Vertraue mir von Pijara ================================================================================ Kapitel 15: Das Schattenduell ----------------------------- Kaiba und Kiara wurden zurückgeschleudert und landeten quer übereinander in einem abgelegenen Winkel der Höhle. Benommen richtete sie sich halb auf und rieb sich den Kopf. „Autsch ... mein Schädel.“ „Nicht nur deiner.“, knurrte Seto, während er Kiara von sich schubste und sich wieder aufrappelte. Das grelle Licht war verschwunden. Stattdessen schwebte die körperlose Gestalt des Priesters Aknadin im Zentrum der Höhle und fixierte Kiara mit einem wilden Blick. „Schön, dass ihr vorbeigekommen seid.“, rief er ihnen zu und stieß ein schrilles verrücktes Lachen aus. Kiara kroch eine Gänsehaut über den Rücken, während sie auf die Beine kam und an Seto vorbei auf den Geist zuging. „Danke für die Einladung, Aknadin! Aber ehrlich gesagt vermisse ich ein wenig das passende Ambiente. Ich meine … wenn das eine Party ist, dann hat dein Organisator mal ordentlich Mist gebaut. Zahlen würde ich ihm jedenfalls nichts.“ „Witzig!“ Kiara zuckte mit den Schultern. „Humor sollte man sich immer bewahren.“ Aknadin kniff die Augen zusammen. „Du scheinst dich ja mit deinem neuen Schicksal sehr schnell abgefunden zu haben.“ „Weißt du, ich bin bisher ohne dieses Wissen auch sehr gut mit meiner zweiten Hälfte klar gekommen, also seh’ ich keine Grund, warum ich das wegen einer anderen Diagnose ändern sollte.“ Aknadin sah aus, als wäre Weihnachten gestrichen worden. „Ich muss sagen, ich hab mich ganz schön in dir getäuscht. Ich hatte gedacht, ich hätte leichtes Spiel mit dir, besonders nachdem ich dir die Wahrheit über dich erzählt habe, aber anscheinend bist du stärker als ich gedacht habe!“ „Nicht nur das war dein Fehler, Aknadin! Du hast scheinbar genauso wenig bedacht, dass das Band zwischen dem Pharao, meinem Bruder und mir stärker ist, als der härteste Stahl, den diese Welt je erschaffen hat.“ „Tss…“, war das einzige, was sie als Kommentar von Seto vernahm und genervt rollte sie mit den Augen. Ihn hatte sie ganz vergessen. „Zur Sache, Aknadin! Du weißt genau, warum ich hier bin, richtig?“ „Du hast vor, in einem Duell gegen mich zu verlieren, das ist mir bekannt.“ Kiara lächelte flüchtig. „Jetzt wird mir so Einiges klarer.“ „Was meinst du?“ „Jetzt weiß ich, woher Seto seine arrogante Ader hat.“ Aus dem Augenwinkel nahm sie war, wir Yami ein breites Grinsen aufsetzte. „Das sagst ausgerechnet du?“, fragte Seto sie und die Arroganz in seiner Stimme nahm mit jedem Wort zu. „Du glaubst doch selbst, dass du, nur weil du die Schwester des derzeitigen Champions, automatisch das Recht hast, dich als zweitbeste Duellantin zu bezeichnen.“ „Das ist doch überhaupt nicht wahr!“, fauchte Kiara zurück und stemmte erbost die Hände in die Hüfte. War ja klar, dass Setos liebreizende Phase nur kurz andauern würde. „Ich bitte dich! Du rennst diesem Geist hinterher, weil du ein Spiel der Schatten mit ihm austragen willst und scheinst nicht im Mindesten davon auszugehen, dass du es sein könntest, die verliert. Was sollte das anderes sein als Arroganz?“ „Zuversicht?“, konterte sie und wandte sich wieder dem Priester zu. „Zur Sache Aknadin! Ein Duell zwischen uns beiden, um genau zu sein – ein Spiel der Schatten!