehte? Nein, dafür war es zu regelmässig, zu rythmisch. Und es mischte sich noch etwas anderes in dieses Rauschen. Ein heisseres Krächzen. Wie von einem Vogel. Von einer Krähe! Branca riss die Augen auf, als etwas Nasses über ihren Bauch strich und sie in die Wirklichkeit zurück holte. Sie schaute nachunten und sah, wie einer der Gäste sie umklammert hielt und ihr quer über den Bauch leckte. Die anderen Gäste, die Freunde von ihm, jollten und lachten auf. Branca aber fand das nicht lustig. Sie dachte zuerst, er würde das bloss aus Spass machen, aber dann roch sie den Alkohol. „Der ist ja völlig besoffen!“, dachte sie angewidert.und stiess ihn weg. Das war zuviel für sie und wollte von der Bühne. Doch da griff der Gast wieder nach ihr und riss sie an sich. Branca schrie auf und schlug und trat nach ihm. Aber der Gast ließ nicht von ihr ab und zerrte an ihrem Tanga. Wenn ihr keiner half dann…! Hilfesuchend sah sie sich nach Clear, oder sogar nach J. D um. Doch keiner schien in ihrer Nähe zusein, oder gar es zu interessieren, dass dieser Penner sie womöglich vergewaltigte. „Lass mich los, du Arsch!“, schrie sie wütend und auch verzweifelt und schlug ihm ins Gesicht. „Jetzt zier dich nicht so, Kleine. Das ist es doch, was ihr kleinen Schlampen wollt!“, lachte der Gast lallent auf. Nun hatte er den Tanga schon fast runtergezogen und freute sich wohl, gleich alles von der jungen Tänzerin zusehen. Als plötzlich eine Hand ihm am Kragen packte und ihn von Branca losriess. Brutal wurde er dann zu Boden geworfen und wusste zunächst nicht, was los war. „Hey, was soll das?“, schrie er und schaute hoch. Geradewegs in das Gesicht einer Frau, die ihn aus kalten, blauen Augen anfunkelte. „Ey, du Bitch. Tickst du noch…!“, schrie er und verstummte, als die Frau ihm den Lauf einer Ranchester entgegenhielt. Mit einem nun bösen Grinsen lud sie diese und der Mann war nun so blass, wie Kreide. Erin hatte es sich lange genug angesehen und als dieser Mistkerl nichts Besseres zu tun hatte, als die Kleine anzufassen, verlor sie nun endgültig die Fassung und mischte sich ein. Dass sie ihre Waffe in der Hand hatte war mehr als ungewöhnlich. Da sie diese ja auch nicht eigentlich eingesteckt hatte, aber damit würde sie sich später befassen. Der Mann, der Branca vorher noch festgepackt hielt und sie selbst angeschrien hatte, wich etwas zurück und Erin dachte nicht daran die Waffe zurückzunehmen. Sie wusste ja nicht, wie sie das anstellen sollte. Also sah sie ihn nur an und schaute dann flüchtig zu Branca, die sich wieder etwas gefangen hatte und beide nun ängstlich anstarrte. „Alles klar bei dir?“, fragte sie und Branca nickte etwas benommen. Wer war diese Frau. Branca sah sie das erste Mal und es erschien ihr unwahrscheinlich, dass sie hier oder in einem anderen Lokal dieser Art arbeitete. Sie wirkte nicht so, als würde sie aus ärmlichen Verhältnissen kommen. Im Gegenteil. Sie sah recht gut aus und musste wohl viel Geld haben, wenn sie sich solch teure Kleidung leisten konnte. Branca versuchte diese Frau sich genauer anzusehen, doch diese stand so mit dem Rücken zu ihr, dass es keinen Sinn hatte. „Was soll der Zirkus hier?“, fragte J.D, der sich durch die Menge schauslustiger drängte und stand nun vor der Frau und dem Mann stand. Erin senkte etwas die Waffe und schaute dem Clubbesitzer unter runterhängendem Pony an. Sie brauchte nicht lange um zuwissen, um was für einen Menschen es sich hierbei handelte. Der Gestank, den er absonderte, reichte ihr schon und Erin verzog angewidert das Gesicht. J.D erging es nicht anders. Er hatte diese Frau noch nie in seinem Leben gesehen und dass sie mit einer Waffe auf einen seiner besten Kunden zielte, gefiel ihm umso weniger. Mit einem vernischtenden Blick schaute er Erin an und schätze sie wohl als nicht sonderlich gefährlich ein. Erin sah es ihm deutlich an. „Unterschätz mich ja nicht, Freundchen!“, dachte sie und die Waffe verschwand. „Was glauben Sie, wer Sie sind?“, fragte er sie und sah sie finster an. Erin grinste etwas bissig und machte einen Schritt auf in zu. „Jemand, der es nicht leiden kann, wenn einer Ihrer Gäste, ein junges Mädchen an die Wäsche will!“, sagte sie und sah ihn genauso finster an. Nur war ihr Blick wohl noch etwas furchteinflösender, als seiner. Denn J.D wich etwas zurück und jeder, der nur ein Fünkchen Verstand hatte, sah ihm an, dass diese Frau etwas an sich hatte, was ihm Respekt einflöste. Doch J.D fing sich wieder und schaute sie herausfordernd an. „Wie sind Sie hier überhaupt reingekommen?“, fragte er und stemmte die Hände in die Hüfte. Erin zuckte die Schultern. „Ich kann mich eben gut einschmuggeln!“, sagte sie. „Soso, eine Einbrecherin!“, knurrte er und schnippte mit den Fingern. Links und rechts erschienen in minutenschnelle zwei bullige Männer an seiner Seite und J.D wies mit dem Finger auf sie. „Schmeisst die Kleine raus…aber plötzlich und sorgt dafür, dass sie hier nie wieder auftaucht. Ich will sie nicht nochmal hier sehen!“, befahl er und die Kerle wollten nach ihr greifen. Aber Erin hob die Hände und die Worte kamen wie von selbst über die Lippen. Ohne dass sie wusste, was sie da geritten hatte. „Hey, mal langsam ja. Wir können uns doch irgendwie einig werden!“, sagte sie und die Männer hielten an. Selbst J.D stutzte etwas und als Erin klar wurde, wie sie diese Worte ausgesprochen hatte, ahnte sie schon, dass sie sich noch tiefer in diese Scheisse ritt. Aber nun war zuspät, um dieser Worte zurück zunehmen. J.D runzelte die Stirn und schob sich zwischen die beiden Männer, die wie erstarrt dastand. „Wie einig werden?“, fragte er mit einem gefährlichen und neugierigem Unterton in der Stimme. Wieder mass er die junge vor ihm stehende Frau und musste zugeben, dass sie schon gut aussah. Da ihr Mantel geöffnet war, konnte man einen kleinen Blick auf ihren Körper werfen und ihm leif das Wasser im Mund zusammen. „So eine Schönheit bei uns würde sicher noch mehr Geld bringen!“, ging es ihm unwillkürlich durch den Kopf und er grinste etwas. Erin sah ihm an, was er gerade dachte und schrie im Kopf laut:„ Strike!“ Auch wenn ihr immer noch nicht wohl dabei war. Erin hob wieder die Schultern und kreiste etwas mit der Hüfte. „Naja, ich könnte hier arbeiten und Sie vergessen, dass ich hier einbrechen wollte. Andernfalls aber sehe ich mich gezwungen, der Polizei zu berichten, was hier abgeht!“, sagte sie gelassen und schaute sich dabei um. Ihr Blick streifte dabei eine Gruppe Männer, die sich etwas in die Nase zogen. „Bin sicher, die interessiert das sehr!“ „Hör auf mit dem Scheiß, oder willst du als Wasserleiche enden!“, schrie ihre Vernunft sie an. Erin musste selbst zugeben, dass es dabei etwas zuweit trieb. Dieser Mann war gefährlich und würde sich sicher nicht von einer Frau bedrohen lassen. Eher würde die Hölle zufrieren. Aber J.D ging nicht auf dies, oder machte zumindest den Anschein und zeigte mit dem Daumen hinter sich. „Reden wir in meinem Büro darüber!“, sagte er und ging vor. Erin folgte ihm und dann die beiden Männer. Noch bevor sie den Hauptraum verliessen, schaute Erin über die Schulter und sah zu Branca. Diese sah sie mit einer Mischung aus Sorge und Warnung an. Sie schüttelte noch dazu den Kopf. Erin wusste geanu, was sie ihr damit sagen wollte. „Tu das nicht. Du wirst es bereuen…!“ Doch es war zu spät. Jetzt gab es kein Zurück. Sie musste es tun. Denn nur so, konnte sie in der Nähe des Mädchens sein und auf sie aufpassen. „Sie arbeiten wo…?“, schrie Nadir Daroga ins Ohr und Erin hielt sich das Handy etwas weiter weg. „In einem Stripclub!“, sagte sie und rieb sich das Ohr. Sie hatte natürlich nicht erwartet, dass er darüber glücklich sein würde, aber dass er gleich so ausrasten würde, hätte sie nicht gedacht. Er wirkte doch immer so ruhig und besonnen. Ließ sich selten aus der Ruhe bringen. Aber nun sah sie, dass er auch ganz anders sein konnte. Nämlich wie ihr Ziehvater. „Haben Sie den Verstand verloren?“, fragte er außer sich und Erin konnte sich lebhaft vorstellen, wie er nun im Zimmer stand und tobbte. Vermutlich trat er jetzt vor lautem Entsetzen auf etwas ein. Erin musste etwas grinsen und holte tief Luft. „Es ging nicht anders. Zwar weiss ich selber nicht, was mich dabei geritten hat. Aber nur so, kann ich sicher sein, dass die Kleine keinen Blödsinn macht!“, erklärte sie ruhig und hörte ihren Mentor am anderen Enden tiefeinatmen. „Ich denke mal, dass sie keinen Blödsinn macht. Denn das ist ja Ihr Spezialgebiet, Miss Erin!“, erwiederte er und Erin lächelte humorlos. „Danke, dass Sie soviel Vertrauen in mich hineinsetzen!“, murrte sie und lenkte das Gepräch auf ein anderes Thema. „Mal jetzt was anderes. Sie kennen sich doch sicher gut aus, was die Fähigkeiten betrifft, die ich durch den Pakt mit Erik erhalten habe, oder?“, fragte sie und kurz setzte Schweigen ein. Als Daroga antwortete, hörte er sich etwas unsicher an. „Hm, nunja…nicht direkt. Erik hat viele Fähigkeiten, von denen ich nur wenig weiss!“, sagte er und Erins Schultern sackten ab. „Toll, also können Sie mir nicht sagen, dass das erscheinen wie aus Nichts von Waffen auch dazugehört?“, fragte sie mürrisch. Daroga runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?“, hackte er nach und Erin rollte die Augen. „Ich habe vorhin im Club, einfach so meine Ranchester gezogen. Dabei hatte ich sie nicht mal dabei gehabt. Sie war einfach da…!“, erklärte sie und machte eine flüchige Handbewegung. Wieder schweigen, diesesmal etwas länger und Erin dachte schon, er hätte sie vergessen. „Hm, Erik war in seinem frührern Leben ein großer Magier. Wäre möglich, dass er seine Magie etwas erweitert hat!“, überlegte er laut. „Indem er nun Schusswaffen herbeizaubert, statt Kaninchen, oder was?“, fragte Erin schnippisch. Daroga lachte und wurde dann wieder ernst. „So wie es aussieht, haben Sie mehr, als nur die Instinkte und die Stärke des Wolfes in sich!“, sagte er und Erin grummelte vor sich hin. „Na das weiss ich auch!“ „Wie wollen Sie jetzt vorgehen?“, nahm er den Faden wieder auf und Erin war es nun, die überlegte. „Ich werde mich erstmla umsehen. Schon als ich diesen Club betrat, spürte ich etwas, was mir ganz und gar nicht gefiel!“, sagte sie nachdenklich und schaute aus dem Fenster. Draußen herrschte absolute Dunkelheit und Erin fröstelte etwas, als sie daran denken musste, was sie im Club verspürt hatte. „Und was wars?“, fragte ihr alter Freund und Erin schüttelte den Kopf. Wenn sie ehrlich sein sollte, wusste sie es selber nicht, aber es war da und genau wie in der Pariser Oper damals, musste sie es aufhalten. Denn ansonsten würde es eine Katastrophe geben. „Keine Ahnung…aber ich werde das noch rauskriegen!“ Kapitel 3: Blutige Träume! -------------------------- Branca kam in das Lokal und sah schon die anderen, wie sie im Halbkreis um ihren Chef standen und jemanden neues vorgestellt wurden. Neugierig ging sie zu ihnen und hörte die Worte ihres Chefs. „Das ist Cloe. Sie wird ab heute hier arbeiten und ihr werdet so gut es geht einweisen…dabei verlasse ich mich ganz besonders auf dich, Biest!“, endete er gerade und Biest gab einen genervten Laut von sich. „Muss das sein, Johnny?“, fragte sie und Johnny sagte scharf:„ Ja, muss es. Immerhin versteht es hier keine andere besser als du, diesen Idioten das Geld aus der Tasche zu ziehen und da sie genauso scharf ist, wie du, will ich, dass sie nur von der Besten lernt. Also…kümmere dich um sie!“, wies er sie barsch an und Branca hörte Biest murren. Sie musste sich ein schadenfrohes Grinsen verkneifen. Kaum gibt es hier jemanden, der sie auf den zweiten Platz drängt, schon schnappt das Prinzesschen ein. „Was ist mit Branca oder Clear. Die beiden sind genauso gut!“, widersprach Biest dann und nun reichte es J.D. „Clarrisa, nun zick hier nicht rum und tu einmal, was man dir sagt!“, herrschte er sie an und Branca schob sich durch die Anwesenden. Gerne wollte sie die Neue sehen, die Biest nun in den Schatten stellt. Und als sie sie sah, bekam sie einen Schreck. „Was du?!“, keuchte sie und sah Erin mit großen Augen an. Die anderen sahen sie neugierig und auch verwundert an. „Du kennst die Kleine?“, fragte Big Brother Will und zeigte auf die Neue Stripperin. Branca antwortete nicht, sondern sah sie nur an. Trotz dass sie den Traum in den hinteren Teil ihrer Erinnerung gedrängt hatte, hatte sie sie wieder erkannt und ihr wurde kalt. Diese Frau hatte die gleichen Augen, das gleiche Gesicht, welches sie auch im Traum hatte. Dennoch lag dazwischen ein himmelweiter Unterschied. Während das Gesicht, dass sie im Traum gesehen hatte, dem eines dunkles Wesens gehörte, gehörte dieses Gesicht einer normallebenden Frau. Aber auch in diesem Blick lauerte etwas, was Branca erschauern ließ. Erin lächelte, ging auf sie zu und reichte ihr die Hand. „Hey, wir kennen uns ja schon!“, sagte sie grinsend und Branca wusste zunächst nicht, was sie damit meinte. Aber dann erkannte sie die Stimme und wusste nun, wen sie da vor sich hatte. Es war die Frau, die ihr gestern diesen Typen vom Leib gerissen hatte und ihm die Waffe entgegen gehalten hatte. Obwohl sie dafür auch dankbar, für diese kleine Hilfe war, wusste sie, dass man diese Frau nicht unterschätzen sollte. Sie ergriff stumm ihre Hand und schüttelte sie. „Dann auf gute Zusammmenabreit?“, fragte Erin und Branca nickte nur. Wieso nur kreuzten sich nicht nur im Traum, sondern auch jetzt in der Wirklichkeit ihre Wege? Da stimmte doch etwas nicht! Biest tänzelte an der Stange und zeigte Erin widerwillig, wie es sein sollte. Dabei sah sie sie immer wieder giftig an und Erin konnte deutlich in ihren Augen sehen, wie sehr sie es hasste, einer neuen, ebenso schönen Frau Nachhilfe in Sachen Strippen zu geben. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre Erin alias Cloe wieder hochkantig geflogen. Was wollte diese Frau überhaupt hier? Sie sah bei weitem nicht so gut aus und noch dazu hatte sie diese hässliche Narbe auf ihrer Brust. Die mann nur mit mässigen Erfolg mit Make- Up überdecken konnte. Auch wenn Cloe auf die darauf betreffende Frage geantwortet hätte, es sei ein Muttermal, waren die anderen dennoch nicht ganz davon überzeugt. Während der Probe und dem vorbereiten des kommenden Abends, hörte sie, wie die anderen Stripperinnen tuschelten und grinste, als die Worte „Narbe!“, „Schlimme Vergangenheit“ und „Kriminelle“ fielen. „Wenn die wüssten, was ich so alles hinter mir habe!“, sagte sie sich und grinste verstohlen in sich hinein. Branca saß auf dem Barhocker und sah zu der neuen. Sie konnte sich immernoch nicht erklären, wieso diese Frau hier war. Gerne hätte sie an einen Zufall geglaubt. Aber… Etwas sagte ihr, dass alles andere als ein Zufall war. Und es machte ihr Angst! Clear setzte sich zu ihr und schaute zu der neuen Kollegin. „Also, ich bin zwar kein Mann, aber ich muss zugeben, dass diese Frau wirklich heiss ist. Die Ausstrahlung, die sie hat, ist wirklich nicht von dieser Welt. Findest du nicht auch!“, flüsterte Clear und riss Branca aus den Gedanken. „Wie?“, fragte sie und sah ihre Freundin an. „Ich sagte, dass sie eine Austrahlung hat, die nicht von dieser Welt ist!“, wiederholte sie und sah die etwas apartisch dreinblickende Branca fragend an. „Sag mal, in welchen Welten schwebst du denn eigentlich?“ Branca sagte nichts, sondern sah sie nur an. Dann blickte sie zu Erin, die sich nun selbst an der Stange vesuchte und unter eifersüchtigen Blicken Clarissas mit den Hüften kreiste. „Sie sieht aus, wie eine ganz normale Frau, aber…etwas ist in ihr was,…was nicht…menschlich ist!“, ging es ihr durch den Kopf und sie schauderte. Das diese Träume und nun ihr Zusammentreffen irgendwie zusammen hingen und wie gesagt kein Zufall war, sorgte in ihrem Bauch für ein Kribbeln und ließ alles in ihr vereisen. Was würde sie noch erwarten? „Branca, alles okay?“, fragte ihre Freundin und Branca drehte sich auf dem Hocker wieder zu ihr. Auch wenn sich alles in ihr dagegen wehrte, musste sie immerhin einem davon in Kenntniss setzte, was in ihr vorging und bei wem könnte sie ihren Kummer besser ausschütten, als bei ihrer Freundin. Sie schaute über die Schulter und beugte sich dann zu ihr. „Nein, ist es nicht. Und diese Frau macht mir richtig Angst…!“, begann sie zu flüstern. Clear furschte die Brauen und sah kurz verstohlen zu Erin. „Wieso das…schön die Frau hat schon etwas Unheimliches an sich, aber vor ihr Angst haben, muss man doch wirklich nicht!“, erklärte sie und Branca erwiederte sofort:„ Sie ist es…glaub mir…ich…ich habe diese Frau schonmal gesehen!“ „Und wo?“ „In dem Traum…indem ich sie…getötet habe!“, keuchte sie und plötzlich glaubte sie, keine Luft mehr zu bekommen. Clears Augen weiteten sich und Branca sah in ihr denselben Unglauben, der auch in ihr war. Nun schauten sie beide zu Erin, die sich auf den Rand des Catwalks gestezte hatte und einen Schluck aus einer Wasserflasche. „Das ist sie?“, fragte sie leise und in ihrer Stimme tiefe Ehrfurcht. Aber auch Respekt. Branca nickte. „Ja und…ich…ich weiss auch nicht, aber sie ist wirklich unheimlich!“, sagte sie und in dem Moment schaute Erin zu ihnen hinüber. Sie hatte jedes Wort, welches die Mädchen gegenseitig ausgetauscht hatte, gehört und ahnte schon, dass es nicht leicht werden würde, ihr Vertrauen zugewinnen. Dass sie träumte, sie würde sie töten, gefiel ihr ebenso wenig und sie hoffte, dass sie die Kleine rechtzeitig auf ihre Seite bringen konnte, ehe sie sie als Feind hat Im Wild Fantasies war wie gewohnt großer Betrieb und selten blieb mal Zeit um ein kleines Päuschen zumachen. Erin balancierte ein Tablett mit Cocktails und Champangergläsern durch die sich wimmelnde Menge und stiess ein Stossgebet gen Himmel, nach dem anderen, dass sie ja nicht hinfallen würde. Dabei waren die Schuhe, die sie trug auch nun wirklich nicht zu Kellnern geeignet. Absätze mit einem Durchmesser von nur einzentimeter und noch dazu oben ohne. Sie war heilfroh, dass ihr Mentor Daroga das nicht sehen musste. Denn sonst, würder er ihr eine Standpauke nach der anderen halten. Als sie die Getränke sicher und erleichtert serviert hatte, stöckelte sie zur Bar und lehnte sich seufzend daran. „Meine Güte, wenn meine Füsse sprechen würden, würden sie jetzt schreien, vor Schmerzen!“, sagte sie und drehte dabei ihren rechten Fuss, dann ihren Linken. „Wieso haben Sie sich dafür entschieden. Wissen Sie eigentlich, dass Sie damit ihr Leben aufs Spiel setzen!“, sagte Will und schaute sie mit einer Mischung aus Sorge und Enttäuschung an. Erin drehte den Kopf und sah, was er ihr damit sagen wollte. Gerne hätte sie ihm gesagt, dass sie das nicht wusste. Aber das genaue Gegenteil war der Fall und sie wusste, auf was sie sich da einliess. Aber das war nichts im Vergelich zu dem, was sie eigentlich beruflich machte. Sie drehte sich nun richtig zu ihm herum und strich sich durch das Haar. „Naja, mein Leben war niemals sicher. Es gab nie ein Tag, an dem ich mir sicher war, dass mir nichts passieren würde. Man kann also sagen, dass der Tod mein ständiger Begleiter ist!“, sagte sie und nun war der Blick mit dem Will sie bedachte fragend. „Was haben Sie denn früher so gemacht. Wie eine Nutte sehen Sie mir nicht aus?“, fragte er und Erin lachte. „Nein, ich bin keine Nutte. Aber lassem Sie es mich so sagen: Ich Dinger gerissen und Feinde, die mir das Genick brechen können und wollen!“ Will hob die Brauen und nach einer Weile nickte er dann wissend. „Verstehe!“, war das einzige, was er dazusagte. „Nein, du verstehst nichts. Die Feinde, die ich habe, kannst du dir unmöglich in dieser Welt vorstellen. Dabei leben sie genau unter uns!“, ging es ihr durch den Kopf. „Und, wieso arbeiten Sie jetzt hier?“, fragte er wieder. „Ich meine, hier ist es auch nicht besser!“ Erin lächelte. „Sie arbeiten hier und machen den Schuppen trotzdem schlecht. Finden Sie nicht, dass das ein bisschen shitzophren ist?“, fragte sie etwas grinsend und Will grinste ebenso. „Ja, da mögen Sie recht haben. Aber versuchen Sie mal als Barkeeper aus einer schlimmen Gegend einen Job in einer anderen Bar zu kriegen. Das ist nicht gerade leicht. Und außerdem brauchen mich hier einige der Mädels. Als Seelensorge versteht sich und das tue ich gerne. Ich hatte selbst mal eine Tochter, wissen Sie!“, berichtete er und über sein Gesicht zog ein dunkler Schatten. Erin traute sich nicht zufragen, was mit seiner Tochter passiert ist. Sie musste ihn nur ansehen, um zu wissen, was geschehen war. Sie sah es deutlich in seinem Blick. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und strich ihm über den beharrten Arm. Will lächelte etwas dabei und versuchte seine trübsinnigen Gedanken beiseite zu schieben. „Aber nun wieder zu Ihnen. Ihre Frage habe ich beantwortet, aber Sie meine nicht!“, sagte er und Erin lachte leise. Diesen Mann mochte sie jetzt schon. Er ließ, genauso wie nicht locker, wenn sie etwas wissen wollte und fühlte sich dabei etwas an Chris erinnert. Doch an ihn wollte sie jetzt nicht denken. Es gab wichtigeres. Auch wenn es wehtat. „Naja, der Job den ich damals hatte, hatte kaum was eingebracht. Nur Undank und Abscheu und ich brauchte Geld!“, erklärte sie und sah ihn kühl an. Will betrachtete sie einen Moment, und nickte erneut. „So wie jede von hier!“, murmelte er und sein Blick glitt dabei zu Branca, die in der Ecke saß. Bei einer Gruppe von jungen Männern, die sie gelegentlich streichelten und ihr etwas zuflüsterten. Erin folgte seinem Blick und sah, was da vor sich ging. „Wie lange ist sie denn hier?“, fragte sie nun und ließ dabei Branca nicht aus den Augen. „Sie ist schon eine Weile hier und trotz dass sie so stark aussieht, ist sie noch ein Kind un sehr zerbrechlich…!“, erklärte er traurig. „Ich begreife wirklich nicht, wieso so ein junges Ding, wie sie, sich frewillig dermassen demütigen und verkaufen lässt!“ Erin schaute wieder zu ihm. Seine Worte hatten einen bestimmten Verdacht in ihr geweckt und sie machte ein angewidertes Gesicht. „Soll das heissen, dass hier nicht nur gestrippt wird?“, fragte sie und Wills Ausdruck in den Augen sprach Bände. „So ist das also!“, erscholl es in ihrem Kopf und Ekel erfüllte sie. Hier wurde also nicht nur gestrippt, sondern auch noch angeschafft. Erin würde das eigentlich nicht stören. So wie es bei manchen ausieht, wie sie sich bei den Freiern einschmeichelten, hatten sie großen Spass daran. Nur Branca und ihre Freundin, diese Clear schienen ihren Job nur mit halbem Herzen zumachen. „Das dieser J.D dabei nicht sauer wird, ist schon etwas eigenartig!“, dachte sie. „Auf mich machte er den Eindruck, der für Geld sogar über Leichen geht!“ „Hey, Süße. Beweg deinen heissen Arsch und bring uns was Kühles. Wir haben Durst!“, hörte sie jemanden rufen und drehte sich um. Einige Meter entfernt an einem Tisch sah sie einen Mann im teuren Anzug, der ein leeres Bierglas hochhielt und damit winkte. Sie rümpfte etwas die Nase und nahm das Tablett in die Hand und schaute gespielt wehmütig zu Will. „Ich würde ja gerne noch weiter mit dir plaudern, aber leider ruft die Arbeit!“, sagte sie und Will lachte kurz auf. Mit etwas übertriebenen Hüftschwung, lief sei zu dem Mann, der, wie sie nun sah nicht allein war und hielt einige Zentimeter von ihnen Abstand. „Also was darf es sein?“, fragte sie und verlagerte ihr Gewicht auf den linken Fuss, während sie die rechte Hand in die Hüfte stemmte. Der Mann grinste feist und legte seine Hand um ihre Hüfte. „Einen Blow-Job, du Luder!“, sagte er und zog sie an sich heran. Doch Erin streckte den Arm aus und drückte ihre Hand zwischen Hals und Schulter. „Sorry, Süßer. Aber Blow-jobs stehen nicht auf der Getränkekarte!“, sagte sie zuckersüß und wollte auch schon gleich wieder weg von ihm. Doch der Mann war nicht diese Meinung und zog sie wieder an sich. Wollte sie auf seinem Schoss haben, aber Erin stemmte sich energisch dagegen. „Ach, komm schon. Es gibt auch ein gutes Trinkgeld!“, versuchte er es nochmal und Erin reichte es. „Nein!“, sagte sie und drückte zu. Augenblicklich meldete sich ein scharfer Schmerz in seiner Schulter und der Mann ließ sie los. Erin, zufrieden diesem Kerl gezeigt zu haben, sie lieber nicht zu etwas zuzwingen, ging zurück an die Bar. Will hatte das ganze beobachtet und schenkte ihr ein Grinsen. „Sie haben die Kerle aber wirklich gut im Griff!“, bemerkte er leise und Erin zwinkerte ihm zu. „Alles eine Sache der Übung!“ Wenig später tanzte Branca wieder an der Stange und diesesmal hütete sie sich davor, die Augen zu schließen. Doch das unwohle Gefühl blieb und es wurde durch die Anwesenheit Erins nicht besser. Immer wieder blickte sie zu ihr. Sah sie, wie sie im halbdunkeln an der Bar stand und sie keine, einzige Minute aus den Augen ließ. „Wie ein Raubtier, das seine Beute belauerte und dann im entscheidenen Moment angreift!“, ging es ihr durch den Kopf und sie schauderte. Kurz glaubte sie auch in Erins Augen ein Aufblitzen zusehen, dass sie an das eines Wolfes erinnerte und wäre dabei fast gestürzt. Konnte sich aber noch rechtzeitig festhalten und drehte sich, wenn auch etwas unbeholfen um die Stange. J.D knurrte. Was war nur mit diesem Mädchen los? Wenn das so weitergeht, werden die meisten Kunden deswegen wegbleiben und er macht nicht mehr soviel Gewinn, wie jetzt. Er musste etwas dagegen unternehmen. Gleich als sie von der Bühne kam, nahm er sie grob am Arm und zerrte sie in den hinteren Teil des Clubs. Branca wehrte sich nicht. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich gegen ihn zu wehren und es ihr Schläge einbrachte. Hart stiess er sie gegen einen Stapel Kartons und packte sie am Hals. „Was sollte das?“, fragte er wütend und drückte ihren Hals zu. „Was meinst du?“, brachte sie erstickt hervor und legte ihre Hände auf seinen ausgestreckten Arm. „Diese rumschlamperei…erst dieser Schwächeanfall von dir und jetzt das. Wegen dir bleiben mir noch meine Kunden weg!“, zischte er hasserfüllt. „Aber das ist doch…nicht meine Schuld!“, versuchte sie sich zuverteidigen. „Reiss dich gefälligst zusammen, oder du kannst sehen, wo du bleibst. Du magst zwar gut aussehen und hast einen geilen Arsch, aber das heisst nicht, dass ich noch länger deine Faxen dulde!“, knurrte er und ließ sie los. Immwenoch wütend stapfte er davon und Erin drückte sich an die Wand um die Ecke. Als sie gesehen hatte, wie der Mann Branca weggezerrt hatte, ahnte sie schon was und ging ihnen im sicheren Abstand nach. Sie hatte sich um die Ecke vesteckt und hatte ihnen genau zugehört. Gerne hätte sie sich da eingemicht und wäre diesem Mistkerl an den Kragen gegangen. Doch sie musste sich zusammen reissen. Ein Fehltritt und ihr Undercovereinsatz als Stripperin. Als er an ihr vorbeilief und im Hauptraum verschwand, kam sie aus ihrer Deckung und ging zu am ganzen Leib zitternen Branca. Sie hielt sich ihren Hals und schnappte paar Mal nach Luft. Als sie vor ihr stand und die Hand ausstreckte, zuckte die junge Stripperin zurück. „Alles okay?“, fragte er Erin und berührte sie an der Schulter. Brana schwieg und sah sie nur etwas hilflos an. Doch dann wurde ihr Blick fest und hart. „Ja, wieso sollte nicht alles okay sein!“, fuhr sie mit zittriger Stimme an. Erin zuckte die Schultern. „Naja, ich habe mitangehört, wie er dich niedergemacht hat und dachte mir, du könntest eine Schulter zum ausweinen gebrauchen?“, meinte sie locker und versuchte sich ihre Anspannung nicht anmerken zulassen. Sie konnte ihr deutlich ansehen, dass sie die letzte wäre, von der die sich helfen lassen wollte. Nachdem sie diese Träume hatte, würde sie nun sicher denken, dass Erin ihr etwas antun wollte. Und sie vom Gegenteil zu überzeugen, würde sicherlich nicht leicht werden. Trotzdem musste es versuchen. Allein schon, weil sie der Kleinen ersparen wollte, dassselbe Grauen zu erleben, wie sie es damals erlaben musste und weil sie nicht wollte, sie als Feind zu haben. Irgenwie mochte sie sie. Mag es vielleicht daran liegen, dass sie in ihr der jungen Frau dasgleiche Drama sah, welches sie selbst erleiden musste? Und sich deswegen an sie gebunden und verantwortlich fühlte? „Ich brauche keine Schulter zum ausweinen. Zumindest nicht von dir. Lass mich einfach in Ruhe, klar?!“, keifte sie und schob sich an ihr vorbei. Erin sah ihr nach, als Branca wieder in den großen Saal ging. Sie seufzte schwer und wischte sich über das Gesicht. „Man o man. Das kann ja heiter werden!“ Erin schleppte sich müde und mit pochendem Schädel die Treppen hoch und war froh endlich daheim zu sein. Sie hatte die Stunden gezählt und war heilfroh, als auch der letzte Gast gegangen war. Schnell hatte sie sich angezogen und war so schnell wie möglich aus diesem Puff geflohen. Flüchtig rief sie den anderen einen „Schönen Abend noch!“ und „Bis morgen!“ zu, ehe sie die Tür aufstiess und auf die Stasse trat. Die kalte Nachtluft tat ihrem glühendem und schmerzendem Kopf gut. Die Luft war dadrin einfach nicht zum aushalten gewesen. Besonders nicht, wenn man so einen ausgeprägten Geruchsinn hatte wie sie. Aber auch so, als normaler Mensch, war es sicherlich nicht zum aushalten. Sie fragte sich wirklich, wie die anderen das aushalten konnten. Erin blieb vor dem Lokal stehen und legte den Kopf in den Nacken und sog in tiefen Zügen die Londoner Nachtluft in ihre Lungen. Sie lächelte etwas, als das Pochen in ihren Schläfen etwas abklang. Und machte sich auf den Heimweg. Rafael, der auf dem Bett lag, hob etwas benommen den Kopf, als Erin die Tür aufschob und sprang sogleich vom Bett, um seine Herrin zu begrüßen. Erin lächelte müde, streichelte ihrem Wolf über den Kopf und nahm Kurs aufs Bett. Mit einem erleichterten Seuzfer ließ sie sich darauf fallen und zog sich die Stiefel aus. „Man, und das solange, bis ich die Kleine auf meiner Seite habe!“, sagte sie und massierte sich ihren schmerzenden Nacken. Aber jetzt weiter darüber nachzudenken, wollte sie nicht. Sondern jetzt erstmal eine Mütze voll Schlaf nehmen. Doch da klingelte schon ihr Handy. Erin stiess einen unschönen Fluch aus, nahm sich das Handy und schaute auf dem Display. Daroga! „War ja klar!“, sagte sie und drückte auf den grünen Hörer. „Ja!“ „Guten Abend, Erin. Was war los. Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen?“, fragte er und Erin schluckte eine bissige Bemerkung zurück. „Tut mir leid, aber als Stripperin hat man leider keine Möglichkeit eine Pause zumachen!“, sagte sie trocken und massierte sich mit der anderen Hand weiterhin den Nacken. „Verstehe…und konnten Sie schon was bei ihr erreichen?“, fragte er wieder. „Nein, die Kleine lässt mich nich an sich heran. Naja, kein Wunder, bei den Träumen, die sie hat!“ „Träume. Was für Träume?“ „Die gleichen, die ich wohl hatte. Außerdem ist nicht mal eine Woche vergangen. Ich brauche Zeit, bis ich sie erreiche!“, wandte Erin ein und legte sich aufs Bett. Es quietschte etwas. „Soviel Zeit haben wir leider nicht. Wenn sie schon diese Träume hat, in denen sie Sie tötet, dann müssen wir uns beeilen!“, sagte Daroga und klang dabei drängend. Erin schloss die Augen. „Mist, auch das noch!“, dachte sie und ging die verschiedenen Möglichkeiten durch, die sie nutzen konnte, um Brancas Vertrauen zugewinnen. Doch keine schien gut genug zusein und so musste sie ihm die Frage stellen, die sie gerne ausgelassen hätte. „Was soll ich machen, wenn ich es nicht schaffe?“ „Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sie zu vernischten. Ehe das Böse, die Krähe in ihr vollkommen erwacht!“, sagte Daroga und Erin richtete sich auf. „Nein, das kann nicht Ihr ernst sein?“, kam es empört aus ihr. „Die Kleine weiss nicht, was in ihr ist und ich glaube kaum, dass das fair wäre…!“ „Erin, ich weiss, dass das hart klingt. Aber denken Sie daran: Die weisse Schlange hat sicher auch Wind davon bekommen. Dass der dritte Bote des Teufels bald aktiv sein wird und wird dann versuchen, sie auf ihre Seite zu kriegen und wenn das zutrifft, dann…!“, sagte Daroga und Erin fiel ihm ins Wort:„ Das brauchen Sie mir nicht sagen. Ich weiss was auf mich zukommt und glauben Sie mir, die weisse Schlange reicht mir vollkommen als Feind!“ „Dann sehen Sie zu, dass Sie die Kleine schnell für sich gewinnen!“, sagte Daroga hart und legte auf. Erin starrte nur fassungslos das Handy an und brauchte eine Weile, bis sie die Worte Darogas verdaut hatte. Dann verzog sie das Gesicht. „Als ob das so leicht wäre!“, sagte sie und legte das Handy beiseite. Sie legte sich wieder hin und schloss die Augen. Ließ sich das Gespräch nochmal Wort für Wort durch den Kopf gehen und schauderte, als sie zu dem Punkt kam, als er von ihr verlangte, sie zu töten. Sollte sie sie nicht vor der weissen Schlange retten können. Sie presste hart die Lippen aufeinander, sodass sie nur noch ein weisser Strich waren. „Daroga, wie können Sie das von mir erwarten. Sie ist noch ein halbes Kind!“, dachte sie und fühlte sich schrecklich. Es war nicht das erste Mal, dass sie es hasste, so einen Job…so eine Aufgabe zuhaben. Immerwieder musste sie Leben auslöschen und war es leid. Und nun sollte sie ein Leben auslöschen, das ihrem sehr ähnlich war. Erin atmete paar Mal tief ein, versuchte ihren Zorn, ihre Verzweiflung zum Schweigen zubringen. Doch die Angst, ein weiteres Leben auszulöschen, ließ dies nicht zu. „Die Kleine könnte dir gefährlich werden und du willst sie am Leben lassen?“ Erin schlug die Augen auf und richtete sich blitzschnell auf. Die Stimme war einfach so in ihrem Kopf zu hören gewesen und zuerst glaubte Erin, dass ihre Vernunft sich meldete. Aber dafür klang diese Stimme viel zu dunkel, viel zu drohend und Erin wusste sofort, wem diese Stimme gehörte. Sie hatte sie zuletzt vernommen, als sie tief unter der Erde ihr Leben ausgehaucht hatte und die Kälte des Todes sie umfing. In ihrem Kopf machte sich ein schwerer, kaum auszuhaltener Druck breit und sie fühlte deutlich seine Nähe. Erik! Er war hier. Tief holte sie Luft und als sie ausatmete, stieg ihr Atem in kleinen Wölkchen empor. Rafael knurrte leise und legte die Ohren an. Kurz sah sie zu ihm und fuhr mit der Hand durch sein peschwarzes Fell. „Ganz ruhig…mein Freund…es wird uns sicher nichts tun!“, beruhigte sie den Wolf und wartete, bis Erik wieder sprach. Als er es nicht tat, senkte sie wie von selbst die Augenlider und konzentierte sich. Suchte nach ihm in ihrem Geist und stiess auf einen kleinen Impuls, der ihren Geist sofort empfing und sich an diesem einhackte. „Dass ich dich nochmal sprechen höre, hätte ich wirklich nicht gedacht!“, sagte sie und hörte ein Knurren. „Ich auch nicht. Aber glaubst du im ernst, ich lasse zu, dass ein halbwüchsiger Möchtegerndämon mich vernischten will!“, donnerte seine Stimme und Erin lächelte ironisch. „Wie schön, dass du dich um mich sorgst!“, erwiederte sie und legte soviel Sarkasmus in ihre Gedanken, wie nur möglich. „Verstehe mich nicht falsch, Erin. Aber wenn diese Krähe es auf uns abgesehen hat, dann stehen wir schweren Zeiten bevor. Ohne mich kannst du nicht leben. Sollte ich vernischtet werden, stirbst du an all den Verletzungen, die dir zugefügt wurden und ich geheilt habe. Und ich kehre wieder in die Hölle zurück um dort dahinzuvegetieren. Du siehst also, dass die weisse Schlange unser kleinstes Problem sei wird, sollten wir die Krähe nicht ausschalten!“ „Woher willst du das wissen? Kennst du die Krähe etwa persönlich?“ „Sagen wir es so. Zwischen mir und ihr liegt eine gewisse Ähnlichkeit. Wir haben beide Blut an den Händen, sie vermutlich mehr, als ich und dassselbe leidvolle Leben hinter uns…!“ „Und trotzdem willst du sie vernischten, anstatt dich mit ihr zuverbünden?“ „Die Krähe, ist im Vergleich zu mir noch schlimmer. Sie kehrte nach dem Mord an ihr mehrmals zurück. Ihr Antrieb war stets Hass gewesen. Dieser ist grenzenlos und ich möchte mir nicht ausmalen, was sie macht, wenn sie auf die weisse Schlange trifft!“ „Sie wurde ermordet?“ „Ja, aus Wut. Und darin liegt der einzige Unterschied zwischen uns. Während ich durch einen natürlichen Tod diese Welt verliess, wurde sie aus Hass getötet und schloss darum ebenso aus Hass, einen Pakt mit dem Teufel!“ „Klingt schlimm, aber würde sie sich nicht mit der weissen Schlange verbünden. Schließlich ich bin in den Augen der Dämonen soetwas wie eine Verräterin…wäre es nicht logisch, mich zu jagen?“ „Ja, das schon. Aber Krähe ist ein anders Kaliber. Wie Daroga sagte. Sie weiss noch nicht, für wen sie kämpfen sollte und wenn sie erwacht, kann ich mir gut vorstellen, dass sie weder für die eine, noch für die andere Seite kämpft!“ „Wieso?“, fragte sie und ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. „Dienen nicht alle Dämonen dem Satan?“ Erik lachte. Es war ein kaltes, dunkles Lachen. „Oh, Erin. Du musst sehr viel lernen. Nicht alle Dämonen dienen freiwillig dem Teufel. Es ist wie bei euch Menschen. Die einen entscheiden sich für das Licht, die anderen sich für die Dunkelheit. Und andere für das Zwielicht!“, sagte er süffisant. „Was soll das heissen. Hör endlich auf in Rätseln zusprechen!“, drängte sie ihn und wieder lachte Erik. Diesesmal wissend und mit einer feinen Spur von etwas spitzbübischem. „Das wirst du wohl selber herauskriegen müssen!“, waren seine letzten Worte und er zog sich ganz aus ihrem Kopf zurück. Erin fühlte, wie ihr Kopf leichter wurde und sie fassste sich an diesem. Ihr war ein wenig schwindelig und sie meinte, der ganze Raum würde sich um sie drehen. Schweis stand ihr auf der Stirn und sie wischte diesen mit tiefem einundausatmen weg. Es war das erste Mal, dass sie mit ihrem zweiten Ich so kommunizierte und es nahm sie mit. Kraftlos sank sie aufs Bett nieder und ihr fielen vor lauter Erschöpfung die Augen zu. Um Branca herrschte vollkommende Dunkelheit und kaum erträgliche Kälte kroch ihr durch Mark und Bein. Vgerblich versuchte sie, etwas in der Finsterniss zu erkennen. Doch ihre Augen waren nicht gut genug, um dies zuschaffen. Sie spürte, wie die Angst sie überkam und ihr die Luft zurauben drohte. Zitternt holte sie Luft und erschauderte, als ihr Atem in kleinen Wölkchen hinaufstieg. Wo war sie nur? Wieso war es hier nur so kalt und finster? Plötzlich bemerkter sie an ihren nackten Füssen etwas nasses, warmes, das sich weiter ausbreitete und ihre Füsse umschloss. Branca schauderte und traute sich nicht nachunten zu sehen. Die Flüssigkeit stieg weiter an, umschloss nun ihre Waden und ein süßlich, metallischer Geruch kroch ihr in die Nase. Branca schluckte und ihre Kehle fühlte sich kratzig an. Was war das nur? Die Dunkelheit um sie herum wurde etwas schwächer, sodass sie im Zwiellicht stand und nun etwas sehen konnte. Doch die Angst blieb. Und obwohl sie wusste, dass das was sie umgab sicher bis ins Mark schockieren würde, wagte sie es an sich hinabzuschauen. Langsam und gegen ihren Willen, senkte sie den Blick, und stiess im nächsten Moment einen schrillen Schrei aus. Blut! Es war überall um sie herum. Umschloss sie wie ein Meer und hielt sie gefangen. „Was…was geht hier vor…wieso ist hier überall Blut?“, fragte sie panisch und wirbelte herum. Wie sie es sich gedacht hatte, war ringsum sie herum Blut und schien nun weiter anzusteigen. Branca stolperte nach hinten und fiel. Ihre Ellenbogen tauchten in die rote Flüssigkeit, die an ihrem Arm hoch zu kriechen. „Nein!“, schrie sie und sprang auf. Das Blut klebte an ihrem Armen und sie streifte es angewidert ab. Wollte es nicht an sich haben und taumelte dann etwas. „Wo…wo bin ich hier?“, fragte sie sich immer wieder und schaute sich panisch um. „In meiner Welt!“, whisperte eine Stimme an ihrem Ohr und sie drehte sich erschrocken herum. Wie aus dem Nichts, tauchten Gesichter aus dem Blut auf und schwammen als blutige Masken auf der Oberfläche. Hatten sich zu schmerzhaften Fratzen verzogen. Schienen aus Schmerzen zustöhnen und sahen sie mit ihren leeren blutigen Augen anklangend an. Branca wurde schlecht und sie versuchte das Stöhnen nicht zubeoachten, doch es wurde immer lauter und hielt sich dann die Ohren zu. Doch selbst dass half ihr nichts. Es drang ihr immer stärker an die Ohren und trieb sie fast an den Rand des Wahninns. Da mischte sich noch etwas anderes in das Stöhnen. Ein Lachen. Kalt und böse. Das Blut um ihre Waden begann sich zu bewegen und Branca sah wieder darauf. Wie in Zeitlupe, schob sich etwas aus dem Blut und nahm Formen an. Und genauer sich dieses Etwas aus dem Blut hervor schälte, desto besser konnte sie es erkennen. Branca schnappte vor Schreck nach Luft. Vor ihr erschien ein menschlicher Körper. Stark und muskelös. Rabenschwarzes Haar fiel ihm auf die Schultern und das Gesicht war feingeschnitten, ebenmässig und schön. Doch etwas ging von dieser Erscheinung aus, was Branca erschauern ließ. Der Mann vor ihr hatte die Augen geschlossen und nichts deutete daraufhin, dass er wirklich existierte. Zwar mochte er aus Fleisch und Blut sein, doch er strahlte eine solche außerweltliche Aura aus, dass Branca glaubte, vor ihr würde ein Engel stehen. Ein dunkler Engel. Und noch etwas bemerkte sie. Er hatte dieselbe Ausstrahlung, wie diese Cloe. Könnte es sein, dass sie und dieser Mann etwas gemeinsam hatten? Noch ehe Branca sich darauf eine Antwort geben konnte, öffneten sich die Augen des schönen, aber unheimlichen Mannes und ein boshaftes Grinsen zierte sein Gesicht. Branca schnappte nach Luft, als sie in dessen Augen sah. Flammen, hellauflodernt schimmerten in diesen und schienen aus ihnen hinauszuzucken. Wollten nach ihr greifen. Doch Branca wich zurück, ließ den Unheimlichen nicht aus den Augen. Genauso wie er sie. „In meiner Welt…!“, wiederholte er und grinste noch mehr. Es lief ihr kalt den Rücken runter und sah sich nocheinmal um. In seiner Welt? Was musste das für eine Welt sein, in der Blut das Meer war und schmerzverzerrte Gesichter dieses bevölkerten? „Die Welt, in der du lebst momentan und die du dazumachen wirst!“, flüsterte er und als er laut auflachte, sah sie die spitzen Eckzähne in seinem Mund. Branca starrte entsetzt darauf und ein Wort schoss ihr dabei durch den Kopf. Vampir! Panisch schüttelte sie den Kopf. „Niemals…niemals werde ich das!“, schrie sie und machte noch einen Schritt zurück. Wollte nur so weit wie möglich von diesem Dämon fort. Da packte sie eine blutbeschmierte Hand und hielt sie unbarmherzig fest. Branca schrie auf, als sie gepackt wurde und sogleich nachunten gezogen wurde. In das Blut hinein. „Nein!“, schrie sie wieder und wollte sich aus dem Griff der bluigen Hand befreien, aber sie hielt sie wie eine Stahlklaue fest. Der Unheimliche lachte wieder schallend auf und das Lachen drohte ihr das Trommelfell zu zerfetzen. Die Hand, die sie gepackt hielt zog nun kräftiger an ihr und sie sank tiefer hinab. „Lass mich los!“ Ihr Schrei übertönte das Lachen und sie hatte die Augen vor lauter Grauen zusammengepresst. Sie wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören. Sie wollte nur aus diesem Traum, diesem schrecklichen Traum erwachen. Als ihr Arm im Blut versank, öffnete sie wieder die Augen und sah, dass der Unheimliche nun dicht vor ihr stand. Triumphierend blickte er auf sie nieder und in seinen kalten Augen, die nun schwarz waren spiegelte sich sadistische Freude. Branca schaute zu ihm hoch, flehte ihn mit ihren Augen an, sie gehen zulassen. Aber der Unheimliche dachte nicht daran und grinste nochmals. Dann verschwammen seine Gesichtszüge und verformten sich zu einem neuen. Gebannt und voller Schrecken sah sie zu und als das Gesicht nun feste Formen annahm, öffnete sie den Mund, um zu schreien. Doch kein Laut kam ihr über die Lippen. Nun hatte der Unheimliche ein neues Gesicht. Ein Gesicht, welches sie immer wieder gesehen hatte. Dieses Gesicht, war ihr eigenes. Branca glaubte vor Angst den Verstand zu verlieren und das Bewusstsein zuverlieren. Wie konnte dieses Wesen ihr Gesicht plötzlich haben? Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf und sie war nicht in der Lage auch nur einen zuerfassen. Der Unheimliche, der nun ihr Gesicht trug, lächelte nocheinmal, wie zum Abschied und sprang sie dann an. Packte sie an den Schultern und stiess sie mit einem triumphierenden Schrei ins Blut. Branca schrie wie von Sinnen und wehrte sich. Jedoch war es sinnlos. Immer tiefer wurde sie gezogen und versank in dem roten Lebenssaft. Wurde in die Unendliche Schwärze gerissen, bis sie nichts mehr umgab, bis tiefste Schwärze, die sie umfing und auch in ihre Gedanken versenkte. Und jeglichen Gedanken, den sie hatte, auslöschte. Das einzige was sie wahrnahm, waren die Klauen, des Unheimlichen, der sie immernoch gepackt hielt. „Branca…Branca um Gotteswillen, wach auf…!“, hörte sie jemanden, wie aus der Ferne zu ihr rufen und folgte diesem. „Branca…Branca…!“ Schlagartig riss sie die Augen auf und starrte in ein Gesicht. Doch es war nicht das Gesicht, das der Unheimliche angenommen hatte sondern das von… „Clear!“, keuchte sie fassungslos und auch dankbar, dass ihre Freundin sie aus diesem Alptraum geholt hatte. Schwer nach Luft ringend richtete sich sie auf und Clear nahm die Hände von Brancas Schultern. Besorgt sah sie sie an und setzte sich neben sie auf die Couch. Minutenlang sahen sie sich schweigend an und die Frage, die Clear beschäftigte kam ihr dann einfach so über die Lippen. „Was…was war denn los. Als ich reinkam, hast du um dich geschlagen immer wieder geschrein, niemals?“ Branca sah sie nur an und Tränen schimmerten in ihren Augen. Und die Angst steckte ihr immernoch in den Gliedern. Sie lähmte sie, sorgte dafür, dass sie nicht richtig denken konnte und ließ sie innerlich zu Eis erstarren. Sie kannte diese Angst. Sie war ihr nicht fremd. Das letzte Mal, als sie diese Angst verspürt hatte, hatte sie von ihrer Kindheit geträumt. Ihre Kindheit! Kein Alptraum war so schlimm, wie die Zeit, als sie noch ein Kind war und im Haus wohnte, in dem man sie untergebracht hatte. Die Striemen auf ihrem Rücken begannen etwas zu jucken und dann zu brennen. Branca verzog etwas das Gesicht und stand von der Couch auf. „Ich…ich gehe mal duschen. Das beruhigt mich hoffentlich etwas!“, sagte sie knapp und lief ins Bad. Wie feine Nadeln trafen die Wassertropfen auf ihr Gesicht und spülten die Spuren des Alptraums aus ihrem Gedächtniss. Dennoch blieb die Angst in ihr, wie ein leises Flüstern. Kurz schloss sie die Augen, doch nur um diese wieder aufzureissen, sobald sie den Unheimlichen sah, mit ihrem Gesicht. Umgeben vom blutigen Meer und den grauenhaftenm schmerzverzerrten Gesichtern, um ihn herum. „In meiner Welt!“, whisperte er immer wieder in ihr Ohr und Branca begann am ganzen Leib zu zittern. Der Alptraum hatte sich fest in ihrem Verstand gesetzt und ließ sie nicht los, als es schon abend war. Will musste sie sich nur ansehen, umzuwissen, dass sie völlig neben sich war. Ihre Arme und Beine zitterten, wie Espenlaub und sie zuckte zusammen, sobald sie jemanden etwas rufen oder sagen hörte. Mit unsicheren Schritten kam sie auf die Bar zu und stützte sich daran. So als würde sie fürchten, ihne Halt umzufallen. „Hey, Will!“, begrüsste sie den Barkeeper und versuchte ein Lächeln. Was ihr gründlich misslang. „Hey, Kleines!“, sagte er und schenkte ein Glas Wasser ein. „Danke dir!“, seufzte sie und holte sogleich ein Döschen raus. Machte es auf und schüttelte ein paar Tabletten raus. Ohne etwas zusagen und unter dem etwas missbilligenden Blicken Wills, warf sie sich die Tabletten in den Mund und spülte mit dem Glas Wasser nach. Als sie alles runtergeschluckt hatte, atmete sie zittrig ein und wischte sich die Strähnen aus dem Gesicht. „Alles in Ordnung?“, fragte er und Branca zögerte, ehe sie etwas sagen konnte. Gerne hätte sie ihm gesagt, was los war. Doch schon allein der Gedanke daran, darüber zu sprechen und somit diese schlimmen Bilder zuverstärken, ließ sie davor zurücksckrecken. „Ja, ich…ich hatte nur…etwas Stress!“, sagte sie flüchtig und schaute diesesmal nicht weg. Es wüde sie sowieso noch mehr verdächtiger machen. Und so wie sie ihren Big Brother kannte, würde er nicht eher Ruhe geben, bin sie es ausspukte. Sollte er doch ruhig im Dreieck springen und sich Sorgen machen. Sie hatte ihn nicht darum gebeten, sich um sie zu kümmern. Also muss er auch damit leben, dass sie ihm nicht alles offenbarte. Auch wenn das schlechte Gewissen sie damit strafte. Es gab Dinge, die nicht mal zu wissen brauchte. Doch Will dachte nicht daran, sich damit abspeissen zulassen. „Branca, hör auf mir etwas vorzumachen. Ich sehe es dir doch an…etwas ist mit dir nicht in Ordnung!“, sagte er fest und sah sie genauso an, wie er es aussprach. „Und das schon seit langem, wohlbemerkt!“ Branca zuckte etwas unter seinen Worten zusammen und nun war sie erfüllt von Gewissenbissen. Dieser Mann versuchte ihr zu helfen und sie wies seine Hilfe schroff ab. Wie fies von ihr. Sie senkte beschämt den Kopf und biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Überlegte, ob sie sich ihm nun doch anvertrauen solle. Doch was würde er dann sagen oder tun, wenn sie es tat. Würde er sie als verrückt erklären, oder behaupten, sie sei einfach nur gestresst von der Arbeit. Beides hörte sich schlimm an und doch schien es die einzige Möglichkeit zusein, immerhin etwas von dieser Angst loszuwerden. „ Ich…ich hatte eine schlimme Nacht hinter mir und sehr schlecht geschlafen!“, gestand sie. Trotz dass dies der Wahrheit entsprach, hörte sie dennoch die leise Stimme in ihrem Kopf das Wort Lüge whispern und ihr Innerstes zog sich dabei zusammen. „Ja, das sehe ich dir an. Du bist noch blasser als sonst…!“, sagte er nachdenklich und besorgt. Deutlich sah er ihr an, dass sich etwas in ihr befand, was sie innerlich auffrass und zerstörte. Mehr sagte er jedoch nicht. Das brauchte er auch nicht. Branca wusste selbst, wie bleich sie war und schauderte wieder, als sie an den Unheimlichen denken musste. Er war genauso bleich, wie sie jetzt und seine Augen waren tot und leer. Genauso wie ihre. Sie hatte zwar nicht in den Spiegel gesehen, aber sie wusste es. Ihre Augen waren seinen sehr ähnlich und sie verspürte einen Anflug von Ekel. Was wenn sie zu dem werden würde, was er war. Was wenn… Wenn seine Worte wahr waren und sie es sein würde, die ihre Welt in eine Welt voller Blut und Tod verwandeln würde? Brance schüttelte wiederstrebend den Blick und versuchte diesen Gedanken weit von sich fort zu schieben. Aber die Angst blieb dennoch. Sie kroch wie ein Gift durch ihren Körper und lähmte sie fast. Ihr Herz schlug schnell und unregelässig. Schweiss stand ihr auf der Stirn und sie wischte ihn sich ab. „Big Brother Will?“, begann sie zitternt und versuchte die Kälte, die sie nun erfasste zu bekämpfen.Will, der ihre Wandlung beobachtete hatte und sie bis jetzt mit sorgenvoller Miene angesehen hatte, machte sich innerlich bereit nun etwas von ihr zuhören, was ihn sicher schockieren würde. „Ja?“ „Glaubst du, dass Träume etwas bedeuten könnten?“ Will hob die Brauen und sah sie etwas fragend an. Mit allem, was nun kommen würde, hatte er gerechnet, aber nicht mit so etwas. Wieso sagte seine kleine Schwester jetzt soetwas. Was hatte das mit ihrem Zutand zutun? „Wie meinst du das?“ Branca holte tief Luft und mühte sich jedes einzelne Wort ab. Ihr war klar, dass es nun kein Zurück geben würde. Jetzt wo sie diese Worte ausgesprochen hatte, musste sie nun alles sagen, was in ihr vorging. Insgeheim hoffte sie, dass sie somit etwas von der Angst loswerden würde. „Ich meine, dass manche Träume eine gewisse Bedeutung haben…und das sie wahr werden könnten!“, sagte sie und ihre Hände zitterten. Schon die Vorstellung, zu einem Wesen wie es der Unheimliche war, zuwerden ließ die Angst erneut aufflammen. Will, der ihren Worten aufmerksam zugehört hatte, sagte erstmal nichts und sah sie sich eingehend an. Egal was sie geträumt hatte und egal vor was sie sich nun fürchtete, es musste ziemlich ernst sein und er legte ihr seine Hand auf ihre. „Branca, nein…Nein…ich glaube nicht daran und egal was du da geträumt hast, ich glaube auch nicht, dass das wahrwird!“, sagte er behutsam und tätschelte ihre Hand. Branca lächelte etwas traurig und nickte. Seine Worte hatten etwas Beruhigendes. Trösteten sie etwas, aber selbst Wills Worte vermochten es nicht die Angst ganz von ihr zu nehmen. Erin hatte genau zugehört und wenn sie nicht in Branca dasselbe junge Mädchen sehen würde, was sie einst war, hätte sie sie gleich nach Feierabend getötet. Dass die Träume, die die Kleine hatte nun so ausarteten, sorgte in ihr für ein ungutes Gefühl. Nachdem was Erik ihr über die Krähe erzählt hatte, konnte sie wohl nicht darauf hoffen, dass sie auf vernünftige Worte hören würde. „Ihr Antrieb war stets Hass gewesen!“, hatte er gesagt und wenn Erin etwas über Hass wusste, dann dass Hass niemals zu unterschätzen war. Sie spielte kurz mit dem Gedanken, ihren Plan, Branca zuretten, aufzugeben. Das wäre das Beste. Für sie und für Branca. „Je eher ich sie auschalte, desto geringer ist die Gefahr, noch mehr Feinde zu haben und dass sie durch die Hölle gehen muss!“, sagte sie sich. Doch dann verwarf sie diesen und ermahnte sich. „Erin hör auf so zudenken, wie Erik. Du willst sie retten, also reiss dich zusammen. Es gibt immer mehr als nur einen Weg!“ Erin stöckelte durch das Lokal und bediente die Gäste. Hinundwieder blickte sie sich um. Sah die Mädchen, die sich zu den Gästen gesetzt hatten und munter mit ihnen schäckerten und zu Beast, die sich um die Stange wand, wie eine Schlange. Sie lächelte etwas, als sie sich vorstellte, dass diese Beast vielleicht die weisse Schlang sein könnte. Genug Bosheit und Niedertracht hatte sie ja in sich. Zwar hatte sie nicht viel mit ihr zuschaffen, aber sie brauchte bloss in das Innere der getönten Blondine sehen, um zuwissen, was für einen widerlichen Charakter sie hatte. Beast war verwöhnt, arrogant und glaubte, wirklich alles haben zu können, was sie wollte. Wenn sie bloss mit den Fingern schnippte. „Woher kommt mir das nur bekannt vor?“, fragte sie sich und musste dabei an Ramona de Chagny denken. Die französische Edelzicke hatte sie ziemlich auf dem Kicker gehabt und das endete damit, dass sie sich sogar mit der Hölle verbündet hatte, um sie loszuwerden. Das wäre nicht so schlimm gewesen. Sie hatte es immerhin tagtäglich mit Menschen zutun, die sich mit dem Teufel und seinen Vasallen einliessen und nach ihrem Leben trachteten. Aber das sie Chris dabei auch noch schaden wollte, ging selbst für ihre Verhältnisse zuweit. Also beschloss sie, ihr etwas anzutun, das selbst den Tod in den Schatten stellen sollte und nahm ihr den Verstand. Mit Hilfe des Höllenauge. Erin schauderte, als sie sich daran zurückerinnerte. Sie war da nicht sie selbst. Sie sah zwar, was geschah, konnte es aber nicht fassen. In dem Moment, in dem Erik sich in ihr breitmachte, spürte sie, wie ihr Bewusstsein weit nachhinten gedrängt wurde. Und sie das Gefühl hatte, nicht richtig in ihrem Körper zu sein. Erin schüttelte den Kopf, als sie genauer darüber nachdachte und verscheuchte diese Erinnerung. Flüchtig sah sie zu Branca, die mit Clear bei einem Typen saß und sie musste feststellen, dass es der gleiche Typ war, der schon gestern hier war. „Hmmm!“, gab Erin nur von sich und zu ihnen. Etwas sagte ihr, dass an diesem Typen nicht ganz koscha war und sie wollte sich davon überzeugen. Als sie vor ihnen stehen blieb, beugte sie sich vor und lächelte die drei verführerisch an. „Soll ich Euch was zutrinken bringen, ihr Süßen?“ Natürlich grinste der Kerl und nickte. „Ja, aber sicher doch. Und dann kannst du dich zu uns setzten. Ein wenig Gesellschaft ist niemals falsch. Richtig, meine Hübschen?“, fragte er und fasste Branca und Clear an die Schultern. Clear machte nicht den Eindruck, als würde sie seine Meinung vertraten und auch Branca schien anders zudenken. Das diese Frau sich auch noch zu ihnen setzten wollte, geifel ihr gar nicht. Sie wollte sie nicht in ihrer Nähe haben. Sagte aber nichts und senkte den Kopf. J.D würde ihr den Schädel einschlagen, sollte sie die Wünsche des Kunden ausschlagen. Aber darum brauchte sie sich nicht zusorgen. Erin machte ein gespeiltes bedauerndes Gesicht. „Ohhh, tut mir leid. Schatz. Aber leider bin ich nur für die Getränke zuständig!“, sagte sie. „Also, was kann ich Euch bringen?“, fragte sie und der Kerl, wie als hätte jemand einen Schalter in ihm umgelegt, schnauzte wütend:„ Nichts, und die beiden auch nicht!“ Erin hob die Schultern. Sie war lange genug in seiner Nähe um zu wissen, was sie an ihm störte. Reine Notgeilheit! Und das er nun um einen flotten Vierer gebracht worden war, tat ihr nicht im mindesten Leid. Sie freute sich und ging wieder zur Bar. Das Grinsen lag immernoch um ihre Lippen und Will sah sie neugierig an. „Darf ich fragen, wieso Sie so grinsen?“, fragte er und Erin hob die Schultern. „Anscheinend war ich dem Herrn dahinten nicht attraktiv und willig genug!“, sagte sie und zeigte über die Schulter zu dem Mann, mit Branca und Clear im Arm. Will lachte. „Oh, das ist aber schade. Dabei sind Sie eine schöne Frau!“, lachte er und Erin hielt sich die Wangen. „Nicht doch. Sie machen mich ja ganz verlegen!“, erwiederte sie und Will lachte nochmals. „Wenn es aber stimmt. Ihr Freund muss ein echter Glückspilz sein!“, bemerkte und Erin schaute ihn etwas überrascht an. „Woher…woher wollen Sie wissen, dass ich einen Freund habe?“ Will zuckte die Schultern. „Wie gesagt, Sie sind eine schöne Frau!“ Erin lächelte etwas und wurde von Niedergeschlagenheit ergriffen. Gerne hätte sie das gesagt, dass das stimmte. Aber der Meinung war sie nicht. Wegen ihr hatte Chris damals in Lebensgefahr geschwebt, und hatte nebenbei sicher Schwierigkeiten mit seinem Chef und die hatte er bestimmt immernoch. Immerhin hatte er ihre Akte geschlossen und als unlösbar abgestempelt. „Naja, ich…ich hatte mal einen Freund. Ich liebte ihn sehr, aber…!“, begann sie zögernd, obwohl die Erinnerung an ihn sehr schmerzte. „Aber…?“, setzte Will fort und sah Erin fest an. Erin schloss kurz die Augen, überlegte, ob sie ihm wirklich offerieren sollte, wieso sie ihn verließ. „Hey, manchmal hilft, über seine Vergangenheit zureden!“, flüsterte Will und tätschelte ihr die Schulter. Erin öffnete die Augen wieder und sah ihn etwas unschlüssig an. Lächelte dann aber, als sie in seinen Augen wahre Offenheit sah. Und sie überwand sich, mit einem Fremden über ihre Gefühle und Entscheidung zusprechen. „Aber ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Ich…ich hatte ziemlich viele dumme Dinge gedreht und so mancher würde mich gerne tot sehen!“, antwortete sie und überließ ihm, was man sich darunter vorstellen konnte. Er nickte. „Verstehe. Und was erhoffen Sie sich, wenn Sie jetzt hier arbeiten?“, fragte er wieder und Erin hob die Schultern. „Das ich vielleicht etwas Ruhe habe, bevor man mir auf die Schliche kommt!“, erklärte sie. Will lächelte etwas und schob ein Glas Gin Tonic über das Holz. „Nadann auf die Ruhe vor dem Sturm!“, sagte er und Erin grinste. Setzte das Glas an die Lippen und wollte einen Schluck nehmen, als plötzlich ein schrei die Gäste und sie zusammen zucken ließ. Kapitel 4: Ernste Anzeichen! ---------------------------- Sofort waren alle Blicke auf den hinteren Teil des Clubs gerichtet. Die Musik verstummte schlagartig und es breitete sich eine gespenstische Stille aus. Minuten lang sagte keiner was. Nicht mal ein Flüstern war zu hören. Die Stille wurde sofort durchbrochen, als wieder ein Schrei erklang und Clear auftauchte. Ihr Gesicht über und über mit Blut beschmiert. Paralysiert schauten die Gäste und auch die Mädchen zu der jungen Stripperin, die blind vor Panik strauchelte und sich dann an einer Säule abstützte. Da stieg Erin der Geruch von Schwefel wieder in die Nase und sie hatte da so eine ungute Ahnung. Sofort rutschte sie vom Hocker und lief zu dem zitternden Mädchen. Sie ergriff sie sanft, aber bestimmend an den Armen. „Was ist los, Clear. Wieso schreist du so?“, fragte sie und anstatt, dass sie etwas sagte, zeigte sie nur auf den Gang, aus dem sie gekommen war. Erin vergeudete keine Sekunde und stürmte in den Gang. Sah die offenstehende Tür und rannte darauf zu. Kaum hatte sie sie erreicht und wollte in das dahinter liegende Zimmer, als sie wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Das Zimmer, was zum Vergnügen der Gäste diente, glich einem Schlachthaus. Überall klebte Blut. An den Wänden, auf dem Boden, sogar an der Zimmerdecke und tropfte zäh auf den mit rotem Teppich ausgelegten Boden. Rote Schlieren liefen an den Wänden und in der Luft hing der schwere bleierne Geruch des Blutes. Gemischt mit dem von Schwefel. Branca! Wo war Branca? Wachsam schaute sie sich um, suchte jeden Winkel des Zimmers ab und musste sofort ein Würgen unterdrücken, als sie den Mann sah, mit dem die beiden zusammengesessen hatten. Er lag auf dem Bett, die Arme und Beine von sich gestreckt. Mit heruntergelassener Hose. Dass wäre sicher nicht schlimm gewesen, wenn nicht das Loch, dass sich von seiner Brust bis hin zu seinem Bauch erstreckte wäre, aus dem die Innereien und Gedärme hervorquollen. Die Augen waren weitaufgerissen und starrten mit einem Ausdruck purem Entsetzen an die Zimmerdecke. Gott, was hatte ihn dermaßen zugerichtet? Erin sog scharf Luft ein und zwang sich den Blick von dem Toten zunehmen. Sie musste Branca finden. Bevor es ein anderer tat. „Branca…Branca…wo bist du?“, fragte sie und trat in das Zimmer. Sie ignorierte den Geruch von Blut und Schwefel, der ihr mehr auf den Magen schlug, als die Leiche auf den Bett und begann das Zimmer zu durchsuchen. Doch von Branca fehlte jede Spur. Erin seufzte und stemmte die Hände in die Hüften. Irgendwo musste sie doch sein. Clear ist allein aus dem immer geflohen und sie hatte Branca auch nicht woanders hinlaufen sehen. Also musste sie hier irgendwo sein. Ein Poltern riss sie aus ihren Überlegungen und sie schaute zu dem Schrank, aus dem sie das Poltern gehört hatte. Ging langsam darauf zu un streckte genauso die Hand aus. Als sie den Knauf mit den Fingern umschloss und aufzog, schrie eine vollkommen verängstigte Branca auf und verbarg das Gesicht in ihren blutbeschmierten Händen. Sie kroch, wie ein kleines ängstliches Kind zurück und als Erin nach ihr greifen wollte, wehrte Branca sie schreiend ab. „Nein, nicht…fass mich nicht an!“, schrie sie und kroch immer weiter nachhinten. Erin ging vor ihr auf die Knie und ergriff ihre Hände. Wie eine Wilde versuchte Branca sich aus dem Griff Erins zu befreien und Erin sah in das vor Schreckenverzerrte Gesicht der jungen Stripperin. Ihre Pupillen waren auf das doppelte geweitet und ihre Gesichtszüge glichen einer Frau, die soeben die Hölle gesehen hatte. Erin lief es kalt den Rücken runter und sie sah wieder zu dem Toten. Was war nur geschehen? „Branca…!“, flüsterte sie und zog die zitterne Branca an sich heran. Umarmte sie und strich ihr beruhigend über das schwarze Haar. „Schhhh, ist ja gut…!“, flüsterte sie. Aufgebrachte Stimmen und Schritte ließen sie aufhorschen und sie schaute zur Tür. J.D und einige der Gäste und auch die Tänzerinnen tauchten im Türrahmen auf und einige holten erschrocken tief Luft. Erin schaute zu den Leuten und drückte die Kleine enger an sich. J.D, der an forderster Spitze stand, rührte sich erstmal nicht. Ihn hatte dieser Anblick genauso entsetzte, wie die anderen und er glaubte erst an einen bösen Scherz. Doch als er den beissenden Geruch von Blut in der Nase hatte, kam er wieder zu sich und lief auf die beiden Frauen zu. Grob packte er sie am Arm und riss sie von Branca los. „Was hast du angestellt, du kleine Schlampe?“, schrie er wütend und verpasste Branca eine schallende Ohrfeige. Branca, die immernoch völlig außer sich war, sagte nichts, schrie auch nicht. Sondern fiel einfach nachhinten und starrte vor sich hin. J.D packte sie am Hals und würgte sie. Der Tod eines Kunden bedeutete für ihn den sicheren Ruin. Besonders, weil auch die anderen das sahen und sicher das überall erzählen würden. Er drehte sich um und blaffte seine Angestellten an. „Schafft die Gäste weg und soorgt dafür, dass sie nichts darüber sagen!“ Die Männer nickten nur und drängten die Schaulustigen zurück. Als er mit Branca und Erin alleine war, wandte er sich wieder an Branca und drückte ihren Hals zu. „Das wirst du noch bereuen…Ein Gast so zumasakrieren…Hast du eine Ahnung, was das für mich bedeuten kann?“, schrie er wütend und schüttelte sie. Branca, die dadurch wieder etwas zusich kam und schlug auf seine Pranken, die ihren Hals immermehr zudrückten. Doch J.D ließ sie nicht los. Er wollte diese kleine Stripperin dafür strafen, was si getan hatte. Erin sah, dass er davon besessen war und musste eingreifen, ehe es hier noch eine Leiche oder zwei gab. Sie stand auf und packte J.D an der Schulter. Als der Zuhälter und Clubbesitzer zu ihr über die Schulter schaute, sah sie den Zorn in seinen Augen. Doch davon ließ sie sich nich einschüchtern. „Jetzt komm mal wieder runter, J.D!“, sagte sie und der Zuhälter wehrte ihre Hand schroff ab. „Sag du mir nicht, dass ich runterkommen soll. Cloe. Diese kleine Hure hat meinen besten Kunden auf dem Gewissen und es reicht mir mit ihr!“, knurrte er und wandte sich wieder an Branca. Erin jedoch wollte diesen Kerl so schnell wie möglich von ihr losbekommen. Ansonsten würde sie gleich so richtig wütend werden. „Für dich sind doch alle die besten Kunden. Ob einer mehr oder weniger, ist doch nicht so schlimm. Es gibt in London genug geile Säcke, die den Mädchen an die Titten wollen!“, sagte sie kaltschnäuzig und J.D hielt inne. Er drehte den Kopf zu ihr und Erin konzentierte ihre ganze kalte Wut und Verachtung in ihren Blick. J.D ließ Branca los und hob die Hand, wollte zuschlagen. Doch da sah er ihren Blick und eine eisigschneidende Kälte machte sich in ihm breit. Etwas in ihrem Blick jagte ihm Angst ein und er trat einen Schritt zurück. Erin lächelte insgeheim. Selbst einem so miesen Bastard konnte sie Angst einjagen und sie genoss es. Lässig strich sie sich das lange, dunkle Haar zurück. „Anstatt dich darüber aufzuregen, solltest du lieber diese Leiche wegschaffen!“, sagte sie kalt und ging zu Branca, zog sie auf die Beine und schob sie sanft nachdraußen. Erst als sie draußen waren, verschwand die Kälte die J.D gepackt hielt und er fragte sich für einen kurzen Moment, was gerade mit ihm passiert war. Wieso war er vor dieser Frau zurückgewichen? Er hätte sie locker zusammen schlagen können! Branca saß auf einer der Sitzbänke in der Ecke und nippte an dem Glas mit Whisky. Der Alkohol brannte furchtbar in ihrer Kehle, half aber, das Zittern in ihren Händen und Beinen zustoppen und sie holte tief Luft. Clear saß neben ihr und hatte auch ein Glas an der Hand. Sie hatte sichd as Blut aus dem Geicht gewaschen und sah apartisch vor sich hin. Auch Branca hatte sich das Blut von den Händen geschruppt. Erin setzte sich zu ihnen und schaute sie sich abwechselnd an. Die Gäste waren schon gegangen und auch die anderen Mädchen. Nur Will und J.D, mit seinen Männern waren geblieben, um zu besprechen, was nun passieren sollte. Erin schaute sich ganz besonders Branca immer wieder genauer an und wollte etwas sagen. Ließ es aber. So erschüttert wie sie sah, würde sie sicher kein Wort über die Lippen bringen. Also beschloss sie, sie erst auszufragen, wenn sie wieder etwas klarer war. Der Mord im Wild Fantasys hatte Erin ziemlich klargemacht, dass sie schnell handeln musste. Der Geruch von Schwefel war diesesmal stärker gewesen, als das letzte Mal und sie spürte auch, dass das Böse in diesem Club genauso stark war, die der Geruch an sich. Ihr blieb kaum noch Zeit. Dass musste sie sich ungern eingestehen und schaute zum Handy das verführerisch auf ihrem Kopfkissen lag. Erin strckte die Hand aus, um es zu nehmen. Hielt aber inne. Sollte sie Daroga wirklich anrufen und ihm sagen, was vorgefallen war. Erin wog die Pro-und Contrapunkte sorgfältig ab. Ob früher oder später, er würde sowieso anrufen und fragen wie es läuft. Und wenn sie ihm sagte, nicht gut, so würde er sicher einen Herzinfakt kriegen. „Besser wenn ich es ihm jetzt sage, somit habe ich das Donnerwetter schon hinter mir!