Heimkehr mit Überraschungen von maidlin (überrachende Heimkehr) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Endlich hab ich es geschafft. Wurde auch Zeit... aber irgendwie bin ich nicht so ganz zufrieden. Ich hab das schon mal besser hinbekommen, aber ich wollte es jetzt endlich beenden. Aber die erste FF zu „Pirat gesucht!“... das ist doch auch was. XD Ich wünsche trotzdem viel Spaß beim Lesen.^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~ Heimkehr mit Überraschungen Irgendwo am Ende des 17 Jahrhunderts auf dem Ozean... „So sieht man sich wieder Kapitän Skulls.“, sagte Rade, als die beiden Schiffe sich kreuzten. „Du schon wieder.“, antwortete dieser leicht genervt. „Was willst du? Hast du es immer noch nicht aufgegeben mir hinterher zu jagen? Du solltest du inzwischen wissen, dass du mich niemals fangen wirst.“, sagte Skulls, mit einem Grinsen auf dem Gesicht und sich seiner Sache mehr als sicher. „Keine Angst, unser Treffen heute ist nur Zufall.“, antwortete Rade, ohne den Blick von ihm zu wenden. „Wie lange willst du eigentlich noch auf See bleiben, Skulls? Wie geht es Armelia?“ Skulls schwieg. Diesem Mann musste er nicht antworten und schon gar nicht bei dieser unverschämten Frage. Was ging es diesem Landei schon an, wie es Armelia ging. „Ah, ich verstehe. Das kannst du natürlich nicht wissen. Wie lange warst du schon nicht mehr bei ihr? Drei Jahre? Eine lange Zeit. Wusstest du, dass Armelia jetzt mit einem anderen Mann zusammenlebt?“, sprach Rade mit gleichgültiger Stimme. Skulls horchte kurz auf und glaubte sich verhört zu haben. „Halt die Klappe! Was weißt du schon!“, fuhr er ihn schließlich an. „Oh, aber es ist wahr. Ich habe sie in Fleur getroffen. Es scheint sie ist doch noch vernünftig geworden und endlich sesshaft. Ein Leben auf See ist auch nichts für eine Frau. Sie ist ziemlich hübsch, das muss ich sagen. Der Einfluss deiner Männer scheint ihr also doch nicht ganz so geschadet zu haben, wie ich befürchtet hatte.“ „Ich glaube kein Wort von dem, was du sagst!“, erwiderte Skulls, aber er klang nicht mehr ganz so selbstsicher, wie noch vor wenigen Sekunden. Rade zuckte leicht mit den Schultern. „Dann lass es. Aber beschwer dich hinterher nicht, wenn es doch wahr ist.“, antwortete Rade und einer seiner Mundwinkel zog sich leicht nach oben. Das Schiff der Marine zog jetzt langsam an ihnen vorbei und Skull wendete noch immer nicht den Blick von seinem ehemaligen Freund. Immer noch zeigte sich ein wissendes Lächeln auf Rades Gesicht. Skulls Crew hatte das Gespräch schweigsam belauscht und so waren ihnen Rades Worte nicht entgangen. Gespannt und furchtsam zugleich warteten sie auf eine Reaktion ihres Kapitäns, doch nichts geschah. Die Männer wussten nicht so recht, was sie tun sollten und nach ein paar Sekunden, die ihnen wie Minuten vorkamen, glaubte sie bereits ihr Kapitän, hätte diese Sache bereits als belanglos abgetan. Doch sie alle wartete auf weitere Befehle. Einer von ihn ging einen Schritt nach vorn und wollte Kapitän Skulls gerade ansprechen, als dieser sich plötzlich ruckartig umdrehte. „Setzt die Segel! Wir nehmen Kurs auf Fleur!“, rief Skulls und sein Gesichtsausdruck war furchteinflößend. Es war wutverzehrt. So sie konnten, kehrte jeder der Männer an seinen Posten zurück. Sie verrichteten schweigsam und konzentriert ihre Arbeit und hin und wieder warfen sie einen verstohlenen Blick auf ihren Kapitän. Jeder von ihnen dachte sich seinen Teil. Vor drei Jahren, als sie das letzte Mal in Fleur gewesen waren, hatten sie bei ihrer Abfahrt Armelia zurückgelassen. Nach sieben Jahren ununterbrochen auf See und unzähligen Abenteuern, schien es, dass sie für eine Weile wieder an Land leben wollte. Es hieß sie hatte genug von der Hetzjagd der Marine, den Schlachten, die sie mit angesehen hatte und den anderen vielen Dingen, die für eine Frau nicht angemessen waren. Das zumindest wurde sich auf dem Schiff unter den Crewmitgliedern erzählt und auch der Kapitän hatte so etwas offiziell verkündet, doch etwas genaues wusste keiner. Niemand hatte damals Gelegenheit gehabt Armelia selbst zu fragen. Aber eines wussten sie ganz bestimmt: ihr Kapitän war seit diesem Moment strenger als vorher und auch häufiger schlecht gelaunt. Gerade in den letzten Monaten hatte dieses Verhalten verstärkt zugenommen. Die Gründe waren ihnen durchaus bewusst, aber niemand wagte es darüber zu reden oder den Namen Art oder Armelia überhaupt zu erwähnen. Wenn sie sich doch einmal hinreisen ließen und über Armelias wundervollen Gesang sprachen, dann verschwand Skulls sofort in seiner Kabine oder machte ihnen klar, dass es sogar besser war, wenn sie einen überflüssigen Esser weniger hatten. Aus diesem Grund war auch keiner von ihnen besonders überrascht, dass sie jetzt Kurs auf Fleur nahmen. Vielleicht würde dann der Aufenthalt mit ihrem Kapitän wieder etwas angenehmer. Außerdem war ein kleiner Urlaub schon