Ich sehe Dich! von GeezKatsu (Taito - ...schließe deine Augen und du erblickst auch mich...) ================================================================================ Kapitel 6: Vergangenheit ------------------------ Yamato stand neben dem großen Fenster, schaute hinaus. Beobachtete, wie die Stadt leise von weißen Flocken eingehüllt wurde. Er sah zu der gegenüberliegende Straße, beobachtete die vereinzelten Menschen, die sich durch den Schnee kämpften, der inzwischen schon bis zu den Waden reichten. Sein Blick schaute weiter in der Richtung, jedoch zog sich seine Aufmerksamkeit diesmal auf die Reflektion der Fensterscheibe. Taichi saß noch immer auf dem gestreiften Sofa, hatte die Augen geschlossen, atmete ruhig. Doch vor einer halben Stunde hatte er Tränen in diesen Augen gesehen, die ihm fast das Herz bluten ließen. Tai sah in diesem Moment so unendlich traurig aus. Langsam drehte sich Yamato wieder um und sah den Braunhaarigen direkt an. Er wusste noch immer nicht, was damals vorgefallen war. Doch er wollte ihn nicht drängen. Er sah den Topf noch auf den Tisch stehen, das ordentlich hingestellte Geschirr, gedeckt für Drei Personen. Hikari hatte sich nach dem Gefühlsausbruch die Leine geschnappt und mit Hiru raus gegangen. Beide hätten die bisher vergangene Zeit nutzen können, doch keiner sagte mehr etwas, ging seinen eigenen Gedanken nach. Nicht das es Yamato gestört hätte. Seine anfängliche Wut war schon lange verraucht, aber es gab vieles zu klären. Nicht an einem Abend, das war er sich bewusst, aber der Anfang sollte mal getan werden. Ewig würde Kari nicht weg bleiben. „Mir geht es körperlich wieder ganz gut. Nur.. einige Blessuren werden nicht wieder heilen können.“ Matt zuckte erschrocken zusammen, als Tais Stimme die Stille durch schnitt. Eigentlich hatte er damit gerechnet, das er auch den Anfang machen müsste. Umso mehr schaute Matt auch überrascht zu ihm, beobachtete, wie Tai langsam die Lider halb öffnete. Theoretisch müsste er die Augen nicht öffnen, kein Licht konnte Tai erkennen, doch es war eine Angewohnheit, die er unbewusst noch nicht abgelegt hatte und es wahrscheinlich auch nicht tun würde. Braune Finger, die vorher regungslos auf dem Sofa neben seinen Beinen gelegen hatten, waren nun auf seinen Schoß und fingen an, nervös miteinander zu spielen. Als Yamato das sah, schlich sich von ihn selbst unbemerkt ein Lächeln auf sein Gesicht. Noch eine Angewohnheit die er hatte. „Es tut mir Leid, das ich mich damals nicht gemeldet hatte, aber es gab einige Dinge... die etwas aus dem Ruder gelaufen sind.“ Taichi atmete tief ein, stieß die Luft langsam wieder aus. Das war schwieriger als er gedacht hatte. Dieser Satz sagte wieder nichts aus, aber für ihn alles. Wie kann er das erklären? Seine Gefühle und Handlungen.. für Tai war es selbst noch nicht Erklärbar. Er wollte auf Distanz gehen. Hatte an diesen Abend fast alles verloren, was ihm wichtig war. Wenn er doch nur mehr Zeit gehabt hätte... „Meine Eltern hatten einen Urlaub in Indien geplant. Das sollte eine Weihnachtsüberraschung werden, darum wussten Kari und ich nichts davon. Unter dem Weihnachtsbaum fanden wir dann die Flugtickets und hatten uns wahnsinnig gefreut. Ich war 10 Jahre alt und nie in Indien gewesen. Wer hätte den ahnen sollen, das dies unser letzter gemeinsamer Flug werden würde?!“ ~~~***~~~~ “WOW!“ Taichi schmiss seinen Koffer auf das Bett und rannte zur Balkontür, die nach draußen führte. Riss sie auf und hängte sich mit dem Oberkörper über die Brüstung. „Pass auf, nicht das du da runter fällst:“ Hikari tauchte hinter ihm auf und sah ihn mit ihren kleinen Kinderaugen tadelnd an. „Mensch, du klingst ja schon wie Mom.“ Er lachte, sprang wieder runter und holte einen Stuhl aus dem Hotelzimmer, stellte ihn vor der Brüstung wieder ab und machte eine einladende Geste. „Hör auf zu meckern sondern sie dir lieber diesen Ausblick an.