“, beschloss sie und schnappte sich ihr Handy. Tippte eiligst die Nummer ein. Es klingelte paarmal, bis Nadir Daroga dranging. Er klang verschlafen und ziemlich mürrisch. Erin grinste etwas und sagte zuckersüß:„ Ohhh, habe ich Sie geweckt?“ „Wenn Sie mich um diese Uhrzeit anrufen, kann das nur eines heissen!“, sagte er murrend und Erin ahnte, dass er etwas anderes sagen wollte. Sich dann aber zusammenriss und sachlich klingen wollte. „Richtig, mir scheint, die Krähe wird langsam so richtig aktv!“, sagte sie genauso sachlich wie er und hörte dann, wie er Luft einsog. „Wie aktiv…ist etwas vorgefallen?“, fragte er und Erin nickte. „In der Tat. Die Krähe oder besser besagt, die Kleine hat einem Freier die Gedärme rausgerissen. Eigentlich nicht schade um ihn!“ „Das ist nicht komisch, Erin!“ „Jaja, schon gut. Was jetzt? Wie es aussieht scheint die Krähe die Kleine immer mehr in ihren Bann zu ziehen!“, fragte sie und Nadir Daroga schwieg für eine kurze Zeit, dann sprach er weiter und seine Stimme war eisiger, als ihre, mit der sie J.D in die Grenzen wies. „Was jetzt? Wie ich das sehe, gerät Ihnen die ganze Situation aus den Fugen und Sie haben darüber keine Kontrolle mehr. Ich werde mich sofort auf den Weg nach London machen und…!“ „Trauen Sie mir nicht?“, fragte sie etwas eingeschnappt und fiel ihm damit derbe ins Wort. „Natürlich traue ich Ihnen, aber ich will verhindern, dass Sie durch Ihr viel zugutes Herz draufgehen!“, versuchte er sie zu beschwichtigen, doch Erin wollte nicht auf seine Worte hören. „Ach, reden Sie doch nicht so einen Scheiss daher. Sie denken, ich kommte mit dem Fall nicht klar und deshalb wollen Sie die Kleine bei der nächstbesten Gelegenheit ausschalten. Aber mit mir nicht!“, schrie sie förmlich ins Handy und ehe Nadir noch etwas sagen konnte, legte sie auf. Wütend schnaubend schaute sie auf das Handy als könne sie es in ihrer Hand schmelzen lassen. Wie sie es sich schon gedacht hatte, war es ein Fehler gewesen, ihn anzurufen. Sie knurrte. „Elender Scheisskerl!“, fluchte sie. Rafael schaute mit großen Augen zu Erin hoch und seine Ohren waren aufgerichtet. So außer sich hatte er seine Herrin noch nie erlebt. Er bellte kurz und legte dann den Kopf schief. Erin warf wütend das Handy gegen die Wand und ließ sich aufs Bett fallen. Dass ihr Mentor ihr nichts zutraute machte sie rasend vor Wut. Er war doch sonst immer so zuversichtlich, was ihre Talente anging. Wieso also zweifelte er jetzt an sie? Lag es etwa daran, dass sie vielleicht wirklich unterlegen würde? Nein! Erin schüttelte den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten. Nein, sie würde niemals unerlegen. Das dürfte sie nicht. Dennsonst wäre alles umsonst gewesen, wofür sie gekämpft und gelitten hat. Einfach alles und Erin wollte es so nicht enden lassen. Sie mochte ein Dämon sein, aber das hiess noch lange nicht, dass sie sich nicht selbst treubleibt und ihr Ziel aufgibt. Daroga hatte doch keine Ahnung. Damals hatte sie diesen Pakt nur geschlossen, um zu verhindern, dass Chris etwas zustösst. Ihre Rache an Ramona war dabei zweiranging. Und nun hatte sie ein Mädchen kennengelernt, dass das gleiche Horrorzenario durchleben musste, wie sie damals und sicherlich dabei der Hölle anheim fallen würde. Das wollte sie ihr ersprane. Deshalb wollte sie hier helfen und es kümmerte sie nicht, was Nadir davon hielt. Für sie war nur eines wichtig: Das sie Branca rettet und vielleicht auf ihre Seite bringt! Erin holte tief Luft und ließ diese laut ausströmen. Mit einem Mal fühlte sie sich etwas besser und lächelte sogar. Mochte dieser verstaubte Knochen doch denken was er wollte. Sie würde nicht von ihrem Plan abweichen. Branca träumte wieder. Sie träumte wieder von dem bluigen Meer und dem Unheimlichen, der sieböse angrinste. Wie aus dem Nichts schälte er sich und in seinen Armen hing eine tote Frau. Ihr Hals war aufgerissen und Blut floss in Strömen aus der Wunde. An den Mundwinkel des Unheimlichen klebte das Blut der Toten und Branca glaubte in seinen mordlustigen Gesichtszügen, ihre eigenen zusehen. Und sie erinnerte sich. Sah wie im Film die Minuten, in denen sie mit Clear und diesem Kerl auf eines der Zimmer ging und er sich die Hose auszog. Clear sollte die erste sein, mit der er seinen Spass haben wollte. Und Branca durchfuhr so ewtas wie blinde Wut. Doch nicht aus Eifersucht, sondern etwas anderes und dann versank die Welt um sie in einem Strudel aus Blut, Schmerzen, Schreien und aus Spass am Morden. Das letzte was sie noch sah, war wie Clear schrie und mit schockgeweiteten Augen auf den Toten schaute, über dem Branca hockte und mit ihren Händen, die zu mörderischen Klauen geworden, in ihm herumwüllte. Sein Innerstes nach außen riss und sich dann Clear stürzen wollte. Sie genauso abschlachten, wie sie es mit dem Mann getan hatte… Branca biss sich vor lauter Angst und Ekel vor sich in den Handrücken, schmeckte das Blut in ihrem Mund und senkte sogleich die Hand. Der Unheimliche grinste umso mehr, als er das sah. „Hör auf dich deinem Schicksal zuerwehren. Du kannst nicht entkommen!“, sagte er ruhig und ließ die Frau fallen. „Du hast ja gesehen, was passieren kann, wenn du dich mir wiedersetzt!“, fuhr er fort und Branca ahnte, was er damit meinte. „Was…soll das heissen, dass du…das getan hast?“, fragte zitternt und ihr wurde schlecht. Der Unheimliche nickte und belckte die scharfen Eckzähne. „Es war ganz leicht, die Kontrolle über dich zugewinnen. Eine kleine Regung von mir in deinen Verstand und schon, hatte ich dich vollkommen im Griff!“, erklärte er und es klang als würde er ihr den besten Sex der Welt erklären. Ihre Angst wich nun und schlug in Hass um. Diese Bestie hatte einfach Besitz von ihr ergriffen und hätte vermutlich Clear erwischt, wenn sie nicht so schnell gewesen wäre. „Du…du verdammter…!“, keuchte sie und hob die Fäuste. Doch der Unheimliche verzog keine Miene, sondern sah sie nur gleichgültig an. Und bevor Branca was tun konnte, hatte er sie am Hals gepackt. „Was…willst du mich schlagen. Lass dir eins gesagt sein, mit mir legt man sich lieber nicht an!“, knurrte er und hob die andere Hand. Seine Fingernägel wurden um das dreifache lang und er hielt sie so nahe, dass Branca sie auf ihrer Haut kratzen spüren konnte. Sie drehte den Kopf weg und wollte ihn nicht länger ansehen. Schon allein der Anblick seines Gesichts widerte sie an. „Dann töte mich doch. Los, bring es hinter dich!“, krächzte Branca und schloss die Augen. Der Unheimliche lachte nur. „Nein, ich werde dich nicht töten. Aber wenn du nicht bald begreifst um was es hier geht, wird sie es tun!“, sagte er ruhig und hinter ihm erschien Cloe. In ihrer hochgehobenen Hand hielt sie eine Schusswaffe und Branca Augen weiteten sich. „Was…!“, keuchte sie erschrocken und sah auf die Waffe in ihrer Hand. Der Unheimliche grinste. „Wie du siehst, will sie dich vernischten und ich glaube kaum, dass du das willst, oder?“, fragte er sie und Branca konnte nur ihr verfinsterte und wie sie dann den Finger auf den Abzug legte. „Nein!“, schoss e ihr durch den Kopf. Sie öffnete den Mund, um zuschreien, doch es kam kein Laut über ihre Lippen. Und Erin drückte ab. Mit einem Schrei erwachte Branca und Schweiss stand ihr auf der Stirn. Sie zitterte am ganzen Leib und versuchte dass soeben geträumte wieder ganz schnell zuvergessen. Doch wie auch der erste Traum, ließ sich dieser genauso wenig verdrängen. Branca glaubte immer noch zu spüren, wie der Unheimliche sie gepackt hielt und wie sich die Kugel, die die Frau namens Cloe abgeschossen hatte sich in ihren Schädel bohrte. Cloe! Diese Frau war ihr schon imemr nicht ganz geheuer gewesen. Aber dass sie sie töten wollte. Das hätte sie sich niemals träumen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Schauer rann ihr über den Rücken und sie umschlang ihren Oberkörper mit den Armen. Versuchte so die Kälte von sich zu halten, sie die zupacken versuchte und schloss die Augen. Doch kaum hatte sie das, sah sie wieder Cloe vor sich, wie sie mit der Waffe auf sie zielte und abdrückte. Sofort schlug sie die Augen wieder auf. Und in ihrem Kopf wirbelten vele Fragen. Zuviele, als das sie darauf eine Antwort finden konnte. Eine davon war, wieso Cloe sie töten wollte. Sie hatte ihr reingar nichts getan. Also wieso zum Teufel, wollte Cloe Branca erschiessen. Nach langem, ergebnisslosem Nachdenken, gab sie es auf und schaute zur Uhr. Viertelvorvier. Es war noch mitten in der Nacht. Branca seufzte und wischte sich über das Gesicht. An Schlaf war jetzt auf keinen Fall mehr zu denken. Also tat sie das, was sie immer tat, wenn sie nicht einschlafen konnte und etwas Ruhe in sich einkehren wollte. Sie ging spazieren. Vielleicht würde sie dann auf eine Antwort auf diese und andere Fragen kommen. Erin nippte an einem Glas mit Badida de Coco. Es war kaum was los. Nur wenige Männer waren hier. Kein Wunder der Mord an dem Mann hatte ich wie ein Lauffeuer ausgebreitet, trotz J.D. „netten“ Worten und sicher einige Kunden vergraullt. Und bei dem Gedanken an den Toten musste sie ich wirklich fragen, was sie mit deren Leiche gemacht haben. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, dass sie sie vielleicht zu Hackfleisch verarbeitet und in eine der nächstbesten Hundefutterfabriken geschmuggelt haben. Sie musste dabei etwas grinsen. Aber das verging ihr schnell, als sie sich an ihr Gespräch mit Daroga erinnerte und die Tatsache, dass er ihr anscheinend nicht so vertraute, wie sie es gerne hätte. Sie verzog kurz grimmig das Gesicht und konnte nur hoffen, dass sie Daroga genug Angst eingejagt hatte, damit er in Rom auch bleibt und sich hier nicht einmischt. Denn sonst war die ganze Arbeit für die Katz. Dabei musste sie an Branca denken. Die Kleine hatte diesen Kerl auf dem Gewissen und wusste es nicht mal. Was wenn dieses Ding, diese Krähe in ihr, die Kontrolle nur dann übernimmt, wenn sie…ängstlich ist, oder wütend. So wie sie dreinschaute, als der Kerl sie begrabschte, tippte sie aufs letztere und eine Gänsehaut kroch ihr über die Arme. Sie schloss kurz die Augen, versuchte Erik in ihrem Geist zu erreichen, doch sie fand nur Leere und sie knurrte. „Typisch…dieser Kerl meldet sich auch nur, wenn er was zumelden hat!“, grummelte sie und nahm noch ein Schluck. „Wer meldet sich nur, wenn er was zumelden hat?“, fragte Will und Erin schreckte hoch. „Wie?“, gab sie nur erschrocken und sah den Barkeeper etwas verwirrt an. Will hob etwa sdie Brauen. „Sie haben doch von jemanden gesprochen, der sich nur meldet, wenn er was zumelden hat, oder habe ich mich da verhört?“, wiederholte er seine Frage und Erin zuckte zusammen. „Oh Shite!“, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte, ohne es zuwollen die Worte laut ausgesprochen und nun dachte Will sicher, sie würde von ihrem Freund sprechen. Schnell fucheltete sie mit den Händen in der Luft herum. „Äh, ja…jajajaja…Sie habens sich verhört!“, sagte sie wie eine Verrückte und grinste etwas vergnügt. „Oh man…der denkt doch jetzt sicher ich sei wahnsinnig!“, dachte sie und hörte auf mit den Händen wild in der Luft zu wedeln. Will schaute sie sich noch einem Moment genauer an und wandte sich dann ab, als er Branca sah. „Hey, meine Kleine. Na geht’s dir heute etwas besser?“, fragte er und Branca nickte nur schwach. Erin schaute zu ihr und sah, dass die Spuren der letzten Nacht noch immer ihre Spuren an ihr hinterlassen hatte. Nochimmer klebte der Geruch von Blut an ihren Händen. Erin konnte es riechen. Aber nicht den Schwefel, der sich gestern in dem Lokal breitgemacht hatte und im Zimmer noch schlimmer gewesen war. Sie runzelte etwas die Stirn. Seltsam, wirklich seltsam! Branca ging an ihr vorbei und blieb dann bei ihr kurz stehen. Sah sie sich genau an und als Erin über die Schulter schaute und bemerkte, wie sie sie anschaute, ahnte sie, dass Branca auch diese Nacht einen schlimmen Traum hatte. Und in ihrem Kopf sagte eine kleine Stimme, dass dieser Traum auch sie betraf. Die Frage war nur, was? Branca schien die Frage in ihren Gedanken gehört zu haben. Ihre Augen formten sich zuschmalen Schlitzen und deutlich sagte diese Blick:„ Tu nicht so unschuldig. Du weißt genau, was Sache ist!“ Erin schaute sie noch einen Moment an, dann drehte sie den Kopf und ließ Branca in den Glauben sich wieder ganz und gar dem Glas zu widmen. Branca ging nun auch weiter und Erin schaute aus dem Augenwinkel ihr nach. Anscheinend hatte sie einen Traum, in dem Erin eine ganz entschiedene Rolle spielte. Dessen war sie sich bewusst. Nur wie Branca sie angesehen hatte, konnte sie nicht davon ausgehen, dass diese Rolle positiv war und sie hatte da so eine verdammt böse Ahnung. Erschwerend kam hinzu, dass Daroga sicher schon auf dem Weg war und so blieb ihr nicht mehr soviel Zeit, als es ohne schon war. Mist! Sie musste schnell handeln, ansonsten würde sie sich bis zu ihrem Tod Vorwürfe machen. „Branca ist ganz schön neben sich…kein Wunder nach der Sache gestern…!“, hörte sie Will murmeln. „Wenn man nur erfahren würde, wa sgeschehen ist…dann kann man ihr vielleicht helfen!“ Da wurde Erin nun richtig hellhörig und ihr kam da ein gewisser Gedanke. Gestern war der Geruch von Schwefel noch störker gewesen und sie hatte wieder dieses Böse gespürt, welches sie schon bemerkt hatte, als sie das erste Mal das Lokal betrat. Ein gewisser Verdacht drängte sich ihr dabei auf. „Hm, ich weiss, diese Frage kommt etwas spät. Aber können Se mir etwas über diesen Laden etwas sagen. Was das Mal früher war, meine ich. Oder ob hier mal was Schlimmes passiert ist!“, fragte sie und Will sah sie nun etwas verblüfft an. Das war in der Tat eine etwas späte Frage und er wunderte sich, wieso sie sie gerade jetzt stellte. Jetzt nachdem Tod des Mannes. Er schaute sie eine Weile so an, dann beugte er sich vor, sodass ihre Gesichter nur wenige Zenitmeter voneinander getrannt sind. „Wieso interessiert Sie das aufeinmal…Sind sie ein Cop?“, fragte er leise und etwas in seiner Stimme schwang mit, dass Erin gar nicht gefiel. Dachte er wirklich sie sei ein Polizist und würde nun dafür sorgen, dass der Laden geschlossen wurde? Oder mochte er es einfach nicht, wenn man ihn verarschte. Beides klang durchaus plausibel. Und Erin schluckte. „Nein. Ich interessiere mich nur, was hier mal passiert ist. Man darf doch Neugierig sein!“, sagte sie und zog eine Schnute. Wills Brauen zogen sich kurz zusammen, dann seufzte er. „Okay, aber nur weil Sie es sind. Es passierte vor achtzehn Jahren. Da war das hier noch eine Discothek. Aber nicht eine, in der es gesittet vor sich ging. Das hier war mal der Treffpunkt für Drogenjunkies, Nutten und anderem Abschaum!“, berichtete er und Erin konnte sich gut ein Bild davon machen. „Damals war ich hier ebenfalls Barkeeper und weiss noch ganz genau, was hier passiert ist. Eine junge Frau kam hierher um nach ihrem Freund zu suchen. Sie war ziemlich außer sich vor Sorge und ich erklärte ihr, dass er vor kurzem hier war. Dann ging sie wieder und tauchte wenige Minuten später wieder hier auf. Mit ihm. Ich muss schon sagen, dass ihr Freund ziemlich gutaussehend war. Er war mir schon vorher aufgefallen. Er saß hier, genau hier…!“, damit tippte er mit dem Finger auf die Stelle, da wo nun Erin saß und sie rutschte nun etwas nervös hin und her. Etwas an dieser Geschichte war alles andere als normal. „Und was dann?“, fragte Erin und konnte es kaum aushalten. Die Spannung, die sich nun in ihr breitmachte, war kaum zum aushalten. Sie ahnte schon, dass es etwas Schlimmes passieren würde. Der Mann hob die Schultern. „Naja, erstmal nichts. Sie gingen auf die Tanzfläche und tanzten. Nichts Besonderes eben. Aber dann haben sich irgendwelche Penner die Frau geschnappt und während die Freunde den Mann festhielten, tanzte der andere mit der Frau. Sie können sich sicher denken, dass dieser seine Finger nicht bei sich lassen konnte und die Frau ständig begrabschte. Ich wollte schon dazwischen gehen. Als ihr Freund mächtig austickte. Ich weiss nicht genau was passierte, aber er schleuderte den Kerl, der ihn vorher noch mit dem Messer bedroht hatte, gegen die nächste Wand. Dabei brach er ihm wohl den Schädel. Dann kamen die anderen dran. Es geschah alles ziemlich schnell. Ich sah nur, wie sie tot zusammen brachen. Und zum Schluss, nahm er sich den vor, mit dem seine Freundin tanzen musste. Er packte ihn am Kragen, wuchtete ihn hoch und rammte ihm mit dem Kopf nach unten gegen den Boden. Wie einen Pfahl!“, endete Will und schauderte, als er das Bild wieder vor Augen hatte. Auch Erin schauderte. Das was er da erzählte, hörte sich an, wie eine Horrorgeschichte. Aber sie musste nur in die Augen des Mannes schauen, um zu wissen, dass er nicht übertrieb. Hier wurden wirklich Menschen auf so bestialische Weise getötet und in Erin keimte das Wissen, dass dieser Mann von damals kein andere war, als die Krähe. „Wi-wissen Sie, wo dieser Mann wohnt. Hier muss es doch danach von Polizisten gewimmelt und ihn auch verhört haben?“, fragte Erin. Will schüttelte den Kopf. „Nein, er ist einfach verschwunden. Zurück blieb nur seine Freundin. Die arme Kleine. Sie sah dann ganz schön mitgenommen aus. Auch sie machte, dass sie das Weite suchte!“, erklärte er betroffen. Er schüttelte nochmals den Kopf. „Das muss ein ziemlicher Schock gewesen sein!“ „Haben Sie sie wiedergesehen?“, fragte Erin. Sie hoffte durch diese Frau immerhin eine Spur zu diesem Mann zu finden. Und eine, die etwas mit Branca zutun hatte. Es konnte doch kein Zufall sein, dass die Kleine nach Schwefel stinkt. Genauso wie das Lokal und auch sicher der Mann von damals. Und zu ihrer Erleichterung nickte er diesmal. Aber in seinem Gesicht spiegelte sich tiefstes Mitleid. „Ja, in der Zeitung. Man fand sie tot, in einer der alten, verlassenen Kirche. Mit einer Kugel im Kopf!“, sagte er tonlos und Erins Schultern sackten nach unten. „Dass heisst also, sie ist tot!“, sagte sie niedergeschlagen und Will nickte nochmals. „Genau. Wie ihr Freund. Nur wenige Jahre zuvor. Anscheinend war sie über seinen Tod dermassen verzweifelt, dass sie sich selbst tötete. Das sagte zumindest die Polizei. Die Arme…Sie war wirklich eine schöne Frau…ein Jammer…!“, sagte er und wandte sich wieder seiner Arbeit. Erin saß nur da und schaute vor sich hin. Das was ihr Will erzählt hatte, hatte sie in nullkommanichts tief runtergezogen. Nicht nur schlimm genug, dass es hier ein Massaker gab. Nein, die einzige Zeugin, die ihr helfen konnte, war tot. Der Mann, der hier seine Spuren hinterlassen hatte, ebenfalls. Aber Branca war hier. Und etwas sagte ihr, dass die beiden verbunden waren. Erin ging nochmal die Geschichte durch, Detail für Detail. Was hatte Will gleich zu anfang gesagt? Das ganze ist vor achtzenjahren passiert. Und Branca ist achtzehn. Das konnte doch nun wirklich kein Zufall sein? Erin Gesicht verfinsterte sich. Wenn das also wirklich alles vor achtzehn Jahren geschehen ist, dann musste Branca genau in dem Moment geboren sein, als der Mann, die Krähe, starb. Und dann war er wiedergeboren. In ihrem Körper und somit, würde sich die Geschichte wieder widerholen. Erins biss sih solange auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte und versuchte ihre Gedanken in eine andere Richtung zulenken. Sie fragte sich, was wohl Chris gerade machte? Ob er auch in diesem Moment gerade an sie dachte? Oder ob er gleich nach ihr suchen würde? Es mochte verrückt klingen, aber Erin hoffte, dass er das letztere nicht tat. Es war zugefährlich. Für sie beide. Erin würde durch sein Auftauchen hundertpro ihre Deckung verlieren und er sein Leben. So wie sie diesen J. D. bis jetzt erlebt hatte, konnte sie nicht hoffen, dass seine Männer ihn nur verhauen würden. Und selbst wenn er schnell genug war, um diesen Typen davon zu kommen, gab es immernoch die weisse Schlange, die ihm an Leder gehen konnte. Nur um sie zuschwächen! An die Krähe wollte sie nicht denken. Ein Feind, der die Grausamkeit des Teufels hatte, reichte ihr schon. Schnell nippte sie an dem Glas, um nicht weiterhin darüber nachzudenken. Dachte nun wieder an das Lokal. Jeder Gedanke war besser als der an Chris und an die Möglichkeiten, wie er zuschaden kommen konnte. So wie es aussah, war das Lokal der Schlüssel zu dem ganzen Grauen. Manche böse Geister wurden durch ihre blutigen Taten an einen Ort gebunden, an dem sie irgendwann zurückkehrten. Das war meistens so und wäre sicher nichts Besonderes gewesen, wenn es nicht zu persönlich für sie gewesen wäre. Aber darüber wollte sie nicht länger nachdenken. Zumindest nicht über diesen einen Punkt. Schnell überlegte sie weiter und drängte alle Erinnerungen, die mit Erik zutun hatte, zurück. „Hm, wenn dies hier der Punkt war, an dem der Geist gebunden war und er nun versuchte Besitz von ihr zunehmen, gab es eigentlich nur einen Weg, um dies zuverhindern!“, überlegte sie und schaute in die hinundherschwappende Flüssigkeit. „Die Kleine muss von hier weg!“ Sofort stand sie auf und ging in die hinteren Räume. Suchte nach Branca und fand sie. Zusammen mit Clear. Sie saßen in einem kleinen Zimmer und unterhielten sich. Erin blieb neben dem Türrahmen stehen und hörte zu. „Ich kann es immernoch nicht fassen. Du warst so anders. So brutal…und es…es hat dir Spass gemacht, diesem Mann die Eingeweide rauszureissen…Gott, Branca…Du wolltest sogar mich umbringen!“, hörte sie Clear völlig aufgelöst sagen und sie konnte sich gut vorstellen, wie sich das junge Ding fühlte. Dann herrschte Schweigen und Erin wollte schon über den Türrahmen lucken. Als Branca antwortete. Sie klang müde und ausgezerrt. Kein Wunder, bei dem was gestern geschehen war. „Clear, du musst mir glauben. Ich…ich weiss nicht, was mit mir los war. Ich sah nur, wie dieser Kerl dich anfassen wollte und dih vor ihm geekelt hast. Dann wurde mir so komisch und ich weiss nur noch, wie alles um mich herum schwarz wurde!“, erklärte sie müde. Erin schaute nun hinein und sah, wie Clear Brancas Hand nehm. Sie streichelte. Noch hatten die beiden sie nicht bemerkt und sie räupserte sich. Die beiden schauten zu ihr und während sich Verwunderung in Clears Gesicht spiegelte, lag großes Misstrauen in den Zügen Brancas. „Hey, ähm…kann ich kurz mal mit Branca allein sein?“, fragte sie und machte einen Schritt in das Zimmer. Clear, die immernoch Brancas Hand hielt, schaute unsicher von Erin zu Branca und dann wieder zu Erin. Auch wenn diese Frau ihr Angst machte, wollte sie nicht, dass sie mit Branca alleine war. Sie war schon sowieso viel zusehr mitgenommen. Da musste sie nicht auch noch mit dieser unheimlichen Frau alleine sein. „Keine Sorge…ich werde ihr schon nichts tun. Ich will nur reden!“, beruhigte sie sie und Clear schaute wieder zu Branca. Ihr schien es nicht zugefallen, dass gerade sie mit ihr sprechen wollte. Doch sie unterdrücke eine giftige Bemerkung. „Es ist schon okay. Clear. Du kannst mich ruhig mit ihr alleine lassen!“, sagte sie und Clear stand auf und ging aus dem Zimmer. Jedoch nicht ohne nocheinmal einen besorgten Blick auf Branca zuwerfen und zu Erin, die die Tür gleich hinter sich schloss. Kaum war die Tür geschlossen, schaute Branca sie mit kalten Augen an. „Was willst du von mir?“, fragte sie und strafft die Schultern. Erin lehnte sich an die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sagte ich doch schon. Mit dir reden!“, antwortete sie und bedachte Branca mit einem vorsichtigen Blick. Sie sah nicht aus, wie eine Bestie… Jetzt wo sie endlich mit ihr allein sein konnte, konnte sie sich mal genauer anschauen und einmal mehr musste sie feststellen, dass die Kleine es nicht verdient hatte, so ein Leben wie sie es, führte bald zu haben. Sie war noch jung. Sie sollte ein anderes Leben haben, als das. „Und über was?“, fragte Branca und schaute Erin nun mit wachsendem Misstrauen an. Erin ging auf sie zu, aber anstatt sich neben sie zusetzten, setzte sie sich auf den Stuhl ihr gegenüber und sah sie nun fest an. „Über dein Leben und wie es weitergehen soll!“ Branca rollte die Augen. „Wenn du mir jetzt eine Moralpredigt halten willst, dann kannst du gleich wieder gehen!“, murrte sie und bewegte die Schultern. Erin grinste. Ihr gefiel der schwarze Humor der Kleinen. Wie ähnlich sie sich doch waren. „Nein, ich bin nicht sehr gläubisch. Aber was ist, wenn sich dein Leben plötzlich verändert und du es nicht verhindern kannst. Was wenn etwas in deinem Leben mächtig schief geht und du es nicht rückgängig machen kannst?“, fragte Erin und Brancas Misstrauen wich nun reinster Verwirrung. „Wie meinst du das?“ Erin holte tief Luft und überlegte sich jedes Wort sehr genau. Das was sie ihr nun sagen würde, würde sie sicher schockieren. „Ich meine, dass das Schicksal etwas Besonderes für dich ausgdacht hat. Etwas, was dir sicher nicht gefallen wird!“, erklärte sie und Brancas Augenbrauen hoben sich. „Das Schicksal…!“, wiederholte sie und nun kehrte das Misstrauen, gemischt mit etwas Niedergeschlagenheit wieder in ihr Gesicht zurück. „Das Schicksal hatte es noch nie gut mit mir gemeint…wieso also sollte es noch schlimmer kommen?“ Ein harter Zug legte sich um Erins Mund und Branca öffnete den Mund um noch etwas zusagen, doch sie verstummte. Augenblicklich senkte sie den Kopf und fragte sich, wieso sie aufeinmal so ehrfürchtig vor dieser Frau war. Lag es an dem rätselhaften, unheimlichen Glimmen, dass in den Augen der Frau aufgetraucht war? „Du hast ja keine Ahnung…!“, knurrte sie und Branca spürte plötzlich, wie in ihrem Bauch sich ein eiskalter Brocken bildete. Etwas an diesen Worten verriet ihr, dass das nicht nur heisse Luft war. Doch sie wollte nicht zugebeben, dass Erins Worte sie beunruhigten. „Was immer es ist. Ich werde schon damit fertig!“, sagte sie gelassen, stand auf und wollte an ihr vorbei, aus dem Zimmer. Erin jedoch versperrte ihr den Weg. „Nein, das wirst du nicht. Ich weiss, wovon ich spreche. Zuerst träumst du Dinge, die dich erschrecken. Die sich auslaugen. Dann geschehen diese Dinge und du weißt nicht, was pasiert ist. Und ehe du es dich versiehst, bist du zu etwas geworden, dass keinen Unterschied zwischen Freund und Feind macht, wenn es tötet!“, sagte sie und Brancas Augen weiteten sich kurz. Aber dann wisch all der Schrecken, den ihr die Worte eingejagt hatten und sie war wieder ganz sie selbst. „Du bist ja verrückt!“, sagte sie und griff nach der Klinke. Erin hielt sie an der Schulter fest. Als Branca zu ihr schaute, war immernoch dieses Glimmen in Erins Augen. „Vielleicht, aber du solltest nicht denken, dass das nur reiner Zufall ist!“, sagte sie und ließ ihre Schulter los. Schritt zur Seite und Branca öffnete die Tür. Wollte raus aus diesem Zimmer und weg von dieser Frau. Erin sah ihr nach und flüsterte dann, als Branca schon längst im Flur verschwunden war. „Und dass ich dich dann töten muss!“ Das kleine Boot der Hafenpolizei schipperte auf dem ruhigen Wasser des Londonerflusses. Hinundwieder wurde der Scheinwefer über die sich stetig bewegende Wasserfläche geschwengt, um wiedermal ein dahintreibendes Päckchen Crack oder andere iligalen Sachen einzusammeln. Sergant Peters stand an der Reling und schaute fröstelnt in die Fluten. Schon acht Stunden waren sie auf den Beinen und er hoffte, dass sie bald Feierabend machen konnten. Er wollte endlich aus dieser Kälte in eine schöne warme Bar und zu einem köstlichen Bier. Er schloss die Augen und stellte es sich schon vor. Sein Kollege Samson lenkte das Boot zurück und wollte zurückfahren. Als er plötzlich im Licht des Scheinwerfes etwas auf der Oberfläche treiben sah. Er stöhnte und drosstelte die Geschwindigkeit. „Was ist denn los, Samsung?“, fragte Peters und schaute zu seinem Kollegen. „Da ist etwas…im Wasser!“, sagte er und Peters schaute etwas genervt. „Oh nein…nicht doch…!“, seufzte er und schaute zu dem Etwas, was auf dem Wasser trieb. Sie waren nun auf gleicher Höhe und zwei anderen Polizisten angelten mit Hacken nach dem Ding. Als sie es hatten, wuchteten sie es hinauf ins Boot und wichen erstmal zurück. Was sie vorhin als ein Päckchen Rauschgift gehalten haben, erwies sich als grausige Wahrheit. „Oh Gott…was um alles in der Welt hat den denn zugerichtet?“, fragte Samsung und hielt sich die Hand vor dem Mund. Peters musste ebenfalls einen Würgereiz unterdrücken und wandte sich dann ab. „Durchsucht den Kerl und dann ab damit in die Pathologie!“, wies er seine Männer an und das Boot fuhr los. Zwei Tage später. Branca saß an der Bar und schaute mit leerem Blick vor sich hin. Die ganze Nacht hatte sie darüber nachgedacht und jetzt überlegte wieder. Rief sich immer wieder die Worte Cloes ins Gedächtniss und schauderte. So ungern sie es zugab und Cloe gerne als Verrückte abgestempelt hätte, aber sie musste ihr Recht geben. Etwas an diesen Träumen war real. Sie würden real werden und dann, würde sie sich verändern. Und so, dass sie sich nicht mehr wiedererkennen konnnte. Branca strich sich das Haar zurück und atmete ein, zwei Mal durch. Was konnte sich nur in ihr befinden, dass selbst Cloe zu einer bitterernsten Frau machen und sie so furchteinflösender machen konnte, als sie es jetzt schon war? Konnte sie überhaupt trauen? Was wenn sie genauso war, wie dieses Ding in ihr? Sie musste dabei an den Unheimlichen denken. „Kann es sein, dass dieser Unheimliche der Teufel ist?“, fragte sie sich und hörte ein leises Lachen. Sie zuckte etwas zusammen. Hastig schüttelte sie den Kopf und drängte diesen Gedanken aus ihrem Kopf. Es war einfach zu schauerlich. Aber…würde das nicht alles erklären? Der Hass, mit dem man sie in ihrer Familie behandelte. Die ständigen Beleidigungen und Schläge. Möglich wäre es. In den Augen ihrer Verwandten, die sie aufnahmen, war sie nur ein Bastard und Branca hörte die verletzenden Worte derer, die sie grosszogen. Du unerträgliches Balg…Hätte der Herr dich nur bei sich behalten…Wieso musstest du leben? Sie verzog schmerzhaft das Gesicht, als ihre Erinnerung weiterging und sie sah die Bilder aus ihrer Vergangenheit. Ihre Tante, die über ihr stand und die Gerte schwang. Ihr Onkel, mit geöffneter Hose und einem widerlichem, gierigen Grinsen im Gesicht. Ihr drehte sich der Magen um und sie schüttelte den Kopf, um diese Bilder endlich loszuwerden. Sie bestellte sich bei Will etwas zutrinken. Will schenkte ihr Wasser ein und reichte es ihr. Branca sah das Glas missbilligend an und wollte sich schon etwas Härteres bestellen. Doch der strenge Blick den ihr Will zuwarf, reichte aus, um das Glas doch noch in die Hand zu nehmen und es an die Lippen zu setzen. Erin setzte sich neben sie und bestellte sich ebenfalls einen Drink. Allerdings einen Gin und Branca machte ein langes Gesicht. „Toll. Die darf sich besaufen und ich muss mit einem Glas Wasser begnügen!“, knurrte sie in Gedanken und Erin lächelte. Und erschrack. Wieso konnte sie die Gedanken der Stripperin hören? War das wieder eine Fähigkeit, die sie durch den Pakt mit Erik erhalten hatte? Wenn ja, welche würde sie noch erhalten. Da kamen zwei Herren in das Lokal und die beiden Frauen und Will sahen zu ihnen hinüber. Beide waren in Anzügen hier und zuerst schien es, als wären sie ganz normale Stammgäste. Erin rümpfte etwas die Nase. Diese notgeilen Lustmolche konnten es wohl nicht abwarten, wieder nacktes Fleisch zusehen. „Hey, es ist noch geschlossen. Machen Sie, dass Sie wieder rauskommen!“, blaffte einer von Johnnys Männern die beiden an, und wollte sie rausschmeissen. Doch da griffen sie in ihre Jackets und jeder fördete einen Ausweis zu Tage. Erins Augen formten sich zu schmalen Schlitzen, versuchte die Ausweise zuerkennen und schlagartig wurden ihre Augen gross und sie kalkweiss. Scottland Yard! Auch das noch. Schnell drehte sie sich so, dass sie sie nicht direkt sehen konnten. Zwar war ihre Akte geschlossen und gelöscht und das sie hier in London und nicht in Paris war und damit in Sicherheit war, aber das hiess nicht, dass sie erkennen würden. Bestimmt wurde damals als sie auf der Flucht war, eine Fahndung ausgerufen. Und das Risiko, dass sie sie hier finden und erkennen würden, wollte sie nicht eingehen. „Mein Name ist Jones und dies ist mein Kollege Clarkson…Wir sind hier, weil wir Ihrem Boss einige Fragen stellen wollen!“, kündetete der dunkelharrige an, während er sich aufmerksam umschaute. Erin konnte förmlich seine Blick durch den Raum gleiten spüren und zuckte zusammen, als sein Blick an ihr haften blieb. Vorsichtig schaute sie durch den Vorhang ihrer schwarzbraunen Haare über die Schulter und sah, wie er sie ansah. Sie mit seinen Blicken geradezu festnagelte und Erin konnte nur hoffen, dass es an ihrem Hintern lag, den sie ihm zugewandt hatte. Einige Minuten blieb noch sein Blick auf ihr gerichtet, dann wandte er ihn ab und Erin atmete erleichtert auf. In diesem Moment kam J.D rein und maß die beiden Ankömmlinge mit finsterer Miene. „Was soll das hier?“, fragte er und stemmte die Hände in die Hüfte. Die beiden Beamten stellten sich vor und Erin bemerkte die Nervosität, aber auch den leisen Zorn in dem Puffbesitzer aufsteigen. „Wir haben einige Fragen an Sie…!“, sagte der Beamte nur und dann flüsterten sie. Erin spitzte die Ohren. Nahm teilweise Wortfetzen auf und sah dann, wie sich die Herren in das Büro zurückzogen. Die beiden Beamten von Scottland Yard verließen das Lokal und gingen zu ihrem Wagen. Erst als sie eingestiegen waren und losfuhren, sprachen sie. „Und was denken Sie, Mr. Clarkson?“, fragte Jones, während er den Blick nicht von der Strasse nahm. Clarkson schaute stumm aus dem Fenster, dann wandte er sich seinem Kollegen zu. „Ich denke, dass wir uns den Laden nochmal anschauen sollten!“, sagte er und seine Stimme klang misstraurisch. Nun schaute Jones zu ihm, schaute dann wieder nachvorne und nickte. „Der Meinung bin ich auch. Dieser Johnny Dickson hat mehr Dreck am Stecken, als Al Capone!“, stimmte er zu und lenkte den Wagen auf die Oxford Street. „Aber da gibt es noch etwas anderes!“ Clarkson schaute ihn an. „Wieso…ich dachte wir sind hier, weil wir diesen Zuhälter endlich hinter Gittern bringen wollen?“, fragte er und Jones lächelte etwas. Sein junger Kollege, war gerade mal ein zwei Jahre hier und musste noch viel lernen. „Das auch. Aber haben Sie nicht diese Frau an der Bar sitzen sehen?“, fragte er und Clarkson überlegte, nickte dann. „Ja, aber welche. Da saß schließlich nämlich noch eine!“ „Die mit den langen Haaren. Die uns den Rücken zugewandt hate. Ist Ihnen das nicht komisch vorgekommen?“ „Hm, doch schon. Habe mir aber nichts gedacht. Ich dachte diese Frau wollte nicht, dass wir sie erkennen…!“, sagte er und sein Kollege nickte. „Das stimmt auch. Sie wollte nicht, dass wir sie erkennen!“, sagte er und bog wieder ab. Clarkson runzelte die Stirn. „Wieso…hat sie etwa auch Dreck am stecken?“ Jones lachte humorlos. „Ja und wie. Mehr als Johnny Dickson…Sie wurde in Paris wegen Mordes gesucht und ich frage mich wirklich was sie hier nun in London zusuchen hat. Etwa wieder ein neues Opfer?“, überlegte er laut und Clarksons Miene wurde noch verwirrter. „Opfer?“, fragte er. „Ist sie etwa…? „…Eine Mörderin? Ja. Und eine von der schlimmsten Sorte!“, sagte Jones und Clarkson zog die Brauen zusammen. „Komisch, sie machte nicht den Eindruck, als sei sie eine Mörderin!“, sagte er mehr zu sich, als zu seinem älteren Kollegen. „Außerdem wurde sie nicht als Unschuldig entlassen, aus mangel an Beweisen!“ Jones lachte. „Sie müssen noch sehr viel lernen, was das Aussehen und denken eines Mörders angeht!“, komplimentierte er. Wurde dann aber wieder ernst. „Wie auch immer…wir haben nun nicht mehr Johnny Dickson im Visier, sondern auch diese Frau!“, sagte er und lächelte wissend. „Aber ist das nicht Sache der Pariser Polizei?“, fragte Clarkson und runzelte etwas die Stirn. Jones gab ein vielsagendes Schnauben von sich. „Bis die hier sind, ist diese Mörderin schon wieder über alle Berge. Mir ist immernoch schleierhaft, wie sie entkommen konnte!“, sagte er verächtlich und hielt vor einer roten Ampel. „Aber sollten wir nicht die Beamten davon in Kenntniss setzen. Immerhin hat sie uns einen Steckbrief geschickt und eine Aufforderung, sofort Meldung zuerstatten!“, wandte Clarkson unsicher ein. „Auch wenn sie anscheinend unschuldig ist!“ Jones knurrte. „Ja, gut meinetwegen!“ Gerne hätte er nein gesagt. Diese Frau dranzukriegen, davon träumte wohl jeder Polizist. Da sie es zumal geschafft hatte aus einem Polizeirevier und auch aus einem Land zu verschwinden, dass sämtliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte, um diese nicht entkommen zulassen. Als er sie hier, in London gefunden hatte, weckte das seinen Ehrgeiz. Aber wenn er jetzt einfach auf eigene Faust gegen sie ermittelte, riskierte er seinen Job. Auch wenn es ihm nicht gefiel, er musste seinem Vorgesetzten davon berichten. „Wie konnte das passieren?“, brüllte Johnny Dickson wütend und schlug mit der Faust auf den Tisch. Seine Männer zuckten zusammen und sahen sich einander hilflos an. Ihr Boss war auf hundertachtzig. Gleich nachdem die Beamten gegangen waren, hatte er seine beiden Männer ins Büro beordert und schrie sie an. „Ich habe euch gesagt, der Kerl soll auf nimmer wiedersehen verschwinden…Seid ihr selbst dafür zu blöd!“ „Das Seil musste sich irgendwie gelöst haben!“, versuchte einer seiner Angestellten und J. D knurrte. „Das Seil musste sich irgendwie gelöst haben…Unsinn. Ihr habt die Leiche nicht richtig an dem Betonblock festgebunden…das ist es…Sowas stümperhaftes!“ J.D ließ sich nach hinten in seinen Stuhl sinken und massierte sich seine Schläfen. Er musste nachdenken. Als die Beamten ihm erzählten, dass sie in der Jackentasche der Leiche eine Streichholzschachtel aus seinem Lokal gefunden hatten, war ihm, als hätte man ihm mit Eiswasser überschüttet. Dann aber riss er sich zusammen und behauptete gelassen, dass das reiner Zufall sein kann. „Diese Streichholzschachtel kann er auch von einem Freund haben, der wiederum Kunde hier ist!“, hatte er erklärt und die Beamten tauschten kurz Blicke. „Mag sein. Aber Sie werden doch sicher verstehen, dass wir der Sache auf den Grund gehen und sicher noch ein paar Fragen an sie haben!“, sagte Jones und J. D ballte die Hände unter seinem Schreibtisch zu Fäusten. Er nickte nur. Und wünschte den Herren widerstrebend einen schönen Abend noch. Er schickte seine Männer nachdraußen, um allein zu sein. Er musste nachdenken. Nachdenken, wie es weitergeht und wie er aus diesem Schlamassel kommt. Ohne dabei finanzielle Verluste zuerleiden. Es war schon fast einuhrmorgens, als Erin nachhause kam. Neben der Erschöpfung, plagte sie auch die Angst. Die Polizei war aufgetaucht und hatte wohl Fragen gestellt. Zwar wusste sie nicht, ob es um den Toten ging, vor zwei Tagen, aber es gefiel ihr dennoch nicht. Was wenn sie sie erkannt hatten und nun auch noch gegen sie ermittelten? Erin fluchte leise. Und ihr kam die Idee sich als Stripperin auszugeben nun ziemlich dumm vor. Aber nun saß sie mitten drin und soleicht würde sie da nicht mehr rauskommen. Sie stieg die Stufen hoch und öffnete die Tür. Um gleich darauf zurückzuweichen, als sie in den Lauf einer Magnum schaute. Kapitel 5: Enthüllungen! ------------------------ „Daroga…ticken Sie noch ganz richtig?“, rief sie erschrocken, und dann wütend. Daroge senkte die Schusswaffe. „Verzeihen Sie, aber ich dachte Sie seien ein Einbrecher!“, sagte er und trat zurück, um sie hereinzulassen. Erin gab einen entrüsteten Laut von sich und schob sich an ihm vorbei. Zog ihren Mantel aus und warf ihn aufs Bett. Drehte sich dann zu ihm herum und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was machen Sie überhaupt hier?“ „Können Sie sich das nicht denken?“ Erin rümpfte die Nase. Ja, sie konnte es sich denken und es gefiel ihr nicht. Sie setzte sich auf das Bett und sah ihn vernischtend an. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich klarkomme!“, knurrte sie. Daroga mass sie von oben bis unten und sein Gesicht sprach Bände. „Sie trauen mir nicht, oder?“, fragte sie und spürte Wut in ihrem Bauch. Daroga seufzte schwer. „Erin ich habe doch schon am Telefon gesagt, dass ich Ihnen traue. Aber die Sache gerät langsam aus dem Ruder…!“, sagte er und Erin zischte verächtlich. „Läuft aus dem Ruder, dass ist doch gar kein Ausdruck…!“, dachte sie verbittert, sagte es aber nicht laut und straffte die Schultern. „Ich habe eben noch kleinen Schwierigkeiten…!“, sagte sie knapp und Darogas Stirn legte sich in Falten. „Kleine Schwierigkeiten? Die Polizei ist Ihnen über den Weg gelaufen und ich bin mir sicher, dass diese Ihnen nun ebenso auf der Spur ist, wie diesem Johnny Dickson!“, erwiederte er und machte eine beiläufige Handbewegung. Erins Augen wurden gross, als er das sagte. Woher wusste er das? „Ich bin Ihr Schutzengel…haben Sie das vergessen. Ein Schutzengel weiss eben alles, was um seinen Schützling geschieht…!“, erklärte er, als ob er ihre Gedanken gelesen hatte und musste dabei lächeln. Doch Erin konnte das Lächeln nicht erwiedern. Ihr war nicht zum lächeln zumute. Dass die Polizei nun aufgetaucht war und dass diese sie nun vielleicht wiedererkannt hatten, machte die Sache nun noch schwerer, als sie es jetzt schon war. Nun hatte sie auch noch die Polizei am Hals und würde nie mehr einen Schritt machen können, ohne gleich dabei selbst ins Kreuzfeuer zugeraten. Erin seufzte und ließ den Kopf nun hängen. „Okay, da Sie also mein Schutzengel sind, möchte ich nun wissen, was Sie mir raten zutun?“, begann sie, den Frust in ihrer Stimme deutlich erkennbar. Sie sah Daroga direkt an und sah in seinen Augen etwas, was ihr gar nicht gefiel. „Was ich Ihnen rate? Ganz einfach. Bleiben Sie in Zukunft von diesem Lokal fern und bleiben Sie daheim!“, sagte er ernst und Erin schnaubte. „Toll und wie soll ich dann die Kleine retten?“ „Gar nicht. Sie sollten lieber diese Idee vergessen!“, war seine Antwort und Erin wäre am liebsten in die Luft gegangen. Sie wollte sie retten. Unbedingt und sie wollte nicht einfach so aufgeben. „Das kann ich nicht, Daroga!“, sagte sie und schaute nun wieder zu ihm hoch. „Diese Kleine braucht Hilfe. Und jemanden, der ihr diese gibt. Genauso wie ich sie gebraucht habe. Auch wenn es mir schwerfällt, das immernoch zuglauben. Naja. Egal. Und Sie haben sie mir gegeben. Dabei wussten Sie doch, was aus mir wird. Trotzdem…Sie haben mich nicht aufgegeben!“ In ihren Worten lag der flehende, aber auch festüberzeugte Ton. Daroga seufzte. „Ja, das stimmt. Ich habe Sie nicht aufgegeben. Aber das hier ist eine andere Sache…Die Krähe weiss nicht, zu welcher Seite sie stehen soll!“, erwiederte er. „Das weiss ich. Das haben Sie mir als einmal gesagt…aber ich will sie nunmal nicht einfach so fallen lassen. Sondern retten bevor die weisse Schlange sie in die Finger kriegt!“ „Ist das denn der einzige Grund. Dann können Sie sie auch erschiessen!“ „Den gottverdammten Teufel werde ich tun. Ich werde sie nicht erschiessen, klaro. Ich habe da mehr als einen Grund!“, keifte sie und schlug mit der Fraust auf das Bett. Wie konnte. „Schließlich ist sie genauso wie ich, als ich damals…!“, sie brach ab, als sie sich klar wurde, was sie da sagte und wandte den Blick ab. Zugern hätte sie diesen Satz beendet, doch was sollte das bringen. Daroga war in dieser Hinsicht vielzudickköpfig und es würde nichts bringen, weiterhin darüber zu sprechen. Im Gegenteil: Er würde dabei nur noch mehr darauf drängen, sie aus dem Weg zu räumen. Tränen flossen ihr über die Wangen, als sie sich daran zurückerinnerte, was sie damals durchmachen musste und wie sehr es sie zerrissen hat. Es war lange her, dass sie geweint hatte und es fühlte sich befreiend an, all den Schmerz und all die Verzweiflung loszuwerden. Daroga verstand was sie damit sagen wollte und setzte sich neben sie. Er legte ihr väterlich den Arm um die Schultern. „…Als Sie damals entdeckten, was mit Ihnen geschieht? Erin ich kann mir gut vorstellen, was Sie empfinden, aber die Krähe ist nicht so wie Sie. Sie ist ein anderes Kaliber!“, sprach er beruhigend auf sie ein und Erin nickte. Wischte sich die Tränen weg. „Ich weiß, Erik. Hat mir alles über sie erzählt. Er hat mir gesagt, dass Hass ihr Antrieb ist…und das sie nicht zu unterschätzen ist!“, brachte sie stockend hervor. „Dennoch will ich es versuchen!“ Daroga sah sie etwas zweifelnd an und seufzte schließlich. „Wie Sie meinen. Aber sollte ich den Eindruck haben, dass Sie es nicht schaffen, dann werde ich…!“ „Jaja, dann werden Sie einschreiten. Ich weiß…das ist nichts Neues!“, sagte sie und winkte schnell ab. Daroga lächelte etwas. Auch wenn sie jetzt kein Mensch mehr war, war sie dennoch menschlich und er konnte nur hoffen, dass das so bleibt. Dann ergriff er ihre Schulter. „Kommen Sie, wir haben einiges zu bereden!“, sagte er und sie gingen hinunter zum schwarzen Mercedes, der wenige Meter von dem Haus geparkt war. „Ahh, ich glaube ich krieg einen zuviel. Das ist doch nicht zufassen!“, keifte Erin wütend, als sie die luxureriöse Innenausstattung des Hauses sah, welches Daroga bezog. Sie wusste schon, dass das Haus viel Geld gekostet hatte, von außen stank es ja förmlich nach Geld. Aber Innen war es noch imposanter als ausßen und Erin packte der Neid. „Nun, werden Sie mal nicht ausschweifend. Ist doch nichts Besonderes!“, sagte er und lächelte etwas. „Nichts Besonderes? Während ich in diesem Dreckloch wohnen musste, haben Sie sich einen Palast als Wohnsitz zugelegt. Das ist nicht fair!“, zickte sie und stampfte mit dem Fuss auf. Ihr war es gleich, ob sie sich anhörte, wie ein kleines zickiges Kind. Sie musste ihrem Frust jetzt einfach freien Lauf geben. Daroga seufzte. „Wenn ich Ihnen auch sowas gegeben hätte, wären Sie sicher eher aufgeflogen. Um das zuverhindern, habe ich Ihnen dieses Drecksloch gegeben. Damit Sie nicht Aussehen erregen und unwillkommenen Besuch bekommen!“, erklärte er und zog sich seinen Mantel aus. Erin folgte seinem Beispiel und ließ sich in den Sessel plumpsen. Rafael, der natürlich mitgekommen war, ließ sich zu ihren Füssen nieder. „Okay, gut. Ich beruhige mich wieder…Also…um was geht es. Was müssen wir bereden. Ich dachte wir hätten schon alles geklärt?“, fragte sie und schaute ihn erwartend an. Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Naja, nicht ganz. Es bleibt immer noch die Sache mit Branca!“, sagte er und Erin stutzte. Woher wusste er ihren Namen? Sie hatte ihm nie ihren Namen gesagt! Erin seufzte niedergeschlagen und versuchte ihre Verwunderung zu überspielen. „Daroga. Langsam reicht es mir. Ich habe Ihnen zich mal gesagt, dass ich das hinbekommen werde. Wieso vertrauen Sie mir nicht einfach?“ „Ich vertraue Ihnen, Erin. Nur wie wollen Sie jetzt der Kleinen helfen, wenn nun die Polizei Ihnen auf der Spur ist und Sie so nicht mehr in den Club können!“ Nun siegte die Verwunderung bei Erin und sie hob die Brauen. „Woher wissen Sie das jetzt?“, fragte sie. „Haben Sie etwa auch noch den Polizeifunk abgehört, oder sowas?“ Daroga lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich habe einen Kontaktmann. Er hat mir diese wichtige Information zugespielt!“, erklärte er und Erin gab nur ein „Aha!“, von sich. „Kenne ich den?“ Daroga hob die Schultern. „Kann sein?“ Dann herrschte Schweigen und Daroga überließ Erin ihren eigenen Gedanken. Als er der Meinung war, auf das eigentliche Thema zurückzukommen, unterbrach er dies. „Kommen wir wieder auf Branca zurück. Ich habe mich einwenig umgehört. Habe natürlich nicht viel rausbekommen. Außer den Nachnamen. Crow. Wenn das nicht ein Zufall ist!“, sagte er und setzte sich ihr gegenüber in den Sessel. Erin gab ein „Pff!“, von sich. „Das ist alles andere als ein Zufall!“, sagte sie und schaute in den Kamin. Kein Feuer brannte darin und so herrschte in dem Schacht gähnende Schwärze. „Was schlagen Sie jetzt vor. Was sollen wir machen?“, fragte sie, mit den Gedanken ganz woanders. Crow-Krähe! Das passte ja. Fehlte nur noch, dass der Kleinen schwarze Flügel wuchsen und sie Raubvogelklauen bekommt. „Ich schlage vor, dass wir mal einen kleinen Auslug mit ihr machen und ihr sagen, wie ernst es ist!“, sagte er ernst und Erin war gespannt, wie sie das machen wollen. Immerhin traute die Kleine ihr nicht und würde niemals mit ihr eine kleine Spritztour machen. Daroga schien ihre Gedanken gehört zu haben. Er lächelte wissen. „Das nicht. Aber wer sagt denn, dass wir sie freudlich bitten werden!“, sagte er und erklärte Erin, den Plan. „Wo zum Teufel ist Cloe?“, fragte Johnny Dickson und sah sich in seinerm Club wütend um. Beast stand neben ihm und grinste in sich hinein. Branca und Clear, die an der Bar saßen, tauschten nur verwirrte Blicke. „Ist sie denn nicht hier?“, fragte Will, der das ganze mitbekommen hatte. „Wenn ja, würde ich ja nicht fragen!“, keifte J. D ihn an und Will hob nur die Hände. „Schon gut, Boss. Nicht aufregen!“, sagte er beschwichtigend. Doch sein Chef regte sich auf und das nicht zu knapp. „Wenn ich diese Miststück in die Finger kriege!“, knurrte er und machte eine vielsagende Bewegung mit dem Finger. Branca biss sich etwas auf die Unterlippe. Trotz dass sie Erin für eine Verrückte hielt, machte sie sich nun Gedanken und konnte nur hoffen, dass Erin ihm nicht über den Weg laufen wird. Er war schon ohnehin wegen ihr stinksauer. Zumal sie einem Kunden eine Waffe an den Kopf gehaölten hatte und ihn sicher damit vergraullt hatte und dass sie nun fehlte, goss Benzin ins Feuer. Johnny Dickson verschwand im Büro und man hörte ihn noch immer laut vor sich hinschimpfen. Branca und Clear tauschten Blicke und jede schien die Gedanken der anderen zulesen. „Oh, Fuck!“ Beast kicherte und setzte sich zu ihnen. „Tja, Johnny-Baby wird sie sicher kaltmachen, sollte sie sich hier nochmal blicken lassen!“, sagte sie und bestellte sich selbstgefällig einen Gin. Mit einem fiesen Grinsen sah sie beiden jungen Stripperinnen an und ihre Augen sagte förmlich:„ Nehmt das als Warnung…!“ Branca schluckte eine bissige Bemerkung hinunter. Das diese Schlampe auch immer ihren Senf dazugeben musste. Branca saß auf der Couch und las ein Buch. Es war lange her, dass sie je ein Buch mal wieder in der Hand hatte und es hatte schon etwas beinahe normales. Und sie musste dabei etwas lächeln. Schon fast hatte sie vergessen, was im Wild Fantasys passiert war und was Cloes dann danach erzählt hatte. Sie tat ihr Gerede nun als verrücktes Gewäsch ab. Auch wenn die Worte wirklich Gewicht hatten. „Ach Unsinn, Cloe hat dummes Zeug geredet!“, ermahnte sie sich und blätterte weiter. Da merkte sie, wie müde sie plötzlich wurde und gähnte. „Oh man. Bin ich müde…!“, stöhnte sie und rieb sich die Augen. Legte dann das Buch weg und kuschelte sich in die Decke ein. Kaum lag sie richtig auf der Couch, fielen ihr schon die Augen zu. Da klopfte es und sie öffnete sie wieder. Branca seufzte. „Typisch, Clear. Keine Schlüssel dabei!“ Mit diesen Worten stand sie auf und ging zur Tür. Wieder klopfte es und sie verdrehte die Augen. „Jaja, ich komme ja schon!“, maulte sie und ließ sich schon die passenden Sätze fürs Clears Schusseligkeit einfallen. Sie öffnete die Tür. „Also Clear…wenn du das nächste Mal deinen Schlüssel vergisst, dann werde ich ihn dir an deinen…!“ Branca brach ab, als sie ihre Worte praktisch in die Leere aussprach und stutzte. Vor ihr stand niemand. Verwirrt schaute sie den Hausflur entlang, wollte wissen, wer an der Tür geklopft hatte, doch keiner war zusehen. Komisch… Es hatte doch an der Tür geklopft. Sie hatte es selbst gehört. Sie schloss die Tür und wollte gerade wieder zu Couch, da klopfte es wieder und Branca drehte sich um. Sah zur Tür. Doch diesesmal öffnete sie nicht, sondern schaute durch den Spion und war nicht überrascht. Nichts! Wieder stand keiner da und Branca fragte sich, ob sich hier nicht einer einen üblen Scherz mit ihr erlaubte. Als es wieder klopfte und nun deutlich erkennbar war, woher das Klopfen kam, zuckte Branca zusammen. Es schien nicht von der Tür zu kommen. Sondern vom Fenster. Brancas Augenbrauen zogen sich zusammen und sie ging in das Wohnzimmer. Dort, wo sie das Klopfen hören zuhören glaubte. Langsam ging sie zum Fenster und hielt sofort inne. Ungläubig schaute sie zum Fenster und holte tief Luft, um einen Schrei zuunterdrücken. Eine Krähe! Eine große, unheimlich aussehende Krähe war auf der Fensterbank und schaute die junge Frau direkt an. Das wäre sicher nichts Unheimliches gewesen, wenn da nicht ihre rotglühenden Augen gewesen wären. Branca machte einen Schritt zurück und sah, wie die Krähe den Kopf nachvorne schob und sie noch genauer beobachtete. Branca glaubte der Blick der Krähe würde sich in ihre Augen brennen. Sie wandte den Kopf schnell ab und versuchte das unheimliche Tier zuignorieren. Doch immer wieder schaute sie auf und sah der Krähe mitten in die Augen. Ihr wurde plötzlich kalt und sie umschlang ihren Oberkörper mit den Armen. Rieb sich diese und ohne es zuwollen, oder zuwissen, wieso, ging sie wieder zum Fenster und schaute die Krähe an. Das Tier hob nun etwas den Kopf und schaute zu ihr hoch. Branca rührte sich nicht. Genauso wenig wie der schwarze Vogel. Es war, als würden beide in eine Art Trance sein. Brancas Augen vertieften sich in denen der Krähe und sie glaubte nicht mehr ganz in ihrem Körper zusein. Sie fühlte sich soleicht, so frei…so…als würde es sie gar nicht geben. Plötzlich durchzuckte sie etwas. Es war wie ein innerer Impuls, der sie dazubrachte, wieder zu sich zu kommen. Sie wieder zurückholte. In das Leben und in ihren Körper. Sie keuchte schwer und wich zurück. Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust und sie fürchtete für einen Moment keine Luft zubekommen. Tief atmete sie ein und aus und versuchte ihr wildschlagendes Herz zu beruhigen. Sie blickte wieder zu dem Vogel, in dessen Augen nun plötzlich etwas funkelte. Etwas Dunkles, Böses und etwas Verhasstes. Branca machte nun, dass sie einen guten halben Meter Abstand zwischen sich und der Krähe brachte. Die Krähe breitete die Flügel aus und krächzte. Selbst das war nicht normal. Es klang vollkommen verzerrt und schrill. Eine der Fensterscheiben bekam einen Sprung und Branca ging nun noch einen Schritt zurück. Wollte diesem Vogel nicht zunahe sein und schaute sie ängstlich an. Ihr Entsetzten wurde nun noch größer, als der Vogel plötzlich die Flügel ausbreitete und zuwachsen begann. Er wuchs zur doppelten, zehnfachen Größe und schien nun die gesamte Fläche des Fensters einzunehmen. Alles wurde schwarz um sie herum. Selbst das Sonnenlicht konnte nicht durch diese Finsterniss eindringen und Branca hörte in ihrem Kopf die Stimme, die ihr panisch zuschrie:„ Hau ab! Mach dass du aus dieser Wohnung kommst!“ Schnell drehte sich Branca um und rannte in den Flur. Streckte die Hand nach der Klinke aus. Aber da hörte sie, wie etwas zu Bruch ging. Glas! Gegen jegliche Vernunft, hielt sie inne und drehte sich wie in Zeitlupe um. Das Wohnzimmer in dem sie noch vor kurzem gestanden hatte, war in völliger Schwärze getaucht. Nicht mal die Möbel konnte sie sehen. Dafür sah sie, wie sich etwas in der Dunkelheit bewegte und Branca wollte wieder nach der Klinke greifen. Sie hatte sie schon in der Hand und wollte die Tür aufreissen, als plötzlich etwas hartes sie an der Schulter traf und sie laut aufschrie. Benommen und wimmernd, fiel sie zu Boden und hielt sich die schmerzende Schulter. „Uh, verdammt…was war das blos…was geht hier vor?“, fragte sie voller Schmerzen und hörte dann ein Geräusch. Ein diabolisches Lachen und es ließ alles in ihr augenblicklich zusammenziehen. Sie kannte dieses Lachen nur zugut. Langsam und mit angsterfüllten Augen, schaute sie wieder hinter sich und in die Finsterniss, die sich nun wie ein Feuer im Flur ausgebreitet hatte. Mit klauenartigen, schattenhaften Händen nach ihr griff und sie packen wollte. Branca rutschte, sich immer noch die Schulter haltend und konnte nun nicht mehr vor Panik an Flucht denken. Das was sich da in der Dunkelheit befand und sie zu belauern schien, ähmte völlig ihren Geist und ihre Gedanken. Am Ende konnte sie nur dasitzen und zu der Dunkelheit schauen, aus der sich langsam was bildete, das entfernt an einen Menschen erinnerte. Brancas Herz setzte kurz aus, als sich nun die Menschengestalt noch mehr aus der Dunkelheit schälte und sie nun erkannte, wer da vor ihr erschien. Sie öffnete den Mund, um zu schreien. Doch es kam kein Laut über ihre Lippen. Der Unheimliche grinste nur teuflich und breitete die Arme aus. So als wollte er sie umarmen. „Hallo, Branca…Na, hast du mich vermisst?“, fragte er und Branca hätte am liebsten laut Nein geschrien. Konnte aber nur den Kopf schütteln und der Unheimliche grinste noch mehr. „Wirklich nicht? Dabei bin ich doch nur hier, um dich zusehen…!“, sagte er und beugte sich zu ihr. Er strich sich angeblich nachdenklich über das Kinn und sah sie dementsprechend an. „Hm, etwas ist anders an dir…Neuer Haarschnitt? Nein! Neue Schminke auch nicht. Ahhh, jetzt habe ich es. An dir klebt der Gestank des Wolfes!“ Die letzten Worte spie er dermassen voller Hass aus, dass Branca sich fragte, was dieser Wolf ihm angetan haben konnte. „Des Wolfes…welchem Wolf…ich hatte keinen Hund hier bei mir?“, fragte sie und ihre Stimme klang brüchig und der Unheimliche brüllte, sodass die Wände wackelten. Brutal packte er sie an der schmerzenden Schulter und Branca schrie auf. „Tu nicht so dumm…Du weißt ganz genau, was ich meine!“, keifte er und drückte noch mehr zu. In Brancas geschundener Schulter explodierte ein Feuer der Schmerzen und sie schrie noch mehr. „Ne-nein…ich… ich weiss wirklich nicht, was…was du damit meinst…AHHH!“, schrie sie und wimmerte. Der Unheimliche ließ sie los und schaute sie abfällig an. „Wie dem auch sei. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass dieses Miststück uns, oder besser gesagt mich auslöscht!“, knurrte er und Brana schaute ihn aus verweinten Augen an. Der Schmerz in ihrer Schulter war nicht mehr zu ertragen und sie konnte sich vor Schmerzen nicht mehr rühren. „Was…was…!“, war das einzige, was sie von sich gab und der Unhiemliche fauchte verächtlich. „Was…was…vergeude deinen Atem ruhig …Du wirst ihn sowieso nicht mehr brauchen!“, kündigte er an und die Dunkelheit hinter ihm weitete sich, wie ein Tuch. Umfing sie und zog sich wie eine Schlinge zusammen. Erdrückte sie und presste sie fest an den Unheimlichen. Dieser umfing sie mit seinem Armen und Branca spürte, wie sie plötzlich viel leichter wurde. So als würde sie sich langsam auflösen. Vergeblich und in Todesangst, versuchte sie sich von ihm loszureissen, doch ihre Hände versanken in seinem Körper und der Prozess des Auflösens wurde nun immer schneller. Immer mehr wurde sie in ihn hingezogen und nur ihr Gesicht war zusehen. Sie blickte hoch und sah in das triumphierende Gesicht des Unheimlichen. Wie zum Abschied lächelt er sie an. Doch in seinen Augen lag kalte Zufriedenheit und strich beinahe sanft über die Wange. „Leb Wohl, kleine Branca. Möge der Herr deiner Seele gnädig!“, sagte er grinsend und in seinem Blick sah Branca bloße Verachtung, gemischt mit sadistischer Freude. Noch ein letztes Mal versuchte sie sich zubefreien, und schrie auf, ehe sie vollends von der Dunkelheit verschluckt wurde. Branca schlug die Augen auf und schaute an die Zimmerdecke. Sie war weiss. Dumpfes Sonnenlicht drang durch die Fenster und sie hörte von draußen das Hupen von Autos. Sie richtete sich auf und sah sich um. Die Wohnung, war so wie immer. Nichts zeugte davon, dass hier mal die Dunkelheit war, geschweige den der Unheimliche. Nicht mal die Fenster waren zerbrochen. Aber wie konnte das sein! Sie hatte das Klirren deutlich gehört und das zerbrochene Fenster gesehen. Wieso also war noch alles heil. Die Antwort kam sofort, ohne dass sie darüber nachdenken musste. „Ein Traum…es war…nur ein Traum!“, keuchte sie und wischte sich über das Gesicht. Schweiss klebte auf ihrer Stirn und sie seufzte zittrig. Jetzt verfolgten sie diese Träume auch noch am Tag… Wie lange würde das noch weitergehen und was würde sie noch in ihren Träumen sehen? Noch mehr Finsterniss? Noch mehr Grauen? Branca schüttelte sich und wollte sich wieder hinlegen. Überlegte es sich aber anders und warf die Decke zurück. Nein, sie würde sich nicht nochmal hinlegen und wieder einen dieser Träume bekommen. Dafür fehlte ihr die Kraft. Also beschloss sie etwas frische Luft zuschnappen. Das würde ihr helfen, auf andere Gedanken zu kommen. Die kalte Luft tat ihr gut und vertrieb etwas die Angst, die seit dem Traum gepackt hielt. Etwas in Gedanken versunken ging sie über den Bürgersteig und dachte nach. Wurde jedoch aus ihren Gedanken gerissen, als ein schwarzer Mercedes um die Ecke geschossen kam und mit quietschenden Bremsen neben ihr stehen blieb. Ohne das sie etwas sagen und sich fragen konnte, was das zubedeuten hatte, sprang die hintere Tür auf und zwei Hände packten sie. Zerrten sie kraftvoll ins Wageninnere und die Tür wurde wieder zugeschlagen. „Hey, was soll das?“, schrie sie und anstatt eine Antwort wurde das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt. Es klopfte höflich an der Glastür und Sir James schaute auf. „Herein!“, rief er und ein junger Mann trat ein. „Boun Jour. Ich bin der Beamte aus Paris, der sich für diesen Fall gemeldet hat. Mein Vorgesetzter hat schon mit Ihnen telefoniert!“, sagte er und Sir James nickte. „Ahja, Monsieur…!“, sagte Sir James sund schaute auf den Brief, der der Polizeichef aus Paris geschickt hatte. „Joan…Monsieur Joan!“, sagte er und verneigte sich. Sir James nickte nochmals und deutete auf den Stughl ihm gegenüber. „Bitte nehmen Sie doch Platz!“, bot er an und Joan setzte sich. „Danke. Wie ich bereits von meinem Vorgsetzten gehört habe, haben Sie die Frau gefunden, die damals einfach so aus Paris verschwunden war…stimmt das?“, fragte er interessiert und Sir James nickte. „Ja, zwei meine Männer haben Sie eindeutig erkannt. Ihr Vorgesetzter hat ja damals ein Schreiben geschickt hatte, in dem wir gebeten wurden, die Augen offen zuhalten und Bescheid zusagen, sobald wir diese Frau sehen!“, erklärte der Yardleiter. „Und dafür ist Ihnen diese sehr dankbar. Diese Frau ist gefährlich und muss so schnell wie möglich geschnappt werden!“, sagte Joan und seine Miene verfinsterte sich. „Ich wundere mich ehrlich gesagt. Wieso riskiert so was. Sie muss doch wissen, dass man sie suchte und dass sie, nun wo ein weiterer Toter in ihrem Umfeld aufgetaucht ist, gesucht wird!“, murmelte der Yardleiter. „Solche Mörder denken nicht. Sie sind einfach nur besessen davon und lieben es zu töten. Ich habe schon einiges gesehen, glauben Sie mir. Und diese da, ist eine von der schlimmsten Sorte!“ „Sie scheinen sie ziemlich zuhassen…?“, fragte Sir James und hob etwas die Brauen. Deutlich sah er seinem Gegenüber an, dass er diese Frau so schnell wegsperren wollte, wie es nur gut und eigentlich hätte ihn sowas gefreut. Doch der finstere Blick, der in Joans Augen lag, sagte ihm, dass mehr dahinter steckte. Joan schüttelte den Kopf. „Nein hassen tu ich sie nicht. Ich will nur, dass eine Mörderin weniger ihr Unwesen treibt!“ Das verstand Sir James und er nickte wieder. „Dann werde ich nun meine beiden Mitarbeiter holen und Sie schauen sich den Laden selbst mal an. Natürlich dürfen Sie auch Fragen stellen. Schließlich ist das Fall der Pariser Polizei…!“ Jaon nickte. „Danke, Sir James!“ Mit einer Geschwindigkeit, die jedem normaldenkenen Autofahrer Angst gemacht hätte, raste Daroga durch die Strassen Londons, über die Tower Bridge und hielt erst, als er sich sicher war, dass sie ganz ungestört waren. Branca hatte während der Fahrt kein Wort sagen können, da ihr jemand eine Hand auf den Mund presste. Erst als der Wagen hielt und die Hand von ihrem Mund war, konnte Branca endlich ihren Schrecken und ihre Wut loswerden. „Was soll der Scheiss…!“, schrie sie. „Haben Sie noch…!“ Das Klicken einer Ranchester ließ sie augenblicklich verstummen. „Hat man dir nicht gesagt, man soll nicht fluchen?“, fragte eine Stimme süffisant und Branca erkannte, wer sie da so brutal ins Auto gezerrt hat. „Cloe!“, platzte es fassungslos aus ihr heraus und sie verstand nicht, was das ganze zu bedeuten hatte. „Cloe, was…was soll der Mist. Wieso…wieso hast du dich im Club nicht mehr blicken lassen…Wieso?“ Erin hob die Hand. „Alles zu seiner Zeit!“ „Cloe? Ist Ihnen kein bessere Name eingefallen, Erin?“, fragte Daroga und Brancas Brauen hoben sich. „Erin? Wieso heisst du aufeinmal Erin…?“ „Weil das mein richtige Name ist. Ich heisse Erin, nicht Cloe. Das war nur ein Deckname, damit ich mich unauffällig umschauen kann!“, sagte sie und lächelte etwas. Branca jedoch sah sie an, als wäre sie verrückt. „Unauffällig umschauen…für was denn um alles in der Welt?“, fragte sie und machte mit den Armen eine vielsagende Bewegung. Erin verdrehte die Augen. „Um zu wissen, was um dich herum ist. Und was in dir ist!“, sagte sie. „Ich habe dir ja schon gesagt, dass du dich verändern wirst…darum…ich bin nämlich… Exorzistin!“ Branca wäre laut schreiend aus dem Auto gesprungen, wenn die Türen nicht verschlossen gewesen wären. Das was Erin ihr da sagte, klang so verrückt und absurd, dass sie ein Lachen nur krampfhaft zurückhalten musste. „Exorzistin…jetzt hör aber auf…Soetwas wie Exorzisten gibt es doch nur in Filmen. Genauso wie Dämonen oder was diese Kerle sonst noch austreiben!“, erklärte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Erin sah sie nun etwas skeptisch an und hob dann die Schultern. „Hm, ehrlich gesagt, wundert mich das nicht, dass du so denkst. Ihr Menschen denkt immer, dass es soetwas nicht gibt!“, sagte sie und schaute durch das getönte Fenster. Dann aber drehte sie sich um und Branca erschrack. Erins Augen waren schwarz. Es gab weder eine Pupille noch eine Iris. „Aber die Realität sieht leider ganz anders aus!“, sagte sie und ihre Stimme klang nun nicht mehr nach der von einer Frau. Branca rückte an die Tür und ihre Hand tastete nach dem Türriegel. Angstvoll schaute sie zu Erin, auf dessen Gesicht sich ein Schatten ausgebreitet hatte und bizarre Gesichtszüge an nahmen. „Was zur Hölle bist du?“, fragte sie und sah sie immernoch, wie gebannt an. Kalter Schweiss trat ihr aus den Poren, bei diesem Anblick. Sie glaubte, der ganze Wagen wäre von unnatürlicher Kälte erfüllt und fror. Das war nieundnimmer ein Mensch. Aber was dann. Erin schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, waren ihre Augen wieder die eines Menschen. „Etwas, in das du dich auch verwandeln wirst. Und dagegen kannst selbst du nichts tun. Aber du hast die Chance, dieses Ding, dieses Böse in dir, unter Kontrolle zubringen. Andernfalls…!“, sagte sie und hob wieder die Ranchester. „Muss ich deinem Leben ein Ende setzen!“ Angst flackerte in ihren Augen auf und sie presste hart die Lippen aufeinander. Wenn ihre vorherigen Worte darüber sie nicht schon beunruhigten dann jetzt. Denn Erin schien nun noch toternster zusein, als sie mit ihr gesprochen hatte. Und sie nahm diese Sache genauso ernst. Die Ranchester in ihrer Hand, sprach mehr als für sich. „Willst du mich erschiessen. Hier und…jetzt?“, fragte sie und versuchte wütend zuklingen. Doch die Angst ließ sich in ihrer Stimme nicht so schnell überspielen. Erin schaute sie kurz an, dann schüttelte sie den Kopf und senkte die Waffe wieder. „Nein, ich will dich nur vorwarnen. Und dir helfen!“, sagte sie und bevor Branca etwas dagegen einwenden konnte, schnitt Erin ihr das Wort ab. „Glaub mir, du hast Hilfe dringend nötig. Und ich will alles wissen. Alles, verstanden?