lange überfällig und im Stillen freuten sich alle darauf. Nach drei Monaten erreichten sie endlich Fleur. Die Winde waren schlecht gewesen und mit jedem windstillen Tag wurde die Laune von Kapitän Skull immer schlechter, bis sich kaum einer mehr traute ihn überhaupt anzusprechen. Jeder sah, dass Rades Worte noch immer an ihm nagten. Nur Doc versuchte es hin und wieder. Er wollte unter anderem wissen, warum es ihm denn nicht seltsam vorkam, dass Rade sie einfach hatte weiter fahren lassen. Doch Skulls zuckte nur mit den Schultern und antwortete, dass Rade es vielleicht endlich verstanden hatte, dass man Kapitän Skulls nicht fangen konnte. Ansonsten stand der Kapitän nur an der Reling und wartete darauf, dass Land in Sicht kam. Gegen Ende des dritten Monats, irgendwann des Nachts war es dann auch endlich so weit. Der erleuchtete Hafen von Fleur tauchte am Horizont auf und die gesamte Crew durchströmte Erleichterung. Die gesamte Anspannung der vergangen drei Monate schien mit einmal von ihnen allen abzufallen. Sie legten an und nachdem der Anker heruntergelassen war, verließ die Hälfte der Crew das Schiff. Die anderen Männer sollten Ausschau halten, um für einen Notfall gerüstet zu sein. Skulls war der erste der von Bord ging und er wartete auch nicht auf seine Crew. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging er zu Madam Saora. Die anderen folgten ihm in einigem Abstand. Als er das Haus betrat wurde er so gleich von drei Damen empfangen, die ihn stürmisch begrüßten. „Kapitän Skulls ist wieder zurück!“, riefen sie aufgeregt und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Kuss von ihm zu erhaschen. Doch Skulls bemerkte sie gar nicht. Seine Augen suchten in der Schenke nach einer ganz bestimmten Person, doch nirgends konnte er sie entdecken. Hatte sie heute keinen Auftritt, fragte er sich? Doch dann sah er Madam Saora, die ihn jetzt ebenfalls bemerkte und mit einem breiten Lächeln begrüßte. Man konnte ihr die verstrichenen Jahre ansehen und doch strahlte sie noch immer einen gewissen Charme aus, dem sich kaum jemand zu entziehen mochte. „Bitte, entschuldigen sie mich meine Damen.“, sagte Skulls trotzdem äußerst höflich zu den dreien, die ihn noch immer stürmisch umringten und ließ sie allein. Diese waren darüber aber nicht sehr lange betrübt, erschien doch nun der Rest der Crew und auch diese wurden von ihnen herzlich empfangen. „Madam Saora!“, rief Skulls, durch den Lärm der feiernden Männer. Die Schenke war wie immer voll und jeder schien sich prächtig zu amüsieren. Es dauerte eine Weile, ehe sich Skulls durch die Menge gearbeitet hatte und nun direkt vor Madam Saora stand. „Oh, Skulls.“, sagte sie äußerst erfreut. „Schön dich wieder zu sehen. Deine Männer und du habt euch ja lange nicht mehr hier blicken lassen. Wie geht es dir?“ „Ja, ja. Danke gut. Wo ist Art?“, antwortete und fragte er in einem Atemzug. Madam Saora sah ihn einen Augenblick schweigend an und Skulls bildete sich ein, etwas in ihren Augen aufblitzen zu sehen. „Wer?“, fragte sie etwas irritiert. „Art! Armelia!“, wiederholte der Kapitän leicht ungeduldig. „Ah, ja. Sie hat heute frei.“, antwortete Madam Saora und tippte sich nachdenklich an das Kinn. „Danke.“, er wollte gerade nach oben gehen, da Armelia dort ein Zimmer hatte beziehen wollen, doch Madam Saora hielt ihn zurück. „Sie ist nicht oben.“, sagte sie kurz. „Und wo ist sie?!“ „Zu Hause.“ „Und wo ist das?“ Seit wann hatte Armelia ein eigenes "zu Hause" und seit wann musste man dieser Frau alles aus der Nase ziehen? „Sie wohnt jetzt am anderem Ende der Stadt. Die Straße runter, das letzte Haus links.“, gab sie ihm endlich eine verknüpfte Auskunft. „Danke.“ Er wollte gerade wieder gehen, als ihm noch etwas einfiel. Wahrscheinlich würde sich jetzt gleich herausstellen, dass er sich völlig unbegründet Sorgen machte und Rade ihn nur mal wieder gepiesackt hatte. Sollte das der Wahrheit entsprechen, dann würde dieser Möchtegernkapitän sein blaues Wunder erleben, dachte Skulls und fing schon wieder an, innerlich zu kochen. „Sagen sie...“, setzte er langsam an, „... stimmt es, dass sie mit einem Mann zusammen wohnt?“ Skulls studierte ihr Gesicht genau, aber nichts veränderte sich darin. Sein Herz schlug schneller und sein Atem wurde flach. Vielleicht hätte er doch nicht frage sollen, dachte er. Ach verdammt! Ich bin Pirat! „Wie kommst du denn auf so etwas?“, fragte sie nun, noch immer ohne jegliche Emotion. „Nur so.“, wehrte er ab. „Schon gut.“ „Oh, es stimmt schon.“, sagte sie mit hastig und gerade so, als ob sie nicht wüsste, was zwischen Skulls und Armelia war. „WAS?!“, fuhr er herum. Madam Saora sah, dass plötzlich die Farbe aus seinem Gesicht gewichen war. Trotzdem ließ sie sich nicht davon beirren. „Oh, ja. Ich frage mich woher du das weißt? Aber es stimmt schon. Sie lebt seit fast drei Jahren mit einem jungen Mann zusammen. Bella, wie hieß noch mal der Mann, mit dem Armelia zusammen wohnt?