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Die Tiere der Elemente

von

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Der Löwe

Als es geschah, schlief Taranee Cook tief und fest in ihrem Bett, bis sie Geräusche wahrnehmen konnte, die ihr etwas (aber nur “etwas”) schaurig vorkamen. Langsam öffnete sie die Augen, und trotz leichter Benommenheit, konnte sie sich ein wenig aufrichten. Ihre Blicke wanderten durchs Zimmer; hoch und runter, rechts und links. Dabei musterte sie besonders einen Schatten, der ihr verdächtig vorkam, sich aber dann nur als Schatten eines Stofftieres herausstellte. Zwar war Taranee Cook schon immer ein ängstliches Mädchen gewesen, doch trotz dessen, wollte sie wissen was die Geräusche verursacht hatte. Vorsichtig setzte sie ihre Füße auf den Boden ab und tastete sich durch die Dunkelheit. Das grelle Mondlicht war die einzige Lichtquelle die Taranee den Weg zum Lichtschalter etwas erleuchten konnte. Dann am Lichtschalter angekommen, schaltete sie das Licht an, und weil sie sich nicht sofort an das plötzliche Licht gewöhnen konnte, kniff sie die Augen zusammen. Als sie diese dann leicht und vorsichtig öffnete, konnte sie sich langsam ans Licht gewöhnen. Doch als Taranee sich gründlich nach der Gefahrenquelle umsah, konnte sie nichts verdächtiges finden. Auch das Fenster war noch geschlossen und sogar verriegelt, seit Frost der Jäger sich durchs Fenster reingestohlen hatte. Taranee biss nervös auf ihre Unterlippe. Diese Stille war beunruhigend. Sie war die Stille die vor einem Sprung eines Löwes herrschte, wenn er seine Beute anvisiert hatte. So fühlte sich auch Taranee; nicht wie der Löwe -nein- sondern wie die Beute.

Aber, dachte Taranee, wenn der Löwe heute angreift, dann wird sich die Beute wehren, dann wird die Beute kämpfen, dann wird die Beute zum Löwen. Doch wenn der Löwe schläft wird er wieder zur Beute.

Diese Nacht aber wird dies nicht gesehen, denn in dieser Nacht wird Taranee in ihr Bett zurückkehren und beruhigt einschlafen.
 

Am nächsten Morgen im Sheffield Institute erzählte Taranee ihren Freundinnen von letzter Nacht. Diese aber schienen Taranees Geschichte nicht sehr ernst zu nehmen.

“Ich will dich ja nicht verletzen, Tara…”, begann Irma, “Aber du hast -glaub ich- einen Schuss ab.”

Taranee verschränkte die Arme: “Danke, Irma, du hast mich gar nicht verletzt.”, gab sie beleidigt zurück.

Will hielt Irma und Taranee den Mund zu.

“Schluss jetzt, hört auf zu streiten!”, rief sie und wandte sich zu Irma, “Irma, lass bitte deine spitzen Bemerkungen,…”, dann wandte sie sich zu Taranee, “… und Tara, sei nicht sauer auf Irma, du weißt doch, dass sie das nicht ernst gemeint hat.”

Irma und Taranee schauten sich kurz an und nickten sich dann stumm zu.

Nein, Taranee war nicht sauer, sie wusste, dass Irma sehr schlagfertig und sarkastisch war. Heute war es etwas anderes was sie so stresste. Irgendetwas, was etwas mit der vorherigen Nacht zu tun hatte.
 

Noch am selben Morgen, hatte Taranee sich in ihrem eigentlichem Lieblingsfach Mathe (von vielen Kinder verhasst) blamiert. Nicht nur das sie ihre Hausaufgaben vergessen hatte, sie hatte auch noch an die Tafel gemusst um eine Aufgabe zu lösen. Dabei hat sie die Antwort nicht gewusst und irgendetwas an die Tafel gekritzelt. Dafür bekam sie für die Stunde eine fünf, aber auch nur weil der Lehrer Taranee mochte, sonst hätte sie sicher eine sechs bekommen (und sehr wahrscheinlich auch einen Elternbrief). Auch am Mittag konnte sich Taranee nicht richtig konzentrieren, und beschloss die Hausaufgaben am Abend zu machen um sich auszuruhen. Sie legte ihren Kopf nach hinten auf die Lehne des Schreibtischstuhls und schloss die Augen.
 