“ Branca öffnete und wollte etwas sagen, doch sie fand nicht die richtigen Worte. Erin sah ihre Ratlosigkeit und sie lächelte etwas. „Okay, ich schlage vor, wir fahren zu mir. Da kannst du dich wieder etwas sammeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass dich unsere kleine Entführung etwas geschockt hat. Daroga!“ Daroga nickte. „Wie Sie wünschen, Miss Erin!“, sagte er und lenkte den Wagen in einer der vornehmen Viertel Londons. Daroga hatte im Kamin ein Feuer entfacht und Branca und Erin saßen davor. Das Feuer und die Wärme tat Branca gut. Sie gab ihr Gefühl des Lebens und sie nahm diese tief in sich auf. Trotz dass Erins Augen und ihre Stimme, wieder normal waren, war im Auto immernoch dieser Kälte zuspüren gewesen und noch immer sah sie das undurchdringbare Schwarz in ihren Augen. Dieses kalte Schwarz. Welches alles Licht zuverschlucken schien. Genauso wie die Dunkelheit, die den Unheimlichen umgab und sie schauderte. Sie blickte zu Erin, die ins Feuer blickte und in Gedanken versunken zusein schien. Und zu dem schwarzem Wolf, der zu ihren Füssen dalag und den Kopf auf die Tatzen gelegt hatte. Hinundwieder zuckten die spitzen Ohren und der Wolf schnaubte, oder gähnte. Dabei sah sie seine schwarfen Zähne und passte auf, dass sie keine falsche Bewegung machte. Als sie und Erin in das vornehmaussehende Haus kamen und Daroga die Tür öffnete, war er ihr entgegen gesprungen und hatte die Zähne gebleckt. Erst durch Erins Aufforderung hörte er auf sie anzuknurren und ließ sich kurz von Erin streicheln. Dann trottete er davon. Erin schaute Branca entschuldigend an. „Sorry, aber er ist eben mein Beschützer und Freund…Und er nimmt seine Aufgabe sehr ernst!“ Branca glaubte ihr dies nur allzusehr. Auch er hatte unheimlich dunkle Augen und seine animalische, drohende Gestalt riet ihr, ihm lieber mit größtem Respekt gegenüber zutreten. „Hier. Der hier wird Sie beruhigen. Kleine Miss!“, sagte Daroga und reichte ihr eine Tasse mit dampfenden Tee. Dankbar darüber nahm sie diese und trank einen kleinen Schluck. Der Tee wärmte sie noch zusätzlich von Innen und sie sank in dem weichen Sessel zurück. Erin schaute die Kleine an und lächelte, als sie sah, wie sie sich etwas beruhigte. Sie hätte sich denken können, dass ihre kleine Showeinlage mit den Augen sie erschrecken würde. Aber Brancas Einstellung in punkto Existenz von Dämonen und Geistern ließ ihr leider keine andere Wahl. Und sie hoffte, dass die Kleine ihr nun etwas mehr glauben würde. „Und geht es wieder…?“, fragte sie und trank selbst etwas Tee. Branca sagte nichts. Stellte nur die Tasse ab und schaute in die Flammen. Noch immer sah sie die Schatten über Erins Gesicht schweben und wie sie ihr grauenhafte Gesichtszüge verliehen. „Nein…ich meine…Ja, die Entführung war ja nicht so schlimm. Aber das mit den Augen, dass…!“, antwortete sie und ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Sie schüttelte den Kopf und Erin seufzte. Wie sie es sich gedahct hatte. Ihr kleiner Trick mit Augen hatte sie eingeschüchtert und sie bereute es. „Sorry, aber es musste sein. Ich sah keine andere Möglichkeit dich davon zuüberzeugen, dass es Dinge gibt, die selbst nicht mal die Wissenschaft erklären kann!“, seufzte sie. Branca sah sie aus den Augenwinkeln kurz an, und schaute wieder in die Flammen. „Da ich deine Frage beantwortet habe, wäre es doch nur fair, wenn du nun auch meine beantwortest!“, sprach sie dann leise und sah sie nun wieder direkt an. Erin zuckte die Achseln. „Du hast mir soviele Fragen gestellt. Welche soll ich zuerst beantworten?“ „Wie wäre es mit der Frage, wer oder was du wirklich bist?“ Erin sah sie kurz ernst an, dann nickte sie und nahm sich wieder die Tasse. Nahm schlürfend einen Schluck. „Was ich bin dürfte dich ziemlich schockieren, oder sketpisch machen. Aber ich sag es dir. Weißt du, was ein Immortelle ist?“ Brancas Gesicht nahm einen verweirrten Ausdruck an und sie schüttelte den Kopf. Erin lachte kurz trocken auf. „Wie solltest du auch!“, sagte sie und nahm wieder einen Schluck. „Nungut…Immortelles sind Wesen oder besser gesagt Menschen, die nur aus einem Grund auf der Welt sind. Nämlich die Wiedergeburten von bestimmten Verstorbenen zusein. Verstorbene, die sich noch nicht von dieser Welt gelöst haben oder die mit Schmerz, Leid oder Hass erfüllt sind. Vielleicht auch mit allen zusammen…Genauso so einer bin ich!“ Als sie ihre Erklärung geschildert hatte, sah Branca sie nur an und konnte diese Worte einfach nicht in sich aufnehmen. Es klang zu verrückt, zu unglaubhaft. Es gab keine Wiedergeburten. Wenn man geboren wurde, dann nur, um selbst zuleben und nicht so, wie es ein anderer vorher getan hatte. Es herrschte Schweigen zwischen den beiden und Erin fragte sich, ob sie ihr nicht doch zuviel zugemutet hatte. Doch dann ergriff sie wieder das Wort. „Und von wem…bist du die Widergeburt. Etwa von Jack, the Ripper?“, fragte sie etwas sakarstisch und Erin musste lachen. Sie winkte ab. „Nein…aber fast richtig. Schon mal was vom Phantom der Oper gehört?“ „Ist das nicht ein Musikal?“ „Ja, aber ich spreche vom richtigen Phantom!“ „Das Phantom soll es wirklich gegeben haben. Das ist doch Blödsinn!“ „Und das sagt jemand, der von einer Krähe besucht wird und von dessen menschlicher Gestalt träumt!“, mischte sich Daroga nun ein und sah Branca mit einem wissendem Blick an. Sofort war sie still und sah den braungebrannten Mann nur an. Woher wusste er das. Sie blickte zu Erin und zeigte nur mit dem Daumen zu ihm. In ihren Augen sah Erin die Frage und lachte. „Daroga weiss so ziemlich alles, was es mit den Boten des Teufels zutun hat. So hat er auch mich gefunden. Und glaub mir. Ich war genauso skeptisch!“ „Boten des Teufels…was soll der ganze Mist. Erst dieses Gerede über diese Immortelles und nun diese Boten des Teufels. Könnt ihr euch mal entscheiden…was denn nun. Das eine oder das andere?“ „Branca, das eine hat mit dem anderen genauso vielzutun, wie umgekehrt. Die Boten des Teufels sind jene, die in ihrem früheren Leben viel Schaden angerichtet haben. Vom Betrügen, bis hin zum Morden. Die ganze Pallete und die den Namen des Herren verhöhnten!“ „Also praktisch Teufelsanbeter. Davon gibt es doch genug. Wieso also sollen es nur drei sein?“ „Weil in den alten Schriften steht, dass die Boten des Teufels drei Tiere darstellen, die in der Mythologie das Böse repräsentierten und es noch immer tun. Diese sind die weisse Schlange, das kriechende Böse. Der Wolf, das lauernde Unheil. Und die Krähe, der Tod auf leisen Schwingen!“, sagte Daroga und nun schauten beide ihn ungläubig an. Dass die Kleine die Wiedergeburt der Krähe sein soll. Aber das diese den Titel des Todes auf leisen Schwingen haben soll, war ihr neu. „Daroga, wieso sagen Sie das erst jetzt?“, fragte Erin und Branca schien ihn auch noch was fragen zu wollen. Aber Daroga hob die Hand. „Es reicht, wenn Sie nur wissen, wer Ihr weitere Feind ist…!“, sagte er und wandte sich an Branca. Er kniete sich hin und schaute sie fest an. „Miss Branca ich möchte, dass Sie mir jetzt ganz genau zuhören. Die Krähe ist nich umsonst der Tod auf leise Schwingen. Genauso wenig, wie der Wolf das lauernde Unheil ist oder die weisse Schlange, die das kreischende Böse ist. Alle drei verbreiten ihre Eigenschaften mit unterschiedlichen Mitteln. Die Schlange verseucht die Herzen der Menschen mit Hass und Neid. Wie als würde sie sie vergiften. Nur tut sie das mit Versprechungen und Verlockungen. Wie die Schlange im Garten Eden. Die Schlange, die Eva dazuverführte, vom Apfel zu essen. Der Wolf bringt das Unheil unter die Menschen. Aber nur wenn man ihn reizt. Ihn bedroht oder er keinen anderen Ausweg sieht. Die Krähe jedoch bringt den Tod unbewusst. Darum die Beschreibung auf leisen Schwingen. Sie merkt erst was sie getan hat, wenn es zuspät ist und sie weitergezogen ist!“, sagte er und Branca sah ihn nur verständnisslos an. Erin hatte, während er sprach, die Fingernägel in die Sessellehnen gekrallt. Dass ihr Titel nichts nettes beinhaltete, war ihr ja nicht neu. Immerhin hatte sie ja damals von der Presse den netten Spitznamen schwarze Bestie zu verdanken. Und dass sie nun der Wolf war, schockte sie nicht besonders. Früher war es ihr schwergefallen zuakzeptieren, ein Geschöpf der Hölle zu sein. Aber nach einer gewissen Zeit hatte sie sich daran gewöhnt. Aber Darogas Worte trafen sie dennoch, wie ein harter Schlag ins Gesicht. Rafael sah was in seiner Herrin vorging und hob den Kopf. Schleckte ihr sanft über den Handrücken. Wollte sie so beruhigen und besänftigen. Doch leider dunktionierte es nicht. Scharf zog sie die Luft in ihre Lungen und sagte, im selben Moment als sie ausatmete. „Und wann hatten Sie das Bedürfniss, mir das zusagen?“, fragte sie und Daroga sah sie um verzeihend bittend an. „Tut mir leid. Verzeihen Sie mir. Aber ich dachte, es würde reichen, wenn ich Ihnen sage, was und wer Sie sind!“, bemerkte er und errötete etwas. Erin schnaubte und schaute beleidigt zur Seite. Rafael winselte. So wolle er ihr sagen, dass sie ihm nicht böse sein sollte. Erin jedoch kochte innerlich. Wie konnte ihr Vertrauter ihr sowas vorenthalten? „Ähja, toll. Ich habs begriffen. Aber was hat das mit mir zutun?“, fragte Branca nun wieder und Daroga wandte sich wieder an sie. „Eine ganze Menge. Ich habe mitbekommen, was im Stripclub geschehen ist und als ich mit Erin sprach, ahnte ich schon, dass es bald soweit sein würde. Sie, Miss Branca, sind die Krähe und es wird nicht lange dauern, bis das Böse in Ihnen die Oberhand gewinnt und sie verschlingt!“, antwortete er. Brancas Augen wurden groß. Sowas ähnliches hatte auch Erin gesagt. Und dass nun auch Daroga sowas erwähnte, machte ihr langsam aber sicher klar, dass das kein Scherz war. Sondern bitterer Ernst. „Sie meinen, dass alles ist nur der Anfang?“, fragte sie und ihre Stimme zitterte. Daroga, dessen Gesichtszüge vorher bitterernst waren wurden nun weich und er legte die Hand auf ihre zarte Schulter. „Ich fürchte ja. Und Erin ist, wie sie Ihnen sicher sagte, die Einzige, die Ihnen helfen kann. Schließlich ist sie der Wolf!“ Kaum hatte er das gesagt, ruckte Brancas Kopf zu Erin, deren Blick zum Feuer gerichtet war und die sich ganz und gar in ihren eigenen Gedanken zuvertiefen schien. Doch das war nur Maskerade. Erin wollte, dass die Worte Darogas auf sie einwirkten und dann abwarten, was sie als nächstes sagte oder was als nächstes passierte. „Was…Erin…Erin soll dieser Wolf sein. Das…das lauernde Unheil…?“, fragte Branca ungläubig und kam sich dabei etwas dumm vor. Ihr war schon klar gewesen, dass Erin etwas Unheimliches in sich hatte und dass ihr Verhalten einem Wolf glich. Aber damit hätte sie niemals gerechnet. Erin schloss die Augen und ihre Kiefer pressten sich hart aufeinander. „Ja, und Sie meint es nur gut mit Ihnen. Vertrauen Sie ihr. Miss Branca!“, sagte er und Erin schaute sie aus dem Augenwinkel an. Das war das erste Mal, dass er das sagte und es sich nun anders überlegt hatte. Sie lächelte etwas und richtete sich gerade im Sessel auf. Branca sah sie nur und drückte sich etwas in das weiche Polster des Sessels. Nachdem was sie da gerade gehört hatte, hatte sie nun noch mehr gute Gründe, sich von ihr fernzuhalten. Erin sah die Angst in den Augen des Mädchens und streckte die Hand aus. „Nalos. Gib mir schon deine Hand. Ich beisse nicht!“, sagte sie sanft und musste dabei noch mehr etwas lächeln. Doch Branca machte das noch mehr Angst und sah ihre Hand an, als wäre es die Pranke eines Wolfes. Erin seufzte und nahm die Hand zurück. „Okay, ich will dich zu nichts zwingen, aber…!“, sagte sie und holte wie aus dem Nichts eine kleine Visitenkarte hervor. „Aber wenn du es dir anders überlegst, dann ruf mich an, oder wenn du Hilfe brauchst. Denn die wirst du sicher brauchen!“ Branca sah die Karte mit einer Mischung aus Skepsis und Furcht an, dann hob sie die Hand und nahm ihr die Karte zögernd ab. Ihre Finger zitterten etwas, als sie diese an sich nahm. Auf der Karte waren in eleganter Schrift eine Nummer und der Name aufgeschrieben. Branca drehte diese in der Hand. Schaute auf die Rückseite. Doch diese Seite war und als sie sie wieder umdrehte, war die andere genauso leer. Die Nummer verschwunden. Branca runzelte die Stirn und sah Erin nur verwundert an. Erin lächelte. „Das verhindert, dass ein anderer die Nummer sieht…Ich habe nicht nur dämonische Feinde, weißt du? Die Polizei ist auch hinter mir her!“, erklärte sie und Branca wollte fragen weshalb. Doch Erin hob die Hand. „Das werde ich dir ein anderes Mal erzählen!“, sagte sie. „Jetzt bringen wir dich zurück…Achja, hier. Falls dein Boss Zicken macht, gib ihm das hier und sag, dass du Glück hattest. Und das, um diesen Dämon, die Krähe in dir etwas ruhig zustellen. Das hilft, glaub mir!“ Mit diesen Worten reichte sie ihr ein Bündel mit Hundertpfundscheinen und ein Fläschen mit einer dickflüssigen und milchigen Flüssigkeit darin. Branca nahm beides an und schaute erst das Geld und dann das Fläschen an. Sicher würde es ihr helfen, wenn sie, wie Erin sagte J.D sie ausfragte oder wenn sie mal so richtigen Hunger bekommt. Dankbar darüber lächelte sie etwas. Dann sah sie zu dem Fläschen und fragte sich, was as sein konnte. Geschweige denn, was sie damit machen sollte. Als Branca gegangen war, setzte sich Erin wieder in den Sessel und atmete tief aus. „Puh, also mich würde es nicht wundern, wenn die Kleine jetzt von der nächsten Brücke springt!“, sagte sie und schaute Daroga finster an. Dieser schloss die Tür zum Wohnzimmer und hob die graumellierten Brauen. „Was wieso?“ „Sie haben ihr praktisch die Wahrheit ins Gesicht geknallt. Ich persönlich wollte es etwas freundlicher gestalten!“, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Daroga seufzte. „Freundlicher…Glauben Sie im Ernst, sie hätte da noch weiter zugehört…Nein, sie muss die Wahrheit jetzt erfahren. Ohne wenn und aber!“ „Hätten Sie mir nicht erstmal die Wahrheit sagen sollen?“ „Das habe ich doch!“ „Nein haben Sie nicht!“, sagte Erin entschieden und stand auf. Langsam ging sie auf ihn zu und blieb dann eine halbe Armslänge vor ihm stehen. „Sie haben mir zum Beispiel verschwiegen, wie wir unsere Eigenschaften verbreiten. Bei der weissen Schlange habe ich mir sowas schon gedacht. Aber bei mir und der Krähe, sprich bei der Kleinen…Habe ich wohl was nicht mitgekriegt. Und bevor Sie mir wieder mit Ihre altklugen Sprüchen kommen, will ich, dass Sie mir jetzt alles sagen, was Sie wissen. Und wenn ich alles sage, dann meine ich auch wirklich alles. Ansonsten können Sie sich darauf verlassen, dass ich Ihnen nicht mehr vertrauen werde!“, kündigte sie grimmig an und verschränkte die Arme vor der Brust. Daroga öffnete den Mund, wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, doch als er das gefährliche Funkeln in ihren Augen sah, hielt er es für das Beste, ihr diesen Gefallen zutun. „Also gut, Sie wollen alles wissen? Dann sollen Sie es auch…Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, oder davor schützen wollen!“, sagte er ernst und fing mit seinen Erklärungen an. Als Branca wieder zurücknachhause kam, kam ihr Clear entgegen und in ihrem Gesicht spiegelte sich reine Sorge. „Branca, wo zum Teufel warst du bloss?“, fragte sie und ergriff ihre Freundin an der Schulter. Branca sgte nichts, sah sie nur und hob das Geldbündel, welches ihr Erin gegeben hatte. Mit großen Augen sah Clear das viele Geld an und nahm es andächtig in die Hand. „Branca, wo-woher hast du soviel Geld?“ War nun ihre Frage und als Branca darauf auch nichts sagte, nur ins Wohnzimmer ging und sich auf die Couch setzte, beschlich Clear ein unguter Verdacht. Sie setzte sich neben sie und schaute sie besorgt an. „Branca, sag nicht, du bist einem Kerl ins Auto gestiegen und hast...?“ Ihr versagte die Stimme und in ihr selbst wuchs die Angst. Schnürte ihr den Hals zu und spüte, wie ihr Herz heftig zu pochen begann. Sollte ihr Chef das rauskriegen, würde er ihnen die Hölle heiss machen. Eine der vielen Regeln in seinem Club war die, dass keine seiner Mädchen außerhalb des Clubs, sprich auf den Strassenstrich überlief. Wenn doch, waren gebrochene Knochen das kleinere Übel. Branca hörte die Angst in ihrer Stimme und schüttelte mit einem beruhigenden Lächeln den Kopf. „Nein, habe ich nicht…keine Angst!“, sagte sie und Clear seufzte. „Ähm, ja okay. Aber wo warst du dann gewesen?“ Branca hatte befürchtet, dass diese Frage kommen würde und hatte sich da schon eine passende Antwort zrecht gelegt. Sie atmete tief ein. „War spazieren…!“ Das war aber nur halbwegs wahr und sie musste sich an das Gespräch mit Erin und Daroga zurückerinnern. Und was sie danach gemacht hatte. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung, sie hatte Darogas und Erins freundlichen Vorschlag sie zurückzufahren abgelehnt, weil sie das ganze erstmal verdauen musste, gründlich darüber nachgedacht. Cloes richtiger Name war Erin und sie war eine Exorzistin. Zwar wusste sie, was das für welche waren, aber dass es diese wirklich geben sollte, genauso wie Dämonen und böse Geister, konnte sie immernoch nocht fassen. Und wenn sie nicht ihre schwarzen, unheilvollen Augen gesehen hätte, von den Schatten auf ihrem Gesicht ganz zuschweigen, hätte sie immernoch nicht daran geglaubt. Jetzt allerdings tat sie es. Aber das war nicht der einzige Grund. Nachdem was Daroga ihr über die Krähe erzählt hatte, wurde sie sich bewusst, dass das nun kein Zufall war. Erst diese Träume, dann der Mord an dem Mann, an dem sie sich nicht erinnern konnte und nun diese Krähe, die sich in den Unheimlich verwandelt hatte. Und sie in die Dunkelheit zog, um sie zuverschlingen. Das alles ergab nun für sie auf verrückteweise Sinn. Und in ihr zog sich der Magen zusammen. Sie war die Krähe, der Tod auf leisen Schwingen. Und schon bald, würde es sie nicht mehr geben. Es seiden, sie würde Erins angebotene Hilfe annehmen und somit eine Chance haben. Ein Teil von ihr sträubte sich dagegen. Immerhin kannte sie diese Frau kaum. Und wenn dann nur unter Cloe und dabei hatte sie ihr nur was vorgemacht. Aber… Als sie mit ihr allein war, schien Erin alias Cloe nicht das zusein, was sie den anderen glauben lassen wollte. Sondern ganz anders und genau das, sagte ihr, dass sie ihr vertrauen konnte, es sogar musste. Wenn sie nicht von der Dunkelheit verschlungen werden wollte. „Und das Geld…Sag nicht, dass das auf der Strasse lag und du reinzufällig es gefunden hast?“, fragte Clear nun misstraurisch und wäre die Sache nicht so ernst gewesen, so hätte sie sich gelächelt. „Nein, ich habe es von einer alten Freundin!“, log sie und ertappte sich dabei, wie sie in Erin neue Freundin sah. Das war doch absurd. Schön, sie mochte sie zwar schützen wollen, aber das machte sie doch nicht zur Freundin. Oder etwas doch? Clear Augenbrauen zogen sich misstraurisch zusammen. „Von einer alter Freundin? Von welcher denn?“, bohrte sie weiter und Branca verzog das Gesicht. Wieso musste Clear in manchen Dingen nur so hartnäcktig sein, wenn es darum geht, die Antworten von ihr zu bekommen, die sie will? „Von einer Freundin eben. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen und als wir uns über den Weg liefen, da…!“ „Da gab sie dir einfach so mal zehntausendpfund!“, fiel sie ihr barsch ins Wort und Branca zog den Kopf zwischen den Schultern. Okay, sie musste zugeben, dass das selbst für sie nach einer faulen Antwort klang, aber was Besseres fiel ihr nicht ein. „Nein, zumindest nicht einfach so. Ich habe ihr erzählt, was ich beruflich mache und wie sehr es mich anklotzt, da ich kaum was von dem Geld habe, das ich vielleicht dringend bräuchte. Da hat sie mir eben das Geld gegeben!“, sagte sie und hofft, dass Clears Neugier damit nun befriedigt war. „Aha!“, gab sie nur von sich und schaute Branca eine Weile nlang, noch immer etwas skeptisch an. Dann aber stand sie auf und ging in die kleine Küche. Branca sah ihr nach und konnte deutlich die Enttäuschung in ihrer Freundin spüren. Und auch das schlechte Gewissen, welches sie nun ergriff. Clear war in all der Zeit, in der sie sich kannten, eine gute Freundin von ihr gewesen. Sie waren praktisch wie Schwestern und nun sollte sich das alles ändern. Nur weil sie etwas war, was die Apocalypse auslösen sollte? Gerne hätter Branca das als einen bösen Traum abgetan und ihr alles erzählt, wären da nicht die Worte Darogas gewesen. „Sie, Miss Branca, sind die Krähe und es wird nicht lange dauern, bis das Böse in Ihnen die Oberhand gewinnt und sie verschlingt!“ Und was dann passierte, wollte sie sich nicht ausmalen. Die Angst, dass sie Clear in ihrem Blutrausch, so wie bei dem Mann geschehen war, etwas antat, war zugroß und reichte schon völlig aus. Sie schloss die Augen und musste gegen die Tränen ankämpfen. „Es tut mir leid, Clear. Aber es reicht schon, wenn einer von uns beiden in diesem Alptraum lebt!“, ging es ihr durch den Kopf. Kapitel 6: Ein fataler Fehler ----------------------------- Erin lehnte mit ausgestreckter Hand an der Wand und schaute zu dem Striplokal. Als sie Branca darin verschwinden sah, hatte sie ein mieses Gefühl und wäre ihr nachgegangen. Doch Daroga hielt sie zurück. Sie dürfe jetzt nicht leichtsinnig werden und wie als würde das, was nun geschah, seine Worte bekräftigen, sah sie die beiden Polizisten. Aber sie waren nicht allein. In ihrer Mitte sah sie einen Mann. Wohl auch ein Polizist und Erin hätte zugerne gewusst, wer das war. Nur leider lag sein Gesicht völlig im Schatten und sie konnte nicht sehen, um wen es sich handelte. „Scheisse!“, fluchte Erin insgeheim. Einerseits, weil diese Bullen wieder da waren und sicher Fragen stellen wollten und weil dieser Neue sie etwas neugierig gemacht hatte. Dabei war das zweite eigentlich ihre kleinste Sorge. Sie konnte sich schon denken, dass die Bullen sicher nicht hier waren, um wieder Fragen über den Toten zu stellen, das hatten sie ja schon. Sondern nämlich über sie. Sie fletschte die Zähne. „Wenn auch nur einer was falsches sagt, werde ich…!“, knurrte sie und ihre Fingernägel kratzten über die dunkle Mauer des Hauses. „Kommen Sie wieder runter…solange nichts passiert, können wir ruhig noch etwas warten!“, sagte Daroga. „Solange nichts passiert. Das konnte ja sicher kein Dauerzustand sein!“, dachte sie und musste dabei an die Polizisten denken. Erins Gedanken wurden finster und sie konnte nur hoffen, dass das ganze bald ein Ende haben würde und sie und die Kleine schnell weg aus London sind, bevor es so richtig Ärger gibt. „Was wenn etwas passiert?“, fragte sie und sah Daroga grimmig an. „Dann erhalten Sie von mir die Erlaubniss, den Laden zustürmen und wild rumzuballern!“, sagte er und Erin grinste finster. „Jetzt brauche ich noch eine Erlaubniss von Ihnen, um aktiv zuwerden!“ „Glauben Sie mir, das ist das Beste. Da ich weiss, wie gern Sie mit dem Kopf durch die Wand wollen!“, lachte er. Erin grummelte etwas vor sich hin und wünschte sich, wirklich durch die Wand gehen zu können. Denn wenn sie es könnte, würde sie nicht ständig seine altklugen Sprüche hören. So langsam nervte seine Art von Humor. Und kaum hatte sie diesen gedacht, tauchte ihr Arm plötzlich in den massiven Stein des Hauses. Erin stiess einen erschrockenen Schrei aus, als sie ganz in das Mauerwerk tauchte und verschwand. Daroga, der nur ihren Schrei gehört hatte, drehte sich erschrocken um, und sah zu der Stelle, wo noch kurz Erin gestanden hatte. „Erin…Erin. Wo sind Sie denn?“, fragte er und schaute sich um. „Hier, ich bin hier. Ich stehe genau vor Ihnen!“, sagte Erin und winkte ihm zu. Daroge folgte ihren Worten und schaute neben sich. Doch da war nichts. Nur die Wand, verhüllt im Schatten und… Darogas Augen wurden gross, als er sich den Schatten genauer ansah. Im diesem meinte er eine deutliche Veränderung zusehen. Es war, als würde das Dunkle im Schatten an einem Punkt noch dunkler sein, als der Rest und Daroga verengte die Augen zu Schlitzen, um genau zuerkennen, wieso. Und sah er es. Der dunkle Punkt im Schattenzentrum hatte die Form eines Menschen. Einer Frau. „Erin…sind Sie das?“, fragte er und tippte auf den Schatten. „Aua…ja!“, beschwerte sich Erin und rieb sich die Schulter. Daroga schaute die Schatten-Erin noch eine Weile an, dann legte sich ein seltsamer, nachdenklicher Ausdruck um seine Lippen. „Hm,…das ist ja erstaunlich!“, murmelte er und Erin empörte sich. „Erstaunlich…wann ist mal irgendwas nicht erstaunlich?“, höhnte sie und stemmte die Hände in die Hüften. „Wie haben Sie das gemacht?“, fragte Daroga, ihren Spott nicht beachtend. „Ich habe mir gewünscht, dass ich durch diese Wand kann, damit ich mir Ihre Sprüche nicht anhören muss!“, giftete sie zurück. „Sorgen Sie dafür, dass ich wieder hier raus komme!“ „Das kann ich nicht. Sie müssen es selbst versuchen!“, sagte er und Erin knurrte. „Natoll!“ „Versuchen Sie es nochmal. Aber diesmal wünschen Sie sich, rauszukommen!“, wies ihr Daroga an. „Okay, hoffentlich klappt es auch!“, sagte sie mehr zu sich selbst, als zu ihrem Mentor und nach wenigen Minuten trat sie wieder aus der Mauer. Sie taumelte etwas und hielt sich den Kopf. Kurz schien es, als würde sich alles um sie herum drehen und das Gefühl, leicht wie ein Lufthauch zusein, verwirrte sie über alle Massen. Was war nur passiert? „Geht es?“, fragte Daroga und Erin schüttelte kurz den Kopf, um das schwindelgefühl loszuwerden. „Ja es geht schon. Aber was war eigentlich los?“, fragte sie und sah ihn mit einem benommenen Ausdruck an. Darogas Stirn legte sich in tiefe Falten. „Hm…tja. Eine gute Frage. Ich habe sowas noch nie gesehen. Aber ich glaube, man nennt das Umbra-Currere…!“, murmelte er und Erin glaute nicht richtig zuhören. „Umbra-Currere…Sie meinen Schattenlaufen?“, fragte sie mehr geschockt, als überrascht und Darogas Augen sahen sie nachdenklich an. „Sagt Ihnen das was?“ „Und ob. In meiner Laufbahn als Exorzisten und Jägerin, bin ich vielen Dämonen begegnet, die sowas konnten. Sie konnten einfach so in die Schatten schlüpfen und sich damit fortbewegen…Ich hätte niemals gedacht, dass ich auch diese Fähigkeit haben werde…!“, sagte sie und hob hilflos die Schultern. Daroga sagte nichts. „Tja, sieht so aus als hätten Sie sie…!“, sagte er und Erin atmete frusttiert aus. „Toll, Waffen herbeizaubern, Gedankenlesen…Schattenlaufen, was denn noch?“, fragte sie. Daroga sagte nichts darauf. Sondern sah sie nochmals kurz an. Dann legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Kommen Sie. Ich bezweifle, dass noch etwas passieren wird. Also können wir auch gleich Nachhause gehen!“, bot er an und sie gingen zum Wagen. „Und wie lange kennen Sie diese Cloe schon?“, fragte Jaon und holte sein kleines Notizbuch heraus. Branca rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum und sah den jungen Polizisten etwas unsicher an. Als die beiden Beamten und der franösische Polizist erneut das Lokal besuchten, platzte J. D der Kragen. Wütend kam er auf die Männer zu und drohte ihnen mit einem ziemlich schmerzvollen Rauswurf. Doch Jones blieb die Ruhe in Person und wies den Besitzer daraufhin, dass er das ganze auch anders haben konnte. Nämlich dass sie alle, die Angestellten, den Boss und die Kunden aufs Revier mitnehmen und dann ihre Fragen stellen konnten. J. D knurrte etwas vor sich hin und wollte alle in seinem Büro haben. Doch Jones sagte, wenn auch selbst etwas wiederwillig, dass sich Joan mit den anderen unterhalten sollte. So würde weniger Aufwand und Aufsehen entstehen. J. D gefiel das natürlich nicht und ließ einen seiner Männer in dessen Nähe stehen. Damit sich die Mädchen natürlich nicht verquasselten. Branca sah hinundwieder zu dem stämmigen Bodyquard, der sie etwas finster und auch warnend ansah. Sein Blick sagte deutlich:„ Ein falsches Wort und du bist dran!“ Branca drehte sich schnell um und nippte an ihrem Glas. „Nicht lange. Erst seit einer Woche!“, sagte sie knapp und schaute Joan an. Er sah gut aus. Wirklich gut. Hatte schöne braune Augen, einen frechen kleinen Oberlippenbart und dunkles, kurzes, leicht gewelltes Haar. War gut gebaut und hatte etwas Kindliches an sich. Dennoch wirkte er sehr männlich und sie konnte ein leichtes Lächeln nicht unerdrücken. Wären die Umstände nicht so schrecklich und verkehrt gewesen, würde sie mit ihm flirten. Joan nickte bloss und schrieb es auf. „Und wie gut kennen Sie sie?“, hackte er weiter nach. Branca hob gespielt unwissend die Schultern. „Nicht so gut…Wir haben hinundwieder geredet. Aber Freundinnen sind wir leider nicht geworden!“ Joan wiederholter das Nicken und schrieb wieder etwas auf. Branca riskierte einen Blick auf das kleine Buch, welches er in der Hand hielt und ehe sie etwas daraus lesen konnte, klappte Joan es zusammen. Etwas beleidigt blinzelte sie und sah ihn mit einem Schmollmund an. „Trauen Sie mir nicht?“, fragte sie und Joan sah sie sich von oben bis unten genau an. „Ehrlich gesagt nein. Dass Sie so gut wie nichts über diese Frau wissen, dabei hat sie eine Woche hiergearbeitet, finde ich schon seltsam!“, sagte er trocken und Branca hob die Schultern. „Finden Sie das ruhig seltsam. Es ist leider so!“, sagte sie und wunderte sich selbst, dass sie so ruhig und gelassen bleiben konnte. Immerhin hatte das Auftauchen von Erin ihr Leben so richtig aufgemischt und sie musste immernoch an das denken, was Daroga und sie ihr über die Krähe erzählt haben. Eigentlich sollte sie am ganzen Leib zittern, anstatt ruhig dazuzusitzen und eine Pina Colada nach der anderen zu trinken. Aber anscheinend, haben diese Träume und Erins dunkle Seite sie abgehärtetet und angesteckt. Joan schaute die junge Frau noch einige Minuten an, dann recihte er ihr eine Karte. Dabei genau daraufachtend, dass der bullige Kerl einige Schritte weiter nichts bemerkte. „Hier. Sollte Ihnen doch noch etwas einfallen, was Ihnen an ihr komisch vorkam, melden Sie sich bitte umgehend unter dieser Nummer!“, flüsterte er drängend zu und schob ihr die Karte zu. Branca nahm sie und steckte sie sich in ihren Slip. „Naklar. Ich werde auch grad sagen, dass diese Frau eine Art Dämon ist und noch dazu Exorzisten…Für wie blöd halten Sie mich!“, sagte sie sich in Gedanken. Laut sagte sie. „Ja, mache ich!“, sagte sie gelangweilt und Joan verabschiedete sich von ihr. Dabei schaute er noch einmal zu ihr und seine Augen wurden schmal. Er musste keine Gedankelesen um zuwissen, dass sie ihn angelogen hatte und er konnte nur hoffen, dass sie klug genug ist, ihn doch noch anzurufen. Denn sonst würde sie eine Menge Ärger bekommen. Wie sich herausstellte war das Fläschen mit einer Art Flüssigseife, oder Gel gefüllt und als Branca es öffnete, duftete es herrlich nach Rosen, aber auch nach etwas anderem, welches sie nicht einordnen konnte. Sie ließ Badewasser einlaufen und goss die Flüssigkeit hinein. Wahre Berge aus rosanem Schaum stiegen auf und der Geruch von Rosen breitete sich im Bad aus. Tief sog Branca den Duft ein und fühlte, wie ihr etwas von der Anspannung abfiel. Jetzt wo sie darüber nachdachte, fragte sie sich, ob es nicht doch so eine gute Idee war, dem Beamten nur die halbe Wahrheit zusagen. Schön, sie kannte Erin wirklich kaum und Freundschaft hatten sie nun wirklich nicht miteinander geschlossen. Aber etwas zwischen ihnen war schon, dass sie verband. Auf eine unheimliche und schauderhafte Art und Weise. Branca schauderte, als sie genau darüber nachdachte und zog sich dann aus. Vorsichtig stieg sie in die Wanne und versank bis zum Schlüsselbein im Wasser. Sie schloss die Augen und entsapnnte sich. Nachdem die Cops gegangen waren, war natürlich flaute im Laden und J. D hatte seine Mädchen nachhause geschickt. Ohne jedoch nicht lauthals rumzubrüllen. Sie musste schon fast grinsen. Noch nie hatte sie ihn dermassen ausßer sich gesehen. Er hatte sogar sein Betthäschen Beast angeschrien, weil sie unbedingt Geld haben wollte. „Ich habe andere Probleme, als deine Scheissteuren Schuhe!“, hatte er ihr wortwörtlich ins Gesicht geschrien und Branca und Clear mussten sich ein Lachen verkneifen. Noch immer musste sie Grinsen und kischerte nun. „Tja, dumm gelaufen Beast!“ Sie versank etwas tiefer im Wasser und schloss die Augen. Atmete den Geruch von Rosen ein und merkte, wie sie langsam ruhier wurde. Die schrecklichen Ereignisse langsam aus ihrer Erinnerung verblassten und nicht mehr zu erfassen waren. Sie lächelte. „Endlich Ruhe!“, ging es ihr durch den Kopf und von einem Moment auf den nächsten, spürte sie einen brennenden Schmerz an ihren Armen. Branca richtete sich auf und wimmerte. Sie schaute auf ihre Arme, die im Wasser versunken waren und sah mit Schrecken, wie sich das Wasser rot färbte. Erst dachte sie, es wäre das Badgel, aber dann sah sie, wie das rot stärker wurde und hob die Arme aus dem Wasser. „Oh, Gott!“, keuchte sie und sah mit weitaufgerissenen Augen auf die Schnitte an ihren Armen. Blut trat aus ihnen und Branca wurde kalt. Trotz des warmen Wassers und sie begann zu zittern. „Gott wird dir auch nicht mehr helfen können. Du gehörst mir!“, zischte eine Stimme und Branca schrack zusammen. Sie kannte sie und es durchzog sie eiskalt. Bis jetzt hatte sie die Stimme des Unheimlichen nur in ihren Träumen gehört und dass sie sie nun jetzt, während sie wach war, hörte, ließ sie vor Angst erstarren. Minutenlang saß sie in der Wanne und konnte sich nicht rühren. Auch wenn die Stimme des Unheimlichen nicht mehr in ihrem Kopf war und sie nicht das Gefühl hatte, ihn in ihrer Nähe zuhaben, spürte sie dennoch etwas dunkles, von seiner Anwesenheit und sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Was konnte sie nur tun, damit das ganze endlich ein Ende hatte? „…Dann ruf mich an, oder wenn du Hilfe brauchst. Denn die wirst du sicher brauchen!“ Erins Worte schienen genau im richtigen Moment zukommen und sie aus ihrer Angst zuretten. Und Branca wollte dies nicht ungenutzt lassen. Sie sprang aus der Wanne, wickelte sich in ihr Handtuch und lief ins Wohnzimmer. Clear schlief schon. Umso besser. Denn dann würde sie sie nicht hören, und irgendwelche Fragen stellen. Es war auch so für sie schwer genug, Clear nicht alles zusagen. Und Clear würde sicher noch enttäuschter werden, wenn sie jetzt noch das letzte bisschen Vertrauen, welches zwischen ihnen war, zerstörte. Nein, so weit wollte sie es nicht kommen lassen. Eiligst durchsuchte sie ihre abgenutzte Jeansjacke und fluchte leise. Wo hatte sie nur diese Karte hingesteckt. Fast schon glaubte sie, sie verloren zu haben. Als ihre Finger etwas papierartiges ertasteten und sie aufseufzte. Gott sei sank, sie hatte die Karte nicht verloren, sondern nur in die hinterste Tasche gesteckt. Sie zog sie raus und schaute auf die leere Seite. Branca stiess einen frustierten Seuzfer aus. Mist, sie hatte ja ganz vergessen, dass die Schrift verschwunden ist, um Erin nicht zuverraten. Branca schaute fest auf die Karte, als würde sie so die Nummer wieder zum Vorschein bringen. Doch sie tauchte nicht auf. Branca hätte am liebsten laut geschrien. Jetzt brauchte sie mal die Hilfe von Erin und diese Nummer erschien einfach nicht. Was soll sie jetzt machen? Nocheinmal blickte sie auf die Karte, die immernoch leer blieb und seufzte. Sie brauchte ihre Hilfe. Denn so konnte es nicht weitergehen, aber wie sollte sie sie nur erreichen. Branca sank in die Knie und ließ die Schultern hängen. Nocheinmal blickte sie zu der Karte und seufzte wieder. „Erin, ich…ach…was soll ich nur machen? Es ist alles so…so sinnlos!“, sagte sie und wollte die Karte schon wegwerfen. Doch da tauchten wie aus dem Nichts die Nummer und der Name auf und Branca konnte erst für einige Minuten nur auf die Numme schauen. Aber dann schöpfte sie neue Hoffnung und griff sich das Telefon. Schon bevor das Handy klingelte, wusste Erin schon, wer sie da anrief und war auch nicht verwundert, dass Branca sich da meldete. Auch nicht, dass sie völlig außer sich klang und geradezu darauf drängte sie zusprechen. Erin blieb ruhig, obwohl sie allen Grund hatte, nervös zusein. So wie die junge Branca klang musste etwas wirklich schlimmesm passiert sein. Dennoch wollte sie sich davon nicht anstecken lassen. Immerhin eine von ihnen musste ruhig bleiben. Sie nannte ihr einen Treffpunkt und die Zeit. Hyde-Park um Mitternacht! Branca schien das nicht so richtig zugefallen, aber sie willigte ein. Und so wartete Erin im Hyde-Park an einer der Laternen und schaute immer wieder in die eine und dann in die andere Richtung. Doch von Branca war erst mal nichts zusehen. Sie konnte nur hoffen, dass sie es sich nicht andersüberlegt hatte und nun doch nicht mehr kommen würde. Rafael, der neben ihr auf dem Kiesboden hockte, schaute sich aufmerksam um und winselte etwas. Er schaute zu ihr hoch in seinen Lag eine Vermutung, die Erin ganz und gar nicht gefiel. Sie beugte sich etwas zu ihr runter und streichelte ihm den Kopf. „Keine Sorge. Rafael. Sie wird sicher gleich dasein…!“ „Ich weiss wirklich nicht, was du dir davon versprichst. Wenn du mich fragst, halte ich das immernoch für eine Schnapsidee!“, hörte sie die Stimme Eriks und verzog das Gesicht. „Zum Glück frage ich dich aber nicht…und überhaupt, was kümmtert es dich, was mit der Kleinen passiert. Dir ist sie doch egal…!“ „Natürlich ist sie mir egal, aber mein Leben nicht!“ Erin grinste etwas angesäuert. „So ein Egoistischer…!“, knurrte sie. Da spitzte Rafael die Ohren und knurrte leise. Erin schaute zu ihm und sah, dass er in die dunkleste Ecke schaute, die der Park hatte. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zuerkennen. Doch in der Dunkelheit, die vor ihr war, erkannte sie nichts. Aber sie spürte etwas. Die Anwesenheit von etwas dunklem und ihre Haut begann zu prickeln. Ihre Nackenhärrchen stellten sich auf und sie ahnte schon, was da auf sie lauerte. Ein Dämon. Sie spannte die Muskeln an und schaute ununterbrochen in die Richtung, aus der sie dunkle Aura vermutete. Instinktiv griff sie in ihre Manteltasche und ihre Finger umschlossen den Griff ihrer Ranchester. Sie zog sie etwas aus der Tasche und wollte in die Dunkelheit zielen, als sich plötzlich etwas aus dieser schälte und sie erleichtert ausatmete. Branca kam mit zögernen Schritten auf sie zu. Die Hände tief in den Taschen vergraben und den Kopf zwischen die Schultern eingezogen. In ihren Augen spiegelte sich Angst und Ratlosigkeit. Erin brauchte nicht lange, um diesen zu deuten. Sie erkannte diesen Blick. Oft hatte sie diesen auch gehabt, wenn sie nicht weiterwusste und sie wusste auch, wieso sie diesen Blick hatte. Die Krähe hatte sie wiedermal heimgesucht und ihr Gesicht verfinsterte sich. So langsam fing sie an, diese Krähe zuhassen. Rafael schien ihre Gedanken gegenüber der Krähe gespürt zu haben. Denn er stand auf und knurrte leise, sobald Branca nahe genug kam und sie blieb aprupt stehen. Schaute mit schreckgeweiteten Augen zu dem schwarzen Wolf, der sich bedrohlich vor Erin aufbaute und sie Lefzen hochgezogen hatte. Erin legte, ohne ein Wort, die Hand auf den pelzigen Kopf des Wolfes und Rafael wurde ruhig. Ließ Branca jedoch nicht aus den Augen. Wachsam sah er sie an und Branca biss sich auf die Unterlippe, schaute zu Erin und versuchte all ihren Mut zusammenzubringen. „Ich…ich muss mit dir reden!“, sagte sie zitternt und sah wieder zum Wolf, der seine feindliche Haltung ihr gegenüber nicht verändert hatte. Erin nickte und machte mit der Hand eine Bewegung nachvorne. „Gehen wir ein Stück!“, sagte sie nur. „Langsam aber sicher weiss ich nicht mehr, was ich tun soll. Das ganze Grauen, das…das ist einfach zuviel für mich. Und dass das erst der Anfang sein soll…!“, erklärte Branca hilflos und hielt sich den Kopf. „Glaub mir, am Anfang habe ich genauso gedacht. Ich habe mich auch gefragt, wieso ich diese Träume hatte und hatte deswegen auch Angst. Besonders, als ich sah, wer in diesen Träumen sein Leben lassen musste!“, sagte Erin trocken und schaute finster vor sich hin. Branca sah sie an und ihr brannten tausend Fragen unter den Nägeln. „Und wieso hast du es getan…ich meine dich mit der Dunkelheit verbündet. Du hast doch gewusst, was…was auf dich zukommt. Du bist doch Exorzsiten. Das hast du selbst gesagt. Wieso also…?“, fragte sie und Erin lächelte verbittert. Sie blieb stehen und schaute sie an. In ihren Augen lag Verbitterung und Enttäuschung, aber auch Zweifel. „Wieso, ganz einfach. Weil ich jemanden schützen wollte, den ich über alles liebte. Wenn du kurz davor bist zu sterben, mit dem Wissen, dass derjenige, der dir sehr viel bedeutet auch noch stirbt, und das durch die Hand etwas Unheimlichen, dunklen und Bösen, dann tust du alles, um das zu verhindern!“, sagte sie und Branca ahnte schon, dass sie nicht von einem Verwandten sprach. „Hast du ihn sehr geliebt?“, fragte sie vorsichtig und Erin nickte. „Mehr als meine Seele!“, sagte sie leise und schaute in den nächtlichen Himmel hoch. Tränen brannten in ihren Augen und Erin holte tief Luft, um diese schnell zuunterdrücken. „Und das tue ich noch immer…!“ Branca sah sie nur an. Und sie musste unweigerlich an Clear denken. Was wenn die Dunkelheit auch nach ihrem Leben trachtete? Was würde sie tun, um sie zuschützen. Etwa auch einen Pakt mit der Dunkelheit schließen? Sie schüttelte den Kopf, wollte nicht daran denken. „Und bereust du es…?“, fragte sie vorsichtig, da diese Frage mehr als persönlich war. „Ja, mehr als einmal. Aber ich habe diesen Weg nunmal gewählt und muss damit leben!“, sagte sie und ging weiter. Branca folgte ihr. Sie schwiegen für eine Weile. Branca hielt das Schweigen nicht lange aus. Es lag wie ein dunkles Tuch über ihr und sie spürte, wie sich alles in ihr zusammenkrampfte. „Ich weiss nicht, ob ich damit leben könnte?“ Erin schaute kurz zu ihr und hätte gerne etwas gesagt, was sie aufmuntern würde. Doch was sollte sie schon sagen. Sie war genauso wie sie damals und konnte sich gut vorstellen, wie sie sich nun fühlte. „Tja, dem Schicksal ist es egal, ob du das kannst!“, sagte sie und Branac verzog missmutig das Gesicht. „Das Schicksal…also ob es mich schon nicht genug gestraft hat…Bei der Kindheit die ich hatte!“, grummelte sie. „Ich, ehrlich gesagt, habe mir mein Leben auch anders vorgestellt!“, sagte Erin, die jedes Wort gehört hatte, es aber vermied, sie darauf anzusprechen. Branca konnte es nur recht sein. Das letzte was sie war, die alten Erinnerungen wieder wachzurufen. „Ich würde jetzt eigentlich in Paris sein, mit meinem Freund schöne Abende verbringen und vielleicht ein paar Familienpläne machen. Aber nein…der werte Herr daoben, hatte andere Pläne, oder vielleicht jemand anderes!“, sagte sie sakarstisch und Branca musste etwas grinsen. „Das außgerechnet du das sagst. Eine Exorzistin!“, lachte sie und Erin lächelte. „Wenn du so aufgewachsen bist wie ich und den gleichen Scheiss durchmachst, hast du schon einen ziemlich derben Humor!“, bemerkte sie. „Außerdem bin ich nicht eines dieser Gottesfürchtigen Dinger, die Tag und Nacht beten, bis die Knie schmerzen!“ „Ahja!“, sagte sie nur und schaute vor sich hin. „Woher kommst du denn, und wie lange bist du schon Exorzistin?“, fragte sie, um das Thema zuwechseln. „Naja, woher ich komme ist sehr schnell erzählt. Ich wurde vor den Toren des Vatikans ausgesetzt. In einem Brief, den mir mein Ziehvater hinterlassen hatte, erfuhr ich, dass meine Mutter mich gleich nach meiner Geburt aussetzte. Sie wollte, dass immerhin ich ein gutes Leben hatte!“, sagte sie knapp und musste sogleich mit den Tränen kämpfen. Auch wenn sie ihre Mutter nicht kannte und auch niemals gesehen hatte, tat es weh. „Und…hast du nach ihr gesucht. Ich meine, du musst doch jede Menge Fragen gehabt haben?“, fragte Branca. Es berührte sie, dass sie nicht die einzige war, die ihre Familie, ihre wahre Familie vermisste und ihr nachtrauerte. Erin lächelte traurig. „Ja, das hatte ich. Aber leider war sie tot. Sie ertränkte sich aus Liebeskummer!“, sagte sie und die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten. Branca blieb stehen und sah sie mit einer Mischung aus Mitleid und Erschütterung an. Ihre Mutter hatte sich ertränkt? Wegen Liebeskummer? Das konnte doch nicht sein. „Aber wieso…sie…du bist doch ihre Tochter.Wie konnte sie dich allein lassen? Und wieso hasst du sie nicht?“, fragte sie fassungslos und der Zorn stieg in ihr auf. Es war ihr unerklärlich, wieso eine Frau ihre Tochter allein ließ, aussetzte und sich umbrachte, nur weil sie Liebeskummer hatte. Erin lächelte besänftigend und hob die Schultern. „Tja, wieso hasse ich sie dafür nicht? Eine wirklich gute Frage und wieso sie das tat? Kann ich dir nicht sagen. Aber eins kann ich dir sagen, sie muss mich geliebt haben. Denn wenn nicht, hätte sie mich nicht ausgesetzte, sondern mit sich in den Tod genommen. Sie mag mich allein gelassen haben, ja. Aber ihr war es wichtig, dass ich ein Leben hatte und dafür bin ich dankbar!“, sagte sie und ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Branca sah sie nur an und konnte nicht verstehen, wieso sie das sagte. Ob eine Mutter sich umbrachte oder nach der Geburt starb und sie damit allein ließ, oder in die Obhut andere gibt, die sie wie den letzten Dreck behandelten, machte für sie keinen Unterschied. Beides klang in ihren Augen nach Vernachlässigung und Ungeliebtheit. „Wäre es denn besser gewesen, wenn sie mich mit sich ertränkt hätte?“, fragte sie und Branca konnte nichts darauf sagen. Auch wenn sie gern darauf etwas erwiedern wollte, konnte sie es nicht. Und wenn sie ehrlich sein sollte, war das was Erins Mutter getan hatte, das Beste. Wenn sie daran dachte was ihre Mutter getan hatte, dann hatte es Erin besser getroffen, als sie. „Nein, sie…du hast schon Recht!“, sagte sie kleinlaut und zog den Kopf zwischen die Schultern. Erin schaute sie kurz an und sah in ihrem Gesicht, in ihren Augen was ihr durch den Kopf ging. „Und was ist mit dir? Wie ist denn deine Lebensgeschichte?“, fragte sie dann vorsichtig und Branca zuckte zusammen. Sie schüttelte sofort den Kopf. Auf keinen Fall wollte sie darüber reden. „Ich will darüber nicht reden. Es reicht schon, wenn einer von uns beiden die alten Wunden aufreisst!“, sagte sie und ihre Stimme zitterte. Erin nickte. „Schon gut. Du musst darüber nicht reden, wenn du nicht willst!“, tröstete sie sie und tätschelte ihr liebevoll die Schulter. Branca nickte und war dankbar für diese Worte. Doch dann fiel ihr wieder ein, weswegen sie eigentlich hier waren. „Und was machen wir jetzt. Ich meine, wegen diesen Träumen und diesem…diesem Dämon, der Krähe, in mir?“ Erin holte tief Luft und schaute in den nächtlichen Himmel. „Am besten wir verlassen London. Der Club, in dem du arbeitest ist praktisch die Quelle, für all dieses Grauen!“, sagte sie fest. „Wenn wir hier wegsind, wird es vielleicht besser…und der Einfluss der Krähe wird wahrscheinlich etwas schwächer!“ „Und was wenn nicht?“, fragte Branca panisch und Angst stieg in ihr auf. Was würde mit ihr geschehen, wenn sie diesen Dämon in sich nicht unter Kontrolle bekommt? Würde dann Clear das nächste Opfer sein. Dieser Daroga hatte ja gesagt, dass die Krähe unbewusst tötet und der Gedanke, dass Clear durch sie stirbt, weil sie es nicht kontrollieren, geschweigedenn, es nicht verhindern kann, machte sie wahnsinnig vor Angst und Sorge. Erin warf ihr einen wissenden und auch grimmigen Blick zu und Branca erkannte diesen. Es war dergleiche Blick, den sie hatte, als sie das erste Mal über diese Träume sprachen und ein Schauer rann ihr über den Rücken. „Dann sehe ich keine andere Möglichkeit, als dich zuerschiessen. Ich kann einen weiteren Feind, der mich vernischten könnte, nicht gebrauchen!“, sagte sie. In ihrer Stimme lag nun etwas drohendes und dunkles und Branca glaubte sogar in der Stimme der jungen Frau den Dämon zu hören, mit dem Erin einst diesen Pakt geschlossen hatte. Branca schnappte nach Luft und das Gefühl der Angst, ließ sie zu Eis erstarren. Branca schaute gedankenverloren in ihr Glas und musste an das denken, was sie mit Erin gestern besprochen hatte. Nach dem Schrecken, den Erin ihr eingejagt hatte, hatte sie ihr prompt versichert, dass das der letzte Ausweg sein würde und dass sie alles tun wird, um das zuverhindern. Das hatte sie etwas getröstet aber nicht ganz. Es machte ihr Angst. London zuverlassen, war zwar die einzige Möglichkeit, doch was dann. Was wenn alles umsonst war. Was wenn Erin sich in ihr gettäuscht hatte und sie sich von diesem Unheimlichen, wie sie ihn nannte, verschlingen ließe. Würde Erin dann immernoch versuchen, sie zu retten, oder wie sie es angekündigt hatte, sie erschiessen? Gerne hätte Branca sich eingeredet, dass Erin nicht so jemand war, der gleich zu solchen drastischen Mitteln griff, aber sie brauchte sich nur an den Klang ihrer Stimmer zuerinnern, um sich im Klaren zusein, dass selbst Erin, die sonst so fürsorglich und ausgeglichen war, auch eine andere Seite hatte. Eine dunkle Seite, die sie zwar nur selten, aber dennoch deutlich gesehen hatte. Und das ausgerechnet diese Frau, ihre einzige Chance war, dieses Grauen, welches in ihr schlummerte in den Griff zu bekommen, ließ alles noch absurder erscheinen als es jetzt schon war. Branca schüttelte den Kopf. In was war sie nur hineingeraten? Es kam ihr vor, dass sie schon seid ihrer Geburt verflucht war und dazu verdammt ein Leben in Angst und Schrecken zuleben. Dagegen wirkte das, was Erin ihr erzählte noch völlig harmlos und ein leiser Anflug von Neid packte sie. Während sie eine grausame Kindheit hatte, wuchs Erin wohlbehütet auf. Umsorgt von Menschen, die zwar nicht ihre Eltern waren, aber sie dennoch ins Herz geschlossen hatten. Die Welt war so ungerecht und sie musste sich wieder daran erinnern, wie sie in dieser alptraumhaften Familie aufwuchs. Prügel und Demütigung, Tag für Tag und Nacht für Nacht. Man behandelte sie nicht als Mensch, sondern als Missgeburt. Wie ein Balg des Teufels, wie ihre Tante sie geannnt hatte und wie ein Flittchen, wie ihr Onkel sie nannte. Ihr Magen knotete sich zusammen, als sie sich dazuzwang, die Erinnerungen auszugraben, die sie tief in ihrer Seele verscharrt hatte. Ihr wurde schlecht, als sie sich erinnerte, wie ihre Tante aus der Bibel vorlas und sie immer dabei schlug. An die Zeilen vermochte sie sich nicht zuerinnern, doch die Stimme und die Brutalität ihrer Tante, die darin lag, reichten schon aus, um ihr klar zu machen, dass sie für sie und die Familie kein Mensch war. Und immer, wenn ihre Tante mit ihr fertig war und weinend in ihrem kleinen Zimmer lag, fragte sie sich, was sie getan hatte, um so gestraft zuwerden? Doch sie verdrängte diese und den Neid wieder. Nicht jeder konnte sich aussuchen, wie er aufwuchs und sie sollte froh sein, dass sie in Erin eine Art Leidensgenossin gefunden hatte. Immerhin hatte auch sie ihre Mutter verloren und das machte das wieder wett. Von der dunklen Seite in sich ganz zuschweigen. Es hatte etwas tröstliches, nicht die einzige zusein… Sie lächelte etwas und nippte an ihrem Glas. Vor ein paar Tagen hätte sie ihr niemals getraut, weil diese Träuem sie als eine Bedrohung für sie darstellten, aber jetzt, so wie es aussah, war die dazu bestimmt, sich ihr anzuvertrauen. Das Leben ging schon seltsame Wege. Sie hörte Erins Plan, mit dem sie London verlassen wollte. „Übermorgen Abend werden wir dich vor deiner Wohnung abholen. Daroga wird alles in die Wege leiten und ehe du es dich versiehst, sind wir raus aus London!“, hatte sie ihr versprochen und Brancas Frage platzte ihr einfach so raus. „Kann Clear auch mitkommen?“ Erin runzelte die Stirn und sah sie etwas verwirrt an. „Clear, deine Freundin?“ „Ja, sie will sicher auch raus aus London. Bitte, ich will sie hier nicht allein zurücklassen. Sie denkt sicher sowieso schon, dass ich sie hintergehe!“, bat Branca sie und sah sie flehend an. Erin schaute sie nur nachdenklich an. Sie konnte sich schon denken, wieso sie sie mitnehmen wollte. Und nickte dann. „Es wird zwar etwas heikel, aber ich denke, dass lässt sich organizieren!“, sagte sie und Branca wäre ihr fast um den Hals gefallen. Riss ich aber zusammen. Es war nicht der richtigte Moment, aber dennoch musste sie Erin zeigen, wieviel ihr das bedeutete. Gerade ihr, die sie womöglich töten musste und dennoch beschützen wollte. „Danke Erin…das…das werde ich dir niemals vergessen!“, sagte sie und Erin lachte. Tätschelte ihr den Kopf. „Schon gut, schon gut. Du kannst mir danken, wenn wir hier weg sind!“, sagte sie un Branca lächelte. Dann verblasste die Erinnerung, als sie Wills Stimme hörte. „Branca, was…was ist mit deinen Armen passiert?“, fragte er und Branca zuckte zusammen. Automatisch sah sie auf diese und verfluchte sich leise. Sie hatte ganz vergessen, dass sie diese Schnitte an den Armen hatte und sie bis jetzt nicht verbunden hatte. Es war reines Glück, dass noch keiner sie gesehen hatte, Bis auf Will natürlich. Branca legte die Hände auf die Unterarme und schüttelte den Kopf. „Das ist nicht so wichtig!“, sagte sie und Wills Stirn legte sich in tiefe Falten. „Nicht so wichtig? Branca du hast Schnitte an deinen Armen, die nicht gerade leicht auf die Schultern zu nehmen sind!“, sagte er, machte mit der Hand eine wegwerfende Bewegung und sah sie nun ernst an. Er hatte so eine böse Ahnung. Der Job, den sie hier machte war ja nicht gerade leicht und dass sich die meisten ritzten, war nichts Ungewöhnliches. Aber das Branca es tat, nur um den ganzen Schmerz und die Qual zu unterdrücken, schockierte ihn. „Raus damit…was ist los?“, fragte er und sah sie fest an. Branca wich seinem Blick aus und rutschte nervös auf dem Barhocker herum. Was sollte sie ihm sagen? Dass etwas Böses in ihr ist und diese Schnitte verursacht hat? Nein, das würde er ihr sicher niemals glauben. Das wusste sie und sie hätte am liebsten geheult. Jetzt musste sie noch den letzten Menschen, den sie mochte und der sie mochte anlügen und sicher würde sie ihn damir verliern. Aber was bliebe ihr anderes übrig. Sie selbst hatte vor einiger Zeit nicht daran geglaubt. Also war die Wahrscheinlichkeit, dass er es ihr abkaufte sehr gering. Branca biss sich auf die Unterlippe und sah hilflos um sich um. Wenn nicht gleich ein kleines Wunder geschah, würde sie sich nicht mehr halten können und flennen. Das kleine Wunder geschah. Genau in dem Moment, in swm sie Clear in den Club kommen sah. Branca stiess ein kleines Dankesgebet. Als Clear gerade an ihr vorbeikam und sie begrüßen wollte, ergriff Branca sie am Handgelenk. Clear etwas überrrascht und auch erschrocken, dass Branca sie fest gepackt hielt, wollte gerade fragen, was das sollte. Doch Branca schüttelte langsam den Kopf, bat sie mit den Augen, nichts zusagen, oder gar etwas anderes zuunternehemen, welches ihr Vorhaben verhindern konnte. Mit einem Kopfnicken, wies sie auf den hinteren Teil des Clubs. Und noch ehe Clear verstehen konnte, was sie damit bezweckte, zog Branca sie mit sich und ging mit ihr in den nächtbesten Raum. Clear schnappte nach Luft und erschrack, da Branca ihre Hand noch feste hielt und sie auf keinen Fall loslassen wollte. Erst als sie zu den Räumen kamen und in den nächstbesten gingen, ließ Branca sie los und schloss die Tür hinter sich. Horchte nochmal und atmete erleichtert auf. Auf keinen Fall wollte sie, dass sie jemand hörte. Clear rieb sich ihr Handgelenk und sah sie mit einer Mischung aus Besorgnis und auch Verwunderung an. „Branca, was soll das. Wieso reisst du mir fast die Hand ab. Was ist nur in dich gefahren?“, fragte sie und Branca wandte sich ihr zu. Schnell ging sie zu ihr, ergriff sie an den Schultern und sah sie eindringlich an. „Clear…ich… hör mir ganz genau zu. Das ist jetzt sehr wichtig. Cloe…Sie…sie ist nicht, was sie zusein scheint. Sondern jemand anderes. Und sie will uns helfen. Morgenabend…sie will London verlassen und sie nimmt uns mit!“, sagte sie und schnappte nach Luft. Es überraschte sie, dass sie außer sich war. Und Clear schien es nicht anders zuergehen. Ihre Augen weiteten sich. „Was?“, keuchte sie und Branca nickte. „Ja, du hast richtig gehört. Wir werden von hier weggehen!“ Ein Strahlen huschte über Brancas Gesicht und Clear sah sie nur verwirrt an. „Aber wie…?“, fragte sie wieder. „Das weiss ich selber nicht. Aber sie sagten, es wird alles bereit sein und du kannst mitkommen!“, sagte sie und ihre Stimme überschlug sich fast. Sie hielt sich die Hand vor dem Mund und schaute zur Tür. Zwar konnte sie nicht durch die Tür sehen, aber sicher war sicher. Branca ging deswegen zu dieser und lauschte. Nichts! Kein Rascheln, oder gar Schritte. Sie atmete erleichtert aus und wandte sich wieder an Clear. „Erin meldet sich nochmal und sagt bescheid, wann es genau losgeht. Aber halte dich bereit!“, erklärte Branca und Clear, immernoch etwas erstaunt darüber, nickte nur. Die beiden Mädchen verließen das Zimmer und zwischen ihnen schwebten noch tausend Fragen, doch das musste warten. Jetzte mussten sie erstmal dafür sorgen, dass alles so ablief, wie bisher. Wie konnten sie ahnen, dass man sie bei ihrem Gespräch belauscht hatte und derjenige, der alles mitgehört hatte, grausam grinste. „Das dürfte Jonny-Baby sehr interessieren!“ „Und Sie sind sich sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Daroga skeptisch zum fünften Mal und Erin verdrehte die Augen. „Ja, doch verdammt!“, stöhnte sie, genauso oft. „Meine Güte…sehen Sie immer alles so schwarz?“ „Nein, aber ich habe was dagegen, wenn Sie sich gegen meine Bedenken stellen, die durch aus berechtigt sind!“, murrte er und schaute hinaus in die Nacht. „Oder haben Sie vergessen, was das letzte Nal geschehen ist, als sie nicht auf mich gehört haben?“ Erin machte ein finsteres Gesicht, als er sie daran erinnerte. Das alles wurde noch schlimmer, als sie in die Falle getappt war und ein kleiner Teil von ihr, wäre ihm zugerne an den Hals gegangen. Doch sie unterdrückte diesen. Es gab wichtigeres, als ihren Frust an ihm auszulassen. „Natürlich habe ich das nicht…wie steht es mit der Flucht? Ist alles vorbeireitet?“, fragte sie und Daroga straffte die Schultern. „Ja, schicken Sie ihr eine Nachricht. Am besten jetzt gleich. Schreiben Sie ihr, dass wir sie und ihre Freundin morgen Abend abholen!“, sagte er und Erin nickte. Daroga sah sie noch einen Moment an, dann wandte er sich ab und murmelte noch etwas vor sich hin. „Und das ganze Chaos, nur wegen ihr!“ Erins musste der Versuchung wiederstehen, ihm etwas an den Kopf zuwerfen. Seine ständige Skepsis machte sie noch wahnsinnig. Aber dann besann sie sich wieder, auch wenn es schwerfiel und lehnte sich in dem Sessel zurück. Sie seufzte und schaute dann zu ihrem Wolf. Dieser sah sie ebenso an und sie stützte den Kof auf der Hand ab. „Was meinst du, Rafael. Mach ich wiedermal einen Fehler…der mich den Kopf kosten wird?“ Rafael legte den Kopf schief und sah sie winselnt an. Dann aber bellte er kurz und in seinen dunklen Augen schimmerte ein Glanz von Zuversicht. Fast so als wollte er sagen, dass sie sich deswegen keine Gedanken machen solle. Es würde schon alles gutgehen! Erin lächelte und tätschelte ihm den Kopf. Was würde sie ohne ihn nur machen? In all den Jahren war er ihr ein treuer Freund und Beschützer gewesen, auf den sie sich immer verlassen konnte. Und sie war dankbar immer einen guten Freund an ihrer Seite zuhaben. Rafael schmiegte sich an ihre Hand und winselte leise. Dann aber zuckten seine Ohren hoch und er drehte den Kopf zum einen der Fenster. Ein leises Knurren drang aus seiner Kehle und Erin hatte nun das Gefühl, dass sie nicht mehr allein waren. Sie sah ebenfalls zum Fenster und sah vor der Scheibe einen kleinen dunklen Schatten. Rafael knurrte nun noch lauter und Erin erhob sich. Ging zum Fenster und sah zu dem, was da vor ihr hockte. Eine Krähe! Augenblicklich verfinsterte sich ihr Gesicht und sie sah die Krähe hasserfüllt an. In ihren Augen loderte ein kaltes dunkles Feuer und sie ballte die Hände zu Fäusten. Wenn dieser verfluchte nicht wäre, so würde Branca immerhin ein eingiermassen normales Leben führen. Auch in den Augen der Krähe loderte nun etwas und Erin konnte in ihrem Kopf deutlich eine drohende Stimme hören. „Sie gehört mir!“ „Sie gehört niemanden. Und schon gar nicht dir. Ich werde nicht zulassen, dass du sie verschlingst!“ „Willst du mir drohen, Wolf?“ „Nein, ich will dir nicht drohen. Das ist ein Versprechen und ich stehe immer zu meinem Wort!“ Die Krähe krächzte und breitete die Flügel aus. Schlug gegen das Glas. Da hörte sie ein Lachen. „Und was wenn du versagst. Wirst du dann immernoch versuchen, sie zuretten. Oder lieber doch erschiessen?“ „Das lass mal schön meine Sorge sein, du Spatzenhirn…Eines sage ich dir, ich werde nicht zulassen, dass sie so wird wie ich!“, knurrte sie laut und die Krähe sah sie noch einen Moment an, dann krähte sie wieder und flog davon. Verschwand in der Dunkelheit, wurde eins mit ihr und Erin glaubte wieder ein Lachen zu hören. Erin knurrte wieder und ihre Zähne wurden für einen kurzen Moment zu tödlichen Fängen. Branca war aufgeregt und las sich immer wieder die Botschaft durch, die am nächsten Morgen auf ihrem Nachtisch aufgetaucht war. Sie war einfach da, von einem Moment auf den nächsten und Brancas Fingern haben gezittert, als sie den Brief öffnete und las. „Heute Abend, um Elf geht’s los. Halte dich und deine Freundin bereit. Wir holen euch mit dem Auto ab. Zu niemandem ein Wort!“ Der letzte Satz brannte sich tief in ihrem Verstand und es lief ihr kalt über den Rücken. Sie schluckte, weil sie einen dicken Kloss in ihrem Hals spürte und blinzelte. Ihre Augen begannen zu brennen und die legte den Brief beiseite. Schaute dennoch auf diesen und obwohl sie allen Grund zur Sorge hatte, wollte sie jetzt nicht abspringen. Erin hatte ja gesagt, dass sie aus London und ganz besonders aus diesem Club musste, um diesen Unheimlichen in sich etwas zuschwächen. Wenn nicht, so würde dieser sie verschlingen und das wäre viel schlimmer, als das was Johnny Dickson und seine Männer mit ihr machen würden. Lieber würde sie sterben. Nur Clear. Was sollte sie wegen ihr machen. Wenn sie verschwindet würde das nicht auffallen, aber wenn sie bedie jetzt die Flucht antraten, dann… Sie musste sich was einfallen lassen, damit niemand Verdacht schöpfte. Aber da gab es noch etwas, was sie unbedingt tun musste. Nämlich sich verabschieden. Von demjenigem, der all die Zeit immer für sie dawar und sie liebte wie eine Schwester. Das war sie ihm schuldig. Branca schluckte und versuchte die Tränen, zuunterdrücken. „Wie, ihr geht?“, fragte Will ungläubig und schaute sie mit großen Augen an. Nie hätte er gedacht, dass Branca den Mut finden würde endlich aus diesem Loch zuverschwinden. Die Drohungen, die J.D immer wieder ihnen gegenüber ausgesprochen hatte, waren Warnung genug und die Morde an denen, die es trotzdem versuchten, taten das übrige. Aber nun wollte Branca dennoch hier weg und nicht nur sie. Er beugte sich vor und sah sie besorgt an. „Und Clear kommt auch mit?“, flüsterte er und Branca nickte. „Ja, aber ich muss mit ihr noch alles bereden!“, sagte sie und schaute sich über die Schulter um. Keiner schaute zu ihnen oder lauschte mit. „Und was dann? Wohin werdet ihr gehen?“, fragte er, nachdem sie sich zu ihm umgedreht hatte. „Wir werden nich alleine abhauen. Cloe wird auch mit dabei sein. Sie organisiert das alles!“ „Cloe?!“, kam es erstaunt von ihm und er hob die Brauen. In seinen Augen war deutlich Verwunderung zusehen. „Wo steckt sie denn?“ Branca winkte ab. „Ist nicht so wichtig, aber eins steht fest. Sie ist die einzige, die uns hier rausholen kann. Sie hat, sagen wir, einige Kontakte. Denke ich mir mal!“, sagte sie und Wills Gesicht nahm einen Nachdenklichen Ausdruck an. „Kontakte…was denn für welche?“, fragte er wieder und Branca hob die Schultern. „Keine Ahnung…Kontakte eben…!“, sagte sie und spielte mit einem der Strohhalme. Will nickte nur und legte dann die Hand auf ihren Unterarm. „Ich hoffe nur, du weißt, was du tust!“, sagte er besorgt. Auch wenn es ihn freut, dass sie endlich versuchte von hier abzuhauen, er würde sie dennoch vermissen. Branca schluckte und kämpfte wieder mit den Tränen. Sie wusste es eigentlich, wenn sie ehrlich sein sollte, nicht. Sie wusste nicht was sie tat. Sicher auf der einen Seite war es der einzige Weg, endlich diesen Alptraum zu beenden, aber auf der anderen Seite war die Möglichkeit, dass Clear dabei zu schaden kommt vielzugross und Brancas Überzeugung, dass bald alles gut werden wird, wurde dadurch geringer. Sie fragte sich, ob es das richtige war, sie auch mitzunehmen. Es war hart mit dem Gedanken zuspielen, sie hier zulassen, aber wäre es nicht besser…? „Nein!“, schallte es in ihr und sie schüttelte den Kopf. Sie würde ihre Freundin niemals hier alleine lassen. Das hatte sie sich vorgenommen. Und sie würde nicht davon abweichen. Sie schaute sich nach Clear um. Je eher sie es mit ihr bespricht, desto besser. Sie fand sie auch. Clear bediente gerade einen Kunden und wollte zum nächsten, als Branca sie aufhielt und ihr ins Ohr raunte, dass sie mit ihr sprechen musste. Clear nickte und die beiden Mädchen gingen in die hinteren Räume. „Was ist denn los?“, fragte sie. „Heute Abend geht’s los. Um Elf. Aber es würde zusehr auffallen, wenn wir beide zugleich abhauen. Ich schlage vor du gehst eher. Hast Bauchschmerzen!“, sagte Branca ohne sie noch weiter zu Wort kommen zulassen. Clear sah sie etwas skeptisch an. „Wie und du denkst, dass kauft er mir ab?“, fragte sie. „Es muss einfach!“, sagte Branca und nahm sie an den Schultern. „Es muss einfach…hörst du!“ Clear sah sie einen Moment an und Branca konnte den Zweifel ind Clears Augen sehen. Johnny Dickson würde sicher niemals darauf reinfallen, aber was Besseres fiel ihr nicht ein. Branca drückte ihre Schultern. „Heute Abend, Clear…heute Abend wird alles ein Ende haben und dann…dann können wir so leben, wie wir es wollen!“, versprach sie ihr. „Zumindest du kannst so leben, wie du es willst!“, fügte sie in Gedanken zu und verzog etwas schmerzlich das Gesicht. „Branca, ich weiss du machst dir große Hoffnungen, aber was ist, wenn diese Erin uns genauso verarscht, wie es J.D getan hat?“, fragte sie ängstlich und Branca konnte sie verstehen. Sie konnten Niemandem trauen. Das wussten sie, nachdem sie hier angefangen hatten zu arbeiten und sie würden es jetzt auch nicht tun. Aber Erin war ihre einzige Chance und diese mussten sie nutzen. Außerdem hatte ihr Erin mit allem Ernst und auch Ehrlichkeit klargemacht, dass sie ihr trauen konnte und ehrlich gesagt, glaubte sie nicht, dass sie ihr nur was vorgemacht hatte. Sie spürte es einfach. „Das tut sie nicht. Ich vertraue ihr!“, sagte sie und Clear sah sie etwas zerknirscht an. „Du vertraust ihr? Du hast doch selbst gesagt, dass du Schiss vor ihr hast!“, murmelte sie und Branca hätte sich in diesem Moment gerne selber in den Arsch gebissen. Ja, das hatte sie und sie kam sich dabei ziemlich blöd vor, dass sie jetzt anderer Meinung war. „Ja schon, aber…!“, sagte sie und wollte noch etwas sagen, ließ es aber, da ihr nichts einfiel. „Ach, vergiss es. Sag einfach nur, dass du wegmusst. Termin beim Arzt, was weiss. Hauptsache du bist hier weg und wartest daheim auf mich und Erin!“ „Und was wenn es schiefgeht?“, fragte Clear angstvoll und Branca schüttelte den Kopf. „Daran darfst du nicht denken!“, sagte Branca und sah sie festentschlossen an. Clear war immernoch nicht ganz davon überzeugt, dass das ganze gut ausgehen wird. Und sie, wenn sie mal genauer nachdachte auch nicht. Niemand hatte es bis jetzt geschafft, aus Johnnys Laden zu entkommen. Wieso sollten sie dann die Ausnahme sein? „Jetzt reiss dich zusammen…du willst doch aus diesem Höllenloch fliehen, also jetzt hab endlich mal den Arschn in der Hose und tu es!“, zischte ihr die Vernunft zu und verscheuchte die aufkeimende Angst und Zweifel. „Mach es so, wie ich es dir gesagte habe…und alles wird gut!“, sagte sie und zog sie an sich. Drückte sie fest an sich und schloss für einen Moment die Augen und in ihrem Kopf hörte sie eine Stimme flüstern:„ Es muss es einfach!