“, fragte Madam Saora und dreht sich zu der Kellnerin hinter ihr um. Skulls sah nicht, wie Madam Saora dieser zuzwinkerte. Das Mädchen namens Bella verstand sofort, war dieser Teil doch bereits längst abgesprochen. „Warte einen Moment, ich hab’s gleich. Ach, er ist aber wirklich auch zu süß. Ein richtiger Goldschatz. Ich beneide sie um ihn.“, plapperte sie weiter. „Es war irgendwas mit L glaube ich. Lulu... Nein, ähm... Luca...“ „Ah, es war Luce!“, rief Madam Saora plötzlich. „Ja, genau! Luce, war es!“, erwiderte Bella sofort. „NEIN!“, rief Skulls aus. „Warum denn nicht?“, fragte Bella verwundert. „Das ist doch ein schöner Name.“ „Aber das ist völlig unmöglich!“ „Warum denn?“, fragte Madam Saora nun und die Neugierde stand ihr offensichtlich in’s Gesicht geschrieben. „Weil... Ach vergessen sie’s.“, besann er sich wieder. Weil ich Luce bin!, sprach er in Gedanken ärgerlich zu Ende. „Ich weiß gar nicht was du hast. Du warst drei Jahre nicht da und Armelia lebt jetzt mit einem anderen Mann zusammen. So ist das nun mal im Leben.“, stellte Madam Saora trocken fest und betrachtete ihn vorwurfsvoll. Ihre Botschaft war klar und einfach: Hättest du dich öfters blicken lassen, wäre das gar nicht erst passiert. Doch Skulls dachte gar nicht weiter darüber nach. Sofort ging er zur Tür und stieß ein paar Männer seiner Crew beiseite, die ihm im Weg standen. „Was ist denn mit dem Kapitän los“, fragte der Mann mit dem „modischem“ Hut und auch die anderen schauten sich verwundert an. Doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit von der Tänzerin in Anspruch genommen, die vor ihnen auf dem kleinen Podest erschienen war und ihr Kapitän war in er nächsten Sekunde vergessen. Skulls rannte so schnell er konnte die Straße entlang. Obwohl die Stadt recht klein, war brauchte er einige Minuten eher er den Stadtrand erreicht hatte. Keuchend stand er unter eine Laterne und sah nach links. Im Halbdunkeln konnte er das kleine Häuschen erkennen. Davor war ein Garten und er sah ein paar Rosen darin stehen. Bei Tageslicht musste es wohl richtig einladend aussehen. Doch jetzt im Moment war alles in ein tristes Grau der Nacht gehüllt und wirkte eher abstoßend. Aber vielleicht lag dies nur an dem, was Kapitän Skulls vielleicht in wenigen Augenblicken erwarteten würde. Ohne weitere zu zögern, ging er auf die Tür zu und hämmerte dagegen. „Armelia!!!“, rief er in die Nacht hinein. „Armelia, mach die Tür auf! Armelia!“ Es geschah nichts. In dem Haus blieb es dunkel und Skulls überkam ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ein Gefühl, wie er es seit langem nicht mehr empfunden hatte. Resignierend atmete er aus. Was, wenn sie wirklich einen anderen erwählt hatte? Sie hatten sich immerhin drei Jahre nicht gesehen. Konnte es wirklich sein, dass ihr Herz sich so verändert hatte? Er hätte sie nicht hier lassen dürfen! Er hätte sie mitnehmen sollen, egal was sie gesagt hätte! Seit wann empfand er so, dachte er. Seit wann hatte er Angst, dass sie einen Anderen haben könnte? Warum erschwerte allein der Gedanke daran sein Herz so sehr, dass es sich anfühlte als würde es unter einer riesigen Last zerdrückt werden? Er schüttelte den Kopf und somit diese Gedanken hinfort. Niemals würden andere diese Schwäche zu sehen bekommen. „VERDAMMT!“, stieß er wütend aus. „ARMELIA!! Mach endlich die Tür auf!“ Noch einmal hämmerte er so fest er konnte dagegen. Er sah, wie in den Nachbarhäusern Vorhänge zur Seite geschoben wurden und er von neugierigen Blicken beobachtet wurde, aber das war ihm egal. Er setzte noch einmal an und schlug gegen das Holz und noch ein zweites Mal und dann nahm er endlich ein Lichtschein im Fenster neben der Tür wahr. Wenig später wurde die Tür geöffnet und eine mehr als überraschte Armelia starrte ihn an. „Skulls, was-“, doch sie konnte nicht zu Ende sprechen. Kam das sie die Tür geöffnet hatte, hatte er sich an ihr vorbei geschoben und stand im Zimmer. “Wo ist er?“, fragte er, vor Eifersucht schäumend und durchquerte mit großen Schritten das Zimmer. Es war eine Art kleiner Flur von dem aus weitere Türen in andere Räume führten. Nur die Küche konnte man gleich betreten. „Was? Wen meinst du? Wovon redest du? Was machst du überhaupt hier?“, fragte Armelia, noch immer überrascht und verwirrt. „Der Kerl!“, sagte er scharf und ging in den hinteren Teil des Hauses. „Sei nicht so laut!“, zischte sie ihn an. „Was für ein Kerl?“ „Der, von dem Madam Saora und Rade gesprochen haben! Wo ist er? Ich schlitze ihm die Kehle auf.“ Fassungslos starrte sie ihn an. Sie konnte nicht glauben, was sie grade gehört hatte. Madam Saora und Rade hatte... Oh nein, dachte sie und folgte Skulls. „Sei nicht so laut!“, zischte sie abermals. „Du weckst ihn noch auf!“ Bei diesen Worten sah er sie entgeistert an. „Sie hatten also recht?“, fragte er tonlos. „Das... Das...