Silberne Flügel, schwarzes Pferd von HiYasha (Feuerdämon und Wasserdrache) ================================================================================ Kapitel 15: Der ungebetene Gast ------------------------------- Der ungebetene Gast Es sah so aus, als ob er direkt zu dem kleinen Becken wollte. Vielleicht hatte auch er Durst und wollte einfach nur trinken. Unaufhaltsam schritt er näher, und sowohl die Eleganz und als auch die stoische Ruhe in seinen Schritten waren unübersehbar. Langsam konnten die beiden Frauen ihn erkennen. Er war sehr groß, und er schien ein Dämon zu sein. Die Ohren, die zwischen den langen Haaren durchschimmerten, schienen spitz. Kaika schaute den fremden Youkai ziemlich unwirsch an. Sie hatte sich noch nie von Männern etwas bieten lassen, und der hier brauchte sich gar nicht einbilden, dass er ihr genüssliches Bad unterbrechen könnte. Dass sie nackt war, störte sie dabei am wenigsten. Sie brauchte keine Waffe, um sich zu verteidigen. Sollte er doch! Sie kniff die Augen zusammen. Wie das blendete! So viel Weiß! Seine endlos langen Haare glänzten silbern, seine schimmernde Kleidung bestand hauptsächlich aus weißer Seide, ein Panzer spiegelte das kräftige Sonnenlicht, sodass sie die Muster seiner Kleidung gar nicht erst erkennen konnte. Von überall wurden die intensiven Sonnenstrahlen so stark reflektiert, dass sie nicht mal sein Gesicht sehen konnte. Und dabei schien noch eine Art Lichtschild seinen Körper zu umfangen. Hochgewachsen war er auf alle Fälle und schlank, soviel konnte sie unter den zugekniffenen Lidern noch erkennen. Er trug einen Brustpanzer mit seltsamen Dornen, und ein langes Fell lag locker über seine Schulter geschwungen, natürlich wieder in der Farbe weiß. Sie musste gestehen, dass er ziemlich cool aussah, aber das waren immer die schlimmsten Großmäuler, die dann bei Gefahr am schnellsten verschwunden waren. Kaika lachte spöttisch. „Hey, kannst du nicht ein paar junge Damen in Ruhe baden lassen?“ Der Typ sagte gar nichts, sondern hob nur drohend sein rechtes Handgelenk, an dem die beiden Mädchen mehrere dunkle Streifen erkennen konnten. Er reckte die schmalen Finger in die Höhe und ließ mit einer Drehbewegung die Knochen laut knacken. Dabei schritt er einfach weiter auf die Frauen zu ohne inne zu halten. ‚Na das ist ja ein ganz Frecher!’, dachte sich Kaika und spürte dabei, wie der Ärger langsam in ihr hochstieg. „Hey, ich hab dich was gefragt. Hörst du nicht?“ Völlig unbeeindruckt marschierte der Weiße weiter. Na, der konnte was erleben. Sie blickte kurz zu ihrer Freundin hinüber, die inzwischen ans Ufer geeilt war und sich mit einem Tuch behelfsmäßig verhüllt hatte. Diese stand etwas hinter dem fremden Mann und nickte ihrer Gefährtin zu. Sie war bereit, hatte ihren Dolch bereits ergriffen und wartete, was Kaika vorhatte. Der Fremde war wahrlich groß. Er überragte Kaika um gut einen Kopf und Kaika selbst war noch ein wenig größer als Sui. Da sie die Sonne im Rücken hatte, konnte sie ihn unverhohlen anstarren, weit besser als die sichtlich geblendete Freundin. Er trug stattliche Kleidung, die ihn als hohen Dämon auswies, doch Sui hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Auch befanden sich keine Wappen auf seiner Kleidung, mit deren Hilfe sie ihn hätte identifizieren können. Und doch…Kleidung und er selbst, seine Ausstrahlung, sein Charisma, das die enge Schlucht auszufüllen schien, waren schlicht und ergreifend beeindruckend. So wie er auftrat, musste er von adliger Abstammung sein. Er reagierte nicht auf Kaikas Fragen, ja er schien sie nicht einmal zu beachten. Auch ihr selbst hatte er seinen Rücken zugedreht, als ginge von ihr mit ihrer Waffe keine Gefahr aus. Sie packte ihren Dolch fester und spannte ihre Muskeln an. Sie stellte sich breitbeiniger hin, um einen besseren Stand zu haben und jederzeit weg springen zu können, sollte es erforderlich sein. Männer…er wollte sie also nicht ernst nehmen? Sie würde ihm zeigen, wie gefährlich sie sein konnte! Edle Kleidung hin oder her, so leicht kam er ihr nicht davon! So aufgekratzt wie die Beiden noch von dem Turnier waren, hatten sie nicht vor, sich etwas gefallen zu lassen. Ohne groß nachzudenken, ob sie diesem Gegner auch gewachsen waren, ließ Kaika ihren Körper in Flammen aufgehen. Helles Feuer umzüngelte ihren braungebrannten Leib, ohne ihn jedoch zu verbrennen. Sie spreizte schnell die Arme nach vorne und feuerte dem Fremden eine Salve entgegen. Die Flammen bohrten sich knapp vor den mit schwarzen Stiefeln