SRKajol - Kaisa Junoon von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das reifbedeckte Gras knirschte unter ihren nackten Füßen. Ein leichter Nebel hing über den Feldern. Es war noch kühl, aber Kajol genoss es, um diese frühe Zeit ein wenig spazieren zu gehen. Alles war so still und die Luft so frisch. So konnte sie ein paar klare Gedanken fassen... Am Nachmittag würde sie ihren Onkel vom Bahnhof abholen, aber vorher musste sie unbedingt noch mit Juhi sprechen. Bis Kajol wieder zu Hause war, müsste sie ja aufgestanden sein. Als Kajol wieder am Hof ankam, stand die Sonne schon etwas höher am Himmel und es schien ein richtig schöner Tag zu werden. Die Hühner gackerten vor sich hin und langsam herrschte Betrieb auf dem Hof. Kajol kam ihr etwas verwunderter Vater entgegen, der sie sogleich fragte, was sie denn schon so früh auf die Beine getrieben hätte. Daraufhin grinste sie nur und machte eine leichte Geste in Richtung seiner Füße. Sie brauchte schließlich noch seinen Segen für diesen Tag. Dann ließ sie ihn etwas verwirrt stehen und ging quer über den Hof zu Juhis Zimmer. Wider Erwarten war Juhi noch nicht aufgewacht, was Kajol dazu veranlasste, sie doch eher unsanft zu wecken. "Arre! Juhi, was bist du für ein Faulpelz?! Es ist schon fast 8 Uhr und du liegst immernoch in den Federn!", rief sie und schüttelte ihre Cousine kräftig durch. Dieser stand der Schreck buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Als sie, immernoch schlaftrunken, begriff, was passiert war, sah sie Kajol grimmig an und rieb sich die Augen. Kajol, die sich auf Juhis Bett gesetzt hatte, grinste nur, stand auf und lief ein wenig im Zimmer herum:"Jetzt steh schon auf. Wir müssen Bauji noch auf dem Feld helfen. Außerdem will ich mit dir über meine neusten Pläne reden." Juhi verdrehte die Augen und hievte sich aus dem Bett. Nachdem Juhi sich angezogen und gefrühstückt hatte, gingen die beiden Cousinen zum Feld, das sich gleich neben dem Hof befand. Kajols Vater wartete schon auf die beiden und wies sie auch gleich an, welche Arbeit sie zu tun hatten: Sie sollten einige Beete vom Unkraut befreien. Die Beiden stöhnten innerlich, aber sagten nichts, da sie genau wussten, dass Amitabh keine Widerworte mochte. Als er die zwei alleine ließ, um seine eigenen Aufgaben zu erledigen, sprudelte es sofort aus Kajol raus:"Ich hab mich entschieden! Ab nächstem Jahr werde ich in Jaipur studieren! Und keiner kann mich aufhalten." "Das sehe ich anders.", meinte Juhi trocken, "Wenn dein Vater was dagegen hat, kannst du das vergessen..." "Ich weiß... Aber ich werde ihn schon irgendwie überreden. Wie soll denn aus mir was Ordentliches werden, wenn ich hier im Dorf bleibe? Hier gibt´s nunmal keine Uni. Ich würde ja auch lieber hier bleiben, aber meine Weiterbildungschancen sehen hier ja eher mau aus..." Kajol liebte das Dorf wirklich sehr. Es lebten hier nur etwa 150 Leute und alle kannten sich untereinander. Es war, als wäre hier ein wenig die Zeit stehen geblieben. Das war es auch, was Kajol so mochte, doch sie wollte auch die Welt kennen lernen. Mit diesem Gewissenskonflikt kämpfte sie schon seit Wochen, wenn nicht sogar seit Monaten. Doch sie hatte ihre Entscheidung getroffen und wollte studieren. Die letzte und schwerste Hürde war nun, ihre Eltern noch davon zu überzeugen. Kajol war ihr einziges Kind und sie behüteten sie wie ihren Augapfel. Aber irgendwie würde sie das schon schaffen. Da war sie sich sicher. "Ich werde jedenfalls froh