Nothing but the Truth von Glasrose (Das Licht in der Dunkelheit. [Kapitel 3 on]) ================================================================================ Kapitel 3: zur Stille. ---------------------- Kapitel 3: zur Stille. Es gibt gerechte Tatsachen, die ungerecht erscheinen. Es gibt Vorstellungen, die das Mögliche sprengen und die Wirklichkeit nicht existieren lassen wollen. Doch letzten Endes kann der Mensch überall glücklich und unglücklich sein. Immer kann ein Elend eintreffen. Immer und überall. Auch wenn es nicht so scheinen mag. Von diesem einen Mädchen soll nun berichtet werden. Das Mädchen in den Flammen des Vakuums. Ein Leuchten. Das Orange-rot, das zuvor dem so endlos erscheinenden Schwarz entsprungen war. Schnell und plötzlich. Unerwartet. Und es zerriss Träume, die nur darauf gewartet hatten, zerstört zu werden. Das Schöne erschien darin schrecklich verzerrt und hässlich und das Schlechte, ja, das eigentliche Schlechte war attraktiv, anziehend und... frei. ~ „Madame, Euer Vater wünscht Euch so bald wie möglich zu sprechen.“ Wenn sie doch nur fliegen könnte. Ihre Flügel ausbreiten und von den höchsten aller Klippen springen, nur um sich dann selbst mit eigener Kraft wieder auffangen zu können. Im Wind wiegen, der sie leibhaftig als sie selbst akzeptieren würde. Doch das war die Realität. Sie würde niemals auch nur ansatzweise frei sein können. Nie. Auch wenn diese Erkenntnis schmerzte. Irgendwo, tief innen. Dort, wo der weiße Strom des noch Unschuldigen floss. In der Seele, nicht in der Hülle. Als sie die Augen öffnete, wollte Hinata nicht sehen, was sich dort vor ihr auftürmte. Dinge, die niemand brauchte. Unnütze Dinge, die alle ihr gehörten. Wie es sich für eine Prinzessin gehörte, wie es sein sollte. Man hatte ihr ein seidenes Spinnennetz gewoben. Die Perlen der Verführung eingesponnen und glänzend wie Diamanten in der Sonne. Und sie war, als sie noch klein und naiv war, hinein gelaufen. Hatte ihre Freiheit verloren. Das Fliegen verlernt, ihre Träume verloren. War kleben geblieben. Zu gerne würde sie ihre treue Untergebene, die ihren Kopf noch immer gesenkt hielt, verscheuchen. Sie dorthin zurück schicken, wo sie herkam. Aus der Freiheit, dort, wo sie selbst sein wollte. Würde ihr ins Gesicht schreien, dass sie hier, bei ihr, nicht gebraucht wurde. Die Prinzessin wollte allein in ihrem Puppenschloss verweilen. Sie wollte in ihre Augen schauen. Sie alles tun lassen, was doch eigentlich verboten war. Nur um sich besser zu fühlen. Doch all das, all das ließ ihre perlweiße Seele nicht zu. Das Gewissen, das sie plagen würde, wäre die Spitze des glänzenden Holzschwertes. Der Schein so rein wie sie selbst doch innen morsch wie ein alter Baumstumpf. „Ich eile, Maileen, ich eile.“ Im Laufe der Zeit war all dies zu einem Befehl geworden, der bei einem kleinen Hauch von Bitte in Skepsis überging. Man würde ihre Krone in Frage stellen. Im fehlerfreien Bild der Königsfamilie von Keryell sollte es nie ein Glied geben, das die Kaltherzigkeit ablegte. Niemals. Und so war Hinata Hyuuga der Teil der Familie, der noch bearbeitet werden musste. Sie selbst wusste, dass sie sich immer weiter verstellen musste. Die ganzen Mühen, die gute Seele zu verbergen, die sie übermannte. Das weiße Schaf in einer Herde blutrünstiger Wölfe. Dies war der schwärzeste Fleck in der