Die Schneekönigin von Kuemmmel ================================================================================ Kapitel 1: Der Fall der Königin ------------------------------- Da gibt es eine Welt fern ab von jedem Vorstellungsvermögen .. Eine Welt, die vor vielen Jahrhunderten einmal der Zufluchtsort vieler Wesen war .. Hoch oben im Norden, dort wo die Berge fast den Himmel berührten, lebten die Riesen. Durch ihre Größe und ihre Kraft war es ihnen möglich verschütteten Wesen zu helfen und sie auf den rechten Weg zurückzubringen. Doch sorgten sie mit ihrer Dummheit immer wieder für mehr umherirrende, als es sie eigentlich schon gab. Im Osten erstreckte sich ein kilometerlanger Wald, der durch seine hohen Tannen seinen Bewohnern den optimalen Schutz bot. Dort hausten Elfen und Feen - klein und zierlich. Nur wenigen war es möglich sie zu sehen oder gar mit ihnen zu reden und vielen suchten vergeblich nach ihnen. Im Süden begann das Meer und an dessen Strand lebten die Zwerge. Miesgelaunte Wesen die lieber unter Ihresgleichen blieben und sich mit der täglichen Arbeit zufrieden gaben. Im Westen, dort wo das Wasser knapp war und die Sonne den Boden zerstört hatte, war die Heimat der Zentauren. Halb Mensch – halb Pferd. Groß und weise und dennoch sollte man sich nicht mit ihnen anlegen. Im Zentrum des Landes lag die Stadt – die Heimat der Menschen. Freundliche und arbeitstüchtige Wesen. Große und Kleine, Alte und Junge, Familien und Alleinstehende. Dort gab es Gaststätten und Geschäfte, Unterkünfte und Apotheken, Arbeitsstätten, Häuser und Kirchen. Eben eine vollkommen normale Stadt. Doch hatte sich das Erscheinungsbild des Landes mit den Jahren verändert. Das es im Winter schneite war auch hier keine Sonderheit, doch wurde die Menge rasch unüberschaubar. Aus den anfangs kleinen Flocken wurde recht bald ein kompletter Schneesturm. Die Flüsse und Seen gefroren. Die Sonne schaffte es nur selten durch die dichten grauen Wolken. Felder wurden unbenutzbar und die Ernte wurde knapp. Hungersnöte drohten. Langsam aber sicher wurde aus dem sonst so farbenfrohen und lebenslustigen Land ein eisiges und schneebedecktes Reich .. „Jaz, du musst nun aufstehen. Wir wollen weitergehen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“ Leise murrend drehte sich der Dunkelhaarige auf den Rücken und blinzelte noch vollkommen verschlafen. Der Morgen war schon gekommen? War er nicht gerade erst eingeschlafen? Ein lautes Gähnen folgte und der junge Mann richtete sich auf. Die braunen kurzen Haare standen wirr vom Kopf ab und die blauen Augen sahen sich müde um. Ein Kichern war zu hören. „Du siehst lustig aus.“ Piepste ein feines Stimmchen – woraufhin der Angesprochene leise murrte. „Jaz sehen aus wie Huhn. Rhys mögen Huhn.“ Eine dunkle, tiefe Stimme hatte sich eingemischt, doch war der Kommentar nicht gerade das was man zum Aufstehen hören wollte. „Schon gut, schon gut. Ich bin ja wach. Wir können los!“ „Wurde ja auch Zeit! Wenn du weiterhin so rumtrödelst werden wir die Königin nie finden!“ „Gebt nun Ruhe! Wir haben einen weiten Weg vor uns und es bringt nichts wenn wir nun zu streiten beginnen. Nehmt eure Sachen, so dass wir aufbrechen können.