“ Clear meldete sich, wie besprochen krank. J.D machte natürlich eine riesen Scene, ließ sie aber gehen. Und Branca war erleichtert. Dennoch blieb die Sorge um ihre Freundin und konnte nur hoffen, dass ihr auf dem Weg zu sich und zu ihrem Zuhause nichts passieren würde. Als sie auch endlich den Club verliess, sehr zum Missfallen Johnnys, atmete sie erleichert aus und ging die Strasse entlang. Immer wieder sah sie sich um, um sicherzustellen, dass niemand ihr folgte. Sie kam sich schon wie Verbrecherin vor und musste etwas lächeln. Eine Verbrecherin, dass wäre noch das mindeste, wenn nicht der Umstand gewesen wäre, dass sie etwas Böses in sich trug und ihre Gedanken kamen wieder auf den Unheimlichen. Was würde Erin wohl tun, um ihn in zuschwächen, oder gar aus ihr rauszuholen. Sie war immerhin eine Exorzistin und solche trieben doch böse Geister aus. Ginge das vielleicht auch bei ihr? Hoffentlich ja, denn dann hätte sie ein Problem weniger. Sie schloss die Tür auf und ging die Stufen zu ihrer Wohnung hoch. Fragte sich, wie Erins Flucht wohl aussehen würde. Und wohin sie gehen würde. Etwa nach Italien, in den Vatikan? Branca musste schon etwas lächeln, bei diesem Gedanken und öffnete die Tür. Und plötzlich von einem Augenblick auf den nächsten, hielt sie inne. Etwas stimmte nicht. In der Luf lag ein seltsamer Geruch, den Branca zunächst nicht einordnen konnte und der ihr einen schauer über den Rücken laufen ließ. Ihre Kehle fühlte sich mit einem Mal so trocken und kratzig an, und obwohl sämtliche Alarmglocken in ihr losgingen, betrat sie die Wohnung. Das bedrückende Gefühl, welches ihr die Luft abschnürrte, wurde mit jedem Schritt den sie tat immer schlimmer. Und sie hatte einen schlimmen Verdacht. Was wenn Clear etwas zugestossen ist! „Clear, ich bins. Bist du da?“, rief sie mit erstickter Stimme, erhielt aber keine Antwort und Angst wallte in ihre auf. „Clear…bist du da?“, rief sie wieder und ging weiter. Sah das Wohnzimmer und die darin stehenden Möbel. Nichts schien unauffällig zusein. Alles stand an seinem Platz. Aber dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmte. Das Clear nicht antwortete, war ausschlgagebend genug und sie sah zum Bad. Die Tür stand sperrangelweit offen und ein dicker Kloss bildete sich in ihrem Hals. Branca schluckte und lenkte ihre Schritte zu dem kleinem gekachelten Raum. Als sie in das Bad kam, trat sie auf etwas Nasses und Branca erstarrte. Was war das? Langsam schaute sie nachunten und musste im nächsten Moment einen Schrei unterdrücken. Die Bodenkacheln waren mit einer Flüssigkeit bedeckt, die nur zum Teil aus Wasser bestand. Rote Schlieren flossen wie Aquarelfarbe darin und der Geruch den Branca schon beim eintreten der Wohnung in der Nase hatte, war hier umso stärker und deutlicher. Sie wusste nun was das für ein Geruch war und von was er kommt. Von Blut! Ihr wurde augenblicklich kalt und ihr Magen begann zu rebellieren, als sie sich zwang weiter im Bad umzusehen und ihre Augen an der Wanne haften blieben. Dort, umspült von Blut und Wasser lag sie in der Wanne. Das Gesicht blutgemschiert, die Augen starr ins Leere schauend. Das blonde Haar verfärbt und strähnig vom Blut. Clear! Branca presste sich die Hand auf den Mund und musste einen Schrei unterdrücken. Wobei dieser sicher eine Wohltat gewesen war, um das ganze Grauen, was sie da vor sich sah, zuertragen. Mit schwankenden Schritten ging sie auf die Wanne zu und blieb neben ihr stehen. Minuten lang konnte sie nichts anderes tun als sie anzusehen und den Schmerz, der sie rasend schnell erfüllte, zu ertragen. Trännen schossen ihr in die Augen und sie ballte die Fäuste. Versuchte den Schmerz in sich niederzuringen, doch es gelang ihr nicht. Er war zu groß, als das sie ihn bezwingen könnte und sie konnte nicht anders, als zu weinen. Sie fiel in die Knie und nahm ihre tote Freundin in die Arme. Strich ihr durch das blutige Haar. Ihr war es gleich, ob sie sich damit beschmierte. Dass ihre Freundin tot war, war viel schlimmer, als ihr Blut an sich zu haben. Tränen strömten über die Wangen. Ihr ganzer Leib zuckte unter den Schluchzern und Branca schüttelte immer wieder den Kopf. „Clear…nein…nein…das…das darf nicht…das darf nicht sein!“, wimmerte sie immer wieder und versank immer mehr in ihre Trauer, sodass sie nicht die Schritte hörte, die sich ihr näherten. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, fuhr sie zusammen und schaute hoch. Kapitel 7: Flucht! ------------------ Erin hatte aus dem Nebenzimmer eine Decke geholt und legte sie Branca über die Schultern. Diese sah nur ins Feuer des Kamins, das leise knisterte und sie wärmen sollte. Doch weder das Feuer noch die Decke konnten Branca, die immernoch die Leiche ihrer Freundin vor Augen hatte, wärmen. Als Erin in die Wohnung kam, ahnte sie schon, dass es etwas nicht in Ordnung war und suchte nach Branca. Sie fand sie auch. Mit Clear, die tot in der Wanne lag und Branca, die sie umarmte und schmerzlich weinte. Als sie sie an der Schulter berührte, war Branca zusammengezuckt und hatte sie angesehen, als würde der Tod persönlich vor ihr stehen. Erin konnte das gut nachempfinden. Damals, als ihr Ziehvater ebenfalls ermordet wurde, war es ihr nicht anders ergangen. Nur war Branca nicht sie und so musste Erin behutsam mit ihr umgehen. Sanft nahm sie sie an den Schultern und zog sie auf die Füsse. „Komm, wir müssen von hier weg!“, hatte sie nur gesagt und Branca, ohne in der Lage etwas zusagen, ließ sich von ihr aus der Wohnung bringen. Nun saß sie hier, gebadet und in frischen Sachen gekleidet. Mit einer Tasse schwarzem Kaffe in der Hand und eine Decke um die Schultern. Bis jetzt hatte sie nichts gesagt und Erin fürchtete schon, dass der Anblick der toten Freundin sie völlig paralysiert hat. Sie setzte sich neben sie und sah sie minutenlang an. Branca rührte sich nicht, schaute nur in die Flammen, die Mal wild, Mal zögernd emporzüngelten und in denen plötzlich Bilder auftauchten, die Branca an die gemeinsame Zeit mit Clear erinnerten. Tränen rannen ihr wieder über die Wangen, als sie sich von den Erinnerungen mitreissen ließ und an die Zeit zurückdachte, in der sie sich kennenlernten und Freundschaft miteinander schlossen. Wie sie zusammen diese schwere Zeit durchstanden und füreinander dawaren, wenn sie nicht weiterwussten. Nun war alles vorbei. Und Branca wurde von einem schrecklichem Schuldgefühl erfüllt. Ihre Gedanken überschlugen sich, stürzten sich wie ein wildes Tier auf sie zu und gruben scharfe Krallen in ihre Seele und sie begann sich selbst Vorwürfe zumachen und sich zufragen, wieso sie nicht auf ihren Verstand gehört hatte? Sie hatte doch schon von Anfangangewusst, dass das nicht gut ausgehen würde. Wieso also hatte sie Clear nicht darausgehalten? Oder es gar gelassen? Weil sie hier rauswollte und musste. Weil sie sie nicht hier allein lassen, sondern mit sich nehmen wollte. Weil sie sie liebte wie eine Schwester. Doch was hatte das gebracht? Nichts! Höchstens Clears Tod und ihr Herz zog sich zusammen. Nocheinmal tauchte das Bild ihrer toten Freundin vor ihrem inneren Auge auf und sie sah ihr Gesicht. Wie es voller Blut war und ihre Augen, die sie anstarrten und leer waren. Nein, nicht leer sondern…vorwurfsvoll! Branca schauderte und sie krampfte sich zusammen. Gerne hätte sie sich gesagt, dass das nicht stimmte. Dass sie sich etwas daraf einbildete, aber sie musste in sich hineinhorchen, um zu wissen, dass es nicht so war. Sie hatte Schuld und der Schmerz, der schon ohnehin in ihr wie ein Feuersturm tobte, schien sie nun förmlich zuverbrennen. Sie zog den Kopf zwischen die Schultern, schloss die Augen und flüsterte erstickt:„Das ist alles meine Schuld!“ Erin, die sie die ganze Zeit über nur angesehen hatte und darauf wartete, bis sie sich rührte, horchte auf und schüttelte sogleich den Kopf. Sie legte sanft den Arm um ihre Schulter, die sich schwach und zerbrechlich anfühlte und zog sie etwas an sich. „Nein, das bist du nicht. Du konntest nicht ahnen, dass man sie umbringt!“, flüsterte sie und Brancas Kopf bewegte sich hinundher. „Doch, ich habe Schuld. Und ich hätte es wissen müssen. Johnny Dickson lässt keine von uns am Leben, wenn er spitzt kriegt, dass jemand aussteigen will. Ich wusste es, und habe es trotzdem darauf ankommen lassen, verstehst du. Ich bin schuld, dass sie tot ist!“, wimmerte sie und zeigte auf sich. „Wäre ich doch bloss niemals geboren, dann wäre all das nicht geschehen!“ Erins Miene verfinstere sich etwas. Dass Branca sich nun einredete, dass das ganze niemals geschehen wäre, wenn sie nicht geboren wäre, war Schwachsinn. „So ein Unsinn. Denkst du wirklich, dass alles anders wäre, wenn du nicht geboren wärst?“, fragte sie und Branca sah sie mit gerötetem Augen an. Deutlich sah Erin die Antwort und sie presste die Lippen aufeinander. Gerne hätt sie sie geohrfeigt, ließ es jedoch. Das würde es nur noch schlimmer machen und sie seufzte. „Wie kommst du überhaupt auf so einen Blödsinn?“, fragte Erin sie und Branca schaute wieder in die Flammen und wieder tauchten Bilder in diesen auf, jedoch aus ihrer Kindheit und ihr wurde kalt. Sie biss sich auf die Unterlippe und zögerte. Sollte sie ihr von ihrer Vergangenheit erzählen. Einer Fremden? Ihr Herz sagte ihr, dass es für sie vielleicht leichter wäre, wenn sie darüber sprach, aber ihr Verstand sagte natürlich was anderes. Und zischte immer wieder dabei zu, dass sie es hätte verhindern können. Dass sie schuld daran sei. Branca stiess die Luft lange und gequält aus und schaute Erin wieder an. In ihrem Blick lag etwas schmerzliches, aber auch Ängstliches. „Weil ich allen, die um mich sind, zuschaden kommen. Egal ob sie mich mögen, oder hassen!“, sagte sie geknickt und musste dabei an ihre Familie denken. „Magst du mir davon erzählen. Dann geht es dir vielleicht besser!“, schlug sie vor und Branca musste etwas lächeln. Mit dem Gedanken hatte sie auch schon gespielt und dass Erin dies nun vorschlug, gab ihr Kraft. Lange genug hatte sie ihre Vergangenheit und die damit verbundenen Schmerzen für sich behalten. Nun wollte sie diese endlich loswerden. Sie holte tief Luft und begann zu erzählen. „Meine Mutter starb, nach meiner Geburt. Mein Vater…bei einem schweren Unfall. Ich bin dementsprechend also eine Waise. Aber ich hatte noch die Schwester meiner Mutter und deren Mann. In einem Testament…ich weiss wirklich nicht, was sich meine Mutter dabei gedacht hat, war verfasst, dass die beiden meine Vormünder werden und mich aufziehen sollen. Doch leider sahen sie in mir, wie meine Tante es so schön formulierte, ein Balg des Teufels. Dennoch zogen sie mich auf. Dabei wäre es doch einfacher gewesen mich auszusetzen, wenn ich ihnen doch so eine Last und unerwünscht bin. Aber naja… Bis zu meinem fünften Lebensjahr hielten sie sich noch zurück, aber als ich älter wurde, war es vorbei mit der lieben Tante und dem netten Onkel. Tag für Tag, beschimpfte, prügelte und demütigt mich meine Tante. Die Narben auf meinem Rücken, sind ein nettes Erinnerungstück davon und ihre wütenden Beleidigungen habe ich immernoch im Ohr. Du verdammtes Höllenkind…verdammt seist du…wieso fährst du nicht zur Hölle, dorthin wo du hingehörst!“, sagte sie und sah Erin an, die die Brauen hob. „Sicher wunderst du dich wieso sie darauf kommt, ich sei aus der Hölle. Aber das kann ich dir nicht sagen. Sie hatte wohl ihre Gründe!“, sagte sie und malte mit dem Fingern Gänsefüsschen in die Luft. „Auf jeden Fall war sie eine dieser Frauen, die mit Gott verheiratet zusein schienen und in allem und jedem die Sünde, das Böse sah. Auch wenn es ein Kind war. Und mein Onkel…war einer der Männer, die diese besondere Vorliebe haben, für junge Mädchen. Damals sah er mich nur mit diesem gewissem Blick an, aber dann…!“, Branca brach ab und ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. Für einen Sekundenbruchteil sah sie ihren Oknel über sich. Wie er sie widerlich angrinste und ihr das Shirt hochzog. Sie an allen möglichen Körperstellen anfasste und lachte. „Jetzt stell dich doch nicht so an. Du willst es doch auch!“, hörte sie ihn sagen und ihre Kiefer pressten sich hart zusammen. Erin sah sie nur an und verspürte einen Anflug von Hass und Zorn. Was trieb Menschen, oder besser gesagt Männer dazu, einem Kind soetwas anzutun? „So ein Schwein!“, knurrte sie und Branca lächelte. „Ja, er war ein Schwein und er kam damit auch durch. Dafür hatt er gesorgt…Er sagte mir, dass mir niemand glauben würde. Besonders nicht seine Frau. Für sie war ich nur ein Balg des Teufels, um dass sie sich niemals kümmern, geschweige denn Sorgen machen würde und dass es ihr egal war, was aus mir wurde. Und er hatte Recht. Meine Tante gab mir nichts. Außer Schläge und vielleicht etwas Brot und Wasser!“, sagte sie und in ihrer Stimme schwang Wut mit. Erin konnte das gut nachempfinden. Diesem Bastard hätte sie allerdings etwas entscheidenes abgeschnitten und sie fragte sich, wieso sie dagegen nichts unternommen hatte. Doch die Frage beantwortete sie sich selbst. Branca hatte ja selbst gesagt, dass ihre Tante niemals auf sie hören würde und sie somit allein mit ihrem Schmerz blieb. Schließlich war sie in den Augen dieser Irren ein Kind des Teufels und ein Kind des Teufels hatte keine Rechte. Sie bekam einen wahnsinnigen Hass auf diese Frau. Dass es heute noch solche Menschen gibt, begriff sie nicht. Sie schüttelte den Kopf. „Sowas unmenschliches!“ Branca seufzte und schloss die Augen, als sie sie wieder öffnete, fixierte sie die Flammen mit ihrem Blick und Erin glaubte, dass die Flammen nun etwas höher hochzüngelten. Doch sie sagte darauf nichts, sondern ließ es zu. Es wäre das Beste, wenn sie ihrem Frust freien Lauf ließ. „Wie auch immer. Irgendwann wurde alles zuviel. Als meine Tante mit ihrer Schimpferei und Prügelei und mein Onkel, der zu mir kam, als meine Tante zu Bett ging, mit mir…fertig war, bin ich eingeschlafen und all der Schmerz und auch der Hass auf diese Menschen, verformte sich zu einem Traum. In diesem Traum sah ich Flammen und…hörte verzerrt Schreie. Schreie von Menschen, die in den Flammen umkamen und es…es gab mir ein Gefühl von…Genugtuung!“, sagte sie und verstummte für einige Minuten. Sie sah zu Erin, hoffte dass sie darauf etwas sagte, aber Erin schwieg und ein beklemmendes Gefühl legte sich ihr ums Herz. Was würde sie nun von ihr denken, nachdem sie ihr das erzählt hatte. Würde sie immer noch in ihr ein Opfer sehen, oder doch ein Monster? Branca wagte es nicht, genauer darüber nachzudenken und schaute zu Boden. Erin sah ihr an, dass dieser Traum und die Erinnerung daran sie erschreckte und Angst machte. Und gerne hätte sie gesagt, dass das nichts zu bedeuten hatte. Aber sie selbst hatte Träume dieser Art gehabt und wusste nur zugut, dass diese nur die Spitze des Eisberges waren. Sie rutschte näher an sie heran, sodass sie sich Schulter an Schulter berührten und Branca sah auf. „Erzähl ruhig weiter. Keine Angst, das was jetzt kommt, wird mich garantiert nicht schocken. Ich hatte ja selber diese Träume und weiss, wie schwer es ist, darüber zu reden!“, sagte sie sanft und lächelte etwas aufmunternt. Branca erwiederte dies, wenn auch etewas zaghaft und nahm all ihren Mut zusammen, um nun den Rest ihrer Geschichte zuerzählen. „Der Traum wurde realer und ich konnte sogar Rauch riechen, und die Schreie wurden lauter. Solaut, dass ich aufwachte. Aber anstatt in meinem Zimmer, war ich im Freien und ich wusste zunächst wo ich war. Dann sah ich das Haus und glaubte immernoch zuträumen. Es brannte lichterloh, ging wahrlich in Flammen auf und ich hörte wiede die Schreie und erkannte sie auch. Es waren meine Tante und mein Onkel. Sie waren im Haus und…verbrannten bei lebendigen Leib!“, erklärte sie und schaute wieder in die Flammen. „Und obwohl ich Angst hatte und ihnen eigentlich helfen sollte, wollte ich es nicht. Dafür war der Hass, der sich in meinem Leben zusammengestaut hatte; zugroß und weißt du was mich noch mehr erschreckt: Ich habe es genossen, wie sie verbannten und es genossen, wie sie schrien!“ Erin ließ diese Worte aus sich wirken und nickte dann. „Das klingt vielleicht verrückt, aber…ich hätte es genauso genossen!“, bemerkte sie und grinste dabei, sodass ihre Zähne weiss hervorstachen. „Oh, diese Seite kenne ich gar nicht von dir!“, hörte sie Erik sagen und sagte in Gedanken:„ Du kennst mich eben nicht gut genug!“ Branca lächelte zögernt. „Trotzdem, es machte mir Angst…und es war das erste Mal, dass ich diese Träume hatte. Was danach kam…naja, den Rest kannst du dir ja denken!“ „Ja, das kann ich und da wären wieder beim eigentlich Thema. Dein Boss hat sicher davon Wind gekriegt. Darum ließ er wohl zuerst Clear umbringen. Sie war allein!“, sagte sie und Branca warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Was, woher weißt du…?“, fragte sie und ihre Stimme versagte. „Ich habe euch, nach ich mit dir gesprochen hatte, beobachtet. Immer wenn ihr in den Club gegangen seid und…!“ „Momentmal, soll das heissen, dass du gesehen hast, was passiert ist?“, platzte Branca hinein und sprang auf die Füsse. Erin sah zu ihr auf und konnte den Zorn in ihren Augen aufblitzen sehen. „Nein, ich habe nur sie aus dem Club gehen sehen. Der Kerl, der sie umgebracht hat, muss einen anderen Weg genommen haben. Oder er hat schon in eurer Wohnung auf euch gewartet!“, sagte sie. „Sein Geruch hing schwer in der Luft. Es wundert mich, dass du ihn nicht gerochen hast!“ „Ich habe was anderes gerochen, wenn dich das etwas aufmuntert!“, sagte sie sarkastisch und misste sich an das Blutbad im Badezimmer erinnern. „Nämlich Blut!“ „Hm, offentlich reicht jeder was anderes…aber es bleibt immer gleich. Ein Geruch des Todes!“, murmelte Erin nachdenklich. „Ob es von Blut kommt, oder von den Absichten und Gedanken desjenigen, der es tut oder denkt!“ „Und was reichst du, wenn ich in der Nähe bin?“, fragte Branca trocken und schaute sie wartent an. „Schwefel!“, antwortete Erin knapp und Branca sah sie verwirrt an. „Schwefel…was hat Schwefel denn mit meinen Gedanken zutun…Okay, dass ich das Haus meiner Tante und meines Onkels in Brand gesteckt hatte, war nur einmal passiert. Und dass ich nach Schwefel stinke, hat sicher damit nichts zutun!“, verteidigte sich Branca und Erin schüttelte den Kopf. „Damit hat es zwar nichts zutun, aber wer sagt denn, dass du diesen Schwefelgeruch wegen diesem Brand hast?“, sagte sie und etwas in ihrer Stimme verriet Branca, dass mehr dahinter steckte. „Willst du damit sagen, dass dieser Geruch schon immer an mir ist…?“, fragte sie ungläubig und Erin nickte. „Ja, seid deiner Geburt um genau zusein. Jeder Mensch hat einen eigenen Geruch. Das ist normal. Nur sind unsere Gerüche weitaus anders. Manche Menschen könnten sie wahrnehmen und wenn sie es tun, durchläuft es sie kalt und sie fürchten sich. Es ist wie mit den Tieren. Sie wittern ihre Beute oder die Gefahr. Es kommt darauf an, auf wessen Seite man natürlich steht!“, erklärte sie und Brancas Augen wurden gross. Erin konnte ihren Unglauben gut nachempfinden. Nachdem Daroga sie aufgeklärt hatte, hatte sie genauso gedacht. Aber an seine Worte war nicht zu zweifeln. „Das heisst, ich kann dich auch riechen. Ich meine…ähm…naja…!“, kam es nur von ihr und kam sich dabei etwas dumm vor. Erin lachte kurz. „Ja, das kannst du. Versuch es mal und dann sag mir, wie ich für dich rieche!“, bot sie ihr lachend an und Branca wollte schon höflich nein sagen. Schnupperte aber dennoch. Sie war schon etwas neugierig geworden und sicher wäre es nur ein Vorteil, wenn sie wusste, wie Erin roch. Nur um sie von den Feinden zu unterscheiden natürlich. Doch sie roch nichts und sie hob nur die Schultern. „Sorry, aber leider rieche ich nichts!“, sagte sie und Erin seufzte etwas geknickt. „Schade, hätte gerne gewusst, wie ich rieche!“, sagte sie etwas gekränkt. „Kannst du das denn nicht?“ „Nein, leider nicht. Ein Wolf kann nur andere Wölfe riechen, oder andere Tiere, aber anscheinend nicht sich selbst!“, sagte sie. „Bedauerlich…!“ Branca lächelte, doch das Lächeln blieb nicht lange, als Rafael neben Erin auftauchte und Branca wie üblich misstraurisch aus seinen schwarzen Augen ansah. Sie rückte etwas nachhinten und sah den Wolf mit wachsender Furcht an. Dieses Tier war genauso unheimlich, wie die Krähe die sie gesehen hatte und der Gedanken an den schwarzen Vogel ließ sie erschauern. „Keine Angst. Rafael tut dir nichts. Außer ich befehle es ihm!“, sagte Erin locker und legte dem schwarzem Wolf einen Arm um den pelzigen Hals. Auch wenn Branca wusste, dass Erin niemals diesem Wolf befehlen würde sie anzugreifen, hatte sie dennoch Angst. Dieser Wolf war nicht normal. Er wirkte viel zu menschlich und zu intelligent, als dass er ein normaler Wolf war. Und sie fragte sich, welche Verbindung zwischen ihnen lag. „Ist…ist er dein Haustier…?“, fragte sie schließlich und hätte sich für diese dumme Frage selber ohrfeigen können. Erin lächelte, zog den Wolf enger an sich heran und schmiegte ihr Gesicht in sein schwarzes Fell. „Ja. Und noch viel mehr, als nur das. Rafael ist mein Beschützer und treuster Freund. In der ganzen Zeit, konnte ich mich immerwieder auf ihn verlassen. Kein Wunder, er ist ein Wolf, genauso wie ich. Und Wölfe halten zusammen. Richtig, mein Hübscher?“, fragte sie lachend und kraullte Rafael am Hals. Der Wolf hechelte und bellte. Branca sagte nichts, sondern nickte nur und musste ohne sich erklären zukönnen wieso, wieder an die Krähe denken. Daroga hatte gesagt, dass sie die Krähe war und dass nun plötzlich eine echte Krähe einfach so vor ihrem Fenster aufgetaucht war, erschien ihr alles andere als ein Zufall. Könnte es sein, dass… „Nein, das war doch kompletter Unsinn!“, schrie es in ihrem Kopf. Erin, die ihren Gedankenlauf deutlich gehört hatte, wurde nun ernst. „Nein, ist es nicht. Es ist, wie du dir sicher auch gedacht hast, kein Zufall, dass eine Krähe bei dir auftaucht. Sie ist soetwas wie ein Bote. Dein Bote und dein Beschützer. Genauso wie es Rafael ist. Wir haben die Tiere, die wir darstellen, als Beschützer. Sie warnen oder helfen uns, in Gefahren. Wie du dich aber mit deinem Beschützer stellst, hängt allerdings von dir ab!“, erklärte sie und jedes Wort hatte deutlich Gewicht. Branca rümpfte etwas die Nase. „Wie ich mich mit ihr stelle. Dieses Mistvieh hat mich angegriffen. Wie kann ich also einem Tier vertrauen, oder gar als mein Beschützer sehen, dass mich angegriffen hat?“, fragte sie und machte eine vielsagende Handbewegung. Erin hob die Schultern und wollte schon etwas darauferwiedern, als sie plötzlich innehielt und ihren Kopf in Richtung des dunklen Flurs drehte. Sie sah einfach nur ins Dunkle und Branca wiederum, schaute sie an. Fragte sich, was sie hatte. Da glaubte sie Erin schnuppern zu hören und runzelte die Stirn. Ihre Ratlosigkeit wurde noch größer und ihre Sorge umso mehr, als sie sah wie Erins Augen, die vorhin noch blau waren, plötzlich dunkel wurden. Ein tiefes Knurren drang aus der Kehle Erins und im selbem Moment spitzte Rafael die Ohren und fing ebenfalls an zuknurren. Branca beschlich eine ungute Ahnung und sie rückte etwas zu ihr, um sie flüsterten zufragen:„ Was ist los?“ Erin zog den Kopf zwischen die Schultern und sie machte den Eindruck, als würde sie gleich lossprinten, um im Dunkeln des Flus etwas anzugreifen. Mit dunkeln Augen und gefletschten Zähnen, knurrte sie die Worte, die Branca einen eisigen Schauer über den Rcken laufen ließen: „Wir sind nicht mehr allein!“ Branca starrte nun ebenfalls in die Finsterniss, die im Flur herrschte und glaubte eine Bewegung zusehen. Jemand oder etwas schlich sich sie heran und Brancas Herz begann sofort schneller zu schlagen. Was wenn es der Unheimliche war? Würde Erin es schaffen, ihn zutreiben oder gar zu vernischten? Sie konnte es nur schwer hoffen, ansonsten gab sie sich selber die Kugel. Erin packte sie am Arm, zog sie dicht an sich heran und raunte ihr knurrend ins Ohr:„ Bleib wo du bist!“ Branca brachte nur ein Nicken zustande und ehe sie sich zu Erin umdrehen, geschweige denn etwas sagen konnte, wurde das Feuer im Kamin etwas schwächer, bis es ganz erlosch und schließlich nur Schwärze sie umgab. Branca sog scharf Luft ein und wollte Erin am Arm fassen und fragen, was sie nun vorhabe. Als ihre Hand ins Leere griff und Branca für einen Moment glaubte, zu träumen. Erin war doch vor wenigen Sekunden neben ihr gewesen, hatte sie sogar festgehalten. Also wo war sie? Branca sah sich panisch um. Versuchte in der Dunkelheit etwas zuerkennen. Suchte sogar nach Rafael, doch selbst der schwarze Wolf war fort und Branca allein. Allein mit dem Unheimlichen, dessen Schritte immernäher kamen und sie Stück für Stück erstarren ließen. Branca schloss vor Angst die Augen und begann zu zittern. Gerne wäre sie aufgesprungen und davon gerannt. Doch ihre Beine versagten den Dienst, waren förmlich auf dem Holzboden festgewachsen und selbst wenn. Wohin sollte sie flüchten? Draußen suchte J.D sicher nach ihr, um auch sie zu töten und hierdrinnen, war der Unheimliche, der sie ebenso töten würde. Egal was sie also machte. Sie würde den Tod finden. So oder so! Da konnte sie sich gleich ihrem Schicksal ergeben. Sie schluckte und schmeckte den widerlichen, bitteren Geschmack der Angst in ihrer Kehle und mit einem Mal erfüllte sie eine sonderbare innere Ruhe. Die Angst war zwar da, lähmte sie, aber auch etwas anderes. Absolouter Friede und Erleichterung. Erleichterung, endlich diesm Grauen zuentkommen und endlich ihre Ruhe zufinden. Sie straffe die Schultern. Reckte das Kinn erhaben hoch und schloss die Augen. Auch wenn sie gleich sterben würde, so würde sie dennoch etwas von ihrem Stolz bewahren und nicht betteln, wimmern oder gar weinen. Sie hatte schon genug miterleben müssen, genug Leid erfahren und sie wollte immerhin etwas gestärkt ihrem Tod entgegentreten. Tief holte sie Luft und sagte im gleichgültigem Ton:„ Los bring es endlich hinter dich. Ich habe keine Lust mehr, in Angst vor dir zuleben!“ Eine leise Stimme lachte und sie merkte, wie sich etwas kaltes, metallisches auf ihren Nacken drückte. Das Klicken einer geladenen Magnum ließ sie zusammenzucken und ihre Gedanken überschlugen sich. Seid wann brauchte der Unheimliche eine Magnum, um sie zu vernischten? „Oh, so mutig…willst du denn nicht um dein Leben betteln. Genauso wie es eine kleine Freundin getan hat?“ Die Stimme, die ihr diese Worte ins Ohr flüsterte, ließ sie erstarren. Das war nicht der Unheimliche. Sondern…! Branca drehte sich um und trotz des erloschenen Feuers und der Dunkelheit erkannte sie den Mann, der ihr nun die Waffe auf die Stirn hielt. „Bobby!“, keuchte sie und wurde leichenblass. Eigentlich müsste sie sich freuen, dass es nicht der Unheimliche war, der sie da böse angrinste. Aber das Erscheinen von J.Ds bestem Killer, macht dies auch nicht besser. Und was noch viel schlimmer war, war dass dieser Clear getötet hatte. Ausgerechnet er! Von allen Killern, die unter J.D arbeiteten, war Bobby alias The Sadist, der schlimmste. Er begnügte sich nicht, die Mädchen, die flüchten wollten, einfach nur umzubringen. Nein, er quälte sie noch aufs Schlimmste und gab ihnen dann den Gnadenstoss. Wenn sie schon mehr tot, als lebendig waren. Die Magnum, benutzte er nur, um damit klarzumachen, dass er Macht hatte. Macht über seine Opfer und kostete diese in vollen Zügen aus. Was musste Clear erleiden, bis er ihr den erlösenden Schnitt durch die Puksadern gegeben hatte. Sie mochte es sich nicht vorstellen, aber das grauenvolle Bild Clears, wie sie blutend in der Wanne lag, ließ sie nicht los und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hörte, wie aus weiter Ferne Clears Schreie und das wiederliche Geräusch, als sich die stählenerne Klinge von Bobbys Rasiermesser in ihr Fleisch schnitt. Konnte spüren, wie das Blut hervorqoull. Das Zischen der Zigarettenbstummel, die er ihr auf die blosse Haut drückte und schmerzhafte Brandmale hinterließ. All dies spürte und hörte sie und es raubte ihr fast den Verstand. Sie zwang sich nicht mehr daran zu denken und sah wieder zu Bobby, der immernoch die Magnum auf sie hielt und dreckig grinste. „Hallo, Branca. Schön dich wiederzusehen. Nett hast du es hier…!“, sagte er finster und schaute sich um. Wobei er eigentlich nichts sah. Branca verzog das Gesicht etwas zu einer wütenden Grimasse und ihre Angst wandelte sich in blanken Hass. Dieses Schwein hatte Clear ermordet und jetzt sprach er hier so, als sei er hier zu Kaffe und Kuchen. „Hör auf solch eine Scheise zulabbern und sag, was du von mir willst!“, fauchte sie und Bobby war wieder ganz der alte. „Dich abmurksen, was sonst. Du kleine Bitch!“, grunzte er und fuchelte mit der Magnum vor ihrer Nase hinundher. Branca verzog angewidert dasd Gesicht. „Was und mich nicht vorher zutode quälen, wie du es mit Clear getan hast?“, fragte sie und Bobby lachte nur. „Das würde ich nur zugerne, aber leider habe ich nicht mehr viel Zeit!“, sagte er und drückte den Lauf der Magnum an ihre Stirn. Branca zuckte nicht mal zusammen, sondern sah ihn nur wütend an. Mit einem dreckigen Grinsen, legte er den Finger auf den Abzug. „Also werde ich dich einfach so erschiessen!“ „Nichts, wirst du?“, fauchte eine Stimme und Bobby und Branca erstarrten. Sie kam von allen Seiten und Branca glaubte in der Finsterniss etwas wie einen Schatten zu bemerken. Genau hinter Bobby. Erin! Bobby, der sich ebenso erschreckt hatte, drehte sich um, wollte wissen, wer da hinter ihm stand. Als plötzlich etwas unsichtbares ihn packte, hoch in die Luft riss und ihn brutal gegen die Wand schleuderte. Bobby verdrehte die Augen, als er gegen die Wand krachte und zu Boden fiel. Für einige Minuten rührte er sich nicht und Branca glaubte schon, er sei tot. Doch da sah sie, wie er sich bewegte und stöhnend aufrichtete. „Oh, Fuck…was war das bloss?“, fragte er nach Luft ringend. Er wollte aufstehen, da packte ihn wieder diese unsichtbare Kraft und warf ihn nun an die andere Wand. Bobby schrie auf, als er merkte, wie seine Rippen unter der Wucht zubrechen drohten. Was war das bloss, was ihn packte und ihn durch die Luft schleuderte, wie eine Marionette? Branca konnte nur zuschauen, wie Bobby immer wieder ergriffen und gegen die Wand geschleudert wurde. Aber von wem. Sie sah niemanden. Wie konnte das sein? Wer war so stark, der ihn so packen und umherschleudern konnte? Sie kniff die Augen zusammen, um etwas zuerkennen und meinte einen Schatten zusehen, der ihn festhielt. Aber wie war das möglich? Bobby sank auf dem Boden zusammen und wimmerte. Erst da wurde es wieder hell und Erin tauchte wieder auf. Sie stand über ihm und hielt ihn mit dem Fuss auf dem Rücken gepresst, auf dem Boden fest. Mit den Armen vor der Brust verschränkt, schaute sie finster auf ihn hinab und schaute dann zu Branca. „Alles klar bei dir?“, fragte sie und Branca nickte nur. War nicht in der Lage etwas zusagen. So wie sie sich gefragt hatte, wie Erin so schnell verschwunden war, fragte sie sich nun, woher sie plötzlich wieder aufgetaucht war. Sie musste an den Schatten denken, der Bobb gepackt hielt und ihr wurde es kurz kalt. „Ja, ich denke schon!“, sagte sie und stand mit wackeligen Beinen auf. Erin nickte. „Gut!“, sagte sie und sah denn wieder zu dem halbbewusstlosen Bobby. Sie trat dem Mann auf den Rücken und ihre Stimme bebbte vor Zorn. „Und jetzt zu dir!“ Sie fesselte ihn an einen einfachen Stuhl und verknotete ihn sorgsam. Auf keinen Fall sollte er entkommen oder sich gar wehren. Branca traute sich nicht zufragen. Erins Blick war finster und sprühte vor Hass. Aber sie konnte sich schon denken, dass sie schon etwas mit Bobby vorhatte. Die Frage war nur was. Erin holt ein Glas mit kaltem Wasser und schüttete es dem Mann ins Gesicht. Bobby schrack noch und schaute sich hecktisch um. Begriff zuerst nicht, was passiert war. Doch dann sah er Branca und sein Gesicht verzog sich zu einer hasserfüllten Grimasse. „Du mieses, kleines Dreckststück!“, fauchte er und kassierte von Erin eine schallende Ohrfeige. „Schnauze. Wenn es hier ein Dreckstück gibt, dann du!“, knurrte sie und Bobby sah zu der Frau hoch. „Was, du…!“, platzte es aus ihm heraus und Erin grinste nur. Ein kleiner Teil von ihr freute sich schon, auf das, was sie gleich mit ihm machen würde. „Ja, ich. Und ich habe da ein paar Fragen an dich!“, sagte sie und Bobby rotzte ihr vor die Füsse. „Vergiss es, Bitch. Von mir hörst du nichts!“, sagte er schnippisch und Erin hob nur die Schultern. „Was anderes habe ich nicht erwartet. Aber das habe ich mir schon gedacht!“, sagte sie, pfiff und Rafael trottete an ihre Seite, baute sich knurrend vor ihm auf und bleckte die Zähne. Wenn er vorhin eine große Klappe hatte, so war diese nicht mehr da. Angstvoll sah er zu dem schwarzen Wolf und Erin grinste böse. Sie ging zu einem kleinen Tisch, zog eine Schupplade auf und holte einen Revolver hervor. Noch dazu eine einzige Patrone und reichte beides Branca. „Hier, steck die Patrone in eines der Löcher und lass die Trommel einschnappen!“, sagte sie und Branca tat, was sie ihr sagte. Als sie es machte, schaute Erin weg und als Branca die Trommel einschnappen ließ, reichte sie sie ihr. „So bitte und was jetzt?“, fragte sie etwas verwirrt und Erin lächelte nocheinmal kalt. „Jetzt spielen wir ein nettes Spiel. Und zwar russisches Roulette!“, sagte sie fiesgrinsend und wandte sich an den Mann. „Ich stelle dir jetzt ein paar Fragen und wenn Rafael das Gefühl hat, dass du mich bescheisst, drücke ich ab. Wenn du Glück hast, ist die Kammer leer und du bleibst am Leben, wenn nicht, tja…!“, sagte sie und machte eine vielsagende Bewegung mit der Hand. „Du kannst es dir ja denken!“ Bobby schüttelte den Kopf und wollte nach ihr treten, doch sogar seine Beine und Füsse waren festgebunden und so verpuffte sein Versuch. Erin lächelte noch immer, packte ihn dann am Haar und setzte den Revolver an die Stirn des Killers. „Also Frage Nummer eins: Wer hat dich geschickt?“ „Niemand!“ Kaum hatte er das gesagt, knurrte Rafael und Erin legte den Finger auf den Abzug. „Lüge!“, sagte sie und drückte durch. Sofort kniff Bobby die Augen zusammen und wartete darauf, dass die Kugel seine Stirn durchbrach. Doch nichts passierte. Die Kammer war leer. Erin gab einen enttäuschten Laut von sich. „Mist, Glück gehabt. Naja, aber wir sind ja noch nicht fertig!“, sagte sie und stellte wieder die gleiche Frage. „Wer hat dich geschickt?“ Bobby überlegte nun ganz genau und zwang sich dazu, die Wahrheit zusagen. „Johnny Dickson!“, sagte er und Ein hörte hinter sich Branca etwas knurren. Ob es aus Wut oder Angst war, wusste sie nicht und konzentrierte sich wieder auf den Gefangenen. „Wieso hat er dich geschickt…Etwa um Branca zu töten?“ „J-ja!“ „Und vielleicht auch Clear?“ „Nein…!“ Nun knurrte wieder Rafael und Erins Augen verdunkelten sich drohend. Angstschweiss brach ihm auf der Stirn aus und er fing an zuzittern. „Lüge!“, sagte sie wieder und drückte ab. Wieder nichts! Und Bobby atmete auf, doch er wusste, die nächste falsche Antwort und er stirbt. „Also nochmal. Und Clear, solltest du sie auch erledigen?“ „Ja, verdammt. Johnny will nicht, dass seine Häschen abspringen!“ „Ach und deswegen bringt er sie um…wirklich klasse. Er sollte doch am besten wissen, dass das umso mehr Staub aufwirbelt!“, sagte sie. Bobby schnaubte und schielte zu Branca. „Ja, aber er weiss, wie man diese Leichen am besten loswird!“, sagte er und Erin konnte sich denken, wie er diese entsorgte. Ab in den Fluss damit und schon ist das Problem gelöst. „Ach, naja. Dumm dass die letzte Leiche gefunden wurde. Aber das ist nicht, das. Über da sich reden will. Hast du auf Clear gewartet, um sie dann zutöten?“ „Ja, ich…ich bin…ich habe die Tür mit einem Dittrich geöffnet und dann auf sie gewartet!“ „Und was dann?“ „Dann sollte ich Branca erledigen. Aber sie war weg…also bin ich euch gefolgt!“ „Wieso hast du sie nicht gleich getötet. Ist doch etwas umständlich, oder?“, fragte sie und runzelte etwas die Stirn. Branca stand nur da und schaute zu den beiden. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt. In ihr tobte ein wahrer Sturm aus Gefühlen. Schmerz, Hass und Wut. Wenn Erin nicht gewesen wäre, hätte sie ihm gleich den Lauf des Revolvers in den Mund gesteckt und solange abgedrückt, bis sie die Kugel in ihn gejagt hatte. Sie hasste diesen Bastard abgrundtief und wünschte sich, dass er bei der nächsten Frage log. „Ja, aber…aber ich wollte, dass sie ihre Freundin sieht, damit sie weiss, was auf sie wartet!“, keuchte er und schaute zu dem Revolver, der im Licht schimmerte. Erin fletschte augenblicklich die Zähne und drückte den Lauf fester an seine Stirn. „Abartiges Schwein!“, fauchte sie und Erin spürte förmlich den Hass auf diesen Menschen in sich aufsteigen. Zugerne würde sie diesem Mistkerl das Leben wegpusten, aber das hatte noch Zeit. In ihrem Kopf hörte sie eine vertraute Stimme enttäuscht und auch verärgert Seufzen. „Er soll noch etwas leben…!“, sagte sie in Gedanken und wieder seufzte die Stimme. Diesesmal nur verärgert. Sie nahm den Revolver von seiner Stirn und schaute ihn abfällig. „Wie auch immer. Wir sind hier fertig!“, knurrte sie und nach wenigen Minuten war der Killer frei. Branca sah Erin verwirrt und auch entsetzt an. „Wieso hast du ihn gehen lassen?“, fragte sie aufgebracht und sah zu, wie Erin in aller Seelenruhe, die Möbel richtig stellte. „Weil er noch benötigt wird!“, sagte Erin gelassen und rückte den Sessel an seinen Platz. „Benötigt?“, wiederholte Branca und hob die Brauen. „Ja, er wird jetzt sicher zu seinem Boss rennen und Bescheid sagen!“, erklärte Erin ruhig und straffte die Schultern. Das war Branca auch klar. J.D würde sicher nicht lange brauchen um eins und eins zusammenzuzählen und dann vor der Tür stehen. Es graute vor ihr, als sie daran denken musste und fragte sich, was das alles zubedeuten hatte. „Ja, aber…dann wird er uns killen!“, sagte sie und ihre Stimme klang erstickt. „Nein, das wird er nicht…vertrau mir!“, sagte sie und Branca musste ein hysterisches Lachen unterdrücken. Vertrauen ist leicht gesgat. Auch wenn sie immernoch eine Mordswut in sich hatte und diese gerne ausleben wollte, hatte sie dennoch Angst vor ihm und fürchtete sich davor, ihm gegenüber zutreten. „Vertrauen…das sagt sich so leicht. Ich habe Angst, Erin. Hörst du!“, sagte sie einige Oktaven höher als beabsichtig und Erin legt ihr die Hände auf die Schultern. „Das musst du nicht…auch wenn es verrückt klingt, aber du musst keine Angst haben. Immerhin bin ich ja noch bei dir!“, sagte sie und lächelte sie etwas aufmunternt an. Branca jedoch konnte das Lächeln nicht erwiedern. Zu groß war die Angst und noch größer die Sorge um Erin. Zwar mochte sie eine resepkteinflössende Frau sein, aber selbst gegen J. Ds MPs konnte sie nichts ausrichten. Und sie bezweifelte sehr stark, dass sie noch rechtzeitig aus London kommen würden. Jones sah mit grimmigem Blick auf die Leiche im Wasser und fragte sich, welcher Geisteskranke das getan hatte. Joan sprach mit der Spurensicherung und war anscheinend nicht überrascht, was sie da sagte. „Nach den Wunden am Körper und an den Schnitten zuurteilen, wurde das Mädchen erst misshandelt und dann schließlich getötet!“, sagte der Mitarbeiter und schaute sich nochmal die Tote an. Dann schüttelte er den Kopf. „Das arme Ding. Sie ist gerade mal siebzehn!“, murmelte er und Jones nickte nur. „Haben Sie schon eine Spur, auf den Täter?“, fragte er und der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, die Todesursache waren ganz klar die aufgeschnittenen Pulsadern!“, sagte er und Jones Miene wurde hart. „Weiss man wo die Kleine gearbeitet hatte?“, fragte er dann. Er hatte so eine gewisse Ahnung und je länger er sich das tote Mädchen anschaute, desto sicherer war er, dass sie aus dem Wild Fantasys war und er fragte sich, wo nun die andere beiden waren. Der Mann von der Spurensicherung schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid!“ „Hm, sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie mehr wissen und der OptosionsbErikht da ist!“, forderte er ein und verließ das Apartment. Gerade sprach ein Kollege mit Joan und als er bei ihnen stand, schaute Joan ihn wissend an. „Ein Nachbar hat sie gefunden…Er sagte, die Tür stand offen und er wollte…nachsehen!“, sagte er und machte bei dem letzten Wort mit den Fingern Gänsefüsschen. Jones konnte sich denken, was er damit meinte. Diese Gegend war wirklich schlimm. „Haben wir seine Personalien?“, fragte er und der Beamte nickte. „Gut, dann werden Sie und ich jetzt mal in den Club fahren. Mal sehen, was unser Mister Dickson dazu sagt!“ Johnny war kurz davor die Nerven zu verlieren. Es reichte ihm. Nachdem Bobby ihm bErikhtet hatte, was letzte Nacht geschehen war, war sein Puls auf hundertachtzig und als nun die Beamten in seinen Club kamen, war es ganz aus. Sein Gesicht hatte die Farbe einer überreifen Tomate und er war kurz davor den Männern an den Hals zugehen. Der Mord an dem Kunden reichte ihm schon und er hatte schon genug Stress, um diesen zuvertuschen. Von den Bullen, die ihm deswegen auf den Leibe rückten gar nicht erst zusprechen. Dass die Cops aber nun wieder vor der Tür standen und nun Fragen zu Clear stellten und zu der vermissten Branca, machte dies nicht viel besser. Langsam aber sicher fühlte sich J.D in die Ecke gedrängt und das gefiel ihm überhaupt nicht. In den ganzen Jahren, seit er diesem Club eröffnet hatte, hatte er alles unter Kotnrolle gehabt und sich immer wieder zu helfen gewusst, wenn es Ärger gab. Aber nun schien seine Glücksträhne erste Risse zubekommen und er musste schnell was unternehmen, ansonsten sieht er sich schneller hinter Gittern als ihm lieb war. Seit diese Cloe her angefangen hatte zu arbeiten, gab es nur Ärger und seit sie weg war, häufte sich dieser. Es war als wäre sie der Auslöser und J.D beschloss ihr auch nun den Garaus zumachen. Immerhin wollte sie auch Branca und Clear aus seinem Club schleusen und das konnte er verhindern. Aber nun war Branca verschwunden und dass die Polizei die Leiche gefunden hatte und nun natürlich Fragen dazu hatte, ließ in ihm das Blut kochen. „Und Sie wissen wirklich nicht, wo sich ihre Mitarbeiterin befindet?“, fragte Jones und sah J.D lauernt an. J.D hob die Schultern und versuchte seine Anspannung nicht anmerken zulassen. „Nein, ich nehme an, die ist bei einer Freundin!“, sagte er. „Und was ist mit der Toten?“, fragte Jones weiter und seine Miene wurde grimmig. „Welche Toten?“ Jones zog sogleich ein Polarytfoto hervor und zeigte es dem Clubbesitzer. Darauf war die Tote zusehen und J.D hob gespielt überrascht die Brauen. „Clear ist tot?“, fragte er angeblich schockiert und Jones nickte. „Ja, ihre Pulsadern wurden aufgeschnitten und sie hat am ganzen Körper blaue Felcke. Sogar Brandmale. Können Sie sich das erklären?“ „Nein. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich selbst die Pulsadern aufgeschnitten hat. Clear war immer schon etwas labil gewesen. Und nicht jede ist für diesen Job gemacht!“, sagte er kalt und weckte in Jones den Zorn. Es gab schon genug Menschen, besonders junge, die sich das Leben nahmen, wegen zerstörter Familien, Liebeskummer oder sonst was anderem. Das dieser Mistkerl das jetzt einfach so sagte und sich anscheinend nicht darum kümmerte, verärgerte ihn und er tröstete sich damit, dass er, wenn sie schon nicht die Mörderin aus Paris kriegen, dass sie immerhin ihn hinter Schloss und Riegel bringen. „Hm, verstehe!“, sagte Jones nur und sah zu Joan, der wiederum J.D finster ansah. Deutlich sah er ihm an, dass dieser auch so einige Fragen hatte und stellte diese sogleich. „Und was ist mit der anderen. Die erst krüzlich hier angefangen hat. Dieser Cloe. Die ist ebenso verschwunden!“, sagte er und sah J.D herausfordernd an. J. D schluckte etwas und zwang sich ein Grinsen ab. „Was soll mit ihr sein. Die ist weg. Wollte wohl nicht länger hier arbeiten!“, sagte er schnell und nun mischte sich Jones wieder ein. „Und Sie wollten sie einfach gehen lassen?“, fragte er skeptisch und J.D brach der Schweiss aus. Dieser Bulle wusste wohl, dass das nicht sein konnte und er nickte hastig. „Ja, sie…sie ist einfach gegangen!“, erklärte sie und Jones Stirn legte sich in tiefe Falten. „Und das haben Sie einfach zugelassen?“ „Ja verdammt. Diese Frau war sowieso nicht gut, fürs Geschäft. Sie hat einem Kunden mit einer Waffe bedroht!“, sagte Johnny Dickson genervt und musste sich den Rest der Wahrheit verkneifen. Dass sie ihm für einen kurzen Moment Angst eingejagt hatte und dass sie im gleichen Zimmer war, wie der Tote und Branca. Denn das hätte den Strick um seinen Hals noch mehr zusammen gezogen. Jones tauschte einen Blick mit Joans und schaute dann wieder zum Clubbesitzer. „Und wieso haben Sie uns dann nicht eingeschaltet?“, fragte er und Johnny Dickson machte eine beiläufige Handbewegung. „Wir sahen es nicht für nötig!“, sagte er und Joney chnaubte. „Ach und dass diese Cloe, wie Sie sie nennen, eine zweifache Mörderin ist und gesucht wurde, wissen Sie auch nicht?“, fragte er und J.Ds Kinnlade klappte hinunter. „Wie?“, kam es aus ihm wie aus der Pistole und Jones nickte. „Ja, Sie haben richtig gehört. Diese Frau ist eine Mörderin und ist vor zwei Jahren aus Paris verschwunden. Und dass sie nun hier ist und es wieder Tote gab, ist sicher kein Zufall!“, sagte er und seine Miene wurde finster. „Wie auch immer. Rufen Sie uns an, wenn Sie sie wiedersehen!“, sagte er fest, wobei er sofort bezweifelte, dass er das tun würde. Der Mann war selbst ein Verbrecher also würde er auch nicht anrufen, wenn es um eine Mörderin ging, ohne sich dabei selbst in Verbindung zu bringen. Joan und Jones gingen wieder und als sie im Auto saßen, schauten sie nochmals zu dem Club und Joan fragte dunkel. „Und Sie meinen wirklich, dass er sich bei uns meldet?“, fragte er und Jones lachte trocken. „Natürlich nicht. Dieser Mistkerl wird den Teufel tun. Er weiss ganz genau, sollte er diese Frau finden und uns Bescheid sagen, so würde sie ihn genauso an Messer liefern, wie er sie und das kann er nicht riskieren!“, erklärte er. Joan nickte. Er kannte diese Art von Menschen. Bevor sie sich selbst das Genick brechen, brechen es anderen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte er und Jones Mund zuckte kurz zu etwas, was einem Lächeln glich. „Wir werden ihn jetzt rundum die Uhr beobachten und wenn er auch nur niest, sind wir da und haben Taschentuch und auch Handschellen dabei!“, erklärte er und startete den Wagen. „Bobby, du Trottel. Wieso hast du die Leiche nicht beseitigt…?“, hatte er ihn angeschrien, als die Polizei gegangen war und sie allein waren. Bobby hob ratlos die Schultern und versuchte es mit lahmen Ausflüchten. „Ich hatte nicht genug Zeit. Die Kleine ist gleich gekommen, bevor ich die Leiche auch nur aus der Wanne holen konnte!“, log er und versuchte soviel ehrlichkeit reinzubringen, wie nur möglich. Doch sein Chef wusste sofort, dass das gelogen war. „Ach red keinen Scheiss, du wolltest wiedermal deinen Spass haben. Nur leider bist du damit zuweit gegangen. Wegen dir, stecken wir noch mehr in der Scheisse, als wir es jetzt schon tun!“, bellte sein Chef und Bobby wich zurück. „Aber Boss…?!“, wollte er noch sagen, ließ es aber wieder. J.D war dermassen sauer, da würde es noch schlimmer machen, wenn er weiterhin mit Ausreden kam. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte nun ein anderer seiner Bodyguarts und J.Ds Miene verfinsterte sich. „Wir müssen diese Schlampen soschnell wie möglich los werden. Fallen Sie den Bullen in die Hände, können wir uns gleich einsperren lassen!“, sagte er grimmig. Er hatte die Nase voll. Nicht noch länger, sollte er wegen diesem Miststück Angst haben, in den Knast zu wandern. Dafür steckte in seinem Club zufiel Geld und das wollte er sich nicht durch die Lappen gehen lassen. „Ja, aber wo sollen wir sie finden?“ „Bobby weiss, wo sich diese Cloe verkrochen hat, wir werden morgen zu ihr fahren und ihr einen netten Besuch abstatten. Und dann gnade ihnen Gott. Allen beiden!“ Branca saß auf der Rückbank. Erin vorne und Daroga am Steuer. Rafael lag neben Branca und hatte stets ein Auge auf sie. „Als ob ich abhauen würde!“, sagte sie sich und schaute nachdraußen. Dabei sah sie nichts, was sich draußen auf den nächtlichen Strassen abspielte. Die Scheiben waren getönt und ließen so keine Blicke zu. Weder raus noch rein. Erin hatte, gleich nach der Sache mit Bobby beschlossenen zuhandeln. Je schneller sie hier aus London rauskamen, desto besser. Aber wohl war ihr nicht dabei. So wie sie Bobby kannte, war er gleich zu seinem Boss gerannt und hat ihm alles bürhwarm erzählt und war nun sicher richtig sauer. Sie wurde ihr schlecht bei diesem Gedanken und sie krampfte sich etwas zusammen. Erin bemerkte ihre Nervösität und wandte sich an Daroga. „Wielange brauchen wir noch?“, fragte sie und Daroga hob die Schultern. „Noch eine Weile…aber ich denke, wir werden schnell hier draußen sein, bevor…!“, sagte er und hielt inne. Er schaute in den Seitenspiegel und seine Hände umfassten das Lenkrad fester. Seine Fingerknöchel stachen weiss hervor und Erin beschlich ein unguter Verdacht. „Was ist?“, fragte sie und sah ihn an. Sie wollte schon etwas fragen, ließ es jedoch. Branca war sowieso schön das reinste Nervenbündel, da brauchte sie nich auch noch Erins geäußerte Vermutung. Ihre Augen sprachen Bände. Das reichte schon. „Wir…werden verfolgt!“, sagte er nur und lenkte den Wagen um die Ecke. Branca wurde augenblicklich kalkweiss und sie schaute automatisch durch die Rückscheibe. Schwach sah sie einen schwarzen BMW. Er fuhr genau hinter ihnen und sie begann zu zittern. Sie wusste, wer sie verfolgte. „Johnny…das ist Johnny. Oh Gott!“, rief sie und schaute nachvorn. Erin drehte sich um und ergriff ihre Hand. „Bleib ruhig. Wir werden es schon schaffen!“, sagte sie. Aber Branca teilte ihre Meinung gar nicht. Sie kannte Johnny nur zugut, um zu wissen, dass er nicht so schnell aufgab und sie sicher durch ganz London jagen würde, wenn es notwendig war. „Nein, wir…wir schaffen das nicht!“, rief sie und ihr kamen die Tränen. Sie hatte Angst, panische Angst. Und nicht mal Erin vermochte es, ihr diese zu nehmen. „Doch das werden wir!“, sagte sie und strich ihr über die Wange. Ihre Hand war warm und sie würde zugern sich davon trösten und beruhigen lassen. Aber die Angst war zugroß. „Achja und wie. Dieser Scheisskerl wird und verfolgen, bis er uns in die Falle getrieben hat!“, sagte sie panisch und auch wütend. Wieso verstand Ein nicht, wie gefährlich er war. Sie hatte doch mal in seinem Club gearbeitet. Also sollte sie es wissen. Aber anscheinend schine es sie nicht zustören. Diese Frau musste sich ihrer Sache wirklich sicher sein. Wäre die Lage nicht so schlimm, würde sie dafür bewundern, oder auch gar beneiden. „Nicht wenn wir ihn vorher in eine Falle locken!“, sagte sie und sah zu Daroga. Kurz schaute er zu ihr, schien zu verstehen, was sie ihm mit ihrem Blick sagen wollte und lenkte den Wagen nun in eine ganz andere Richtung. Nämlich in der Themse. „Was soll der Mist, wieso fahren die plötzlich zur Themse. Wollen die eine Schiffsfahrt machen?“, fragte Bruno und tippte sich an die Stirn. „Lass sie…wir werden ja sehen was die vorhaben. Oder die sind so verzweifelt, dass sie nicht wissen wohin!“, musmasste Johnny. „Fahr einfach weiter und folge ihnen…!“ Die Fahrt endete bei den Lagerhallen in der Nähe der Docks. Daroga fuhr in eine von diesen und der BMW hielt genau hinter ihnen. Johnny Dickson stieg aus. Auch seine drei Männer und diese holten sogleich ihre Schusswaffen hevor. Erin, Daroga und Branca blieben noch im Auto und warteten, bis die Männer sie umringt hatten. Branca wäre am liebsten gleich aus dem Wagen gestürmt und weggerannt, aber Erin hat ihr förmlich befohlen, sitzen zu bleiben und die Angst schlug noch höhere Wellen. „Aber sollten wir nicht abhauen?“, fragte sie und Erin sah sie scharfsinnig an. „Und damit riskieren, dass sie dich gleich abknallen. Nein. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich retten will und das tue ich auch!“, sagte sie und Branca verstand. Aber wieso fuhren sie hierher und hielten nun. Das war doch Irrsinn. „Hey, ihr Schlampen steigt aus!“, schrie Johnny und Branca zuckte augenblicklich zusammen. Daroga runzelte die Stirn. „Eine nette Umgangssprache hat der gute Mann!“, spottete Daroga und Erin lachte leise. „Tja, das ist eben Johnny Dickson!“, meinte sie nur und stieg dann aus. Auch Daroga. Nur Branca blieb sitzen und Erin schaute sie, bevor sie ausstieg noch einmal an. „Blein hier, egal was passiert und verhalte dich ruhig!“, sagte sie und schlug laut die Tür zu. Erin und Daroga gingen zum Heck des Autos und verschränkte die Arme vor der Brust, während Daroga die bewaffneten Männer nur mit einem abfälligen Blick anschaute. „Johnny Dickson. Schön Sie wiederzusehen!“, begrüßte sie ihn und in ihren Augen glimmte etwas Unheimliches. Sie lehnte sich an das Heck des Mercedes und schaute jeden abschätzend an. J.D verzog das Gesicht zu einer hasserfüllten Grimasse. „Du verdammtes Miststück. Was fällt dir ein zutun, als wäre nichts gewesen. Dabei habe ich wegen dir Ärger!“, keifte er und die Männer hob den Waffen. „Und was wollen Sie jetzt machen?“, fragte sie und verlieh ihrer Stimme nun etwas Drohendes. „Dich abknallen und die Kleine auch. Wo ist sie überhaupt?“, fragte er, schaute sich hecktich um und sah schließlich zum dunklen Mercedes. „Im Wagen, und da bleibt sie auch!“, sagte Erin und zog nun aus ihrem Mantel ihre geliebte Ranchester. Johnnys Augen weiteten sich beim Anblick der Waffe. Er hatte sie schließlich schonmal gesehen und den Blick, mit dem sie diese auf den Kunden gErikhtet hatte. Und er fragte sich, ob es nun wirklich einen gute Idee war, dieser Frau hinterherzufahren. J. D drängte schnell seine Zweifel zurück und hob den Finger. „Nichts da. Sie soll rauskommen. Ich will euch beiden das Licht auspusten!“, rief er wütend und Erin schüttelte den Kopf. „Sorry, aber die Kleine bleibt im Wagen!“, sagte sie und lud die Waffe. „Wenn du sie holen willst, musst du erstmal an mir vorbei!“, sagte sie und schwenkte die Waffe. Johnny schaute zu seinen Männern und gab ihnen ein Zeichen. „Packt euch die Bitch!“, schrie er und die Männer stürzten sich auf sie. Doch bevor sie sie erreichen konnten, sprang Draoga vor und wehrte jeden von ihnen mit Leichtigkeit ab. Johnny stiess einen schockierten Laut aus und sah zu dem Mann, der sich wieder zu Erin stellte. Der Mann war mindestens an die siebzig und bewegte sich wie ein zwanzigjähriger. Die Männer erhoben sich stöhnend. „Und wenn Sie an sie heranwollen, müssen Sie an mir vorbei!“, sagte Daroga. Und wieder machte sich die Wut in J.D breit. Nun zog er selbst seine Waffe und hielt sie auf der Höhe von Darogas Stirn und legte den Finger auf den Abzug. „Es reicht mir…geht von dem Wagen, oder ich pump euch beide mit Blei voll!“, schrie er und die Männer, die vorhin zusammengeschlagen wurden, nahmen wieder ihre Waffen in die Hand und zielten ebenso auf sie. Erin ümpft die Nase. „Findest du nicht, dass das etwas feige ist. Immerhin sind wir nur zuzweit und ihr zufünft!“, sagte sie tadelnt und J.D schnaubte. „Dein Bimbo hat meine Männer ebengerade fertiggemacht und du sagst ihr seid nur zuzweit. Deinetwegen habe ich Zoff mit den verdammten Bullen!“, schrie er und sein Gesicht wurde wieder knallrot. „Was kann ich dafür, wenn du zublöd bist, und deine Leichen nicht richtig beseitigen kannst!“, sagte sie und grinste breit. „Geh endlich beiseite!“, keifte J.D wieder und Erin sah kurz hinter sich zum Auto. Dann sah sie wieder nachvorne und nickte. „Also gut…bitte!“, sagte Erin und trat zur Seite. Ebenso Draoga. Auch wenn er ihr einen ziemlich skeptischen Blick zuwarf. Aber Erin schien zuwissen, was sie tat. Brancas Herz schlug heftig in ihrer Brust und sie glaubte, es würde ihr heraus springen. Sie sah schmemenhaft die Umrisse Johnnys, der sich dem Wagen näherte und nach der Tür griff, um diese zu öffenen. Es geschah alles solangsam. Als würde die Zeit sich dehnen wie Kaugummi und ihr Wunsch sich gleich in Luft aufzulösen wurde von Minuten zu Minute immer stärker. „Ich will hier weg…ich will hier weg…ich will hier weg!“, schrie es in ihrem Inneren und sie bemerkte plötzlich, wie leicht sie sich aufeinmal fühlte. Branca blinzelte, weil sie glaubte, ihre Umgebung würde verschwimmen und in einem dichten Nebel verblassen. Was ging nur hier vor? Sie schaute wieder zur Tür, und die Zeit ging nun wieder ihrer gewohnten Geschwindigkeit nach. Und in diesem Moment verschwamm vollends die Umgebung um sie herum. Mit einem Ruck riss Johnny Dickson die Tür auf, schaute in den Wagen und schlug diese wieder zu. Wut spiegelte sich in seinen Zügen und er schaute zu Erin, die seelenruhig mit Daroga einen Blick tauschte. „Wo ist sie, verdammt?“, fragte er und kam auf sie zu. „Wo ist wer?“, erwiederte sie und hob die Schultern. „Branca, die kleine Fotze!“ herrschte er sie an und Erin grinste. „Weg?“, meinte sie nur und reizte damit J.D umsomehr. „Das habe ich gesehen. Ich will wissen, wo sie jetzt ist?“, brüllte er. „Such sie doch!“, sagte Erin immernoch ruhig und Daroga warf ihr einen warnenden Blick zu. „Was machen Sie da. Reizen Sie ihn nicht auch noch!“, sagte er mit diesem Blick und Erin erwiederte nur stumm:„ Bleiben Sie ruhig. Ich weiss, was ich tue. Der Kerl wird sich noch wundern!“ Darogas Gesicht wurde hart und er konnte nur hoffen, dass sie sich dabei nicht überschätzte und ihn nicht unterschätzte. Dieser Mann war gefährlich, dass hatte er gespürt und Erins Plan, die Kleine da rauszuholen, wurde für ihn immermehr zu einer Schnapsidee. „Nein, du wirst mir sagen, wo sie ist. Oder ich knall dich ab!“, drohte er und und nun zielte die Männer auf sie. Erin zuckte mit den Schultern. „Nur zu, aber dann kriegst du nicht die Antwort, die du willst!“, sagte sie und J.D fauchte verächtlich. „Das Risiko gehe ich ein. Die Kleine find ich noch. Aber erstmal werde ich dich abknallen!“, sagte er und die Männer eröffneten sofort das Feuer. Erin reagierte schnell und stiess Daroga zur Seite. Noch bevor die Kugeln sie erreichten. Kapitel 8: Der Racheengel! -------------------------- Erin stand einfach nur da, und ließ sich von den Kugeln zerfetzen. Das Heck des Mercedes zerbarste unter den Schüssen und das Glas wurde durchbrochen und bespritzt von Erins Blut. Erin öffnete den Mund, um zu schreien, doch es drang nur ein nasses Gurgeln aus ihrer zerftezten Luftröhre. Eine Kugelsalve riss ihr das Fleisch von der Wange und ihr ganzer Körper zuckte unter den Schüssen zusammen, so als würde sie unter Strom stehen. Daroga hatte sich schnell in Sicherheit gebracht, auch wenn er ihr sie da wegziehen wollte. Doch bevor Erin ihn weggestossen hatte, sagte sie ihm in Gedanken, dass er sich raushalten und sich verstecken sollte. Nun hatte er sich hinter einigen Kisten verborgen und sah zu, wie Erin von den Schüssen regelrecht zerrisen wurde und ihm wurde schlecht. Und er war nicht der einzige, dem es so erging. Branca hatte sich ebenfalls versteckt, wobei sie sich immer noch fragte, wie sie das geschafft hatte. Sie wusste nur, dass wie von einem Moment auf den nächsten plötzlich nicht mehr im Auto war und nun hinter einigen alten Kisten und Säcken wiederfand. Aber ihre Verwunderung, über ihren plötzlichen Ortswechsel verflog, als sie nun sah, wie Erin erschossen wurde. Sie konnte nicht begreifen, wieso Erin J.D solange gereizt hatte, bis er rot sah. Was hatte sie sich dabei gedacht und neben der Ratlosigkeit, machte sich das schlechte Gewissen in ihr breit. Wäre sie nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert. Dann wäre Clear noch am Leben und ebenso Erin. Nur wegen ihr passierte das. Und dabei hatte Erin versucht ihr zuhelfen, sie zuretten und nun musste sie sterben. Nur wegen ihr, weil sie ihr irgendwie nahestand und sich mit ihr angefreundet hatte. Nun hatte sie die Quittung dafür und Branca war draufunddran, aus ihrem Versteck zustürmen und sich zwischen die Kugel und sie zu werfen. Doch ihre Füsse und Beine versagten den Dienst und so konnte sie nichts andere tun, als zuzusehen, wie Erin immer mehr von den Kugeln durchlöchert wurde, bis nichts mehr an ihr an einem Menschen erinnerte. „Hört auf, die hat genug!“, sagte er und die Männer hörten auf zuschiessen. Johnny Dickson ging zur Leiche und schaute sie sich einen Moment an. „Hättest du bloss gleich etwas gesagt!“, sagte er leise vor sich hin und sah sich dann um. Suchte nach Branca. Diese saß immernoch in ihrem Versteck und wagte es nicht, sich zurühren. Ununterbrochen sah sie zur Leiche. Erins Leiche und Übelkeit, gemischt mit schwerer Reue, stieg in ihr auf. Nahm ihr Herz in Besitz und sie musste dagegen ankämpfen einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Dennoch konnte sie nicht anders, als zu weinen und sich immer wieder vorzuwerfen, dass Erin und Clear nur ihretwegen gestorben waren. Sie senkte den Kopf und wollte schon zusammenbrechen, als jemand vor sie trat und den Lauf einer Mgaum auf die Stirn drückte. Branca schaute hoch und sah in die kalten Augen ihres Bosses. „Und jetzt bist du dran, du kleine Nutte!“, sagte er und grinste hässlich. Branca schluckte und schaute ein letztes Mal zu Erin. Schloss dann die Augen und rief sich das Gesicht Erins vors geistige Auge und wie als glaubte sie, dass sie sie hören noch würde, flüsterte sie die Worte:„ Erin, bitte…vergib mir!“, dann öffnete sie wieder die Augen und, schaute erneut zu J.D hoch. Dieser sah sie immernoch hässlich grinsend an und legte im nächsten Moment den Finger auf den Abzug. „Bestell der Schlampe da, einen netten Gruss von mir!“, waren seine letzten Worte, ehe er abdrückte. Die Schuss zerriss die Luft um sie herum und für einen kurzen Moment herrschte Stille. Dann aber wurde diese durch ein Keuchen unterbrochen. Niht von Branca, sondern von Johnny Dickson. Ungläubig schaute er zu Branca, die wiederum verblüfft und auch erschrocken, zu ihm hochschaute und zu der Waffe, die sie mit blosser Hand gepackt hatte. Konnte das vielleicht purer Reflex gewesen sein, der Branca dazugebracht hatte, die Waffe und somit den Schuss von sich abzuwehren. Oder war es was anderes. Branca hatte, als der Schuss losging einfach zugepackt. Ohne sich im Klaren zusein, was sie da eingentlich tat und nun schaute sie völlig überrascht, über sich selbst zur Waffe, aus deren Mündung ein dünner Rauchfaden stieg. Die Kugel war nur wenige Zentimeter von ihrem Kopf in einen der Kisten eingeschlagen und hatte ein tiefes Loch hinein gerissen. Doch das war nicht weiter wichtig. Besonders nicht für J.D, der immernoch schockiert zu Branca hinab schaute, während sie langsam die Magnum losließ. Wie vom Blitz getroffen taumelte er zurück und schüttelte den Kopf. Wie konnte es sein, dass Branca, die eben noch völlig paralysiert war und sich nicht zu wehren versuchte, plötzlich so schnell sein konnte. Fieberhft suchte er nach einer Lösung, doch sein Kopf war wie leer und er konnte immer wieder stammeln:„ Wie…wie hast du das gemacht?“ Branca stand langsam auf, den Blick unverwandt auf J.D gErikhtet und sie schüttelte ebenso den Kopf. Branca öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch ihr kam kein Kein Ton über die Lippen und so konnte sie nur ratlos die Schultern heben. J.D blinzelte einen Moment, doch dann wurde sein Gesicht wieder hart und er legte erneut an. „Was solls. Egal. Dann drücke ich eben nochmal ab!“, knurrte er und legte erneut an. Da erklang der Big Ben. Er schlug gerade die zwölfte Stunde. Mitternacht und kaum war das letzte Schlagen verklungen, war ein anderes Geräusch zuhören. Erst leise, kaum wahrnehmbar, doch dann wurde es immer lauter und deutlischer. Es war ein Lachen. Aber etwas darin war weder freudig, noch amüsant. Sondern Dunkel und Böse. Und es kam genau von hinten. Um genau zusein, hinter J.D. Langsam drehte sich der Mann um und glaubte im selben Moment, jemand würde ihn mit Eiswasser begiessen. Das Blut, welches verspritzt auf Boden, Wänden und auf dem Heck des Mercedes war, zog sich zusammen, wurde zu dünnen kleinen Rinnsalen, die langsam auf die Leiche zuflossen und darin aufgesogen wurden. Eine Hand, die nur noch an Sehnen hing, zuckte etwas und wurde wieder gefestigt. Wie die Beine einer Spinne bewegten sich die Finger. Ballten sich zur Faust, um sich wieder zu öffnen. Ein gebrochenes, zerschossenes Bein setzte sich von selbst ins vorherige Knie, welches darauf auch verheilte. Der Oberkörper, der völlig in sich gesackt war, begann wieder feste Konturen und richtete sich auf. Ebenso der Kopf, der nor wenigen Minuten, von den Schüssen regelrecht durchsiebt war. Und nun sah man auch, wie sich die Haut, die nur noch in Fetzen hing, regenerierte und zu einem schönen Gesicht wurde. Nur die Augen blieben was sie waren. Dunkle, schwarze Löscher, aus denen Blut floss und deren Rinnsale Tränen glichen. Branca und J.D glaubten jemand würde ihnen in den Magen schlagen und auch den anderen Männern erging es nicht anders. Fassungslos schauten sie auf die Leiche, die sich aufsetzte und die beiden, den Zuhälter und die junge Stripperin mit einem furchteinflösendem Grinsen ansah. Scharfe Wolfszähne lugten unter die sinnlichen Lippen, der einst schönen Erin und die Augen, die vorher schwarz waren, glühten nun in einem tiefen Rot. J.D und Branca schauten noch eine Weile zu der neuauferstandenen Erin und sie glaubten beiden den Verstand zu verlieren. Besonders Johnny Dickson. Für ihn schien das alles ein furchtbarer Alptraum zu sein, aus dem er sicher nicht so schnell erwachen würde. Und in seinem Kopf hallte es immer wieder, dass es sowas nicht geben konnte, dass das völlig unmöglich war. Erin, deren letzten Wunden soeben verheilt waren und das Blut in sich aufgesogen hatte, grinste nochmehr und entblösste somit nun ganz ihr tödlich aussehendes Wolfsgebiss. Mit einem Ruck, warf sie dann den Kopf nachhinten und drehte ihn. Es knackte wiederlich, als sich die Knochen einrenkten und ihr Rücken sich durchbog. J.D immernoch geschockt machte einen Schritt zurück und hatte Branca nun vollundganz vergessen. Er konnte nichts anderes, als diese Frau, die er vorherin erschiessen ließ und nun wieder lebte, einfach nur anschauen. „Wie kann das sein…du müsstest doch…!“, stammelte er nur und Erin lachte. „Tja, pech gehabt, Johnnylein. Aber soleicht kriegst du mich nicht tot. Daran sind schon viele gescheitert!“, sagte Erin und es durchzuckte Branca wie ein Stromsclag. Das war nicht Erin. Das Ding, was Erins Gesicht hat, war auf keinen Fall sie. Und auch ihre Stimme, war nicht die von Erin, sondern von etwas anderem und sie glaubte, sie schoneinmal gehört zuhaben. Aber nicht in ihren Träumen, sondern von ganz woanders. Sie wusste nur nicht woher. J.D stiess einen Schrei. Das alles war zuviel für ihn. Er wandte sich an seine Männer und zeigte auf Erin. „Knallt sie ab. Nalos. Worauf wartet ihr!“, schrie er und auch wenn er wusste, dass das wenig Sinn hatte, wollte er dennoch, dass sie schossen. Er hoffte, dass es diesesmal klappen würde und sie nicht noch ein weiteres Mal erwachen würden. Die Männer, die vorhin noch, genauso wie ihr Boss auf die lebende Tote geschaut hatten und sich nicht rühren konnten legten an und wollten schiessen. Da drehte Erin den Kopf zum Wagen und stiess zwischen den Lippen einen scharfen Pfiff aus. Etwas großes, Schwarzes sprang durch die geborstene Rückscheibe und stürzte sich auf den nächstbesten Mann. Dieser schrie entsetzt auf, als das schwarze Etwas ihn ansprang. Doch sein Schrei ging schnell in einem nassen Gurgeln unter und im nächsten Moment ging er tot zu Boden. In seiner Kehle klaffte ein riesiges Loch. Blut sprudelte hervor und breitete sich unter ihm zu einer großen Lache aus. „Was zum Teufel ist das?