Schattenherz - Neue Welten von abgemeldet (Teil 3) ================================================================================ Kapitel 1: Johnny Garland ------------------------- Johnny Garland Er hatte keine Ahnung wo er war, noch wie er hier her gekommen war. Alles sah so fremd aus und langsam überkam ihn die Panik. Was sollte er nur tun? Seit Stunden lief er schon durch die Straßen des kleinen Dorfes. Die Menschen schauten ihn seltsam an, doch keiner wagte mit ihm zu sprechen. Selbst als er jemanden direkt angesprochen hatte, war dieser schnell verschwunden. Es war zum Verzweifeln. Erschöpft und am Rande des Wahnsinns ließ er sich auf die Treppenstufen einer Kirche sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Er wollte wieder zurück nach Hause. Zu seinen Freunden, seinem Haus, seiner Arbeit. „He, Kleiner!“, hörte er plötzlich eine Stimme vor sich und sah auf. Vor ihm stand eine hübsche junge Frau mit feuerroten Haaren und leuchtenden Augen. Sie sah ihn besorgt an und lächelte freundlich. „Hey.“, antwortete er missmutig. „Du siehst nicht so aus, als kämst du von hier.“, entgegnete die Fremde und nahm neben ihm Platz. „Kann ich dir behilflich sein?“ „Ich wohne eigentlich in New York, aber irgendwie bin ich hier her gekommen und nun habe ich keine Ahnung wo ich bin und wie ich hier her kam.“, erklärte er. „New York?“, fragte sie verwundert. „Das ist ganz schön weit weg. Bist du mit dem Zug gefahren?“ Er senkte den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten. Wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie ihn wahrscheinlich für verrückt halten. Aber welche Wahl hatte er schon? „Ich... ich war im einen Moment noch in New York und kurz darauf hier.“ Die Fremde runzelte die Stirn und musterte ihn durchdringend. „So... so... hier und plötzlich da.“, erwiderte die Rothaarige. „Ja, ich weiß es hört sich seltsam an, aber es war wirklich so.“, beteuerte er. „Alles kommt mir so fremd vor und ich will einfach wieder zurück.“ „Dann komm mal mit. Ich lade dich ein.“, sagte sie lächelnd. „Wir können alles bei einer Tasse Tee bereden. Im Übrigen, mein Name ist Karin König.“ „Johnny, Johnny Garland.“, stellte er sich vor und folgte ihr. „Wie alt bist du denn?“, fragte sie. „Ich bin sechzehn, aber für mein Alter schon sehr erwachsen.“, antwortete Johnny. „Wo bin ich hier eigentlich?“ „Das Dorf heißt Domremi. Ein Freund von mir wohnt hier, den werden wir jetzt mal besuchen. Vielleicht kann er deine Geschichte aufklären.“ Johnny folgte ihr zu einem kleinen gemütlichen Haus. Es wirkte ein wenig alt und entsprach so gar nicht dem Baustil von New York. Erst jetzt fiel ihm auf, dass alles hier irgendwie alt aussah. Ohne zu klopfen trat Karin ein und sah sich um. „Juhu, ich bin es.“, rief sie durchs Haus und lief in die Küche. „Ich habe Besuch mitgebracht.“ Johnny blieb an einem Tisch stehen und nahm Platz als Karin auf einen der Stühle deutete. Sie verschwand im Nachbarzimmer und kam nach wenigen Sekunden wieder zurück. „Wo steckt der schon wieder.“, murmelte sie vor sich hin und ging zu einer schwarzen Couch, die mit dem Rücken zu ihnen stand. „Natürlich, der Herr gibt mal wieder keine Antwort.“ „Was ist denn jetzt schon wieder?“, hörte Johnny eine Männerstimme. „Kann man nicht einmal in Ruhe schlafen?“ „Es ist später Nachmittag.“, fauchte Karin den Mann an. „Und jetzt steh endlich auf. Ich habe Besuch mitgebracht.