Silberne Flügel, schwarzes Pferd von HiYasha (Feuerdämon und Wasserdrache) ================================================================================ Kapitel 24: Gespräche in der Badewanne -------------------------------------- Gespräche in der Badewanne „Und du weißt immer noch nicht, wer er ist?“ Kaika schaute neugierig zu ihrer Freundin hinüber, die ihr gerade in allen Einzelheiten ihre Erlebnisse gebeichtet hatte. Sui schlug unwillig mit ihrem Schwanz. „Woher denn? Er hat es mir ja nicht gesagt, der räudige Köter der…“ Wie immer, wenn Sui sauer war, wurde sie ein wenig ausschweifend in ihren Bezeichnungen von anderen Personen. „Wahrscheinlich ist er irgendein dahergelaufener Streuner ohne Zuhause, ohne Pflichten, ohne Verantwortungsbewusstsein, ohne Weitsicht und ohne Ehre.“ Sie atmete tief ein, um sich ein wenig zu beruhigen. Starke Wut war in ihr auf einmal hochgeschlagen, die sie nun wieder zu besänftigen versuchte. Sie durfte sich nicht so mitreißen lassen, nur weil sie von diesem…Kerl erzählte. „Also sollten wir ihn vergessen. Wir sollten ihn einfach vergessen.“ Sie verschränkte ihre Arme und nickte sich selbst zu. Ja, das war das Beste, was sie tun konnte. Nicht mehr an ihn denken. Denn das tat sie noch… „Aber immerhin hat er dir recht nett geholfen, oder nicht?“ Kaika schaute listig zu der Wassernixe hinüber, die ihr gegenüber im Bottich lag. Irgendwas stimmte da nicht. Sie hatte den Verdacht, dass ihr die Freundin diesmal nicht alles erzählt hatte. Tja, der Kerl hatte sie übel angegriffen, aber Sui dann doch gerettet. Sicher war sie wütend auf ihn, aber da war irgendetwas Persönliches im Spiel, sonst wäre sie nicht so hochgegangen. „Nett geholfen…“ Sui spie die zwei Wörter fast schon aus. „Er hatte Schiss vor den Konsequenzen, die mein Tod mit sich gebracht hätte! Das war alles. Nichts mit nett. Feige geholfen wäre da schon treffender.“ Kaika blinzelte und spielte mit den Zehen ihrer Füße, die sie über die gegenüberliegende Wand des Zubers hängen ließ. Sie war überrascht so viel Wut in der Stimme der Freundin zu hören. Wut, oder vielmehr…Verletztheit. Sie sah sie grübelnd an. Er hatte sie verletzt, so viel war klar. Aber womit? War es ihr so peinlich gewesen, schwach und hilflos zu sein? Hatte er sie damit geärgert? Dieser weiße Dämon hatte schon mit voller Berechnung gehandelt, darüber war sie sich sicher. Aber so erzböse war er dann auch wieder nicht, denn ihr war inzwischen klar, dass er sie beide mit Leichtigkeit am See hätte umbringen können. Ob er sie gehänselt und ihr ihre Schwäche unter die Nase gerieben hatte? „Hat er dich verhöhnt?“, fragte sie glatt heraus und war gespannt auf die Reaktion der Freundin. „Ha!“, rief sie aus. „Verhöhnt! Oh ja, das kann man sagen. Mistkerl!“, setzte sie noch eins drauf. Ihre Flosse schlug kräftig aus und unterstrich ihre Worte nur mehr. Ihre Finger auf dem Holzrand tippten unruhig und schickten ein regelmäßiges Klackern durch den Raum. Ihr Atem klang abgehackt, ihr Blick heftete sich böse auf die breiten Schiebetüren. Oha, war die sauer. Also war da was vorgefallen. Aber was? Sui schlug zwar eine Menge Wellen, aber sie wirkte nicht so, als ob sie damit heraus rücken würde, was da passiert war. Also musste Kaika sie ein wenig provozieren. „Na komm, er ist immerhin bildhübsch. Hast ihn wohl vernascht dort in der Höhle…ich hätte es zumindest auf alle Fälle getan.“ Sie grinste vergnügt zu dem Wassermädchen hinüber. Ihr hatte zumindest ihr eigenerer Retter ausnehmend gut gefallen. Sie musste an seine goldenen Augen denken, sein Lächeln und musste sich eingestehen, dass sie sehr bedauerte, dass sie nicht mehr Zeit miteinander hatten verbringen können. „Vernascht?