“ Doch er fing sich schnell wieder. Er wollte ihn sehen. Wollte den Mann in die Augen blicken, der ihn den größten Schatz gestohlen hatte. „Wo ist er!?“ „Skulls.“, sagte Armelia und hoffte, dass er ihr zuhören würde. Doch er suchte nur weiter und riss die beiden Türen zu seiner Linken auf. Bald würde er mit der auf der rechten Seite beginnen. „Skulls!“, sagte sie nun etwas lauter, doch noch immer war er so in Rage, dass er sie nicht hörte. Dann erreichte er das Schlafzimmer und Armelia wurde zunehmend nervöser, aber auch panischer. „LUCE!“, sagte sie schließlich so laut sie konnte und endlich erhörte er sie. „Was?“, fragte er sie nun irritiert. Er war schon so lange nicht mehr mit diesem Namen angesprochen worden, dass es ihn jedes Mal aufs neue irritierte. Doch jetzt sah er sie das erste Mal seit drei Jahren richtig an. Ihre Haare waren sehr lang geworden, fast so wie damals, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Die Locken schmiegten sich sanft an ihren Körper und verliehen ihr etwas unschuldiges. Ihr Gesicht war noch immer zart und beinahe das eines jungen Mädchen. Ihre grauen Augen funkelten ihn noch mit der gleichen Intensität an, wie vor drei Jahren und auf einmal verspürte Skulls den Drang, sie ihn die Arme zu schließen und sie nie wieder zu verlassen. Bis jetzt war ihm nicht bewusst gewesen, wie sehr er diese Frau –vermisst hatte. Doch er wiederstand diesem Drang. Wahrscheinlich lag sie jetzt ohnehin in den Armen eines anderen. Unsicher sah Armelia ihn an. Wie sollte sie es ihm denn jetzt erklären. „Was genau haben dir die beiden denn erzählt?“, fragte sie erst einmal. „Du würdest mit einem anderen Mann zusammenleben.“, sagte er knapp. „Und deswegen bist du extra zurückgekommen?“, fragte sie fassungslos. Jetzt war er es, der unsicher wirkte. Nie im Leben hätte er es zugegeben. „Erzähl nicht so etwas. Wir waren zufällig in der Nähe und ich dachte mir, schau ich mal bei dir vorbei.“, sagte er so gleichgültig wie möglich. Armelia konnte nicht anders und musste lächeln. Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um seine Worte und Handlungen zu deuten. Aber sie ging nicht weiter darauf auf. Später würde noch genug Zeit sein. „Es ist so... sie... ähm... haben dir nicht ganz die Wahrheit gesagt.“, begann sie zögerlich. „Wie meinst du das?“, fragte er. „Würdest du bitte etwas leiser sprechen?“, ermahnte Armelia ihn noch einmal. “Wieso?!“, zischte er genervt. Was sollte der ganze Mist von leiser - sprechen? „Weil...“, wollte sie ansetzen, aber das Knarren der Tür hinter Skulls ließ sie abbrechen. „Zu spät...“, murmelte sie nur noch, als auch Skulls sich umdrehte und Armelia konnte auch von hinten sehen, dass ihm jegliche Gesichtszüge entglitten. „Mami?“, fragte der kleine Junge, der nun im Türrahmen stand. Er rieb sich verschlafen die blau – grauen Augen und seine blonden Haar standen verwuschelt in alle Richtungen ab. In der anderen Hand hielt er einen Teddy, den er auch dann noch hinter sich herschleifte, als er auf Armelia zuging. „Na, komm her mein Schatz.“, sagte diese und hob den kleinen Jungen auf den Arm. Noch immer hatte Skulls kein Wort gesprochen, sondern dem Jungen nur hinterher gestarrt. „Mami, wer ist das?“, fragte der Junge erneut. „Verstehst du jetzt, was ich sagen wollte?“, fragte Armelia an Skulls gewandt. Doch dieser rührte sich noch immer nicht. Also entschied sich Armelia die Sache anders anzugehen. „Das da,...“, begann sie und sah dabei den Jungen an und deutete dann mit dem Finger auf Skulls. Der Jungen folgte ihrer Bewegung und sah nun ebenfalls zu dem ihm fremdem Mann. „Das da, ist dein Vater.“, machte sie es nun kurz und schmerzlos. Armelia beobachtete einen Moment die Reaktion ihres Sohnes und dessen Augen schienen doppelt so groß zu werden. Sie hatte ihm oft von seinem Vater erzählt. Dass er auf dem Meer zu Hause war, dass er den armen Menschen half und ihnen das zurück gab, was die Reichen sich einfach nahmen. Dass sein Vater ein Pirat ist und ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist, hatte sie ihm aber verschwiegen. Er würde es jetzt noch nicht verstehen, aber er würde es noch früh genug erfahren. „Der „Mann“ mit dem ich also zusammenlebe, ist dein Sohn.“, sagte sie nun an Skulls gewandt. „Er heißt Luce.“ Ein sanftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie küsste ihren Sohn auf die Stirn. Dann sah sie wieder zu Skulls, doch sein Gesichtausdruck erschreckte sie. Entsetzten und Fassungslosigkeit lag auf seinem Gesicht. Sein Mund war weit aufgerissen und seine Augen starrten auf das Kind, ohne dabei wirklich etwas zu sehen. Sie konnte nicht sehen, dass er noch atmete und auch sonst hatte sich sein ganzer Körper verkrampft und war erstarrt. Der Mann vor ihr was buchstäblich zu Salzsäule geworden. „Skulls?“, fragte Armelia und ging zögernd einen Schritt auf ihn zu. „Skulls?“, fragte sie erneut, doch noch immer keine Antwort. Sie bewegte ihre Finger vor seinem Gesicht und hoffte dadurch eine Reaktion von ihm zu bekommen, doch wieder geschah nichts. „Luce?