Tara… Taranee… Taranee Cook… Du bist nicht die Beute, du bist der Löwe… Du brauchst keine Hilfe…

Taraneeeee…
 

Eine Stimme weckte Taranee. Sie klang aufgeregt und verzweifelt.

“Taraneeeee… Taraneeeee… Wach auf… Wach auf…”

Taranee lag mit dem Stuhl auf dem Boden. Ihre Mutter hatte sich zur ihr runtergebeugt. Angst und Verzweiflung zeichneten ihr Gesicht, aber auch etwas Erleichterung.

“Dem Himmel sei Dank. Bist du wohlauf?”, fragte sie.

Noch immer am Boden liegend, fasste sich Taranee an den Kopf.

“Jaaaa… Was ist geschehen?”

Theresa Cook blickte ihr Tochter fragend an. Dann fühlte sie ihr über die Stirn und zog entsetzt ihre Hand zurück.

“Mein Gott. Du hast ja Fieber, und auch noch sehr hohes.”, rief sie, und half Taranee auf.

Diese aber meinte nur: “Nein… Ist schon okay, Mom.”

Genervt schlug sie ihrer Mutter die Hand weg und murmelte: “Ich brauche keine Hilfe. Ich bin der unbesiegbare Löwe.
 

Später legte sich Taranee dann aber doch ins Bett um sich vom Fieber zu erholen. Als sie dann aber durch ihren Wecker wach wurde, geriet sie in Panik; Es war schon neun Uhr morgens. Schnell packte sie ihre Tasche mit den halb gemachten Hausaufgaben und einem Butterbrot. Dann lief sie zur Haustür, hielt aber am Kühlschrank an. An der Kühlschranktür befand sich eine Notiz. Taranee löste den Magneten und nahm die Notiz in die Hand. Mit einer krakeligen Druckschrift stand geschrieben:
 

Guten Morgen, Taranee,

Dein Vater und ich sind schon bei der Arbeit.

Bitte bleib zu Hause und ruh dich aus.

Wir haben in der Schule angerufen und gesagt,

dass du nicht kommst.

Es befindet sich Rührei für dich im Kühlschrank.

Gute Besserung. Wir haben dich lieb.
 

Seufzend schmiss sie die Notiz weg und fluchte: “Verdammt noch mal! Ich hab doch gesagt, dass es mir gut geht.”

Aber da die Schulleitung jetzt dachte, dass Taranee nicht kommt, könnte sie das ja auch ausnutzen und etwas spazieren gehen. Also warf sie die Tasche auf den Esstisch und verließ die Wohnung. Draußen konnte Taranee frische Luft einatmen und den Wellen am Strand lauschen. Damals, vor einigen Jahren wollte Taranee nie Sesamo, ihre Heimatstadt in den Bergen verlassen, aber jetzt könnte sie in keinem besseren Ort als in Heatherfield leben. Taranee zog sich die Schuhe aus und krempelte ihre Jeans hoch. Dann ging sie ins kühle Wasser; Aber nur mit den Füßen, da sie ja noch Fieber hatte. Taranee spürte wie die Wellen an ihren Beinen schlugen und das Seegras ihre Füße fesselten. Dann schmiss sie sich ohne lang nachzudenken in die Wellen und trieb im Wasser davon.
 

Luft, dachte Taranee, ich bekomme keine Luft.

Sie strampelte unter Wasser wild herum, doch das Seegras ließ sie nicht los. Das Wasser bringt sie um, die Erde lässt sie nicht los und die Luft ist nicht für sie da. Und was ist mit dem Feuer? Das Feuer, das erlicht. Taranee wollte schreien, doch aus ihrem Mund kamen nur Luftblasen herausgeschossen. Plötzlich packte sie etwas am Arm und zerrte sie aus dem Wasser heraus und lag sie auf den nassen Sand. Taranee keuchte und spuckte Wasser. Als sie ihrem Retter ins Gesicht blickte, sah sie das es Nigel war. Seine Gesichtsmimik zeigte, dass er verwirrt und vielleicht auch etwas besorgt war. Er öffnete mehrmals den Mund, erst kam nichts raus, dann fing er an zu stottern, doch zuletzt konnte er anfangen flüssig zu reden und dann überhäufte er Taranee mit Fragen wie zum Beispiel, was sie im Wasser zu suchen hatte und warum sie nicht in der Schule sei. Taranee aber konnte auf diese Fragen nur selber Fragen stellen.