“, schrie Bruno und legte an, Wollte das Ding, was seinen Kollegen eben gerade getötet hatte, erschiessen, doch da war Erin schon da und versetzte ihm mit der Faust einen Schlag ins Gesicht. Benommen vom schlag und mit einem vor schmerzpochendem Schädel fiel zu zu Boden und noch beor er sich aufsetzte konnte, trat Erin ihm auf beide Knie. Es krackte, als ihre Absätze seine Knie zertrümmerten und Bruno schrie vor Schmerzen. Tränen schossen ihm in die Augen und er schaute zu ihr hoch. Ein diabolisches Grinsen lag auf ihren Lippen und ihre Augen waren nun prechschwarz. „Ich bin bin der Teufel!“, knurrte sie. Und wie aus dem Nichts, war der Wolf über ihm. Die Augen ebenso dunkel und die Zähne gebleckt. Blut troff aus seinem Maul und fiel auf das Hemd Burnos. Angewidert und vor Angst schreiend, versuchte er den Wolf von sich zu schieben. Doch Rafael, biss ihm in die Hand, bevor sie ihn auch nur beühren konnte. Bruno schrie erneut auf und versuchte nun wegzurobben. Rafael jedoch dachte nicht daran den Mann entkommen zulassen. Er sauste mit einem markerschütternen Brüllen, nachvorne und durchbiss ihm in Sekundenbruchteile die Kehle. Bruno zuckte nocheinmal, dann wurden seine Gleider schlaff und er blieb reglos liegen. Erin lächelte und streichelte den Wolf am Kopf. „Guter Junge!“, säußelte sie und wurde von hinten im Rücken von einem Schuss getroffen. Doch anstatt umzufallen, stand sie nur da und machte jegenlich einen kurzen Satz nachvorne. Dann aber fing sie sich wieder und schaute über die Schulter. Es war der bullige Leibwächter J.Ds, der auf sie geschossen hatte und sie nun mit einem panischen Ausdruck in den Augen ansah. Erin verzog missbilligend das Gesicht. „Weißt du denn nicht, dass es feige ist, jemanden in den Rücken zu schiessen?“, fragte sie und noch bevor der Mann Anstalten machen konnte zu fliehen, stand Erin auch schon vor ihm und stiess mit einem Fauchen ihre flache Hand in den Brustkorb des Mannes. Dieser verdrehte die Augen und knickte ein. Erin zog angewidert die Hand raus raus und wedelte mit der Hand. Blutstropfen fielen auf den Boden. „Und nun zu dir, J.D. Ich habe allmählich die Faxen ziemlich dicke. Junge Mädchen dazuzwingen sich mit ekelhaften, notgeilen Kerlen einzulassen, nur für Geld und auch noch Morde zu begehen, nur weil du deinen Arsch retten willst…das sind Dinge, die auf meiner Top-Ten-Liste der Dinge, die ich überalles hasse, ganz hochoben stehen. Und glaub mir, jetzt kriegst du das alles doppelt und dreifach zurück!“, knurrte Erin und ging auf sie zu. J.D warf einen Blick auf Bobby, der wie Espenlaub zitterte und der ganz weiss im Gesicht war. „Bobby, steh nicht so dumm rum und knall die Schlampe ab!“, bellte er und deutete auf sie. Doch Bobby war nicht mal in der Lage, seine Waffe richtig zu halten, geschweige den richtig zu zielen. Erin kicherte. „Wie du siehst, ist nicht mal dieser kleine Mistkerl in der Lage dich zu beschützen…und dabei hält er sich so für taff!“, spottete sie und kam noch einen Schritt. J.D schluckte und griff sich dann Branca. Er legte ihr den Arm um den Hals und drückte zu. Branca wollte sich losreissen, doch da spürte sie wieder das kalte Metall von Johnnys Magnum an ihrer Schläfe und ihre Versuche sich zu befreien, hörten abrupt auf. „Bleib wo du bist, oder ich jage diesem kleinem Miststück eine Kugel in den Schädel!“, drohte er und drückte noch etwas fester zu. Branca stiess einen gequälten Laut aus, als sein Unterarm gegen ihren Kehlkopf drückte. Erin blieb wirklich stehen und sah den Gangster tadelnt an. „Das willst du nicht wirklich tun, oder?“, fragte sie gelangweilt und hob eine Braue. „Oh, doch das will ich. Denn ich glaube kaum, dass sie auch aufersteht, wie du. Ich weiss ja nicht, was du bist, aber die Kleine hier ist, ist auf jeden Fall ein Mensch. Und ich bin mir sicher, dass sie niemand vermissen würde, wenn ich sie abmurkse!“, sagte er und grinste feist. Erin hob nur die Schultern. „Wie du willst, wenn du dir dein eigenes Grab schaufeln willst, bitte!“ „Aber Erin!“, schrie Branca hysterirsch und konnte nicht glauben, was sie da sagte. Wollte sie sie jetzt wirklich sterben lassen? Das konnte und wollte sie einfach nicht glauben. „Wenn der Herr meint, dich umzubringen, dann lass ihn. Er wird schon sehen, was er davon hat!“, sagte sie und hob die Hände. „Außerdem weißt du genauso gut, wie ich, was das zubedeuten hat!“, hörte sie in ihren Gedanken Erin sagen und erschauderte. Und plötzlich begriff sie. „Nein, ich…ich will nicht!“, schrie sie innerlich und erstarrte. „Dir bleibt keine andere Wahl. So erging es mir nämlich auch. Erst durch unseren Tot werden unsere jeweiligen dunklen Seiten aktiv!“, sagte sie und ihr Gesicht verfinsterte sich. J.D, der natürlich nicht begriff, was gerade vor sich ging, schaute von einer zu anderen und verzog dann wütend das Gesicht. „Hey, was soll das. Wieso sagt keine von euch was!“, schrie er. Ihm ging dieses Schweigen und nur Anstarren ziemlich auf den Geist. „Tu was du willst, aber ich sag dir schonmal im vorraus, dass es dir leidtut!“, sagte sie und lehnte sich an eine der Stützpfosten. „Was soll der Bockmist. Was soll schon passieren, wenn ich ihr das Licht wegblase?“ „Mach es und du wirst es sehen!“ J.D sah Erin ungläubig an und dachte, sie würde ihn für dumm verkaufen. Spielte schon mit dem Gedanken, dass das ein Trick war. So selbstsicher, wie sie sich hier aufspielte, konnte das nur einer sein. Aber wieso spielte Branca dann nicht mit? Wieso blieb sie nicht genau gelassen? J.D konnte deutlich ihren Herzschlag spüren. Wie es in ihrer Brust hämmerte und es zu zerspringen drohte. Gerne hätte er noch länger darüber nachgedacht, aber sein Verstand sagte ihm, dass er sich damit noch später auseinander setzten konnte. Sobald er die beiden aus dem Weg geschafft hat zum Beispiel. „Tse ich glaub dir kein Wort!“, schnauzte er und spannte den Hahn. Branca kniff die Augen zusammen und musste dagegen ankämpfen in die Knie zugehen. Bis jetzt hatte sie immer gedacht Erin würde ihr helfen, aber nun hatte es wohl nicht mehr den Anschein. Und Angst kam wieder in ihr hoch. Was bezweckte Erin nur damit. Wollte sie auch, dass sie zu einer untoten Bestie wurde? Wollte sie das wirklich, oder handelt es sich hierbei um einen schlechten Scherz. Branca hoffte es, denn sie wollte niemals zu so etwas werden. Da wollte sie doch lieber sterben. „Willst du das wirklich?“, fragte eine Stimme und Branca zuckte zusammen. Wieder schien es, als würde sich die Zeit, wie zäher Gummi dehnen und sie öffnete die Augen. Diesesmal war es nicht Erins Stimme, die sie da hörte, sondern, die des Unheimlichen und Branca wusste nun wirklich nicht, was schlimmer war. Ihre oder seine Stimme im Kopf zuhaben? „Ja, lieber würde ich sterben, als soetwas zuwerden, wie sie?“, schrie sie in Gedanken und hörte sofort den Unheimlichen böse lachen. „So, dann lass mich dir ein kleines Geheimniss verraten. Du bist schon längst tot. Einzig allein ich erhalte dich am Leben. Und bevor du wieder versuchst, mich zu unterdrücken, sage ich dir noch etwas. Schon mein erster Wirt konnte mich nicht unter Kontrolle bringen. Dafür aber ich ihn und glaub mir, um dich zubezwingen brauche ich nicht mal meine ganze Kraft!“, zischelte er ihr zu und Branca glaubte nicht richtig zu hören. Was hatte er da gesagt. Sie war schon längst tot? Aber wie konnte das sein? Der Unheimliche lachte wieder, als er ihre Frage hörte. „Das bleibt mein kleines Geheimniss. Aber nun will ich von dir eins wissen. Willst du, dass er dich tötet und alles für was du gelitten hast umsonst war. Denk doch mal nach. Wenn du jetzt zulässt, dass er dich erschiesst, waren alle Opfer umsonst. Ganz besonders Clear. Die arme kleine Clear, die deine beste Freundin und wie eine Schwester zu dir war. Und Will, dein lieber Big Brother. Was meinst du was passiert, wenn Johnny spitzkriegt, dass auch Will von diesem Plan wusste?“, fragte er und für die Atowrt brauchte sie nicht lange. „Er würde ihn genauso umbringen!“ „Richtig und willst du das. Willst du, dass noch ein geliebter Mensch sterben muss, nur weil er dich über alles liebt?“ „Nein!“ „Dann überlasse mir die Kontrolle und ich werde dafür sorgen, dass dieses Schwein seine gerechte Strafe bekommt!“, sagte der Unheimliche und Branca schluckte. Sollte sie wirklich ihm die Kontrolle überlasen, nur um ihn für seine Taten sühnen zulassen? Es schien ihr eine gute Idee zusein, aber was würde das bedeuten. Zu einem Monster wie Erin zuwerden und noch mehr Blut an ihren Händen zuhaben, als sie es jetzt schon hatte? Die Stimme des Unheimlichen sagte ihr immer wieder, was passieren würde, wenn sie es nicht tue und es schien ihr schlimmer zusein, als dass was geschehen würde, wenn sie es tat. Es klang in ihren Ohren wie ein endloses Echo und sie musste einsehen, dass er Recht hatte und je öfter sie seine Worte hörte, desto größer wurde ihr Entschluss, dass niemals zuzulassen. Niemals zuzulassen, dass noch mehr Menschen wegen ihr starben und so gab sie nach. „Also gut…ich überlasse dir die Kontrolle, aber…lass mir dann wieder meinen Willen!“, flehte sie. „Gut, das werde ich. Aber zuerst du!“, sagte er und Branca schloss die Augen. Spürte dann wie der Unheimliche Besitzt von ihr ergriff und sie langsam in weiter Ferne verschwand. Erin sah, was in ihr vorging und fluchte leise. Sie machte ernst. Branca ließ sich wirklich von diesem Mistkerl manipulieren. Was hatte er ihr versprochen, damit sie es tat? Sie konnte nur hoffen, dass es einen guten Grund gab. Ansonsten sehe sie keinen Sinn, die Kleine noch länger am Leben zuhalten. „Ich werde ihr jetzt das Hirn rauspusten und dann mache ich dich fertig!“, schnaubte er und wollte abdrücken, als eine Hand sich blitzschnell um seine legte und mit einem Ruck inzwei brach. Johnny schrie gellend auf. Branca, die den Kopf gesenkt hatte, schaute nun auf und sah ihm mitten ins Gesicht. J.D wiederum schrie noch mehr als er in das Gesicht der jungen Branca sah. „Was zum…!“, keuchte er, als ihre Augen sah, die nicht braun waren, sondern rot und ein Feuer aus ihnen zulodern schien, dass er noch nie zuvor gesehen hatte. Branca schaute ihn einen Sekundenbruchteil an, dann grinste sie und spitze Vampirhauer kamen zum Vorschein. „Oh mein Gott!“, kam es aus ihm und da packte Branca ihn schon am Hals. „Nicht annährend. Der wird dir auch nicht mehr helfen!“, krächzte sie und Erin, die wieder sie selbst war, erkannte in den Gesichtszügen Brancas die der Krähe. Wutverzerrt und mit einer Spur von sadistischer Freude. Und irgendwie erinnete sie das, an sich selbst. Als sie damals das erste Mal Erik das Ruder überließ und sie fragte sich nun, ob die Kleine es schaffen würde, sich von alleine von diesem Monster zubefreien. Wenn nicht, musste sie wohl schweren Herzens einsehen, dass es für sie keine Rettung gab. J.D versuchte sich aus dem Griff der dunklen Branca zubefreien, doch dies quittierte sie nur mit einem müden Lächeln und drückte nun fester zu. J.D röchelte und schlug um sich. Doch Branca ließ nicht los, im Gegenteil. Sie drückte umso mehr zu. Aber dann schien sie sich entschieden zuhaben, etwas Besseres mit ihm vorzuhaben. Sie ließ ihn für einen kurzen Moment los. Doch kaum hatte Johnny sich richtig erholt und fliehen konnte, schleuderte ihn etwas Unsichtbares gegen den nächsten Stützpfosten. Und erstmal geschah nichts. Aber dann streckte Branca die Hand aus und Johnny begann zu schreien. In seinem Körper knackte es und schon bald sah man, was mit ihm geschah. Die Knochen brachen. Einer nach dem anderen und sein Körper mitsamt dem Fleisch, verwandelte sich in eine rote, unförmige und Blut troff aus zahlreichen Wunden in der Haut, die von den gespitterten Knochen durchbohrt wurde. Johnny schrie umso lauter, als sich seine Knochen durch seine Brust bohrten und einer davon das Herz traf. Schlagartig war es still und der tote, geschundene Köroer Johnny sank zu Boden. Brach förmlich in sich zusammen. Bobby, der das ganze mitansehen musste und sich bis eben nicht rühren konnte, schrie von Sinnen. Drehte sich um und rannte davon. Er wollte soschnell wie möglich weg. Er hatte genug gesehen, um zuwissen, dass diese Branca nicht normal war. Genauso wenig diese Cloe und er wollte nicht so enden, wie seine Kollegen und sein Boss. Fast schon hatte er den Ausgang erreicht, als erplötzlich etwas hinter sich rauschen hörte. Es klang wie das Schlagen von Flügeln. Großen Flügeln und als er einen Blick nachhinten warf, sah er, wie etwas großes Schwarzes auf ihn zusauste. „Neiiiin!“, schrie er und hob die Arme um das Ding abzuwehren, doch da machte sich augenblicklich ein scharfer, reissender Schmerz in seinen Armen breit und er schrie noch mehr auf. Dabei achtete er nicht auf seine eigenen Füsse und er stolperte zu Boden. Hart schlug er mit dem Kopf auf und schaute weiternachoben. Über ihn thronte Branca. Aus ihrem Rücken ragten pechschwarze Flügel und ihre Augen glühten noch mehr als zuvor. Sie sah aus, wie ein Engel. Ein Racheengel, und die Angst, die in ihm hochkroch, wie ein schleichendes Gift, ließ ihn erstarren. Was würde sie mit ihm machen? Wie würde sie ihn richten? Wenn er ehrlich sein wollte, wollte er das eigentlich gar nicht wissen. Aber in seinem Kopf wirbelten so viele schreckliche Gedanken und Vision herum, dass er nicht in der Lage war, auch nur einen zuerfassen oder gar aus seinem Verstand zu verbannen. Wie als wenn sie seine Gedanken gehört hatte, lächelte sie und streckte die Hand aus. Sofort machte sich ein unerträglicher Schmerz in ihm breit und er wurde durch eine unsichtbare Macht hochgehoben. Minutenlanf verharrten er und Branca in dieser Position. Sahen sich nur einander an. Während Bobby sie angstvoll anschaute, grinste sie ihn sadistisch an und ballte dann ihre ausgestreckte Hand zur Faust. Plötzlich knackte es leise in seinem Körper und Bobbys Gesicht verzog sich zu einer schmerzhaften Fratze. Wieder ein Knacken, oder viel mehr ein Platzen. Bobby kniff vor lauter Schmerz die Augen zu und unterdrückte einen Schrei. Als er die Augen wieder öffnete, waren diese rot. Die hauchdünnen Äderchen waren geplatzt und färbten das Weiss seines Augapfels blutrot. Nun wiederholte sich das Knacken und platzen immer wieder, bis Bobby glaubte, sein ganzer Körper würde innerlich verbluten. Blut sickerte ihm aus dem Mundwinkel, als Branca immer mehr Adern in seinem Körper zu platzen brachte. Und es machte ihr Spass. Trotz das der Unheimliche alles steuerte und verursachte, bereitete es ihr eine wahre Freude, diesen Bastard noch mehr leiden zulassen, als er es bei Clear getan hatte und ihre Hand senkte sich nun auf die Höhe seiner Brust. Dann spreizte sie die Finger und ein harter stechender Schmerz ließ ihn alle Luft entweichen. Er schrie erstickt auf, als er glaubte, sein Herz würde sich aufblähen, um sich dann schmerzhaft wiederzusammen zuziehen, sobald sie die Hand zur Faust ballte. Erneut blähte es sich auf, in Erin glaubte, die Umrisse davon unter der dünnen Haut zusehen. Bobby konnte nun nicht anderster und schrie wie von Sinnen. Zappelte im unsichtbaren Griff Brancas und flehte sie mit seinen Augen an, endlich aufzuhören. Branca lachte nur. „Soll ich dich von deinem Leiden erlösen?“, fragte sie sadistisch und Bobby erschauderte. Genau diese Worte hatte er auch Clear zugeflüstert, als sie sich nicht mehr wehrte und nur noch ein weinendes und wimmerndes Häufchen etwas war. Bobby schluchzte und musste einen weiteren Schrei unterdrücken, als Branca erneut sein Herz aufblähen und zusammenziehen ließ. Bobby öffnete den Mund, war jedoch nicht in der Lage etwas zusagen. Zu gross waren die Schmerzen, als das er etwas hätte sagen können und Branca zuckte die Schultern. „Nagut, ich will mal nicht so sein und dir einen schnellen Tod bescheren!“, knurrte sie und ballte streckte nur ganz die Finger durch. Bobby schrie, als sich sein Herz zum letzten Mal aufblähe und dann in seinem Leib platzte, wie eine überreife Frucht. Blut sprudelte aus seinem Mund, wie eine Fontäne und spritzte ihr ins Gesicht. Ein hässliches, rotfeuchtes Loch klaffte, da wo sein Herz war und Branca entliess ihn aus ihrem Bann. Wie ein nasser Sack viel der Tote zu Boden und sank in sich zusammen. Erin, die das Ganze beobachtet hatte, sah mit einem forschenden Blick zu Branca, sie sich über den Toten beugte, die Hand nach der Wunde ausstreckte und die Finger hineintauchte. Mit einem verzückten Leuchten in den Augen hob sie die blutbeschmierten Finger zu ihrem Mund und öffnete diesen. Wollte schon das Blut ablecken, als Erin die Stimme hob. „Branca, das reicht jetzt!“, sagte sie entschieden. Die Krähe hatte ihrer Meinung nach, lange genug ihren Spass gehabt. Nun sollte sie Branca wieder freilassen. Branca fauchte und drehte sich zu ihr um. „Das hast du nicht zu entscheiden. Es reicht noch lange nicht!“, knurrte sie und Erin hörte wieder die Stimme des Unheimlichen in ihr. Ihre Augen wurden schmal. „Du hast deine Rache bekommen, oder besser gesagt, sie hat ihre Rache bekommen. Lass sie jetzt frei, oder ich helfe nach!“, drohte sie und zog ihre Ranchaster. Der Unheimliche lachte. „Du willst mich erschiessen? Dann erschiesst du auch sie. Willst du das wirklich riskieren?“, fragte er provozierend und Erins Lippen pressten sich festaufeinander, sodass sie nur noch ein weiser Strich sind. „Das Risiko muss ich wohl eingehen. Aber ich werde garantiert nicht zulassen, dass du dieses unschuldige Mädchen mit in die Hölle reisst, aus der du kommst!“, schnappte sie und lud durch. Der Unheimliche schaute sie durch Brancas Augen lauernd an und sah, wie ernst sie das meinte. Er schnaubte hassefüllt. „Also gut, du hast gewonnen. Du kriegst sie wieder!“, knurrte er und von einem Moment auf den anderen, war das rote Glühen in ihren Augen erloschen und braune, verwirrte Augen, blickten Erin an. Branca schnwankte etwas und hielt sich den Kopf. Ihr war mit einemmal so schlecht und sie hielt sich automatisch die Hand vor dem Mund, um sich nicht zu übergeben. Erin steckte ihre Ranchaster wieder weg und kam auf sie zu. Umarmte sie und drückte sie sanft an sich. Strich ihr durch das schwarze Haar und als Branca sich wieder regte, sah sie auf sie hinunter. Immernoch lag Verwirrung in ihrem Blick, so las habe sie geträumt und wisse nun nicht, ob sie es immernoch tat, dann sah Branca zu den Toten, die vertreut auf dem Boden lagen und dann zu J.D und Bobby. Sie erschauderte und sah dann wieder zu Erin. Nun lag schockierte Gewissheit in ihrem Blick und Erin konnte spüren, wie sie sich in ihrer Umarmung versteifte. „Erin, sag…habe ich etwa…?“, fragte sie und Erin nickte nur. „Oh mein Gott!“, keuchte sie und sank in die Knie. Fassunglos darüber was sie getan hatte, schaute sie vor sich hin und wagte es nicht, sich genauer umzusehen Das brauchte sie auch nicht. Der Anblick von Johnny Dickson und seinen toten Männern haftete in ihrem Gedächtniss und sicher würde nichts diesen Anblick vertreiben können. Erin kniete sich vor ihr hin und umarmte sie wieder. Wieder streichelte sie sie am Kopf und flüsterte ihr beruhigend zu:„ Schschsch…ist ja gut…jetzt ist alles vorbei!“ Einen langen, fast endlosen Moment blieben sie so sitzen. Als sich da nun Daroga meldete, der höflich sich räusperte. „Wir…wir sollten gehen. Sicher wird man uns gleich finden!“, sagte er und Erin wollte ihm schon wiedersprechen. Doch da hörte sie Polizeisirenen und nickte dann. „Ja, wir sollten London endlich verlassen!“, sagte sie und stand auf. Zog Branca sanft aber bestimmend auf die Füsse und die drei stiegen ein. Rafael kauerte auf dem Rücksitz, neben Branca, die sich in sein schwarzes Fell geksuchelt hatte und eingeschlafen war. Im Traum sah sie den Unheimlichen, wie er sie triumphierend angrinste und einen Finger hochhielt. „Nur noch einmal, dann wirst du mein sein!“, sagte er und verschwand, mit einem teuflichem Gelächer in der Dunkelheit. Sanftes Sonnenlicht beschien ihr Gesicht und weckte sie. Branca rollte sich auf die andere Seite und wollte weiterschlafen. Da schlug sie die Augen auf auf sprang hoch. Wo war sie. Das war nicht ihre Wohnung. Das Zimmer, in dem sie war, war mindestens doppelt so groß, wie das Wohnzimmer ihrer alten Wohnung und das Bett in dem sie lag dreifach so breit, wie die Couch. Wo war sie nur? Erneut ließ sie den Blick umherschweifen und musste erkennen, dass das Zimmer wirklich luxuriös ausgestatt war. Mit rotem Samt bespannte Sessel, ein polierter, schwarzer Ebenholztisch und kostbare und vor allem teure aussehende Teppische, zierten das Zimmer. Ein großer Wandschrank in der einen Ecke und ein massiv aussehnder Schreibtisch in der anderen. Die Fenster reichten vom Boden bis zur Decke und waren mit durchsichtigen, goldenen Vorhängen zugezogen. Dennoch schien das Licht hinein und obwohl es Branca ins Gesicht fiel freute sie sich, die warmen Sonnenstrahlen so angenehm auf ihrem Gesicht zuspüren. Sie lächelte und schaute in den anbrechenden Tag. Es schien wie ein schlimmer Traum gewesen zu sein, was sie in London erlebt hatte und sie streckte sich. Ihre Glieder fühlten sich noch immer etwas müde an, doch das störte sie nicht. Sie war hier und nicht mehr in London und allein das zählte. Nein, etwas zählte noch viel mehr. Clear! Ihre Freundin. Zwar war sie hier, aber nicht ihre Schwester und sie wünschte sich, die Zeit zurückdrehen zu können um zu verhindern, was ihren Tod verursacht hatte. Sie seufzte und legte de Kopf in den Nacken. „Clear, es tut mir so leid. Wärst du doch auch hier…!“, sagte sie und schloss die Augen. Ein leises Pochen, holte sie aus ihren Gedanken und sie schaute zur Tür. „Ja, bitte?“, fragte sie höflich und die Tür öffnete sich. Erin kam rein. Gekleidet in einem schwarzen Morgenmantel und einer Tasse dampfendem Kaffee in der Hand. „Morgen!“, sagte sie freundlich und schloss die Tür. „Oder besser gesagt, mittag!“ Beim letzten Satz musste sie etwas lächeln und Branca ließ sich davon anstecken. „Mittag, Erin!“, sagte sie und Erin setzte sich zu ihr aufs Bett. „Gut geschlafen?“, fragte sie und reichte ihr die Tasse. „Ja, endlich mal. Danke, auf für den Kaffee!“, antwortete sie und nippte daran. „Keine Ursache!“ Erin winkte ab und lehnte sich zurück. „Und, hörst du ihn immernoch in deinem Kopf reden?“, fragte sie nun und wurde ernst. Branca schaute vom Tee auf und runzelte die Stirn. „Wen meinst du?“ „Den Unheimlichen. So nennst du ihn doch, oder?“ „Äh, ja. Aber woher?“ „Du hast im Schlaf geredet und dabei immer von ihm gesprochen und dass es nur einmal geschehen muss, ehe du ihm gehörst!“, erklärte Erin und Branca wäre fast die Tasse aus der aus der Hand gefallen. „Wie…?“, keuchte sie und Erin lachte. „Beruhig dich. Ist doch nichts dabei!“, sagte sie und klopfte ihr auf die Schulter. „Ich habe am Anfang auch ständig im Schlaf vor mich hingebrabbelt. Das ist was ganz normales!“ „Hm, und dabei ist mein Leben alles andere als Normal!“, nuschelte Branca und machte für einen kurzen Moment, um sich wieder zusammeln, die Augen zu. „Wo sind wir überhaupt?“, fragte sie nun, um auf ein anderes Thema zu kommen und öffnete wieder die Augen. „Im Vatikan. Bei mir daheim!“, erklärte Erin und Brancas Augen wurden gross. „Im Vatikan? Du meinst, in dem Vatikan?“ „Ja, natürlich, oder kennst du noch einen. Wenn ja, dann zeig mir wo der liegt!“ „Aber…wie…wir waren gestern noch in London!“, stammelte Branca und nun musste Erin wirklich lachen. „Du meinst wohl vor einer Woche?“ „Was?!“, schrie Brancan nun und schaute Erin fassungslos an. „Vor einer Woche?“ „Ja, du warst so müde, dass du tief und fest geschlafen hast. Daroga hat dich hierher getragen und du bist erstmal nicht aufgewacht. Wir wollten dich ausschlafen lassen. Schließlich hast du ziemlich viel mitgemacht!“, erklärte Erin ruhig und strich ihr über den Kopf. „Aber dann machten wir uns schon Sorgen. Wir dachten schon, du wachst gar nicht mehr auf. Solange hast du geschlafen!“ Brancas Erstaunen verpuffte und sie senkte die Schultern. „Dabei wäre es doch das Beste gewesen, wenn ich wirklich nicht mehr aufgewacht wäre!“, murmelte sie und nippte wieder an ihrer Tasse. „Das magst du denken, aber dieser Unheimliche hatte wohl andere Pläne. Wieso sonst, gab er dir wieder die Kontrolle über dich selbst!“, sagte Erin und ihre Stimme klang etwas grimmig. „Weil ich ihn darum gebeten habe!“ „Und wieso hast du es getan?“ „Ihn darum zubitten?“ „Nein, dich von ihm einwickeln lassen. Du weißt wohl nicht, was das bedeutet hätte, wenn du nicht wieder zu dir selbst gefunden hättest!“, fauchte Erin und das Lächeln war wie weggewischt. Branca sah sie nur an und merkte, wie sie weiche Knie bekam. Sie konnte es sich denken. Erin hatte es ihr selbst mal gesagt. Sie würde sie töten müssen und dass sie das nicht wollte war totsicher. „Doch das wusste ich!“, kam es leise von ihr und Erin schnaubte missbilligend. Gut dass sie es wusste, denn ansonsten, hätte Erin keine andere Wahl gehabt. Aber gerade das ärgerte sie und sie begriff nicht, wieso sie es dann zugelassen hatte. „Aber ich hatte keine andere Wahl. Johnny D. hätte sich auch noch Will getötet!“, verteidigte sie sich schnell und Erins Miene wurde noch finsterer. „Hat er dir das erzählt?“, fragte sie giftig und Branca nickte. Erin stiess ein verachtendes Lachen aus. „Typisch. Da haben die beiden wirklich was Gemeinsames. Erik hat mir auch gesagt, dass Chris sterben wird, wenn ich mit ihm nicht verschmelze!“, sagte sie. „Das ist wohl ihre Masche. Männer!“ Branca hätte dabei gerne gelacht, doch Erins sarkastischer Ton, sagte ihr schon, nichts dergleichen zutun. „Und was jetzt. Was…was machen wir jetzt?“, fragte sie verlegen und schaute auf ihren Schoss. Die Tasse hatte sie immernoch in der hand und obwohl der Kaffee mit seinem herrlichen Duft dazulockte, noch einen Schluck zu nehmen, ließ sie es. Die Lage war vielzuernst, als dass sie seelenruhig Kaffee trinken könnte. Ihre Hände zitterten und sie stellte die Tasse auf das kleine Tischchen, bevor sie sie verlor. Erin legte den Kopf mal auf die eine, dann auf die andere Seite und überlegte. „Tja, die einfachste Lösung wäre, wenn ich dir eine Kugel in den Schädel jage!“, sagte sie dann und Branca sog scharf die Luft ein. „Aber dann wäre das ganze Theater für die Katz gewesen…Nein. Wir müssen uns jetzt eine andere Möglichkeit ausdenken!“ Branca atmte erleichtert aus. So schnell wollte sie nun auch wieder nicht sterben. „Wie wäre es, du holst diesen Unheimlichen aus mir raus. Du bist doch immerhin Exorzistin. Die können doch sowas!“, schlug Branca vor. Mit diesem Gedanken hatte sie schon seitlangem gespielt und sie hoffte, dass das wirklich in Erins Macht stand. Erin schaute sie einen Moment an und lächelte verbittert. „Ja, aber wenn ich das bei dir anwende, könnte ich dich damit töten!“, erklärte sie und Brancas Hoffnung zerbrach. „Natoll!“, seufzte sie und lie sich nachhinten in die Kissen fallen. „Kopf hoch. Uns wird schon was einfallen!“, sagte sie und stand auf. „Lass uns erstmal frühstücken!“ Kaum dass sie am Tisch saß und das herrliche Frühstück sah, knurrte ihr Magen und sie beschloss kräftig zuzulangen. „Das gibt es doch nicht. Wollen Sie mir sagen, dass sie einfach so verschwunden ist?“, fragte er fassungslos und zerriss fast eine der Akten. Chris Adea und ein weiterer Kollege schauten sich nur an. Dann richtete Adea das Wort an seinen. „Nun unsere Kollegen und die Beamten von Scottland Yard haben jeden überprüft, der London verlassen haben könnte. Außer ein paar Touristen und ein paar Kleinkriminellen, war jedoch sonst niemand dabei, auf dem die Beschreibung passt!“, erklärte er sachlich und musste sich insgeheim das Lachen verkneifen. Er hatte sämtliche Spuren, mit Hilfe Darogas verwischt. Ihm war schon klar gewesen, dass das seinen Job kosten könnte. Doch für Erin, würde er alles tun. Das war es ihm wert. Trotz dass er ihretwegen am Anfang ziemlich viel Ärger hatte mit seinem Boss und den Kollegen, liebte er sie und tat es immernoch. Außerdem war er es ihr schuldig. Ohne sie, wäre er schon längst tot. „Argh, das kann doch alles nur ein schlechter Scherz sein. Wie konnte sie also dann entkommen?“, fragte Gero und Chris und sein Kollege hoben die Schultern. „Tja, wenn wir sie schnappen, können wir sie das ja fragen!“, meinte Chris und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Lombert Geros Gesicht verfinsterte sich darauf hin und seine Lippen wurden zu einem harten Strich. „Wenn wir sie schnappen!“, knurrte er. „Ich will, dass sie weiterhin nach ihr suchen. Dieses Weib hat zwei Menschen auf dem GewIssen und auch sicher diesen Johnns Dickson. Ich gebe zu, um ihn ist es wirklich nicht schade, aber dass sie ihn dermassen abgeschlachtet hat…und ich dachte die schwarze Bestie sei das schlimmste, was diese Welt hervorgebracht hat!“, sagte er und wandte sich an beide. „Wie auch immer. Suchen Sie sie. Das ist ein Befehl!“ Kapitel 9: Momente des Zweifelns! --------------------------------- Hart krachte Branca zu Boden und keuchte. Die Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst und sie blieb einige Minuten reglos liegen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte sie nach Luft und schaute hoch zu Erin. Sie blickte abwartend auf sie hinunter und als sie sich nicht rührte, streckte sie ihr die Hand aus, um ihr hochzuhelfen. „Daran musst du noch üben. Bei einem echten Kampf hättest du schon längst ein Dolch oder Zähne in deinem Hals!“, sagte sie und stellte sich wieder in Angriffsposition. Branca seufzte und tat es ihr gleich. In den folgenden Wochen und Monaten trainierte Erin mit Branca. Brachte ihr bei, wie sie sich mit Händen und Füssen verteidigen konnte und wie sie mit Waffen umzugehen hat. Wobei das erste ziemlich schmerzhaft war und sie mehr als nur blaue Flecken bekommen hatte. Mit den Waffen, besonders mit dem Messer war sie wirklich geschickt. Noch zum Training gehörte, dass sie lernt, die dunkle Seite in sich zu kontrollieren und sich nicht von ihr so leicht beeinflussen zulassen. Das erwies sich jedoch als sehr schwer. Da die dunkle Seite in ihr immer öfter nach ihr verlangte und sie einnehmen wollte. Und Erin und Branca alles versuchten, diese endlich zum Schweigen zu bringen. Besonders in der Nacht war es schlimm. Dort suchten die Träume sie wieder heim. Doch sie zeigten nicht die Zukunft sondern, die Vergangenheit. Und damit das Masaker in der Lagerhalle. Es ließ sie immer wieder erschaudern, wenn sie aufwachte und der Traum einen ekelhaften Beigeschmack auf ihrer Zunge hinterließ. Und Erin bekam das mit. Eines Morgens saßen sie am Tisch und frühstückten. Branca schaute aus dem Fenster und knabberte an ihrem Brötchen. Fragte sich, wieso sie immernoch diese Träume hatte, jetzt. Wo sie aus London war und der Unheimliche angeblich keinen Einfluss auf sie hatte. Erin sah sie nur an und nippte an ihrem Kaffee. Minuten lang sagten sie nichts und das Schweigen lag wie ein schweres Tuch über ihnen. Schließlich brach Erin dieses und holte Branca aus ihren Gedanken. „Hast du sie noch immer?“, fragte sie und setzte die Tasse ab. Branca, die immernoch an ihrem Brötchen rumnagte, nickte bloss und schaute nach draußen. Helles Sonnelicht ließ die Stadt Vatikan in einem sanften Glanz aus Gold erstrahlen und sie fragte sich, wieso sie nicht auch, sowie Erin hier ausgesetzt wurde. Denn dann hätte sie eine weitaus bessere Kindheit gehabt. Hier war es soviel anderster, als in London. Hier fühlte sie sich wohl. All das hatte eine, ihr unbekannte, Aura und diese hier war, in diesem mächtigen Gebäude, so beruhigend und so wohltuend, dass es sie wunderte, dass es überhaupt so einen Ort gab. Erin las ihre Gedanken, auch wenn es reiner Zufall war und sie sich etwas dafür schämte. Die Gedanken eines anderen gingen einem nichts an, daszumindest sagte sie sich immer wieder, aber sie fragte sich auch, was in ihr vorgeht. „Ja, und ich frage mich, wieso?“, fragte sie und strich sich eine löse Strähne aus dem Gesicht. „Ich habe doch London verlassen, wieso also träume ich noch?“ Erin hätte gerne dafür eine Antwort gegeben, doch sie konnte sich selber darauf keine geben. „Tja, eine gute Frage!“, murmelte sie und nippte an den Kaffee. „Stimmt, aber das hilft mir nicht weiter!“, sagte Branca und lehnte sich zurück. Am Mittag hatte sich Branca etwas hingelegt. Nach ihrem kleinen Gespräch am Frühstückstisch, hatte Erin es für besser gehalten, nicht gleich mit dem Training anzufangen und ihr eine kurze Weile Zeit zulassen, um sich selber darüber Gedanken zu machen. Das war unfair, keine Frage. Aber auch Erin musste nachdenken. Es gab vieles, zuvieles, was ihr durch den Kopf ging und Erin musste sich erstmal darüber Gedanken machen. Wie es nun weitergeht und was sie tun konnte. Natürlich quälte sie die Frage, wieso dieser Dämon immernoch Macht über Branca hatte, am meisten. Sie hatten doch London verlassen, wieso also? „Du kennst die Wahrheit!“, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf und Erin erschauderte. Es war nicht die Stimme von Erik gewesen, sondern die ihrige. Die ihrer Vernunft und Erin knurrte. Ein kleiner Teil von ihr konnte es sich wirklich denken und sie brachte diesen schnell zum Schweigen. Sie wollte nicht daran denken. Und dennoch kam die Antwort immer wieder, wie ein Echo und ließ sie innerlich vereisen. Sie wischte sich über das Gesicht und lehnte sich zurück. Warme Sonnenstrahlen fielen ihr aufs Gesicht und Erin lächelte. Schloss die Augen um diese zugeniessen. Erin lächelte etwas niedergeschlagen. Wenn es doch immer eine Zeit geben könnte, in der sie mal abschalten und sich ganz und gar ihrer Ruhe widmen konnte? Obwohl, gab es überhaupt so etwas wie Ruhe in ihrem Leben? Hatte sie diese jemals gehabt? Nein! Diese Antwort fiel sie an, wie ein wildes Tier und grub genauso hart und schmerzhaft eine Wunde in ihr Herz. Wenn sie ehrlich sein sollte, war ihr ganzes Leben ein wahrer Alptraum, der durch den Pakt mit Erik umso schlimmer geworden war. Und wieoft hatte sie dieses Leben verflucht und gehasst. Wieoft hatte sie die Menschen beneidet, die ein Leben führen konnten, wie es Ihnen passte. Nur sie nicht! Und dann kam ihr ein, nicht bisher gekommener Gedanke. Was wenn sie es ändern könnte? Der Gedanke kam in ihr hoch, wie ein Vulkanausbruch und brannte sich tief in ihr hinein und sie sponn diesen immer weiter. Vielleicht könnte sie es ändern, in dem sie ihrem Leben selbst ein Ende setzte. Erik schützte sie zwar davor, von anderen getötet zuwerden und gab ihr neues Leben, aber wie sah es aus, wenn sie die Waffe auf sich selbst richtete? Auch wenn sie wusste, dass das alles andere als eine gute Idee war, wollte diese dennoch nicht verwerfen. Es gab nur eine Möglichkeit, um dies rauszufinden. Erin griff nach einer der Schuppladen und holte eine kleinkalbrige Pistole raus. Schaute sich diese kurz kritisch an und setzte sie sich dann an die Schläfe. Sie schloss wieder die Augen und legte den Finger auf den Abzug. Nun gab es kein Zurück und sie wollte auch nicht mehr zurück. Lange genug hatte sie wegen ihrer Bestimmung gelitten und auch für sie, die zahlreiche Dämonen vernischtet hatte, Tränen und Trauer den Rücken zugekehrt hatte, kam mal der Zeitpunkt, in dem sie einfach keinen Sinn sah, noch weiterzuleben. Bis jetzt hatte sie nur versagt. Sie konnte nicht die Menschen beschützen, für deren Leben und Schicksal sie verantwortlich war und konnte weder Chris halten, noch Branca vor dem Einfluss der Krähe bewahren. Chris…! Ihr geliebter Chris! Was machte er wohl gerade. Vermisste er sie, suchte er sie, oder hatte er es vielleicht aufgegeben, weil sie einfach nicht zufinden war? Weil sie von ihm fernbleiben wollte…? Die Antworten auf diese Fragen schnürrten ihr die Kehle zu und ließen ihr Herz schmerzhaft zusammenziehen. Erin presste die Lippen zu einem blassem Strich zusammen und merkte, wie sie anfing zu weinen. Etwas in ihrem Herzen regte sich mit einem Mal und rief ihr zu, es nicht zutun. Doch der Wunsch, endlich diesem Schicksal zu entkommen, war viel größer und lauter, als das zwarte Stimmchen in ihrem Herzen. Trotz all den Kämpfen und ihrer Coolness und der dunklen Seite in sich, war sie ein Mensch und wenn jemand das gleiche Grauen erleben würde, wie sie es tat, so würde man sie sicher verstehen. Würde ihren Entschluss begreifen… Es musste einfach so sein. Seit ihrer Geburt hatte man sie in eine Welt gezogen, in der es Nichts gab, außer Schmerz, Blut und Grauen. Und in dieser Welt konnte und wollte sie nicht mehr leben. Nicht ohne diejenigen, die sie über alles liebte und verlor. Dafür hatte sie kaum noch Kraft! Ein letztes Mal öffnete sie die Augen schaute in die warmen Sonnenstrahlen. Glaubte in diesen die sanften Züge ihres Ziehvaters zusehen, der sie davon abzuhalten versuchte. Sie anflehte es nicht zutun. Erin lächelte traurig. „Tut mir leid, Vater. Aber ich kann wirklich nicht mehr!“, flüsterte sie und drückte ab. „Nein!“, wie aus dem Nichts war sie aufgetaucht und hatte Erin die Waffe aus der Hand geschlagen. Mit einem lauten Poltern fielen sie beide zu Boden und Erin starrte überrrascht zu dem jungen Mädchen hoch. Branca hatte gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war und war in das Zimmer gegangen, in das ihr Instinkt geführt hatte. Als sie Erin sah, wie sie sich die Pistole an die Schläfe hielt und abdrücken wollte, hatte sie keine einzige Sekunde vergeudet und war auf sie zu gesprungen. Im allerletzten Moment hatte sie ihr die Waffe entrissen und der Schuss verfehlte die beiden nur knapp. Nun lagen sie auf dem Boden. Erin unter ihr und mit einem kalkweissen Gesicht und Branca über ihr, mit hochrotem Kopf und vor Angst schlagendem Herzen. Minuten dehnten sich, wie zäher Sirup und das Schweigen, was zwischen ihnen lag wurde unerträglich. Es dauerte ewig, bis Branca endlich dieses bedrückende Schweigen brach. „Mach das niewieder, kapiert“, schrie sie und Wut mischte sich in ihre vor Angst zitterner Stimme. Nie hätte sie gedacht, das Erin sich selbst umbringen wollte. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, dass sie stärker war, als sie. Sie aber nun mit einer Waffe auf sich gErikhtet zusehen, ließ sie erkennen, dass auch sie schwach werden konnte. Und genau das begriff sie nicht und machte sie zeitgleich wütend. „Branca!“, keuchte Erin und sah sie ungläubig an. „Wieso tust du das. Warst du es nicht, die mir gesagt hat, es sei Unsinn sich umzubringen!“, rief sie und Brancas Augen schimmerten. Erin sagte nichts, sah sie nur an und sah in ihren Augen sich selbst. Wie sie sie anschrie, es nicht zutun und sie davor warnte. Es war seltsam. Vor wenigen Tagen war sie es, die Branca retten wollte und nun hatten sie die Rollen getauscht. Ein trauriges Lächeln legte sich um Erins Lippen. Sie hob die Hand und streichelte sanft Brancas Wange. Branca, die immernoch wütend und fassungslos war, zuckte etwas zurück und sah sie verwirrt an. „Tut mir leid, aber ich…!“, sagte Erin leise und Tränen liefen ihr Wangen hinunter. In diesem Moment kam sie sich vor, wie der letzte Dreck. Für eine kurze Zeit hatte sie sich gehen lassen und ihre Pflicht, ihre Lebensaufgabe vergessen und von sich gestossen. Nun rächte sich dies und sie merkte, wie sich ihr Herz verkrampfte. Wie konnte sie denken, dass, wenn sie sich umbrachte, sie erlöst sei. Ihr Leben war zwar ein wahrer Alptraum gewesen, aber sich zutöten, würde sie nicht davon befreien. Nichts würde sie davon befreien. Erin seufzte und machte Anstalten aufzustehen. Branca rutschte etwas zurück, um ihr etwas Platz zumachen und schaute sie aufmerksam an. Fragte sich ob sie sie davon wirklich abgehalten hatte, oder ob Erin ihr nur etwas vorspielte. „Was ist nur in dich gefahren?“, fragte sie leise und Erin schüttelte den Kopf. Sie konnte es sich selbst nicht erklären und schaute sie dann wieder an. Noch immer liefen ihr die Tränen. Hart presste sie die Lippen aufeinander und senkte wieder den Kopf. Und dann… Dann umarmte sie sie. Branca völlig überrumpelt, schaute sie nur an und wollte schon fragen, was nun los sei. Doch ihr fehlten die Worte. Auch Erin, dennoch fand si die richtigen, um ihren Schmerz und ihrer Verzweifelung auszudrücken zuverleihen. „Ich weiss es selbst nicht…!“, sagte sie und schüttelte den Kopf. Branca immernoch unfähig etwas zusagen, sah sie nur an, dann erwiederte sie die Umarmung, um ihr Trost zuspenden und zu zeigen, dass sie nicht allein mit dieser Verzweifelung war. Da sie diese selbst nur allzugut kannte. Sie blieben so eine Weile sitzen. Arm in Arm. Und jede wusste was in der anderen vorging. Es hatte für beide schon etwas Tröstliches, so verrückt es auch war. Es machte sie zu etwas, dass man nicht mehr als Freunde bezeichnete, sondern als…Schwestern. Branca löste die Umarmung abrupt als ihr dieser Gedanken kam. Sonst immer war Clear ihre Schwester gewesen und dass sie nun Erin als eine Schwester sah, sorgte für ein schlechtes Gewissen und sie wandte den Kopf ab. „Branca?“, fragte sie sie und wollte sie an der Schulter berühren. Doch Branca rutschte zurück und senkte den Kopf. Erin als Schwester zusehen glich Verrat und sie hatte Clear schon vielzuoft verraten und enttäuscht. Sie wollte ihre verstorben Schwester nicht auch noch ersetzen. Denn das konnte niemand. Nicht mal Erin! „Ich…sorry!“, sagte sie nur und Erin runzelte die Stirn. Es verwirrte sie, dass Branca pltzlich so reagiert hatte und sich nun von ihr abwandte. Aber ihr Herz wusste, was das zubedeuten hatte. Wollte jedoch nicht nachhacken. Sie schüttelte den Kopf. „Wieso sorry, wenn es hier jemanden gibt, der sich zu entschuldigen hat, dann ich…!“, meinte sie und wischte sich die Tränen weg. „Nein, ich…!“, Branca brach mitten im Satz ab, da sie nicht weiter wusste und auch keinen Sinn sah, weiterzusprechen. Die Situation war sowieso verfahren genug und es würde nichts bringen, noch etwas zusagen. So saßen sie nur da und Erin schaute sie an, während Branca ihrem Blick auswich. Wieder herrschte bedrückendes Schweigen zwischen den beiden und diesesmal dauert es länger, bis es gebrochen wurde. Erin sah Branca einfach nur an und sah ihr deutlich den Schmerz an, der das junge Mädchen fest im Griff hatte. Sie sah ihr an, dass sie sich wünschte, Clear bei sich zu haben und es ihr Tod sie immernoch fertigmachte. Dass nur wegen ihr Clear gestorben war und genauso die Tatsache, dass sie nun in ihr eine Schwester zusehen scheint. Erin biss sich auf die Unterlippe und vorsichtig streckte sie die Hand aus. Legte sie ihr auf die Schulter. Branca zuckte unter der Berührung zusammen und schaute sie dann an. In ihren Augem schimmerten Tränen und ihre Mimik verriet deutlich, was ihr vorging. „Du vermisst sie, stimmts?“, fragte sie vorsichtig. Branca nickte nur. Und dann musste sie an Will denken. Ihren Big Brother. Sicher machte er sich große Sorgen um sie und bangte um sie. „Ja, aber auch Will. Er… sicher denkt er, mir wäre etwas Schlimmes passiert!“, flüsterte sie und strich sich das Haar zurück. Sie begann zu zittern und Erin verstand. Sie stand auf, ging zum Schreibtisch und nahm das Handy. Wortlos reichte sie es ihr und als Branca sie verwirrt anschaute, lächelte sie sanft. „Hier, ruf ihn an…ich bin sicher, er wird sich freuen, dich zuhören!“, sagte sie und Branca nahm zögernd das Handy. Sie sah sie noch einen kurzen Moment an und nickte. Langsam wählte sie die Nummer und hielt sich das Handy ans Ohr. Es klingelte einige Male, als Will endlich dran ging. „Will Parker!“ Branca musste einen Weinkrampf unterdücken, als sie seine Stimme hörte. Nach der ganzen Zeit war seine Stimme Balsam für ihre gequälte Seele und nahm die Trauer fort. „Will, ich bins…Branca!“ Am anderen Ende hörte sie Will nach Luft schnappen. „Branca!?“ Nach seinem Aufkeuchen zuurteilen war er überrascht von ihr zuhören. Sicher hatte er gedacht, dass sie tot war und ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie daran denken musste, wie knapp sie dem Tod entronnen war. „Ja, ich bins!“, sagte sie und ihre Stimme fing an zuzittern. Es kostete sie Kraft nicht gleich nicht in Tränen auszubrechen. Erin saß neben ihr, und legte dann wieder die Hand auf ihre Schulter. Versuchte ihr Kraft zugeben, während sie hörte, was Will sagte und Branca nun doch zuweinen begann. „Mein Gott. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wo bist du. Geht es dir gut?“, fragte er aufgebracht und Branca nickte, auch wenn sie wusste, dass er es nicht sehen konnte. „Ja, es geht mir gut. Und ich bin in Italien. Bei…!“, sagte sie und schaute kurz zu Erin. Erin schüttelte den Kopf und legte den Finger an die Lippen. Branca verstand. „Bei Freunden!“, sagte sie schnell, um Will nicht die Gelegenheit zugeben, misstraurisch zuwerden. „Branca, was ist los. Wieso habe ich die ganze Zeit nichts von dir gehört?“, fragte er und Branca biss sich auf die Unterlippe. „Ich…ich hatte einigs zuverarbeiten!“, gestand sie und schaute kurz zu Erin. Sie machte weder eine Andeutung noch flüsterte sie ihr etwas zu. Sondern ließ sie einfach mit ihm reden. „Man, weißt du eigentlich, was für Ängste ich hatte!“, fragte er und Branca hörte einen vorwerfenden Unterton. Branca lächelte schwach. „Tut mir leid. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten!“, sagte sie und wischte sich die Tränen weg. Will seufzte. „Schon gut, ich bin es ja gewohnt. Hauptsache, dir geht es gut!“, sagte er. Branca lächelte. „Ja…!“ Nun sagten beide nichts und Branca lauschte seinem Atem. Es tat so gut, ihn zuhören. „Ja, es geht mir gut und…und ich werde dich bald mal besuchen kommen. Das verspreche ich dir!“, sagte sie und schluchzte. „Branca…Kleines…!“, sagte Will und sie hörte an seiner Stimme, dass er erleichtert, aber auch verletzt war, weil sie sich nicht gemeldet hatte und in ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloss. „Will, ich.... Sorry nochmal…aber ich muss jetzt Schluss machen. Bei sei nicht böse, ja?“, bat sie ihn und hörte, wie er Luft holte, um etwas zusagen. „Okay, aber melde dich bald mal wieder, ja!“, sagte er matt. Branca lächelte. „Das mache ich. Und ich komme dich besuchen. Bis bald!“, sagte sie und schmatzte ihm ins Handy. Will lachte und erwiederte dies. „Bis dann, meine Kleine!“, sagte er und Branca legte auf. Sie hielt das Handy fest in der Hand und drückte es an ihre Lippen. Schloss die Augen und rief sich immer wieder seine Stimme ins Gedächtniss. Es war so schön seine Stimme zu hören und sie lächelte etwas. „Will…!“, flüsterte sie. Dann schüttelte sie wieder den Kopf. Nicht weil es wehtat, dass sie nicht bei ihm war, sondern weil sie ihm solch einen Schrecken eingejagt hatte und das schlechte Gewissen sie übermannte. Erin nahm ihr das Handy ab und streichelt ihr den Kopf. „Es wäre besser, wenn wir uns etwas hinlegen und schlafen!“, meinte sie und Branca zog den Kopf zwischen die Schultern. „Nein, auf keinen Fall. Wenn ich schlafe, sehe ich nur wieder ihn, vor mir stehen!“, flüsterte sie erstickt. „Du brauchst aber Schlaf!“, sagte sie und Brancas Kopf sank etwas tiefer. „Das ist das letzte, was ich brauche!“ „Und was wenn ich bei dir schlafe?“, fragte Erin und lächelte etwas verschmitzt. Brancas Augen wurden gross. „Wie?“ „Bei dir schlafen…Keine Angst. Ich bin nicht vom anderen Ufer!“, beruhigte sie sie und klopfte ihr auf die Schulter. Branca lag auf der Seite und hatte Erin den Rücken zugewandt. Den Kopf hatte sie an den Bauch Erins gelehnt und die Augen geschlossen. Trotz dass Erins Abgebot sie etwas schockiert hatte, wollte sie es nicht abschlagen. Sie konnte Nähe jetzt ganz gut gebrauchen. Nachdem sie mit Will gesprochen und aufgelegt hatte, fühlte sie sich einsam. Trotz Erins Gegenwart. Vielleicht lag es auch genau deswegen. Sie vermisste Will und brauchte ihn nun mehr, als denje. Aber sie konnte nicht. Jetzt war es zuspät! Branca seufzte schwer, als ihr klar wurde, dass sie nicht zurück konnte und somit ihr Versprehen nicht erfüllen konnte. Erin merkte ihren Kummer und sie legte den Arm um sie. Zog sie etwas näher an sich. „Denkst du noch an ihn?“, fragte sie und durch das Streichen ihrer dunklen Haare auf Erins Wange, wusste sie das Branca nickte. „Ja, es war ein Fehler ihn anzurufen!“, gestand Branca und ihre Kehle fühlte sich kratzig an, als sie diese Worte aussprach. Wieso sollte es ein Fehler gewesen sein, schrie es in ihrem Kopf und sie krampfte sich zusammen. Du warst doch froh ihn zuhören! Branca biss sich auf die Unterlippe und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Was ist nur los, mit mir?“, fragte sie sich, als sie darauf keine Antwort wusste. Es gab so viele wiedersprüchliche Gefühle und auch Gedanken, die sie kaum richtig ordnen konnte. Was war richtig und was war falsch gewesen? „Nein, war es nicht. Es war kein Fehler. Einen geliebten Menschen zuverlassen und ihn niemals anzurufen, geschweige nicht den Versuch machen, sich bei ihm blicken zulassen. Das ist ein Fehler!“, hörte sie Erin sagen und schaute hoch. Sie konnte Erins Gesicht nicht richtig sehen. Dass musste sie auch eigentlich nicht. Denn der Kummer in ihrer Stimme ließ deutlich erkennen, was sie in ihrem Herzen spürte. Kummer! Branca konnte es spüren und wieder glaubte sie in Erin eine Schwester zusehen. Eine Schwester, die den gleichen Schmerz fühlte, wie sie. Sie lächelte. „Danke!“, flüsterte sie und Erin runzelte etwas die Stirn. „Für was…?“ „Dass du mir helfen willst und dass du weißt, wie ich mich fühle…danke…Erin!“, antwortete sie und Erin lächelte nun auch. „Keine Ursache…!“, sagte sie und Branca kuschelte sich an sie. „Trotzdem…danke!“ Dann schwiegen sie und jede hing ihren Gedanken nach. Aber dann musste Branca daran denken, wie Erin sich umbringen wollte. „Erin?“ „Hm!“ „Wieso wolltest du dich umbringen?“, fragte sie und Erin öffnete die Augen. Blickte leer vor sich hin und sah sich selbst, wie sie die Pistole auf sich richtete. Ihr Magen verknotete sich und sie holte zitternt Luft. „Weil ich es nicht mehr ertrage. Dieses Leben. Ständig andere Menschen zuretten, die dann doch sterben. Ich habe dir ja gesagt, dass die meisten Menschen, die besessen sind und denen ich den Dämon ausgetrieben habe, sterben. Und noch dazu kommt, dass man mich deswegen sucht. Weil ich in ihren Augen eine Mörderin bin, Vielleicht bin ich das auch. Aber das ist eigentlich der wahre Grund. Genauso wie du, bin ich einsam. Ich habe zwar Daroga und Rafael, aber…es gibt etwas, dass selbst sie mir nicht geben können!“, erklärte sie und Branca wusste, was sie damit meinte. „Liebe…!“ „Ja, deswegen wollte ich mich umbringen. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr mit diesem leeren Loch im Herzen leben…das klingt verrückt ich weiss. Besonders weil ich dir versprochen habe, dich zu retten. Aber auch ich, die soviele Dämonen zur Strecke gebracht, kann irgendwann nicht mehr!“, sagte sie. „Das kann ich gut verstehen…sicher fühlst du dich noch einsamer, als ich…Aber bitte versprich mir eins. Mach das niewieder!“, murmelte Branca und Erin lächelte. Strich ihr durch das Haar. „Das werde ich schon nicht. Keine Angst!“, sagte sie und Branca lächelte. Dann schlief sie ein. Erin blieb noch etwas wach und schaute in die Abenddämmerung. Hing ihren Gedanken nach und fragte sich nun selbst, was in sie gefahren war. Die Antwort, die ihr vorhin verschlossen blieb, kam wie ein Blitzschlag. Sie war zufeige, um weiter zuleben. Das war es und obwohl die Antwort so plump, schon fast banal war, war dies die einzige Antwort und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ihre Gedanken gingen weiter und sie kamen an Chris an. Was wäre passiert, wenn sie s wirklich getan und Branca es nicht verhindert hätte? Was wäre dann aus ihm geworden? Wäre er dann nicht mehr das Zielt dieser Dämonen gewesen? Etwas sagte ihr, dass das nicht sein würde. Chris würde immer das Ziel sein. Egal ob sie lebte, oder starb. Genauso wie all die anderen Menschen. Also machte es keinen Unterschied, ob sie weiterlebte oder sich umbrachte. Nun wurde es Nacht und Erins Gemüt wurde noch trübsinniger. Sie seufzte und richtete sich auf, ohne dabei Branca zuwecken und schaute immernoch hinaus. Was sollte sie machen? In ihr eigenes Schlafzimmer gehen und dort weiterschlafen. Nein, sie konnte jetzt nicht schlafen. Nicht nachdem was eben passiert war und sie fast getan hätte. Dafür fehlten ihr jetzt die Nerven und in ihrem Inneren hörte sie die Stimme ihres Ziehvaters. „Selbstmord ist eine Sünde…der Herr keinem, der sich selbst tötet nicht gestatten, in den Himmel zu kommen. Solltest du jemals daran denken, dann bete zum Herrn. Bete um Vergebung. Denn dich will ich nicht ans Fegefeuer verlieren!“, hatte er mal gesagt, als sie ihrem Kummer und ihrem Zorn Luft gemacht hatte und zum Herrn zubeten erschien ihr der einzige Weg, die Dunkelheit in ihrem Herzen zu vertreiben. Dreiundzwanzig Branca wurde wach, als sie ein kalter Luftzug streifte. Sie rollte sich zusammen und öffnete die Augen. Da bemerkte sie, dass Erins Arm nicht mehr um sie lag. Und sie schaute hinter sich. Erin war nicht mehr da! Brancas Stirn bekam tiefe Falten. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war. Anscheinend hatte sie tief und fest geschlafen und jetzt wo sie nicht mehr da war, fühlte sich Branca wieder allein. Sie richtete sich auf und rieb sich die Augen. Draußen war es schon dunkel und sie wollte nicht mehr schalfen. Wenn sie einschlief, ohne Erin an ihrer Seite, würden wieder diese schrecklichen Träume kommen. Darauf konnte sie gut verzischten. Also beschloss ei, sich etwas die Beine zu vertrene und sich mal genauer hier umzuschauen. Schließlich hatte sie nicht viel vom Inneren des Vatikans gesehen und war nun neuierig, wie der Rest aussah. Sie schritt durch viele Gänge und kam an einigen herrlichen Säalen vorbei. Ihr Mund klappte auf, als sie die herrlichen Bauten und architektischen Kunstwerke sah. Und beneidete diejenigen, die sowas sehen konnten. Ihre Tante war zwar eine Gottesvernatikerin und als sie bei ihnen noch lebte, hasste sie Gott. Hasste ihn, weil er ihr nicht half und sie mit solchen grausamen Menschen strafte. Aber nun verrauchte ihr Hass. Es war, als hätte die Aura, die in diesem alten Gemäuer, etwas Beruhigendes auf sie: Gneauso wie Erins Nähe! Erin! Diese Frau hatte ihr mehr als einmal den Hals gerettet und ihr erschien ihr Dankeschön immernoch nicht angemessen. Erin war eine außergwöhnliche Frau, dass musste sie zugeben und sie wünschte sich, sie wäre genauso. Genauso stark! Glaubst du wirklich, dass sie das ist, raunte eine Stimme in ihrem Kopf und Brancas Gesichtszüge verfinsterten sich. Sie blieb stehen und ballte die Hände zu Fäusten. „Halt die Klappe. Von dir lasse ich mich nicht mehr runterziehen!“, sagte sie finster und ging weiter. „Runterziehen. Wer sagt denn was von runterziehen. Ich sage dir nur, dass selbst die Wölfin nicht so stark ist, wie du glaubst!“, sagte der Unheimliche. „Du irsst dich. Sie ist stark. Stärker als ich…Ansonsten hätte sie sich doch umgebracht. Gleich nachdem ich eingeschlafen bin!“, sagte sie und hörte den Unheimlichen spöttisch lachen. „Du brauchst nicht so zulachen. Sich nicht das Leben zunehmen, auch wenn man nicht mehr kann, zeigt mehr stärke, als sich das Leben zu nehmen!“, sagte sie und ein kleiner Teil in ihr bewunderte sie dafür, dass sie so sprach. Da sie selbst mal über Selbstmord nachgedacht hatte. „Ohhh, jetzt erwartest du wohl, dass ich applaudiere!“, höhnte der Unheimliche. „Nein!“, sagte Branca und blieb erneut stehen. „Ich erwarte, dass du mich in Ruhe lässt. Verschwinde aus meinem Leben!“ Der Unheimliche lachte. „Verschwinden…aus deinem Leben? Ich schätze du hast es immernoch nicht begriffen. Du hast kein Leben mehr!“, sagte der Unheimliche und es durchlief sie eiskalt. Schon einmal hatte er soetwas behauptet. Das war als sie ihm die Kontrolle überließ. Und es sorgte für eine Gänsehaut. Branca schüttelte den Kopf, um nicht mehr darüber zudenken. „Ich habe ein Leben…basta!“, knurrte sie und nochmal den Unheimlichen lachen. Sie ging weiter, das Lachen des Unheimlichen nicht beachtend und sich darauf konzentierend, sich nicht zu verlaufen. Da kam sie an einer großen, offenen stehenden Tür an und blieb an der Schwelle stehen. Drinnen war es gedämpft und Branca musste die Augen zusammenkneifen, um etwas zuerkennen. Erst als sie genauer hinsah, erkannte sie dass der Raum eine kleine Kapelle war. Links und rechts standen Sitzbänke und an der Stirnseite, gegenüber der Tür standen ein einfacher Altar und darüber, an der Wand ein Kreuz. Einige Kerzen brannten und beleuchteten den Raum. Tauchten ihn in ein goldenes sanftes Licht. Und in der fordersten Reihe saß jemand. Schemenhaft und kaum zu erkennen. Doch etwas sagte Branca, dass es sich um Erin handelte, die davorne saß und betete… Betete? Wieso tat sie das? Und wieso konnte das Kreuz ihr nichts anhaben? Immerhin war sie soetwas wie ein Dämon und sie soviel wusste, vertrugen Dämonen die Nähe von heiligen Relikten nicht. Wieso also konnte Erin dort sitzen, ohne auch nur zu zucken? „Sie wundern sich sicher, wie Erin in so einem Raum sitzen kann?“, riss eine Stimme sie aus den Gedanken und Branca drehte erschrocken den Kopf herum. Im Dämmerlicht des Flures stand Darogas und schaute sie aus seinen wachen Augen aufmerksam an. Branca machte autoamtisch einen Schritt zurück. In diesem difussem Licht wirkte er wie ein Schatten und wenn sie etwas gelernt hatte, in der ganzen Zeit, dann sich vor Schatten in Scht zunehmen. Kurz schaute sie ihn an, dann wandte sie sich wieder der kleinen Kapelle zu und glaubte Erin leise flüstern zuhören. „Wieso betet sie?“ Eine wirklich dumme Frage, dass musste sie zugeben, aber ihr fiel nichts anderes ein. Daroga hob die Schultern. „Das weiss ich auch nicht. Vielleicht um Gottest Kraft und Segen zu bekommen. Vielleicht aber auch Vergebung!“, sagte er beiläufig und Branca konnte sich gut vorstellen, dass es sich um das letztere handelte. Selbstmord ist eine Sünde! Das wusste selbst sie. „Und wieso kann das Kreuz ihr nichts anhaben?“, fragte sie weiter und Daroga schien selbst darüber nachzudenken. „Weil sie vielleicht wie jeder andere Dämon ist!“, schlussfolgerte er und Branca runzelte die Stirn. „Nicht wie jeder andere Dämon…soll das heissen, sie ist anders?“ „Nun denkbar wäre es…!“, sagte Draoga nachdenklich. „Vergessen Sie nicht, ihre Kugeln sind aus Silber. Geweihten Silber, wohlgemerkt!“ „Hm, demnach ist sie wirklich anders…Daroga…meinen Sie, ich…ich könnte genauso werden wie sie?“, fragte sie und schaute nun ihn wieder an. Darogas Gesicht schien im Schatten noch dunkler zuwerden und Branca sah den Zweifel darin. „Das, meine Liebe, hängt ganz von Ihnen ab!“, sagte er und mit diesen Worten ging er. Kapitel 10: Im Kloster auf geheimer Mission! -------------------------------------------- „Chef,…wir…haben ein…ein Video!“, rief der Polizist und stürmte ins Büro. Gero schaute von den Unterlagen auf und sah zu dem jungen Beamten. In seiner Hand hielt er eine Virdeokassette und wedelte damit herum. „So, und wieso machten Sie so ein Geschrei daraus?“, fragte er und der Polizist machte einen verlegenen Eindruck. „Nun, dieses Video. Das ist…von der schwarzen Bestie!“, erklärte er und die Augen Geros weiteten sich. „Bitte?“, fragte er und der junge Beamte wäre am liebsten im Boden versunken. „Ja, sie…sie sagt, sie sei die schwarze Bestie…!“, erklärte er und Geros Gesicht wurde kreideweiss. „Aber Adea hat diesen Fall als unlösbar abgelegt!“, überlegte er laut. „Wie kann das sein?“ „Monsieur…Soll…soll ich das Video abspielen?“, fragte der Beamte und Gero nickte. „Ja, aber holen Sie Adea dazu. Er soll sich das anschauen!“, sagte er und der junge Polizist eilte hinaus. „Bonjour, meine Herren. Ich kann mir vorstellen, dass Sie ziemlich schockiert sind, von mir wieder was zuhören. Besonders auf diese Art. Aber ich wollte Sie in Kenntniss, dass ich ein neues Opfer gefunden habe und es mir schon sehr bald holen werde. Sicherlich wollen Sie das verhindern. Darum gebe ich Ihnen die einmalige Chance mich zu schnappen. Schicken Sie einen Ihrer Kollegen in einem Monat nach Irland…Dort werde ich mir meine Opfer holen!“, sagte die Frau, die vollständig im Schatten war und deren Stimme unkenntlich verzerrt war. Der Ermittlungsleiter und einige Kollegen, darunter auch Chris standen wie gebannt vor dem Fernseher und lauschten den Worten der schwarzen Bestie. Von all denen, die im Raum standen, war Chris am schockiersten. „Erin, wieso schickst du uns eine Nachricht. Wieso meldest du dich, obwohl du weißt, dass wir dich wieder suchen werden?“, fragte er sich und hörte weiterhin zu. „Ich hoffe, dass hilft Ihnen etwas. Den Rest müssen Sie leider machen, aber ich bin mir sicher, dass sie den besten schicken werden. Ich freue mich schon. Auf bald, meine Herren!“, sagte die Frau und die Aufnahme hörte auf. Immernoch völlig gebannt schauten die Männer auf den flackernen Bildschirm und konnten erstmal nichts sagen. Doch dann wandte sich Gero an Chris. „Adea, sagten Sie nicht, dass der Fall der schwarzen Bestie nicht zulösen war?“, fragte er ernst und Adea nickte. Er hatte sich immernoch nicht von diesem Schock erholt und fragte sich, was Erin sich dabei gedacht hatte. Aber dann kam ihn ein anderer Gedanke. Was wenn es Erin gar nicht war, die die Videobotschaft geschickt hatte, sondern jemand anders? „Ja, aber es kann gut sein, dass das nur ein Trittbrettfahrer ist. Soviel ich weiss, ist sie in jeder Zeitung aufgetaucht. Wäre es da nicht möglich, dass sich nun ein Spassvogel einen schlechten Scherz erlaubt?“, sprach er seinen Gedanken aus. „Das glaube ich nicht. Diese Frau klang ziemlich ernst. Nein, das ist kein Trittbrettfahrer. Sondern die schwarze Bestie höchst persönlich!“, sagte er. „Und sie hat uns, wie sie es selbst gesagt hat, eine Chance gegeben, sie zu schnappen!“ Die Männer schauten sich an. Und jeder fragte sich, wer verrückt war, sich dieser Mörderin in den Weg zu stellen? „Richtig und ich werde es sein, der sie fängt!“, erklärte Chris und versuchte dabei so zuversichtlich, wie nur möglich zu klingen. Er hoffte inständig, dass sein Chef ihn dorthin gehen lassen würde. Denn dann würde er Erin treffen und erfahren was das sollte. Sollte sie es wirklich gewesen sein. Aber das war nicht der einzige Grund. Es war ja solange her, dass er sie zuletzt gesehen hatte und auch wenn es verrückt klang, hoffte er, dass sie wirklich in Irland sein würde. Gero runzelte die Stirn. „Sicher. Immerhin ist Sie ihn immer wieder entkommen. Ich will ja nicht schwarzseherisch sein, aber ich glaube nicht, dass Sie dazu in der Lage sind!“, meinte er trocken und Chris hätte zugern etwas passendes darauf erwidert. Doch er schluckte seinen Frust hinunter. „Aber ich bin der einzige, der gut über sie bescheid weiss. Ich weiss, wie sie tickt und kann mir gut vorstellen, wie sie vorgeht!“, antwortete er und setzte eine selbstsichere Miene auf. Es war wahr, was er sagte. Keiner wusste besser bescheid über sie. Das musste selbst sein Chef zugeben. Kritisch schaute er ihn an und Chris glaubte schon, dass er nicht einwilligen würde. Aber zu seiner Erleichterung, nickte Gero. „In Ordnung. Sie haben den Auftrag. Aber ich will, dass Sie diese schwarze Bestie endlich hinter Schloss und Riegel bringen, verstanden?“ „Verstanden!“ „Was eine Videobotschaft!“, fragte Daroga und ihm wäre fast der Hörer aus der Hand gefallen. „So wie es aussieht, ja!“, sagte Chris und klang dabei alles andere als begeistert. „Daroga auch wenn das ziemlich schwachsinnig klingt, aber könnte es nicht sein, dass…das Erin…?“ „Nein. Erin ist nicht dumm. Wieso denken Sie, dass sie dieses Video gemacht hat?“ „Ich denke das nicht. Das habe ich von Anfang an nicht. Ich wollte nur sicherstellen, dass es sich hier um eine falsche schwarze Bestie handelt!“ „Da brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Adea. Erin hat den Namen, die schwarze Bestie schon lange abgelegt!“, sagte Daroga und in seiner Stimme war Tadel zu hören. Chris lächelte. „So ist das. Und welchen Namen hat sie jetzt?“ „Die Wölfin!“, sagte Daroga knapp. „Die Wölfin. Dieser Name passt viel besser, zu ihr…Eine wirklich gute Wahl. Bitte sagen Sie ihr,…dass ich sie in Irland erwarte!“, bat Chris und verfluchte sich, dass er nicht ausgesprochen hatte, was er eigentlich sagen wollte. Daroga blinzelte verwirrt. Wieso klang dieser junge Mann aufeinmal so verunsichert? „Wieso Irland?“ „Weil…weil genau dort, diese schwarze Bestie auftaucht, um sich neue Opfer zuholen. Das zumindets hat sie angekündigt!“, sagte Chris und holte tief Luft. Versuchte sein wildschlagendes Herz zu beruhigen und ich zur Ruhe zu zwingen. „Werde ich machen!“, versprach Daroga, immernoch etwas irritiert. „Au revoir!“ „Noch etwas. Sagen Sie ihr, dass ich sie liebe und vermisse!“, kam es nun aus ihm heraus und fühlte, wie sich sein Herz entspannte. Daroga lächelte nun. Das war es also…deswegen war er so aufgewühlt. „Ja, das werde ich. Besonders das werde ich ihr ausrichten!“, meinte er nur und legte auf. Chris schaltete das Handy aus und lehnte sich zurück. Legte den Kopf in den Nacken und schaute an die Decke hoch. Gut, er hatte den Auftrag. Die Frage war nur, wie er ihr zur Flucht verhelfen konnte, ohne gleich selbst verdächtig zu werden? Aber darüber wollte er nicht nachdenken. Noch nicht. Wenn er in Irland war, würde ihm sicher noch etwas einfallen. Und wenn nicht, würde er mit Erin fliehen. Der Gedanke daran gefiel ihm schon etwas. Auf der Flucht, mit seiner großen Liebe! Chris musste dabei lächeln. „Irland…wieso gerade Irland?“, fragte Erin am nächsten Tag, am Frühstückstisch. Branca saß ihr gegenüber und schmierte sich ein Brötchen. Daroga stand, wie ein Butler neben ihnen und schaute sie toternst an. „Weil nach Angaben meines Informanten, dort bald die schwarze Bestie auftauchen wird!“, sagte er und Erin hätte fast die Tasse fallengelassen. „Was, die schwarze Bestie?“, fragte sie und wurde bleich. Branca, die nicht so recht verstand, was das zubedeuten hatte, sah nur von einem zum anderen. „Die schwarze Bestie…wer soll das denn sein?“, fragte sie, als keiner etwas sagte und es ihr zublöd wurde. Erins Miene wurde finster und sie nahm die Tasse nun in beide Hände. „Die schwarze Bestie ist laut Polizei eine Killerin. Sie hat schon zahlreiche Menschen auf dem Gewissen und gildet als nicht zufassen. Dass sie aber nun eine Botschaft zur Polizei geschickt hat und ankündigt, wo sie als nächstes auftaucht, könnte ihr das Genick brechen!“, sagte sie und nahm einen Schluck. „Oh, nadann wäre es wohl besser, wenn die Polizei sie so schnell wie möglich schnappt!“, sagte Branca und biss ins Brötchen. Erin sah sie über den Rand der Tasse grimmig an. „An deiner Stelle würde ich das nicht sagen. Das wäre nämlich schlecht für uns!“, meinte sie und nahm einen Schluck. Branca legte den Kopf schief und sah Erin etwas verwundert an. „Wieso, wenn sie doch so gefährlich ist. Oder willst du damit sagen, dass sie uns auch tötet, wenn wir weiterhin schlecht über sie reden?“, fragte Branca und Erin musste fast schon lachen, über die Naivität der jungen Frau. „Nein. Was ich damit sagen will ist, dass ich…die schwarze Bestie bin!“ Brancas Farbe enwich ihr völlständig aus dem Gesicht und sie glaubte, mit Eiswasser übergossen zu sein. Die schwarze Bestie war…Erin…! Nein, das konnte doch nur ein schlechter Witz sein. doch Branca musste Erin nur ansehen, um zuwissen, dass dies kein Scherz war. „Aber du…!“, wollte Branca sagen, doch Erin hob die Hand. „Ich habe diesen Namen nicht mehr. Keine Sorge und du solltest wissen, dass ich dir nichts tun werde!“, sagte sie und nahm wieder einen Schluck Kaffee. Branca nickte nur. „Und…was jetzt. Ich meine wenn das da in Irland die falsche schwarze Bestie ist…was machen wir?“ „Wir fahren nach Irland…und dann schnapp ich mir diese schwarze Bestie!