“ Mit diesen Worten schob er grinsend seine Schwester auf den Stuhl und stellte sich hinter ihr. Karis Augen wurden größer und staunte nicht schlecht. Die Stadt wurde von den letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag umhüllt und tauchte es in ein oranges Licht. Die runden Kuppen der Kapellen reflektieren die Strahlen und warfen es glitzernd zurück. „Da hat Papa sich aber ein schönes Hotel ausgesucht. Schau Tai, ich sehe das Meer!“ Kari kicherte glücklich und zeigte mit ihren kleinen Fingern über das Geländer zu dem Horizont. „Aber das ist doch so weit weg. Da müssen wir Papa und Mama fragen, ob wir mal da hin fahren.“ Tai legte seinen Zeigefinger an seinen Kinn. Theoretisch aber müsste es gehen, da ist nur Überredungskunst angesagt. Siegessicher zog er Kari wieder runter. Zwei Tage später standen alle am Flughafen und starrten auf die Anzeigetafel. „Oh nein.“ Frau Yagami zog sich an den Haaren und schaute entsetzt die Weißen Buchstaben an. „Wieso fällt der Flug einfach aus? Dürfen die das einfach? Das ist ja Katastrophal. Wo sollen wir denn diese Nacht schlafen?!“ „Beruhige dich, Schatz. Wir nehmen uns einfach ein Zimmer mit den Kindern wieder im selben Hotel, wo wir waren. Für eine Nacht werden sie ja noch was frei haben.“ Kari hatte die Hand ihres Bruders genommen und schaute ihn fragend an. Tai beugte sich leicht runter und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Keine Sorge. Morgen fliegen wir nach Hause.“ „Aber warum nicht jetzt?“ Er lächelte. „Der Schneesturm der nicht nur hier weht, ist auch bei uns in Japan. Dadurch können wir nicht fliegen. Das ist sicherer.“ „Aber ich will jetzt! Takeru wartet doch auf mich. So schnell wie wir losgefahren sind konnte ich mich nicht mal verabschieden. Er ist bestimmt sauer, weil ich nicht mehr so lang mit ihm gespielt habe.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen, sie öffnete den verzerrten Mund und fing an zu schluchzen. Sie ballte ihre freie Hand zu einer Faust und rieb sich damit über ihr Gesicht. Tai ergriff das Fäustchen und pustete leicht auf ihre roten Bäckchen. „Nicht weinen. Ich will auch endlich meine Freunde wiedersehen. Aber wir sind ja nur drei Tage weg gewesen. Wenn wir wieder da sind, laden wir alle ein und essen Kuchen. Was hältst du davon?“ Sofort hellten sich ihre Züge wieder auf, wischte die letzte Träne von ihrem Kinn, zog ihre Nase hoch und rief „Au ja!“ Ihre Mutter hatte das ganze beobachtet und tippte ihren Mann auf die Schulter. Dieser schaute gerade vom Flyer der Autovermietung wieder auf und folgte mit den Augen ihren Finger. Taichi wuschelte gerade Kari über die Haare, die ihn freudestrahlend anlachte. „Wir haben schon tolle Kinder, was?“ Sie nickte und nahm ihm den Flyer aus der Hand. „Schon wieder Geld ausgeben.“ seufzte sie, gab sich aber geschlagen. Irgendwie mussten sie ja zum Hotel kommen. Mit rasendem Tempo zischten Bäume und grelle Laternen an Kari vorbei. Völlig begeistert versuchte sie noch mehr dieser Eindrücke zu erhaschen und drückte sich die Nase an der kühlen Scheibe platt. Die Hände fest an am Glas gepresst folgte sie jedem Baum von links nach rechts. Verdammt, so wird das nichts. "Mom?... MOM!" "Was ist?" kam es von vorn. "Fahr mal ein wenig langsamer. So kann ich nichts sehen." Von ihrer Sitzposition konnte sie kaum über die Rückenlehne vom Fahrersitz schauen, dabei saß sie schon auf einem Kindersitz. Ungeduldig wurde mit den Beinen gewackelt und die Füße traten ab und zu den Sitz. "Kari, Liebling. Wir sind auf der Autobahn. Da kann ich nicht langsamer fahren. Wie die verschneiten Bäume aussehen kannst du dir auch zu Hause anschauen." Doch diese Antwort gefiel ihr gar nicht. "Ich will sie aber jetzt sehen!" Ihre Forderung unterstrich sie mit einem Körper-zurück-werfen-und-Arme-vor-der-Brust-verschrenk-Position. Braune