“ Der Mann stand auf und kam hinüber zum Tisch. Johnny sah ihn skeptisch an und musste seinen Kopf ins Genick legen um ihn überhaupt erkennen zu können. Der Besitzer dieses Hauses hatte braunes zerstrubeltes Haar und auffallend rote Augen. Er warf Johnny einen unfreundlichen Blick zu und nahm auf dem gegenüber liegenden Stuhl Platz. Karin war in der Zwischenzeit in der Küche verschwunden und kam mit drei Tassen Tee zurück. „Toller Besuch.“, sagte der Fremde mürrisch. „Ein kleines Kind. Wie aufregend.“ „Ich bin kein kleines Kind.“, erwiderte Johnny und war sofort wieder ruhig, als er den bösen Blick des jungen Mannes bemerkte. „Tut mir leid für sein Benehmen.“, sagte Karin und reichte Johnny eine Tasse Tee. „Das ist Yuri Hyuga und ja, er ist immer so unfreundlich. Aber lass dich von der harten Schale nicht täuschen, er hat einen weichen Kern.“ Karin grinste Yuri fröhlich zu und dieser verzog genervt das Gesicht. „Also was will der Bengel hier?“, fragte er noch einmal. „Er lebt in New York und sagt, er wäre auf einmal hier gewesen.“, erklärte Karin. „Von einem Moment auf den anderen. Na, was sagst du?“ „Das der Bengel ein Spinner ist?“, entgegnete Yuri. „Nein, kommt dir das nicht bekannt vor?“, hakte sie nach. Johnny verstand kein Wort von dem was die beiden sprachen und er fühlte sich von Minute zu Minute unwohler in Yuris Nähe. Etwas Unheimliches ging von ihm aus. Eine Gefahr, etwas Dunkles, das er nicht in Worte fassen konnte. „Johnny?“, flüsterte Karin und sah ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?“ Er nickte und riss sich von Yuris roten Augen los. „In welchem Jahr lebst du?“, fragte sie. „Wie... wieso fragst du?“, erwiderte Johnny. „Im Jahr 1929.“ Karin warf Yuri einen vielsagenden Blick zu. „Die Sache ist so. Wir befinden uns im Moment im Jahr 1915.“ Johnny sah sie abwechselnd an und klammerte sich an seiner Teetasse fest. Völlig unmöglich. Waren die beiden vielleicht verrückt? Sie mussten verrückt sein. Er fing an zu lachen und stand auf. „Sehr witzig, aber ich glaube ich werde jetzt wieder versuchen nach Hause zu kommen.“, entgegnete er und wollte aufstehen, wurde aber von Yuri wieder zurück auf seinen Stuhl gedrückt. „Das ist kein Witz.“, sagte Yuri. „Du hast eine Art Zeitreise gemacht. Es ist mein absoluter ernst und jetzt erzähl uns was genau geschehen ist.“ Johnny senkte den Kopf und spielte nervös an der Tasse herum. „Ich... ich bin durch eine Art Tor gegangen und dann wurde ich ohnmächtig und als ich aufgewacht bin, war ich plötzlich hier.“, erklärte er. Karin bedeutete Yuri ihr zu folgen und ging mit ihm in die Küche. Johnny blieb grübelnd zurück. Er hatte sich bereits gedacht, dass etwas nicht stimmte, aber eine Zeitreise, dass war völlig unmöglich. Selbst für sein Zeitalter war es unvorstellbar. „Es ist das Gleiche wie bei Kurando.“, zischte Karin. „Er ist auch einfach verschwunden, genau wie der Junge. Es gibt einen Zusammenhang. Das war kein Zufall. Irgendetwas geht hier vor sich.“ „Du weißt doch gar nicht, ob Kurando jetzt in New York sitzt.“, erwiderte Yuri. „Aber hier ist er nicht mehr und deine Tante hat selbst gesagt, dass er einfach verschwunden ist. Von einem Moment auf den anderen.“, fügte sie beschwörend hinzu. „Na gut, dann bringen wir den Kleinen zu Roger.“, gab Yuri nach. „Er weiß bestimmt was passiert ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)