“ Sie ließ die Sekunden verstreichen, doch wieder keine Reaktion. Seufzend atmete sie aus. Na klasse, dachte sie. „Was ist?“, fragte der kleine Luce mit seiner klaren Stimme. „Komm wir gehen wieder ins Bett, mein Schatz. Dein Vater ist gerade etwas überfordert.“ Sie ignorierte seinen verständnislosen Blick und ging ins Schlafzimmer zurück. Sie hatte damit gerechnet, dass Skulls geschockt sein würde, aber das seine Reaktion so ausfiel ärgerte sie maßlos. Als hätte sie ihm wirklich erzählt, dass sie einen anderen Mann lieben würde. Sie legte Luce wieder in das Bett und legt sich neben ihn. Sie deckte sie beide zu und zog ihren Schatz an sich. Sie sah wie er noch eins, zwei Mal mit den Augen blinzelte und dann schon wieder einschlief. Armelia aber konnte noch lange nicht einschlafen. Sie hatte immer die Hoffnung, dass Skulls irgendwann in der Tür erscheinen würde und sie dann mit ihm reden könnte. Doch er kam nicht... Am nächsten Morgen erwachte Armelia und schaute sich irritiert um. Sie wusste, dass irgendetwas geschehen war, doch sie konnte sich nicht so richtig daran erinnern. Sie sah auf ihren kleinen Liebling, wie sie es jedem Morgen tat, und küsste ihn sanft auf das Haar. Er schlief noch tief und fest und würde es wohl auch noch eine Weile tun. Er war ein echter Langschläfer. Manchmal musste sie ihn fast aus dem Bett ziehen, damit er überhaupt aufstand. Sie betrachtete ihn noch einen Moment, fuhr ihm durch das blonde lockige Haar und schlug dann die Decke zurück. Mit nackten Füßen ging sie zur Tür und rieb sich die Augen. Dann blieb sie abrupt stehen. Mit dem Rücken zu ihr gewandt, stand Skulls noch immer so da, wie zu dem Zeitpunkt, als sie zu Bett gegangen war. Schlagartig erinnerte sie sich. Skulls war überraschend in der Nacht zurückgekommen, sie hatte ihm von ihrem gemeinsamen Sohn erzählt und Skulls hatte... Skulls war... Sie ging um ihn herum und konnte kaum glauben, was sie sah. Er stand wirklich noch genauso da. Das gleiche starre Gesicht, die gleichen weitaufgerissenen Augen und der weit geöffnete Mund. Das Schock war ihm noch immer deutlich anzusehen. Das kann doch wohl nicht wahr sein!, dachte Armelia zornig. Sie schnippe kurz mit den Fingern, aber auch darauf reagierte er nicht. Lebte er überhaupt noch?, fragte sie sich zweifelnd. Sie fühlte sich allmählich wirklich beleidigt. Dass er es so auffassen würde, ging wirklich zu weit. Auf der Stelle drehte sie sich um und zog sich erst einmal um. Dann weckte sie vorsichtig ihren kleinen Liebling – auch wenn es ihm überhaupt nicht zu gefallen schien - und ging mit ihm in die Küche. Auch dieses Mal ignorierte sie Lucs Fragen, nach der seltsamen Gestalt im Flur. Sie frühstückten gemeinsam und dann versuchte sie ihn beständig von seinem Vater abzulenken. Was für einen Eindruck Luce von seinem Vater hatte, wollte sie sich gar nicht ausmalen. Woher wusste Skulls eigentlich, dass sie ihr wohnte und dass sie nicht allein war?, überlegte sie einen Moment. Warum war er jetzt schon zurückgekommen? Die Reise war für vier Jahre geplant gewesen und auch in einem seiner spärlichen Briefe hatte er nichts von einer vorzeitigen Rückkehr geschrieben. Sicher, er hatte Rade und Madam Saora erwähnt aber würden die beiden wirklich... hatten sie wirklich... Armelia schüttelte den Kopf, das würde sie ihn später noch alles fragen können, dass hieß wenn... Luce half ihr den ganzen Morgen im Haushalt und jedes Mal, wenn sie ihn beobachtete und sah, wie er mit seinen kleinen tapsigen Schritten das Geschirr wegräumte oder versuchte einen großen Stapel Wäsche zu tragen und dabei fast über seine eigenen Füße stolperte, musste sie kichern und dachte einmal mehr, was für ein Goldstück er doch war. Überhaupt nicht so, wie ein anderer gewisser Jemand, der sich noch immer nicht gerührt hatte. Gegen Mittag klopfte es an die Tür und Armelia öffnete leicht genervt. Sie hatte doch heute gar keinen Auftritt und mit Skulls schon genug um die Ohren - würde er jemals wieder zu sich selbst finden. Sie wusste nicht, was sie erwartete würde, wenn Skulls wieder sprach. Würde er überhaupt mit ihr sprechen oder würde er gleich davon laufen? Über so etwas wie Nachwuchs hatten sie sich auch nie unterhalten. Es schien als wäre das überhaupt kein Thema gewesen. Mit diesen Gedanken ging sie zur Tür und stutzte, als sie den Besucher erkannte. „Rade!“, rief sie völlig verblüfft aus. „Hallo, Armelia. Schön dich wieder zu sehen.“, sagte er und umarmte sie zur Begrüßung. Sie erwiderte es kurz und sah ihn dann immer noch völlig überrascht an. „Was machst du hier? Ich dachte euer Schiff würde erst wieder in acht Wochen hier anlegen.“ „Ja, wollten wir auch. Aber ich hatte vor knapp drei Monaten eine sehr interessante Begegnung mit Kapitän Skulls. Ist er hier?“ Bei diesen Worten viel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Dann hast du es ihm erzählt!