Schattenherz - Neue Welten von abgemeldet (Teil 3) ================================================================================ Kapitel 3: Seth, der weiße Ritter --------------------------------- Seth, der weiße Ritter „He, Johnny.“, weckte Karin ihn am nächsten Morgen sanft. „Es wird Zeit aufzustehen. Wir wollen einen kleinen Ausflug machen.“ Johnny gähnte herzhaft und setzte sich auf. Karin hatte sich schon fertig gemacht, zumindest sah sie so hübsch aus wie gestern. Er war noch sehr müde, aber es ging ihm schon besser als gestern. „Wohin wollen wir denn?“, fragte er neugierig und folgte ihr in die Küche. „Wir besuchen Seth. Yuri packt schon. Es wird eine mehr oder weniger weite Reise, aber wir sind schnell. Ich schätze in einem halben Tag sind wir dort.“, erklärte sie. „Zumindest, wenn er wirklich dort ist wo wir ihn vermuten. Wir haben nicht sehr viel Kontakt zu ihm, deswegen müssen wir eben dort anfangen zu suchen, wo wir das letzte Mal von ihm gehört haben.“ „Und wo wollt ihr hin?“ „Nach Russland, von dort kam die letzte Postkarte.“ Johnny hätte fast seinen Orangensaft über den Tisch gespuckt. „Das ist garantiert mehr als eine halbe Tagesreise, auch in eurer Zeit.“, erwiderte er. „Na ja, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir nehmen Rogers Flugzeug oder… etwas anderes eben. Diese Entscheidung überlasse ich Yuri. Und jetzt iss etwas.“, sie verschwand im Nebenzimmer und Johnny stopfte sich ein Stück Kuchen in den Mund. Die Gastfreundschaft war wirklich ausgezeichnet, auch wenn er auf Yuri verzichten könnte. Nach einer halben Stunde kam sie zurück, mit einem Koffer in der Hand und zwei Jacken. Eine davon reichte sie Johnny und ging nach draußen. Yuri wartete bereits auf sie. „Warte hier. Ich spreche kurz mit Yuri.“, sie bedeutete ihm zurück zu bleiben und ging hinüber zu Yuri. Es folgte ein kleines Wortgefecht, das er allerdings nicht verstand, dann kamen sie beide zu ihm. „Ok, wir haben eine Entscheidung getroffen. Wir werden nicht das Flugzeug nehmen.“, erklärte Karin. „Was du nun siehst, ist vielleicht ein bisschen Furcht erregend, aber du darfst nicht ausflippen. Verstanden?“ Johnny nickte unsicher und sah sie etwas zweifelnd an. Langsam glaubte er ernsthaft, die beiden seien irgendwie wahnsinnig. Was er dann sah, übertraf alles. Auf einmal erstrahlten beide in einem hellen Licht und nicht mehr Karin und Yuri standen vor ihm, sondern ein Engel mit brennenden Flügeln und ein schwarzer Dämon mit ledernen Schwingen. Er riss erstaunt die Augen auf und starrte sie perplex an. „Das… ich… nein… das…“, stammelte er erstaunt und erschrocken zugleich. „Wir sind immer noch wie selbst.“, sagte der Feuerengel. „Ich bin Karin. Wirklich, du brauchst keine Angst haben.“ „Ich… nein… ach was… das… das ist alltäglich.“, stotterte Johnny. Der schwarze Dämon grinste fies und beugte sich zu ihm herunter. „Du wärst gerade der richtige Appetithappen.“, sagte er und bleckte die Zähne. „Mein Name ist Amon.“ „Äh, aber er ist noch Yuri oder?“, hakte Johnny nach. Der Feuerengel, Karin, nickte zustimmend. „Na ja, wer von den beiden jetzt schlimmer ist, ist schwer zu sagen.“ „He, wird ja nicht frech Kleiner.“, grummelte Amon. „Du solltest dich nicht mit jemandem anlegen, der größer und stärker ist.“ „Mag sein, aber ich bin klüger.“, erwiderte Johnny. „Muskelkraft allein reicht da nicht aus.“ „Ach ja?“, Yuri packte ihn am Fuß und schwang sich in die Luft. Johnny schrie erschrocken auf und begann wild zu strampeln. „Lass mich runter du ungehobelter Klotz!“ „Benutz doch deinen Kopf.“ Der Feuerengel erschien neben ihnen und schüttelte genervt den Kopf. „Hör auf damit Amon.