“ Ihr tödlicher Blick richtete sich augenblicklich auf Kaika. „Ich? Ihn? Das ist nicht dein Ernst, oder? Er hat doch hier -“ Sofort biss sie sich auf die Lippen. Aha, erwischt! Treffer! Kaika grinste noch mehr. Daher wehte der Wind…der coole Typ hatte sich an Sui rangemacht. Und ihr hat das wohl…gewisse Probleme bereitet, große sogar, wie an dieser heftigen Reaktion zu erkennen war. Da musste sie weiter bohren. „Na komm, den würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen. Was hast du mit ihm angestellt, oder er mit dir? Rück’s raus, ich lass nicht mehr locker!“ Sie wackelte mit den Beinen im duftenden Wasser herum und kräuselte damit die Oberfläche. Sui starrte böse vor sich hin, ihr Blick war fern, sie schien in ihren Gedanken das Geschehen in der Höhle nochmals Revue passieren zu lassen. „Ich hab mit ihm gar nichts angestellt! Alles was ich wollte war, von dort zu verschwinden! Aber er - aber er…“, sie holte tief Luft, „er hat mich nicht gelassen.“, murmelte sie. „Er hat mich festgehalten und…ja…geküsst.“, war es noch kleinlaut von ihr zu hören. Irgendwie war es ihr peinlich, darüber zu reden. Kaika runzelte die Stirn. Sie wusste, wie zurückhaltend, ja fast ängstlich Sui im Umgang mit Männern war. Geküsst hatte er sie also. Und es war doch Suis erster Kuss. Ob sie ihm den freiwillig gegeben hatte? Na, vielleicht hatte sie ihn ja gar nicht zurück geküsst. Kaika schwieg und nagte an ihrer Unterlippe. Das war ein heikles Thema, und sie wollte ihre Freundin nicht verletzen. Aber sie wollte auch wissen, was genau vorgefallen war. Vorsichtig fragte sie nach: „Und hat es dir gefallen? Es war doch dein erster Kuss…hast du ihm einen zurückgegeben?“ „Natürlich nicht! Du weißt doch wie verboten das ist!“, schoss es sofort zurück. Sui sank ins Wasser zurück und nur noch ihr Kopf schaute heraus. Ihr Blick war düster, nachdenklich. „Es war…“, sagte sie dann leise. „Es war…ungewohnt. Und…irgendwie…aufregend. Ärgerlich. Ich war wütend auf mich selbst, weil…es…nicht unschön war.“ Sie schaute ihre Freundin an und schien ein wenig verzweifelt. „Was soll das, Kaika? Ich meine, er war ein gefährlicher Dämon, der uns beinahe getötet hätte, wenn wir nicht geflohen wären. Warum küsst der mich? Und warum…gefällt es mir? Was ist nur los mit mir?“ Ihr Kopf sank niedergeschlagen gegen die Wand. „Na, nur mal mit der Ruhe. Erstens ist es nicht so furchtbar verboten, wie sie es uns immer darstellen. Wir werden eh einfach mit jemand verheiratet, ohne wählen zu können. Da werden wir wenigstens noch selbst entscheiden dürfen, wen wir küssen wollen. Nimm das mal nicht so tragisch. Und dass es nicht schön war, glaub ich dir nicht so recht. Gefallen hat es dir ja doch. Und ich kann dir sagen: das ist eine ganz normale Reaktion. Hey, komm, wenn mich ein so bildhübscher Kerl wie der abknutschen würde, ich denke, ich wäre entzückt. Also krieg jetzt nur keinen Krampf, weil dir einfach mal was gefallen hat. Und ihm hat es auch gefallen, meine Liebe, sonst hätte er es nicht getan. Den kann man nicht zu was zwingen, da kannst du dir sicher sein.“ „Aber -“, begehrte Sui wieder auf. „Er ist böse! Er ist ein kaltblütiger Mörder! Wie kann ich da mit ihm…von ihm… und es auch noch… Das geht nicht!