“ „Du bist mutig, Prinzesschen! Mutig aber auch töricht. Ist dir denn nicht klar, was geschieht, wenn du dieses Duell gegen mich verlierst?“ „Sicher ist mir das klar. Das wird mich aber nicht davon abhalten, alles zu riskieren, um Yugi und den Pharao zu retten! Lässt du dich drauf ein oder hast du Angst?“ Aknadin strich sich über seinen Bart und betrachtete Kiara forschend. Was hatte er schon zu verlieren. Die Chancen, dass er gegen Kiara verlieren würde, standen mehr als schlecht. Sie hatte nicht die geringste Chance. „Meinetwegen! Ein Schattenduell zwischen uns beiden. Und der Preis ist die Freiheit deines Pharaos und deines Bruders. Aber mach dir keine Hoffnungen, Prinzesschen, dieses Duell wirst du unter keinen Umständen gewinnen können!“ Kiaras Wut erreichte ein neues Level. „Da wäre ich mir aber nicht so sicher.“, knurrte sie. „Dann …“, Aknadin breitete seine Arme aus, „mögen die Spiele beginnen….“ Kiara ging augenblicklich in Deckung, als um sie herum vereinzelte Brocken aus der Decke und den Wänden geschleudert wurden. Ein orkanartiger Wind kam auf und schleuderte sie und Seto ein zweites Mal zu Boden. Kiara beobachtete ungläubig, wie die herausgebrochenen Brocken im Kreis über sie hinwegwirbelten, bald so schnell, dass sie nur noch als konturlose Schemen zu erkennen waren. Besorgt warf sie einen Blick auf Yami und Yugi, die in ihren Lichtsäulen jedoch in Sicherheit zu sein schienen. Und dann kroch um sie herum eine tiefe schwarze Dunkelheit herauf. Eine schier unglaubliche Kälte breitete sich aus, drang ihr in Mark und Bein und lies sie zittern, während die Dunkelheit sich immer weiter ausbreitete. Sämtliches Licht in dieser Höhle erlosch, selbst das Licht, das bisher von den Lichtsäulen ausgegangen war. „Ich hoffe, Kiara, du hast gerade genauso viel Panik wie ich. Das würde mich nämlich echt beruhigen.“, murmelte Yamika in ihren Gedanken und Kiara konnte es ihr nicht einmal verübeln. Trotz allem konnte sie wahrheitsgemäß feststellen, dass sie keine Angst hatte – eher eine unbeschreibliche Wut. Der wirbelnde Kreis aus Gestein über ihnen verschwand und zurück blieb nichts als totale Finsternis – und ein gut zwanzig Quadratmeter großes Rechteck aus silbrigem Gestein, an dessem anderen Ende Aknadin stand und auf sie wartete. Die beiden Lichtsäulen, in denen ihr Bruder und der Pharao gefangen gehalten wurden, schwebten ihm gegenüber auf der anderen Seite. Kiara sprang auf und ging zwischen den beiden hindurch. Seto hatte sie vollkommen vergessen. Es war Zeit… Noch während sie an den beiden Säulen vorbeiging, formte sich aus der schwarzen Masse um sie herum eine Duel Disc, die ihren Arm umschloss. Die Dunkelheit, die sie umfing, war erdrückend. Kiara wusste, wenn sie hier wieder lebend herauskommen wollte, musste sie das Schattenduell gewinnen. Zu ihren beiden Seiten schwebten Yugi und Yami in ihren Gefängnissen und funkelten Aknadin wütend an. Kaiba stand irgendwo hinter ihr und beobachtete sie mit vor der Brust verschränkten Armen. Kiara atmete tief durch. Der Augenblick der Wahrheit war also gekommen. Wenn sie sich jetzt nicht konzentrierte, würde die Sache weder für Yugi noch Yami gut ausgehen. „Na schön, Prinzesschen! Du weißt, was passiert, wenn du verlierst, ja?“ „Als könnte ich das vergessen.“, murmelte sie verbittert. „Vergiss du nicht, was passiert, wenn du verlierst, Aknadin! Du wirst den Pharao und meinen Bruder freigeben und dann auf Ewig verschwinden!