“ Der schwarze Dämon verzog beleidigt das Gesicht und warf Johnny auf seinen Rücken. „Dann lass uns mal nach Russland fliegen.“, verkündete Yuri. „Und pass auf, dass du keine Frostbeulen bekommst. Es könnte ziemlich kalt werden.“ Sie brauchten tatsächlich nicht länger als Karin gesagt hatte und der ungewöhnliche Flug gefiel Johnny nach einer Weile sehr. Er sah wie sich die Landschaft unter ihnen langsam veränderte. Und genau wie Yuri gesagt hatte, es wurde immer kälter. Die grünen Wiesen, wichen karger Tundra und schließlich schneebedeckten Ebenen. Gegen Nachmittag landeten sie auf einer großen Wiese außerhalb von St. Petersburg. Karin und Yuri nahmen wieder ihre menschliche Gestalt an und sie machten sich auf den Weg in die Stadt. St. Petersburg sah wunderschön aus. Aller war prunkvoll und überall ragten riesige Zwiebeltürme in den Himmel. Die Menschen musterten sie interessiert, aber keineswegs feindselig. Trotz der frühen Stunde wurde es bereits wieder dunkel. Die Lichter hinter den Fenstern wurden nach und nach angemacht. „Und wohin gehen wir jetzt?“, fragte Johnny neugierig. „Die Stadt ist riesig und außerdem könnte euer Freund schon längst über alle Berge sein.“ „Oder er hat gehört was passiert ist und nur auf euch gewartet.“, antwortete eine höhnische Stimme aus einer dunklen Gasse. Johnny erschrak und sprang einen Schritt zur Seite. Aus der Dunkelheit trat ein junger Mann, kaum älter als Yuri. Er hatte kurze schwarze Haare und strahlend grüne Augen. Sein Auftreten war selbstsicher und er schien sich keineswegs von Yuri beeindrucken zu lassen. Egal woher sie ihn kannte, Yuri sah nicht so aus, als würde er ihn mögen. Karin hingegen freute sich. „Hallo Seth.“, begrüßte sie ihn freundlich. „Schön dich zu sehen. Zum Glück hast du uns gefunden. Sonst hätten wir dich ewig suchen müssen.“ „Ich habe gehört was mit Kurando geschehen ist. Keith war hier und leider auch Nuria, aber egal. Sie haben mir davon erzählt. Daraufhin habe ich euch eine kleine Postkarte geschickt und abgewartet, ob ihr mich hinzu ziehen wollt.“, erzählte er. „Währendessen habe ich mich schon einmal schlau gemacht. Aber zu weiteren Vorfällen kam es nicht.“ „Da bist du wohl nicht auf dem neusten Stand.“, entgegnete Yuri. „Dieser kleine Kerl hier hat das Gleiche durchgemacht. Er kommt aus der Zukunft, aus New York.“ Seth musterte Johnny und sah schließlich Karin an. „Dann haben wir jetzt ja eine Chance Kurando wieder zu finden. Ist Roger schon an der Sache dran?“, fragte er. „Er glaubt, es hätte mit einer Energieüberlagerung zu tun.“, antwortete Karin. „Wenn es so ist, dann schafft er es bestimmt, so ein Zeitloch künstlich zu erzeugen.“ „Wunderbar. Und jetzt kommt mit. Es ist kalt und ihr habt sicherlich hunger.“ Sie folgten Seth in ein Hotel. Er hatte sich ein Zimmer gemietet und schien schon länger hier zu wohnen. In seinem Zimmer war es so ordentlich wie Karin es erwartet hatte. Bis auf einige Unterlagen, die auf dem ganzen Couchtisch verteilt waren. „Du hast dich ja ernsthaft damit beschäftigt.“, sagte Karin beeindruckt. „Natürlich. Immerhin sind wir ja so was wie befreundet.“, entgegnete er. „Außerdem sitze ich an der Quelle. Ich habe einige von Garans Rittern darauf angesetzt mehr darüber heraus zu finden. Sie halten mich täglich auf dem Laufenden. Allerdings gibt es noch nicht viel Neues. Sie bestätigen die Theorie von Roger und berichten, dass es bisher zu keinerlei ähnlichen Vorkommnissen gekommen ist. Mal abgesehen von eurem kleinen Freund.“ „Mein Name ist Johnny.“, antwortete er beleidigt. „Und ich bin reifer, als ich vielleicht aussehe.“ „Ja, ist ja schon in Ordnung.“, mischte sich Yuri ein. „Für wie reif du dich hältst, können wir später noch diskutieren.“ „Ich halte mich nicht nur für reif.