Harry Christmas Everyone von Glasschmetterling (Weihnachts-One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 27: Zu den Drei Besen ----------------------------- Pairing: Ronald Weasley/Madame Rosmerta, gewünscht von Francis 27. Zu den Drei Besen Die Tür schlug hinter dem letzten anderen Gast zu und sperrte den kalten schottischen Winterabend aus, mit dem eisigen Wind und den wirbelnden Schneeflocken, die der Luftzug hereingetragen hatte, und Ron Weasley seufzte. Nun saß er alleine in den Drei Besen und starrte in sein Glas Feuerwhiskey, all seine Freunde und Bekannten, diejenigen, mit denen er sich oft nach der Arbeit auf ein Glas traf, waren zu Hause bei ihren Frauen und Familien, so wie es sich am Weihnachtsabend gehörte... nur er nicht. Er schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck, der in seiner Kehle brannte, während er über die vielen leeren Tische und Stühle hinwegblickte, hinüber zu der zweiten Gaststube, in der die Lichter und das Feuer bereits gelöscht waren, während er von seiner Einsamkeit schier erdrückt wurde. Warum musste Hermine auch so stur sein? Er sollte zu Hause bei ihr sein, bei den Kindern, noch ein wenig mit ihnen spielen und ihnen vorlesen, bevor sie mit leuchtenden Augen ins Bett gingen und vor Vorfreude auf den Weihnachtstag und ihre Geschenke kaum einschlafen konnten. Stattdessen saß er alleine in seiner Stammkneipe und betrank sich, und in ein paar Stunden, wenn der Alkohol seinen Reiz verloren hatte, würde er Charlie aus dem Bett werfen, damit er auf seiner Couch übernachten konnte – denn dass Hermine ihn heute noch hereinließ, und noch dazu in seinem Zustand, war völlig ausgeschlossen. Worüber sie gestritten hatten, hatte er bereits vergessen und verdrängt, ihm war nur in Erinnerung geblieben, dass es irgendeine dumme Kleinigkeit war, irgendeine erbsenzählerische Angelegenheit, die nicht wichtig genug war, um sich gegenseitig eine Stunde lang anzuschreien, bevor ihm ihre keifende Stimme zu viel geworden war und er schließlich aus dem Haus geflüchtet war. Er schüttelte den Kopf – so sehr er Hermine liebte, manchmal... manchmal war sie einfach fürchterlich, mit diesem perfektionistischen Anspruch, den sie so gerne vor sich hertrug. Es war ja schön und gut, wenn sie ein perfekter Mensch war, der nie etwas falsch machte, nie etwas vergaß, und nie etwas Undurchdachtes tat, aber musste sie diesen verdammt hohen Anspruch dann auch an alle anderen stellen? Konnte er nicht einfach einmal nach Hause kommen, ohne dass sie ihn anmeckerte, weil er etwas vergessen hatte, das sie irgendwann einmal vor drei Tagen morgens vor seiner ersten Tasse Kaffee gesagt hatte? Wirklich? Er warf die Quidditchzeitung, die er vorgegeben hatte zu lesen, bevor seine Freunde ihm mitleidig auf die Schulter klopften und ihm versicherten, dass ihre Frauen ganz genauso schlimm wären, zur Seite, und nahm den letzten Schluck aus seinem Glas. Vielleicht sollte er jetzt schon zu Charlie apparieren und sich damit die verschlafene Missbilligung seines Bruders ersparen, eine Tirade in vierundzwanzig Stunden reichte ihm eigentlich... oder sollte er sagen, zwei? Hermine hatte sicherlich schon seiner Mutter gepetzt, was er diesmal wieder verbrochen hatte, und die würde ihm morgen, beim alljährlichen Familienessen zu Weihnachten, wahrscheinlich ihre Meinung geigen wie damals, als er noch in der zweiten Klasse gewesen war und sie ihm einen Heuler geschickt hatte, weil er das Auto seines Vaters gegen die Peitschende Weide geflogen hatte. „Noch immer da?