Augen huschten durch den Rückspiegel auf die kleine Gestalt, die sich bockig auf der Unterlippe biss. "Ok." kam es wieder von vorn und die Augen richteten sich wieder auf die Straße. "Aber wecke deinen Bruder, damit er auch etwas sehen kann." Durch die Freude gepackt drehte sie sich ruckartig nach links und zwickte Taichi in den Oberarm. Verschlafen wurde der Arm jedoch zurück gezogen und nur mit einem Grummeln quittiert. "Hey Teme, aufwachen!" "KARI!" Den strengen Tonfall ihrer Mutter total missachtend zwickte sie noch einmal, aber diesmal kräftiger. Knurrend wurden die Augenlider langsam geöffnet und offenbarten die gleichen Augen, die immer wieder im Rückspiegel zu sehen waren. "Was´n los?" Plötzlich schrie ihre Mutter, versuchte noch das Lenkrad nach links zu reißen, doch mehr konnte Taichi nicht sehen. Zu sehr wurde er von Scheinwerfern geblendet, dann hörte er nur noch das Krachen von Metall und wurde nach vorn geschleudert. Der Gurt grub sich schmerzhaft um seinen Bauch und Schulter, spürte sogar ein Knacken am Brustkorb. Zersplittertes Glas flog durch den Innenraum. Er kniff die Augen zu, merkte ein heftiges Brennen an seinen Lidern. Durch ein Schrei riss er sie wieder auf. Das Auto wurde zur Seite geschleudert, knallte gegen die Leitplanke. Durch die Wucht des Aufpralls durchbrach das Fahrzeug die Absperrung, überschlug sich. Ein Teil der Planke wurde abgerissen und verfing sich zwischen den Metall der Windschutzscheibe, riss das Dach auf, bohrte sich von rechts nach links durch zwei Körper. Am Ende des Abhangs landete es auf dem Dach, schaukelte noch kurz hin und her, bis er sich nicht mehr rührte. Das Blut rauschte Tai durch die Ohren, tropfte durch die Erdanziehungskraft nach oben. Nach oben? Er hob stöhnend den Kopf und registrierte, das er durch den Gurt über Kopf gehalten wurde. Er versuchte, den Gurt zu öffnen, zog und zerrte daran. Erneut hob er den Kopf, sah das sein Blut von einer roten Lache weg gespült wurde, sah das es von vorn kam. Seine Eltern... Verzweifelt zerrte er noch heftiger an dem Verschluss, der ihn an die Sitzbank fesselte. Tränen tropften leise in die rote Flüssigkeit. Dann klickte es und der Verschluss öffnete sich. Tai legte aus Reflex seinen Kopf auf die Brust und landete mit dem Rücken hart auf das Metall. Einige Splitter bohrten sich hinein. Das Blut kroch durch seine Kleidung, durchnässte seine Haare. Er versuchte sich auf zurappeln, warf dabei einen Blick aus das Seitenfenster. Ein anderes Auto kam den Abhang hinunter geschossen. Noch ehe er reagieren konnte, krachte es gegen ihre gegen die Beifahrertür. Das Auto drehte sich mit Wucht und schleuderte somit Tai durch die Heckscheibe nach draußen. Er landete auf den hart gefrorenen Boden, wurde mit Gesicht in den Schnee gedrückt. Sein ganzer Körper schmerzte und war unfähig sich zu rühren, mit aller Kraft drehte er seinen Kopf aus dem Schnee raus, rang nach Luft … und sah direkt durch die Windschutzscheibe auf die beiden leblosen Körper. Schlaff hingen sie nach vorn gebeugt. „Mama... Papa...“ Schluchzend biss er sich auf die Unterlippe, stemmte sich von den Boden ab, stand wacklig auf, hinterließ blutige Handabdrücke und eine durch den Schnee gefärbte rosa Tropfen. Schritt für Schritt auf den Wagen zu, unfähig den Blick von seinen Eltern zu nehmen. Eine kleine Hand glitt lautlos Richtung Boden, schwenkte hin und her. „Hikaru!