“, sagte Erin und in ihren Augen glimmte das alte, feindselige Feuer. Branca saß auf dem Bett und las in einem Buch. Erin hatte es ihr gegeben und zu ihrer Verblüffung handelte es sich nicht um die Bibel, oder um ein anderes Buch, was mit der Kirche zutun hatte. Sondern ein Buch über das dunkle im Menschen und wie man es unterdrücken kann. „Hier, das wird dir helfen. Ich selbst habe es gelesen. Immer, wenn das Böse in mir stärker zuwerden drohte!“, hatte Erin gesagt und sie dabei wissend angelächelt. Nun las sie es und fühlte, wie die Zeilen ihr neue Kraft gaben. Immer mehr versank sie in dem Text. Da holte sie ein Klopfen aus den Gedanken und sie schaute auf. Es kam zum Fenster und als sie hinsah, wurde ihr Gemüt dunkel, wie die Gewitterwolken, die sich m Horizont auftürmten. Sie saß einfach dort und schaute sie an. Rührte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich. Brancas stand auf und ging zum Fenster, vor dem die schwarze Krähe hockte. Sie blieb vor ihr stehen und sah sie finster an. Sie konnte sich denken, was dieser schwarze Vogel wollte. „Hat er dich geschickt?“, fragte sie und erst da reagierte die Krähe. Sie breitete die Flügel aus und krächzte. Brancas Gesicht wurde noch finsterer. „Dann sag ihm, dass ich nicht mehr unter seiner Fuchtel stehe!“, knurrte sie und die Augen der Krähe glühten rot auf. Gut, der Vogel hat die Nachricht verstanden. Branca griff nach beiden Seiten des Vorhangs und zog mit einem energischen Ruck die Vorhänge zu. Erin hatte es gesehen und musste anerkennend lächeln. „Sieh einer an. Die Kleine lernt sich durchzusetzen…alle Achtung!“, sagte sie sich und ging in ihr eigenes Zimmer. Nebel stieg auf und nahm ihr die Sicht. Branca blinzelte und veruschte etwas zuerkennen. Wo zum Teufel war sie jetzt schon wieder gelandet? Kalte Luft fuhr ihr in die Glieder und ließ sie frieren. Branca fröstelte und sah sich weiterhin um. Da lichtete sich der Nebel und gab den Blick frei. Kalte Steine umgaben sie. Zuerst dachte sie, man hätte sie in einen Kerker geworfen. Aber dann sah sie etwas weiter vor sich mattes Licht, dass durch eine quadratische öffnung drang. Ein Gang! Und dann hörte sie es. Es klang wie ein Raunen und Branca brauchte einen Moment, bis sie es erkannte. Es war Gesang. Kirchengesang. Befand sie sich etwa in einer alten Kirche. Eine Frau in weisser Kleidung schritt an ihr vorbei und Branca erkannte die Kleidung. Es war eine Nonne. Sie musste also wirklich in einer Kirche sein. Aber dafür war es hier zu feucht und zu kalt. Nein, das musste etwas anderes sein. Vielleicht ein Kloster? Branca blieb nicht lange Zeit darüber genauer nachzudenken, denn wie als würde jemand die Zeit vorspulen, rasste sie den Flur entlang, durch zahlreiche anderer dieser Art und fand sich schließlich in einem kleinen Innenhof wieder. Aber sie war nicht allein. Wie aus dem Nichts, tauchte eine Frau mit dunkler Haut und schneeweissem Haar auf und grinste sie an. Ihre Eckzähne waren lang und spitz und Branca glaubte erst einem Vmapir gegenüber zustehen. Dann sah sie aber, wie sich etwas aus ihrem weissen Haar windete und ihren schlanken Hals umwickelte. Eine Schlange! Eine weisse Schlange! Brancas überschlugen sich, durchlebten die Erinnerungen und kamen zu dem Gespräch, das sie vor langer Zeit mit Daroga und Erin hatte. „…In den alten Schriften steht, dass die Boten des Teufels drei Tiere darstellen, die in der Mythologie das Böse repräsentierten und es noch immer tun. Diese sind die weisse Schlange, das kriechende Böse!“ Ein eisiger Schauer rann ihr über den Rücken und sie sog tief Luft ein. Die Schlange, deren gelbe Augen glühten riss mit einem Zischen das Maul auf und entblösste ihre Giftzähne. Weisses Gift troff hervor und fiel zischend zu Boden. Und da sah Branca es. Das linke Auge der Frau fehlte. Dort wo es sein sollte, klaffte ein schwarzes Loch. Dennoch glaubte sie, darin etwas zuerkennen, womit diese unheimliche Frau mit der Schlange sie beobachtete. Sie machte einen Schritt zurück und das Grinsen der Frau wurde breiter. „Hast du Angst?“, fragte sie und ihre Stimme war ein Zischen. Branca öffnete den Mund, um etwas zusagen. Doch der Blick, den die Schlangenfrau ihr zuwarf, ließ sie verstummen. „Umso besser…und schon sehr bald, werde ich euch verschlingen. Dich und die Wölfin!“, zischelte sie und die Schlange, die sich bisher um ihren Hals gewunden hatte, stiess nach vorne, Wurde mit einem Mal riesig und riss das Maul weit auf. Giftzähne, so lang wie Unterarme, streckten sich ihr entgegen. Wollten sie ergreifen und verschlingen. Branca schrie auf, hob abwehren die Arme und wachte auf. Kalter Schweiss stand ihr auf der Stirn und sie konnte sich erstmal nicht rühren. Der Traum hatte sie noch lange in seinem Griff und sie brauchte einen Moment, um sich wieder zufassen. Sie glaubte immernoch in der Kälte des Steinganges zusein und dann in der Nähe dieser Schlangenfrau. Die Schlangenfrau! Sie hatte davon gesprochen, dass sie sie und die Wölfin schon bald verschlingen würde. Damit meinte sie zweifelsohne Erin und sie musste sie warnen. Wie als wenn dieser Gedanke ihr neue Kraft gegeben hatte, schwank sie ihre Beine aus dem Bett und rannte aus dem Zimmer. Sie war völlig aus der Puste, als sie Erins Zimmer erreichte und vergeudete keine Zeit. Mit einem Ruck riss sie die Tür auf und rief im gleichen Moment laut:„Erin…ich…!“ Aber sie kam nicht dazu ihren Satz zubeenden. Erin stand mit dem Rücken zu ihr gewandt und drehte sich dann um. In ihren Augen lag ein ernster Ausdruck und ehe Branca etwas sagen konnte, meinte Erin nur:„ Ich weiss. Die weisse Schlange!“ Der Zug fuhr durch die Nacht und die meisten Insassen schliefen. Nur zwei nicht. Erin und Branca. Branca schaute hinaus in die Nacht, ebenso wie Erin. Nur schien sie vollkommen in Gedanken versunken zu sein und kaute auf ihrem Daumen herum. Bis jetzt hatte sich die weisse Schlange noch nie gezeigt. Weder im Traum, noch in der Wirklichkeit. Dass sie nun ihr Gesicht sah, beunruhigte sie etwas. Was wenn das mit Irland eine Falle war? Und sie genau das machten, was dieses Biest wollte, gefiel ihr garnicht. Aber sie sah es auch als Chance. Eine Chance dieses Miststück endlich loszuwerden und diese wollte sie nutzen. Gleich am darauffolgenden Tag hatte sie Daroga erzählt, was sie beide geträumt hatten und er hatte nicht gezögert und alles in die Wege geleitet. „Das dürfte nich leicht werden. Es gibt zwei Kloster in Irland. Da bleibt natürlich die Frage, welches es ist!“, überlegte er. Erin nickte. „Hm, vielleicht das, was am abgelegsten ist?“, vermutete sie. „Der Meinung bin ich auch!“, murmelte er und tippte etwas auf dem Laptop ein. „Lassen Sie mich mal schauen!“ Es dauerte nicht lange und er hatte etwas gefunden. „Hier. Hier ist eins!“, meinte er und rufte ein Bild des Klosters auf. Darunter erschien ein Schriftzug. „Connemara!“, flüsterte sie und runzelte die Stirn. „Ist das nicht eine Internatschule?“ „Ja, früher war es ein Fürstenschloss, und dann ein Nonnenkloster. Und jetzt auch eine Internatschule!“, antwortete er. „Hm, können Sie uns da reinschleusen?“, fragte sie dann und Daroga nickte. „Das drüfte kein Problem werden Aber ich mache mir eigentlich Sorgen und rate Ihnen nicht dahinzugehen!“, sagte er und Erin hob die Brauen. Sie wollte schon fragen, wieso. Aber sie konnte es sich eigentlich schon denken. „Sie denken, dass es wieder eine ihrer Fallen ist?“, schlussfolgerte sie und Darogas ernste Miene, bestättige ihre Vermutung. Sie seufzte. „Daroga…auch wenn mir selber nicht wohl zutmute ist, muss ich dahin. Wer weiss, was dieses Monster mit den Menschen, die dort leben, anstellt!“ „Ich weiss. Aber Sie müssen bedenken, dass die weisse Schlange unberechenbar ist!“ „Das bin ich auch. Sie müssten mich eigentlich kennen!“, bemerkte sie und Daroga lachte. „Ja, das tue ich. Und genau deswegen, warne ich Sie!“, sagte er und Erin lachte ebenso. „Keine Sorge. Ich passe schon auf mich auf und auf Branca auch. Ist doch klar!“, versprach sie ihm und er buchte gleich zwei Tickets. „Mit dem Kloster werde ich mich persönlich in Verbindung setzen!“, sagte sie und streckte sich. „Und was werden Sie Ihnen sagen?“ „Das wir zwei Schwestern sind, die uns gerne die Klöster anderer anschauen möchten. Paktisch als Weiterbildung!“, grinste sie und Daroga konnte ein herzhaftes Lachen nicht unterdrücken. „Sie als Nonne…das ist wirklich was Neues!“ „Ohh, werden Sie jetzt mal nicht so frech. Ich trug sowas auch schonmal. Aber bei Branca naja, das ist wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht!“, sagte sie und stemmte trotzig die Hände in die Hüften. Nun saßen sie im Zug, gekleidet in Nonnentrachten. Branca musste fast schon darüber lächeln. „Stripperin und jetzt Nonne…wirklich toller Lebenswandel!“, dachte sie sich. „Wie lange noch?“, fragte sie und riss Erin aus ihren Gedanken. Sie schaute auf die Uhr. Es war schon fast Mitternacht. Sie würden noch ziemlich lange brauchen, bis sie ankamen. „Kann noch etwas dauern!“, sagte sie und lehnte sich zurück. Branca seufzte und schaute wieder an sich hinab. „Hätte nicht gedacht, dass ich mal sowas tragen würde!“, sagte sie und Erin lachte. „Tja, so schnell kann es gehen!“ Dann schwiegen sie. Doch nicht lange. „Erzählst du mir von dir!“, bat Branca sie, dass sie dieses Schweigen nicht ertragen konnte. Außerdem gab es noch soeinige Dinge, die sie wissen wollte. „Vertraust du mir etwa immernoch nicht?“, fragte Erin und sah sie einige Minuten an. Nach allem was geschehen war und wieoft sie sie beschützt hat, vertraute sie ihr anscheinend nicht und das verletzte Erin einwenig. „Du müsstest doch solangsam begriffen haben, dass du mir vertrauen kannst!“ Branca senkte beschämt den Kopf und rutschte auf dem Sitz herum. „Das tue ich auch. Aber ich finde es unfair, wenn du alles über mich weißt, aber ich nichts über dich!“, sagte sie und vergrub ihre Hände im Schoss. Erin sah sie nochmals kurz prüfend an, lächelte aber dann. Also darum ging es ihr und sie musste ihr Recht geben. Es war schon unfair ihr gegenüber und sie hatte es verdient, dass sie auch über Erin bescheid wusste. „Hm, da hast du Recht. Okay. Ich werde dir alles erzählen. Wie du weißt, wuchs ich im Vatikan auf, wurde von den Mönchen grossgezogen und ausgebildet. Ich jagte Dämonen, die sich in Menschen eingenistet hatten und exorzierte sie. Leider verstarben diese. Sie waren zu sehr gewschächt, als dass sie weiterleben konnten. Darum jagt man nun mich. Weil ich in den Augen des Gesetztes eine Mörderin bin. Vielleicht stimmt es sogar. Vielleicht bin ich wirklich eine Mörderin. Aber trotzdem tut es weh. Und es machte mir immer wieder klar, wie Scheisse mein Leben eigentlich war. Aber richtig beschissen wurde es, als ich Chris kennenlernte!“, endete Erin und schaute hinaus in die Nacht. Dunkle Schatten saussten an ihnen vorbei und Erin sah in ihnen die Geschehnisse vor zwei Jahren. „Wieso…war er auch besessen?“ Erin lächelte ironisch. „Ja, und zwar on mir. Er ist…Polizist und wollte mich schnappen. Und wie du dir sicher denken kannst, verliebte ich mich in ihm. Und er sich in mich. Wie das Leben nunmal so spielt…!“, erklärte sie und Branca musste etwas lächeln. Doch das Lächeln blieb nicht lange, als sie den niedergeschlagenen Ausdruck in ihrem Gesicht sah. „Was…was ist passiert?“, fragte sie vorsichtig und Erin schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Nach einigen Minuten öffnete sie sie wieder und sie holte tief Luft. „Naja, du weißt, dass ich auf beiden Seiten Feinde habe. Sowohl menschliche als auch dämonische. Und um zuverhindern, dass diese ihm was anun, habe ich ihn verlassen. Leicht ist mir das natürlich nicht gefallen…und ich wünschte, ich wäre ein ganz normaler Mensch, wie jeder anderer auch!“, sagte sie. „Aber ohne dich würden doch noch mehr Menschen sterben!“, platzte es aus Branca. Erin lächelte traurig. „Mag sein, trotzdem…!“, seufzte sie und schaute wieder hinaus. „Manchmal wäre ich einfach nur eine Frau mit zwanzig Jahren, mit einem netten Mann an der Seite. Eine Frau dessen einzige Sorgen sind, was sie morgen anziehen soll. Aber nein, ich bin eine Exorzisten, die mehr als nur eine Sorge hat und die noch von der ganzen Welt gesucht wird!“, sagte sie und machte eine vielsagende Bewegung, mit den Armen. Branca lächelte zaghaft. Sie konnte Erin schon etwas verstehen. Auf Jagd zugehen, anstatt mit Freunden zutanzen, zu flirten und sich zuverlieben, war wirklich hart und dann noch die große Liebe sitzen zulassen, nur um sie zuschützen…Sie konnte sie wirklich verstehen, auch wenn sie ein ganz anderes Leben hinter sich hatte. „Ich bin sicher, dass das alles vorbei sein wird und dass du dann mit deinem Schatz zusammen sein kannst!“, kam es von Branca und Erin lachte kurz auf. Es klang etwas verwundert. „Und das sagst gerade du. Du, die sich umbringen wollte?“, fragte sie und Branca hob die Schultern. „Ich versuche alles nun positiv zusehen…Außerdem wolltest du dich auch umbringen. Wenn hier jemand sich wundern sollte, dann also ich!“, bemerkte sie und lachte selbst. Beide lachten und Erin hob die Hände. „Okay, hast gewonnen!“, sagte sie und Branca grinste stolz. Es regnete in Strömen und Branca und Erin froren erbärmlich. Sie hatten ein Taxi genommen und sind hingefahren. Nun standen sie vor den Toren und klopften seit zwanzig Stunden gegen das massive Holz der Tür. „Vielleicht sind wir hier falsch!“, schlussfolgerte Branca, als immernoch niemand öffnete. Erin schaute hoch. Kalte Regentropfen fielen ihr ins Gesicht und sie sah die hohen Mauern des Klosters. Dunkel und bedrohlich hoben sie sich vom Nachthimmel ab und wurden gelengtlich durch einen hellen Blitzschlag erhellt. Sie schaute wieder zur Tür und legte die flache Hand darauf. Sie schloss die Augen und konzentierte sich. Suchte mit ihren geistigen Kräften nach etwas, was einem Menschen glich. Und wurde fündig. „Nein, sind wir nicht!“, sagte sie, öffnete die Augen und nahm die Hand von der Tür. Klopfte erneut und es wurde geöffnet. Eine junge Schwester, schlaftrunken und mit einem verwirrten Blick in den Augen. „Ja, bitte?“, fragte sie und schaute von einer zu anderen. „Guten Abend. Ich bin Schwester Cassandra und das ist Schwester Mary. Wir sind aus Rom!“, sagte Erin. „Wir haben Ihnen geschrieben!“ Die junge Schwester furchte die Augenbrauen und wollte schon etwas sagen. Doch dann hielt sie inne und schien für einen kurzen Moment völlig hypnotesiert zusein. Erin bemerkte es sofort und bevor sie sich fragen konnte, was in die junge Frau gefahren war, war diese wieder ganz bei sich und sie nickte. „Ja stimmt. Bitte verzeihen Sie. Kommen Sie doch rein!“, bat sie die beiden und geleitete die Gäste ins Hauptgebäude. Aus einem der zahlreichen Fenster, die dunkel und drohend ins Tal schauten, beobachtete jemand, wie die Ankömmlinge hineintraten und ein eiskaltes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht aus. Nun war die Falle gestellt und es würde nicht lange dauern, bis sie zuschnappte. Drinnen war es wesentlich wärmer und die Schwester brachte beiden ein Laib Brot und eine Suppe. Sie setzte sich ihnen gegenüber. „Mein Name ist Kate. Und die Mutteroberin bat mich, dass ich Sie betreue. Wenn Sie also etwas möchten, oder Fragen haben, dann wenden Sie sich an mich!“, erklärte Schwester Kate und Erin nickte. „Können wir die Mutter Oberin sofort sehen?“, fragte sie und Branca und Kate sahen sie gleichermassen perplex an. „Wieso möchten Sie das?“ „Ich hätte da einige Fragen. Ein paar persönliche!“ Kate schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Das geht leider nicht!“, sagte sie und erhob sich. „Essen Sie in aller Ruhe weiter. Ich werde Sie dann zu Ihren Zimmern bringen!“ Dann entfernte sie sich und ließ Erin und Branca allein. Erin sah ihr misstraurisch nach. Etwas an dem Verhalten der jungen Kate machte sie skeptisch und sie war sich sicher, dass etwas hier nicht stimmte. Als sie fertig mit essen waren, kam wie auf ein Stichwort Kate und brachte die beiden auf die jeweiligen Zimmer. Erin legte den schweren Koffer aufs Bett und schaute aus den kleinen, vergittertem Fenster. Es regnte immernoch in Strömen und ein greller Blitzstrahl erleuchtete den pechschwarzen für Sekundenbruchteile. In den dunklen Wolken glaubte sie sogar eine dämonische Fratze zusehen, die sie angrinste. Erins Gesichtszüge verfinsterten sich. Und sie war sich sicher, dass hier etwas umging. Oder besser gesagt, jemand. Am nächsten Tag zeigte Schwester Kate den beiden das Kloster. Und Erin nutzte dies, um die Quelle des Unheils zufinden. Doch bis jetzt spürte sie nichts und Erin musste einen Fluch unterdrücken. Sie kamen in den Innenhof und Branca erschauderte. Dies war genau der Innenhof, in dem sie die weisse Schlange gesehen hatte. Sie schaute zu Erin und Erin sah, was sie ihr mit ihrem Blick sagen wollte. Sie nickte bloss. Branca seufzte und lehnte sich zurück. „Und was machen wir jetzt?“ Erin lehnte sich ebenso zurück und machte einen Schneidersitz. „Tja, uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten!“, sagte sie und schaute hinaus. Draußen war es grau und blasses Sonnenlicht durchbrach die dicke Wolkendecke. „Was aber was ist, wenn uns diese weisse Schlange us dem Hinterhalt angreift?“ Erin sagte nichts, sondern stand auf, ging zu ihrem kleinen Koffer und öffnete ihn. „Wenn sie angreift, dann…muss sie erst an denen vorbei!“, erklärte sie und drehte den Koffer so, sodass sie hineinschauen konnte. „Heilige Scheisse!“, kam es von Branca, als sie die Waffen darin sah. Dolche, Wurfsterne und ihre lieblingswaffen, die beiden Ranchester. Erin lächelte tadelnt. „Also das habe ich jetzt nicht gehört!“, sagte sie und schloss den Koffer wieder. „Mit den Dingern könntest du selbst Rambo Konkurrenz machen!“, murmelte Branca und Erin lachte. Am Abend fanden sich die Schwester, und auch die Mutter Oberin zum abendlichen Gebet zusammen. Branca, die sich nun etwas unwohl fühlte, zupfte Erin am Ärmel. „Erin…!“, flüsterte sie leise und Erin schaute zu ihr. „Was ist?“ Branca rutschte auf ihrem Platz hinundher und schaute sich verkniffen um. „Ich…ich hab ein kleines Problem!“, murmelte sie und schaute zu den anderen Schwestern, die sich hinknieten. „Wenn du mal musst, musst du es dir jetzt mal verkneifen!“, raunte sie ihr zu und Branca schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht!“ „Was ist es dann?“ „Ich kann das Vater unser nicht!“ Erin war sichtlich die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. „Wie du kannst es nicht. Deine Mutter war doch…sehr religiös?“ „Ja, das schon. Aber deswegen muss ich es auch nicht gleich können“, flüsterte Branca und erntete schon die ersten missbilligenden Blicke. Erin räusperte sich. „Dann sprich mir einfach nach…!“, sagte sie hastig und begann zu beten. Branca stimmte mit ein, oder versuchte es zumindest. „Schwester Mary, dürfte ich bitte erfahren, was das soll?“, unterbrach die Mutter streng und schaute Branca finster an. Sofort waren alle Blicke auf sie gErikhtete und Branca zog den Kopf zwischen die Schultern. „Bitte verzeihen Sie, Mutter. Aber Schwester Mary ist noch nicht lange in der Obhut der Kirche. Ich versuche schon die ganze Zeit, sie auf den rechten Weg zu bringen!“, meldete sich Erin und schaute Branca gespielt tadelnt an. Branca verzog etwas das Gesicht. „Auf den rechten Weg bringen. Dabei hat sie selber Leichen im Keller!“, dachte sie verbittert und wich den Blicken der anderen aus. Die Mutter Oberin holte tief Luft. „So, wenn dem so ist, sollten Sie sich ein wenig beeilen. Hier herrschen andere Regeln!“, verkündete sie und setzte sich wieder. Erin verneigte sich und nahm wieder Platz. Zwei Tage später. „Aber Sie verstehen nicht, Schwester Cassandra. Die Mutter Oberin möchte niemanden sprechen!“, sagte Schwester Kate zum zigsten Mal und versuchte Erin den Weg zu versperren. Doch Erin, der es allmälich reichte, von der jungen Schwester zurückgewiesen zu werden, drängte sich an ihr vorbei und ging weiter. Es war höchste Zeit mit jemandem zu sprechen, der ihr vielleicht helfen konnte. „Es ist mir egal…ob sie jemanden nicht sprechen will. Ich habe einige Fragen an sie!“, sagte sie und schob Kate nochmals zur Seite. Diesesmal etwas gröber und klopfte energisch an die hölzerne Tür. Als niemand öffnete oder etwas sagte, stiess sie diese einfach auf und trat ins Zimmer. Es war spärtlich eingErikhtet. Nur ein Schreibtisch und zwei Stühle davor. Ein abgetretener Teppich lag auf dem Boden und hinter dem Schreibtisch saß die Mutter Oberin. Mit einem kritischen Blick sah sich die Mutter Oberin Erin an und wandte sich dann an Kate. „Was hat das zu bedeuten, Schwester Kate?“, fragte die Mutter streng und Schwester Kate wich unter ihrem strengen Blick zurück. „Ähm, es tut mir leid, Mutter. Aber Schwester Cassandra ließ sich einfach nicht davon abbringen. Sie wollte mit Ihnen sprechen. Unbedingt!“, erklärte die Schwester scheu und sah Erin vorwurfsvoll an. Erin jedoch beachtete dies nicht, sondern machte einen Schritt nachvorne und verneigte sich. „Ich bitte vielmals um Enschuldigung. Aber ich hätte da einige Fragen an Sie. Fragen, die keinen Aufschub dulden!“, sagte Erin und sah Kate wiederum grimmig an. Die Mutter ließ kurz den Blick zwischen ihr unf Kate wandern. Dann nickte sie und gab Kate ein Zeichen. Die Schwester ging, ohne jedoch nicht Erin nocheinmal vorwurfsvoll anzuschauen. Dann schloss sie hinter sich die Tür. Erin schaute die Mutter Oberin wartend an. Diese mass Erin nur mit einem höchstkritischen Blick und Erin konnte sich schon gut vorstellen, was sie von ihr hielt. Nach dem peinlichem Vorfall beim Beten, war sie ihr sicher nicht gut genug, um hier zu sein und Erin versuchte so gut es ging, sich dies nicht anmerken zulassen. „Sie haben Nerven. Dass muss man Ihnen lassen!“, sagte die alte Frau und faltete die Hände. Erin erwiederte nichts darauf, sondern setzte sich in den Stuhl ihr gegenüber. „Also. Sie haben Fragen?“ „Ja, es geht um Ihr Kloster?“, sagte Erin un die Mutter schien nun wirklich verblüfft zusein. „Um mein Kloster. Was soll damit sein?“ „Es könnte gut sein, dass hier bald etwas Schlimmes passiert!“, erklärte Erin und verzog dabei keine Miene. Dafür aber die Mutter Oberin. Unglauben spiegelte sich in ihren Augen und sie brauchte wohl eine Weile, um Erins Worte richtig zuverdauen. „Wie…wie meinen Sie das?“ Erin hob die Schultern. Versuchte die Mutter nicht zubeunruhigen. Zumindest nicht noch mehr, als sie es ohnehin schon war. „Es ist nur eine Vermutung. Aber ich befürchte, dass es hier umgeht!“, sagte sie und die ältere Frau wurde weiss, wie Kalk. „Wie umgeht?“, keuchte sie und Erin hatte langsam aber sicher das Gefühl, dass diese Frau ihren Titel als Mutter Oberin, im Lotto gewonnen hatte. „Nun. Umgeht. Etwas Böses, Dunkles. Und ich bin mir sicher, dass es bald zuschlagen wird!“, erklärte sie und in ihrer Stimme war erfüllt von totsicherem Ernst. Was macht sie da so sicher?“, fragte die Mutter Oberin und sah sie plötzlich mit einem seltsamen Blick an. Erin sagte nicht sofort etwas, sondern sah sie nur an und sah in ihren wachen Augen, denselben Ausdruck, wie sie ihn bei Kate gesehen hatte. Okay, nun war sie sich sicher, dass es hier etwas gewaltiges umsich ging. Sie hatte noch nie erlebt, dass ein Dämon gleich soviele Menschen kontrollieren konnte. Besonders nicht hier. In diesen kirchlichen Gemäuern und der Verdacht, dass es sich hierbei um die weisse Schlange handelte erhärtete sich. „Ich spüre es. Glauben Sie mir. Auf mein Wort ist Verlass!“, sagte sie nur, stand auf und verließ ohne ein Wort das Zimmer der Mutter Oberin. Branca wartete draußen auf dem Hof auf sie und stand sogleich auf, als Erin hinaustrat. Sie lief zu ihr hin und wollte fragen, doch Erin hob die Hand und legte den Finger an ihre Lippen. Branca verstand. Nicht jetzt! Nicht hier! Sie nickte und die beiden gingen einige Meter weiter. „Also…?“, fragte Branca, als sie alleine waren. Erin schaute sich dennoch aufmerksam um und als sie sicher war, dass niemand sie hörte, beugte sie sich zu ihr. „Also…so wie es aussieht, haben wir hier in ein Wespennest gestochen. Jetzt ist wohl auch noch die Mutter Oberin infiziert…!“, raunte sie ihr zu und Brancas Brauen hoben sich. „Infiziert?“, fragte sie und Erin nickte. „Ja. Naja, so nenne ich das, wenn Menschen mit den Mächten der Finsterniss in Kontakt geraten sind. Genauso wie Schwester Kate und wer weiss, wieviele noch…infiziert sind!“, überlegte sie und hielt an, als einige Schwester an ihnen vorbeigingen und Erin ihnen verstohlen nachsah. Branca blieb ebenso stehen und sah ihnen ebenso nach. Es überlief sie kalt. „Und was jetzt?“, fragte sie sowie oft und Erins Lippen wurden zu einem harten Strich. „Abwarten!“, sagte sie. „So schwer es mir auch fällt!“ Am nächsten Tag, war Erin auf einem kleinen Rundgang und kam gerade um die Ecke. Da sah sie, wie eine junge Schwester, nicht Kate, aber ebenso unsicher in Begleitung eines jungen Mannes war und seine Fragen zögernt beantwortete. „Wieso sind Sie eigentlich hier?“, fragte sie und der Mann sagte sachlich:„ Wir, also die Pariser Polizei, glauben, dass sich hier eine Mörderin versteckt!“ „Oh, shite!“, schoss es Erin durch den Kopf und versteckte sich hinter der Ecke. Sie kannte diesen Mann und konnte es nicht glauben, dass er hier war. Chris! Was machte Chris hier? Sollte er nicht in Paris sein, und ihre Spuren weiterhin verwischen. Was machte er hier, verdammt nochmal. „Eine Mörderin. Hier bei uns. Das ist doch nicht möglich!“, sagte die junge Nonne und Erin hörte am Klang ihrer Stimme, dass ihm nicht so richig glaubte. Aber auch dass sie näher kamen und genau in Erins Richtung. Hastig schaute sie sich um und entdeckte eine kleine Holztür. Schnell lief sie zu dieser, öffnete sie und huschte in den kleinen beengten Raum, der sich als Rumpelkammer entpuppte. Und kaum war sie drinnen, fragte sie sich:„ Was zum Teufel mache ich denn hier?“ Nun kam sie sich ziemlich dumm vor und wollte schon raus, hielt aber dann inne. Wenn Chris sie sah, würde er sicher ohne es zuwollen, ihre Tarnung auffliegen lassen und sie und ihn in große Gefahr bringen. Nein, besser war es, wenn sie sich erstmal versteckte. Draußen hörte sie, wie die beiden an ihr vorbeigingen und nach wenigen Minuten nicht mehr zuhören waren. Erin atmete erleichtert auf und wollte schon ihr Versteck verlassen, als sie wieder Schritte hörte. Sie hielt den Atem an und wartete. Da pochte es leise und Erin machte instiktiv einen Schritt zurück. Was dazuführte, dass sie gegen die hinter iher stehenden Besen stiess und diese umwarf. „Ach, verflucht!“ „Erin, bist du das da drinnen?“, fragte eine, ihr vertraute Stimme und Erin atmete erleichtert aus. Zum Glück es war nur Branca. „Ja, moment!“, sagte sie und versuchte sich aus der Unordnung zubefreien. Als sie aus der engen Besenkammer raustrat, kippten die Besen wieder nachvorne und schlugen ihr auf den Rücken. „Ouch, verdammter Scheissendreck!“, fluchte sie und hantierte ungeschickt und weiterhinschimpfend mit den Besen herum. Als sie sie endlich hineingestossen hate, schlug sie sogleich die Tür zu und lehnte sich dagegen. „Uff…!“, gab sie nur von sich und holte tief Luft. In dem kleinen Raum war es stickig und erst jetzt merkte sie, dass sie kaum Luft bekommen hatte. „Was hast du denn dadrin überhaupt gemacht?“, fragte Branca und musste etwas grinsen. Erin machte sofort ein zernknittertes Gesicht und grummelte:„ Hab mich versteckt!“ „Und vor wem?“ „Vor einem Polizisten. Der ist mir schon seit langem auf der Spur. Wenn der mich hier findet, wars das!“, maulte sie. Branca wollte etwas sagen, doch da hörten sie wieder Stimmen und Erin packte sie, riss die Tür auf und stiess sie hinein. Dann ging sie selbst wieder in den kleinen Raum und schlug die Tür zu. Nun war es noch enger in der Besenkammer und die beiden mussten sich verrenken, um immerhin Platz zum Atmen zu haben. „Was soll der Scheiss?“, fragte Bracan mehr geschockt und nach Luft ringend, als verägert. „Schhht!“, fauchte Erin nur und hielt ihr den Mund zu. Dann verharrten beide in atmemloser Stille und sie hörten, wie die Schritte und auch die Stimmen nun lauter wurden. Ohne Zweifel, es waren Chris und nun die Mutter Oberin, die sich unterhielten. „Ich kann Ihnen versichern, mein Herr, dass wir keiner Mörderin Unterschlupf gewähren!“ „Hm, dennoch möchte ich mich etwas umsehen. Wäre das möglich?“ „Unser Kloster ist nur für Frauen geöffnet. Ein Mann würde unsere Schülerinnen von rechten Weg abbringen!“ „Ich gebe Ihnen mein Wort, dass sowas nicht geschehen wird. Ich bin schließlich ein Gentlemen!“ Dann wurden die Stimmen und die Schritte leiser. Erin jedoch wollte noch einen Moment warten, bevor sie aus der Kammer kamen. Für Branca allerdings dauerte das zulange. Sie musste hier raus. „Erin verdammt. Ich will hier raus!“, sagte sie und drängelte sich an ihr vorbei. Griff nach der Klinke und drückte die Tür auf. Mit dem Ergebniss, dass sie der Länge nach auf den Boden landeten. „Auatsch!“, jammerte Erin und kämpfte sich unter Branca hervor. „Das hast du ja prima gemacht. Konntest du nicht etwas warten?“, fragte sie und streckte ihren Rücken durch. Es knackte. „Du musstest mich ja unbedingt in diese kleine Kammer stossen. Ich habe fast keine Luft bekommen!“, sagte sie giftig und sah Erin finster an. „Wäre es dir lieber gewesen, wenn der Bulle uns entdeckt hätte. Wir werden immernoch gesucht. Schon vergessen!“, konterte Erin scharf zurück. „Jaja ist gut. Habs kapiert!“ „Komm jetzt. Gehen wir. Wir haben einiges zu bereden!“ Als Erin die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich an diese und atmete durch. Gut, sie sind ihm nicht nochmal über den Weg gelaufen. Denn ansonsten hätte sie wirklich Probleme gehabt. Was soll der Scheiss überhaupt. Wieso verstecken wir uns vor ihm?“, fragte Brana und holte Erin aus ihren Gedanken. Sie verdrehte die Augen. „Rede ich etwas Fachchinesich?“, fragte sie. „Nein, aber ich würde gerne wissen, wieso du dich vor einem Polizisten versteckst. Du hast doch immer so eine Coolness an den Tag gelegt, wieso also jetzt so nervös!“, sagte Branca. Erin öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch ihr blieb die Antwort im Halse stecken. Was sollte sie ihr sagen. Das diese Polizist, der Mann ist, in dem sie verliebt ist? Klang eigentlich logisch, doch was, wenn die weisse Schlange auch noch von ihr Besitz ergreift. Möglich war alles. Ein Teil von ihr aber, mochte es sie selbst sein, oder Erik, sagte ihr, dass das nicht zutreffen würde und sie hoffte, dass sie sich nicht irrte. „Okay, du willst wieso, also sag ich es dir. Dieser Polizist ist der, von dem ich dir erzählt habe. Der, in dem ich mich verliebt habe!“, sagte sie und sah, wie Branca große Augen bekam. „Was…der…aber…was macht er dann hier?“, fragte sie und Erin hob die Schultern. „Ich denke mir mal, mich suchen…!“, vermutete sie. Das war nur die halbe Wahrheit. Er suchte sie zwar, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sie festnehmen wollte, sondern sie nur wiedersehen wollte. Sie musste dabei lächeln. Dieser Kerl scheut auch wirklich kein Risiko, um mich zu sehen, dachte sie. „Und was wenn er dich findet?“, fragte sie. Erin sagte darauf nichts, hob wieder die Schultern. Branca seufzte. „Natoll, das sind ja tolle Aussichten!“ Kapitel 11: Endlich gefunden! ----------------------------- Es war Nacht und Branca lag in ihrem Bett. Versuchte zu schlafen, doch kaum hatte sie die Augen zu, glaubte sie etwas zuhören. Mochte es das Knarren von Türen sein, oder das Heulen des Windes. Es ließ sie jedesmal hochschrecken und klang immer wieder unheimlich. Branca sagte sich natürlich, dass es keinen Grund dazu gab, sich vor diesen Geräuschen zu fürchten. Diese waren immerhin normal, in so einem alten Gemäuer. „Branca…es gibt wirklich schlimmere Dinge, vor die musts du dich fürchten!“, sagte sie sich, rollte sich auf die andere Seite und schloss zum zigten Mal die Augen. Sie musste eingeschlafen sein, da sie etwas aus diesem riss und sie kerzengerade im Bett sitzen ließ. Sie lauschte, hoffte es nochmal zu hören. Minutenlang hörte sie nichts und wollte sich einreden, dass sie sich geirrt hatte, aber dann… Da…da war es wieder und es ließ sie erschauern. Es klang wie ein Schrei und in diesem Schrei hatte sich noch etwas gemischt. Ein Lachen und Branca erkannte es. Sie wusste wem es gehört und sprang aus dem Bett. Schnell lief sie zur Tür und riss sie auf. Sie musste zu Erin. Doch kaum hatte sie die Tür erreicht, sprang diese sogleich auf und hätte Branca fast getroffen. Sie sprang zur Seite und sah Erin in der Tür stehen. „Erin…!“, keuchte sie. „Ich…!“ Erin hob die Hand. „Ich weiss, ich habe es auch gehört. Los. Es wird Zeit, dass wir uns bewaffnen!“, sagte sie und die beiden gingen in Erins Kammer. Erin nahm ihre Ranchester und Branca eine Machete, dessen Klinge aus geweihtem Silber bestand. Gemeinsam gingen sie die Gänge entlang und schauten sich immer wieder aufmerksam um, wenn sie glaubten etwas hinter sich zuhören. Draußen hagte es angefangen zu donnern und zu blitzen. Branca fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut und als wäre sie in einem Horrorfilm. Nur das dieser wirklich tödlich für mich enden könnte, sagte sie sich und verfluchte sich sogleich. Erin schaute sie über die Schulter an und grinste sie zuversichtlich an. „Solange du in meiner Nähe bist, wird dir schon nichts geschehen!“, versicherte sie ihr. Branca brachte nur ein zaghaftes Lächeln zustande und sie gingen weiter. Sie folgten ganz ihrem Instinkt und kamen schließlich an einer Tür an. Erin tauschte mit Branca einen Blick und sah ihr an, dass sie wohl lieber umgekehrt wäre, als das sie hier nun stehen und auf einen Angriff warten musste. Erin nickte ihr noch einmal ermutigend zu und griff nach dem Knauf. Begann langsam ihn zu drehen und stiess sachte die Tür auf. Dunkelheit herrschte in dem Raum dahinter und Branca fühlte deutlich eine Woge der Angst, während Erin ein wohlbekannter Geruch in die Nase stieg und sie Knurren ließ. Tod! Hier roch es eindeutig nach Tod und etwas sagte ihr, dass dieses Ding noch ganz in der Nähe war. Sofort hob sie die Ranchester hoch und ging, mit ihr im Angschlag voran, in den Raum. Branca folgte ihr. So gern sie weggelaufen wäre, zog etwas sie auch in diesen Raum magisch hinein und als sie neben Erin stehen blieb, spürte sie, wie es hier drin auf einmal kalt wurde. Zuerst redete sie sich ein, dass das normal war. Jedes alte Gemäuer hatte eine undichte Stelle, in die Kälte eindringen konnte, doch Branca brauchte nur auf ihren tiefen, schlummernden Instinkt zuhorchen, um zuwissen, dass das keine normale Kälte war. „Erin!“, flüsterte sie, wollte ihr so mitteilen, was in ihr vorging und was sie dabei dachte. Erin nickte nochmals. „Ja, ich spüre es auch!“, flüsterte sie und ging weiter. Immer weiter in die Dunkelheit und versuchte angestrengt, etwas in dieser Schwärze zuerkennen Da stiess Branca gegen etwas und wäre fast gefallen. Es fühlte sich weich an. Eich wie Stoff, aber noch nach etwas anderem. „Erin, ich…ich glaube, da liegt etwas!“, keuchte Branca und Erin drehte sich zu ihr herum. Ging zu ihr und kniete sich neben das, über das Branca gestolpert war. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte immer noch etwas zuerkennen. Als plötzlich ein Blitzstrahl aufflackerte und für wenige Augenblicke das beschien, was vor ihnen lag. Branca musste einen Schrei unterdrücken und Erin einen Fluch. Vor ihnen lag mit weit aufgerissenem Mund, wie mitten in einem Schrei erstarrt eine Nonne. Ihre Augen waren geweitet und spiegelten blanke Todesangst. Ihre Haut war vertrocknet, schienen jegliche Flüssigkeit verloren zu haben und die Hände zu verkrampften Klauen verformt. Für Erin war klar, dass sich diese Frau gewehrt hatte. Völlig sinnlos allerdings. Branca holte tief Luft, versuchte bei diesem Anblick nicht in einem Schreikrampf zu verfallen. Es war lange her, dass sie wieder eine Leiche gesehen hatte und es schockierte sie mehr denn je. Denn hier waren Dämonen am Werk gewesen und keine Menschen. Dabei wusste sie allerdings nicht was schlimmer war. Leichen von Menschenhand oder durch Dämonen? Erin beugte sich über die tote Nonne und legte die Fingerkuppen auf die Stirn. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Die Stirn war kalt. Nur die Mitte, wies eine gewisse Wärme auf und Erin konnte deutlich die böse Aura an ihr haften spüren. Sie schnaubte. Sie waren zuspät gekommen. Branca sah die Verbitterung in Erins Zügen und wollte fragen, was sie als nächstes tun sollten. Da hörte sie eine aufgebrachte Stimme hinter sich. „Was ist denn hier los?!“ Chris besah sich den Leichnam und ließ keine Regung in seinem Gesicht zeigen. Das war neu. Defintiv. Ansonsten waren die Leichen, die die schwarze Bestie hinterlassen hatte, immer grausam zerstückelt oder zerschossen. Diese hier sah aus, als sie in Rekordzeit gealtert. Wäre er damals, vor zwei Jahren nicht Erin und damit den unheimlichen Wesen, die im Schatten der Welt lebten nicht über begentet, dann würde er denken, dass jemand ein Gift oder dergleichen eingesetzt hatte. Aber nun dachte er anders und er war sich sicher, dass Erin auch einen bestimmten Verdacht hatte. So verrückt es auch klang, er glaubte an Dämonen. Das was er mir Erin erlebt hatte, hatte ihn sichtlich geprägt und als Draoga ihn erzählte, was noch alles auf dieser Welt war, war er sich nun nicht mehr so sicher, dass Dämonen, Engel und das ganze andere übernatürliche alles nur Hirngespinste waren. Er hatte es ja selbst erlebt. Erins Auferstehung, war der beste Beweis! Sie stand vor ihm, wie der Phönix aus der Asche, aber an ihr war etwas Dunkles, Bedrohliches. Und das hatte Ramona in den Wahnsinn und somit ins Irrenhaus getrieben. Chris schauderte, als er sich daran zurückerinnerte und nickte dann den örtlichen Polizisten zu. Dieser verstand, deckte die Tote zu und schuf sie zum Leichenwagen. Die Mutter Oberin sah dies mit zerknitterter Miene. Der Tod ihrer Tochter hatte sie und die restlichen Schwestern ziemlich getroffen. Zumal niemand etwas mitbekommen hatte. Erin und Branca hielten sich etwas abseits. Sie hatten Glück im Unglück gehabt. Als Schwester Kate hinter ihnen auftauchte, hatten sie ihre Waffen schnell verschwinden lassen und wirklich überzeugend die Anungslosen gespielt. Nun standen sie da und sahen zu, wie der Leichenwagen davon fuhr. Tauschten abwechselnd Blicke und jede schien die Gedanken der anderen zu lesen. Was denkst du? Das das nur der Anfang war! Soll das heissen, dass dieses Ding…diese weisse Schlange nochmal zuschlagen wird? So ist es! Und wie können wir das verhindern? In dem wir ihr zuvorkommen und ihr einen Kugel in den Schädel jagen! Was wenn es eine von uns beiden erwischt! Tja, dann können wir uns gleich passende Särge aussuchen! Das sind ja tolle Aussichten! Gewöhn dich daran. Das ist, wie ich schon sagte, nur der Anfang. Da riss sie jemand aus ihrem geistlichen Gespräch und sie schauten erschrocken auf. „Verzeihen Sie. Mein Name ist Adea. Ich weiss, dass das jetzt wirklich ein ungünstiger Zeitpunkt ist, aber ich bitte Sie einige Fragen zubeantworten!“, sagte Chris und gab vor, Erin nicht zu kennen. Was Erin wirklich begrüsste. Das letzte was sie gebrauchen konnte, war mit dem Polizisten in irgendeinerweise in Verbindung gebracht zuwerden. Sie nickte höflich. „Natürlich. Aber ich bitte Sie, haben Sie Verständniss, wenn ich nicht alle Fragen beantworten kann!“, sagte sie und musste ein Lächeln unterdrücken. Es war so schön ihn wiederzusehen, trotz dass das ihre Tarnung auffliegen lassen könnte. Es tat einfach gut und sie fühlte sich wie damals, als sie ihn kennenlernte. Branca merkte, dass es zwischen den beiden knisterte und ihr kam ein Gedanke. „Könnte es sein, dass er dieser Mann ist, in den Erin sich verliebt hat?“, fragte sie sich. Als sie den jungen Mann zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie einen riesen Schrecken bekommen. Sie kannte ihn. Es war natürlich dergleiche Polizist, der sie damals im Wild Fantasys ausgefragt hatte und Erin hatte ihre Überraschung gesehen. Doch darüber würden sie später sprechen. Chris lächelte sanft, nahm aus seiner Jackentasche einen Block und eine Stift und begann mit seinem kleinen Verhör. Erin musste hinundwieder grinsen, als er ihr die Routinemässigen Fragen stellte. „Kannten Sie das Opfer!“ „Nein, ich bin erst seit kurzem hier!“ „Haben Sie die Leiche gefunden?“ „Ja, ich habe mir Sorgen gemacht. Sie war in letzter Zeit so kränklich!“ Chris hob für einen Moment gespielt verwirrt de Brauen und fragte dann weiter. „Sie kannten das Opfer nicht, haben sich aber dennoch Sorgen gemacht. Wie das?“ Erin lächelte spitzhübsch. „Wir sind eben eine große Gemeinschaft und kümmern uns umeinander. Ist das verboten?“ Nun war es Chris, der lächelte und auch lachte. „Nein antürlich nicht. Es wundert mich nur!“ „Ich bin hier soetwas wie die große Schwester. Ich kümmere mich gern um die anderen. Stimmts, Schwester Mary?“ Branca, die das Gespräch nur mitangehört hatte und sich ihre eigenen Gedanken darüber gemacht hatte, schreckte auf und nickte. Chris schaute sich Branca genau an und Branca glaubte so etwas wie Argwohn in seinen Augen zu sehen. Er kennt dich, raunte es eine Stimme ihr zu und sie trat nervös von einem Fuss auf den anderen. „Ähja, das ist richtig!“, sagte sie und ließ den Blick nervös von einem zum anderen wechseln. Mist, wieso war sie nur so unruhig. Lag es daran, dass dieser Mann sie erkannt hatte und wusste, wer sie war? Schnell versuchte Branca sich auszureden, doch es kam immer wieder und machte sie schon fast wahnsinnig vor Unwohlsein. Erin lachte leise und klopfte Branca auf den Kopf. „Sie hier ist, mein größtes Sorgenkind, Es gibt keine, die soviel Probleme hat, wie sie!“, kicherte sie und Brancas Nervösität schlug in Ärger um. Was dachte sich diese Frau bloss? Schön sie hatte ihr mehrfach das Leben gerettet, aber sie hatte dennoch nicht das Recht sie dermassen runterzumachen. Mit mehr Kraft und Ärger als beabsichtig schlug sie ihre Hand weg und murmelte etwas Beleidigtes. Chris musste ein Lachen unterdrücken. „Danke, das wars erstmal. Vielen Dank, für Ihre Hilfe, Schwester…äh…?“, sagte Chris und sah sie auffordernt an. Erin grinste verführerisch. „Cassandra…Schwester Cassandra ist mein Name!“ Ein bewunderndes Flackern tauchte in seine Augen auf. „Cassandra. Das ist wirklich ein schöner Name!“, flüsterte er und Erin schoss die Röte ins Gesicht. Branca verdrehte die Augen. „Gott, mir wird gleich schlecht!“, dachte sie und erntete von Erin einen giftigen Blick. „Also dann. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, womit Sie mir helfen können, rufen Sie mich an. Hier, das ist meine Nummer!“, sagte Chris und reichte Erin ein Kärtchen. Mit einem verschmitzten Lächeln nahm sie es an sich und versteckte es schnell in ihrem Ärmel. Chris schenkte ihr, bevor er ging noch ein versprechendes Lächeln, dann ging er und ließ die beiden stehen. Erin seufzte. Branca, der das ganze zu bunt wurde, stellte sich neben sie und beugte sich vor. „Ich beuge mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass er es ist, oder?“, fragte sie und sah Erin mit einem vielsagenden Blick an. „Was denkst du denn?“, flüsterte sie und nahm sie beim Ärmel. „Komm mal mit. Wir haben einiges zu bereden!“ In einer Ecke, versteckt im Schatten schaute sie den beiden zu und den anderen Nonnen, die immernoch geschockt, vom Mord waren. Sie grinste kalt. Schön, das wird ja besser, dachte sie und entfernte sich vom Tatort. „Also, Chris ist dir schon vorher begegnet. Damals in London, in der Bar?“, sagte Erin und beugte sich vor. Branca nickte und Erin wurde so einiges klar. „Das meinte also Daroga mit einem Verbindungsmann bei der Polizei!“, sagte sie sich und verspürte einen Anflug von Ärger. Ihr war schon klar gewesen, dass Daroga wiedermal hinter ihrem Rücken irgendwas plante aber, das ging nun doch zuweit. Wenn das ganze hier erledigt war, so versprach sie sich, würde sie ihm mal gehörig den Kopf waschen. Aber da gabs noch etwas, was sie sich fragte. Wieso gerade er hier war. Er müsste doch wissen, wie gefährlich das war. „Erin?“, unterbrach sie und Erin war wieder ganz bei der Sache. „Was ist das für eine überhaupt. Die weisse Schlange?“, fragte sie und Erins Blick wurde scharf. „Nein. Ich weiss nur, dass sie ein hinterhältiges Biest ist, die mich zu dem gemacht hat, was ich jetzt bin!“, sagte Erin und Branca konnte es sich denken. Sie hatte es ja schon erwähnt. Erin hatte nur aus Liebe zu dem Polizisten diesen Pakt geschlossen und dass sie deswegen dieses Monster hasste, war verständlich. „Und hast du sie schonmal gesehen?“, hackte sie weiter und Erins Gesicht wurde zu einer steinernen Maske. Also nicht und Branca beschloss, sie nicht mehr weiterauszufragen. Es würde sie sicher noch grimmiger stimmen und darauf wollte sie es nicht ankommen lassen. Branca lag auf dem Bett und schaute gelangweilt an die Decke. Fünf Tage sind schon vergangen, aber es ist zu keinem weiteren Vorfall gekommen und Erin wurde ungedulig. Zwar hatte sie sich immer wieder umgeschaut und nach Indizien gesucht, hatte jedoch nichts gefunden und das frustierte sie. Je länger dieses Monster auf sich warten ließ, desto größer wurde die Gefahr, dass es wie aus heiterem Himmel zuschlagen würde und es mehr als nur ein Opfer geben würde. Sie schnaubte und versuchte sich in dem Buch, einer Bibel, zuvertiefen. Branca stöhnte genervt. „Erin. Wie lange müssen wir noch diese ätzenden Klamotten tragen?“, fragte sie und richtete sich auf. Erin grinste etwas und legte nun das Buch weg. Es hatte keinen Sinn noch weiterhin darin zulesen und zu versuchen, sich abzulenken. „Wieso gefallen dir die Klamotten nicht mehr?“, fragte sie. „Zu religiös?“ „Nein. Aber…dieses schwarzweiss ist sowas von…langweilig!“ Erin lachte. „Was, ich dachte du freust dich mal neue Arbeitsklamotten zuhaben!“, sagte sie und Branca verdrehte die Augen. „Von einem Extremen ins nächste!“, grummelte sie. „Toll!“ „Beschwer dich nicht, bald haben wir es hinter uns.Wieso hast du so einen Groll was Gott angeht. Also ich bin zwar nicht so strenggläubig und hebe auch gern mal einen und fluche hinundwieder, aber ein bisschen Glauben würde nicht schaden. Auch dir nicht. Trotz deiner Vergangenheit, sprich Rabentante!“, sagte sie und Branca bekam einen traurigen Ausdruck. „Ich hasse Gott nicht und habe keinen Groll. Ich bin nur enttäuscht von ihm. Auch wenn meine Tante überüberzeugte Christin ist und mich im Namen Gottes prügelte, betete ich auch zu Gott. Aber er half mir nicht. Sondern Schwieg nur!“, sagte sie und Erin konnte sie etwas verstehen. Wer so dermassen misshandelt wurde und das im angeblichen Namen des Herrn. Sowas machte sie schier wahnsinnig vor Wut. Sie hasste solche Menschen, die den Namen Gottes missbrauchen, um solche Taten zurechtfertigen. Und wunderte sich, dass sie so denken konnte. Schließlich ist sie im Vatikan aufgewachsen. Dort wurden die zehn Gebote, sprich Enthaltsamkeit, Sittsamkeit etcetera grossgeschrieben. Aber vielleicht lag es auch daran, dass sie jemand war, der die Regeln bricht und gerne mal über die Stränge schlägt. Sie lächelte und ihr Blick wurde dann sanft. „Ich bin sicher, dass er dich auch irgendwann mal erhört!“, sagte sie und Branca machte ein niedergeschlagenes Gesicht. „Die Frage ist nur: Wann das wohl sein wird und ob Gott mich erhört, oder ein anderer!“, überlegte sie und in Erins Hals bildete sich ein dicker Kloss. „Daran darfst du nicht denken!“, flüsterte sie, doch Brancas Blick sprach Bände. „Und was wenn doch. Ich habe immerhin mein Zuhause in Flammen aufgehen lassen und einen…mehrer Menschen auf dem Gewissen!“, sagte sie und schauderte, als sie daran denken musste. „Das ist Vergangenheit. Wichtig ist, dass wir erst diese Schlange kriegen und dann dieses Ding, diesen Unheimlichen in dir etwas bändigen!“, erklärte sie und Branca schauderte wieder und ihre Gedanken gingen in eine düsterte, bedrohliche Richtung. Was wenn dieser Unheimliche sich nicht bändigen ließ. Ein Gedanke, den sie seit langem nicht mehr gehabt hatte und sie nun mehr Angst machte, als zuvor. Vor ihren Augen tauchte eine schreckliche Vision auf. Erin, die ihr den Rücken zu gekehrt hatte und anscheinend nichts ahnte. Sie noch schütze und dann… Dann eine Klaue, die auf ihren ungeschützen Nacken niederschoss und als sie sich zu ihr umdrehte, die Kehe aufriss. Blut spritze auf und Erin fiel tot zu Boden. Das Blau ihrer Augen verblasste und wurde grau. Leer. Über ihr stand Branca und schaute auf ihre blutbeschmierte Hand. Unglauben und Entsetzen breitete sich in ihr aus und lähmte sie. Sie konnte nicht fassen, was sie da getan hatte, und wenn sie wusste, dass es eine Vison war, packte sie dennoch die Angst. In ihrem Kopf hörte das Lachen und die Worte:„ Du gehörst mir!“ Branca wurde kalt und schauderte. Umfasste mit ihren Armen den Oberkörper und versuchte, diese Vision zu verdrängen. Doch sie kam immer wieder und schürte das Feuer der Angst, bis es lichterloh brannte. Und noch bevor Erin etwas sagen konnte, summte ihr Handy. Beide zuckkten zusammen, als das kleine Gerät summte und eine SMS ankündigte. Erin nahm es in die Hand und drückte auf die Freischaltung. Ihre Augen flogen über die Zeilen und sie schnappte leise nach Luft. „Was ist?“, fragte Branca und dachte, es sei was Schlimmes. Doch Erin lächelte. „Es ist Chris. Er will mich treffen. Jetzt gleich…in einem Pub!“ Erin runzelte die Stirn, als sie den letzten Satz las. In einem Pup, ganz schön gewagt. Von der Frage, wie sie dahin kommen sollte ganz zuschweigen. Aber sie vermutete, das es etwas wichtiges gab, was er mir ihr bereden wollte und nahm sich vor, das Treffen einzuhalten. „Hm, nagut, Wenn er mich da treffen will, gehe ich wohl besser hin. Wer weiss, was er herausgefunden hat!“, überlegte sie laut und wandte sich an Branca. „Du bleibst am besten hier. Hälst die Stellung!“ Brancas Brauen schossen in die Höhe und sie sah sie an, als hätte Erin den Verstand verloren. „Bitte. Ich…aber…!“, keuchte sie und Erin schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln. „Das packst du schon. Hier. Die kannst du haben. Sind praktischer, als die Machete!“, erklärte sie, öffnete den Koffer und holte zwei Dolche vor, die in Halftern steckten. „Die Halfter bindest du dir um die Unterarme. Wenn du sie rausholen willst, musst du einfach die Arme verschränken und ziehen. Die weiten Ärmel sind die passende Tarnung und es braucht nur wenige Sekunden, bis du sie aus dem Halfter hast!“ Branca schaute sich die beiden Halfter mit den Dolchen unsicher an. Die Klingen funkelten silbern im Kerzenlicht und gaben ihr ein schwaches Gefühl von Sicherheit. Silber tötet Dämonen, dass hatte sie von Erin gelernt. „Okay…!“, sagte sie und nickte. Nahm die Halfter und band sie sich sofort um. Je eher sie die anhatte, desto besser. „Das packst du schon!“, munterte Erin sie auf. „Und du…was ist mit dir?“ Erin lächelte und streichelte liebevoll ihre Schusswaffen. „Ich weiss schon, wie ich mich zuwehren habe!“, sagte sie und schaute dann kritisch an sich hinab. „Aber ich sollte mich umziehen. In diesem Fummel falle ich auf, wie ein bunter Hund!“ Branca grinste breit. „Na, das würde ich auch mal sagen!“ Chris nippte an seinem Glas und schaute im fünfminuten Takt auf die Uhr und dann zur Tür. Es waren schon fünfundvierzig Minuten nach der Zeit in der sie sich treffen wollten und er fragte sich, ob sie kommen würde. Nachdem ganzen Fiasko in Paris und in London konnte er gut verstehen, dass sie nicht kommen würde. Immerhin wusste jeder, beziehungsweise jeder von der Pariser Polizei, dass sie was zusammen hatten. Und dass sie sich hier trafen, war praktisch purer Selbstmord, aber er wollte sie unbedingt sehen. Es war so lange her und die Sehnsucht hatte seinen Verstand benebelt. Vermutlich würde er deswegen seinen Job verlieren, aber das war es ihm wert. Für Erin würde er alles tun. Klang schmalzig, aber so fühlte er. Und sein Herz machte einen riesensatz als er eine Frau in den Pub, gekleidet in einem dicken ockerfarbenen Mantel, kam und sich umschaute. Erin! Sie war tatsächlich gekommen und sah einfach umwerfen aus. Chris stand auf und als sie in seine Richtung schaute, winkte er ihr lächeln zu. Erin erwiederte das Lächeln und kam auf ihn zu. „Hey!“, sagte sie und wäre ihm fast um den Hals gefallen, vermied dies aber noch rechtzeitig und reichte ihm die Hand. Chris nahm diese, schüttelte sie und in seinen Augen las sie denselben Wunsch, den auch sie hatte. „Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich es auch machen!“, dachte sie und zwinkerte ihn an. Chris grinste und beide setzten sich. „Und wie geht’s dir?“, fragte sie und versuchte einen neutrallen Ton anzuschlagen. Sie mussten, trotz der Freude, die sie bei ihrem Treffen empfanden, vorsichtig sein. „Gut, danke. Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen. Was hast du getrieben?“, fragte er wiederum, und versuchte seine Fragen geschickt und genauso freundschaftsmässig zu formulieren. Erin hob die Schultern. „Das übliche. Viel rumgereist und meinen Job gemacht!“ „Aha!“, gab Chris von sich, nahm sein Glas und trank einen Schluck daraus. Dabei blinzelte er ihr zu. „Möchtest du auch was trinken?“ „Ja gerne!“ Chris lächelte, hob die Hand und bestellte einen weiteren Dring. Irish Creme und Erin schmeckte das Getränk. In wenigen Minuten hatte sie das Glas gelerrt. Chris sah sie mit großen Augen an. „Junge junge, du bist aber trinkfest!“, bewunderte er und Erin lächelte stolz. „Tja, ich bin eben eine taffe Frau!“, sagte sie, nahm das Glas und hob es hoch. „Noch eins bitte!“ Chris furchte die Brauen. „Bist du sicher. Die hauen rein!“ Erin winkte ab. „Weiss ich, aber mach dir keine Sorgen. Ich vertrage sowas!“ Nach einer halben Stunde hatten sie den Pub verlassen um nun über die wirklichen Themen zusprechen. „Und hast du was rausbekommen?“, fragte sie ernst und Chris wunderte sich wirklich, dass Erin noch richtig gehen konnte. Anscheinend war sie trinkfester, als ihm lieb war. Er schüttelte den Kopf. „Nein leider nicht. Wer oder was auch immer diese Frau getötet hat, es hat keine Spuren hinterlassen!“, erklärte er und Erin seufzte. „Toll, also tappen wir beide im Dunkeln. In der ganzen Zeit, nach dem Mord, ist kein weiterer geschehen. Verstehe mich nicht falsch, aber wenn ich diesen Dämon schnappen will, muss ich ihn auf frischer Tat ertappen und solange er keinen Finger krum macht, sind mir die Hände gebunden!“ „Kannst du nicht jede einzelen Nonne filzen?“ „Nein, soleicht ist das nicht. Diese Hexe hat wohl mehr auf dem Kasten, als ich gedacht habe. Bei einigen Nonnen habe ich bemerkt, dass sie unter ihrer Kontrolle stehen!“ „Das ist doch was!“ „Nein. Ist es nicht. In diesem Kloster sind mehr als zwanzig Frauen und die Möglichkeit, dass diese Schlange eine weitere Nonne infizieren könnte, ist ziemlich gross. Zum Glück sind Ferien. Da sind wenigstens die Schülerinnen in Sicherheit. Kaum auszudenken was passieren würde wenn…kannst du dir vorstellen, wie schlimm das wäre, wenn ich all diese Schülerinnen…!“, schloss sie und zog den Daumen über ihren Hals. Chris nickte. Und wie er sich das vorstellen konnte. Nun schwiegen sie. Von dem Gefühl was sie empfunden hatte, als sie ihn wiedersah, war nur noch ein dumpfes Flattern. Dennoch fasste sie nach seiner Hand. Wollte ihn spüren und als sich seine Finger um ihre schlossen, fühlte sie sich etwas besser. Sie legte den Kopf auf seine Schulter und so gingen sie weiter. Vorbei an den Pubs, die Strasse entlang, ohne ein richtiges Ziel zuhaben. Und fühlte Erin sich in die Zeit versetzt, in der ihr Leben für eine kurze Zeit glücklich war und wie jeder andere Mensch zu sein schien. Chris spürte dies und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann blieb er stehen und ehe Erin etwas sagen oder ihn fragen konnte, was ist, zog er sie an sich und küsste sie diesesmal auf den Mund. Zuerst war sie überrascht, doch dann schloss sie die Augen und umarmte ihn. Öffnete ihre Lippen, als seine Zunge zärtlich diese streichelte und dagegenstupste. Ließ seine Zunge in ihre Mundhöhle eindringen, die herrlich süss von der Irish Creme schmeckte und saugte daran. Chris lachte im Kuss auf und presste sie enger an sich. Wie sehr hatte er es vermisst, ihr so nahe zusein. Ebenso wie sie und es aufkeinen Fall beenden wollte. Nicht jetzt zumindest. Die Zeit schien stillzustehen, als sie ihren Kuss vertieften und sich aneinanderkrallten, als würde der eine verhindern, dass der andere sich plötzlich im Nichts auflösen könnte. Als sie beide keine Luft mehr bekamen, lösten sie sich voneinander und schauten sich mit geröteten Wangen an und vielsagenden Blicken an. „Ich liebe dich!“, hauchte er völlig außer Atem und Erin lächelte. Zog ihn wieder an sich und küsse ihn. Diesesmal etwas kürzer, aber genauso intensiv wie beim ersten. „Ich liebe dich auch!“, antwortete sie ihm und strich ihm über die Wange. „Erin, ich weiss, dass du diesen Dämon zur Strecke bringen musst, nur um mich zuschützen. Aber wielange noch…wielange muss ich noch warten?“, fragte er plötzlich und Erin glaubte einen harten Schlag in die Magengegend zu bekommen. Sie wich einen Schritt zurück und schaute zu Boden. Wenn sie könnte, würde sie es ihm sagen, aber leider wusste sie es selbst nicht mal. Es konnte genauso gut noch weiter zwei Jahre dauern. Vielleicht noch mehr, aber daran wollte sie nicht nachdenken. Noch nicht! Hilflos sah sie ihn an und zuckte mit den Schultern. „Das weiss ich nicht, Chris. Tut mir leid!“, flüsterte sie und musste erstmal wieder mit den Tränen kämpfen. Sie hatte schon lange nicht mehr geweint und ausgerechnet jetzt musste sie wieder damit anfangen. Abundzu verfluchte sie sich selbst, dass sie nicht abgebrüht genug war, wie sie immer behauptet und gezeigt hatte. Schnell wischte sie sich die Träne weg, bevor diese auch nur an ihrer Wange hinablaufen konnte. Chris ergriff ihre Hand und drückte sie. Erin schaute auf, sah in seinen Augen eine Mischung aus Sehnsucht und Trost. Sie schluckte und hätte am liebsten geschrien. Was für ein Glück sie doch eigentlich hatte. Sie hatte einen Mann gefunden, der sie verstand, sie unterstützte und liebte, so wie sie war. Ohne wenn und aber. Soviele Frauen hatten dieses Glück nicht und gerade sie, die solch einen liebevollen Mann gefunden hatte, musste sich mit Dämonen herumschlagen und Angst haben, dass Menschen, die ihr etwas bedeuteten entweder verlieren oder von sich stossen. Das Leben war wirklich manchmal unfair! „Es tut mir wirklich leid!“, flüsterte sie und ertappte sich dabei, wie sie nun wirklich anfing zuweinen. Chris lächelte. Es war ein trauriges Lächeln und es ließ in Erin alles zusammen sie. Nocheinmal warf sie sich ihm um den Hals und hielt ihn fest. Richtig fest. Wollte den Moment bis zu letzte auskosten. Ihm noch so lange nahe zu sein, wie es nur ging. Chris legte seine Hände auf ihren Rücken und strich darüber. Es hatte etwas Tröstendes und sie musste lächeln. Hinundwieder gab es selbst in ihrem Leben soetwas, wie Lichtmomente und dafür war sie dankbar. Egal wie kurz oder wie lang sie waren. Im Grunde genommen, war es allerlei. Branca lief durch die leeren Gänge und schaute sich immer wieder um. Jetzt wo Erin nicht mehr da ist, fühlte sie sich verlassen und ungeschützt. Das kalte Metall der Dolche, die sie versteckt in ihrem Ärmel trug, war zwar ein Trost, aber nur ein schwacher. Immer wieder ließ sie den Blick in die dunklen Ecken wandern und hoffte, dass weder eine besessene Nonne oder gar dir weisse Schlange selbst sie anfiel. Dabei kam sie sich zum wiederholten Mal in einem Horrorfilm vor und überlgte sich, wie dieser wohl heissen würde. Kloster der Killernonnen, vielleicht? Branca musste grimmig lächeln. Das klang eindeutig nach einem Horrorfilm, aber nach einem schlechten. Sie seufzte. „Wieso musste außgerechnet auch ich dahineingeraten?“, jammerte sie und fragte, wie das Leben wohl wäre, wenn sie Erin nicht getroffen hätte. Bestimmt nicht besser als vorher, aber sie würde sich sicher jetzt nicht mit solchen Dingen wie Dämonen oder anderem Zeug herumschlagen, dass es nur in Filmen oder Büchern gab. Wenn sie ehrlich sein sollte, hatte sich ihr Leben um kein bisschen verbessert. Sondern eher veschlechtert und sie fragte sich, wie schlimm es noch werden konnte. Da riss sie ein Geräusch aus ihren trüben, fast schon düsteren Gedanken und sie hielt an. Lauschte und erschauderte. Dieses Geräusch…das klingt doch nach einem…Röcheln! Branca drehte sich langsam zur Seite, aus der sie das Geräusch zu hören glaubte und stand nun vor einer einfachen Holztür. Minutenlang schaute sie auf das schwarze polierte Holz und konnte sich erstmal nicht rühren. Doch dann drängte eine leise Stimme sie die Tür zu öffnen. Branca holte zittrig Luft, streckte dann die Hand aus und als sich ihre Finger dann um den kalten Knauf legten, durchfuhr sie ein Blitzschlag. Etwas war hinter dieser Tür und es war…böse! Schlicht und einfach böse! Branca ahnte schon, was dahinter lauerte. Dennoch musste sie es tun. Erin verliess sich auf die. Zumindest redete sich das ein. Sie nahm ihren Mut zusammen und riss mit einem Ruck die Tür auf. Um im nächsten Moment dem Grauen gegenüber zutreten. Achtundzwanzig Mit schockgeweiten Augen sah zu der Gestalt, die für etwas kauerte. Gekleidet in der Tracht einer Nonne. Schwach drang das Röcheln an Brancas Ohr und dachte im ersten Moment, dass es die Nonnen vor ihr war. Doch dann erhob sich diese und drehte sich langsam um. Hinter der ersten lag noch eine weitere Nonne. Schwester Kate! Branca wollte schreien. Wollte es einfach. Doch ihr Schrei blieb ihr im Halse stecken, als die erste Nonne sah, die sie mit einem gelbleuchtenden Auge ansah. Ein Fauchen kam aus ihrem Mund. Oder vielmehr ein Zischen und Branca musste einen Brechreizunterdrücken. Aus dem Mund der Nonne quoll ein Schwall sich windender Ranken. Nein, das waren keine Ranken! Sondern… Branca stockte der Atem und zwang sich, voller Ekel genauer hinzusehen. Schlangen! Das waren tatäschlich Schlangen, die aus dem Mund hingen und sich ringelten. Um dann wie eine mehrfachige Zunge in den Rachen der Nonne zu verschwinden. Die Gedanken, die in Brancas Kopf kaum festen Halt gefunden hatten, überschlugen sich und heraus kam dabei nur einer. Die weisse Schlange. Sie stand ihr genaus gegenüber und Erin… Erin war nicht mal in der Nähe. Branca wurde übel und sie hielt sich die Hand vor dem Mund. Ein Anflug von Ohnmacht und Hilflosigkeit überkam sie und sie taumelte etwas. Fing sich jedoch wieder, als sie die Kälte fühlte. Sie umfing sie ein Mantel. Ein Mantel, der sie schützte?! Branca wunderte sich, doch darüber genauer nachzudenken, sah sie zu der Nonne, die die tote Schwester fallen ließ und nun freie Sicht auf das Gesicht der Toten zuließ. Überall in dem schönen Gesicht Kates waren tiefe Wunden gerissen worden. Bisswunden! Aber im Gegensatz zu der ersten Leiche, war Kate nicht ausgetrockent. Für Branca konnte das nur eines bedeuten. Sie hatte sie bei ihrem Werk gestört, oder besser gesagt beim Essen. Ihr wurde schlecht, als sie sich das vorstellte und drängte diesen Gedanken schien aus ihrem Kopf. Sie versuchte stattdessen dieses Wesen wütend anzusehen, genasuo wie es Erin tat und musste enttäuscht feststellen, dass sie bei weitem nicht so bedrohlich aussehen konnte wie sie. Trotzdem wollte sie es sich nicht anmerken lassen, wie sehr sich fürchtete. Die Frau ihr gegenüber grinste nur und bleckte dabei nadelspitze Giftzähne. Sie ragten wie Vampirhauer aus ihrem Oberkiefer empor. Branca merkte, wie ihre Knie weich wurden und sie wieder drohte ohnmächtig zuwerden. Doch da war wieder die Kälte und die Stimme des Unheimlichen, die sie aufrüttelte. „Reiss dich zusammen…!“, fauchte er und sie kam wieder zu sich. Spürte wie sie neue Kraft erfüllte und hob dann langsam die Arme. Steckte die Hände in die jeweiligen Ärmel und tastete mit den Fingern nach den Griffen, der Dolche. Als sie sie an ihren Fingerkuppen berührten, atmete sie erleichert auf und wollte sie aus den Halftern ziehen. Doch da hob die Frau die Hand und sagte in einem kalten Ton:„ Das würde ich nicht tun, wenn ich du wäre!“ Und prompt hielt Branca inne. Die Frau, die die Hand sinken ließ schaute sie nun musternt an. Ein leises kaltes Lächeln umspielte ihre Lippen und es durchlief Branca immer wieder aufs Neue kalt. Eisigkalt. Branca schaute voller Panik in das kalte gelbe Auge, dass sie betrachtete, als sei sie nur Beute. Und ihr kamen tausend Gedanken. Einer schrecklicher als der andere. Ob sie sich auf sie werfen würde und dann aussuagen würde, wie sie es mit der anderen getan hatte? Oder würde sie ihr einfach ihre Giftzähne in den Körper jagen und sie damit töten? Branca wollte nicht genauer darüber nachdenken und zwang sich, ruhig zu bleiben. Das Grinsen im Gesicht der Frau wurde breiter und sie begann mit zischelnder Stimme zu sprechen. „Sieh an. Du bist also die Krähe. Der Tod auf leisen Schwingen!“ Branca schluckte. Woher wusste sie, wer sie war. Die Antwort kam sofort und ihr wurde kalt. Noch kälter, als es ihr schon vorher war. „Das du weißt wer ich bin, kann nur eines heissen: Du bist die…weisse Schlange!“ Die Frau grinste und wie aus dem Nichts tauchte eine weisse Schlange aus ihren Haaren auf. Schien förmlich mit diesen verschmolzen zu sein. Hähmisch bleckte sie die Zähne und Gift floss an diesen hinab. Die weisse Schlange in Menschengestalt machte eine übertriebe Verneigung. „Nenn mich Whitney!“, sagte sie. „Und was willst du von mir, Whitney?“, fragte Branca und versuchte ihre Stimme genasuo kalt klingen zulassen. Aber dies missglückte ihr gründlich. Diese Frau machte ihr einfach Angst. Noch mehr, als es damals Erin getan hatte. Whitney hob die Schultern und wiegte den Kopf hinundher. Als würde sie tatsächlich darüber nachdenken. In Branca mischte sich neben der Angst auch Unruhe und sie fragte sich, wieso sie sie nicht einfach erledigte. Whitney grinste immernoch unheilvoll. „Was könnte das wohl sein?“, flüsterte sie und in ihrer Stimme schwang ein gefährlicher Unterton mit. Branca ahnte schon, was sie damit meinte und wich zurück. „Du willst mich umbringen. Genauso wie Erin!“ „Bravo!“, seußelte Whitney und klatschte spottend in die Hände. „Unsere kleine Nachtigall ist ein helles Köpfchen!“, sagte sie. Branca schluckte eine scharfe Antwort hinunter. Es wäre besser, diese Whitney nicht zu reizen. Wer weiss, zuwas sie fähig war. Erneut sah Whitney sie abschätzend an und ihre Mundwinkel zuckten kurz nach oben. „Sieh an, sieh an. Das ist ja interessant!“, raunte sie und lachte auf. „Was…was ist interessant?“, fragte Branca, die einen Anflug von Ärger verspürte. Was sollte das? Wieso spielte dieses Miststück mit ihr, wenn sie sie doch einfach umbringen konnte. Whitney kicherte. „Das bleibt mein kleines Geheimniss!“ Branca machte einen Schritt nachvorn und wollte wieder nach den Dolchen greifen. Aber da schoss Whitney nachvorne und ehe Branca reagieren konnte, schlug de weisse Schlange zu und schleuderte Branca gegen die Wand. Branca verdrehte die Augen, keuchte schmerzhaft auf und sank dann zu Boden. Sie hörte noch, wie Whitney auf sie zukam und leise lachte. Dann versank die Welt um sie herum in tiefster schwärze. Kapitel 12: Final Showdown! --------------------------- „Branca…Branca…wach auf verdammt!“, hörte sie jemanden rufen und wurde an den Schulten geschüttelt. Es brauchte eine Weile bis die Dunkelheit um sie herum sich lichtete und sie wieder klar sehen konnte. Über ihr sah sie Erin, die sie sorgenvoll anschaute und sie immer noch schüttelte. „Erin…hör auf…mir wird noch schlecht!