Silberne Flügel, schwarzes Pferd von HiYasha (Feuerdämon und Wasserdrache) ================================================================================ Kapitel 17: Flackerndes Irrlicht -------------------------------- Flackerndes Irrlicht Kaika sank zu Boden, die wirbelnden, giftgetränkten Peitschen des Gegners kamen ihr immer näher. Sie spürte noch immer die leichte Verletzung am Arm, die er ihr vorher beigebracht hatte. Dieses Gift war extrem lähmend, es zog ihr damit ihre Energie ab. Wenn diese Peitschen sie treffen würden, hatte sie keine Chance mehr. Das durfte sie nicht zulassen. Er durfte nicht gewinnen, und sie konnte doch Sui nicht in Gefahr bringen. Sie musste unbedingt aus dieser Situation heraus kommen, und zwar ohne berührt zu werden. Blitzschnell dachte sie nach. Als Feuerwesen konnte zwar kein Metall sie verletzen, so wie eine Klinge durch die Flamme saust ohne diese groß zu beeinflussen. Energie nahm sie mühelos auf, Wasser konnte sie geschickt verdampfen. Schwieriger war es mit großen Mengen Erde oder Sand. Aber dieses dämonische Gift war wie ein ganzer Berg, wie eine riesige Decke, die sie mit voller Macht erstickte. Sie durfte nicht mit ihr in Berührung kommen. Aber sie lag hier hilflos vor ihm am Boden. Schnell, eine Lösung, sofort! Panisch schaute sie umher. Was konnte sie tun? Ein Gedanke huschte durch ihren Kopf…und schon war sie verschwunden. So schnell sie konnte, hatte sie ihr neu erlerntes Wissen angewandt, hatte die Leere heraufbeschworen, hastig, überstürzt, unkontrolliert. Hauptsache, sie wirkte. Sie war ihr einziger Trumpf. Ihre Gestalt verlor ihre Umrisse gerade in dem Augenblick, als die Peitschen sie erreichten. Völlig erschrocken sah sie, wie die Gift triefenden Enden durch ihre Haut drangen, aber sie war bereits körperlos, nur noch ein fahles Abbild ihrer Selbst. Sie atmete schwer, wollte schreien, aber jeder Laut blieb ihr im Halse stecken. Du meine Güte, das war knapp. Sie konnte ihren Körper selbst nicht mehr sehen, aber sie spürte ihn noch. Es war seltsam, ihre Sinne waren alle noch vorhanden, aber die Physis war verschwunden. Schnell blickte sie auf um zu sehen, wie ihr Gegner auf ihre Finte reagiert hatte. Der hatte sich leider gar nicht lange ablenken lassen, sonder ging schon auf Sui los. Ob die Freundin wusste, was mit ihr los war? Sie hatte ihr doch erzählt, was sie bei der Weisen der Leere erfahren hatte. Bestimmt konnte sie sich ihren Reim drauf machen, was sie getan hatte. Aber dieser Dreckskerl, was machte er da? Er sprang in die Höhe, genau im gleichen Augenblick, als Sui ihre schimmernden Flügel ausgebreitet hatte, um sich ebenfalls in die Luft zu erheben. Die Beiden prallten zusammen und Kaika musste mit Entsetzten sehen, wie der Kerl ihre Freundin grob an der Gurgel packte. So ein rabiater Ochse! Die arme Sui würgte schrecklich, und Kaika sprang mit einem mächtigen Satz hoch, dem Feind auf den Rücken. Dort klammerte sie sich fest, klemmte sich mit den Knien an ihn wie an ein bockendes Pferd und versuchte, seine Arme vom zarten Hals der Wasserdämonin zu lösen. Doch verblüfft musste sie erkennen, dass sie nicht in der Lage war, sie zu bewegen. Kaika hatte immer enorme, körperliche Kräfte besessen, schon das Reiten ihres stürmischen Pferdes verlangte ihr einiges