Geschichte dieses Landes. Der dunkelste Teil dieses vom Schicksal geschriebenen Buches. Goldener Rand, schwarze Seiten. Ihre Zofe war mit ihren hallenden Schritten entlang des weiten Ganges verschwunden. Hinata war nun wieder allein in ihrem Reich. Es gehörte ihr, würde immer ihr gehören. Selbst wenn es nur eine Kiste wäre, dieser Raum war ihr so kostbar, wenn er menschenleer war. Ohne Bedienstete. In Frieden gelassen von der Welt. Und nur bewohnt von ihr. Sie seufzte und schlug die schwere Bettdecke zur Seite. Sie brach ihr Wort nie. Doch rennen wollte sie nicht, auch wenn sie verlauten lassen hatte, sie würde sich beeilen. Es war undamenhaft. „Unhyuuga.“ Ein einziges leises Flüstern. Fast schon deprimiert. Eigentlich wollte sie doch sein wie ihre Familie. Eigentlich könnte sie doch aussehen wie jeder andere in ihrer Familie. Doch eigentlich wollte sie es nicht. Allein der Wunsch nach Respekt trieb sie dazu, noch weiter zu kämpfen. Mit jedem Tag wurde dieses Verlangen verzweifelter, aber sie wollte es nicht einsehen. Nicht einsehen, dass es keinen Sinn hatte, nach Anerkennung zu streben, wenn alles, was sie tat, diesem einen grausamen Ideal nicht entsprach. Der weiße Seidenmantel stand ihr nicht. Überhaupt nicht. Er betonte ihre weißen Augen und ließ die blauen Haare stechend wirken. Er verlieh ihr etwas Kaltes. Etwas Totes, etwas nicht Reales. Er ließ sie nur noch unschuldiger wirken, doch es störte die Prinzessin selbst nicht. Und trotz allem hatte er etwas an sich. Etwas, das Lebenswillen und Freude schenkte. Hinata mochte ihn. Auf ihre eigene Art. Er flatterte, während sie lief. Er verlieh ihr die Flügel, die sie nie hatte. Sie war frei. Und diese Freiheit ließ sie lächeln. Dezent glücklich sein. Auf ihre eigene verschlossene Art. Die Gänge hier waren lang, als wollten sie die Menschen verschlingen, die sich darin bewegten. Doch mit der Zeit hatte sich dieses Labyrinth an Gängen und Fluren in ihr Gedächtnis gebrannt. Hinata sah nicht besonders böse aus. Doch war sie auf ihre Art gewitzt, wenn es darum ging, schnell an ihrem Zielort im Schloss anzukommen. Wahrscheinlich kannte keiner diese Seelen verschlingenden Pfade besser als sie. Eigentlich durfte sie ihr Zimmer nur auf Wunsch ihres Vaters verlassen. Ihre eigene Zelle. Sie wusste, dass ihr Vater dieses Gefängnis nutzen wollte, um ihr den Widerstandswillen zu nehmen, mit dem sie sich teilweise unterbewusst gegen die Einstellung der Königsfamilie wehrte. Das verschüchterte Mädchen tastete sich an der kahlen und kühlen Steinwand entlang. Fast schon zärtlich strich sie über den grauen, leblosen Stein, als würde er mit ihr sprechen, wenn sie nur genug daran glaubte. Verbittert sah sie dabei zu Boden. Niemals. Hier sprach niemand mit ihr mehr als „Fräulein, Euer Vater wünscht Euch zu sprechen“. Das war nicht gerecht. Nichts hier war gerecht. Und doch hatte alles seinen Sinn. Das spärliche Licht, das von oben herabhing, trug nicht gerade zur Launenhebung bei. Alles wunderschön dunkel, wie es der Meister des Hauses am Liebsten hatte. Die weißen, zarten Finger tasteten sich weiter an der Wand entlang, bis sie etwas Spitzes trafen. Das war die Stelle. Ihre Stelle. Ihr Fluchtort vor Ärger. Leicht lächelnd fasste sie sich an den Fleck, unter dem ihr Herz geborgen lag. Betete still in sich hinein und berührte den Stein dann