“ Er sank auf die Knie, versuchte durch die gesplitterte Windschutzscheibe hindurch zu kriechen, Ein stechender Schmerz breitete sich an seinen Handflächen aus, als er durch die Öffnung kroch, riss sich Splitter an den Beinen und Armen ein. Den Schmerz ignorierend rutschte er hindurch. Doch plötzlich änderte der Wagen seine Position. Der Wagen rutschte von dem anderen Fahrzeug runter, der sich unter die Beifahrertür durch den Aufprall gegraben hatte. Tai fiel genau auf den Schoss seiner Mutter. Die Augen vor Schreck weit aufgerissen sah er auf die Leitplanke, die noch in ihrem Körper steckte. Langsam drehte er sich um und starrte in ihr Gesicht, das zu ihm hinunter hing. Ihre Augen waren leer, Blut tropfte von ihrer Platzwunde am Kopf auf seine Stirn. Mit zitternden Händen stützte er sich an ihren Beinen ab, kroch durch die Sitze. Bei Kari angelangt hielt er den Atem an. Sie hatte nur wenige Schrammen an ihren Arm, schien sonst unverletzt. Ihr Gesicht sah so unschuldig aus, als ob sie schlafen würde. Er versuchte den Verschluss vom Gurt zu öffnen, hielt aber inne, als ihm Rauch vor seinem Blick auf viel. Kleine Flammen züngelten vom offenen Kofferraum. Ungeschick schaffte er es doch sie zu lösen und fing sie auf, als Hikari in seine Arme viel. Dann explodierte alles um ihn herum. Er schmiss sich über seine Schwester, schützte sie mit seinen Körper. Er spürte nur wieder ein Brennen. Doch das wurde wieder ausgeschaltet. ~~~***~~~ „Ich verspürte keinen Schmerz mehr, blendete ihn aus. Ich weiß auch nicht mehr, wie ich aus diesen Wagen kam. Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich im Schnee, Kari in meinen Armen und hinter mir brannte das Auto.“ Taichi hielt inne, drehte seine Hände mit den Innenflächen zu sich, starrte darauf. „Überall lag der Geruch in der Luft... vom verbrannten Fleisch...“ Yamato sah die wulstigen Narben auf seine Handfläche, doch sie waren so klein, das sie nur durch ihre ungewöhnlichen Farbe auf viel. Nur die Fingerspitzen waren verschont geblieben. Darum hatte er vorhin sie an seiner Wange nicht gespürt. Mit einem Mal sah Taichi auf und schaute ihn an. Matt erschrak, als er in die Augen sah. Er wusste, das sein Gegenüber blind war, doch dieser schaute ihn direkt an. Nicht hindurch. In seinem Blick lag so viel Trauer, Wut und auch Bitterkeit. „Bitte sag Kari nichts davon. Sie weiß nur, das ich sie raus geholt habe... mehr nicht.“ Wie kann ein einzelner Mensch nur solche Bürde auf sich nehmen? Jeder andere wäre schon lange zusammen gebrochen, hätte diese quälenden Erinnerungen nicht ausgehalten. Dieser Taichi vor ihm war nicht mehr zu vergleichen mit den kleinen Jungen von damals. Er hatte sich geändert. Wurde gezwungen erwachsen zu werden, übernahm die ganze Verantwortung für seine Schwester, zog sie allein auf und sie ist so ein wunderschönes Mädchen geworden, das die Welt mit glücklichen Augen sehen kann. Großer Kummer machte sich in Yamato breit. Doch er kann und darf nicht sagen, was ihm so sehr auf der Seele liegt. Alles wurde in diesem Körper eingeschlossen und der Schlüssel weggeworfen. Aber wenn er nicht bald loslässt, wird Tai zerbrechen... Yamato ging mit langsamen Schritten auf ihn zu, stellte sich vor ihm und nahm seine Hände. Behutsam setzte er sich auf Taichis Schoss und legte die Hände um sein Rücken. Strich sanft eine Strähne hinter sein Ohr. Legte sein Kopf zwischen die braun gebrannte Halsbeuge. „...versprich es mir...“ „Ich verspreche es!“ Die schlanken Finger verkrampften sich im Hemd. „Wir verlassen Dich nicht, Tai. Dass verspreche ich dir auch.“ Woahr! Endlich fertig. Erst bereitete mir die Naru/Sasu FF Kopfzerbrechen und nun diese hier *seuftz* Mein Talent liegt definitiv nicht im beschreiben der Szenen, wo etwas mehr Action ist. Bestimmt hab ich es wieder verhunzt -.- Aber ich hoffe mal, das der Sinn rüber gekommen ist und alles soweit verstanden wurde. Aber keine Sorge, das war noch nicht das Ende. Es soll ja eine Taito werden und das ist es noch nicht, hehe. Ein paar Ideen spuken mir noch im Kopf rum. Was haltet Ihr davon, wenn ich jetzt in die Vollen gehe? Yama wird den Tai natürlich nicht sofort anspringen, da muss sich noch was entwickeln. Aber kanns losgehen, oder soll ich noch was anderes einbauen ;) *lach Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)