“ Ein vollkommen normaler Beginn eines weiteren Tages. Ein Tag, der aus den gleichen Dingen bestand wie der davor und der davor und der davor .. Wandern – Essen – Pausieren – Weitergehen – Essen – Pausieren – Wandern – usw. Doch wer waren eigentlich die Wesen die schon am frühen Morgen stritten und eigentlich eine gemeinsame Mission hatten? Da wäre zunächst Rhys. Groß, breite Schultern, kahler Kopf, fragender Gesichtsausdruck – ein Riese. Aus den hohen Bergen des Nordens hatte er sich der kleinen Truppe angeschlossen. Warum er das gemacht hatte? – Das wusste er selber nicht, doch wusste er nur selten eine Antwort auf eine ihm gestellte Frage. Das Wesen mit der kleinen piepsigen Stimme war Karine, eine Fee. Kaum größer als zehn Zentimeter. Sie schwirrte um die Köpfe der anderen, warnte vor Gefahren und berichtete über Ereignisse die noch vor ihnen lagen. Aus dem Süden hatte Ardis die Reise begonnen. Klein, mies gelaunt, mit einem langen roten Bart und einem großen Dickkopf war er auf die anderen gestoßen und hatte sich ihnen schließlich angeschlossen – gezwungenermaßen. Fintan war der Letzte der sich dafür entschied die kleine Gruppe zu begleiten. Der große Zentaur half mit klugen Worten und sorgte für Harmonie zwischen den einzelnen Mitgliedern. Unterschiedlicher konnte die Gruppe gar nicht zusammengestellt sein. Aus allen vier Himmelrichtungen hatten sie sich zusammen gefunden und verfolgten doch nur den einen Plan: Den Fall der Schneekönigin! Doch waren es wirklich diese vier Wesen die sich aus eigener Überzeugung auf diesen langen und mühsamen Weg gemacht hatten? Nein, denn alles begann mit dem Aufeinandertreffen mit Jaz. Der junge Mann von gerade einmal neunzehn Jahren hatte sich an einem frühen Sonntagmorgen auf den Weg gemacht. Bewaffnet mit einem Schwert zog er durch das Land. Er war derjenige der die Gruppe zusammen gebracht hatte. Er war derjenige der es satt hatte unter der Königin zu leben und ihre Kräfte zu fürchten. Es musste etwas getan werden! Am besten sofort! Seit diesem feststehenden Entschloss waren zwölf Tage vergangen .. „Fintan? Darf ich dir eine Frage stellen?“ Die Stimme des jungen Mannes war ruhig und wurde durch die Geräuschkulisse, die um ihn herum lag, fast vollständig verschluckt. Ardis war wieder einmal damit beschäftigt Rhys mit den verschiedensten Ausdrücken zu beschimpfen. Wie dumm er doch wäre und warum er sich eigentlich auf diese Reise gemacht hatte. „Rhys mögen Schnee. Er schön weiß und weich.“ Erklärte der Riese mit vollkommen ruhiger Stimme und sah zu dem kleinen Wesen neben sich hinunter. Karine hingegen schwirrte zwischen den beiden Streithähnen hin und her. Leise Worte waren zu verstehen, sie sollen sich doch endlich vertragen und daran denken, dass alle ein gemeinsames Ziel verfolgten! Wie oft hatte sie es mit ihren Worten schon versucht? Jaz hatte aufgehört zu zählen. „Natürlich darfst du mich etwas fragen. Was möchtest du wissen?“ Erkundigte sich Fintan und wandte den Blick dem Menschen zu. „Denkst du, dass wir eine Chance gegen sie haben?“ Jaz blickte starr vor sich hin und konnte somit jede noch so kleine Veränderung an der Umgebung wahrnehmen. Das Stimmengewirr der drei anderen Mitglieder war hinter ihnen zu hören, denn Fintan und Jaz waren meist die beiden die voraus gingen. Oft mit einem meterlangen Abstand. Doch durchbrach die Stimme des Zentauren die nachdenkliche Stille der beiden. „Seit Jahren ist unser geliebtes Land nicht mehr das was es einst gewesen ist. Eis und Kälte, Schnee und Sturm haben es heim gesucht und verwandelten es in einen Ort der Unsicherheit und der Angst. Ich habe beobachten können wie sich die Veränderung langsam von den hohen Bergen des Nordens bis hin zur Küste im Süden gezogen hat. Keiner konnte ihr entkommen und viele haben durch ihre Grausamkeit ihr Leben verloren ..