sanft, aber kaum. Die verborgene Tür sprang auf. Als hätte sie darauf gewartet, dass ein herzensguter Mensch ihren Weg kreuzte. Jemand, der noch seinen eigenen Willen verfolgte. Jemand, der einen Ort brauchte, um sich zu verbergen. Kein Hyuuga. Die Kerzen, die an der Wand angebracht waren, flammten wie auf Kommando auf. Kurz schloss Hinata die Augen und trat dann ein. Die leisen Schritte, die von ihr verursacht wurden, hallten in der Halle, die kontinuierlich über eine Treppe nach unten reichte. Aber hier war sie sicher. Niemand würde sie hier aufspüren, alles gehörte gedanklich ihr. Auch wenn sie gleich wieder nach draußen in ihr Gefängnis treten musste, war es gleich. Es war egal. Ein Moment der Freiheit. Mit diesem Moment gab sie sich zufrieden und atmete die stickige Luft wohltuend ein. Als wäre sie an einem Wintertag im Garten. Die Luft so rein, als hätte man sie gewaschen. „Oh, Mutter.“, wisperte sie leise, den Kopf noch immer nach oben gerichtet. Damals, vor langer Zeit, als kleines Kind, war Hinatas Mutter diejenige gewesen, die ihr Freiheit gegönnt hatte. Die ihr das Schöne im Grässlichen zeigen wollte. Sie war die, die vor Liebe aufgeblüht hatte wie eine Blume an einem Frühlingsmorgen. Doch war sie diejenige, die vor Liebe sterben musste. Das Mädchen hatte sich schon immer gefragt, wie ihre Mutter es ertragen hatte. Hier, eingesperrt und eingeschränkt. Als Vogel in einem kalten, rostigen Käfig. Sie hatte es nie herausgefunden. Während sich ihre Gedanken in ihrem Inneren kreisten, bewegten sich ihre Füße wie von selbst. Umschmeichelt von dem weißen Seidenmantel, der rhythmisch auf und ab schwang. Ihre Finger hielten das kalte Geländer umschlossen und glitten im selben Tempo geschmeidig mit. Es war soweit. Der Moment der Freiheit war vorüber. Die kurze Auszeit hatte ihr Ende gefunden, denn vor ihr erstreckte sich die Tür, die sich zur Seite aufschieben ließ und sie in den Ballsaal führte, sobald sie ihre zierliche Hand auf den kalten Stein legen würde. Es war höchst unwahrscheinlich, dass sie jemand entdecken könnte. Dort war am Morgen normalerweise niemand. Nur die Bediensteten, die die Treppe hinauf und hinunter eilten. Aber sie würden Hinata unter dieser Hast, die an den Tag gelegt werden musste, um Gefallen zu bereiten, nicht bemerken. Kurz bevor ihre zierlichen, mit Ringen verzierten Finger den Stein berührten, atmete die Hyuuga noch einmal tief durch. Erinnerte sich zurück an die wunderschönen Wintertage, die sie mit ihrer Mutter verbracht hatte und legte dann ihre Hand ohne Umschweife auf den grauen Stein. Für einen winzigen, kaum vernehmbaren Moment flammte ein Muster auf ihm auf, das noch nie in einem ihrer Bücher platz gefunden hatte. Das Symbol, das sich für immer in ihr Gedächtnis brennen sollte. Doch vorerst nahm sie es hin und schritt durch den Rahmen, der sich geöffnet hatte. Im Moment war hier glücklicherweise niemand. Heute hatte es Ignito* gut mit ihr gemeint. Sogar die Götter waren auf ihrer Seite. Egal wie es auch klingen mochte, heute würde ein guter Tag werden. Dieser kleine Lichtblick hier, er hatte ihr dieses Geheimnis verraten. Der Stein hinter ihr hatte sich schon auf seine eigentliche Position zurückgeschoben und ließ die Prinzessin nun zurück in einer riesigen Halle, deren Dach auch gleichzeitig das Dach des Schlosses war. Der Saal war