“ „Darüber solltest du dir keine Gedanken machen, Kiara.“, vernahm sie Yamis Stimme in ihrem Kopf. „Wenn Aknadin verliert, wird sein Geist ohnehin in das Reich der Schatten einsinken. Eine Vereinbarung hättet ihr niemals abschließen brauchen.“ Kiara schluckte, als ihr klar wurde, dass der Pharao Recht hatte. Und trotzdem - eine angenehme Vorstellung war es nicht gerade. „Na schön, Aknadin! Wird Zeit, dass wir ernst machen!“ Kiara aktivierte ihre Duel Disc und schob ihr Deck in die Halterung. Aknadin folgte ihrem Beispiel. Ein ohrenbetäubendes Donnern ertönte und ließ sie zusammenzucken. Die drückende Schwärze um sie herum nahm – soweit dies überhaupt möglich war – zu. Kiara schnappte nach Luft, als sie plötzlich bemerkte, wie schwer ihr das Atmen fiel. Offensichtlich stand sie einer Panikattacke näher als sie bisher hatte glauben wollen. Kaum zu glauben, dass sie sich tatsächlich auf einen solchen Wahnsinn einließ. „Na schön, ich fange an!“ Aknadin schaute seine Karten an, grinste boshaft und legte los. „Ich spiele Alpha, den Magnetkrieger, im Verteidigungsmodus und lege dazu zwei Karten verdeckt ab. Du bist dran.“ Kiara beschlich beinah sofort ein ungutes Gefühl. Hier stimmte doch etwas ganz gewaltig nicht. Mit zittrigen Fingern zog sie ihre nächste Karte und lächelte unbemerkt. Der Schwarze Magier sprang ihr beinah sofort ins Auge. „Wieso hast du meinen Schwarzen Magier?“, fragte Yami in ihren Gedanken und Kiara konnte nicht umhin zu bemerken, dass er mehr beleidigt als überrascht klang. „Den hab ich mir… geborgt. Die Karte lag auf dem Nebentisch im Krankenhaus. Ich konnte ihn ja wohl schlecht da liegen lassen, also … hab ich ihn mir genommen.“ Sie konnte Yami förmlich lächeln sehen. „Ich bin froh, dass er in diesem Spiel mitmischt.“ „Ich auch.“, murmelte Kiara und funkelte Aknadin wieder an. „Na schön … Gigantischer Felsenkrieger im Verteidigungsmodus… das war es erst einmal.“ Nicht nur Aknadin schien überrascht zu sein. „Was wird das?“, fragte Yugi, der Kiaras Zug nicht nachvollziehen konnte. Kiara schüttelte den Kopf. „Geh mir jetzt bitte nicht mir irgendwelchen Fragen auf die Nerven. Ich hab dafür jetzt keinen Kopf.“ „Aber…“ „Yugi, bitte!!!“ Aknadins Lächeln wurde breiter. „Dann aktiviere ich jetzt meine erste verdeckte Karte: Kartenzerstörung.“ Kiara schnappte nach Luft. Verdammter Mist. „Dann lass uns mal schön unsere Karten ablegen. Ich bin aber gnädig. Dieselbe Anzahl an Karten, die du gerade abgelegt hast, darfst du neu ziehen.“ In Kiaras Blick stand die pure Mordlust geschrieben, als sie ihre Karten inklusive dem Schwarzen Magier auf den Friedhof legte und fünf neue Karten zog. Doch Aknadin war noch nicht fertig. „Als nächstes aktiviere ich meine zweite verdeckte Karte: Gehirnwäsche. Mit seiner Hilfe darf ich dein Monster eine Runde kontrollieren. Zwar nur für eine Runde, aber das reicht vollkommen aus.“ Kiara schluckte. Das fing ja gut an. „Dann mal her mit deinem gigantischen Felsenkrieger. Keine Sorge, ich werde ihn nicht lange behalten. Denn jetzt opfere ich dein Monster und meinen Magnetkrieger…“ Die besagten Monster verschwanden in einem gigantischen Hurrikan. „… und ich beschwöre meinen schwarzen Magier!“ Kiara riss die Augen auf, als die Gestalt des Schwarzen Magiers auf Aknadins Spielfeldseite erschien. Das war doch nicht möglich. Jetzt wusste sie auch, warum sie vor ein paar Sekunden ein so mieses Gefühl gehabt hatte. „Der Kerl hat sich dein Deck geschnappt.