“, rief sie fassungslos. Rade hatte schon oft davon gesprochen es Skulls zu sagen, wenn er ihn wieder begegnen sollte, aber sie hatte eigentlich gedacht, dass sie ihn dazu überredet hatte, es nicht zu tun. Anscheinend hatte sie sich geirrt. Er war also schuld, dass der Vater ihres Kinds nun wie eine steinerne Skulptur in ihrem Haus stand. Ein breites Grinsen legte sich auf dessen Gesicht. „Vielleicht ist mir da wirklich was rausgerutscht.“, sagte er unschuldig und betrat das Haus. Luce war jetzt aus der Küche gekommen und als er Rade sah, rannte er sofort auf diesen zu. „Onkel Rade!“, rief er vor Freude und lief ihm stürmisch entgegen. „Hallo, kleinen Mann. Geht es dir gut?“, fragte er ihn und nahm ihn auf den Arm. „Ja!“, antwortete der kleine Luce und nickte kräftig mit dem Kopf. „Das freut mich. Bist du etwa schon wieder gewachsen? Ich könnte schwören, das letzte Mal, warst du noch viel kleiner.“ Wieder nickte das Kind kräftig mit dem Kopf. Rade lächelte ihn an und ging dann mit ihm auf dem Arm direkt zu Skulls. Luce schaute wie gebannt zu dem Mann, von dem seine Mutter gesagt hatte, dass er sein Vater sei. Rade hingegen betrachtet Skulls eher abschätzig. „Ein bisschen mehr Haltung hätte ich schon von dir erwartete, Kapitän Skulls.“, sagte er schließlich und der Spott war deutlich aus seiner Stimme zu hören. Dann wandte er sich wieder zu Luce. „Was hast du nur für einen unmöglichen Vater?“, fragte er diesen, erwartete aber keine Antwort. „Nur gut, dass ich immer nach dir und deiner Mutter gesehen habe. Auf ihn ist ja wirklich kein Verlass.“ Zuerst sah ihn Luce aufmerksam an, strahlte dann aber über das ganze Gesicht und umarmte ihn noch etwas fester. Rade strich ihm durch das Haar und in diesem Moment schien etwas in Skulls Unterbewusstsein wieder in Gang zu kommen. Plötzlich nahm er das Bild war, welches sich vor seinen Augen abspielte und ihm doch wie aus weiter Ferne vorkam. Nur sehr langsam begann das Bild klarer und schärfer zu werden und doch begriff er es nicht. Rade dreht sich um und sah in Armelias wütendes Gesicht. „Warum hast du es ihm erzählt? Ich sagte doch, dass du das nicht tun sollst!“, fauchte sie ihn an. „Das weißt du doch. Er ist Vater und sollte die Verantwortung übernehmen. Du solltest ihn nicht auch noch in Schutz nehmen. Es wird Zeit, dass er endlich erwachsen wird.“, sagte Rade trocken. „Ja, aber das hätte doch auch noch warten können, bis er wieder zurückgekommen wäre.“, argumentierte Armelia. Sie hatte das Gefühl, dass sie diese Unterhaltung schon oft gehabt hatte, nur das dieses Mal Skulls bereits anwesend war. „Willst du denn etwa nicht, dass er bei dir ist und euren Sohn endlich kennenlernt?“, fragte Rade sie. „Doch natürlich will ich das. Aber doch nicht so! Ich hätte es ihm schonender beigebracht.“ „Aber ich habe doch gar nichts davon gesagt, dass er einen Sohn hat. Ich habe lediglich gesagt, dass du mit einem anderen Mann zusammen lebst. Anscheinend hat er das dann falsch verstanden.“, sagte er unschuldig. „WAS?!“ Rade musste Kichern. Die Jahre zwischen den Piraten hatten Armelia wirklich ein paar Züge verliehen, die sich einer Lady nicht ziemten, aber er konnte nicht anders als sie amüsant zu finden. „Jetzt reg dich nicht auf. Er hat es ja überlebt und er wird auch schon wieder zu sich kommen. Auch wenn er jetzt ein Pirat ist, so hat er doch eine gute Kinderstube genossen. Er wird schon nicht einfach davonlaufen.“ „Das ist es nicht was mir sorgen macht!“, erwiderte sie prompt, obwohl es gelogen war und Rade das auch wusste. „Was soll ich denn mit ihm machen, wenn er sich überhaupt nicht mehr bewegt!?“ Wieder warf Rade Skulls einen Blick zu und Luce, der die merkwürdige Unterhaltung der beiden Erwachsenen befolgt hatte, machte es ihm nach. „Tja... umso besser für mich. Dann kann ich ihn leichter der Marine übergeben.“, stellte Rade trocken fest. „RADE!“ Wieder musste er Schmunzeln. „Schon gut. Wir sind auf Urlaub und ich habe nicht die Absicht, mir Arbeit zu machen. Meine Crew weiß das auch.“ „Schön, dann kannst du ja jetzt gehen und dich bei Cassandra anmelden. Sie wartet ebenfalls auf deine Rückkehr.“ „Oh, sie weiß es schon. Ich habe ihr geschrieben, aber sie gebeten dir nichts zu sagen. Du wärst sonst vorher schon vollkommen überspannt gewesen.“ „Was? Wer wusste denn noch davon?!“, fragte Armelia schockiert. „Och... nur ein paar Leute. Madam Saora glaube ich.“, sagte er und vollkommen emotionslos und so, als wäre das selbstverständlich. „WAS?! Ich war wirklich die einzige, die von alle dem nichts wusste?!“ „Also so würde ich das nicht gerade sagen...