in Weiß-, Schwarz- und Blautönen gehalten. Insgesamt wirkte es kalt hier. So wie im restlichen Gebäude. Heute waren die Vorhänge nicht ganz geschlossen, sodass Hinata einen Blick auf den großen und prächtigen Garten erhaschen konnte. Es war Frühling. Es war grün. Und alles war fröhlich und farbenfroh. Der Garten war anders. Hiashi scherte sich nicht darum, was dort zu sehen war, solange es für ihn selbst ein Rätsel blieb. Nicht, weil er gefallen daran hatte, es zu entziffern, nein, er hatte seiner Frau damals versprochen, diesen Garten anlegen zu lassen. Hatte ihn nie gesehen und war zufrieden damit. Jemand musste vergessen haben, den dunkelblauen Vorhang zu zuziehen, nichts sollte eine Stimmung erhellen können. Farben waren nicht gleichgültig. Jede einzelne von ihnen hatte ihren eigenen Charakter und eine eigene Bedeutung. Sobald sich viele trafen, fand ein Zusammenprall statt, der nicht nur positiv für das Auge sondern auch negativ sein konnte. Für Hinata war er immer positiv. So wie ein roter Punkt inmitten eines schneeweißen Papiers. Schnell und leise huschte sie durch den riesigen Raum. Fast hatte sich der Grund verflüchtigt, warum sie ihre Ketten für einen Moment gelöst bekommen hatte. Sie hatte ihre Freiheit zu sehr genossen, es hatte sie schon einige Male eine Bildungsstunde gekostet. Unpünktlichkeit wurde nicht geduldet. Ihre Schritte hätten nicht so stark gehallt, wäre der Raum nicht so leer. Deshalb konnte man hier den Tumult der Bediensteten besonders gut mitverfolgen. Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Eine Angst konnte Situationen geistlich schlimmer erscheinen lassen. Und so kam es der Hyuuga auch so vor, als würde sich der Weg zum Arbeitszimmer ihres Vaters ewig in die Länge ziehen. Nicht nur zeitlich. Als sie schlussendlich ankam, fühlte sie sich auch körperlich völlig erschöpft. Vorsichtig ballte sie ihre rechte Hand, um gegen das wertvolle, fast schwarze Holz zu klopfen. „Ich bin...“ - „Tritt ein, Hinata.“ Er klang nicht sauer. Nein, eher überrascht, wenn überhaupt. Sie musste die Tür nicht selbst öffnen, sonst wäre sie wie ein ängstlicher Hase davongelaufen. Sie merkte nicht, wie sich ihre Beine wie unter einem Bann von selbst bewegten und erst stoppten, als sie weit genug im Zimmer stand, dass die Person die Tür wieder schließen konnte. Gedankenkontrolle. Verdammt. „Ich bin hier, Vater, womit dürfte ich Euch Freude bereiten?“ Ergeben gefror sie in ihrem Knicks ein und wartete eine Antwort ab. Das Bild war wie aus Eis gehauen. Die Miene Hiashis bewegte sich um keinen Millimeter und Hinata hatte zu viel Angst, als dass sie atmen konnte. Er tat es mit Absicht. Ließ seine eigene Tochter zappeln, um ihr Gehorsam einzuschlagen. Doch er bewegte sich noch immer nicht. „Geliebte Tochter.“, als hätte er das je getan. „Du hast die große Ehre, nach Mirena zu reisen.