“ Madame Rosmerta, die Wirtin, war aus der Küche gekommen, wo sie für den Abend aufgeräumt hatte, wenn ihre letzten Gäste sie nicht brauchten, und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. „Ärger mit Hermine?“ Ron nickte stumpf – Rosmerta, wie er sie nennen durfte, seit er hier Stammkunde war, wusste wahrscheinlich mehr über seine Ehekrache als sein bester Freund, vor allem, weil ihre Kneipe der Ort war, an den er dann flüchtete, wenn Hermine wieder einmal einen ihrer schlechten Tage hatte. Seine Freunde hier, die er beim Quidditch im Hobbyverein kennengelernt hatte, boten ihm Trost, wenn alle anderen Weasley-Männer sich gegen ihn verbündeten, weil sie Angst vor dem Zorn ihrer Frauen hatten... denn aus irgendeinem Grund waren die immer der Ansicht, dass Hermine Recht hatte. Er seufzte – dabei musste doch jeder vernünftige Mensch einsehen, dass sie andauernd aus Mücken Erumpents machte. „Das wird schon wieder.“ Rosmerta nahm sein fortgesetztes Schweigen zum Anlass, ihm noch ein Glas Feuerwhiskey hinzustellen, und Ron fragte sich, wieso nicht alle Frauen sein konnten wie sie? Sie hatte offensichtlich kein Problem, wenn die Männer um sie herum ein wenig angetrunken waren, oder einmal einen derben Witz machten, oder nicht perfekt rasiert waren... sie jammerte nicht, sie meckerte nicht, sie war einfach da, und obwohl sie gut zwanzig Jahre älter war als er, sah sie immer noch ziemlich gut aus. Ein wenig reifer, ja... aber im Grunde war sie immer noch die hübsche Hexe, die er damals, bei seinem ersten Ausflug nach Hogsmeade, zum ersten Mal gesehen hatte. „Danke.“ Damals war er nicht wenig in sie verliebt gewesen, seine erste Schwärmerei, und hatte immer, wenn er mit Harry und Hermine in den Drei Besen saß, die Getränke geholt, nur damit er ein paar stotternde Worte mit ihm wechseln und dabei rot werden konnte, aber das lag nun alles so weit in der Vergangenheit, dass er sich kaum daran erinnerte. Er war jetzt ein erwachsener Mann und kein unerfahrener Teenager, der entsprechende Oberweite für das beste Attribut hielt, das eine Frau haben konnte, und obendrein verheiratet mit einer Frau, die er liebte... zumindest dann, wenn sie ihn nicht in den Wahnsinn trieb. Rosmerta nickte ihm zu und machte sich dann daran, die Gläser, die vom letzten Geschäft des Tages übrig geblieben waren, zu spülen, während er sie beobachtete, mehr, um etwas zu tun zu haben, als weil er wirkliches Interesse an der langweiligen Tätigkeit verspürte. Wartete jemand zu Hause auf sie? Wollte sie einfach nur Feierabend machen, hielt er sie davon ab, Zeit mit ihren Lieben zu verbringen, oder war sie genauso alleine, wie er sich im Moment fühlte, ohne jemanden, zu dem er gehen konnte, um dieses Familienfest zu verbringen? Er wusste es nicht... so viel Zeit er auch in ihrer Gesellschaft verbrachte, Madame Rosmerta hörte ihren Gästen mehr zu, wie sie ihr ihr Leid klagten – auch über ihre Ehefrauen – als dass sie über sich selbst erzählte, und er seufzte. „Halte ich dich von irgendetwas ab? Wartet jemand auf dich?“ Rosmerta blickte von dem Glas, das sie auf die altmodische Art mit einem Tuch poliert hatte, auf, und musterte ihn mit schräggelegtem Kopf, die Überraschung auf ihren hübschen Zügen offensichtlich. „Mich? Nein... auf mich wartet nur eine kalte Wohnung und meine Katze.“ Er nickte und wünschte sich, dass auf ihn wenigstens eine Katze warten würde und nicht nur sein Bruder Charlie, der die meiste Zeit sehr gut auf seine Gesellschaft verzichten konnte und auch heute Abend nicht besonders begeistert davon wäre, ihn zu sehen, besonders, weil er getrunken hatte. „Dann... kann ich noch ein wenig bleiben?