“ „Nala ..“ flüsterte Jaz mit leiser Stimme und blieb stehen. Er senkte den Blick und starrte auf den Schnee vor seinen Füßen. Von eben diesem plötzlichen Anhalten bekam jedoch Ardis nichts mit, stieß unsanft mit dem Menschen zusammen und verlor dadurch das Gleichgewicht. Schon im nächsten Moment saß das kleine Wesen mit dem Po im Schnee. „Du kannst doch nicht so einfach stehen bleiben!!“ Fauchte er sofort und sah zu Jaz auf. „Waren wir uns nicht einig, dass wir uns ab heute ein wenig spurten wollen? Ich hab noch andere Dinge vor als mich hier durch den Schnee zu kämpfen!!“ Doch blieben die Worte unverstanden – zu sehr war der Menschenjunge in seinen Gedanken versunken. Nala .. das war seine Schwester. Ein Sonnenschein von einem Mädchen und die beste kleine Schwester die man sich als Junge vorstellen konnte! Ganze zwölf Jahre alt ist sie geworden – doch kam dann der ewige Winter über das Land und darauf war Nala nicht vorbereitet. Den, eigentlich, warmen Sommertag wollte das kleine Mädchen im Wald bei den Feen und Elfen verbringen, doch kam sie von diesem Ausflug nie nach Hause zurück. Den Verlust der einzigen Schwester hatte Jaz nie verkraftet, doch als die Ursache des plötzlichen Winters bekannt wurde wuchs ein ungeheurer Hass in dem Jungen heran und so beschloss er sich auf die Suche nach der Schneekönigin zu machen. „Jaz eingeschlafen?“ Rhys meldete sich zu Wort und stupste dem Braunhaarigen gegen den Rücken – das er dabei ungewollt mehr Kraft einsetzte fiel dem Riesen gar nicht auf. Jaz hingegen stolperte durch den Ruck einige Schritte vor und wachte so aus seinem Trancezustand auf. „Geht es dir nicht gut?“ Erkundigte sich Karine mit leiser Stimme und erschien an der Wange des Menschenjungen. „Mir .. mir geht es gut! Mach dir keine Sorgen um mich.“ Erwiderte Jaz ruhig, doch erkannte man, dass das Lächeln auf seinen Lippen nur aufgesetzt war. Er war nie besonders gut im Lügen gewesen. „Dann mach hier nicht so ein Theater und starr Löcher in den Schnee, davon kommen wir auch nicht weiter!“ Ardis rappelte sich auf, strich sich den aufgewirbelten Schnee aus dem Bart und murrte weiter vor sich hin. „Ardis freundlich sein müssen – Rhys Streit nicht mag.“ „Misch dich nicht ein Riesenbaby! Dich hat keiner nach deiner Meinung gefragt!“ „Rhys kein Baby! Rhys schon 263 Jahre alt.“ „Mir ist es egal wie alt du schon bist. Du hast den Grips eines Kleinkindes und dabei wird es auch immer bleiben!“ „RUHE!“ Jaz Hände waren zu Fäusten geballt und zitterten vor Anspannung. Die Augen waren bei dem einen laut gerufenen Wort zusammen gekniffen worden, sodass seine komplette Haltung sehr verkrampft wirkte. „Ihr habt doch gar keine Ahnung was in mir vorgeht! Keiner von euch hat sich danach erkundigt warum ich mich auf die Reise gemacht habe! Keiner – außer Fintan!“ Als er den Namen des Zentauren erwähnte wandte er den Blick diesem zu und sprach weiter. „Er ist der einzige der mit mir über den Hintergrund der Reise geredet hat, er unterhält sich auch über vollkommen normale Themen mit mir – und was macht ihr?“ Mit ernsten Blicken sah der Menschenjunge zu den Drei anderen hinüber. „IHR streitet euch. JEDEN TAG! Ich hab´s satt! Es war Fehler von mir euch mitzunehmen. Es ist aus!