“ Ein Schlag mit voller Wucht, der sie so heftig traf, dass sie zusammensackte und erbarmungslos in Tränen ausbrach. Zu diesem Zeitpunkt war ihr nicht bewusst, welche Folgen diese Reise mit sich tragen würde. ~ Ein unbeschriebenes Blatt kann mehr bedeuten als einfach nur Leere. ~ Das fast regelmäßige Klappern der Pferdehufe hatte das Mädchen schnell in den Schlaf gewogen, den sie für die Wundenheilung so nötig hatte. Nicht unbedingt körperliche Schmerzen und Verletzungen. Nein, Fleischwunden in ihrer Seele, die sich ausweiten würden. Aus Trauer, das Heim verlassen zu haben, und Unwissenheit, wie es ihren Geliebten ging. Aus Angst, Furcht vor dem, was auf sie zukommen würde, und vor dem, was gerade mit ihr passierte. Und aus Ahnungslosigkeit, Unergründlichkeit dieser Augen, diesem Erscheinungsbild, diesen Täuschungen. All das, was sie noch verarbeiten musste, trieb Sakura dazu, in einem tiefen, traumlosen Schlaf zu verfallen. „Naruto, was sollte das, wer ist dieses Weib?“ Ein gemurmeltes Zischen, kaum zu vernehmen. Sasuke hatte beschlossen, seinem Begleiter nicht mehr ins Gesicht schauen zu wollen, wenn er sprach. Aus dem Fenster zu schauen, schien ihm viel attraktiver. Außerdem hatte das Mädchen beschlossen, ihren Namen nicht zu verraten. Gut für sie. „Hab sie bei meinem Spaziergang aufgegabelt. Fand sie nett.“ Nebenbei zuckte er mit den Schultern und lehnte sich gegen seine hinter den Kopf gelegte Hände. Die Wahrheit würde er seinem besten Freund vorerst verschweigen. Wer dieses Mädchen wirklich war. Warum er sie mitgenommen hatte. Und vor allem warum er ihn täuschen musste. „Ich dachte, ich muss sie mitnehmen und durchfüttern. Das Mädchen sieht ganz schön ausgehungert aus.“ - „Was interessiert mich das?“, fragte der Uchiha spöttisch. Er schenkte nichts seine Beachtung, das nicht von Nützen war. Und dieses Weib ging ihm jetzt schon auf die Nerven. Allein, dass sie auf der Bank gegenüber mit dem Kopf in seine Richtung lag, störte ihn. Narutos Grinsen trug auch nicht zur Nervenberuhigung bei. Er hatte einen Fleck in seinem perfekten Leben entdeckt. „Sie wollte erst nicht mitkommen, musste sie bewusstlos hauen.“ Dass es nur ein Schlag in den Nacken war und er ein bisschen getrickst hatte, ließ er außen vor. Es würde Sasuke sowieso nicht interessieren. Wie immer. „Du Dummkopf.“ - „Die hat sich echt versucht zu wehren, hat aber voll verloren.“ Ein leichtes Feuer in seinen Augen brachte Sasuke immer wieder auf’s Neue dazu, einen Funken Angst zu empfinden. Auch wenn es nur ein sehr kleiner war, er konnte es nicht zulassen. Es tat weh, irgendwo dort, wo das kleine Kind Sasuke noch hauste und nicht bereit war, auszuziehen. Dort, wo seine eigene Flamme längst mit eisigem Wasser gelöscht wurde. „Naruto.“, zischte er erneut gegen die Scheibe. Sie beschlug, was seine Sicht versperrte. Es führte wiederum dazu, dass Sasuke sich noch mehr innerlich zusammenreißen musste. Er wollte keine Gefühle zeigen, niemals. Die Stille regierte eine Weile in der Kutsche. Nur das gelegentliche Rumpeln der Fahrt störte die Vollkommenheit. Der Weg wurde unebener und so wurde auch die Reise unbequemer. Naruto war es gleich, er blieb die ganze Zeit über fröhlich und lächelte vor sich hin. „Sasuke, die gute Laune geht flöten, wenn du die ganze Zeit schweigst.“ Es war fast schon ein Schmollen auf Narutos Gesicht zu sehen. Es war ihm wichtig, seinen besten Freund zumindest innerlich ein wenig lächeln zu lassen. Das merkte er. Und nun war dort einfach nichts. Als wäre dem Schwarzhaarigen alles egal. Wie falsch. „Welche gute Laune?“, grummelte der Angesprochene. Dies führte dazu, dass sein Gesprächspartner ein quengelndes Schnauben von sich gab und ein beleidigtes: „Spaßbremse.