“, erwiderte er gereizt. „Könntet ihr vielleicht mal aufhören, über so belanglose Dinge zu diskutieren?“, mischte sich Karin ein. „Euch liegt vielleicht nicht viel daran Kurando zu finden, aber mir schon. Immerhin ist er unser Freund und dein Cousin.“ Yuri verdrehte die Augen und setzte sich auf einen der Stühle. „Na schön, dann suchen wir ihn eben. Aber wo willst du denn bitte anfangen?“, fragte Yuri. „Er könnte nicht nur überall sein, sondern auch in jeder erdenklichen Zeit.“ „Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir möglichst viel über diese Zeitlöcher herausfinden“, mischte sich Seth ein. „Garan hat fast die Hälfte seiner Männer darauf angesetzt. Aber ich bezweifle, dass sie etwas finden werden. Seine Leute verfügen nicht über das nötige Wissen im Gegensatz zu Roger.“ „Äh, entschuldigt. Aber wer ist Garan und von welchen Leuten sprecht ihr?“, fragte Johnny neugierig. „Vor einigen Jahren war ein Mann hinter uns her. Garan ist der Anführer der weißen Ritter. Sie jagen Dämonen und Monster, wie wir es sind.“, erklärte Karin. „Zu dieser Zeit trafen wir auch auf Seth. Am Anfang wollte er uns ebenfalls umbringen, aber wir konnten ihn davon überzeugen, dass wir zu den Guten gehören. Seit dem arbeitet Seth praktisch als Doppelagent bei Garan.“ „Wow.“, keuchte Johnny. „Ihr habt ja ganz schön was erlebt.“ „Mehr als du denkst.“, erwiderte Yuri. „Und jetzt Schluss mit dem Herumgeplänkel. Ich will endlich, dass das hier vorbei ist und ich wieder meine Ruhe habe“ „Du hältst es keinen Tag ohne Aktion.“, murrte Karin. „Sonst wirst du unausstehlich.“ „Ich bin unausstehlich? Du bist eine Frau, dass ist Erwiderung genug.“, konterte Yuri. „Dein Gezicke ist auch nicht angenehm.“ „Ach ja, du…“ Johnny wandte sich Seth zu und grinste wissend. „Und die beiden sind nur befreundet.“ Seth nickte lächelnd und wartete bis die beiden fertig waren mit streiten, was noch eine ganze Weile dauerte. „Gut, jetzt wo ihr eure Differenzen geklärt habt, können wir ja fortfahren.“, schlug Seth vor. „Und was willst du tun?“, fragte Yuri gereizt. „Wir fliegen zu deiner Tante und schauen uns an wo Kurando verschwunden ist. Vielleicht finden wir einen Hinweis oder es taucht ein weiteres Zeitloch auf.“, antwortete Seth. „Die weißen Ritter werden indessen weiter suchen und alle Notizen in meinem Zimmer hinterlassen.“ „Jetzt sind wir gerade erst hier her geflogen und sollen jetzt wieder um die halbe Welt?“, jammerte Yuri. „Ich musste diesen Knirps die ganze Zeit tragen.“ Karin beachtete sein Gejammer gar nicht und ging nach draußen. Die anderen folgten ihr schweigend. Johnny lief mit Yuri hinterher. Seth machte einige schnelle Schritte und trat neben Karin. „Zum Glück hast du Yuri so gut im Griff.“, flüsterte er grinsend. „Was hältst du von dieser ganzen Sache. Wer könnte dahinter stecken?“ „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.“, entgegnete sie. „Jetzt nachdem… Nicolai tot ist, wüsste ich niemanden, der so etwas fertig bringt. Außerdem muss es ein Wissenschaftler sein, wenn nicht einmal Roger hinter das Geheimnis kommt.“ „Ich hoffe, wir finden bei Kurando zu Hause einen Hinweis. Die ganze Sache ist sehr mysteriös. Zeitsprünge aus der Zukunft. Hört sich alles sehr nach einer Absicht an, die dahinter steckt.“ Karin nickte nachdenklich. „Wir werden das schon irgendwie hin bekommen.“ Sie gingen in ein kleines Waldstück und verwandelten sich wieder in den Feuerengel und Amon. Seth kletterte auf Amons Rücken und der Feuerengel schlang die Arme um Johnny. „Richtung Osten.“, befahl Amon grollend. „Und wir legen keine Pause ein.“ Der Feuerengel nickte zustimmend und gemeinsam flogen sie los Richtung Unogami. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)