“ Rosmerta nickte nur verständnisvoll. „Hermine hat dich hinausgeworfen?“ Eigentlich war das so nicht ganz richtig, das wusste Ron auch noch in seinem angetrunkenen und wütenden Zustand, immerhin war er gegangen, etwas, das Hermine ihm morgen sicherlich zum Vorwurf machen würde. Sie würde sich darüber aufregen, dass er der Konfrontation lieber auswich, als die Dinge vernünftig auszudiskutieren, und dass die Kinder ihn vermisst hatten und nach ihm gefragt hatten, und dass er nicht einfach so gehen konnte, weil er ja auch nicht so einfach aus seinem Leben verschwinden konnte... die ganze Tirade, die er sich schon so oft hatte anhören müssen in so vielen Jahren. Aber das alles zu erklären, hätte zu weit geführt, und so nickte Ron nur, bevor er einen weiteren, tiefen Schluck aus seinem Glas nahm. „So ungefähr.“ Rosmerta polierte das letzte Glas und stellte es auf seinen Platz im Regal, bevor sie ihren Zauberstab zückte und mit einem Schlenker die Stühle auf die Tische hochstellte, damit ihr verzauberter Mop seine Arbeit tun konnte, während sie sich ein Butterbier nahm. Nur die Barhocker waren auf dem Boden geblieben, und mit einem Seufzen, das zeigte, wie müde sie schon war und wie lang der Tag für sie gewesen war, ließ sie sich auf den neben Ron sinken. Er wusste die Geste zu schätzen – er fühlte sich nicht mehr so, wie wenn er alleine trinken würde, und war außerdem dankbar, dass sie für ihn länger hierblieb, damit er nicht in den Schneesturm hinausmusste, um zu Charlie zu apparieren. Charlie, der ihm vielleicht die Tür aufmachen würde... vielleicht. „Danke.“ Rosmerta schüttelte nur den Kopf. „Wofür denn? Dafür, dass ich einen meiner treusten Kunden nicht in die Nacht hinauswerfe? Du solltest mich besser kennen, Ron... und ich muss zugeben, für dich hatte ich schon immer eine besondere Schwäche.“ Er lachte, als sie das sagte, ein wenig verschmitzt, wie wenn sie ihm ein Geheimnis verraten würde, und er beugte sich zu ihr nach vorne. „Vielleicht hatte ich auch schon immer eine Schwäche für dich?“ Die Worte waren über seine Lippen gekommen, bevor er über sie nachdachte, und der Alkohol in seinem Magen, der ihm zu Kopf gestiegen war, sorgte dafür, dass er sie nicht bereute. Und zuzugeben, dass er jemanden einmal, vor vielen Jahren, gemocht hatte, war kein Hochverrat, oder? Wobei... Hermine würde es sicherlich so auslegen, aber auch wenn sie das gerne glaubte, sie war nicht die einzige, die die Gesetze der Welt bestimmte und sich ein Urteil bilden konnte! Bildete er es sich nur ein, oder sah er da einen Hauch von Rot auf Rosmertas Wangen? Wenn ja, musste er wahrscheinlich vom warmen Butterbier kommen. Für einen Moment schwieg sie, schien unentschlossen, spielte mit dem Verschluss ihrer Flasche, bevor sie sich schließlich wieder ihm zuwandte. „Weißt du was? Wenn du möchtest, kannst du bei mir übernachten. Ich hab ein Gästebett frei, und wenn du sonst niemanden hast...“ Ron dachte an Charlie und an seinen abschätzigen Blick, den er ihm zuwerfen würde, wenn er wieder einmal vor seine Tür gekrochen kam, und blickte dann zu der hübschen Frau hinüber, neben der er saß, die so offensichtlich gewillt war, ihm zu helfen. Nein... eigentlich war es keine schwere Entscheidung, und vielleicht...? „Du rettest mir gerade das Leben. Danke.“ Ron nickte, und Rosmerta lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)