“, knurrte sie, während sie Yami einen aufgebrachten Blick zuwarf. Selbst Yami schien kurz vorm Platzen zu sein. „Dann verstehe ich aber nicht, warum mein Schwarzer Magier bei dir ist, wenn er ihn auch hat.“ „Ich glaube, die Frage kann ich euch ganz einfach beantworten. Es stimmt, mein Deck ist dem vom Pharao sehr ähnlich, das liegt daran, dass ich mir die meisten seiner Karten kopiert habe! Und der Schwarze Magier … hat es mir besonders angetan.“ Kiara war den Tränen nah. Sie mochte den Schwarzen Magier und hätte sich niemals träumen lassen, gegen ihr Lieblingsmonster antreten zu müssen. „Das war nicht wirklich das, was ich im Sinn hatte, als ich dieses Duell begonnen habe.“ „Finde dich damit ab!“, rief Aknadin triumphierend und gab seinem Magier den Befehl zum direkten Angriff. Kiara konnte den leisen Schmerz in den Augen des Magiers förmlich sehen, als dieser zum Angriff überging und Kiara einen Verlust von 2500 Lebenspunkten verabreichte. Kiara ging in die Knie. Ihr gesamter Körper fing an, vor Schmerz zu beben und vor ihren Augen begannen, ihre Beine zu verschwinden. Kiara zitterte. Hier lief gerade alles Mögliche gänzlich schief. Obwohl sie ihre Beine nicht sehen oder spüren konnte, war es trotz allem auf eine seltsame Art und Weise möglich, dass sie wieder aufstehen konnte. Wahrscheinlich lag es daran, dass Aknadin sie weiterhin leiden sehen wollte. „Na schön, Aknadin … ich geb zu, du hast mich ziemlich erwischt. Aber Yugis Deck zu stehlen, ist ja wohl die größte Schweinerei, die du hast veranstalten können. Ich schwör dir, Aknadin, das zahle ich dir heim!“ Kiara sah an sich herunter. Wo ihre Beine hätten sein sollen, klaffte ein gewaltiges Loch. „Und dass du meine beste Hose hast verschwinden lassen, wirst du erst Recht bereuen!“, fügte sie wütend hinzu und zog ihre nächste Karte. „Na gut. Ich spiele die Heilige Elfe im Verteidigungsmodus, dazu eine Karte verdeckt und beende damit meinen Zug.“ Kiara schloss gequält die Augen. Die Schmerzen, die sie übermannten, waren gewaltig. Wie sollte sie sich nur konzentrieren? „Bleib ruhig, Kiara. Wir sind bei dir, wir lassen dich nicht allein. Vergiss die Schmerzen, vergiss, was auf dem Spiel steht! Konzentriere dich auf das Duell. Du bist gut und das weißt du auch. Zeig Aknadin, dass du mit allem fertig werden kannst. Mein Deck hat dich bisher noch nicht ein einziges Mal bezwungen.“, munterte Yami sie in ihren Gedanken auf, doch Kiara lächelte nur bitter. „Ich hab dich aber auch noch nicht besiegt.“ „Und trotzdem hast du jetzt die besten Chancen. Es mag vielleicht zu einem großen Teil mein Deck sein, was Aknadin benutzt, aber er ist nicht ich. Er hat trotz allem eine andere Spielweise … und du kennst mein Deck, Kiara! Nutze dieses Wissen!“ Kiara öffnete die Augen und beobachtete Aknadin genau. „Dann leg mal los!“ Aknadin zog eine Karte und grinste. „Ich spiele Beta, den Magnetkrieger im Angriffsmodus und …“ Kiara lächelte böse. „Reingefallen.“ „Was?“ „Ich aktiviere meine verdeckte Fallenkarte Sarg des dunklen Magiers!“ „Sarg des dunklen Magiers?“ „Aha! Dieser so genannte Sarg saugt dein soeben beschworenes Monster auf und erlaubt mir, es zu opfern. So und genau das werde ich jetzt tun. Ich opfere deinen Beta, Magnetkrieger und meine heilige Elfe und beschwöre meinen Schwarzen Magier!