“ Die Sonne war vor knapp zwei Stunden untergegangen und hatte das Land in eine schwarze Dunkelheit getaucht. Am klaren Nachthimmel leuchteten Millionen von Sternen und umragten einen sichelförmigen Mond. Kein Wind regte sich – es herrschte eisige Stille und dennoch .. horchte man genauer so vernahm man ein leises Gemurmel. „Ich werde dich finden. Ich werde dich finden und dann zu Fall bringen – das schwöre ich dir!“ Jaz saß, deutlich zitternd, in einer kleinen Höhle. Die Arme fest um den Körper geschlungen, die Beine angewinkelt – er fror bitterlich! Kein Licht erhellte seinen Unterschlupf und so blieb er für den Rest der Welt unsichtbar. Seit dem Verlassen seiner Gruppe waren viele Stunden vergangen. Stunden in denen er schweigend umher gewandert war und in denen er viele Kilometer geschafft hatte. Doch mit der Nacht kam die Müdigkeit und mit der Müdigkeit die Sehnsucht nach einem ruhigen Ort – so kam die entlegene Höhle gerade Recht. „Nala..“ Flüsterte Jaz mit leiser Stimme und lehnte den Kopf seitlich gegen die kühle Wand des Unterschlupfes. Die Augen wurden schwer. Die aufkommende Stille war gefährlich und doch so beruhigend. Somit dauerte es nur wenige Augenblicke bis der junge Mann schließlich eingeschlafen war .. „Sieh einer an. Er wird wach. Und? Haben wir gut geschlafen?“ Ein amüsiertes Lächeln lag auf den Lippen des Sprechers. Wie lange hatte er jetzt auf das Erwachen gewartet? Eindeutig zu lange! Jetzt war es an der Zeit seinen Spaß zu haben! Jaz hingegen war noch gar nicht nach Lächeln zumute. Er blinzelte deutlich verschlafen. War er wirklich eingeschlafen? Aber wer hatte die kleine Höhle gefunden? Ruckartig weiteten sich die Augen des Dunkelhaarigen und schon im nächsten Augenblick saß er kerzengerade da. „Wo bin ich?“ DAS hier war eindeutig nicht die Höhle in der er noch am gestrigen Abend gesessen hatte. „Wie unhöflich von mir mich dir noch nicht einmal vorzustellen. Mein Name ist Naseem und ich heiße dich, Jaz, willkommen in meinem Reich!“ Meterhohe weiße Säulen säumten einen riesengroßen Saal. Der Boden war mit einer dichten Eisschicht überdeckt und glitzerte im sanften Licht der Sonne - ein ebenso wunderbares Farbenspiel der, sich brechenden Sonne, war im gesamten Raum zu beobachten. Hinter dem jungen Menschenkind befand sich eine große Flügeltüre – geschlossen. Einige Meter vor Jaz lag eine Art Thron. Ein Stuhl – ebenfalls komplett aus Eis – mit feinsäuberlichen Verziehrungen. Auf genau diesem Stuhl erkannte er eine Frau, ihr Alter konnte er nicht einschätzen, doch wirkte sie deutlich älter als er selber. „Die Schneekönigin!“ Die Stimme des Dunkelhaarigen war nicht mehr als ein Flüstern. Ruckartig sprang er auf die Füße und wollte gerade nach seinem Schwert greifen als .. „Suchst du das hier?“ Erkundigte sich die Königin mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, wobei ein Mann – scheinbar ihr Diener – das gesuchte Schwert in den Händen hielt. „Ich gehe nicht davon aus, dass du das Schwert hier brauchst, deswegen habe ich es an mich genommen.“ Erklärte sie und sorgte mit einem Nicken dafür, dass das Schwert weggebracht wurde. Mit einer eleganten Bewegung stand sie auf, trat von ihrem Thron weg und ging auf den jungen Mann vor sich zu. „Wie ich sehe hast du schon von mir gehört, doch wer kennt mich und meine Macht noch nicht.