“ Während des ständigen hin und hers zwischen Armelia und Rade bemerkten sie nicht, dass Luce seinen Vater noch immer fasziniert betrachtete. Für ihn war es ein vollkommenes Rätsel, wie jemand so lange so stumm und steif da stehen konnte. Skulls hingegen war noch immer in der Fassungslosigkeit gefangen. Das Bild vor seinen Augen war inzwischen zwar scharf und klar, aber er verstand es noch immer nicht. Stimmen drangen an sein Ohr und er hatte das Gefühl, dass es eine Ewigkeit dauerte, ehe er den Sinn der einzelnen Worte verstand. Doch sein Körper bewegte sich noch immer nicht. Plötzlich nahm er wahr, wie das Wesen auf... War das Rade?, fragte er sich. ... Wie das kleine Wesen auf... Rades Arm plötzlich die Hand nach ihm auszustrecken. Sie kam immer näher und Skulls fragte sich, ob er nicht eigentlich träumte. Es konnte alles nur ein Traum sein. Die Unterhaltung, die er gerade gehört hatte, was ihm Armelia in der Nacht eröffnet hatte... Das konnte unmöglich alles wirklich passiert sein. Die Hand kam immer näher und näher... „WAHHH!“, schrie Skulls auf einmal auf. Luce nahm seinen Arm sofort zurück und fing an zu zittern. Gleich darauf liefen die ersten Tränen seine Wange herunter und er begann zu weinen. Skulls war bei der unerwartete Berührung endlich erwachte und hatte einen Satz nach hinten gemacht. Schwer atmend stand er im Raum und versuchte sich zu orientieren. Was zum Teufel war geschehen... Rade und Armelia waren von dem plötzlichen Geschehnis so erschrocken, dass sie erst gar nicht richtig reagieren konnten. Dann endlich nahm Armelia den kleinen Luce von Rades Arm und versuchte ihn zu trösten. „Sch... Ist schon gut. Alles ist gut. Mami ist bei dir. Hör auf zu weinen, niemand wird dir etwas tun.“, redete sie auf ihn ein und strich ihm behutsam über den Rücken. Sie wiegte ihn auf ihrem Arm und tatsächlich wurde Luce mit der Zeit etwas ruhiger und nur noch ein paar vereinzelte stumme Tränen liefen seine Wange hinab. Rade musterte inzwischen Skulls, der noch immer vollkommen bestürzt und scheinbar überfordert die Szenerie betrachtete. „Du bist wieder wach.“, sagte Rade trocken. „Wurde ja auch Zeit. Wie lange standest du schon da?“ Verständnislos schaute Skulls von einem zum anderen. Er sah Armelia, die ihn mit dem Kind auf dem Arm aufmerksam und zweifelnd zugleich ansah und er sah Rade, der ihn abschätzig betrachtete. „Was...“, begann er zögerlich. „Was soll das alles?“, brachte er schließlich heraus. Er träumte noch immer... Rade und Armelia standen in einem Zimmer und Armelia hatte ein Kind auf dem Arm... ein Kind von dem sie behauptete, dass es... Das musste einfach ein Traum sein! Gleich würde er in seiner Kabine aufwachen und sie würden sich noch weit auf dem Meer befinden. „Skulls, bitte beruhige dich.“, sagte Armelia nun sanft und kam auf ihn zu. „Es ist alles in Ordnung.“ „Was ist hier eigentlich los?“, fragte Skulls erneut. „Ich träume nicht wahr? Gleich wache ich auf und alles ist wieder normal.“ „Stell dich doch nicht so an.“, fiel ihm Rade ins Wort. „Du träumst nicht.“ „Rade!“, zischte Armelia „Schon gut.“ „Armelia, würdest du mir endlich sagen, was hier los ist?!“ So langsam wurde er wirklich wütend. Er hatte noch immer keine Ahnung, was geschehen war und Rades Kommentare machten seine Laune auch nicht besser. Armelia atmete einmal tief durch. „Skulls... Luce... Dass was ich dir gestern Abend sagte, ist die Wahrheit. Dieser kleine Mann hier, ist dein Sohn und ich wohne mit keinem anderen erwachsenem Mann zusammen.“, sagte sie und sah dabei Rade giftig an. „Aber das... Wie... Wie ist das möglich?“, stammelte Kapitän Skulls zurecht. Mit Schrecken realisierte er, dass dies das erste Mal in seinem Leben war, dass es ihm die Sprache verschlug. „Also, wenn eine Mann und eine Frau sich lieben, dann-“ „ICH WEIß WIE DAS GEHT!“, blaffte Skulls Rade an und Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. „Rade, ich denke du solltest besser gehen.“, sagte Armelia nun. Es war wirklich besser, wenn sie die Angelegenheit erst einmal mit Skulls allein klärte. Rades bissige Kommentare brauchte sie jetzt nicht auch noch. Es würde so schon schwer genug werden. „Wenn du meinst. Mach’s gut mein Kleiner.“ Er wuschelte dem kleinen Luce noch einmal durch die Haare. „Vielleicht sehen wir uns ja morgen zum Kaffee.“ Dann verschwand er aus der Tür und Armelia, der kleine Luce und Skulls waren allein. „Wo geht er hin?“, fragte Skulls gleich darauf. „Nach nebenan. Sie wohnen da.“ „Sie?“ „Er und seinen Verlobte Cassandra. Skulls, ich...“ „Er hat eine Verlobte und wieso wohnen sie hier in Fleur? Er gehört zur Marine und die hat hier nichts zu suchen!“ „Reg dich nicht auf. Rade ist inzwischen ranghoher Offizier und versuchte die Marine von innen heraus zu ändern. Sein Schiff musste vor fast drei Jahren hier vor Anker gehen, da es in einem Sturm schwer beschädigt wurde. Er hat hier Cassandra kennengelernt und seitdem sind die beiden unzertrennlich.“, antwortete Armelia ihm und ließ den kleinen Luce wieder nach unten. „Ts, wer’s glaubt.“, murmelte Skulls. „Und was bitte schön hat er hier zu suchen?“ „Er hat mir sehr geholfen, nachdem du weg warst und ich... Skulls, bitte lass es mich von Anfang an erklären.