“ nuschelte. Sakura bekam von dem, was sich abspielte, nichts mit. Zu sehr war sie gefangen im Nichts, das sie nicht freigeben wollte. Ein Ruck durchfuhr den Wagen. Nur für eine Sekunde, doch es reichte, um eine solche Kraft aufzubringen, den unachtsamen Blonden von seinem Sitz zu reißen und ihn gegen die gegenüberliegende Holzwand stoßen zu lassen. Es knallte. Es schmerzte. Und er vergaß. Damit beschäftigt, das Blut daran zu hindern, von seiner Stirn ins Auge laufen zu lassen. Er fing sich wieder. Zu spät. Oder nicht? „Autsch, verdammt.“ Naruto fuchtelte ein wenig mit den Armen, trotzdem darauf bedacht, Sakura nicht zu treffen. Er schaute für einen kurzen Augenblick zu ihr hinüber und atmete auf. Alles in Ordnung. Zu knapp. Innerlich fluchte er noch weiter. Schrie sich selbst an und schlug auf eine Wand ein. Nach außen wirkte er verbissen. Er hatte Schmerzen, natürlich, aber man sollte sich nie von einem solchen Feind übermannen lassen. Er merkte nicht, wie Sasuke den Rest der Fahrt anders war. Bemerkte nicht den Blick, den er dem Mädchen zuwarf. Bemerkte nicht den Blick, den er zugeworfen bekam. Merkte nur, wie Sasuke zur Ruhe gekommen war. Irgendwie. ~ Alle waren sie eingeschlafen. Naruto, der den Schmerz im Schlaf zu ignorieren versuchte. Und Sasuke, der gefunden hatte, was er gesucht hatte und zur Ruhe gekommen war. So merkten sie beide nur äußerst unterbewusst, dass Sakura langsam blinzelte und die Augen aufschlug. Es war zu hell. Für diesen Augenblick. Die Kutsche hatte ihren Lauf für einen Moment beendet. Sie stand still. Flüchten würde keinen Sinn haben. Sie war zu schwach und dieser Blonde, er kannte ihren Namen. Ob Sasuke es tat, wusste sie nicht. Doch sie wusste, nun brauchte sie Luft, Waldluft. Fast wäre sie in Ohnmacht gefallen, als sie aufstehen wollte. Ihr Nacken schmerzte, als wäre er entzweit. Doch der zweite Versuch war erfolgreicher und sie öffnete so leise wie nur möglich die Kutschentür. Ihr war noch immer unklar, wieso sie hielten. Doch es war ihr gleich, solange sie einen Moment Freiheit genießen konnte. Alles war still. In eine Ruhe verfallen, die fast anders wirke. Für diesen Augenblick. Der Kutscher schien nicht da zu sein. Vielleicht gönnte er seinen Pferden eine Pause. Aber es war so unwahrscheinlich. Sie kannte das Leben nicht, so wie es hier geführt wurde, deshalb war es für sie auch ein Rätsel und wurde mit jeder Sekunde irrelevanter für sie selbst. Die paar Schritte, die sie tat, schmerzten an den Fußsohlen. Der Schmerz zog sich bis in die Waden, doch sie lief noch ein wenig weiter und ließ sich ergeben auf einem großen Stein am Wegrand fallen. Die Erschöpfung des Schlafes. Die Gedanken kreisten noch immer. Sie bekam dieses Schwarz nicht aus dem Kopf. Diese Augen, die keinen Einblick gewähren wollten. Es machte sie wütend, jemanden nicht durchschauen zu können. Die Menschen in ihrem Dorf waren so einfach gestrickt gewesen. So auch ihre Eltern. Wie es ihnen ging? Sie wusste es nicht, aber die Hoffnung war da, dass ihnen nichts passiert war. So unwahrscheinlich, aber sie war zu traurig, um etwas anderes akzeptieren zu können. Die Lippen presste sie inzwischen so hart aufeinander, dass es weh tat. Der Glaube durfte sie jetzt nicht verlassen. Durfte nicht und konnte auch nicht. Sie wollte weinen, aber die Tränen waren aufgebraucht. Sie wollte schreien, aber sie hatte ihre Stimme noch nicht wiedergefunden. Sie wollte etwas treten, irgendetwas, doch ihr Gewissen ließ es nicht zu. Und so wollte sie einfach nur still sein und ruhen, bis sie wieder psychisch eingeengt wurde. Die Vögel zwitscherten wild, als würden sie warnen wollen. Der Wind blies unnormal stark, als würde er sie wegtragen wollen. Von hier, von allem. In eine neue Welt bringen. Nach Hause. Die Kutschentür öffnete sich ruckartig. Der Verursacher war sauer, verärgert. Weil sie weg war. Und eigentlich nicht. „Ich bin hier.