“ „Das ist doch nicht möglich!“ „Wie du siehst, ist es das doch! Mach ruhig weiter!“, rief Kiara munter und betrachtete voller Stolz ihren Schwarzen Magier – den wahren Schwarzen Magier, der anmutig vor ihr stand und sein Double fixierte. Aknadin stieß einen knurrenden Laut aus, legte zwei Karten verdeckt ab und warf Kiara einen erwartungsvollen Blick zu. „Sarg des dunklen Magiers?“, fragte Yami verwirrt und Kiara lächelte. „Die hab ich erst seit kurzem. Ich fand sie nützlich und hab sie in mein Deck aufgenommen.“ „Keine schlechte Idee.“ „Ich weiß! Ich hatte sie ja schließlich“ „Du bist dran, Prinzesschen!“ Kiara zog eine Karte. „Er scheint es ja gar nicht erwarten zu können. Na schön … ich lege zwei Karten verdeckt ab und überlasse dir wieder das Feld!“ Aknadin betrachtete seine Karten und legte ebenfalls zwei Karten verdeckt ab. „Irgendeiner muss den Anfang machen, Kiara.“, bemerkte Yugi und Kiara biss sich auf die Unterlippe. Beide Magier hatten jeder eine Angriffskraft von 2500 Punkten. Würde einer von ihnen angreifen, würden sie sich beide gegenseitig vernichten. Doch Kiara konnte es sich nicht leisten, ihren Magier zu verlieren. Zu viel hing von ihm ab. Sie legte wieder zwei Karten ab und traf einen Entschluss. „Ich aktiviere meine erste verdeckte Karte: Blitzeinschlag. Wenn ich jetzt Karte aus meiner Hand auf den Friedhof lege, kann ich jedes Monster auf deiner Spielfeldseite vernichten. Und drei Mal darfst du raten, auf wen meine Wahl fällt!“ Aknadin lächelte boshaft. „Dumm nur, dass du nicht die einzige bist, die Fallenkarten spielen kann. Ich aktiviere die Karte Zauberhüte!“ Kiara wich zurück. Aknadins Magier verschwand unter einem von vier Zauberhüten und war nicht mehr zu sehen. „Elender Feigling! Dann aktiviere ich meine nächste verdeckte Karte Tausend Messer!“ „Nix da! Meine Zauberkarte Zauber Abbrechen verhindert deinen Zug!“ Kiara rang verzweifelt nach Fassung, als sämtliche Zauber aufgehoben wurden und beide Schwarze Magier aufeinander los gingen. Zwei Sekunden später vernichteten sie sich gegenseitig und verschwanden. „Dumm gelaufen, würde ich sagen!“, bemerkte Aknadin, der immer noch boshaft grinste, doch Kiaras Grinsen blieb bestehen. „Ich bin noch nicht fertig!“ „Aber…“ „Ich aktiviere meine dritte verdeckte Karte: Monsterreanimation und hole meinen Schwarzen Magier zurück! So, lass sehen, was du hast!“, knirschte sie und zuckte zusammen, als ein scharfer Schmerz durch ihren Körper schoss. Sie hatte zwar keine Lebenspunkte verloren, aber die kurzzeitige Vernichtung ihres Magiers ging ihr ebenso durch Mark und Bein wie der Verlust von Lebenspunkten. Hinter ihr konnte sie Yami keuchen hören. „Das war haarscharf, Kiara, weißt du das eigentlich?“ „Hör endlich auf damit! Ich muss mich konzentrieren.“ „Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe so das Gefühl…“ „Sei still! Du machst mich nur noch nervöser.“ „Kiara, beruhige dich endlich! Du hast überhaupt keinen Grund nervös zu sein. Du bist gut! Lass dich von Aknadin nicht verunsichern, ja?“ Kiara schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Der Schmerz verschwand, blieb nur noch als dumpfe Erinnerung zurück. Aknadin grinste und zog seine Karte. „Na schön … was du kannst, kann ich schon lange: Als erstes spiele ich die Zauberkarte Diane Keto, der Meisterheile, und hole mir einen Powerschub von 1000 Lebenspunkten. Und dann … aktiviere ich Monsterreanimation und hole meinen Schwarzen Magier vom Friedhof zurück. Als nächstes lege ich zwei Karten verdeckt ab. Du bist dran.