“ Ein lautes Lachen hallte durch den übergroßen Raum und sorgte für eine bedrohliche Stimmung. Doch mit einem Male brach das laute Lachen ab und mit durchbohrenden Blicken sah sie zu Jaz hinüber. „Ich weiß warum du hier bist, Menschenjunge! Aber es wird dir nicht gelingen!“ „Ich bin nicht schwach!!“ Fauchte Jaz ihr sofort entgegen und sprang einen Schritt auf sie zu, doch genau diesen Schlag wehrte ihr Königin gekonnt ab. Mit einer wegschlagenden Bewegung ihres rechten Armes sorgte sie für einen eisigen Hauch und schleuderte ihren Angreifer einige Meter von sich weg. „FASS mich nicht an!“ Erwiderte sie nun mit direkter Stimme. „Keiner wagt es mich anzurühren – auch du nicht, unwichtiger Menschenjunge!“ Ein schmerzverzerrtes Stöhnen verließ die Lippen des Dunkelhaarigen als er unsanft zu Boden ging. Der eisige Boden war hart und sorgte für einen unschönen Sturz. Jaz keuchte schwer, wobei sein Atem weiße Wölkchen in die Luft zauberte und nur langsam rappelte er sich wieder auf. „Du hast meine Schwester auf dem Gewissen! Du und dein verdammter Schnee!“ Nach diesen Worten reagierte Jaz schneller als beim ersten Mal. Sofort rannte er los und konnte, durch ein schnelles Ausweichmanöver, einem weiteren Angriff der Königin ausweichen. Doch setzte er im gleichen Moment zum Gegenschlag aus und verpasste Naseem einen direkten Schlag in den Magen. „Ich hasse und verabscheue dich dafür!!“ Schrie er mit lauter Stimme und hielt die rechte Hand zur Faust geballt. Mit einem derartig plötzlichen Angriff hatte die Königin jedoch nicht gerechnet, sodass sie sich, mit schmerzverzerrtem Gesicht, ein wenig vorbeugte. Doch verließ kein Laut ihre Lippen – nein, sie würde sich nicht erniedrigen und unter Schmerzen schreien – das wäre unter ihre Würde! Stattdessen folgte erneut ein lautes Lachen und sorgte für verständnislose Blicke des Menschenjungen. Jaz kam es vor als würde das Lachen von Sekunde zu Sekunde lauter werden. Es hallte in seinen Ohren und sorgte für einen unbeschreiblichen Schmerz – einen derartigen Schmerz, dass er sich die Hände auf die Ohren pressen musste. Genau das war jedoch sein Fehler! Denn diesen unachtsamen Augenblick nutzte Naseem aus, deutete mit der rechten Hand eine aufsteigende Bewegung an und sorgte damit dafür, dass einige Eisspitzen aus dem Boden schossen und den jungen Mann komplett einkesselten. „Das wirst du mir büßen!“ Ihre laute Stimme hallte in dem großen Saal nach und sie holte, erneut mit der rechten Hand, zu einem weiteren Schlag aus. „Finger weg von ihm! Der Einzige der ihn schlagen darf bin ich!!“ Ruckartig flogen die beiden hohen Türen auf und ein lautes Gepolter folgte. Rhys hatte sie mit seinem Gewicht und seiner Größe leichtfertig aufbrechen können und war somit der Erste, der den Raum betrat. In einem feinen Licht folgte Karine und schwirrte neugierig umher. Kurz hinter der kleinen Fee und mit einem murrenden Ardis auf dem Rücken trabte Fintan herein. Ruckartig sprang der Zwerg ab, bedankte sich noch nicht einmal für den schnelleren Weg und baute sich – zusammen mit den anderen – vor der Königin auf. „So Fräulein, lass den Menschen gehen oder es wird dir ab heute verdammt heiß zu Mute und wir brennen dir deine Eiswelt ab!!