“ Sie seufzte tief und schwer. „Ich meine…ist das normal? Das ist nicht normal." Kaika grinste wieder. „Na, ein kaltblütiger Mörder ist er ganz bestimmt nicht. Wir haben es überlebt, und er hat dir geholfen. Das kannst du nicht von der Hand weisen. Und es ist doch nur normal, das du von ihm angezogen bist. Hey, der sieht aus wie ein Gott, und ihr ward so nahe beieinander in der Höhle…und du bestimmt verwirrt …und ich hätte mich da auch nicht wehren können. Gestehe dir einfach ein, dass du bei einem so geilen Kerl einfach schwach geworden bist. Na und? Ist doch nicht schlimm. Schade, dass da nicht mehr draus werden kann…“ Sui saß da in dem warmen Wasser und überlegte. Ja, er sah definitiv aus wie ein Gott, ohne Zweifel. Und ja, er hatte ihr geholfen. Sogar das Leben gerettet, nachdem er es zuvor beinahe genommen hätte…und sie war verwirrt gewesen. Es war also viel gewesen, was da auf sie eingewirkt hatte. Was sie schwach werden hat lassen in seinen Armen… Sie blinzelte schnell, um die Erinnerung daran abzustreifen. Dann blubberte sie, ihr Mund halb unter Wasser: „Vielleicht hast du ja Recht.“ Sie fühlte sich ein wenig erleichtert. Nicht mehr irgendwie schuldig oder so. Ja, sie waren schön gewesen, seine zwei Küsse. Ob wohl alle ihre Küsse so werden würden? Ein kleines Grinsen stahl sich auf ihren Mund. „Ach schön, jetzt lächelst du wieder!“ Die Feuerdämonin zwinkerte ihr zu. „Weißt du, mir hätte es auch gefallen, wenn ich…ein wenig mehr Zeit gehabt hätte mit meinem Retter. Der hat mir auch gut gefallen, und ich wäre einem Kuss nicht abgeneigt gewesen. Aber leider…ist er so übereilt abgehauen, der Feigling.“ Kaika zog wieder mal eine Schnute. „Seltsamerweise genau in dem Moment, wo wir über unseren Angreifer gesprochen haben.“, meinte Sui und tauchte wieder etwas mehr aus dem Wasser auf. Für sie bestand nach wie vor eine Beziehung zwischen diesen beiden Männern. „Ja, komisch ist das schon.“, bestätigte Kaika. „Aber welche Beziehung sollte zwischen denen bestehen? Meiner war ein süßer, kleiner, unschuldiger Hunde-Hanyou, er wohl weggelaufen war. Deiner sah schon erhabener aus. Vielleicht kannte meiner ja deinen und hat sich verdrückt, bevor es Ärger gab. Schade, ich hätte ihn gerne noch ein wenig um mich gehabt. Jetzt weiß ich nicht, ob ich ihn jemals wieder sehen werde.“ Sui wollte ihre Freundin bei dem ‚Deiner’ unterbrechen, sah dann aber den sehnsüchtigen Ausdruck auf deren Gesicht und ließ es. Der Hanyou hatte es ihr wohl wirklich angetan. Irgendwie war es ungerecht. Kaika konnte bei ihrem „Fund“ nicht lange genug bleiben, und sie selbst wäre ihrem „Fund“ am liebsten nie über den Weg gelaufen. Aber sie musste Kaika aufmuntern. Das hatte sie schließlich eben bei ihr auch getan. „Kopf hoch, Kaika-chan! Es war kein Zufall, dass du ihn getroffen hast, als du ihn am dringendsten gebraucht hast! Genau er sollte da in der Schlucht sitzen und dich am Leben erhalten, niemand sonst. Das hat ein Band zwischen euch geschmiedet, das euch verbindet. Ein Band, so stark wie das Leben, das gerettet worden ist. Du wirst ihn wieder sehen. Du musst einfach nur dieser Verbindung folgen, nämlich deinem Leben. Es führt dich wieder zu ihm. Vielleicht, wenn du ihn wieder ganz dringend brauchst, aus hoffentlich anderen Gründen, als beim ersten Mal.“ Sie lächelte aufmunternd und fröhlich. Kaika seufzte. „Na, wenn das nur mal stimmt“ Insgeheim befürchtete sie eher, dass hier nicht ein Schicksalsband geknüpft worden war, wie Sui das so bildhaft beschwor, sondern ihr einfach eine nette Zufallsbekanntschaft wieder durch die Lappen gegangen war. Aber sie wollte sich weder die Laune nicht vermiesen lassen noch sich weiter darüber ärgern. Kurz entschlossen stand sie auf und schwappte damit eine Menge Badewasser über den Rand des Zubers. “Ich geh jetzt raus, ich werd noch ganz schrumpelig.“ Und schon hüpfte sie über den Rand und rief nach einem Bademädchen, das weiche, große Tücher brachte und sie darin einhüllte. „Jetzt schon?“, fragte Sui überrascht, verwandelte ihre Flosse aber wieder in Beine, um auch aufstehen zu können. Sofort eilte eine weitere Dienerin zu ihr heran, hielt ihr das mitgebrachte Handtuch vor und wickelte auch ihre Herrin gleich darauf fest darin ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)