“ Kiara zog eine weitere Karte, sah sie an und lächelte. „Ich lege eine Karte verdeckt ab und beende meinen Zug.“ Aknadins Augenbrauen zogen sich zusammen, als er seine nächste Karte zog und dabei Kiaras zwei verdeckte Karten beäugte. „Na schön … dann werde ich jetzt mal Ernst machen! Schwarzer Magier greif ihren Magier an!!“ Kiara prallte überrascht zurück. Ein Angriff des Schwarzen Magiers gegen ihren eigenen würde beide vernichten. Yami schien dasselbe gedacht zu haben. „Was soll das?“ Kiara kniff die Augen zusammen. „Nicht so schnell, Aknadin! Ich aktiviere meine verdeckte Karte Zwangsevakuierung! Sie bewirkt, dass du dein Monster ganz schnell wieder auf deine Hand nehmen darfst! Damit dürfte sich dein Angriff erledigt haben!“ „Bist du dir da sicher?“ Kiaras Blick verwandelte sich in Ratlosigkeit. Aknadin grinste jedoch selbstbewusst. „Ich aktiviere meine Konterfalle Falle aufheben! Damit dürfte sich deine Zwangsevakuierung in Luft aufgelöst haben.“ Kiara hob die Augenbrauen und lächelte breit. „Da wär ich mir aber nicht so sicher!“ „Was?“ „Du hast meine weitere verdeckte Karte vergessen. Ich aktiviere die Karte Mystischer Raum-Taifun! Jetzt macht nicht nur dein Schwarzer Magier sondern auch deine Fallenkarte ’nen Abgang!“ Aknadin knirschte bedrohlich mit den Zähnen, was Kiara keineswegs beunruhigte. Aknadins Schwarzer Magier verschwand und kehrte zurück auf Aknadins Hand, während Kiara einen beruhigenden Seufzer ausstieß. Der Priester wandte sich wieder seinem Deck zu, doch zu seinem Erschrecken gab es kein Monster, was er ohne Opfer beschwören konnte. Nicht einmal eine passende Zauber- oder Fallenkarte, die ihm helfen konnte. Ein direkter Angriff durch Kiara war wohl diesmal unvermeidlich. Ein Umstand, der Kiara zutiefst erfreute, als Aknadin seinen Zug beendete und sie zum direkten Angriff überging. Der Schwarze Magier legte los und fügte ihrem Gegner einen gehörigen Verlust von satten 2500 Lebenspunkten zu. Seine Anzeige sank auf 2500. „Das war ein Zug, wie ich ihn liebe.“, bemerkte Yami und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Kiara beendete ihren Zug mit einer verdeckten Karte. Aknadin war dran. „Ich spiele Topf der Gier und zieh mir mal gleich zwei neue Karten. So und dann … spiele ich – wie ich es doch liebe, Karten doppelt zu haben – ein weiteres Mal die Zauberkarte Diane Keto, der Meisterheiler, und hole mir nochmal 1000 Lebenspunkte wieder. Riesenschild Guardner im Verteidigungsmodus. Und dazu … zwei Karten verdeckt. Das war’s.“ Kiara knirschte mit den Zähnen, als sie auf Aknadins Lebenspunktanzeige blickte, die bei 3500 Punkten stehen geblieben war. Dann ergriff sie die nächste Karte und dachte nach. Was jetzt? Und dann machte es endlich Klick. „Na schön, als erstes lege ich eine Karte verdeckt ab. Dann erhöhe ich die Angriffskraft meines Schwarzen Magiers um 300 Punkte, in dem die Karte Buch der Geheimen Künste spiele! Jetzt ist er stark genug, um deinen Riesenschild Guardner vom Feld zu pusten!! Los, Schwarzer Magier, greif sein Monster an mit Schwarzer Magieattacke!!!