“, gab sie stotternt von sich und musste dabei wirklich ein Brechen unterdrücken. Erin ließ sofort los und Branca richtete sich auf. Sofort setzte der Kopfschmerz ein und sie stöhnte. Hielt sich den Kopf und wünschte sich ein Aspirin zuhaben. „Uh scheisse…mein Kopf!“, jammerte sie. Erin seufzte erleichtert. Als sie zurückkam und Branca und die Schwester Kate tot am Boden gesehen hatte, hatte sie schon das schlimmste befürchtet. Doch jetzt wo Branca langsam wieder zusich kam, war sie erleichtert. Und dennoch fühlte sie, wie sich ihr Magen zusammenzog und eine Gänsehaut über ihre Arme und ihren Rücken lief. Etwas war noch immer hier und Erin wurde das Gefühl nicht los, dass es mit einer gewissen Dämonin zutun hatte. Ihr Gesicht verfinsterte sich. Aber nur kurz, dann sah sie sie beruhigt an. Immerhin legte noch Branca und das zählte erstmal. „Du kannst von Glück sagen, dass du dir nicht den Schädel gebrochen hast!“, sagte sie und setzte sich ihr gegenüber. „Das grenzt an ein Wunder!“ „Es fällt mir schwer, an Wunder zuglauben. Ich dachte wirklich, dass das mein Ende ist!“, jammerte sie und setzte sich auf. Lehnte sich an der Wand und amchte die Augen zu. Öffnete diese jedoch, als die Erinnerung an letzte Nacht sie wieder einholte und sie frösteln ließ. „Was ist denn überhaupt passiert?“, fragte Erin und legte ihr die Hand auf die Schulter. Branca zuckte etwas bei dieser Berührung zusammen. „Ich…ich habe einen Rundgang gemacht und…etwas gehört. Als ich da die Tür aufgemacht habe, habe ich sie gesehen. Erst dachte ich, sie würde Kate helfen, aber dann…Oh Gott, Erin. Sie…sie hat sie einfach ausgesaugt. Mit diesen…diesen Schlangen, die aus ihrem Mund gekrochen waren!“ Es sprudelte aus ihr einfach heraus und als Branca die letzten Sätze ausgesprochen hatte, bekam Erin wieder diese Gänsehaut. Schlangen. Das konnte nur eines heissen! „Die weisse Schlange!“, flüsterte sie. Branca nickte. „Ja, sie war es wirklich. Und sie…sie wusste, wer ich bin…!“ Scharf sog Erin die Luft ein. Es wunderte sie nicht, dass die weisse Schlange versucht hatte, sie zutöten. Immerhin hatte sie sich auf Erins Seite gestellt und für sie waren die Freunde ihrer Feindin, ebenso die Feinde. Das sie aber Branca erkannte, oder vielmehr das Dunkle in ihr, war allerdings eine Überraschung. Dieses Biest wusste wer sie war und hatte versucht sie zutöten. Neben der Verblüffung machte sich nun auch die Reue in ihr bemerkbar und sie fing an, sich selbst Vorwürfe zumachen. Wieso musste sie so egoistisch gewesen sein und sich mit Chris treffen, während Branca hier alleine war und womöglich gestorben wäre. Die bittere Antwort kam prompt und sie schloss die Augen. Schüttelte enttäuscht über sich selbst den Kopf. Sie war von ihren Gefühlen, vor allen von der Freude Chris endlich wiederzusehen, so geblendet, dass sie ihre Pflicht ganz vergessen hatte. „Verdammter Mist…und dann auch noch sowas!“, dachte sie sich vorwurfsvoll und sah dann zu der Toten. In ihrem Bauch verknotete sich alles. Sicher würde es nicht lange dauern, bis jemand sie fand. Und damit man sie nicht verdächtig, mussten sie verschwinden. „Los komm. Darüber können wir später noch reden. Erstmal müssen wir machen, dass wir wegkommen!“, sagte sie und packte Branca an der Schulter. „Was machen wir mit der Leiche?“, fragte sie und kam zittrig auf die Beine. Der Schock saß ihr immernoch tief in den Knochen. „Ich glaube kaum, dass wir Zeit haben, darüber nachzudenken!“, sagte Erin hastig und die beiden liefen in Erins Zimmer. „Was machen wir jetzt?“, fragte Branca und zitterte immernoch am ganzen Leib. Erin ließ sich auf das Bett plumpsen und musste selbst nachdenken. Die erste Möglichkeit, die ihr kam war ihre Ranchester zu nehmen und dieses Biest zu erschiessen. Doch wie sollte sie sie finden. Sie bezweifelte, dass die Schlange sich hier zeigen würde. Zumindest mit ihren echten Gesicht. Und zielos durch die Gegend zuschiessen, würde nur noch mehr Benzin ins Feuer schütten. Dieses Risko konnte sie nicht eingehen. Zumal die örtliche Polizei ihr im Nacken sitzen würde und sie bezweifelte, dass Chris ihr diesesmal den Rücken freihalten konnte. Also blieb ihr nichts anderes übtig, als weiterhin abzuwarten. Eine Tatsache, die ihr überhaupt nicht gefiel. Zwei Tage später wurde Erin in das Büro der Mutter Oberin gerufen. Natürlich befürchtete sie, dass man sie doch des Mordes an der jungen Kate beschludigte. Verwarf den Gedanken doch wieder. Wie zum Teufel sollten die das wissen? Aber irgendwas muss geschehen sein. Denn die Mutter Oberin schaute sie mit einem wirklich vernischtenden Blick an und Erin fragte sich, was sie in ihren Augen falsch gemacht haben könnte. Einige Punkte fielen ihr schon ein, aber keiner war ein Grund, dass die Alte sie so ansah. „Gibt es etwas, was Sie mir zusagen haben?“, fragte die Mutter, noch bevor Erin fragen konnte, warm sie sie sprechen wollte. Erin, die nun völlig überrumpelt war, wusste nicht was sie sagen sollte. Was sollte es da zusagen geben. Sie war nicht weiterhin unangenehm aufgefallen. Oder etwa doch? Erin konnte es nicht sagen, also schüttelte sie den Kopf. Und das Gesicht der Mutter verfinsterte sich noch mehr. „Wie Sie wollen!“, sagte sie, stand auf und ging zum Fenster. Erin sah sie nur an und fragte sich zum wiederholten Mal, was sie eigentlich von ihr wollte. „Ich wüsste nicht, womit ich mich schuldig gemacht habe!“, sagte sie ruhig und fühlte, wie Ungeduld in ihr aufstieg. Wieso sagte sie ihr nicht einfach, was sie fuchste und gut ist? Die Mutter, die eben noch mit dem Rücken zu ihr gestanden hatte, drehte sich nun ruckartig um, sodass Erin fast vor Schreck aus dem Stuhl gefallen wäre. Abneigung und auch Zorn spiegelte sich in den wachen Augen der Alten. Erin machte sich sofort ganz klein. Esd war selten, dass ein Mensch sie so einschüchtern konnte. Aber diese Mutter hatte wirklich etwas an sich, was einem Resepkt einflöste. „So, und dass Sie sich mit diesem Polizisten getroffen haben, nennen Sie nichts?“, fragte sie und Erin glaubte nun wirklich umzufallen. Woher wusste sie das? Erin öffnete den Mund, um ihre gedankliche Frage zustellen, brachte aber nur vor lauter Schock ein „Woher!“, herraus. Gerne hätte sie sich eingeredet, dass das nur ein Trick war, aber sie brauchte nur in die Augen der Mutter zusehen, um eines besseren belehrt zuwerden. Erin schluckte. Wenn sie das wirklich wusste, wusste das auch mit Sicherheit die weisse Schlange und das Spiel würde wieder von vorne anfangen. Und Chris wieder somit in Lebensgefahr geraten. Verdammt! Sie hatte eindeutig zulange gewartet und wie sie nun feststellen musste, einen folgenschweren Fehler begannen. Erin musste einen weiteren Fluch unterdrücken und sah sie geschockt an. Dafür musste sie nicht mal schauspielern. „Edgar, unser Lebensmittellieferant, hat Sie gestern im Pub gesehen. Mit dem Polizisten. Erklären Sie mir das!“, verlangte die alte Frau und in Erins Kopf schrie ein Stimmchen, sie solle nichts sagen. Doch bevor sie richtig begriff, was sie tat, sprach sie auch schon die verherenden Worte aus. „Er war ein guter Freund von mir und ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen!“ „So. Sie wissen doch, dass es verboten ist. Genauso Alkohol zusichen zunehmen?“, fragte die Mutter und in ihren Augen glimmte etwas Dunkles. Erin sah ihr in die Augen, erkannte aber keine Anzeichen von irgendeiner Manipulation. „Sie war also wirklich sauer!“, dachte sie und auch wenn sie wollte. Sie konnte darüber nicht erleichtert sein. Denn das würde sicher nichts Gutes bedeuten. Erin nickte nur benommen. „Und wieso haben Sie ihn dann getroffen, geschweige denn sich betrinken lassen. Sie sind eine Frau Gottes!“, herrschte die Mutter sie an und vergass nun völlig ihre Haltung. Deutlich sah Erin ihr an, dass sie ihr am liebsten an den Hals gegangen war. Und fand, dass sie etwas überreagierte. Erin seufzte und wischte sich über die Stirn. Wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie die Reaktion der Mutter Oberin für etwas übertrieben hielt. „Wie gesagt. Er war ein alter Freund und ich wollte ihn wiedersehen!“, erwiederte sie müde. Die Frau ihr gegenüber schnaubte. „Gut, wenn das so ist, dürfen Sie sich freuen. Sie werden ihn jetzt immer wiedersehen können!“, sagte sie und noch ehe Erin fragen konnte was sie damit meinte, schnauzte die Mutter Oberin:„ Sie werden auf der Stelle das Kloster verlassen. Seit Sie hiersind, hat das ganze schließlich angefangen. Also werden Sie gehen, damit das ganze ein Ende hat. Und ebenso Schwester Mary. Hier ist nämlich kein Platz für zwei Frevlerinnen!“ „Ouch!“, dachte Erin nur. Frevlerin. So hatte sie noch niemand genannt. Mörderin, ja. Aber Frevlerin. Das war ja noch eine Steigerung und Erin musste eine passende Antwort runterschlucken. Das ging selbst für ihre Verhältnisse zuweit. Doch sie riss sich zusammen und nickte nur artig. „Sie werden noch sehen, was Sie davon haben!“, lag es ihr auf der Zunge. „Uns fortzuschicken, bedeutet für Sie den sicheren Tod!“ Mit einem lauten Knall fiel das Tor zu und Branca sah wehtleidig hinauf. Zwar hatte sie gehofft, endlich aus diesem Gemäuer zu kommen, aber dass es so schnell ging, hatte sie wirklich nicht erwartet. Außerdem lief diese weisse Schlange immernoch freirum und sicher würde es nicht lange dauern, bis hier der Teufel los war. Nicht das ihr etwas an diesen Frauen lag, aber Erins Verwantwortungsbewusstsein und Pflicht, die Menschen zu beschützen war auf sie übergangen und sie konnte nun gut nachempfinden, was in Erin immer vorging, wenn sie versagt hatte. Denn das hatte sie auch. Letzte Nacht um genau zusein. Noch immer lief ihr ein Schauer über den Rücken als sie daran denken musste und schüttelte sich. Sie sah zu Erin, die mit steinerner Miene hoch zu dem verschlossenen Tor schaute und wohl mit ihren Gedanken allein war. Branca konnte sich gut vorstellen, was in ihr vorging. Ihr erging es nicht anders. Zumindest glaubte sie das. Aber bei Erin war es was anderes. Sie hatte von Anfang an Dämonen gejagt und auch einige herbe Niederlagen einstecken müssen. Sie war anders als Branca und dennoch waren sie beide gleich. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen. Was einem so durch den Kopf ging, wenn man gerade die einzige Chance, ein Monster aufzuhalten, verspielt hatte. Schon seltsam! Erin schnaubte vielsagend und wandte sich dann ab. „Gehen wir!“, sagte sie nur und beide liefen den Weg entlang, der zum Dorf führte. Nachdem Erin aus dem Klosterinternat geworfen wurde, ließ die Mutter Oberin natürlich auch Chris Adea des Hauses verwiesen und wünschte, ihn nicht mehr reinzulassen. „Aber Sie verstehen nicht. Es wird noch weitere Opfer geben, wenn Sie mich nicht hineinlassen!“, hatte er es vergebens versucht. Doch die Mutter ließ sich nicht von ihm überreden, sondern blieb hart. „Ich verstehe nur eins. Ihre Anwesenheit ist nicht erwünscht. Machen Sie, dass Sie wegkommen, oder ich rufe die Polizei!“, waren ihre Worte und schloss das kleine Portal. Chris stiess einen Fluch aus. Was sollte er jetzt tun. Nachdem die zweite Leiche gefunden wurde, war er in Alarmbereitschaft und hoffte, mit Erins Hilfe den Mörder zufinden. Aber Erin war aus dem Kloster geschickt worden. Ebenso wie Branca alias Mary. Nun gab es keinen, der ihm bei der Suche helfen konnte. Erin und Branca hatten in einem kleinen Wirtshaus ein Dach über den Kopf gefunden. Nachdem sie etwas gegessen hatten, waren sie wieder aufs Zimmer gegangen und saßen auf den Betten. Draußen tobte ein Unwetter und ließ Branca immer wieder vor Schreck zusammen zucken, sobald ein Blitz einschlug. Erin jedoch rührte sich nicht. Saß einfach nur da und es war unheimlich, mit welch einer düsteren Miene sie in die Leere schaute. „E-Erin…?“, fragte sie und Erin schaute auf. Ihr Blick jedoch änderte sich nicht. Branca wich automatisch zurück und machte nun den Eindruck eines erschrockenen Kindes. „Ja?“ Erins Stimme war nur ein Flüstern, dass dennoch Angst einjagte und Branca senkte den Blick. Erin in dieser Stimmung zusehen, machte einem wirklich Angst. „Tut…tut mir leid…!“, kam es leise aus ihr und Erins Gesicht veränderte sich. Doch Branca wagte es nicht den Blick zu heben. Seit sie das Kloster verlassen hatten, hatten sie nicht mehr über den Vorfall letzter Nacht gesprochen und das Gefühl Mitschuld daran zuhaben, war für Branca nicht mehr auszuhalten. „Wie meinst du das?“, fragte Erin sie und Branca biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Als sie wieder zu sich gekommen war, ging alles vielzuschnell und sie hatte es verdrängt, dass sie die weisse Schlange nicht aufhalten konnte. Doch nun kamen die Vorwürfe mit der Kraft eines Lastwagens. Schlugen über sie ein und gaben ihr nicht die Chance, diese abzuschütteln oder sich gegen diese zu wehren. In ihrem Kopf schrie immer wieder eine Stimme gellend auf. Ob es die des Unheimlichen war oder die ihrer Vernunft, vermochte sie es nicht zusagen. „Das ich…sie nicht aufhalten konnte…!“, murmelte sie und wieder ging ein Blitz nieder. Für einige Sekunden erleuchtete der Blitz das Zimmer in einem unheimlichen Licht und zeigte Erins Gesicht in einem grellen Negativ. Eine dämonische Fratze erschien in ihren Zügen und Branca musste einen Anflug von Panik unterdrücken. Sofort wandte sie den Blick ab und verkroch sich in der Ecke. Erin schaute sie lange und schweigend an an. Nur das Tossen des Gewitters war zu hören. Branca schaute sie kurz an und flehte darum, dass sie weitersprach. Erin kam ihrem Wunsch nach. „Es muss dir nicht leidtun. Wir…ich habe dieses Biest eindeutig unterschätzt und dich alleine gelassen. Nur um ihn zutreffen. Das war ein Fehler. Und du wärst fast dabei ums Leben gekommen. Wenn hier also einer Schuld hat, dann ich!“, sagte sie und ein geknickter Ausdruck lag in ihren Augen. „Wie sooft!“ Ein dicker Kloss machte sich in Brancas Hals bemerkbar und sie versuchte ihn runterzuschlucken. „Wie oft Erin sich wohl die Schuld gab, wenn etwas, was sie sich vornahm, missglückt?“, fragte sie sich und fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Einmal mehr fühlte sie, wie ähnlich sie sich eigentlich waren. Beide hatten Menschen verloren, die ihnen wichtig waren. Nur weil sie an sich dachten und die Folgen nicht beachteten. „Aber ohne dich, wäre ich nicht hier…falls das ein Trost für dich ist!“, sagte sie und Erin lächelte schwach. „Danke, Kleines!“, flüsterte sie. Branca lächelte auch und war froh, dass sie Erin immerhin etwas aufmuntern konnte. Doch das Lächeln verging ihr schnell. Da gab es noch etwas, über das sie grübelte und was ihr eine Gänsehaut bescherrte. „Erin,…da…da gibt es noch etwas. Die weisse Schlange, sie…sie sagte, dass etwas an mir interessant sei!“, begann sie. „Nachdem sie mich so seltsam angesehen hatte!“ Erin runzelte die Stirn. „Etwas in interessantes? Was denn?“ Branca schüttelte den Kopf. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber etwas sagte ihr, dass es mit zutun hatte, was ihr auch schon der Unheimliche gesagt hatte. „Du bist schon längst tot!“ Die junge Frau erschauderte. „Könnte es vielleicht sein, dass ich tot bin?“ Ein weiterer Blitz schlug ein und dieses Mal wurde Brancas Gesicht in einem negativton erhellt. Erin zog scharf Luft ein. Mit diesem Gedanken hatte Erin auch schonmal gespielt, aber das war Unsinn. Wenn sie schon längst tot wär, würde sie nicht mehr die sein, die sie ist. Da war sie sich sicher. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht!“, sagte sie ernst. „Aber wieso…!“, wollte Branca sagen, doch Erin schnitt ihr das Wort ab, indem sie wieder mit dem Kopf schüttelte. „Lass usn darüber nicht länger reden. Es gibt andere Dinge. Um die müssen wir uns kümmern!“, sagte sie einen Ton zuscharf und Branca schluckte schwer. Ihr war klar, dass die Vernischtung der weissen Schlange Vorrang hatte, aber das, was sie ihr sagte und der Unheimliche behauptete, machte ihr ebenso Angst. „Lass uns schlafen. Wir brauchen ihn, um neue Kraft zutanken und dieses Biest lozuwerden!“, hörte sie Erin sagen und hätte gerne daraufbestanden wachzubleiben. Doch Erin hatte sich bereits mit dem Rücken zu ihr umgedreht und schien zuschlafen. Branca kaute auf ihre Unterlippe und schaute hinaus. Draußen stürmte es noch immer und in dem tosendem Wind glaubte sie ein Lachen zu hören. Ob es das des Unheimlichen, oder der weissen Schlange war. Darüber wollte sie nicht nachdenken. Am liebsten wollte sie noch wachbleiben, aber Erin hatte Recht. Sie mussten schlafen. Neue Kräfte sammeln. Also legte sie sich hin und rollte sich in die Decke ein. Erin schlief nicht. Sie tat nur so. Der Gedanke, dass dieses Scheusal nun freie Bahn hatte, ließ ihr keine Ruhe. Sie stand auf, ging zu Tür ohne dabei ein Laut von sich zu geben und öffnete die Tür. Doch dann hielt sie inne. Was wenn die weisse Schlange ihnen gefolgt ist und sie nun hinterrücks angreift? Das Risiko war natürlich gross und das wollte sie nicht eingehen. Also ging sie wieder zurück ins Zimmer, zu ihrer Tasche und holte ein Stück Kreide heraus. Damit zeichnete sie auf dem Bretterboden ein Pentagram. Als sie fertig war, schaute sie es sich nocheinmal an und nickte. Gut, der Raum und Branca waren geschützt. Sie konnte sich also in aller Ruhe hinsetzen und was trinken. Leise ging sie zur Tür, öffnete sie und schloss sie wieder. Ging hinunter in die Gaststube und hoffte, dass der Wirt ein Glas Irish Creme für sie ürbig hatte. Denn das würde ihr sicher helfen, sich etwas zuberuhigen. Sie stieg die Stufen hinunter und schaute sich um. Dumpfes Licht schien in der Stube und es schien niemand dazusein. „Hallo. Jemand da?“, fragte sie laut und setzte sich an einen Tisch. Es dauerte eine Weile, bis sie Schritte hörte und der Wirt, ein Mann mit dickem Bauch und lichten Haar in die Stube kam und sie mit einem müden, aber auch mürrischen Blick anschaute. „Wir haben geschlossen!“, grunzte er. „Ja, ich weiss. Aber trotzdem. Ein Glas können Sie mir doch entbehren!“, bat sie und lächelte. Der Wirt schaute sie einen Moment noch wirsch an, dann hob er die Schultern und ging in die Küche. Erin grinste. Es konnte doch von Vorteil sein, gut auszusehen. Der Wirt brachte ihr das Glas und Erin nippte daran. Der Alkohol setzte sofort ein und wärmte sie. Sie holte tief Luft und nahm noch einen Schluck. Diesesmal einen größeren und sie merkte, wie ruhiger sie wurde. „Ahhh herrlich dieses Zeug!“, schwärmte sie. „Du musst eine Leber haben…!“, sagte eine Stimme hinter ihr tadelnt und drehte sich um. Fast hätte sie sich an ihrem Getränk verschluckt. „Chris!“, keuchte sie und hustete. Chris lächelte und zeigte auf den Stuhl ihr gegenüber. „Darf ich?“, fragte er und Erin nickte. „Wollen Sie etwa auch was trinken?“, schnauzte der Wirt. „Nein, danke. Für mich bitte nichts!“ Der Wirt nickte und verschwand. „Was machst du hier?“, fragte Chris ohne Vorwarnung. „Das Gleiche könnte ich dich fragen!“ „Du zuerst!“ Erin seufzte. „Okay. Die Mutter Oberin hat uns rausgeschmissen und wir mussten uns eine neue Bleibe suchen: Was ist deine Geschichte!“ „Naja. Mich haben sie auch rausgeschmissen. Ich hatte wohl einen schlechten Einfluss auf einige Nonnen!“, sagte er knapp und schmunzelte. Erin erwiederte dies und nahm noch einen Schluck. „Wie kommt es, dass du hier bist?“, fragte sie nun ernst und sah sie sich genau an. Diese Frage hatte sie schon bei ihrem ersten Treffen beschäftigt. Und nun wollte sie wissen, was ihn hierher verschlagen hatte. Er musste ja sicher einen guten Grund haben, sich wieder in Lebensgefahr zu begeben. Chris lächelte verschworen. „Naja, als wir die Videobotschaft bekamen, habe ich nicht lange gezögert. Außerdem wollte ich dich wiedersehen!“ Erin spürte, wie ein warmes Gefühl sie erfasste und sich in ihrem Körper ausbreitete. Wieso wunderte sie das und warum hatte sie ihn das gefragt. Sie hätte es doch wissen müssen. Chris liebte sie genauso so sehr, wie sie ihn. In ihrem Gesicht konnte sie die Schamesröte fühlen und sie zog schuldbewusst den Kopf zwischen die Schultern. „Dusselige Kuh!“, sagte sie sich selbst und lächelte verbittert. Chris sah ihr das an und lachte kurz. „Was hast du denn gedacht?“ Erin zuckte die Schultern. „Das du wieder Jagd auf mich machst!“, kam es kleinlaut aus ihr heraus. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie hatte vermutet, dass er früher oder später auftauchen würde. Aber nicht so früh und dass er wieder Jagd auf sie machte, schien ihr nicht gerade wahrscheinlich. Aber sie hatte sich nicht getraut, mit der Wahrhei rauszukommen. Das war einfach zu peinlich. Chris grinste. „Nun, wenn dir das lieber ist…kann ich dir ja einen Vorsprung von zehnminuten geben!“, schlug er vor. „Nein, danke. Muss ich nicht sein. Aber ich wäre froh gewesen, wenn du mir vornerein gesagt hättest, dass du kommst. Du hast ja zu Daroga Kontakt!“, sagte sie hastig und winkte mit den Händen. Nun glühte sie förmlich. Auch wenn sie wusste, dass er das als Scherz gemeint hatte, hörte sie in seiner Antwort eine Spur von Erhlichkeit. Nur ob diese Jagd, der Polizei diente oder seiner Liebe zu ihr, darüber wollte sie, wenn sie ehrlich sein sollte, nicht nachdenken. Es gab andere Dinge, über die sie sich den Kopf zerbrechen musste. Dagegen war das noch Pillepalle. Nun schaute Chris sie verwirrt an und schien erst nicht zubegreifen was sie meinte. Wieso wusste sie das nicht. Er hatte Daroga doch gebeten, bescheid zusagen. „Hat Daroga dir das nicht gesagt. Ich habe mich freiwillig dafür gemeldet. Diese falsche schwarze Bestie wollte den besten Beamten haben. Deswegen bin ich hier!“ Erins Kinnlade klappte nachunten, als sie seine Worte hörte und glaubte erstmal an einem schlechten Scherz. Dass Chris nicht lange gefackelt hatte, um diesen Auftrag anzunehmen, war ihr nicht neu. Aber dass Daroga ihr das verschwiegen hat, das war wirklich wie ein Schlag ins Gesicht. Und dabei hatte sie ihm doch deutlich klargemacht, dass sie alles wissen will, was es zu wissen gibt. Aber anscheinend hatte sie sich nicht deutlich genug ausgedrückt. Ärger erfasste sie und wiedermal wünschte sie sich Nadir Daroga an die Grugel zugehen. „Daroga…Sie mieser alter Mistkerl!“, fluchte sie. „Hat er es dir nicht gesagt?“ „Nein!“, erwiederte sie und ihr Blick wurde furchteinflösend. „Oh!“ Für Minuten lag nur Schweigen zwischen den beiden und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Chris verstand das nicht. Daroga war doch Erins Mentor und auch Freund. Wieso hatte er ihr das verschwiegen. Genau das gleiche fragte sich Erin und ihre Gedanken gingen in eine wenig freundlichere oder verwirrte Richtung. „Wenn ich zurück bin werde ich ihn…fürchterlich wehtun!“, schwor sie sich und unterbrach das Schweigen. Sich jetzt über ihn aufzuregen, würde nichts bringen. „Und ich dachte, er wäre dein Freund!“, murmelte er. Erin machte ein verkniffenes Gesicht. „Das dachte ich auch…zumindest bis jetzt!“, sagte sie und schaute hinaus, aus dem Fenster. Regen trommelte gegen die Scheiben und die Dunkelheit hinter dem Glas wurde hinundwieder von einem Blitzschlag durchbrochen. „Was machen wir denn jetzt. Es dürfte nun nicht mehr soleicht werden, in dieses Kloster zu kommen?“, sagte Chris und Erin wandte den Blick von dem Fenster ab. Schaute nun ihn an und in ihren Zügen spiegelte sich Ratlosigkeit, aber auch Frust. „Du bist nicht der einzige, der mich das fragt!“, sagte sie trocken. „Branca will auch wissen, was die nächsten Schritte sind!“ „Deine kleine Freundin?“ Erin nickte. „Woher kennst du sie eigentlich. So wie ich das mitgekriegt habe, hat sie in einem Stripclub gearbeitet. Wie kommt es dann, dass sie dich kennt?“, fragte er und schnitt smoit ein Thema an, dass Erin gerne vermieden hätte. „Ach weißt du…ich…ich habe auch in diesem Club gearbeitet…nur als Undercover, versteht sich!“, sagte sie und wich seinem Blick aus. Ihr war es unangenehm darüber zu sprechen. Besonders weil es Chris war. Was würde er von ihr denken, wenn sie ihm nun erzählte, dass sie halbnackt vor fremden Männern herumgelaufen war und Getränke ausgeschenkt hatte? Sicher dass sich für nichts zuschade wäre, um ihren Job zutun. Auch wenn sie wusste, dass er dafür Verständniss hatte, erschien es ihr als etwas, dass ihrer Beziehung schaden würde. Sie verspürte einen Stich im Herzen, als sie darüber nachdachte und wünschte sich, dass er diese Frage nicht gestellt hätte. „Also habe ich doch richtig gesehen!“, flüsterte er und Erin glaubte in seiner Stimme so etwas wie Enttäuschung zuhören. Sie drückte sich enger in den Stuhl und schloss die Augen. „Ja, ich…ich habe mich dahinein geschmuggelt um Branca da rauszuholen!“, erklärte sie und in ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloss. „Wieso…?“, fragte er und Erin fragte sich wiederum, warum er sich mit einer Antwort nicht zufrieden geben konnte. „Weil…sie...sie ist mir ähnlich. Sie hat denselben Mist durchgemacht. Die Alpträume, das Dunkle in sich…Wir sind uns sehr ähnlich!“, sagte sie und hoffte, dass Chris nun aufhören würde zufragen. „Mit anderen Worten, du siehst in ihr dich!“, schlussfolgerte er und Erin zuckte etwas zurück. Nickte jedoch. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. „Ja…und ich will sie davor bewahren, denselben Fehler zu machen, wie ich damals!“ „Hat er mit deiner Auferstehung zutun…Dieser Fehler?“ Erin machte ein Gesicht, als hätte man sie in Schweineblut getaucht. „Ja, wenn ich ihn nicht gemacht hätte, würde ich jetzt mit dir zusammensein können. So wie ich es will und nicht ständig in Angst leben!“, flüsterte sie. „Musst du es nicht immer. In deinem Job?“, fragte er und ergriff ihre Hände. Erin musste ihm dabei recht geben. Sie müsste das kennen und gewohnt sein. Dennoch tat es weh und sie merkte wieder die alte Reue in sich aufsteigen. „Schon…aber trotzdem. Es ist einfach zum kotzen…schon bevor ich diesen Pakt einging, konnte ich nicht soleben, wie ich wollte. Aber jetzt…hab ich gar kein Leben mehr!“, sagte sie verbittert und ihr Gesicht war eine Maske. Ausdrucklos und ohne Leben in den Zügen. „Du hast noch mich!“, sagte er und Erin hätte zugern gelächelt, ihn geküsst. Aber was war dieser Trost schon, wenn der Feind in jeden Moment angreifen konnte. „Ja aber…ich habe Angst, auch dich zuverlieren!“, kam es aus ihr und Chris wusste, was sie damit meinte. Er zog ihre Hände zusich und hauchte sanft zwei Küsse auf ihre Fingerknöchel. Erin errötete und ihr Herz machte Sprünge. Wieder spürte sie die Wärme in sich aufsteigen, die sie immer hatte, wenn sie bei ihm war und die Angst und Sorge lösten sich in ihr auf. „Das wirst du nicht. Das verspreche ich dir!“, flüserte er sanft und ergriff nun ihr Gesicht mit beiden Händen, zog es zu sich und küsste sie auf den Mund. Zwar nicht so, wie beim letzten Mal, aber dennoch reichte es aus, um Erins Innerestes in Flammen zu setzen. Sie seufzte auf und schloss die Augen, als sich seine Lippen dicht an ihre drückten. Für einige Minuten wurden alle Geräusche zu einem leisen Rauschen. Selbst das Donnern der Blitze wurde zu einem dumpfen Geräusch und nichts schine es zugeben, was diesen Moment stören konnte. Zumindest dachte sie das. Urplötzlich erfasste sie ein Gefühl der Übelkeit und ihr rann eine Gänsehaut über den Rücken. Erin riss erschrocken die Augen auf und unterbrach den Kuss sofort. Mit panischem Blick schaute sie zu hoch zur Decke. Chris ebenso erschrocken, allerdings weil sie so plötzlich aufsprang, sah sie an und wollte fragen, was los sei. Doch Erin sagte nichts und ohne ein weiteres Wort stürmte sie die Stufen hoch. Branca öffnete langsam die Augen. Etwas hatte sie aus dem sonstschon unruhigen Schlaf erwachen lassen und sie verharrte kurz. Lauschte. Vielleicht würde sie es nochmal hören und das tat sie auch. Es lief ihr kalt über den Rücken, als sie es erneut hörte und erkannte. Ein Zischeln…wie von einer…Schlange! Branca rollte sich langsam auf die andere Seite und schaute auf den Boden. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als ein Blitzschlag den Raum erhellte und für wenige Sekunden alles in ein grelles Licht tauchte. Unter dem Bett konnte sie etwas Weisses, Langes sehen und als das Licht wieder erlosch, funkelten kalte Reptillienaugen zu ihr hinauf. Langsam kroch es unter dem Bett hervor und richtete sich auf. Mit einem wütenden Zischen blähte sich der Kopfschirm der Kobra auf und lange Giftzähne streckten sich ihr entgegen. Brancas Augen weiteten sich, als sie das Tier sah. Es war genau die gleiche Schlange, die sie bei Whitney gesehen hatte. Für sie war eins klar. Die weisse Schlange hatte ihr Haustür geschickt, um zuvollenden, was sie begonnen hatte. Branca richtete sich langsam auf, ohne dabei das Kriechtier aus den Augen zulassen und schaute zu der Kommode, auf der der Dolch lag. Es fehlte nicht viel, die sie von ihm trennten und Branca streckte vorsichtig die Hand danach aus. Die Kobra zischte, als sie sah, was Branca vorhatte und Branca hielt inne. Schaute ängstlich zu der Schlange, die sich nun zusammenrollte und warnend zischte. Branca hielt noch kurz inne, dann wagte sie einen weiteren Versuch und schaute zur Seite. Ihre Hand war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Sie würde ihn gleich haben. Doch da stiess die Schlange auf sie zu und wollte ihre Giftzähne in ihre Hände schlagen. Branca wich zurück und drückte sich an die Wand. Die Kobra schaute sie mit kalten und hasserfüllten Augen an und kroch nun auf sie zu. Den Bettpfosten hinauf, über die Bettkante und schließlich über die Decke. Branca wich augenblicklich zurück und drängte sich an die Wand. Wieder huschte ihr Blick zu dem Dolch und wieder streckte sie die Hand aus. Doch da sprang die Kobra vor und Branca wich ihrem Angriff aus. Dabei jedoch fiel sie im Bett und landete mit einem lauten Poltern auf dem Boden. Sofort sprang sie auf und wollte dafon laufen. Die Kobra war allerdings schneller, als sie und sprang nachvorne. Branca schrie auf und stoperte nachhinten, über ihre eigenen Füsse. „Autsch…scheisse!“, fluchte sie und wollte sich erheben. Da sah sie wie die Kobra auf sie zukroch und sich zum Angriff bereitmachte. Brancas Augen wurden groß als sie sie, wie sich die Giftzähne nach ihr streckten und sie das Zichen hörte. Die Kobra ringelte sich erneut und streckte ihren Kopf zu ihr. Eine schwarze Zunge schnalzte kurz hervor und in den Augen des Reptills funkelten. Branca schoss nur ein Gedanken durch den Kopf. Sie wird gleich angreifen und dann bin ich tot! Da klopfte es über ihr an der Fensterscheibe und sie schaute erschrocken hoch. Sie schnappte nach Luft, als sie den Schatten vor dem Fenster sah, der langsam deutlicher wurde und sie ihn erkannte. Die Krähe! Sie wusste nicht, was sie eigentlich fühlen sollte. Erleichterung oder Furcht. Erleichterung, weil sie sich daran erinnerte, dass die Tiere der jeweiligen Teufelsvertreter, die Schutzgeister waren. Das zumindest hatte Erin gesagt. Aber konnte sie darauf vertrauen. Immerhin hat ideses Vieh mehr Schrecken in ihr Leben verursacht, als ihr ihr lieb war. Konnte sie ihr wirklich vertrauen und hoffen, dass sie sie beschützte. Die Krähe schlug mit ihrem Schnabel gegen das Glas und schlug mit den Flügeln. In ihren dunklen Augen glimmte ein tiefrotes Rot und Branca glaubtre die Stimme des Unheimlichen zuhören. „Lass mich rein…lass mich oder du stirbst!“ „Wie kann ich…!“, keuchte ich. „Wieso kommst du nicht rein?“ „Das Siegel. Vernischte das Siegel!“ „Welches Siegel?“ Branca schrie nun fast und begriff nicht, was der Unheimliche ihr durch die Krähe damit sagen wollte. Hastig und panisch schaute sie sich um. Suchte nach etwas, was einem Siegel glich. Auch wenn sie nicht wusste, wie genau aussah. Da! Sie entdeckte etwas. Ein Pentagram! War es das? War das das Siegel, von dem der Unheimliche gesprochen hatte. Ihr blieb nicht viel Zeit um genauer darüber zu denken. Schnell streckte sie die Hand aus und verwischte mit ihrem Ärmel das Siegel. Keine Sekunde zuspät! Die Schlange machte einen Satz auf sie zu. Im selben Moment zerbarste die Fensterscheibe und die Krähe flog durch die geborstene Scheibe. Mit einem wütenden Kreischen stürzte sich der schwarze Vogel auf die Schlange und fing sie mittem im Sprung ab. Packte sie mit seinen Krallen und stiess sofort seinen spitzen Schnabel in den Kopf der Kobra. Die Kobra schrie auf und Branca glaubte nicht richtig zu hören. Ihr Schrei glich dem eines Menschen. Einer Frau! Aber das war doch nicht möglich. Wie gebannt schaute sie auf die kämpfenden Tiere. Die Krähe hatte mit ihrem Schnabel ein tiefes Loch in den Kopf der Kobra gebohrt und angewidert sah Branca, wie dunkles Blut aus der Wunde floss. Die Schlange zischte und peitschte mit ihrem Schwanz. Versuchte die Krähe zutreffen und sie so von sich zu stossen. Doch der schwarze Vogel wurde dadurch noch wütender und stiess weiterhin seinen Schnabel in den zuckenden Leib der Schlange. Wieder schrie die Schlange und ein greller Blitz ging nieder. Blendete für einen Sekundenbruchteil die anderen und als es wieder dunkel war, war alles ruhig. Branca atmete auf und schaute sich um. Keine Schlange zusehen und sie wollte aufstehen. Doch ihre Beine gaben nach und sie sackte wieder zu Boden. Kurz drehte sich alles vor ihren Augen und sie musste tiefeinatmen. Erst jetzt merkte sie, wie erschöpft sie war. Der Angriff der Schlange und ihre Rettung durch die Krähe hatten ihren Tribut gefordert. Sie fühlte sich schwach und konnte für einen Moment nicht klardenken. Als sich aber das Durcheinander in ihrem Kopf halbwegs gelegt hatte und sie wieder etwas klar denken konnte, konnte sie sich nur eins fragen. Wieso hatte die Krähe sie überhaupt gerettet? Der Unheimliche hatte doch selbst versucht sie zu vernischten. Sie in die Finsterniss zuziehen. Aber dass er sie nun gerettet hatte, verwirrte sie schon etwas. Branca biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Was wenn das nur ein Trick gewesen war, um sie in Sicherheit zuwiegen. Zuzutrauen wäre es dieser Krähe, diesem Unheimlichen. Man konnte ihm nicht trauen. Ein Krächzen riss sie aus ihren Gedanken und sie sah zu der Krähe, die vor ihr hockte. Reglos, wie eine Statue und mit einem beobachtendem Blick. Branca starrte sie ungläubig an und zuckte dann zusammen. Mit einenmal fühlte sie, wie ihr eisigkalt wurde und sie von innen zu Eis erstarrte. Dann setzte der Schwindel ein. Er kam einfach so aus heiterem Himmel und Branca durchfuhr es, wie ein Blitzschlag. Sie keuchte auf, als hinter ihrer Stirn ein Orkan aus Schmerzen tobe und sie fast ohnmächtig werden ließ. Branca schnappte nach Luft, versuchte gegen den Schwindel anzukämpfen. Doch er wurde immer stärker und breitete sich nun, wie ein kaltes Feuer ihrem ganzen Körper aus. Branca japste auf, als sie kurz keine Kraft mehr hatte, um sich aufrecht zuhalten und nach hintensackte. Sich aber dann wieder abfing und sich die Hand auf den Mund presste. Auf ihrer Zunge schmeckte sie den widerwärtigen Geschmack ihrer Galle und musste einen Brechreiz unterdrücken. „Scheisse, wieso ist mir nur so übel?“, fragte sie würgend und schaute, wie von selbst dann zu der Krähe. Die Augen des Vogels glimmten in einem blutigen Rot. Und sie machte nun nicht mehr den Eindruck, als hätte sie ihr das Leben gerettet. Sondern vielmehr, um wieder zuversuchen, sich ihrer Seele zu bemächtigen. Branca würgte und versuchte etwas weiter nachhinten zurutschen und ihren Blick von der Krähe zu nehmen. Aber die Krähe schien sie selbst mit ihren rotglimmenden Augen festzuhalten und sie nicht mehr loszulassen. Branca spürte schon, wie ihr Körper sich langsam aber sicher schwereslos anfühlte und wie ihr Geist sich auflöste. „ Nein!“, keuchte sie und sank zu Boden. Ihre Augenlider schlossen sich und sie dämmerte schon dahin. Doch da war ein Poltern zuhören und riss sie aus ihrer Ohnmacht. Sie öffnete die Augen und schaute benommen in die Richtung, aus der das Poltern kam und sah verschwommen, wie die Tür nachgab und im nächsten Moment aus den Angeln flog. Eine Gestalt kam auf sie zugestürzt und ergriff sie an den Schultern. „Branca…Branca!“, hörte sie sie Erin rufen und hätte vor Erleichterung gelächelt, doch dafür fehlte ihr die Kraft. So brachte sie nur ein Blinzeln zustande. Erin lief auf sie zu und zog sie an sich. Dann sah sie die Krähe und ihr Gesicht verfinster sich. „Mach das du wegkommst, du Mistvieh!“, fauchte sie und warf mit dem Kissen nach ihr. Die Krähe krächzte wütend und schlug mit den Flügen. Für wenige Minuten blieb sie in der Luft und schaute Erin mit abgrundtiefem Hass in den Augen an. Erin knurrte hingegen. Machte ihr so klar, endlich zuverschwinden und der schwarze Vogel flog davon. Wurde eins mit der Dunkelheit und eine bewusstlose Branca lag in Erins Armen. Branca öffnete mit zitternden Lidern ihre Augen und drehte sich auf die andere Seite, als sie in das grelle Sonnenlicht schaute. Hinter ihrer Stirn tobte noch immer der Schmerz und ließ sie sich zusammenkrümmen. Ihr ganzer Körper war eiskalt und sie glaubte schon halbtot zusein. Zumindest bis ihr alles hochkam und sie sich in einem Eimer übergab. Kraftlos und mit dem ekelhaften Geschmack von bitterer Galle auf der Zunge, ließ sie sich auf das Bett sinken und atmete zittrig. Wollte nicht über was letzte Nacht geschehen war nachdenken. Denn das würde sie nur noch mehr aufregen und darauf konnte sie verzischten. „Hier trink das!“, sagte Erin und reichte ihr ein Glas Wasser. Branca nahm es an sich und leerte es in einem Zug. Fast verschluckte sie sich daran. Hustend und mit einem entsetzlichen Druck auf den Lungen, sank sie in die Kissen. Erin schaute sich ihre junge Freundin an und kam nicht drumherum, sich wiedermal die Schuld dafür zu geben. Aber nun machte sich auch Ratlosigkeit in ihr breit. Wie konnte dieses Monster überhaupt in das Zimmer gelangen. Sie hatte es doch mit einem Siegel geschützt. Wieso also war es der weissen Schlange gelungen hineinzukommen. Erin schaute auf das Siegel und ihre Brauen furchten sich. An einer Stelle war das Siegel verwischt und somit unbrauchbar. Hart presste sie die Lippen zusammen und sah Branca finster an. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, dass Branca durch den Einfluss der weissen Schlange das Siegel zerstört hatte. Verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Branca mental von der weissen Schlange manipuliert wurde, nur um das Siegel zuvernischten. Sondern vielmehr, dass die Krähe dabei schuld hatte. Das klang für sie schon eher am wahrscheinlichsten. Die Krähe hatte ständig mit allen Mitteln versucht, Branca endgültig zu verschlingen und ihren Platz einzunehmen. Doch wieso hatte sie dann das Gefühl, nur die halbe Lösung auf diese Frage zuhaben. Ihr Gesicht wurde zu einer steinernen Maske. Branca sah dies und verkroch sich unter der Decke. Sie konnte sich denken, wieso sie so dreinschaute. „Tut mir leid. Aber ich hatte keine andere Wahl!“, flüsterte sie und schaute ängstlich über den Rand der Bettdecke. Sie kam sich nun vor, wie ein ungehorsames Kind, das nun mit der Strafe rechnen musste und zitterte. Es war ein Fehler gewesen das Siegel zuverwischen. Dass wusste sie nun und bereute es. Wenn sie gewusst hätte, was dann passieren würde, hätte sie es gelassen und sich lieber von der Kobra beissen lassen. Denn dann wäre sie schon tot. Erins Gesicht blieb immernoch eine ausdrucklose Maske. Sah sie nur an und in ihren Augen war nichts, als Leere. Branca verkroch sich nun tiefer unter die Decke und sie sah ängstlich an. „Keine andere Wahl!“, wiederholte Erin monoton und schaute dann wieder zum verwischten Siegel. Dann Schweigen und Branca bekam Angst vor ihr. Es war lange her, dass sie sich vor ihr gefürchtet hatte. Kalte Schauer rannen ihr über den Rücken und sie rollte sich zusammen. „Ja, er…er sagte es…wenn ich es nicht getan hätte, dann…dann wäre ich…!“, wimmerte sie und verstummte dann. Der Blick den Erin ihr zuwarf, ließ sie noch mehr erschauern und sie konnte sich nicht des Gedanken erwehren, dass es Erin vorgezogen hätte, das das Siegel nicht beschädigt wäre. Sie musste schließlich einen guten Grund gehabt haben und auch gute Absichten. Diese hatte sie nun durch den Befehl des Unheimlichen zunischte gemacht. Und es tat ihr leid. So leid. „Dann wärst du jetzt tot!“, schloss Erin und Branca nickte. Erin seufzte. Hob die Hand und Branca verkrampfte sich. Entspannte sich dann aber wieder, als sie merkte, wie Erin ihr sanft über den Kopf strich und lugte dann über den Rand der Decke. In das sanftlächelnde Gesicht Erins. Branca blinzelte, weil sie glaubte nicht richtig zusehen. Wieso lächelte sie aufeinmal. Hatte sie nicht letzte Nacht Erins Siegel ruiniert, auf Wunsch des Unheimlichen? Sie damit enttäuscht? Wieso lächelte sie sie an. „Erin?“, flüsterte sie und schlug dann die Decke weg. „Ja?“ „Bist…bist du nicht wütend auf mich?“, fragte sie und kam sich sogleich ziemlich dumm vor. Sie klang und fühlte sich wie ein kleines Kind. Dabei musste sie doch schon längst abgestumpft sein. Nach all dem ganzen Grauen. Aber so wie es aussah, war sie immernoch ein Mensch geblieben. Ob Unheimliche hinoderher. Diese Erkenntniss ließ sie etwas zaghaft lächeln. Auch Erins Lächeln wurde etwas mehr und sie tätschelte wieder ihren Kopf. „Nein, du hast nur getan, was sie dir am besten schien!“, sagte sie. „Das verstehe ich. Ich hätte…hatte genauso gehandelt!“ Branca durchfuhr es wie ein Blitz, als sie sich erinnerte, wie Erin ihr von ihrem Pakt mit dem Dämon erzählte. „Ja, aber…es häte mich dennoch fast umgebracht!“, sagte sie und in ihrer Stimme schwang deutlich Angst und auch selbstvorwurf mit. Erin schloss für einige Minuten die Augen. „Du konntest nicht ahnen, dass das ein gemeiner Trick der Krähe war!“, sagte sie und setzte sich dann zu ihr. Legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. „Aber ich hätte es wiessen müssen. Nach allem was bisher geschehen ist, müsste ich sie mittleerweile besser kennen und dennoch bin ich reingefallen!“, knurrte Branca verbittert. Erin konnte gut nachvollziehen, wie sie sich jetzt fühlen musste. Sie musste sich vorkommen wie ein blutiger Anfänger, und dass sie sich nun selbst für ihren Fehler, der ihr womöglich das Leben gekostet hätte, dafür hasste, war wohl gut zu verstehen. Erin hatte ja genauso den Fehler gemacht und nach diesem folgten immer wieder neue. Und für den verfluchte sie sich immer wieder. „Mach dir nichts draus. Einmal ist keinmal…!“, sagte sie und schluckte den Groll gegen sich selbst hinunter. Branca schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder. „Ja, aber ob sie es nochmal versucht, ist die andere Frage!“, murmelte sie und strich sich durch das schwarze Haar. „Fall er das versucht, werde ich da sein und das verhindern!“, sagte Erin und drückte ihre Schulter. Baranca sah sie an. Und so gern sie ihr das geglaubt hätte, konnte sie das nicht. Sie wusste es tief in ihrem Inneren. Selbst Erin konnte sie vor der Krähe nicht schützen. Das wusste sie jetzt. Es ließ sie erschauern und sie versuchte ihre Gedanken auf etwas anderes zulenken. „Was machen wir jetzt. Wegen der weisen Schlange, das wird doch nicht alles gewesen sein?“, sagte sie und Erins Gesicht wurde düster. Nein, das ist gewiss noch nicht alles gewesen. Da war sie sich sicher. Sondern erst der Anfang. Aber wie heisst es noch so schön: Das ist der Anfang vom Ende! Erins Gesicht wurde nun festentschlossen und ihre Augen sprühten vor Tatendrang. „Nein, aber wir werden dem ganzen jetzt ein Ende setzen!“, kündigte sie an. „Und zwar heute Nacht!“ Die Mutter Oberin saß an ihrem Schreibtisch und schrieb einige Briefe. Manche gingen an die Schüler, andere an die Behörden. Nichts Auffälliges eben. Seit Schwester Cassandra und Schwester Mary gegangen waren, waren keine weiteren Morde passiert und sie war sich sicher, dass das mit den beiden Schwestern aus Rom zutun hatten. Wieso aber zwei Schwestern eines Gotteshauses solche grässliche Morde begannen, war ihr allerdings unklar. Was in einem Menschen vorgehen musste, um solche Dinge zu begehen…? Die Mutter Oberin unterbrach kurz ihrer Arbeit und legte den Stift beiseite. Lehnte sich zurück und schloss die Augen. Entspannte sich für einen Moment. Da streifte sie ein kalter Windhauch und ließ die Flamme auf der Kerze für einige Sekunden wildtanzen. Die alte Frau öffnete ihre müden Augen und schaute zu der Kerze. Die Flamme flackerte nun wieder ruhig und nichts schien geschehen zusein. Aber sie spürte, dass etwas noch hiergelieben ist und was die Luft um einige Grad abkühlen ließ. Die Frau schaute sich um. Nichts war zusehen. Aber auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Und in ihrem Bauch kribbelte es. Ließ ihre Nackenhaare aufrecht stehen und sie erschauern. Etwas war hier. Etwas unsichtbares, Unheimliches und vor allem Böses. Leise knarrend öffnete sich nun die Tür und ließ den Blick frei auf den in ganz in Finsterniss gehüllten Gang. Die Kälte schien nun noch stärker zuwerden und die Mutter Oberin begann zu zittern. Minutenlang konnte sie sich nicht rühren, aber dann wagte sie sich auftzustehen und hinaus auf den Gang zutreten. Kaum hatte sie das getan, schlug ihr eine Welle der Finsterniss und Tod entgegen, die sie fast von den Füssen riss. Die Mutter Oberin taumelte nachhinten, fing sich aber wieder und ging weiter. Das beklemmende Gefühl der Angst, dass am Anfang klein und unmerkbar, wurde nun größer und ließ ihre Knie zittern. Sie hielt inne und drehte sich um. Sie glaubte etwas hinter sich gehört zu haben. Doch nur der heulende Wind und das Knarren der Bodendielen, waren die einzigen Geräusche, die hier waren. Die Leiterin atmete ein und aus und versuchte ihre wildschlagendes Herz zu beruhigen. Sagte sich, dass es hier nichts gab. Und traute sich weiter zugehen. Da! Etwas war hinter ihr. Sie wandte sich um und machte einen erschrockenen Satz nachhinten. Hinter ihr war wie aus dem Nichts eine Frau erschienen. Sie trug die Kleidung des Klosters. Doch etwas an ihr war anders. Das Haar, das nicht bedeckt war, war ebenso weiss, wie das Kleid, das sie trug. Ihre Haut dunkel und sie hatte nur ein Auge. Dass unheilvoll gelbleuchtete. Ein dämonisches Grinsen umspielte ihre Lippen und die Mutter Oberin fühlte, dass diese Frau nicht menschlich war. Sie machte einen Schritt zurück. Die Frau folgte ihr und als sie etwas ins Licht trat, sah Mutter Oberin die weisse Schlange, die sich um den Hals der Frau windete. Mit einem gefährlichen Zischen entblöste sie ihre Giftzähne. „Wer…wer sind Sie?“, fragte sie und das Grinsen wurde breiter. „Die passende Frage ist wohl eher, was ich bin. Finden Sie nicht auch, Mutter?“, fragte sie und kam auf sie zu. Eine Stimme im Kopf der Mutter Oberin sagte ihr, was sie war und sie konnte es nicht glauben. Sofort kamen ihr die Worte der Schwester Cassandra in den Sinn. „Es könnte gut sein, dass hier bald etwas Schlimmes passiert!“ Das tat es und die Mutter Oberin spürte, wie sich eine kalte Stahlklaue um ihren Nacken legte und zupackte. „…Etwas Böses, Dunkles. Und ich bin mir sicher, dass es bald zuschlagen wird!“, hörte sie die Worte und ihr ganze Körper wurde zu Eis. Konnte damit diese Frau gemeint sein? Aber wie konnte das sein. Wie konnte etwas Böses in dieses Haus eindringen, in dem Gott lebte? Ein leises Lachen drang ihr zu Ohren und sah, wie das eine Auge noch mehr zuleuchten begann. „Sie wissen doch, was ich bin. Nicht wahr?“, flüsterte sie zischend und die Schlange schlängelte sich an ihrem Arm hinab. „Ja. Sie sind ein…ein Dämon!“, sagte die Frau und die Dämonen lachte. „Ganz genau. Und was meinen Sie, habe ich jetzt vor?“, fragte sie und schlenderte auf sie zu. Die Mutter Oberin sog tief Luft ein und ihre Augen weiteten sich. Sie kannte die Wahrheit, bevor sie sie überhaupt richtig begriff. „Mich töten…!“ „Bingo!“, zischte die Frau und kam weiter auf sie zu. Die Leiterin machte dafür Schritte zurück und stiess einen erschrocken Schrei aus, als sie mit ihrem Rücken gegen die Wand stiess. „Oh, geht es etwa nicht mehr weiter?“, höhnte die unheimliche Frau und blieb dann vor ihr stehen. Nur wenige Zentimeter von ihr entfernt und die Mutter Oberin sah in ihrem einen Auge, die kalte Mordslust. Sie wollte schreien, doch die Angst hatte ihr die Kehle zugeschnürrt. Mit einem teuflischen Grinsen hob die dämonische Frau die Hand und ihre Fingernägel wurden zu tödlichen Klauen. Die Mutter wusste, was nun kommen würde und kniff die Augen zusammen. Da zerbarste das Glas hinter ihr und links und rechts von ihr erschienen zwei weitere Frauen. Beide in schwarz gekleidet. Ein harter Fausthieb ließ die Dämonin zurücktaumeln und für einige Minuten wusste sie nicht, was passiert war. Als sie dann wieder nachvorne sah und die beiden Frauen sah, verzog sich ihr Gesicht zu einer hasserfüllten Grimasse. „Ihr!“, fauchte sie und zeigte auf Erin und Branca. Die Mutter Oberin, die endlich aus ihrer Starre erwacht war, schaute nun auch zu den beiden und in ihren Augen machte sich Unglauben bemerkbar. „Sie, Schwester Cassandra!“, keuchte sie und glaubte erst, ihre ugen würden ihr einen Streich spielen. Aber dann sah sie das kalte Lächeln in Erins Gesicht. „Mein richtiger Name ist Erin, nicht Cassanrda. Und das da, ist Branca!“, sagte sie und deutete auf ihre junge Freundin. Die Mutter Oberin schaute von einer zu anderen und als sie dann die Waffen in den Händen der beiden sah, glaubte sie nun völlig nicht mehr bei Verstand zu sein. Was hat das zubedeuten. Wer sind Sie?“, fragte sie an Erin gewandt und Erin konnte deutlich den Unglauben in der Stimme der Frau hören. „Erin Erik. Exorzistin des Vatikans. Zu Ihren Diensten!“, erklärte sie trocken und schaute aus den Augenwinkeln zu Branca. Diese schluckte und brachte etwas mühsam die Worte hevor. „Branca Crow. Besser bekannt als die Krähe. Der Tod auf leisen Schwingen!“ Es wiederstrebte ihr, diese Worte zusagen. Sie hatte ihre dunkle Seite und die damit verbundene Eigenschaft stets verabscheut. Sich dagegen gewehrt. Sich nun als diese vorzustellen, glich schon Verrat und sie wünschte sich, diese Worte nicht ausgesprochen zu haben. Doch nun waren sie ihr über die Lippen gekommen und sie hörte den Unheimlichen in ihrem Kopf schadenfroh lachen. Schnell zwang sie sich, diesen nicht zubeachten und sich der Dämonin vor sich zu widmen. Der hassende Blick war nun verschwunden und ein grausames Lächelhn umspielte die Lippen der Dämonin. Sie lachte schallend auf. „Ahhh, sieh mal einer an. Meine beiden größten Feindinnen haben sich also tatäschlich zusammengeraufft um mich zu vernischten. Hätte ich mir eigentlich denken können. Und dabei dachte ich, ihr würdet euch gegenseitig umbringen. Tja, habe mich wohl geirrt. Was außeroderntlich schade ist!“, sagte sie und fing an sich ihre Hände zu massieren. Als sie ihre Finger streckte, knackte es hässlich und die Klauen wurden von blauleuchtenden Blitzen umschlossen. „Aber das macht ja nichts. Mein Auftrag lautet sowieso, dich zuvernichten. Da kann ich auch gleich die weitere Verräterin miterledigen!“ Erins Mundwinkel zuckten etwas nachoben. Sie griff an die Seiten und zog ihre beiden Ranchesters. Lud sie durch. „Achja, und was für eine Arme hilft dir dabei?“, fragte sie und richtete beide Waffen auf sie. Da tippte Branca sie auf die Schulter und Erin hörte ein leises Fuck von ihr. „Was ist?“, fragte sie, ließ die Dämonin dabei nicht aus den Augen. „Kuck doch mal!“, sagte sie und Erin schaute zu ihr. Branca hatte den Finger ausgestreckt und zeigte in den Gang rechts von ihnen. Schlagartig wurde Erin bewusst, dass sie nicht die einzigen waren. Erst schwach, dann immer schneller schälten sie sich aus dem Dunkeln ab und kamen auf sie zu. Erin zählte mindestens zwanzig. Manche von ihnen gekleidet in den Nonnentrachten. Die Gesichter ausgetrocknet und die Augen nichts als dunkle Höhlen. Die Hände knochig und in ihre Richtung ausgestreckt. Erin traf es wie ein Blitzschlag, als sie wusste, was da auf sie zukam. Tote! Lebende Tote. Erin schluckte, als sie einige von ihnen erkannte. Es waren die Nonnen, und noch einige andere. Vermutlich Dörfler und ihre Gedanken überschlugen sich. Dass dieses Biest hier vor ihr stand und nun wohl die Toten gerufen hatte, konnte nur eines heissen. Sie war der Ursprung allen Übels. Erins Magen zog sich zusammen und ihre Gedanken schlugen eine Richtung ein, die ihr gar nicht gefiel. Vor ihr stand die weisse Schlange höchstpersönlich und was noch schlimmer war, dass sie ihr genau in die Falle getappt war. Wiedermal! „Scheisse!“, fluchte sie und sah, wie die Untoten immer näher kamen. Aus dem anderen Gang links von ihnen kamen nun weitere Untote und umzingelten sie. Die Dämonin lachte. „Na was ist jetzt. Wolf. Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie und Erin schaute wieder zu ihr. Ihr Gesicht wurde zu einer Maske aus Wut und Branca sah ihr an, dass sie sich selbst gerne wohinbeissen würde. „Ich hätte eigentlich wissen sollen, dass du mir eine Falle stellst!“, knurrte sie. „Das Video…die Morde…dass alles war geplant gewesen. Nur um mich zu kriegen!“ Die weisse Schlange grinste sadistisch. „Eine Kleinigkeit hast du vergessen. Das was davor geschehen ist. Ich wusste, dass du keinen Dämon laufen lassen würdest, sondern ihn jagst, bis du ihn hast und dass du alles tun würdest, um deine große Liebe zu beschützen. Ja, Erin. Ich weiss alles über dich. Auch wenn du die selbstbeswusste, taffe Frau spielst, bist du auch nur ein Mensch, der sich nach Liebe sehnt. Zumindest, bevor du dich mit Erik eingelassen hast. Jetzt bist du nicht mehr besser als ich…!“, keifte sie und in ihren Worten troff reinste böse Freude mit. Wut und unbeändiger Hass erfüllte sie und löschte alle Vernunft und Fassung im nichts auf. Erins Mund verzog sich zu einem Ausdruck blanken Hasses und sie bleckte die Zähne. Wie kleine Dolche ragten ihre Zähne unter den Oberlippen und ein Knurren kam aus ihrer Kehle. Der Wolf zeigte sich. „Das heisst also, du hast von Anfang an, mit mir gespielt. Auch Ramona gehörte zu deinem dreckigem Spielchen!“, fauchte sie und legte den Finger auf den Abzug. Die weisse Schlange lachte kurz auf und hog die Schultern. „Sie kam mir, wenn ich ehrlich sein soll, reinzufällig gelegen. Ihr Hass auf dich, war wirklich beachtlich und dass sie mir nützlich sein würde, stellte sich erst heraus, als ich sah, was sie alles tun würde, um dich loszuwerden. Es war wirklich leicht, Fast schon zuleicht!“ Erin vertzog angewidert das Gesicht. „Widerliches Dämonenpack!“, fauchte sie. Wie sehr sie es hasste, dass die Schattenwesen Menschen so benutzen, wie es ihnen passte und es ihnen auch noch gefiel, wenn sie wegen ihnen leiden und sterben mussten. Ihr Gesicht verfinsterte sich und sie hielt den Lauf der Ranchester in die Höhe, in der die Stirn der weisen Schlange war. Diese jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern. Sondern grinste nur berechnent. „Oh, jetzt hast du mich aber getroffen. Gerade du musst uns als widerlich bezeichnen. Darf ich dich daran erinnern, dass auch du Blut an deinen Händen hast. Die Menschen, die du retten wolltest, sind allesamt gestorben. Somit hast du auch eine gewisse Mitschuld!“, knurrte sie. „Du bist nicht besser, als wir Dämonen!“ Erin spürte für einen sekundenbruchteil einen Stich in ihrem Herzen. Dieses Biest hatte Recht. Das musste sie zugeben. So ungern sie es auch wollte. Wieviele Menschen sind wegen ihr ums Leben gekommen, nur weil sie sie von der Dunkelheit brefreien wollte. Unzähliges und für einen Moment fühlte sie, wie ihr Herz aufhörte zu schlagen. Wie die Reue sie wieder einholte, sie lähmte. Doch dann fasste sie sich wieder. Sie hatte immerhin versucht, diese Menschen zuretten. Das war das einzige was zählte. Sie dürfte dieser Bestie nicht zeigen, was in ihr vorging. Sondern konzentierte sich darauf, ihre Gefühle zuunterdrücken. Es wäre niemandem geholfen, wenn sie sich jetzt von ihrem Hass und auch ihrer Reue leiten ließ. „Ich versuche zumindest diese Menschen zuretten. Du aber vernichtest sie und es macht dir Spass. Das ist der einzige, aber auch entscheidende Unterschied zwischen uns beiden!“, rief sie und spannte den Hahn. Whitney lächelte noch mehr. Noch kälter. „Ach, ist das so. Nun dann sage ich dir mal was. Selbst du bist nicht besser. Du willst es zwar nicht zugeben, aber auch in deinem Inneren, ganz tief, gibt es eine Seite, die sch vom Leid der anderen nährt und diese Seite…ist stärker. Und das weißt du auch!“ Das reichte. Erin schrie wütend auf und drückte ab. Sie wollte das einfach nicht mehr hören. Selbst für sie gab es eine Grenze und die hatte dieses Miststück eindeutig überschritten. Die Kugel schoss auf die weisse Schlange zu. Genau auf die Stirn. Doch bevor sie sie erreichte und ihrem Leben ein Ende setzte, löste sich die weisse Schlange in Luft auf. Die Kugel traf die weitentfernte Wand und riss ein Loch hinein. Ein schallendes und triumphierendes Lachen erklang und ließ Erins Wut nur noch mehr auflodern. „Tötet sie!“, schrie die Stimme der weissen Schlangen und die Untoten setzten ihren Weg fort. Umringten die drei und streckten hungrig die Hände nach ihnen aus. Die Mutter Oberin schrie auf, als eine der Untoten sie packte. Branca war zur Stelle und entriss sie dem Griff der lebenden Toten. Erin schoss einfach drauf los. Entlud ihren Hass bei den Untoten, in denen sie die Ausgeburten der weissen Schlange sah und sah mit kalter Genugtuung, wie die Untoten, einer nach dem anderen zu Staub wurde. Aber für jeden der viel, kamen zwei neue und so sahen sie sich in einer Ümernacht an Untoten gegenüber, die mehr und mehr wuchs. Branca drängte sich an die Wand ebenso, wie die Mutter Oberein und Erin, die neue Magazine in ihre Ranchesters einrasten ließ und wieder anfing loszuschiessen. Kugel auf Kugel jagte sie in die untoten Körper der Diener der weissen Schlange. Bis nur noch das leere Klicken zuhören war und Erin die Ranchester mit einem verächtlichen Fauchen einsteckte. „Was ist? Wieso schiesst du nicht weiter?“, fragte Branca panisch. Auch sie hatte mit ihrer Machete einige der Untoten dem Garaus gemacht. Aber die Untoten wurden immermehr und sie wusste nicht, wielange sie das noch durchalten konnte. Es waren einfach zuviele. „Ganz einfach, ich habe keine Muntion mehr!“, knurrte Erin und drängt sich neben ihnen an die Wand. Branca und auch die Mutter Oberin sahen sie ungläubig an. „Was, keine Munition mehr?“, keuchte Branca entsetzt. „Ich dachte, du hast genug dabei?“ „Das habe ich gedacht. Aber leider habe ich nicht gerechnet, dass dieses Biest eine Arme hat!“, gab sie scharf zurück. Die Untoten rückten immernäher. Und Erin war klar, dass es nicht länger dauern bis diese Untoten sie alle drei umbringen würden. Sie wandte sich an die Mutter Oberin, die leichenblass war. „Gibt es hier eine Fluchtmöglichkeit?“, schrie sie, während Branca zwei der Zombies enthauptete. „Ne-nein, ich glaube nicht!“, stammelte die Mutter Oberin und Erin fluchte. „Na dann…müssen wir usn eben den Weg freikämpfen!“, brüllte sie und stürmte voran. Zog im selben Moment einen Säbel aus ihrem Mantel und hieb nach den Untoten. Kaum stellten sie sich ihnen in den Weg, schon zerfielen sie zu Staub. Branca ergriff die Mutter Oberin an der Hand und riss sie mit sich. „Los beeilen sie sich!“, schrie sie und rannte Erin hinterher. Wie eine Besessene schlug sie um sich und trennte Köpfe von den Schultern. Schon von weitem sah sie die Pforte und atemete innerlich erleichtert auf. Gleich hatten sie es geschafft. Gleich würden sie hier raussein. Doch da hörte sie den Schrei der Mutter Oberin und blieb abrupt stehen. Einer der Untoten hatte sie gepackt und zu Boden geworfen. Branca war mit ihr gestürzt und ehe Erin reagieren konnte, um ihnen zu helfen, warfen sich schon die Untoten auf sie. Die Mutter und Branca schrien, hielten die Hände vor sich gestreckt. Erin schrie ebenso und wollte nachvorne stürmen, um ihnen zu helfen. Da schoss eine Flammenlanze aus Brancas Handflächen und verbrannte die angeifenden Untoten. Sekundenlang geschah nichts und Erin meinte, die Zeit würde still stehen. Auch Branca glaubte zuerst, alles um sie herum würde stillstehen. Dann sah sie zu ihren Handflächen. Rauch stieg in kleinen Rauchfäden auf und verblasste. Was war passiert? Hatte sie wirklich Feuer aus ihren Händen geschossen? Ode Rhatte sie sich das nur eingebildet. Etwas oder besser gesagt jemand sagte ihr, dass sie sich das wirklich nicht eingebildet hatte und dass sie es nochmal versuchen sollte. Branca ballte die Hände zu Fäusten. Was hatte sie zuverlieren. Entweder würden die Untoten sie töten, oder das dunkle in ihr. Sie konzentierte sich und als sie die Hände wieder ausstreckte, in Richtung der Untoten, schossen erneut Flammenzungen aus ihren Händen. Machten das gleiche mit den herankommenden Untoten, wie den vorherigen. Und zugleich durchströmte sie ein Gefühl. Ein Gefühl, dass sie noch nie zuvor verspürt hatte. Es fühlte sich berauschend an. So, als würde sie der einzige Mensch auf der Welt sein, der etwas schaffen konnte. Etwas Großes. Oder auch etwas Schlechtes. Ein kleiner Teil in ihr schrie, sie solle damit aufhören und sich von diesem Gefühl nicht mitreissen lassen. Aber das Gefühl war stärker, als die Stimme ihrer Vernunft und sie genoss es, diese Macht zu haben. Genoss es zu töten und wollte weiter machen. Ein freudiges und böses Grinsen zierte ihr Gesicht. Erin sah es und als es keine Untoten mehr gab, die sie bedrohten, legte sie die Hand auf ihre Schulter und drückte zu. „Branca, das reicht. Hör auf!“, sagte sie und wie als hätten ihre Worte eine magische Wirkung, erwachte Branca aus ihrem Rausch aus Macht und Mordslust. Sie hielt sich den Kopf und stöhnte. „Uhh, Fuck ey. Was…was war denn los?“, fragte sie und sah Erin dann ratlos an. Erins Augen waren wir zwei Dolche, die sie durchdrangen und in ihnen sah Branca die schreckliche Wahrheit. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, bitte…sag nicht, dass ich schon wieder…!“, stammelte sie und sank zu Boden. Erin ließ sich neben ihr nieder und legte den Arm um die Schulter. „Doch, aber sehe es so. Du lebst noch…!“, flüsterte sie und Branca sah sie mit Tränen in den Augen an. Sie konnte nicht fassen, dass sie sich wieder von dem Unheimlichen reinlegen ließ. Was würde noch alles geschehen, wenn sie nicht bald lernte, sich unter Kontrolle zu halten? „Was bringt mir das, wenn ich mehr und mehr zu einem Monster werde?“, wimmerte sie und legte das Gesicht in beide Hände. „Ich kann nicht mehr, Erin. Ich kann wirklich nicht mehr!“ Erin zog sie an sich und umarmte sie. Die Mutter Oberin hatten sie völlig vergessen und wenn sie ehrlich sein sollte, war es jetzt nicht so wichtig, sie über das aufzuklären. Sie hatte ja sowieso schon alles gesehen und Erin bezweifelte sehr stark, dass die Mutter Oberin das als einen bösen Traum abtun würde. „Schhhschhh. Jetzt ist es ja vorbei. Ich bin ja da!“, sagte sie und zog Branca auf die Beine. Branca wischte sich die Tränen weg und lächelte dann matt. „Komm lass uns von hier verschwinden!“, sagte sie und wollte mit Branca und der Mutter Oberin hier weg. Doch da hielt sie inne, als sie die weisse Schlange sah. Sie stand genau im Ausgang und grinste sie dämonisch an. Dann drehte sie sich um und rannte davon. Wieder ergriff die Wut Erin und sie schaute kurz zu Branca. „Kommst du alleine klar?“, fragte sie und hoffte, dass sie damit keinen weiteren Fehler macht. Branca nickte und die Mutter Oberin legte ihr die Hände auf die Schultern. „Ich werde mich um sie kümmern!“, sagte sie und Erin nickte. Dann wandte sie sich um und rannte ihr hinterher. Die weisse Schlange hielt im kleinen Innenhof und grinste, als Erin auftauchte. Sie verneigte sich. „Endlich stehen wir uns gegenüber. Wie sehr ich mich auf diesen Moment gefreut habe!“, sagte sie und fletschte die Zähne. Erin stellte sich in Angriffsposition. „In der Tat. Hat ziemlich lange gedauert…Aber jetzt werde ich dich für alles büssen lassen, was du mir angetan hast!“, fauchte Erin und streckte die Finger aus. Ihre Fingernägel wurden zu scharfen Krallen und blitzen im Mondlicht. Die weisse Schlange grinste. „Na dann pass auf, das du dich nicht überschätzt!“, sagte sie und nahm auch eine Angriffsposition ein. Erin knurrte und konzentierte sich dann. Suchte tief in ihrem Inneren nach der Gegenwart von Erik und fühlte, wie er darauf reagierte. Es war ein leises pulsierendes Glühen, das sie erfasste und sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf. „Was gibt es…?“, fragte er murrend, als hätte sie ihn aus einem tiefen Schlaf geweckt. „Erik, ich brauche jetzt deine Hilfe. Ohne werde ich es nicht schaffen!“, sagte sie nur in ihren Gedanken. „Wenn es nichts weiteres ist?“, fragte er gelassen und Erin lächelte. Nie hätte sie gedacht, dass sie freiwillig seine Kräfte und seine Hilfe in Anspruch nehmen würde. „Danke!“, sagte sie und dann spürte sie, wie Eriks Kraft auf sie überging. Erst war es ein Prickeln, dass ihr über die Arme lief und sich auf den Rest ihres Körpers ausbreitete. Dann aber wurde das Prickeln stärker und ließ ihre Nackenhaare aufrechtstehen. Es traf sie wie ein Schlag und sie erzitterte. Die Kraft in ihr nahm zu, schlug hohe Wellen und schien kein Ende zunehmen und als sie auf ihre Finger blickte, schnappte sie nach Luft. Ihre Fingernägel wurden zu tödlichen Fängern und die Veränderung in ihr nahm zu. Die Zähne glichen nun denen eines Wolfes und ihre Gesichtszüge hatten einen animalischen Audruck. Ihre Muskeln verhärteten sich und ihre Augen wurden dunkel. Erins Bewusstsein blieb als einziges übrig und dafür war sie dankbar. Als die Wandlung vorrüber war, erinnerte an ihr nichts mehr an einem Menschen. Nur die Gestalt einer Frau blieb übrig, der Rest glich dem eines Wolfes. Die weisse Schlange lachte schallend auf. „Sieh mal einer an, du kannst dich schon teilweise verwandeln…aber leider noch nicht vollständig!“, höhnte sie und ihre Gesichtszüge wurdem kalt und heimtückisch. Ganz wie die einer Schlange. Erin knurrte und ihre Stimme war grauenvoll verzerrt und klang grollend und dunkel. „Das reicht mir schon, um dich zu besiegen!“ Die weisse Schlange zischelte und schon sprangen sich die beiden Schattenwesen an. Branca lehnte sich zurück und nahm dankend das Glas Wasser entgegen, dass ihr die Mutter Oberin entgegehielt. „Danke!“, sagte sie müde, als sie es ausgetrunken hatte. Die Mutter Oberin nickte nur, und setzte sich neben sie. Sie waren in einem der Zimmer und hatten die tür verschlossen. Ein Kreuz hing über der Tür und Branca bettete, das es reichen würde. „Ich kann immernooch nicht glauben, was geschehen ist. All diese Menschen. Oh, Gott!“, sagte sie und bekreuzigte sich. „Glauben Sie mir. Vor einiger Zeit habe ich auch nicht daran geglaubt, aber jetzt…bin ich mitten drin!“, erwiederte Branca und schaute zum Fenster. Ihre Gedanken entglitten in eine andere Richtung und sie fragte sich, ob Erin es schon geschafft hatte, die weisse Schlange Whitney besiegt hatte. „Aber…wieso gerade hier….das hier ist ein Gotteshaus…hier können Dämonen doch gar nicht reinkommen!“, sagte die Frau und machte eine hilflose Geste mit den Händen. Darauf hatte Branca natürlich keine Antwort. Sie hatte selbst darauf gebaut, dass man in Gotteshäuser sicher vor solchen Kreaturen ist. Wie man sich doch täuschen konnte. Sie zuckte nur die Schultern. „Tja, wie es aussieht, wohl doch!“, sagte sie nur und wischte sich über die Augen. Erst jetz, wo sie hier saßen, in einem Zimmer, auf dem Bett, wurde ihr klar, wie müde sie sich eigentlich fühlte. Ihre Muskeln an Armen und Beinen schienen ihr schwer wie Blei zu sein und ihre Augenlider sanken nieder. Doch dann riss sie sie wieder hoch und ermahnte sich selbst, wach zu bleiben. Immerhin konnte es gut möglich sein, dass es noch nicht vorbei war und dass vielleicht noch immer ein Untoter oder was auch immer ihnen auflauerte. Sie seufzte und schaute um sich. Sah einen Stuhl und ging auf ihm zu. Sie untersuchte ihn und warf ihn um. „Was…was tun Sie da?