sein, wenn du weg bist. Dann kann ich wenigstens in Ruhe ausschlafen.", riss Juhi sie grinsend aus den Gedanken. Kajol gab ihr daraufhin einen Schubs an die Schulter. Doch da beide hockten, um das Unkraut zu zupfen, fielen sie um. Die beiden Mädchen fingen daraufhin schallend an zu lachen. Vorbeilaufende Arbeiter schauten sie skeptisch an, aber das brachte sie nur noch mehr zum lachen. Kajol und Juhi waren erst gegen Mittag fertig mit ihrer Arbeit. Als sie wieder ins Haus kamen, hatten sie trotzdem keine Pause. Sie mussten bei der Vorbereitung des Mittagessens mithelfen. Und das war nicht gerade wenig, da 14 Leute auf dem Hof lebten. Nach dem Essen gingen die beiden Cousinen duschen. Juhi wollte sich noch mit ein paar Freundinnen im Dorf treffen und Kajol sollte ihren Onkel Rishi vom Bahnhof abholen. Sie zog sich einen frischen Salwar an, setzte sich auf ihr Fahrrad und radelte los. Der Weg zum Bahnhof war nicht sehr weit und so brauchte sie nur 10 Minuten. ******************* "Verdammter Mist!", fluchte er leise vor sich hin, als er aus seinem Auto ausstieg. Wieso musste ihm das Benzin gerade jetzt ausgehen? Diese blöden Tankanzeigen taugten aber auch gar nichts. Jetzt stand er da. Irgendwo im Nirgendwo und noch mindestens eine Autostunde von Jaipur entfernt. Er schloss das Auto ab und fing an zu laufen. Irgendwann würde er ja schließlich ein paar Menschen begegnen müssen... Nach dem er eine Weile gegangen war, kam tatsächlich ein Dorf in Sicht. Er lief etwas schneller und das erste, was er fand, war glücklicherweise gleich der Bahnhof. Er hatte sich überlegt, mit dem Zug nach Jaipur zu fahren und den Wagen erstmal stehen zu lassen, da er ihn auch später noch abholen konnte. Doch der Bahnhof war leer. Keine Menschenseele. Nicht mal an der Information saß jemand. Er fragte sich insgeheim, wo er denn hier nur gelandet war. Nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte, entdeckte er doch jemanden. Sie saß mit dem Rücken zu ihm auf einer Bank. Er lief zu ihr hin, tippte sie auf die Schulter und wollte eigentlich fragen, wann denn der nächste Zug kommt, doch als sie sich umdrehte, verschlug es ihm kurz die Sprache. Da schauten ihn die schönsten Augen an, die er je gesehen hatte. Wie unglaublich schön dieses Mädchen doch war... "... arre! Was wollen Sie denn?! Hallo? Ich rede mit Ihnen!", holte ihn ihre Stimme in die Realität zurück. Er schaute sie etwas verdutzt an, aber gewann sofort seine Coolness zurück. Nachdem er sich frech neben sie gesetzt hatte, woraufhin sie ein wenig wegrückte, stellte er sich erstmal vor: "Namaste, mein Name ist Shah Rukh und meine Auto ist ein Stück von hier stehen geblieben. Da wollte ich mich erkundigen, wann denn hier der nächste Zug nach Jaipur geht." Sein Gesicht kam immer näher an ihres, woraufhin sie ihren Kopf irritiert zur Seite drehte. "... Aha... Der Zug hätte vor 20 Minuten kommen müssen, aber er kommt mal wieder zu spä..." Da ertönte das Signal und der Zug fuhr in den Bahnhof ein. Das Mädchen stand auf und ging einem älteren Mann entgegen, der gerade aus dem Zug ausgestiegen war. Sie berührte dessen Füße und umarmte ihn dann. Als sie noch einmal an Shah Rukh vorbei ging, rief er ihr hinterher: “Soniye?! Wie heißt du denn?” Aber das hatte sie schon nicht mehr gehört. Enttäuscht kaufte er schnell noch ein Fahrkarte beim Schaffner, und warf ihr einen enttäuschten letzten Blick nach, bevor er in den Zug einstieg… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)