ab. Aber so sehr sie zerrte, sie konnte den eisernen Griff des schlanken Dämonen um keinen Millimeter bewegen. Das konnte doch nicht wahr sein! Noch einmal packte sie zu und riss mit aller Kraft, die sie nur aufbringen konnte. Aber der Dämon reagierte überhaupt nicht. Entweder er war unheimlich stark und ließ sie so eiskalt abblitzen, oder…sie hatte keine Kräfte mehr, zumindest keine körperlichen. Sui hing schon wie ein lebloses Wesen in seiner Hand, die seidenen Flügel hingen schlaff herunter wie bei einem toten Vogel. Nein, sie konnte doch nicht sterben, wo sie hier direkt an ihrem Feind hing um ihn zu bekämpfen. Voller Wut holte Kaika mit ihrer Rechten aus und schlug mit derber Wucht auf den Rücken ihres Gegners ein, an dem sie immer noch hing. Aber er zeigte keine Reaktion, nicht einmal ein Zucken. Wieder und wieder schlug sie mit geballten Fäusten zu, aber es brachte nichts. Schnell glitt sie von seinem Rücken und blickte zu der Freundin, die immer noch in seiner Faust fest steckte. Er hatte die andere Hand erhoben, drohte ihr mit Gift. Was tat er da? Er zielte direkt nach ihrem Herzen, und jetzt, jetzt trieb er seine Giftklaue in Richtung ihres weichen Körpers…Nein, nicht Sui, nicht ihre Freundin! Sie wollte aufschreien, brachte aber immer noch keinen Ton hervor. Und plötzlich, in dem Augenblick, in dem er gerade ihre Brust berührte, traf er nur noch auf eine Wasserblase. Kaika atmete erleichtert auf. Sui hatte sich verwandelt, sich in Wasser aufgelöst. Aber etwas beunruhigt war die unsichtbare Feuerdämonin doch. Sui hatte ihr begeistert von dieser Gabe erzählt, aber auch, dass sie sehr schwer zu beherrschen sei. Jedes Wasserzeichen brauchte Jahrzehnte, um sie zu übern und zu trainieren, denn die Rückverwandlung in die ursprüngliche Form benötigte enorme Kenntnisse und Fähigkeiten. Wenn nur ein Organ an die falsche Stelle wanderte, war ihr Leben bedroht. Hoffentlich schaffte die kleine Sui das. Aber immerhin war sie jetzt erst einmal in Sicherheit. Aufgeregt beobachtete Kaika den zurück gebliebenen Dämonen. Das konnte doch nicht wahr sein! Der marschierte einfach ungerührt weiter zu der Quelle hin. War das alles, was er wollte? Wasser trinken? Und warum hatte er da nicht einfach gefragt? Dort saß er, kniete am Ufer des Beckens und trank aus seiner hohlen Hand, als ob nichts gewesen wäre. Dieser dreckige Mistkerl! Und deswegen hätte er sie beide beinahe umgebracht? Na ja - Kaika musste schuldbewusst schlucken - sie waren auch nicht gerade freundlich zu ihm gewesen und hatten sich ziemlich großspurig aufgeführt. Aber immer noch kein Grund, sie deswegen gleich töten zu wollen. Dort lagen Suis Kleider, ihr Harnisch mit ihrem Wappen. Ja, jetzt glotze er sie blöde an. ‚Hast wohl nicht gewusst, mit wem du es zu tun hast?’ Er selbst hatte ja keine Kennzeichnung, kein Zugehörigkeitssymbol zu irgendeinem Haus. Nur diese weißen, seidenen Kleider, elegant und mit einem Blumenmuster, wie es nur sehr reiche Herrscher tragen durften. Wer war er wohl? Sie konnte ihm nur noch nachschauen, wie er gemächlich schlendernd das Tal verließ. Da letzte, was sie sah, war die lange, schimmernde Mähne, die ihm bis in die Kniekehlen reichte und sanft schwankend seine Gestalt umschmeichelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)