“, fragte die Mutter Oberin und Branca brach ein Stuhl ab. Das spitze Ende versprach genügend Schutz. „Mir eine Waffe beschaffen!“, sagte sie und setzte sich wieder aufs Bett. „Nützt uns das denn?“, fragte die Mutter und besah das Stück etwas misstraurisch. Branca wog den Kopf hinundher. „Weiss ich nicht. Aber immerhin etwas. Auf keinen Fall will ich wieder…!“ Ihre Stimme brach ab, als sie sich wieder das Bild vor Augen hielt, als sie Feuer aus ihren Händen schoss und dabei ein Hochgefühl von Macht hatte. Es durchlief sie kalt und sie drängte das Bild aus ihrem Gedächtniss. „Sie wissen schon!“, sagte sie. Die Mutter Oberin nickte und Branca wunderte sich nun, dass die alte Frau ihr gegenüber nicht abgeneigt war. In ihren Augen musste sie nun auch ein Dämon sein und es war wirklich seltsam, dass sie ihre Nähe duldete. „Haben Sie eigentlich keine Angst vor mir?“, fragte sie vorsichtig und die Mutter Oberin, wurde kurz blass. Dann aber schüttelte sie den Kopf. „Nein. Sie haben mir das Leben gerettet!“, sagte sie nur und lächelte etwas zaghaft. Branca lächelte auch, aber als sie in die Augen der Frau schaute, konnte sie deutlich in ihnen sehen, dass sie sich dennoch fürchtete. Sie sank etwas tiefer zusammen und schaute nochmals zur Tür. Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte sich, ob sie sie öffnen und mit der Mutter von hier verschwinden sollte. Erin beschäftigte die weisse Schlange und sie hätten damit eine gute Chance zu entkommen. Sie stand auf und ging zu ihr. Legte das Ohr an die Tür und lauschte. Nichts war zu hören. Sie blickte zur Mutter Oberin. Diese sah nur in eine der Zimmerecken und schien plötzlich mit den Gedanken weit wegzusein. „Die arme Frau!“, ging es ihr durch den Kopf. „Es muss schrecklich sein, alle zu verlieren, die ihr wichtig und ihr anvertraut waren!“ Sie wandte sich wieder der Tür, wollte die Frau allein mit ihren Gedanken lassen. Sie konnte so ohnehin nichts für sie tun. Manchmal war es besser, mit seiner Trauer allein zusein. Auch wenn es wehtut. Vorsichtig drehte sie den Schlüssel herum und öffnete die Tür. Das Holz knarrte in ihren Ohren vielzulaut und Branca fluchte leise. Lugte durch den Türspalt, und als sie keinen Untoten auf dem Gang sah, atmete sie erleichtert aus. „Okay. Die Luft ist rein!“, sagte sie leise und öffnete die Tür etwas mehr. Drehte sich dann um. „Mutter Oberin, ich denke, wir können…Ahhh!“ Branca machte einen Satz nachhinten. Taumelte und fiel hart zu Boden. Es war knapp gewesen und wenn sie nicht rechtzeitig, aus gewichen wäre, hätte sich das scharfe Blatt der Axt in ihr Gesicht gegraben. Und nicht in den Türrahmen. Branca rang nach Atem und schaute mit schockgeweiteten Augen zu der Mutter Oberin. Ihr Blick glich der einer Verrückten und in ihren Händen hielt sie die Axt. „Mu-Mutter Oberin…was…was tun Sie da?“, fragte sie keuchend und schaute auf die Axt, die genau über ihrem Kopf in der Luft schwebte. „Sterben…du musst sterben!“, sagte sie nur und wiederholte die Worte immer wieder. Branca begriff erst nicht, aber dann sah sie sich die Mutter Oberin genauer an, und sah was in sie gefahren war. Die Augen waren nicht mehr die, der Mutter Oberin. Nicht mehr klar und wach, sondern benebelt und irgendwie fremd. „Sie ist besessen!“, schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf. Sie wusste nicht, wie sie auf diesen Gedanken gekommen war, aber er war da und ließ sie zu Eis erstarren. „Du musst sterben!“, schrie die Mutter Oberin und ließ die Axt auf sie niedersaussen. Branca wich aus und die Axt grub sich in die Holzdielen. Sekunden vergingen, in denen Brancas Kopf völlig leer war und sie erstmal keinen Gedanken fassen konnte. Aber dann schrie die Stimme in ihrem Kopf, nur Lauf und ein Adrenallinstoss durchfuhr sie. Schnell sprang Branca auf und rannte los. Und die Mutter Oberin hinter ihr her. Die Axt immer wieder nach ihr schlagend und sie kanpp dabei verfehlent. Branca hatte keine Ahnung wohin sie laufen sollte. Für sie sahen alle Gänge und Türen gleich aus. Sie hatte das Gefühl, als würde sie im Kreis laufen. „Verdammt!“, fluchte sie. „Wieso habe ich mir die Gänge nicht genauer gemerkt!“ Ihre Flucht endete schließlich in einer Sackgasse. Aus der es Kein Entkommen gab. Weder eine Tür noch ein Fenster ermöglichten ihr eine Flucht und wieder stiess Branca einen Fluch aus. Hinter sich hörte sie das Schreien der Mutter und wirbelte herum. Sie kam auf sie zu, die Axt hocherhoben und mit einem irrsinnigen Grinsen im Gesicht. „Sterben…sterben musst du!“, flüsterte sie und lachte hysterisch. Branca drückte sich an die Wand und schaute sich nochmals um. Vergebens. Sie saß in der Falle. Erin flog gegen die Steinmauer und merkte, wie der Stein unter ihr nachgab und mit ihr zu Boden ging. Mühsam richtete sie sich auf und schaute zu der weissen Schlange. Sie strotzte immernoch vor Kraft, während ihre eigene langsam schwächer wurde. „Erin, ich kann…ich kann nicht länger meine Kraft auf dich übertragen…ich…!“, hörte sie Erik in ihrem Kopf schwer nach Luft japsen und merkte, wie die Kraft in ihr immer mehr versiegte. „Halte noch etwas durch…ich bitte dich, Erik!“, wimmerte sie und richtete sich auf. Die weisse Schange lachte, als sie das Häufchen Elend sah. „Oh, was hast du denn?“, fragte sie und kaum auf sie zu. „Gehen dir die Kräfte verloren?“ Erin erhob sich und warf der weissen Schlange einen wütenden Blick zu. „Halts Maul!“, keifte sie und richtete sich auf. Doch da schlug ihre Feindin zu und schleuderte sie gegen die nächste Wand und das letzte bisschen an Kraft, was sie noch hatte, verpuffte. Kraftlos sank Erin in sich zusammen und rang nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenem. Verschwommen sah sie, wie die weisse Schlange auf sie zu kommt und sie angrinste. Als sie ihre Hand hob, sah Erin schwach, wie sich ihre Hand zu etwas schwarfem, metallischem verformte. Einem Schwert. Erin versuchte zurückzuweichen. Zum Glück hatte sie noch genügend Kraft um sich zubewegen. Langsam, um ihre noch verbliebende Kraft nicht auch noch zuverlieren, kroch sie nachhinten. Da stiess sie gegen die Mauer. Ihr wurde miteinemmal kalt und sie begann zu zittern. Endstation. „Nein!“, keuchte sie und schaute zu der Mauer hinter sich und dann wieder zu der weissen Schlange, die nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stand. „Hier kommst du nicht mehr raus!“, sagte sie und hob dann ihre Schwerthand, um sie in Erin zu bohren. Erins Gedanken wirbelten wie wild durch ihren Kopf und sie war nicht imstande auch nur einen zufassen. Nur einen und den hatte sie, als sie die Mauer vor ihr sah. Die Mauer war vollständig in Schatten gehüllt und ideal, wenn sie… Erin hatte keine Zeit, um genauer darüber nachzudenken und zwang sich auf ihre Füsse. Sie hatte nur eine Chance und die musste sie nutzen. Mit ihrer letzten Kraft rannte sie auf die Mauer zu und hoffte inständig, dass ihr Wunsch, in diesen Schatten zutauchen gross genug war. Denn ansonsten würde sie gleich mit dem Kopf gegen die Mauer prallen. Sie machte einen Hechtsprung und schloss die Augen. Das nächste, was sie wahrnahm, war ein Platschen. So als würde sie in Wasser eintauchen. Und fühlte, wie der Schatten sie umgab, wie eine schützende Aura. Branca rollte sich zur Seite und entging dem Schlag. Die Mutter Oberin schrie wütend auf und schlug wieder zu. Verfehlte Branca erneut und ehe sie wusste, was sie wirklich tat, ergriff Branca den Stiehl der Axt und entriss ihn ihr. Die Mutter Oberin sah sie kurz erschrocken an, aber dann kehrte der alte Hass in ihren Augen wieder und sie stürzte sich nun mit blossen Händen auf sie. Es geschah alles vielzuschnell, als das sie genauer mitbekam, was eigentlich passierte. Eine dunkle Welle von etwas, was sie nicht ganz definieren konnte, erfasste sie und steuerte sie. Ließ ihre Hände vor sich ausstreckten und als Branca endlich begriff, was das war, explodierte schon ein Feuerball in ihren Händen und umschloss die Mutter. Sie schrie auf, als das Feuer sie erfasste und sie verbrannte. Als von der Mutter nichts mehr übrigblieb, als ein verkohltes Skellet und Branca sank kraftlos zu Boden. Stützte sich mit den Armen ab und rang nach Luft. Sie blickte zu den Überresten der Mutter Oberin und wusste, was/ wer sie da gelenkt hat. Die Krähe und diesesmal hatte sie nicht das Gefühl der Macht erfüllt. Sondern nur der Wunsch zu überleben. Es war erschreckend und doch war sie froh. Ohne diese Steuerung der Krähe, wäre sie jetzt tot. Erschöpft lehnte sie sich zurück und legte den Kopf. Machte die Augen zu und versuchte die Ereignisse von vorhin zuverarbeiten. Aber dafür hatte sie keine Zeit. Ein Schrei ließ sie auffahren und sie sprang auf die Füsse. Ihr Blick ging hastig in alle Richtung und als ein weiterer Schrei erklang, wusste sie, dass das kein Schrei aus dem Mund eines Menschen, sondern ein Schrei aus den Gedanken. Und sie wusste, wer diesen Schrei ausgestossen hatte. „Erin!“, keuchte sie und rannte in die Richtung, aus der sie den Schrei zuhören geglaubt hatte. Es war, als würde sie schwimmen. Überall um sie herum war Dunkelheit und sie fühlte sich schwerelos. Ihre Gedanken und ihr Körper waren noch da. Auch die Empfindungen, die sie erfassten, als sie in der Dunkelheit umherschwebte. Verwirrung, aber auch Erleichterung. Ihr war es in allerletzten Minute gelungen, der weissen Schlange zu entkommen. Zumindest solange, bis sie sich einen Plan ausgedacht hatte, um sie zubesiegen, oder für einen kurzen Moment entgegenzukommen. Und während sie darüber nachdachte, ließ sie sich weiterhin von dem Schatten schützen und wurde immer mehr eins mit ihm. Es war unglaublich. Als sie das erste Mal eins mit dem Schatten wurde, hatte sie keine Zeit, sich damit auseinander zusetzen. Aber jetzt, wo sie nun etwas länger im Schatten war, konnte sie es spüren. Sie sah die weisse Schlange vor sich und fing an sich im Schatten zubewegen. Kroch förmlich durch die Finsterniss, die sie schütze und war stets darauf bedacht, den Schutz des Schattens nicht zuverlassen und den Wunsch nicht aus diesem zutreten zu haben. Die weisse Schlange grinste, als Erin im Schatten verschwand und schloss ihr Auge. Hob dann beide Hände und ließ die andere wieder zu einer nomarlen Hand werden. Drehte um sich herum und zeigte mit den Zeige-und Mittelfinger in die jeweiligen Richtungen. „Warm…wärmer…heiss!“, zischte sie und ein Blitzstrahl schoss aus den Fingern ihrer rechten Hand. Zischten auf den Schatten zu und als diese hineintauchten, gellte ein schmerzlicher Schrei auf. Erin sah etwas Grelles durch die Dunkelheit auf sich zuzischen und schrie im nächsten Moment auf, als der Blitz sie traf. Sie glaubte bei lebendigem Leibe verbrannt zuwerden und wurde im nächsten Moment brutal aus dem Schutz des Schattens gerissen. Mit einem dumpfen Aufschlag fiel sie zu Boden und krümmte sich. Noch immer durchfuhren sie Stromstösse und jagten quallvoll durch ihren Körper. Sie schrie auf, als diese ihr Herz erreichten und es fast zum platzen brachten. Mit einem grausames Lachen schlenderte ihre Gegnerin auf sie zu und versetzte ihr einen Tritt ins Gesicht. „Zugegeben…es hat mich wirklich gewundert, dass du soviel von der dunklen Seite in dir beherrschen kannst, aber um mir eins auszuwischen, braucht es etwas mehr!“, sagte sie und streckte wieder den Zeige-und Mittelfinger aus. Ein weiterer Blitz schoss aus diesen und durchjagte Erins Körper. Erin schrie auf und blieb dann, mit schmerzverzerrtem Gesicht zitternt liegen. Kleine weissblaue Blitze entkamen aus ihrem Körper und liefen über sie. Sorgten für ein schmerzhaftes Kribbeln und Erin drohte ohnmöchtig zu werden. In ihrerm Innerern suchte sie nach Eriks Nähe, spürte jedoch nichts und sie befürchtete, dass er schon längst tot war. Aber dann rief sie sich in Gedanken, dass auch sie tot wäre. Nein, er war nicht tot. Nur geschwächt, sowieso. Doch was nützte dies, wenn sie sowieso ihr Leben verlieren würde. Erin sparte es sich, hochzuschauen. Sondern schloss die Augen und wartete darauf, dass die weiss Schlange ihr Werk volbrachte. Sie hörte sie noch lachen. „Schade eigentlich. Ich dachte, du hättest mehr auf dem Kasten. Aber was hat man schon zu erwarten, von einer Anfängerin!“ Alles in ihr schrie danach, aufzustehen und weiterzukämpfen. Mit welcher Kraft aber. Sie hatte keine mehr. Und auch Erik nicht. Zum ersten Mal hatte sie keine Kraft mehr zum kämpfen und es war ein Scheissgefühl so schutzlos zu sein. „Immerhin bin ich dir oft genug, von der Klinge gesprungen!“, sagte sie und ihre Stimme war kaum, als ein Krächzen. Die weisse Schlange schnalzte mit der Zunge. „Ja, aber am Ende kriege ich dich dennoch. Willst du denn nicht wissen, wie ich heisse?“ „Was macht das denn schon für einen Unterschied?“ „Keinen. Aber ich finde du solltest meine anderen Namen kennen, als nur den der weissen Schlange. Damit alle in der Hölle wissen, wer dich besiegt hat, Erin!“ Erin brachte nichts anderes über die Lippen als ein wütendes Knurren. Wenn es etwas gab, was sie hasste, dann Dämonen, die noch eins draufsetzten mussten und meinten, ihre Opfer noch zu tode zuquatschen. Anstatt ihnen gleich den Rest zu geben. „Als ob die das interessiert!“, fauchte sie. „Und wie das interessiert. Die große Wölfin, Erin, besiegt von der weissen Schlange, Whitney!“, kündigte sie an und wenn Erin gekonnt hätte, hätte sie gelacht. Whitney! Der Name passte ja wirklich gut zu ihr. „Ach, gab es keine andere Menschen, in die du kehrenkonntest. Menschen mit besseren Namen!“, spottete sie und kassierte dafür einen harten Tritt in die Seite. „Schnauze!“, fauchte sie. „Und krepier!“ Wieder wurde ihre Hand zu einem Schwert und diesesmal schien es für Erin nun wirklich kein Entkommen mehr zu geben. Mit einem euphorischen Ausdruck hob sie die Schwerthand und ließ sie auf sie niedersaussen. Da züngelten plötzlich Flammen auf und die weisse Schlange schrie auf, als diese einen Kreis um sie zogen. „Ahhh…wer…!“, kreischte sie und schaute zum Eingang. In dem Sstand Branca und hatte die Hand ausgestreckt. Kleine Flammen tanzten noch auf der Handfläche und erloschen dann. „Du!“, keifte sie und fletschte die Zähne. Branca sagte nichts, sondern sah sie nur an und kurz sah die weisse Schlange einen wütenden Ausdruck in den Augen der jungen Frau. Als sie in den Hof kam und sah, dass Whitney Erin mit dem Schwert, das Mal ihre Hand gewesen war, töten wollte. Panik wallte in ihr auf, als sie sah, dass Erin sich nicht rührte und wenn sie nichts unternahm, würde Erin sterben. Das musste sie verhindern. Unbedingt. Wieder streckte sie die Hände aus, versuchte die Kraft in sich wieder aufzuerwecken und sekundenspäter schossen Flammen hervor. Jedoch nicht aus ihren Händen, sondern aus dem Boden. Zogen um die weisse Schlange einen Ring und schlossen sie ein. Die weisse Schlange schrie wütend auf und wirbelte herum, sahe sie mit einem wildenwütenden Blick an und Branca versuchte die Flammen höher züngeln zu lassen. Dies gelang ihr auch. Allerdings nur für einige Minuten. Als die Flammen wieder erloschen und somit keine Gefahr mehr für Whitney waren, fauchte sie und wollte sich schon auf sie stürzen. Aber da blieb sie stehen, wie als wenn sie gegen eine Wand gelaufen wäre und ihre Augen weiteten sich. Schweigen herrschte einen Moment und Branca fragte sich, was Whitney zum stehen gebracht hatte. Doch als sie den schwarzen Fleck auf ihren Bauch sah, der sich rasend schnell ausbreitete, begriff sie. Sie wollte schon einen Schritt nachvorne machen, hielt aber inne, als sich die weisse Schlange umdrehte und den Blick auf einen Dolch freigab, der in ihrem Rücken steckte. Der Griff des Dolches schimmerte Silbern und machte der weissen Schlange wohl ziemlich zuschaffen. Ihr Blick wanderte weiter zu Erin und als sie sie sah, aufgErikhtet und mit ausgestreckter Hand, verstand sie, woher er Dolch kam. Und sie dachte sie müsste nun sie retten. Wie schnell man sich doch täuschte. Branca atmete erleichtert aus. Die weisse Schlange Whitney fauchte, griff hinter sich und zog mit einem schmerzhaften Zischen den Dolch aus ihrem Rücken. Angewidert warf sie ihn zu Boden und drehte sich zu Erin. Verachtung spiegelte sich in ihren Augen und sie wollte sich auf sie werfen. Doch die Wunde, die der Dolch in ihrem Rücken hinterlassen hatte, ließ sie zusammenfahren und Schreien. Sie hielt sich den Rücken und warf Erin erneut einen durchdringenden Blick an. Erin erwiederte diesen, legte genauso viel Hass darin und hoffte, dass das reichen würde. Mit einem Fauchen ging die weisse Schlange zurück. Für Erin ein klares Zeichen, dass sie diesen Kampf beenden wollte. Zum Glück. Denn ein weiteres Mal, würde es ihr nicht gelingen, der weissen Schlange zuvor zu kommen. Das eine Auge der weissen Schlange fing an gelblich zu leuchten und blaue Blitze fingen an um sie zutanzen. Erins Nackenhaare stellten sich auf und ein Lufthauch streifte sie im Nacken. Über sich hörte sie ein Grollen und schaute nach oben. Es verschlug ihr die Sprache. Dunkle Wolken türmten sich auf und bildeten eine wahre Gewitterfront. Blitze schossen hervor und sie duckte sich, in Erwartung, dass die Blitze sie treffen würde. Aber anstatt sie, trafen sie die weisse Schlange und tanzten um sie herum. Umgaben sie wie einen Schutzschild. Konnte es sein, dass sie es dennoch nocheinmal versuchte, wie anzugreifen. Nein! Denn die Blitze um sie herum hüllten sie weiterhin ein und schwach sah man, wie sie sich aufzulösen begann. Sie wusste, was das zubedeuten hatte. Die weisse Schlange ergriff die Flucht. Mühsam und mit aller Aufbietung ihrer Kraft, richtete sie sich auf und stützte sich an der Mauer ab. „Was gehst du schon?“, fragte keuchend und mit Augen, die dunkel voller Hass waren. Whitney rümpfte die Nase und zeigte Erin nocheinmal die Zähne. „Bilde dir ja nicht ein, dass du gewonnen hast. Diesesmal hattest du Glück. Aber das nächste Mal, wirst du mir nicht soleicht entkommen. Verlass dich darauf!“, keifte sie. Die Blitze wurden stärker um sie herum. Bis sie sich zu einer Säule aus gleisendhellem Licht zusammentaten und dann gen Himmel hinauffuhren. Mit einem Donnern und Tosen verschwand die Säule in den dunklen Wolken, die sich auftaten und den vollen Mond freigaben. Branca schaute zum Himmel hoch und konnte sich erstmal nicht rühren. In den ganzen Minuten war einfach zuviel geschehen, als das sie es begreifen konnte. Mit zögerlichen Blicken ging sie dann zu Erin und stützte sie. In ihrem Armen fühlte Erin sich so leicht und leer war, wie eine Puppe und Branca fürchtete schon, dass Erin sogut wie tot war. „Erin!“, flüsterte sie. „Was…geht es wieder?“ Erin hob den Kopf und lächelte schwach. „Ich fühl mich wie vom Blitz getroffen. Aber ansonsten geht es mir gut!“, flüsterte sie und Branca musste ein Lachen unterdrücken. Dass sah ihr ähnlich. Auch wenn sie selbst knapp dem Tode entronnen war, hatte sie immer einen Spruch auf den Lippen. „Komm,…gehen wir rein. Du musst dich ausruhen!“, sagte sie. Erin nickte. Sich auszuruhen klang wirklich verlockend. Da sie sich zumal immer schwächer fühlte. Dabei hatte sie nicht gedacht, dass sie es noch schaffen würde, die weisse Schlange nocheinmal anzugreifen. Doch als sie für einige Minuten auf dem Boden lag, war etwas von ihrer Kraft zurückgekehrt. Es war seltsam. Und sie fragte sich wieso. Aber darüber konnte sie noch später nachdenken. Nachdem sie sich ausgeruht hatte. Taumelnd und von Branca gestützt, ging sie zu dem Eingang und kaum dass sie über die Schwelle trat, wurde ihr schwarz vor Augen. Kapitel 13: Abschied! --------------------- Sanftes Sonnenlicht strahlte auf ihr Gesicht und wärmte es. Etwas berührte sie sanft an der Wange und Erin dachte zuerst, es sei der Wind. Doch als sich weiche Lippen auf ihre Wange drückten, öffnete sie etwas die Augen. Erst verschwommen, dann aber immer deutlicher wurde ihre Sicht und sie sah das Gesicht eines Mannes über sich. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf dessen Gesicht und sie erkannte ihn. „Chris?!“, flüsterte sie und wollte sich aufsetzen. Chris aber legte seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie sanft zurück aufs Bett. „Nicht. Blieib liegen. Du hast ganz schön was mitgemacht. Branca dachte, du würdest diese Nacht gar nicht mehr überstehen!“, sagte er und setzte sich auf die Bettkante. Erin sah ihn nur an und ihr Kopf war erstmal leer. Es dauerte eine Weile, bis sie sich die Ereignisse der letzten Nacht wieder ins Gedächtniss rief und wusste, was er damit meinte. Für einen Moment dachte sie auch, dass sie gestern Nacht sterben würde. Viel hätte nicht gefehlt und es ließ sie nun erschauern, wie knapp es war. Doch das war nicht der einzige Grund. Sie hatte sich freiwillig mit den dunklen Mächten eingelassen und Erik um einen kleinen Teil seiner Kraft gebeten. Es schüttelte sie ein weiteres Mal, als sie sich an den Ablauf und an das Gefühl der Veränderung, erinnerte. Die Empfindungen und Eindrücke, waren wie Wellen auf sie niedergegangen und jetzt, wo sie genauer darüber nachdachte, fragte sie sich, was noch alles geschehen wäre, wenn sie sich vollkommen damit verbunden hätte. Wenn sie mehr Erfahrung damit gehabt hätte. Ob sie dann genauso mächtig gewesen wäre, wie die weisse Schlange? Sie hatte ja gesagt, dass sie eine Anfängerin sei! Und die Möglichkeit, nun stärker zuwerden, wie ihre Feindin, schien ihr sehr verlockend zusein. Doch was für einen Preis hatte es und was müsste sie dafür einbüssen. Etwa das letzte bisschen an Menschlichkeit, was sie noch hatte. Wenn ja, dann verzichtete sie freiwillig darauf. Es gibt sicher noch andere Möglichkeiten, um dieses Biest loszuwerden. Da fiel ihr wieder ein, wie sie wieder zu Kraft kam und grübelte. Eigentlich war nichts Außergewöhnliches passiert. Sie lag da, auf dem grasigen Boden und hatte hoch zum Himmel geschaut. Sah wie wolkenlos er war und den Mond, der auf sie niederschien. Plötzlich durchfuhr es sie. Der Mond. Ein seltsamer aber auch unheimlicher Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Was wenn der Mond ihr die nötige Kraft gegeben hatte? Logisch wäre es. Wenn sie Daroga richtig verstanden hatte und dass hatte sie mehr als ihr lieb, dann war sie der Wolf und in einigen Legenden, besonders in denen, wo Werwölfe vorkamen, war der Mond stets die Quelle ihrer Kraft. Und war sie nicht so etwas, wie ein Werwolf. Nahm sie nicht immer animalische Züge an, wenn der Hass sie heimsuchte. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie sich darüber genauere Gedanken machte. „Erin…was hast du?“, fragte Chris und riss sie aus ihren Grübeleien. „Wie…was?“, kam sie ihm entgegen und schaute ihn etwas verwirrt an. Chris runzelte die Stirn. Nie hatte er sie noch nachdenklich gesehen. Und wenn dann… Er streckte die Hand aus und strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. „Alles okay bei dir?“ Nein, hätte sie gerne gesagt. Verkroch sich aber tiefer in der Bettdecke. Rollte sich zusammen. „Ich denke schon!“, murmelte sie. Wandte den Blick ab. Ihr war momentan nicht wohl zumute und sie wollte nicht, dass er sah, wie sehr die letzte Nacht sie mitnahm und ihm damit noch mehr Sorgen machen. Chris sah sie einen Moment an. „Nachdem was Branca mir erzählt hatte, was letzte Nacht passiert war, dachte ich, es hätte dich erwischt!“, bemerkte er und Erin rollte sich noch enger zusammen. „Viel hätte auch nicht gefehlt!“, flüsterte sie und schaute dann zu ihm. „Wie geht es ihr überhaupt…Ist sie wohlauf?“ „Ja, sie liegt im Zimmer nebenan!“, erklärte er. „Schläft tief und fest. Sie muss genauso erschöpft sein!“ „Kann ich gut glauben. Was machst du überhaupt hier?“, fragte sie und setzte sich dann auf. Chris machte einen Schmollmund. „Wieso… soll ich wieder gehen?“ „Nein, Quatsch. Du weißt, wie ich das meine. Wie bist du hierher gekommen?“ „Branca hat mich angrufen. Gleich nachdem ihr anscheinend die weisse Schlange besiegt hat!“, erklärte er und Erin lächelte. „Sie scheint ja wirklich Sorgen um mich gemacht zuhaben!“, flüsterte sie. „Das liegt sicher daran, dass sie dich gern hat!“, sagte er, strich behutsam über ihre Schulter. Erin lächelte etwas mehr. Dass sie sie gern hatte, wusste sie. In einigen Momenten, in denen sie Ruhe hatten, waren sie sich sehr nahe gewesen. So wie Schwestern und sie hatte den Eindruck, dass das Erlebte sie nun enger zusammengeschweisst hatte. Ein wirklich schönes Gefühl. Noch eine Weile blieb sie liegen, dann aber stand sie auf. „Ich möchte zu ihr. Sehen wie es ihr geht!“, sagte sie und Chris begleitete sie. Branca saß auf dem Bett und schaute aus dem Fenster. Nachdem sie erwacht war, musste sie bemerken, dass es ziemlich still war. Totenstill und ihr wurde kalt. Jetzt wo sie genauer darüber nachdachte, vermisste sie die Gesänge und Gebete der Nonnen, die einst hier gelebt hatten und das Gebäude mit ihrer Anwesenheit mit Leben erfüllten. Aber nun waren sie alle tot. Manipuliert von der weissen Schlange und hingErikhtet von ihr. Schnell sagte sie sich, dass es sein musste. Dass sie keine andere Wahl hatte. Denn ansonsten wären sie alle tot. Aber wieso fühlte sie sich dennoch so schlecht. Branca begrub das Gesicht in den Händen und wollte gar nicht mehr daran denken. Da klopfte es an der Tür und sie schaute erschrocken auf. Erin stand im Rahmen und sah sie etwas besorg an. „Na, geht’s wieder?“, fragte sie und setzte sich zu ihr. Chris war ihr gefolgt, blieb aber in der Tür stehen und sah zu den beiden jungen Frauen. Ihm war klar, dass sie nun für sich allein sein wollten. Aber Erin nochmal allein lassen, das konnte er nicht. Also blieb er einfach dastehen und schaute ihnen zu. „Denke schon…was ist mit dir?“, fragte Branca und Erin winkte ab. „Ach, halbsowild. Hatte schon schlimmeres erlebt!“, erklärte sie und Chris musste leise lachen. Branca ebenso. „Ach wirklich?“ Erin nickte. „Ja, aber was ist mit der Mutter Oberin…ich habe sie nicht mehr gesehen. Konnte sie fliehen?“ Sofort machte sich ein niedergeschlagener Ausdruck in ihrem Gesicht bemerkbar und Erin ahnte schon, was das zubedeuten hatte. „Ist sie…?“ Branca nickte. „Ja, sie ist tot. Sie griff mich mit einer Axt an. Sie war besessen. Ich habes es deutlich gesehen. Ihre Augen waren wie die einer Schlafwandlerin. Glasig und matt!“, flüsterte sie und die Erinnerung holte sie ein, wie ein heranrassender Güterzug. Erins Gesicht wurde weiss, wie Kalk. „Aber wie konnte das möglich sein!“, schalt es durch ihren Kopf. Sie wusste, dass nur Withney dafür verantwortlich war. Aber wie hatte sie das machen können Während dem Kampf war ihr nicht einmal der Verdacht gekommen, dass sie noch anderweitig ihre Gedanken hatte. Es gab nur eine Erklärung. Sie musste mächtiger sein, als Erin es bisher angenommen hatte. Eine eisigkalte Klaue packte sie im Genick und ließ sie erschauern. Ihre Hoffnung, doch noch einmal der weissen Schlange irgendwie ebenbürtig zusein, erschien ihr nun doch in weite, ungreifbare Ferne zu rücken. „Ich habe sie verbrannt…es ist einfach geschehen. Wie bei den anderen!“, gab Branca noch zu und ließ die Schultern sinken. Erin strich ihr über die Hände, die Branca verkrampft in ihrem Schoss hielt, versuchte so, sie etwas zutrösten. „Du hast das einzig richtige getan. Es ging nicht ander. Sie…sie waren keine Menschen mehr!“, flüsterte sie und kam sich dabei vor, als würde sie gegen ihre eigenen Vorsätze verstossen. Immer hatte sie versucht Menschen zuretten und war gescheitert. Hatte sich deswegen Vorwürfe gemacht. Sich gesagt, dass das mal menschliche Wesen waren. Mit einer Seele und einem Herzen. Und immer wieder den Gedanken von sich ferngehalten, dass diese nun keiner mehr waren. Sondern Marionetten des bösen. Getrieben von ihrer Gier. Aber das hier waren Nonnen. Es gab nichts, wonach sie gierten. Gerade bei ihnen müsste Erins Mitleid, für diese armen Kreatuten weitausgrößer sein, als bei denen, die sich mit dem Bösen aus freien Stücken verbündeten. Wieso also sprach sie dann so, als wären es wie jene derer, die sie fast tag täglich vom Bösen befreite? Darauf wusste sie sich keine Antwort zugeben und das frustierte sie. Wie sehr sie doch ihren Job hasste. „Vielleicht wäre es doch anders gegangen!“, flüsterte Branca deprimiert. Erin legte ihr wiesoft, wenn sie am Boden zerstört war, den Arm um die Schulter und zog sie an sich. „Nein. Glaub mir. Ich bin schon ziemlich lange in diesem Geschäft!“ „Und du bist sicher, dass du nicht mitwillst?“, fragte Erin ihren Freund, als sie das Kloster verliessen. Chris nickte. „Ja, nachdem die Dörfler daunten gesehen haben, dass wir verkehren, wäre es besser, wenn wir uns hier trennen!“, erklärte er und Erin schien das die einzige Möglickheit zu sein. Auch wenn es ihr nicht gefiel, musste sie ihm dabei recht geben. Die schwarze Bestie wurde sowieso wieder gesucht und sie auch, da sie angeblich Menschenleben auf dem Gewissen hatte. Eine Tatasache, die sich leider nicht verleugnen ließ. Dennoch wäre sie gern mit ihm zurück nach Rom gegangen. Zumindest solange, bis sein Chef wieder nach ihm ruft. Doch sie brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen, dass alles liebreden und betteln nicht bringen würde. Er konnte genauso wie sie sturr sein. Sie seufzte gespielt gekränkt. „Okay, hast ja Recht. Aber wehe du gehst mir während deiner Rückkehr fremd!“, sagte sie und hob mahnend den Finger. Chris lachte herzhaft. „Als ob ich das jemand könnte!“, sagte er und umarmte sie dann. Drückte sie fest an sich. Kurz blieben sie so, schauten sich dann tief in die agen und küssten sich. Branca musste grinsen und sich einen passenden Spurch dazuverkneifen. Wandte sich dann um und sah zu, wie der Wind durch die Wipfel spielte. Es hatte etwas Friedliches und ihr erschien die letzte Nacht, wie ein böser Traum. Eine wrklich schöne Vorstellung. Als sich Erin und Chris wieder lösten, lächelten sie sich an. Sagten nichts, wollten diesen Moment nicht mit Worten runieren. Doch Chris lag etwas auf der Seele und er musste es einfach loswerden. „Erin hör mal…!“, fing er an und Erin legte ihm den Finger auf die Lippen. „Nicht Chris. Sag jetzt bitte nichts!“, bat sie ihn und klang traurig. Sie wollte nichts anderes als in seinen Armen zusein und seine Nähe geniessen. Denn dies konnte sie nur selten und wenn, dann waren diese Momente ziemlich kurz. Aber nun wollte sie das ändern und ihren Abschied mit Reden vergeuden. Chris jedoch musste es loswerden. Es war wichtig. „Doch, Erin. Ich will…muss das loswerden!“, sagte er und ergriff ihre Hände und sah sie eindringlich an. „Erin…ich…ich wollte dich bei unserem letzten Treffen so bedrängen. Ich meine…ich würde es natürlich schön finden, dass du bei mir bist. Aber ich…ich will dich auch nicht drängen. Was ich damit sagen will, ist…das ich auf dich warten werde. Egal wie lange es dauert…Ich möchte, dass du das weißt!“, sagte er und Erins Herz machte einen Sprung. „Chris!“, kam es nur von ihr. Und mehr nicht, da er sie wieder küsste und Erin nicht anders konnte, als zu weinen. Immer wieder hatte sie sich gefragt, ob er sie vermisste oder schon längst vergessen hatte. Sie überhaupt noch wollte und auf sie warten würde. Nun hatte sie Antwort und es war, als ihr Herz verkraften konnte. Tränen der Freude und des Glückes flossen ihre Wangen hinab und sie lächelte. „Chris…mein Chris…!“, dachte sie und als sie sich lösten, liefen ihr immernoch die Tränen. Chris wichte sie sanft weg. „Ich liebe dich, Erin!“, flüsterte er. „Ich liebe dich auch…Chris!“, erwiederte sie. Dann löste er die Umarmung und Erin fühlte einen kurzen aber schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. Von ihm getrennt zu sein, war schlimmer, als alle Kämpfe und Alpträume zusammen. „Es wäre wohl besser, wenn wir es jetzt beenden, ehe ich meien Entscheidung noch bereue!“, sagte er und Erin nickte nur. Chris lächelt nocheinma, dann deutete er auf seine linke Wange. „Tu mir einen Gefallen und schlag nicht zufest zu!“, bat er sie und Erin, die verstand, was er damit meinte, machte ein langes Gesicht. „Es sollte schon überzeugend sein…Sorry!“, erklärte sie und ehe Chris darauf etwas erwiedern konnte, spürte er schon, wie sie zuschlug. Als der junge Mann zu Boden ging, kniete sich Erin neben ihn hin und küsste ihn flüchtig aber sanft auf die Stirn. „Nochmals Sorry. Mein Liebling!“, entschuldigte sie sich leise und ging. Fünfundreissig „Sie haben was…?“, kam es von Chriss Vorgesetzten und schaute ihn ungläubig an. Chris hielt sich einen Eisbeutel an seine Wange. Ihm tat sie immernoch weh. Trotz das gut fünf Wochen vergangen waren. „Erin, wieso musstest du gleich so fest zuschlagen?“, fragte er sich zu wiederholten Mal. Als er wieder zusich kam, war sie weg und hatte das Gefühl, als hätte ihn ein Gaul getreten. Zu allem Überfluss, hatte Erins Schlag ihm einen Backenzahn gekostet. Wenn er das gewusst hätte, dann… „Sagte ich doch schon. Sie ist mir entwicht. Hat mich einfach K.O geschlagen. Sehn Sie doch!“, erklärte er zu zigten Mal und zeigte auf seine geschwollene Wange. Ein prächtiger grünblauer Fleck zierte diese und Chris musste der Versuchung wiederstehen, mit der Zunge seine restlichen Backenzähne zu berühren. „Aber wie…wie konnte das passieren. Sie haben Sie doch genaustnes beobachtet und dann verfolgt, oder etwa nicht?“, fragte der Chef wieder und sein Gesicht glich dem einer Tomate. „Ja, sicher doch. Aber Sie wissen doch, was für ein schlaues Biest sie ist!“, verteidigte er sich und betonte das Wort Biest seh genau. In Punkto zuschlagen war sie das wirklich und er bereute es, dass er nicht einfach K.O-Tropfen genommen hätte. Denn dann hätte er zwar Kopfschmerzen gehabt, aber seine Wange würde nicht auf das doppelte angeschwollen und nicht mit diesem blauen Fleck bedeckt sein. „Bah, diese Entschuldigungen kann ich bald nicht mehr hören…Monsieur Adea. Sie sind ohne Frage der beste meiner Mitarbeiter, aber Ihre Erfolge lassen allmälich zu wünschen übrig. Strengen Sie sich gefälligst mehr an, wenn Sie Ihre Stelle behalten wollen!“, kündigte er an und sah Chris mit einem herablassenden Blick an. Chris konnte sich denken, worauf er hinaus will. Schon vor zwei Jahren, als er Erin deckte, wollte sein Vorgesetzter ihm am liebsten selbst einbuchten. Wegen Verdeckung einer Straftat und Beihilfe zum Mord. Aber das konnte man ihm natürlich nicht anhängen. Zu Chris Glück. Trotzdem sah man ihn nun mit äußerst misstraurischen Blicken an und als er sich freiwillig für den Auftrag in Irland meldete und nun mit leeren Händen zurückkam, war das Misstrauen noch umso größer geworden. Unter anderen Umständen hätte er das verstanden, aber hier ging es um eine Unschuldige. Natürlich hatte sie andere Menschenleben auf dem Gewissen, aber wenn man diese Dinge sah, die er gesehen hatte und auch gesehen hatte, wer sich hinter dem Decknamen der schwarzen Bestie verbarg, musste man einsehen, dass es sich alles, als um eine eiskalte Mörderin handelte. Doch wie sollten es diese Idioten begreifen. Gar nicht! Nicht mal wenn ein leibhaftiger Dämon vor ihnen stand, würden sie es verstehen. Sondern es als Eindbilung, oder noch besser als eine Holographie abtun. Nein, bei diesen nichtweisichtigen Menschen war längst Hoffnugn und Malz verloren. Chris seufzte und stand auf. „Wenn das so ist und Sie mir gleich indirekt drohen, glaube ich, wäre es das Beste, wenn ich Ihnen diesen ganzen Papierstress erspare und meine Entlassung sofort beantrage!“, sagte er einfach schlicht und sah, wie sich die Augen seines Vorgesetzten weiteten. „Bitte?“, kam es nur aus ihm heraus und Chris befürchtete schon, dass der Gute einen Hörfehler hatte. „Ich reiche hiermit meine Entlassung ein. Haben Sie damit ein Problem?“, fragte er und musste innerlich grinsen. Sein Vorgesetzter hatte wohl niemals gedacht, dass er seine Entlassung von selbst veranlassen würde. Das freute ihn. Freute ihn sehr sogar. Sein Vorgesetzter schüttelte den Kopf. „Nein, aber…!“ „Nichts aber. Ich werde sofort meine Papiere holen und mich versetzen lassen!“, sagte er kalt und wandte sich um, um zu gehen. „Versetzen lassen…Wohin denn?“, fragte der Mann hinter dem Schreitbtisch und Chris blieb stehen. Drehte sich langsam und mit vor schalkblitzenden Augen um. „Nach Rom. Da wollte ich schon immer mal hin!“, sagte er und winkte dem blassen Mann zu. „Au Revoir!“ Dann schloss er die Tür hinter sich und ließ einen völlig erschütterten Polizeipräsidenten zurück. Ein lauer Wind wehte über die Themse und ließ die Haare wild tanzen. Tief atmete Branca den Duft des Londoner Flusses ein und ingorierte den süßlich, widerlich riechenden Geruch von Kloake, der sich in diesem vermischt hatte. Nie hätte sie gedacht, froh darüber zusein, wieder hier nach London zurückzukehren. Aber die Stimme in ihrem Herzen sagte ihr, dass sie noch ein Versprechen einlösen müsse und dieses wollte sie unbedingt tun. Erin stand etwas abseits von ihr. Gelehnt an der schwarzen Limousine. Dass Branca wieder nach London wollte, behagte ihr ehrlich gesagt nicht. Denn hier hatte dieser ganze Horror erst richtig angefangen und dass sie nun wieder hier, an dem Ursprung allen Übels zurückgekehrt waren, sorgte in ihrem Bauch für ein gemischtes Gefühl. Aber Branca hatte sie förnlich angefleht nach London zugehen. „Ich habe Will versprochen, ihn zubesuchen und dieses Versprechen will ich auch halten!“, hatte sie gesagt und Erin damit ins Gewissen geredet. Widerstrebend waren sie in den nächsten Flieger gestiegen und nach Englanf geflogen. Am Flughafen holte sie Daroga ab und fuhr mit ihnen nach London. Als Erin ihn fragte, wie er es geschafft hatte, dass sie während des Fluges nicht verhaftet wurden, grinste er nur und rieb die Fingerkuppen aneinander. Ein Zeichen für Geld. „Sagen Sie nicht, Sie haben die Leute da bestochen?“, fragte sie ihn und sah ihn tadelnt an. Daroga lachte. „Und was wenn doch?“ „Dann sind Sie nicht nur ein Schutzengel, sondern auch ein Genie!“, meinte sie und musste selbst lachen. Nun standen sie hier und sahen, wie die Nacht hereingebrochen war. Branca schien sich sichtlich wohlzufühlen. Eigentlich seltsam, wenn man bedenkt, dass London eigentlich etwas Dunkles in ich erst hervorgebracht hatte. Aber anscheinend vergass sie das vollkommen, als sie den Big Ben, den Beckingham Palace und die Tower Bridge sah. Irgendwie schon etwas beneidenswert Aber da blieb immernoch eine Frage und die musste Erin ihr stellen. „Und, was jetzt. Willst du mit mir nach Rom gehen und weiterhin versuchen, den Unheimlichen in dir unter Kontrolle zu bringen, oder willst du es allein versuchen?“, fragte sie und stiess sich von der Limo ab. Branca wandte sich von dem Ausblick auf die Themse ab und schien erstmal selbst darüber nachzudenken. Aber dann schüttelte sie den Kopf und sprühte vor selbstsicherheit. „ich denke, ich werde schon allein klarkommen. Als ich in Gefahr war, da…da habe ich zwar dieses unbändige Gefühl von Macht gespürt und wollte mehr davon, aber ich konnte mich auch wieder zusammen reissen. Du hast es selbst gesehen. Ich bin zumir gekommen und wenn ich weiterhin versuche, von diesem Ding in mir mir nicht länger bestimmt zu werden, dann…dann werde ich es sicher auch packen. So wie du…!“, sagte sie und lächelte etwas zaghaft. Erins Augenbrauen furschten sich. Hatte sie gerade richtig gehört, oder wollte Branca wirklich alleine weitermachen und das Böse in sich unter Kontrolle bringen. Gerne hätte sie an einen Witz von ihr geglaubt, aber die Augen Brancas und der Ausdruck in ihr, sprachen für sich. Erin seufzte und kam auf sie. Legte mit einer schwesterlichen Geste ihre Hand auf die Schulter und musste sich bemühen, die Worte auszusprechen, die sie sicher noch bereuen würde. Trotz dass sie sich sicher war, dass Branca das ernst meinte und ihren Selbstvertrauen wirklich bewundernswert fand, hielt sie es für keine gute Idee. Branca war noch ein Frischling und die Gefahr, dass das Gegenteil eintreten könnte war viel zu gross, als dass sie das wirklich eingehen wollte. „Branca…ich glaube nicht, dass!“, kam es ihr doch über die Lippen und Branca ergriff ihren Arm. „Erin…du hast mir doch immer selbst gesagt, dass ich dir vertrauen kann. Und wieso kannst du mir dann nicht vertrauen?“, fragte sie sie und Erin schluckte. In ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloss und sie sah mit deutlichen Zaudern Branca an. Ja, das hatte sie gesagt und gerne hätte sie ihr auch vertraut, aber es blieb eine leise ungute Ahnung, dass sie es nicht schaffen würde. Egal wie stark sie werden würde und wie oft sie den Unheimlichen in sich zum Schweigen bringen musste. „Und was wenn nicht…?“, flüsterte sie und sah sie mit toternsten Augen an. „Dann bleibt dir keine andere Wahl. Dann musst du mich erschiessen!“, sagte Brana und in ihrer Stimme schwang Angst mit. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Kleines. Du bist wie eine Schwester für mich!“, gestand Erin und ihr kamen die Tränen. Jetzt war es raus. Und es war auch gut so. Branca sollte wissen, was sie in ihr sah. Branca lächelte und auch in ihren Augen schimmerten Tränen. Sie umarmte Erin und kuschelte sich in den dicken Fellbesatz ihres Mantels. „Du für mich auch…darum bin ich froh, dass du es bist, die mich dann erschiesst!“, flüsterte sie und Erins Herz verkrampfte sich. „Sag sowas nicht, klar!“, sagte sie gepresst. Branca lächelte glücklich. „Okay!“ Eine lange Zeit blieben sie so stehen und Erin hatte die Augen geschlossen. Es widerstrebte ihr, sie allein zulassen. Mit der Gefahr ganz von der Dunkelheit verschlungen zuwerden. Aber ihr Herz sagte, dass sie ihr vertrauen konnte. Branca hatte mehr als einmal bewiesen, dass sie den Unheimlichen zurückhalten konnte. Dass sie wieder zusich kam, als sie ihren Namen sagte, sprach dafür. Trotzdem… Es fiel ihr schwer sie allein zulassen. „Solltest du es doch nicht schaffen, ruf mich an, okay?“ „Okay!“ „Pass gut auf dich auf, Kleines!“, sagte Erin und Branca merkte, wie Erin es schüttelte. Tränen tropften auf ihre Wange und vermischten sich mit ihren. „Werde ich. Ich hab dich lieb, Erin!“, flüsterte Branca. Ihr war es egal, ob sie sich anhörte, wie ein kleines Kind. All die Jahre hatte sie niemals einen Menschen so sehr gemocht. Nicht mal ihre verstorbene Freundin Clear. Mit Erin fühlte sie sich am meisten verbunden und das wollte sie ihr zeigen. Erin lachte schluchzend. Strich ihr durch das schwarze Haar. „Ich hab dich auch lieb, Kleines!“ Im Hintergrund war der big Ben zu hören, wie er Mitternacht ankündigte. Doch das beachteten sie nicht, sondern hielten sich einfach nur fest. Ein glückliches Lächeln machte sich auf Brancas Gesicht sichtbar. „Erin, ich…ich…dank…argghh!“ Erin, völlig erschrocken über Brancas plötzlichen Aufschrei löste die Umarmung und sah sie besorgt an. Brancas Gesicht, vorhin Tränennass und mit geröteten Wangen, war nun leichenblass. Sie fing an ganzen Körper zuzittern an und schnappte nach Luft. Etwas stimmte mit Branca nicht und als Erin wieder den ekelahften Geruch von Schwefel in der Nase hatte, machte sich in ihr eine grausame Ahnung bemerkbar. „Branca…Branca…was..was ist mit dir…Branca!“, schrie sie panisch und ergriff ihre Schweser an den Schultern. Branca sank in die Knie und schrie. „Erin…ahhh…ich…diese Schmerzen…es…heiss…so heiss…ich brenne…Erin. Bitte…bitte hilf mir!“, schrie sie und da sah Erin sie. Unscheinbar und kaum mit dem menschlichen Augen zu erfassen. Flammen! Kleine Flammen, die sich immer mehr ihren Weg aus Brancas Kleidung frassen und sie umschlingen, wie eine heisse Aura. „Branca…nein…bitte…bitte nicht!“, wimmerte Erin, hielt Branca weiterhin fest, auch als sich das Feuer auf ihre Hände zuschlängelte und darüber leckte. Sie verbrannte. Erin verbiss sich einen Schmerzensschrei und hielt sie weiterhin fest. Doch das Feuer, was nun immer mehr von Brancas Körper verschlang wurde heisser und im nächsten Moment wurde Erin von einer Welle aus Hitze und Feuer hinweggeschleudert. Knallte brutal gegen die Limo und sank zu Boden. Branca schrie nun gellend auf, als das Feuer sie umfind wie eine Säule und sie verbrannte. In einer hilfesuchenden Geste streckte sie die Hand aus und Erin streckte ihre aus. Doch bevor sie Branca auch nur mit den Fingerkuppen berühren konnte, fegte eine Feuerböe über ihren Asrm und verbrannte ihren Ärmel und den darunter liegenden Arm. Erin schrie auf und sah auf ihren Unterarm. Er war schwarz, beinahe schon verkohlt und das darunter liegende Fleisch brauchte viel länger um zu heilen, als sonst. Erin musste sich zwingen nicht mehr auf ihren Arm zuschauen und ihren Blick auf die Feuersäule richten, die sich nun zudrehen begann. Immer schneller und schneller. Branca schrie dabei noch lauter. Mit Tränen in den Augen sah sie zu, wie Brancas Körper dann sich veränderte. Veschmolz zu etwas unerkennbarem. Einen wachsartigen Klumpen, der kaum noch menschliche Züge besaß. Erin wurde schlecht und musste einen Brechreiz unterdrücken. Gebannt und zugleich angewidert schaute sie auf das Vorspiel, das sich anscheinend dem Ende zuneigte und erst fürchtete Erin, dass das Feuer Brancas schmelzen würde. Doch dann sah sie, wie sich aus dem undefinierbarem Gebilde etwas Neues formte. Ein Körper. Ein menschlicher Körper. Und je mehr sich nun das Feuer zudrehen begann, desto schneller wurde der Körper, der sich da bildete immer fester. Erin schnappte nach Luft, als der Körper im Feuer vor ihr männliche Konturen annahm und das Feuer langsam wieder erlosch. Sich in etwas wehendes verwandelte und zu schwarzem Stoff wurde. Aus der wachsartigen Masse, die geschmolzenem Fleisch ähnelte, bildeten sich die ersten Flecken Haut und auf dem Kopf sprossen rabenschwarze Haare. Mund, Nase, Stirn und Augen wurden erkennbar und als das ganze endlich zuende war, stand dort, wo einst Branca war, ein Mann. Als dieser die Augen öffneten züngelten noch ein letztes Mal Flammen hervor, ehe diese verschwanden und rotleuchtenden Augen wichen. Erin sichtlich gelähmt von dem, was sie ebengerade gesehen hatte, konnte ihn nur ansehen. Noch für einige Minuten blieb sie so hocken und schaute zu dem Mann vor ihr auf. Auf seinen Lippen lag ein leises triumphierendes Grinsen und genau das, ließ Erin aus ihrer Starre erwachen. Wütend richtete sie sich auf und funkelte ihn an. „Wer zur Hölle bist du. Was hast du mit Branca gemacht?“, herrschte sie ihn an und der Mann vor ihr sah sie mit schiefgelegten Kopf an. In seinen ugen blitzte amüsiertes Wissen. „Branca, wer soll das sein?“, fragte er und entfachte nur mehr Erins Wut. Sie knurrte. „Das Mädchen, dass du…was weiss ich...!“ „Oh, die meinst du. Ich habe sie gefressen. So nennt man das, wenn ein Immortelle den Platz seines Wirtes in der Welt der Serblichen einnimmt!“, erklärte er und Erin verzog angewidert das Gesicht. Wieder wurde ihr schlecht und diesesmal hätte sie ihm zugern ins Gesicht gekotzt. „Monster!“, keifte sie. Der Mann lachte und wedelte mit dem Zeigefinger. „So heisse ich leider nicht. Auch wenn viele mich so nennen. Mit unter auch „Der Unheimliche“, wie das kleine Mädchen mich so gern genannt hat. Aber das ist nicht mein richtiger Name!“ „Und wie heisst du dann?“ „Brian!“ Erin verzog wütend das Gesicht. Eigentlich interessierte es sie nicht im Geringsten, wie dieser verfluchte Dämon hiess. Das einzige an das sie denken konnte, war ihn dafür bluten zulassen, was er getan hatte. „Also gut Brian. Du hast soeben einen großen Fehler gemacht. Das Mädchen, was du gefressen hast, war meine Schwester und niemand frisst die, die mir wichtig sind!“, kündigte sie grimmig an und Brain hob die Brauen. „Willst du mich etwa herausfordern?“, fragte er. Mit einer Blitschnellen Handbewegung hatte sie ihre Ranchester gezogen und zielte damit auf Brians Stirn. „Ich würde dich wirklich zugern erschiessen. Das wäre mir wahrlich ein Vergnügen!“ Brian grinste heimtückisch. „Dann tu es. Wie ich dich kenne, wirst du sicher geweihte Silberkugeln in deiner Waffe haben. Ist doch so; Erin?“ „Wie gesagt, ich würde. Aber ich werde dich nicht erschiessen, nicht bevor ich Branca aus dir rausgeholt habe!“, sagte sie und Brian brach in schallendes Gelächter aus. „Hast du es immernoch nicht begriffen. Es gibt keine Branca. Es gab nie eine. Das, was du da in deinen Armen gehalten hast, beschützte hast, war nichts weiter als eine Tote. Eine Untote, wenn man es so nennen will. Zwar mochte sie eine Stimme, einen eigenen Wille und Gefühle gehabt haben, aber nur durch mich konnte sie das alles haben. Ich habe sie am Leben gehalten. Nicht Gott. Der hätte sie eigentlich schon längst bei sich gehabt!“, sagte Brian und grinste teuflisch. Da kamen Brancas Worte in Erins Sinn und sie erinnerte sich daran was sie gesagt hatte. „Könnte es vielleicht sein, dass ich tot bin?“ Damals hatte Erin diese Möglichkeit ausgeschlossen, weil sie ihr absurd vorkam, aber jetzt, wo Brancas Körper und ihr Wesen verschwunden waren und nun der Unheimliche, Brian vor ihr stand, war sie sich nicht mehr so sicher. Könnte es sein, dass manche Immortelle wirklich in der Lage waren, die Körper ihrer Wirte in Bestitz zunehmen und dafür sorgen, dass diese verschwinden. Eien Gänsehaut ünerkam sie, als sie sich weiterzurückerinnerte und an das Gespräch mit Daroga denken musste, als er ihr das erste Mal davon erzählte. Er hatte also nicht gelogen. „Wann starb Branca?“, fragte sie und versuchte ihr Stimme gefasst klingen zulassen. „Seit ihrer Geburt. Damals war ihr armes kleines Herzchen nicht bstark genug, um zu schlagen und man erklärte sie für Tod. Aber wie durch ein Wunder, schlug ihr Herz dennoch und sie lebte!“, erklärte Brian und Erin schürzte die Lippen. „Lass mich raten. Du warst dieses Wunder?“, fragte sie und Brian nickte. Das triumphierende Glänzen in seinen Augen nahm wieder an Kraft zu. „So ist es!“ „Wieso hast du nicht von Anfang an, ihren Platz eingenommen. So wäre es dir doch leichter geafllen. Wieso das lange warten?“ „Weil ich noch nicht im Besitz meiner Kräfte war. Ich war zuschwach. Ich kann von Glück sagen, dass ich es geschafft habe in diesen Körper zukommen!“ „Wie, du und geschwächt. Wie kommt das denn?“, fragte Erin wieder und grinste spottend. Es amüsierte sie wirklich sehr, dass Brain, die Krähe nicht von Anfang an stark war. Da konnte man doch sehen, dass selbst die schlimmsten Dämonen klein angefangen haben. Sie musste dabei Kichern und nun war es an Brian sie böse anzufunkeln. Erin riss sich wieder zusammen und schaute ihn dann wieder mit der gewohnten Kälte an. „Was willst du nun machen. Mich vernischten und dich der weissen schlange anschliessen. Lass dir eins gesagt sei. Die weisse Schlange ist sicher nicht gut auf dich zusprechen!“ „Ich habe gewiss nicht vor, mich mit diesem widerlichem Krieschtier zuverbünden!“ „Ach und was willst du dann hier?“ „Das wird dich sicher überraschen, aber das weiss ich selbst nicht. Das einzige, was ich weiss, ist dass ich praktisch aus dem Jenseits gerissen wurde und dass ich nicht lange überlebt hätte, wenn ich nicht einen toten Körper gefunden hätte!“ „Und dafür musst du Brancas nehmen. Sie war zwar tot, aber meinst du, sie hätte nicht auch ein Recht gehabt, darüber zu entscheiden!“, entgegnete Erin hart. Es tat ihr innerlich weh, so zu reden. Branca war ihr ans Herz gewachsen und dass sie nun nicht mehr unter den Lebenden sein soll, oder es nicht einmal war, ließ sie vor Trauer schier wahnsinnig werden. „Sie war das Mittel zum Zweck. Ein unbedeutendes Bauernopfer!“, schnappte er und Erin spannte den Hahn. „Vorsichtig, Freundchen!“, fauchte sie. „Du redest hier immerhin von meiner Schwester!“ „Willst du dir den Rest anhören, oder mich doch lieber erschiessen, denn ich bin noch nicht fertig!“, erwiederte er und Erin zuckte die Schultern. „Wie, noch nicht fertig. Ich dachte das wäre es gewesen!“ „Unglücklicherweisse nicht. Wie gesagt, ich weiss es selbst nicht mal…Ich erinnere mich nur, wie ich durch eine Silberkugel starb. Genau hier schlug sie ein!“, sagte er und deutete auf seine Stirn. In der Tat. Als Erin genauer hinsah, sah sie deutlich auf seiner Stirn, die makellos glatt war, eine keine Narbe. „Oh, wer hat dir denn die verpasst?“, fragte sie mit einem anerkennenden Pfiff. Schlagartig wich all Arroganz und Triumph aus Brains Gesichtszügen. „Nicht weiter wichtig...jedenfalls hat die Person micht erlöst, als sie mich erschoss und darum weiss ich nicht, was hier mache. Aber eins kann ich dir sagen. Ich werde sicherlich nicht tun, was Satan will. Das habe ich einmal und es hat mein Leben zerstört!“, erklärte er finster und Erin verzog das Gesicht. „Hattest du denn überhaupt ein Leben?“, fragte sie. Es fiel ihr schwer, seinen Worten zuglauben. Bis jetzt hatte er nur Leid verursacht und dass er nun tat, als sei er das Opfer, machte sie wütend. „Ja!“, sagte er und wandte sich ab. Schaute auf die Themse. „Und ich will es wiederhaben. Ich will wissen, wieso ich hier bin!“ Mit diesen Worten drehte er sich zu herum und sah sie an. Erin sah deutlich in seinen roten Augen, dass er das ernst meinte und fragte sich, ob sie ihm trauen konnte. Schüttelte aber den Kopf. Nein, sie konnte ihm nicht trauen. Dafür hatte er schon zuviele Menschenleben auf dem Gewissen. „Und was erwartest du jetzt von mir. Soll ich dich laufen lassen, damit du deine Bestimmung erfährst?“, fragte sie sarkastisch und sie sah in seinem Gesicht, dass es genau das war. „Tut mir leid!“, sagte sie schnell. „Aber das kann ich nicht. Du bist nachwievor gefährlich!“ „Wenn ich dich hätte töten wollen, hätte ich das schon längst getan!“, erwiederte er. Das leuchtete Erin ein, aber dennoch, trauen konnte sie ihm nicht. „Das ist es nicht. Sicher wirst du weitermorden!“ „Hast du so wenig Vertrauen zu mir?“ „Mit Vertrauen hat das nichts zutun. Ich will einfach sichergehen!“, erklärte sie. Brian lächelte verbittert. „Das kann ich verstehen!“, murmelte er. Ihn erinnerte Erin eine andere Jägerin. Sie war genauso. Immer danach bestrebt ihre Aufgabe ernst zu nehmen. Und dennoch wollte sie so leben, wie sie es wollte. Ebenso wie Erin. Doch er drängte die alten Erinnerungen und die damit verbundenen Schmerzen zurück und breitete bereitwillig die Arme aus. „Also dann…erschiess mich. Du tust mir eigentlich damit einen großen Dienst!“, sagte er und sah sie ernst an. Erin fixierte ihn mit einem musternen Blick. Suchte in seinem Gesicht nach etwas, was ihr sagen konnte, dass er das nur spielte. Kein Dämon wollte freiwillig erschossen werden. Dass nun das Gegenteil eintraf, wunderte sie schon etwas. Angestrengt suchte sie weiterhin in seinem Gesicht nach etwas, was ihn verriet. Fand aber nichts. Etwas zögernd ließ sie die Ranchester sinken. „Also gut…!“, sagte sie und sah ihn ernst an. Alles in ihr, besonders Eriks Stimme, schrie sie an, dass nicht zutun. „Tu das nicht. Du machst einen großen Fehler!“, schrie er sie an und wenn sie ehrlich sein sollte, fragte sie sich auch, was sie da machte. Aber etwas sagte ihr, dass sie es versuchen konnte. Und als sie in seine Augen schaute und sah, dass er das ernst meinte, war sie sich sicher. „Ich lasse dich laufen!“, fing sie wieder an und sah die Verwirrung in den Augen Brians. Aber…!“, kam sie ihm zuvor und hob den Finger. „Sollte ich rauskriegen, dass du doch mordest, werde ich zurückkommen und dich erschiessen!“ Brian nickte. „Das ist ein faires Angebot!“, sagte er. „Bilde dir bloss nichts ein. Ich tue das nicht, weil du mal…Branca warst. Ich tue das nur, weil du deine Bestimmung finden solltest. Sollte das überhaupt der Wahrheit entsprechen, was du da gesagt hast!“, erklärte sie kalt und stieg dann in die Limo. Mit quietschenden Reifen fuhr sie davon und Brian schaute ihr nach. Erin ließ sich in den Sitz sinken und spürte, wie sich ihr Magen zusammen zog. Wieso hatte sie das getan. Wieso hatte sie diesen verfluchten Dämon nicht einfach erschossen. Es wäre leicht gewesen. Ein Schuss und er wäre Geshcihte gewesen. Jetzt wo sie genauer darüber nachdachte, bereute sie ihren Entschluss. „Du hättest ihn erschiessen sollen, du hättest ihn erschiessen sollen!“, hämmerte es immer wieder in ihrem Kopf und sie verzog verbittert das Gesicht. Daroga, der neben ihr saß und die Limo auf die Autobahn lenkte, schaute zu ihr hinüber und sah, was in ihr vorging. Erins Gedanken gingen nun etwas zurück und sie musste sich daran erinnern, wie sie Branca versprochen hatte, sie zu retten. Das sie es nicht geschafft hatte, traf sie härter, als die Tatsache, dass sie ihn hatte laufen lassen. Sie musste sich daran erinnern, wie sie zum Schluss in ihren Armen gelegen hatte und gesagt hatte, dass sie sie lieb hatte. Es kam ihr nun vor, wie eine Ewigkeit, wobei dies nur vor wenigen Minuten geschehen war. Kurz bevor sie… Erin schüttelte den Kopf, wollte das grässliche Bild aus ihren Gedanken verdrängen. Und das Gefühl wiedermal versagt zu haben und ganz besonders bei jemanden, der ihr wichtig war, gab ihr einen solch schmerzhaften Stich, dass sie glaubte, der Schmerz über Brancas Verlust hätte ein tiefes Loch in ihr Herz gerissen. Sie hielt sich die Brust und merkte, wie ihr Herz schmerzhaft pochte. Ein dicker Kloss bildete sich in ihrem Hals und Tränen kamen ihr in die Augen. Die Trauer schnürrte ihr die Luft ab und sie rang nach Luft. In ihrem Kopf gab es nur einen Satz und je öfter sie sich sagte, desto größer wurden der Schmerz und die Trauer. „Branca…es tut mir so leid…dass ich dir nicht helfen konnte…Bitte…bitte verzeih mir!“, kam es ihr in den Sinn und die Tränen liefen ihr ungehindert über die Wangen. Daroga sah zu ihr und konnte sich denken, was in ihr vorging. „Ich habe Sie gewarnt, Erin. Es kann nicht so laufen, wie Sie es sich vielleicht gewünscht haben!“, sagte er matt und Erin sah ihn wütend an. Sicher meinte er das nicht böse, aber im Moment wollte Erin einfach nur wütend sein. Vor allem aber wütend auf sich. „Das ist mir klar. Aber ein Versuch war es doch wert, oder?“, grummelte sie und schaute aus dem Fenster. Draußen war es noch immer Nacht und Erin fragte sich, was dieser Brian nun vorhatte. Sie hatte ihm ja gesagt, dass sie, sollte er morden, zurückkommen würde und ihn töten würde. Und die Chancen, dass er es tat, standen ehrlich gesagt ziemlich gut. Dennoch sagte eine kleine Stimme in ihrem Inneren, dass sie sich keine Sorgen zumachen brauchte. Ob das aber ihre eigene Naivität oder gar ihr Verstand war, konnte sie allerdings nicht sagen. „Und was jetzt. Was werden Sie jetzt tun. Die weisse Schlange ist entkommen. Habe ich das richtig verstanden?“, fragte er und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema. „Hm, ja!“, murrte sie und versank tiefer im Sitz. Von der Seite schaute sie ihn finster an. „Und wie werden Sie weitervorgehen. Wie wollen Sie sie finden?“, fragte er und Erins Blick wurde nun tödlich. Musste dieser alte Mann nun damit auf sie herumhacken. Ihr war schon klar, dass das alle andere als gut ist und könnte sich selber, sonstwohin beissen, weil sie sie unterschätzt hatte. Da musste dieser alte Schwätzer nicht auch noch Salz in die Wunde sträuen. „Ich weiss auch nicht. Wohl wieder bei Null anfangen und warten, bis sie sich wieder ankündigt!“, knurrte sie und Daroga schnalzte mit der Zunge. Erin verschränkte die Arme vor der Brust. „Sagen Sie jetzt nichts, Daroga. Ich bin sowieso angepisst!“, warnte sie ihn. „Ach, und ich dachte, Sie würden das einfach so wegstecken!“ „Sehe ich so aus?“, fragte sie giftig. „Nun wenn man bedenkt, wieoft und wielange Sie schon Dämonen jagen, sollten Sie schon längst abgehärtet sein!“, erklärte er und Erin musste eine scharfe Bemerkung runterschlucken. Aber da kam ihr eine bessere Idee. Sie hatte ja noch etwas Bestimmtes vor. „Ach, Daroga?“, fragte sie und versuchte gelassen zu klingen. Doch das blieb ihr versagt. „Ja?“, erwiderte dieser und lenkte den Wagen auf die linke Spur. „Wussten Sie übrigens, dass Chris in Irland war…?“, begann sie und sah ihn sich genau an. Suchte in seinem Gesichtsprofil nach einer Spur von Überraschung. Sah jedoch nichts und das machte sie fuchsteufelswild. Chris hatte also recht und Daroga hatte ihr, wie üblich, nur halbwegs die Wahrheit gesagt. Wie sehr sie das hasste. „Ja, das wusste ich!“, sagte er unverblümt, und wenn er nicht am Steuer gesessen hätte, hätte sie ihn gewürgt. Schoneinmal hatte sie ihn gebeten, ehrlich zu ihr zu sein und alles zu sagen, was sie wissen musste. „Und wieso haben Sie mir davon nichts gesagt?“, keifte sie und zeigte ihm die Zähne. Daroga verzog keine Miene. „Weil ich der Meinung war, dass er Sie ablenken könnte!“ „Ablenken. Ich glaub, ich hör wohl falsch. Wie sollte er mich ablenken?“, sagte sie aufgebracht und Daroga sah sie nun wissend an. Und wie als wenn sein Blick etwas in ihr ausgelöst hätte, kam ihr in den Sinn, dass sie sich mit ihm getroffen hatte und Branca allein gelassen hatte. Billigend in Kauf genommen hatte, dass sie dabei umkommt und Erin merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. „Schon gut. Ich habe schon verstanden!“, kam es murmelnt von ihr und schaute etwas beschähmt aus dem Fenster. Dennoch wollte sie klare Verhältnisse schaffen. Diese ganze Geheimnisstuerei ging ihr auf den Geist und wenn sie ihm vertrauen sollte, musste sie alles wissen, was es zuwissen gibt. Denn ansonsten sah sie für eine weitere Zusammenarbeit mit ihm schwarz. „Trotzdem…sagen Sie mir ab jetzt immer alles und keine Halbwahrheiten, klar?“, sagte sie und schaute ihn bitter an. „Denn ansonsten kann ich Ihnen niemals vertrauen und das wollen Sie doch, oder?“ „Natürlich will ich das. Aber ich will auch, dass Sie sich voll undganz auf Ihre Aufgaben konzentieren!“, erklärte er und Erin grummelte etwas vor sich hin. In diesem Punkt kam sie sich vor, wie ein Teenager und das passte ihr nicht. Doch sie wollte nich weiterdarüber reden. Sie hatte schon genug Frust in sich und sie hielt es für das Beste, den Mund zu halten. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Kaum hatte sie das getan, fiel sie in einen tiefen Schlaf. Epilog: -------- Ein Klopfen ließ Will aus einem unruhigem Schlaf erwachen und müde trottete er zur Tür. Das Klopfen wiederholte sich paarmal, wurde etwas ungeduldiger und Will murrte. „Jaja, ich komme schon!“, maulte er und öffnete die Tür. „Wissen Sie eigentlich, wie spät es…!“, wollte Will sagen und den ungebetenen Gast wieder wegschicken. Doch da hielt er inne und sah den jungen Mann, der ihn etwas steif anlächelte, mit großen Augen an. „Guten Abend!“, sagte er und Will blinzelte. „Guten Abend!“, erwiederte er und der junge Mann legte den Kopf schief. „Sind Sie Will?“, fragte er dann, als wäre er sich keiner Schuld bewusst und Will schaute ihn nun misstraurisch an. „Kommt darauf an, was Sie von ihm wollen?“ „Branca schickt mich!“, erklärte er nur und Wills Mund klappte auf. „Branca. Was ist mit ihr?“, fragte er und ließ alle Vorsichtig hinter sich. Er machte einen Schritt nachvorne und der Besucher hob die Hand. Er sah ihm an, dass er sich Sorgen um die junge Stripperin machte. Und hätte gerne etwas anderes gesagt, doch die Stimme derjenigen, in der er einst wohnte, bat ihn ihrem geliebten Burder nicht die schmerzliche Antwort zu sagen. „Seien Sie unbesorgt. Ihr geht es gut!“, sagte er und in Wills Gesicht machte sich deutlich Sorge bemerkbar. Trotz der Worte und der Mann ahnte schon, dass es nicht leicht werden würde, ihn anzulügen. „Wo ist sie. Kann ich sie sprechen?“, fragte er und schaute über die Schulter des Mannes. Doch Branca war nirgends zusehen. Die Sorge wurde immer größer und Will wollte ihn schon packen und schütteln. Riss sich aber zusammen. „Nein, tut mir leid. Sie…sie…hat mich, wie gesagt geschickt…!“, erklärte er. „Aber…ich kann Ihnen versichern, ihr geht es jetzt da gut, wo sie jetzt ist!“ Will wurde sofort blass und es ließ keinen Zweifel zu, dass Will doch wusste, was geschehen war. Er wankte, fing sich aber wieder und strich sich durch das Haar. „Soll das heissen, das sie…?“, wollte er den Satz beenden, brachte es aber nicht fertig. Der Mann vor ihm senkte kurz den Blick und spürte, wie eine Welle der Trauer über ihn kam. Und auch ein schlechtes Gewissen. Nun war es doch raus und die Stimme in ihm verfluchte ihn. Doch er beachtete dies nicht und schüttelte beide aber wieder ab. Straffte die Schultern. „Ja, es tut mir leid!“, sagte er und fühlte dennoch wieder Trauer in sich. Will schien für einen kurzen Moment seine Worte nichz gehört zuhaben, schaute doch dann wieder zu ihm und er brachte nur ein:„ Wie…?“, zustande. Der Mann hob nur die Schultern. „Das weiss nicht mal ich. Ich habe sie nur gefunden!“, sagte er. Will nickte nur. „Danke, dass Sie es mir sagen…!“, flüsterte er nur und war den Tränen nahe. „Keine Ursache. Wissen Sie denn, wer ich bin?“, fragte er und Will schaute ihn an. „Nein, ich wüsste nicht wo…doch. Sie…sie sind doch dieser Kerl, der die anderen Typen so brutal umgebracht hat. Aber…sind Sie denn nicht tot…?“ Sein Gegenüber lächelte bitterlich. „Das denke komischerweise viele. Nein, ich war niemals tot. Nur…untergetaucht!“, sagte er. „Ich heisse Brian und bin Brancas älterer Bruder!“ Wills Augen weiteten sich. „Ihr Bruder. Davon hat sie mir niemals was gesagt!“ „Oh, naja. Ich bin ja auch das schwarze Schaf der Familie und…sie wollte grunsdsätzlich nichts mehr mit ihrer Familie zutun haben!“, erwiederte Brian und musste dabei grinsen. Will sah ihn an, als wäre er ein geistig Verwirrter und ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Dass dieser Mörder hier war, konnte für ihn nur eines heissen. Er wollte nun auch ihn beseitigen. Instinktiv griff er mit der Hand nach dem Telefon und Brian hob die Brauen. „Darf man fragen, was Sie vorhaben?“, fragte er belustigt und Will sah ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Angst an. Wenn er schon diese Kerle damals im Club auf dem Gewissen hatte und er, wie gesagt, das schwarze Schaf der Familie war, würde es Will auch nicht wundern, dass er Branca auf dem Gewissen hatte. Und immerhi dafür wollte er diesen Mistkerl einbuchten lassen. „Ich rufe die Cops. Die werden sich sicher freuen, Sie zuschnappen. Sie feiger Mörder!“, schnaubte er und wählte die Nummer. Als er allerdings wieder zur Tür sah, erstarrte er. Der Mann war weg! Brian hockte auf einem der zahlreichen Zinnen des Big Bens und schaute auf die Stadt nieder. Ihm schien es eine Ewigkeit zuerscheinen, dass er zuletzte diese herrliche alte Stadt betrachtet hatte, in der er einst lebte und in der er mit seiner Liebsten einige, glückliche Momente verbracht hatte. Sein Gesich verzog sich schmerzhaft, als er sich zurückerinnerte, wie sie ihm damals den Gnadenstoss gab und ihn erschoss und nun war er wieder zurück. Was hatte das bloss zu bedeueten. Mit einem tiefen Seufzen schloss er die Augen und rief sich das Gesicht seiner Geliebten ins Gedächtniss. „Esmeralda!“, flüsterte er und Windhauch streifte ihn. Er öffnete wieder die Augen und sah zum Horizont. Ein blutroter Strich zeichnete sich ab und Brian wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis der nächste Tag anbrach. Ein neuer Tag, in der Welt der Sterblichen und er wusste nicht, wieso er hier war. Ein Krächzen ließ ihn aufschauen und er sah eine Krähe auf sich zufliegen. Ein Lächeln huschte ihm über das Gesicht und er streckte die Hand aus. Der schwarze Vogel flog auf seiner Hand und krächzte, wie als wolle er ihn begrüssen. Brian lächelte. „Ich freue mich auch, dich wiederzusehen. Mein alter Freund!“, flüsterte er und schaute wieder zum Horizont. Es würde schon dauern, bis die ersten Sonnenstrahlen das schlafende Land erweckten, doch es würde noch genug Zeit bleiben, um diesen herrlischen Ausblick auf das Englische Königreich zu geniessen. Und Brian wollte jeden Augenblick davon auskosten, bevor er wieder gezwungen war in die Finsterniss zurückzukehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)