“ Ihr Magier straffte sich, hob seinen Stab und schleuderte eine gewaltige schwarze Magiewelle auf seinen Gegner. Aknadin grinste boshaft. „Ich aktiviere meine verdeckte Karte, die Macht des Spiegels! Ich schätze, du kennst seine Macht bestens. Sie schickt deinen Angriff auf dich zurück und zerstört alle deine Monster. Verabschiede dich von deinen Lebenspunkten, Prinzesschen, und sag dem Reich der Schatten guten Tag!“, rief Aknadin und der triumphierende Ausdruck in seinen Augen machte Yami klar, dass es vorbei war. Die Macht des Spiegels reflektierte den Angriff und zerstörte den Schwarzen Magier. Doch zu seiner Überraschung schien Kiara nicht im Mindesten überrascht zu sein. Tatsächlich … lächelte sie. „Hast du wirklich geglaubt, dass ich so blöd bin?“ Aknadin blickte fassungslos auf ihre Lebenspunktanzeige, die sich kein bisschen verändert hatte. Stattdessen sanken seine eigenen Lebenspunkte um satte 2500 Punkte. „Wie … was… wie hast du das gemacht? Du dürftest keinen einzigen Lebenspunkt mehr haben!“, schrie er aufgebracht. Kiara hob ihren Zeigefinger und deutete auf ihre verdeckte Karte, die mittlerweile nicht mehr verdeckt war. „Was? Fluch des Schmerzes?“, rief Aknadin verstört und blickte sie rasend vor Zorn an. „Ganz Recht, mein lieber! Diese nette kleine Karte hat verhindert, dass ich Schaden nahm, in dem sie dir den Schaden aufgebrückt hat!“ „Aber wie …“ „Du scheinst dir nicht im Mindesten darüber im Klaren zu sein, dass ich das Deck meines Bruders kenne, kann das sein? Ich weiß, welche Karten er hat und sicher kenne ich auch die Macht des Spiegels!“ Aknadin stieß einen brummenden Laut aus und ballte die Hände zur Faust. Kiara legte indes zwei weitere Karten verdeckt ab und beendete ihren Zug, ohne ein Monster gespielt zu haben.“ Yami runzelte die Stirn, blickte Aknadin kurz an und endlich begriff er. Kiara hatte damit gerechnet, dass Aknadin die Macht des Spiegels einsetzen würde, um ihren Magier zu vernichten, was auch der Grund dafür war, dass sie die Zauberkarte Fluch des Schmerzes abgelegt hatte. Yami wusste, dass der Verlust des Magiers ziemlich schwer wog, doch er wusste auch, was Kiara jetzt vorhatte. Und er wusste, welche Karten Kiara verdeckt abgelegt hatte.“ „Mensch, Kiara! Ich hoffe nur, dass du dir deiner Sache sicher bist und dich nicht irrst. Das Ding kann nämlich auch ganz gewaltig schief gehen. Wichtig ist vor allem das Timing! Das darf nicht daneben gehen“, murmelte er und blickte auf Aknadin, der seine nächste Karte bereits gezogen hatte. „Also gut, Prinzesschen! Da ich so langsam aber sicher die Nase von dir gestrichen voll habe, werd ich der Sache jetzt endlich ein Ende bereiten! Ich spiele die Zauberkarte Vorhang der dunklen Magie und hole mir so – für die Hälfte meiner Lebenspunkte – meinen Schwarzen Magier zurück auf das Spielfeld! Und da du naives dummes Gör keinerlei Monster auf deiner Seite hast, steht einem direkten Angriff nichts mehr im Wege. Los, Schwarzer Magier, greif Kiara direkt an!“ Der Magier startete seinen Angriff. Kiara atmete noch einmal tief durch und legte los. „So, damit eines klar ist, Aknadin, dieses Duell wird wirklich gleich beendet sein, aber der Sieger wirst nicht du sein! Als erstes aktiviere ich meine Zauberkarte Schild und Schwert! Dein Magier hat mal eben seine Verteidigungspunkte zu Angriffspunkten gemacht und seine Angriffspunkte zu Verteidigungspunkten.