“ Vielleicht war sie ein wenig belustigt, aber eher war sie sauer, dass sie einmal so viel bedeutete. Das war verrückt. Sie wollte verschwinden. Ihre Stimme klang noch gebrochen, zu lange hatte sie sie nicht gebraucht und versteckt. Besonders laut war sie auch nicht. Sie war nur normal. Sie vermutete nicht, dass es Sasuke war, er wäre froh, sie von hier fortzuschaffen. Sie störte sein Bild. Es war der Blonde, dessen Gesicht sie erblickte, als er sich zu ihr drehte und die Tür schloss. In seiner Fratze war etwas, das komisch war. Eine kleine Platzwunde. Das war nicht sie, das war sie nicht. „Ich bin Naruto. Uzumaki Naruto.“ Es stimmte, er hatte sich ihr gegenüber noch nicht vorgestellt. Es fiel ihr erst gerade richtig auf, wie sie ihn nie beim Namen nennen konnte, wenn sie nachdachte und in ihren Gedankenbüchern stöberte. Den nächsten Satz flüsterte er. Als würde er ein Geheimnis offenbaren. „Und Ihr seid Sakura. Haruno Sakura.“ Sie machte keine Anstalten, etwas zu erwidern. Sie machte keine Anstalten, sich gegen diese Aussage zu wehren. Sie wusste, dass er wusste, was sie war. Anders. Deshalb nickte sie nur, doch er redete weiter. „Man wird nicht erkennen, wer Ihr seid. Ihr seid nun blond.“ Verwundert griff Sakura sich ins Haar und betrachtete ihre blonde Haarsträhne. Das war nicht möglich. Unmöglich. Eben noch geglaubt, sie hätte nichts mehr, lief plötzlich wieder Wasser aus ihren Augen. Nur eine Träne. Eine Träne, die Naruto ihr von der Wange streifte und betrachtete. Hin zum Licht. Ein Lichtblick. „Ab heute seid Ihr das Mädchen, das Amnesie bekam, als sie von Zuhaus flüchtete. Und das Mädchen vergaß ihren Namen und den Grund für ihre Eile. Gebt mir Eure Identität. Solange ich lebe, ist sie sicher.“ Die Zeit ist immer reif, es fragt sich nur, wofür. ~ Ist's nicht ein bisschen enttäuschend, dass ich erst so wenig schreibe und dann auch noch so unbeschreiblich viele Wörter? /ironieoff Ehm ja, ich hatte Bock weiter zu schreiben, weil ich mir die ganzen Kapitel (waren ja auch so viele) nachts um 2 nochmal reingezogen hab und die Geschichte eh schon seit April fortsetzen will. Hatte auch schon 1100 Wörter da rumgammeln, aber mal ehrlich, davon hab ich 700 wieder gelöscht und 200 umgeschrieben, vielleicht noch 100 unumgeschriebene Wörter da. Naja. Muss ehrlich sein, ich war teilweise, vor allem im letzten Kapitel total angepisst von meinem Schreibstil. Daraufhin hab ich beschlossen, beim schreiben nicht mehr so viel nachzudenken und voila, wenn ich nur noch halb so viel denke, bin ich nicht nur schneller fertig, nein, es macht auch noch viel mehr Spaß. Sankyu gloomybear for reinziehing von dummbatzgeschreibsel von April. Wenn du den ersten Teil beim lesen weggelassen hast, dann zwing ich dich das nochmal zu lesen, weiiiiil ich ja eh 7/8 geändert hab. Danke Rayray fürs betalesen, du Emmo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)