Die Tiere der Elemente von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Der Schwan --------------------- An jenem Morgen, als Taranee ihren Freundinnen von dieser verrückten Nacht erzählte, hielt Irma Taranee selbst auch für verrückt. Doch als es ihr dann auch geschah, konnte und wollte sie es nicht glauben… Drei Tage nach Taranees Erlebnis (das Irma ihr immer noch nicht glauben wollte) fühlte Irma Benommenheit, so als hätte man ihr eine Überdosis von starken Schlaftabletten gegeben. Irma konnte durch ihre Augen nur ganz verschwommen sehen und ihre Beine fühlten sich an wie aus Blei. Leicht beschwipst torkelte sie aus ihrem Zimmer in den Gang und suchte nach irgendjemanden der ihr helfen konnte. “Paps? Ana?”, rief sie, “Chriiiis…”, dann brach sie zusammen. Nun lag Irmas Körper mit den Händen um den Bauch auf dem Parkettboden. Dann rekelte sie sich auf, klappte aber immer wieder zusammen. Bemitleidenswert sah sie aus, fast so wie ein verletztes Reh, das da liegt und nur darauf wartet gefressen zu werden. Nein, einen verletzten Schwan würde es besser treffen. “Hiiiilfeeee…”, brach Irma mit Mühe heraus, “So hilft mir doch!” Ihre Stimme klang heiser und mit jedem Ruf ließ sie nach. Als Irmas Mund sich dann öffnete, aber nichts heraus kam begann sie wie wild auf den Boden herum zu klopfen, in der Hoffnung jemand würde es hören. Tatsächlich konnte Irma dann Schritte hören. “Irma?”, rief eine Stimme, “Mami, Papi, kommt schnell!” Gott sei Dank, Chris, dachte Irma erleichtert und ließ ihren Kopf aufs Parkett ab, ich bin gerettet. Als Irma wieder zu Bewusstsein kam, lag ihr Körper steif auf dem Bett, zugedeckt mit einer rot karierten Strickdecke. Auf ihrer Stirn lag ein feuchter Lappen. Irma faste sich in die Haare und stöhnte. Sie schwitze am ganzen Körper und konnte nur ganz verschwommen sehen. “Bist du auch mal wach, du Frosch?”, lachte Chris spöttisch, “Hast’ du nun endlich verstanden, dass man auf Erde nicht schwimmen kann? Weißt du wie das aussah…” Chris legte sich flach auf den Boden und rekelte sich so als würde er nach Luft schnappen. Dann lachte er. “Kann es sein, Irma, dass du dich in letzter Zeit etwas übernommen hast?”, fragte Anna besorgt. Bevor Irma überhaupt antworten konnte, steckte ein Fieberthermometer zwischen ihren Zähnen. Anna nahm es raus und las die Temperatur ab. Chris schaute auf Zehenspitzen über ihre Schulter. “Mein Gott, Irma!”, rief er entsetzt, “Wir brauchen einen Notarzt! Hilfe! Hilfe!” “Lass den Quatsch, Christopher!”, unterbrach ihn Anna und wandte sich zu Irma, “Am besten du bleibst heute im Bett. Du hast zwar nur ganz leichtes Fieber, aber…” Irmas erschöpfter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein scheinbaren hyperaktiven. “Haha… Mir geht’s aber blendend”, log sie, “Wie viel Uhr haben… wir… Hatschie!” Anna reichte ihr ein Taschentuch rüber. Beleidigt schlug Irma es weg. “Ich brauch kein Taschentuch!”, maulte sie, “Und nun sag mir, wie spät es ist!” Doch die Antwort zeigte sich von alleine, als jemand an der Haustür klopfte. Irma fuhr hoch. “Das ist sicher Stephen!“, rief sie aufgebracht und wandte sich an Chris. “Mach ihm sofort die Tür auf!“, knurrte sie ihn an, “Ich muss mich noch umziehen.“ Chris verdrehte die Augen. “Ja, ja… Zicke!“, murmelte er ohne Irma an zu schauen. Irma setzte ihre Füße auf den Boden ab und stieß sich vom Bett ab. Anna reagierte darauf und versperrte ihr den Weg. “Es tut mir Leid. Aber du wirst das Haus heute nicht verlassen!“, befahl sie. Irma starrte sie mit großen Augen. “Aber… aber ich kann Stephen doch nicht einfach so abservieren“, flennte sie, “Bitte lass mich gehen. Bitte…!“ Anna versuchte Irma’s traurigen Blicken auszuweichen. Schließlich gab sie nach und ließ Irma gehen. Hand in Hand, wie es für ein verliebtes Paar, üblich war, gingen Irma, gehüllt in einem rosa Kleid, und Joel die Straße entlang. Beide waren nervös und schauten sich gegenseitig nicht an. Dann öffnete Joel den Mund, schloss ihn, öffnete ihn wieder und stotterte: “Du hast ein sch-schönes Kleid an. Aber meinst du nicht, dass die Farbe etwas… äh…“ Irma’s Augen wurden groß, dann färbten sich ihre Wangen purpurrot. “Gefällt es dir nicht? Also, das Kleid…“, fragte sie ohne Stephen überhaupt an zu schauen. Stephen senkte den Blick. Er schien traurig und zugleich auch sauer zu sein. Dann zog er Irma zu sich und schaute ihr die tief in die Augen. Das war eines der wenigen Male, in denen Irma Stephen mal ganz ernst sah. “Du hast dich verändert… finde ich…“, sagte er ohne Irma’s traurigen Blicken auszuweichen, “Früher da warst du so unbekümmert und hast dir auch keine Sorgen darüber gemacht wie du aussiehst. Jetzt stehst du vor mir in einem rosa Kleid und… dein Gesicht sieht aus wie ein explodierter Papagei!“ Bei den letzten beiden Worten musste Stephen lachen. Doch Irma blieb regungslos und starrte ihn an. “Warum sagst du so etwas?“, fragte sie fassungslos, “Ich hab mich halt verändert. Fast jedes Mädchen ist so!“ Mit gesenktem Blick entfernte sich Stephen einige Schritte von ihr. „Genau deshalb liebe ich dich –oder besser gesagt- habe ich dich geliebt. Du warst einfach anders als die anderen Mädchen.“, sagte er mit einem traurigen Lächeln, “Es ist nicht schlimm wenn man auf sein Äußeres achtet oder wenn man sich schminkt… doch du hast dich auch innerlich verändert! Solche Mädchen wie dich gibt es massig!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)