“ Dass das alles nicht so einfach werden würde wie Ardis es gerade formuliert hatte verstand sich von selber, doch in diesen Augenblicken war sein Übermut mindestens so groß wie Rhys! Stille herrschte – scheinbar war der Überraschungsmoment wirklich auf der Seite der kleinen Gruppe. Das jedoch nur für wenige Momente, denn schon wandte sich die Königin ihnen zu. „Wie schön, dass auch ihr mich beehrt. Doch befürchte ich, dass euer Aufenthalt hier nicht von all zu langer Dauer sein wird.“ Erklärte sie seelenruhig und lächelt angriffslustig. Keine Sekunde später schossen von oben und allen erdenklichen Seiten spitze Eiszapfen auf die kleine Gruppe. Flink und wendig, wie Karina nun einmal war, wich sie den Angriffsobjekten aus und auch für Fintan war es kein Problem unberührt zu bleiben. Rhys hingegen hatte, auf Grund von Größe und Langsamkeit, erheblich mehr zu tun. Doch scheinbar störten ihn die umher fliegenden Schneegeschosse kein bisschen. „Rhys mögen keinen Schnee!!“ Brummte er mit tiefer Stimme und schlug einen Eiszapfen aus dem Weg. Ardis hingegen duckte sich, in den meisten Fällen, einfach – sodass die Geschosse über ihn hinweg flogen. Da war seine geringe Größe mehr als vorteilhaft! Mit mehr als unzufriedenen Blicken beobachtete die Königin das Tun der vier Angreifer. „Ihr werdet mich nicht kriegen!!“ Fauchte sie angriffslustig und ließ durch eine einfache Handbewegung einen eisigen Sturm auf die kleine Gruppe los. Augenblicklich wurde das Laufen schwer und die Sicht geringer – doch dachte keiner daran aufzugeben! Karine war die Erste, die es schließlich zur Königin schaffte und unaufhaltsam um ihren Kopf herum schwirrte. „Verdammtes Mistvieh! Verzieh dich!“ fluchte Naseem und schlug nach dem kleinen Wesen. Erfolglos! Doch nutzte Fintan dieses Ablenkungsmanöver um sich um Jaz zu kümmern. Mit donnernden Hufen rannte er auf das eisige Gefängnis zu, stürzte einen der großen Eiszapfen um und befreite den Menschenjungen schließlich. Rhys hingegen stapfte mit schweren Schritten durch den, immer noch tobenden, Schneesturm und gelangte ohne weitere Probleme direkt bei der umherfuchtelnden Schneekönigin. Als diese den Schatten des großen Wesens bemerkte war es schon zu spät. „Rhys sorgen für Ruhe!!“ Sprach er mit direkter Stimme, umarmte das Frau von hinten und hob sie einfach hoch .. „Das ist doch gar nicht wahr! So ist das gar nicht gewesen! Mein Vater hat mir erzählt, dass Fintan dafür gesorgt hat, dass die Schneekönigin verschwunden ist!“ Die Erzählung des älteren Mannes wurde durch die Stimme eines kleinen Jungen unterbrochen. Ein Lachen folgte. „Jeder aus der Gruppe hat seinen Teil zur Zerstörung der Schneekönigin beigetragen, Kai!“ Erwiderte der Mann mit ruhiger Stimme und streichelte dem Jungen sanft über die blonden Haare. „Es ist ein erbitterter Kampf gewesen, denn die Königin gab sich nicht leicht geschlagen. Doch ist es letztendlich Jaz gewesen der die Königin tötete.“ Erklärte er und hob den Blick zu Himmel. Langsam tänzelten die ersten Schneeflocken zu Boden. „Der Winter ist seit diesem Tag wieder normal. Die Jahreszeiten wechseln sich ab und das Gleichgewicht der Welt ist wieder hergestellt.“ Vorsichtig drehte der alte Mann die Handinnenfläche seiner linken Hand nach oben und fing die ersten Schneeflocken ein. „Doch muss uns etwas klar sein: Meist reicht ein kleiner Funke um ein großes Feuer zu entfachen. Es reicht ein Wort um einen Menschen zu verletzen. Und es braucht EINEN Menschen der einen ersten Schritt macht, um die Welt zu verändern!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)