“Ach, und was machst du hier, Nigelein?”, fuhr sie ihn an, “Hast du heute nicht auch Schule, ist das so?”

Nigel kratze sich verlegen am Hinterkopf und murmelte etwas.

“Jaaaa… Schule, hä?”, stammelte er, “I-ich wollte dich besuchen, weil deine Freundinnen meinten, dir würde es schon seit gestern nicht so gut gehen. U-und dann habe ich mir Sorgen gemacht. I-ist doch okay, oder? U-und dann finde ich dich im Wasser und -Mann- du schwimmst da wie eine Leiche.”

Taranee errötete leicht, als sie hörte, dass Nigel sich Sorgen um sie gemacht hatte. Es war auch eine Art Erleichterung für sie, dass ihre Freundinnen gemerkt haben, dass es ihr nicht so gut geht. Taranee ging auf Zehenspitzen und flüsterte Nigel ein sanftes “Danke.” ins Ohr, wandte ihm den Rücken zu und ging mit einem Lächeln nach Hause. Auch ein Löwe braucht Hilfe wenn er verletzt ist, und diese muss er auch annehmen, denn er muss die beschützen die er liebt und ohne die er nicht leben könnte.

Der Schwan

An jenem Morgen, als Taranee ihren Freundinnen von dieser verrückten Nacht erzählte, hielt Irma Taranee selbst auch für verrückt. Doch als es ihr dann auch geschah, konnte und wollte sie es nicht glauben… Drei Tage nach Taranees Erlebnis (das Irma ihr immer noch nicht glauben wollte) fühlte Irma Benommenheit, so als hätte man ihr eine Überdosis von starken Schlaftabletten gegeben. Irma konnte durch ihre Augen nur ganz verschwommen sehen und ihre Beine fühlten sich an wie aus Blei. Leicht beschwipst torkelte sie aus ihrem Zimmer in den Gang und suchte nach irgendjemanden der ihr helfen konnte.

“Paps? Ana?”, rief sie, “Chriiiis…”, dann brach sie zusammen.

Nun lag Irmas Körper mit den Händen um den Bauch auf dem Parkettboden. Dann rekelte sie sich auf, klappte aber immer wieder zusammen. Bemitleidenswert sah sie aus, fast so wie ein verletztes Reh, das da liegt und nur darauf wartet gefressen zu werden. Nein, einen verletzten Schwan würde es besser treffen.

“Hiiiilfeeee…”, brach Irma mit Mühe heraus, “So hilft mir doch!”

Ihre Stimme klang heiser und mit jedem Ruf ließ sie nach. Als Irmas Mund sich dann öffnete, aber nichts heraus kam begann sie wie wild auf den Boden herum zu klopfen, in der Hoffnung jemand würde es hören. Tatsächlich konnte Irma dann Schritte hören.

“Irma?”, rief eine Stimme, “Mami, Papi, kommt schnell!”

Gott sei Dank, Chris, dachte Irma erleichtert und ließ ihren Kopf aufs Parkett ab, ich bin gerettet.
 

Als Irma wieder zu Bewusstsein kam, lag ihr Körper steif auf dem Bett, zugedeckt mit einer rot karierten Strickdecke. Auf ihrer Stirn lag ein feuchter Lappen. Irma faste sich in die Haare und stöhnte. Sie schwitze am ganzen Körper und konnte nur ganz verschwommen sehen.

“Bist du auch mal wach, du Frosch?”, lachte Chris spöttisch, “Hast’ du nun endlich verstanden, dass man auf Erde nicht schwimmen kann? Weißt du wie das aussah…”

Chris legte sich flach auf den Boden und rekelte sich so als würde er nach Luft schnappen. Dann lachte er.

“Kann es sein, Irma, dass du dich in letzter Zeit etwas übernommen hast?”, fragte Anna besorgt.

Bevor Irma überhaupt antworten konnte, steckte ein Fieberthermometer zwischen ihren Zähnen. Anna nahm es raus und las die Temperatur ab. Chris schaute auf Zehenspitzen über ihre Schulter.