bekleideten Füßen in den Boden. Sie stoppten aber nicht seinen Schritt. Unbeirrt setzte er seinen Weg fort zu Wasser hin. Sein Gesicht, das Kaika nun endlich erkennen konnte, zeigte keinerlei Gefühlsregung. Male zeichneten es, ein dunkler Halbmond war auf der Stirn zu erkennen, und purpurne Streifen auf den kantigen Wangen. Die Augen waren von einem ungewöhnlichen Gold und hätten weich gewirkt, wenn nicht das ganze Gesicht völlig abweisend und kalt gewesen wäre. Schön war er, unglaublich schön, und Kaika hätte mit ihm geflirtet, wenn die Situation eine andere gewesen wäre. So wurde sie nur noch wütender. Der Dreckskerl hatte sie mit keinem Blick gewürdigt, obwohl sie splitterfasernackt vor ihm stand. Also so hässlich war sie auch nicht, dass ein Kerl ihr nicht wenigstens einen Blick gönnen könnte. Aber bevor sie sich weiter aufregen konnte, musste sie sich schnell vor einer Attacke des Dämons in Sicherheit bringen. Ohne jede Vorwarnung zischten lange, grün funkelnde Peitschen aus seinen Fingerspitzen, die nach ihr hieben. Sie konnte gerade noch rechtzeitig wegtauchen. Sofort als der Dämon seine Attacke startete, sprang Sui vor, holte weit mit ihrem Dolch aus und zielte auf die empfindliche Seite des Dämons, die von keiner Rüstung geschützt war. Doch bevor sie traf, wirbelte der Mann herum und wehrte sie ab. Seine eine Hand schloss sie schmerzlich fest um ihre, die den Dolch führte, und drückte sie nach unten, während seine andere ihr ins Gesicht schlug. Suis Kopf ruckte zur Seite, und Schmerz schwappte von einer Kopfseite zur anderen und sie spürte Blut, das ihr Kinn hinab rann. Aber sie gab keinen Laut von sich. Doch sie musste weg von ihm. Sie hob ihren Kopf wieder und blickte dem Dämon nun in die Augen. Sie hatten eine faszinierende Farbe und schauten kalt auf sie hinab. Doch auch ihre Augen hatten sich gewandelt. Ihre Pupillen waren zu engen Schlitzen geworden und der blaue Augapfel war von schillernden, ja schon glühenden feinen Linien durchzogen. Ein Knurren entstieg ihrer Kehle und ihr wütendes Dämonenblut gab ihr neue Kraft. Sie riss sich aus seinem Griff los und während ihres Sprunges aus seiner Reichweite heraus, entfaltete sie ihre Flügel. Sie kam wieder am Boden auf, kniete halb und bedachte ihren Feind mit wütendem Blick. Mit ihrer Hand fuhr sie sich über ihren Mund und wischte das Blut dort weg. Jetzt war sie sauer und er konnte was erleben! Kaika war inzwischen aus dem Wasser gekrabbelt und hatte ihr Pferd bestiegen, immer noch splitternackt. Gleich drückte sie ihm die Fersen in den empfindsamen Bauch und ließ es in die Lüfte steigen. Die riesigen Flügel breiteten sich aus und trugen sie schnell davon. Doch sofort riss sie die Zügel herum und lenkte das Pferd wieder auf den fremden Dämonen zu. Auf einen kurzen Zuruf hin stand ihr Pferd in Flammen, ebenso wie ihr noch tropfnasser Körper. Wie ein Racheengel saß sie fest auf dem Rücken ihres Reittieres, eine Einheit bildend aus verzehrendem Feuer. Ihre wilden, schwarzen Locken verhüllten ihren Oberkörper und reichten ihr fast bis an die Taille, das Wasser rann von ihren langen Beinen, mit denen sie sich an dem Körper des Rappen fest hielt. Ihre schwarzen Augen loderten vor Wut. Bläuliche Flammen umzingelten sie beide, und sie griff den Mann von hinten an. Die Sorge um ihre Freundin trieb sie voran, dies zu tun. Sie wollte ihn unbedingt von ihr ablenken. Um nicht unfair zu sein, wollte sie aber nur eine harmlose Attacke ausführen. Ein Angriff von hinten war nicht ritterlich, und es widersprach jeglicher Ehre. Aber darüber brauchte sie sich keine Gedanken machen, denn der Dämon wirbelte in unglaublicher Geschwindigkeit herum und hieb mit seinen Klauen nach ihr, die plötzlich an den langen, wohlgeformten Händen erschienen waren. Erschrocken trieb sie ihm einen Feuerball entgegen, weiß glühend im Inneren. Da sollte er mal aufpassen, dass ihm das nicht die langen, weißen Zottelhaare absengte. Sie schwebte knapp an ihm vorbei, wobei sie mit dem Feuerrappen wieder ausweichen musste, da er nochmals mit den Krallen nach ihr schlug. Sie sog die Luft ein, es roch nach Gift, und sie sah auch eine grüne Flüssigkeit von den Nägeln tropfen. Soviel zur Fairness. Sie wendete das Pferd und ließ es mit kräftig schlagenden, rabenschwarzen Flügeln in der Luft schweben. Ein kurzer Kick mit den Zehen genügte, und das Pferd spie einen mächtigen Feuerstrahl auf den Fremden, der dreimal so stark war wie der von Kaika erzeugte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)