“ „Und? Was bringt dir das? Mit 2100 Angriffspunkten ist mein Magier immer noch stark genug… was ist denn das?“ Ungläubig starrte Aknadin auf Kiaras Spielfeldseite. Sie war nicht mehr länger leer. Stattdessen war auf ihrem Feld ein Monster erschienen, dass … „Das Schwarze Magiermädchen, ganz Recht, Aknadin! Du siehst richtig!“, rief Kiara triumphierend. „Aber wie … wie hast du das …“ „Ganz einfach, mein Lieber! Dein Vorhang der dunklen Magie gilt nicht nur für deine eigene Spielfeldseite! Sie gilt für das gesamte Spielfeld! Und da mein Schwarzes Magiermädchen ebenfalls ein schwarzer Magier ist … kann ich sie ebenfalls ohne Probleme auf das Feld rufen!“ „Dumm nur, dass die Zauberkarte Schild und Schwert ihr dabei das Genick bricht. Mit 1700 Angriffspunkten kann sich gegen meinen Magier nicht behaupten!“ „Wart’s doch mal ab, ich war ja noch nicht fertig! Ich aktiviere jetzt nämlich meine Zauberkarte Waghalsig voranstürmen, die meiner Süßen einen Powerbonus von 700 Angriffspunkten verschafft.“ Aknadin schnaubte. „Schlappe 300 Punkte mehr als mein Magier hat. Das wird mich wohl kaum aus dem Spiel pusten.“ Kiara grinste und verschränkte die Arme vor der Brust. „Da wär’ ich mir aber nicht so sicher! Sieh mal genauer hin.“ Aknadin betrachtete die Angriffspunktzahl des Schwarzen Magiermädchens und schnappte nach Luft. Tatsächlich waren die Angriffspunkte des Schwarzen Magiermädchens auf 2900 Punkte gestiegen. „Wie…“ „Du scheinst von Yugis und meinen Karten nicht die geringste Ahnung zu haben, Aknadin! Ich will dir nämlich mal was sagen: Ich wusste, dass du die Zauberkarte Vorhang der dunklen Magie hast, ich wusste, dass du sie spielen würdest, um mir eins auszuwischen und ich wusste ganz genau, dass du dir das bis zum Ende aufheben würdest. Genauso wusste ich, dass du die Macht des Spiegels einsetzen würdest, um meinen Schwarzen Magier zu zerstören und weißt du, warum ich das weiß? Weil Yugi und ich unsere Decks gemeinsam zusammen gestellt haben, wir haben sie so perfekt aufeinander abgestimmt, dass sie sich gegenseitig unterstützen. Deswegen war ich ja so froh, dass du Vorhang der dunklen Magie gespielt hast. Im Gegensatz zu dir weiß ich also, wie unsere Decks ticken. Und jetzt zu einer Frage, die dich wahrscheinlich brennend interessieren wird: Wie kann mein Magiermädchen statt nur 2400 Punkten plötzlich sogar 2900 auf ihrem Konto verbuchen? Ganz einfach: Das Schwarze Magiermädchen hat eine besondere Fähigkeit. Sie erhält für jeden Magier, der auf dem Friedhof eines Spielers liegt zusätzlich 500 Angriffspunkte.“ „Das ist doch…“ „Kapierst du endlich deinen Fehler, Aknadin? Du hattest in dem Moment verloren, als du mir offenbart hast, dass du Yugis Deck kopiert hast, denn von da an … wusste ich genau, was ich zu tun hatte! Denn niemand kennt Yugis Deck besser als ich!“ Aknadin war starr vor Schreck, ein Umstand der Kiara zutiefst erfreute. „Und jetzt, Schwarzes Magiermädchen, mach dem ganzen ein Ende! Vernichte seinen Schwarzen Magier mit deiner Schwarzen Magieattacke!!!!!“ Das Schwarze Magiermädchen hob ihren Stab und setzte zum finalen Gegenschlag an. Hinter sich konnte sie Yami triumphierend lachen hören, als der schwarze Magiestrom auf Aknadins Schwarzen Magier zuschoss und ihn ohne große Probleme vernichtete. Aknadins Lebenspunkte sanken sofort auf 0 und Kiara brach endgültig zusammen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)