“Mein Gott, Irma!”, rief er entsetzt, “Wir brauchen einen Notarzt! Hilfe! Hilfe!”

“Lass den Quatsch, Christopher!”, unterbrach ihn Anna und wandte sich zu Irma, “Am besten du bleibst heute im Bett. Du hast zwar nur ganz leichtes Fieber, aber…”

Irmas erschöpfter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein scheinbaren hyperaktiven.

“Haha… Mir geht’s aber blendend”, log sie, “Wie viel Uhr haben… wir… Hatschie!”

Anna reichte ihr ein Taschentuch rüber. Beleidigt schlug Irma es weg.

“Ich brauch kein Taschentuch!”, maulte sie, “Und nun sag mir, wie spät es ist!”

Doch die Antwort zeigte sich von alleine, als jemand an der Haustür klopfte. Irma fuhr hoch.

“Das ist sicher Stephen!“, rief sie aufgebracht und wandte sich an Chris.

“Mach ihm sofort die Tür auf!“, knurrte sie ihn an, “Ich muss mich noch umziehen.“

Chris verdrehte die Augen.

“Ja, ja… Zicke!“, murmelte er ohne Irma an zu schauen.

Irma setzte ihre Füße auf den Boden ab und stieß sich vom Bett ab. Anna reagierte darauf und versperrte ihr den Weg.

“Es tut mir Leid. Aber du wirst das Haus heute nicht verlassen!“, befahl sie.

Irma starrte sie mit großen Augen.

“Aber… aber ich kann Stephen doch nicht einfach so abservieren“, flennte sie, “Bitte lass mich gehen. Bitte…!“

Anna versuchte Irma’s traurigen Blicken auszuweichen. Schließlich gab sie nach und ließ Irma gehen.
 

Hand in Hand, wie es für ein verliebtes Paar, üblich war, gingen Irma, gehüllt in einem rosa Kleid, und Joel die Straße entlang. Beide waren nervös und schauten sich gegenseitig nicht an.

Dann öffnete Joel den Mund, schloss ihn, öffnete ihn wieder und stotterte: “Du hast ein sch-schönes Kleid an. Aber meinst du nicht, dass die Farbe etwas… äh…“

Irma’s Augen wurden groß, dann färbten sich ihre Wangen purpurrot.

“Gefällt es dir nicht? Also, das Kleid…“, fragte sie ohne Stephen überhaupt an zu schauen.

Stephen senkte den Blick. Er schien traurig und zugleich auch sauer zu sein. Dann zog er Irma zu sich und schaute ihr die tief in die Augen. Das war eines der wenigen Male, in denen Irma Stephen mal ganz ernst sah.

“Du hast dich verändert… finde ich…“, sagte er ohne Irma’s traurigen Blicken auszuweichen, “Früher da warst du so unbekümmert und hast dir auch keine Sorgen darüber gemacht wie du aussiehst. Jetzt stehst du vor mir in einem rosa Kleid und… dein Gesicht sieht aus wie ein explodierter Papagei!“

Bei den letzten beiden Worten musste Stephen lachen. Doch Irma blieb regungslos und starrte ihn an.

“Warum sagst du so etwas?“, fragte sie fassungslos, “Ich hab mich halt verändert. Fast jedes Mädchen ist so!“

Mit gesenktem Blick entfernte sich Stephen einige Schritte von ihr.

„Genau deshalb liebe ich dich –oder besser gesagt- habe ich dich geliebt. Du warst einfach anders als die anderen Mädchen.“, sagte er mit einem traurigen Lächeln, “Es ist nicht schlimm wenn man auf sein Äußeres achtet oder wenn man sich schminkt… doch du hast dich auch innerlich verändert! Solche Mädchen wie dich gibt es massig!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2008-12-13T15:48:24+00:00 13.12.2008 16:48
Sehr schön :) und vor allem gut charakterisiert.
Es sind zwar ein paar Rechtschreib- und Formulierungsschwächen drin, aber du scheinst mit dem Herzen bei der Sache zu sein und das ist ja auch immer gut.
Also, wenn ich das richtig verstanden habe, werden Irma und Joel in deiner Geschichte ein Paar, oder irre ich mich da? Freue mich jetzt schon tierisch darauf, leider gibt es ja zu dem Thema nicht viele Fanfics.


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