“, sagte Armelia nun sehr viel leiser und Skulls wusste was sie eigentlich meinte. Er atmete einmal tief durch, noch immer nicht sicher, ob der das nachfolgende eigentlich hören wollte. „Also schön.“, sagte er schließlich. „Warum hast du... wir angeblich ein Kind und wieso weiß ich davon nichts? Warum geht Rade hier ein und aus, als würdest du ihn bereits Ewigkeiten kennen?“ „Als ich damals sagte, dass ich hier bleiben und nicht mehr mit euch auf See gehen würde, war das nicht nur wegen den Kämpfen. Ich hatte vielmehr die Vermutung, dass ich schwanger war – von dir – aber ich war mir nicht sicher. Deswegen habe ich auch nichts gesagt. Weder dir noch sonst irgendjemanden. Ein paar Wochen später hat sich meine Vermutung bestätigt. Ich war tatsächlich schwanger und ich... ich war allein. Irgendwann in diesem Zeitraum legte Rade im Hafen an und als er bei Madam Saora einkehrte, traf ich ihn wieder. Ich konnte meinen Zustand nicht lange vor ihm verbergen und er... Er hat mir seine Hilfe angeboten. Er hat mir dieses Haus hier besorgt. Das Geld hat er mir geliehen und ich zahle es ihm nach und nach zurück. Er hat sich auch weiterhin um mich gekümmert, auch als er bereits Cassandra kennengelernt hatte. „Nach der Geburt waren mir die beiden und auch Madam Saora, aber auch all die anderen, eine sehr große Hilfe. Sie haben mich unterstützt wo sie nur konnten und ich bin ihnen noch heute sehr dankbar dafür. Rade und ich und auch die anderen sind sehr gute Freunde geworden und ich weiß ihn sehr zu schätzen.“, beantwortete sie eine seiner Fragen. „Warum hast du es mir nicht erzählt? Stattdessen erfahre ich es von ihm! Auch wenn ich noch so gut befreundet seid! Du hättest wissen müssen, dass ich es von dir wissen will! Warum hast du mir vor drei Jahren schon nichts gesagt?“, erwiderte Skulls. Mochte sein, dass diese Erklärung die eine Frage beantwortet, doch die anderen, die ihm im Kopf umher schwirrten noch lange nicht. „Was hätte das denn gebracht?“, fragte Armelia und ihre Stimme klang leicht vorwurfsvoll. Etwas was sie gar nicht beabsichtigt hatte. „Bitte?“ „Skulls... nein, Luce. Du lebst auf dem Meer. Es ist dein zu Hause und du bist Pirat. Was hättest du denn getan, wenn ich es dir erzählt hätte? Wärst hier geblieben? Hättest du dein Kapitänsamt niedergelegt? Nein. Das hättest du nicht und selbst wenn, hätte dich das mehr gekostet als alles andere. Ich wollte nicht, dass du dich vielleicht zwischen mir und dem Piratendasein entscheiden musst, wo ich doch weiß, wie sehr du deine Freiheit liebst. ... Wie gesagt: am Anfang war ich auch gar nicht sicher. Aber ich wollte sicher gehen. Ich wollte mein Kind nicht auf dem Meer zur Welt bringen, vielleicht in mitten einer Plünderung oder eines Kampfes.“ Sie machte eine Pause und sammelte sich erneut. „Ich wollte es dir so oft sagen, aber wohin hätte ich meine Briefe schicken sollen? Das von dir welche kamen, war schon eine Seltenheit. Rade hat irgendwann angeboten einen Brief für mich zu überbringen. Er war sich sicher, dass er dir früher oder später begegnen würde. ... Doch ich hatte Angst. Ich hatte ja keine Ahnung, wie du reagieren würdest und meine Befürchtungen haben sich letzte Nacht auch bestätigt. Ich wollte es dir persönlich sagen und Rade und die anderen haben dann auch aufgehört auf mich einzureden. „Als Luce älter wurde und begriff was um ihn herum geschah und sah, dass die anderen Kinder alle einen Vater hatte, wollte er wissen, was mit seinem Vater ist. Also habe ich es ihm erzählt, aber ich konnte ihm nie eine Antwort geben, wenn er fragte, wann du zurückkommen wirst und ob du ihn lieb hast. „Die gleichen Fragen hat er auch gestellt als Rade das letzte Mal da war. Rade sagte, dass er es dir das nächste Mal erzählen wollte, aber ich wollte das nicht. Wir haben lange und oft darüber diskutiert und ich hatte gedacht, dass ich ihn eigentlich überzeugt hatte. Aber anscheinend ist es mir nicht geglückt...“, flüsterte sie und vermied es ihn anzusehen. „Du hast es mir nicht gesagt, weil du Angst hattest ich würde mich entscheiden müssen?“, fragte er langsam und kam einen Schritt auf sie zu. „Ja.“, antwortete sie leise. „Oder hattest du Angst, dass ich mich gegen dich und das Kind entscheide?“ Skulls stand nun direkt vor ihr, doch Armelia sah ihn noch immer nicht an. Aber er hatte gesehen, wie sie bei seiner letzten Frage leicht zusammengezuckt war. „Armelia...“, sagte er sanft und drehte ihren Kopf mit seiner Hand ein wenig, damit sie ihn ansah. Doch sie blickte sogleich auf den Boden. Dann nickte sie kaum merklich. “Ja.“, sprach sie kaum hörbar. Skulls zog sie in seinen Arme und Armelia war über diese Geste mehr als überrascht. „Ich weiß nicht, was ich getan hätte.“, antwortete er ehrlich. „Vielleicht hätten wir eine andere Lösung finden können. Ich wäre früher zurückgekommen.“ „Nein. Du bist ein Pirat. Was hättest du deiner Crew gesagt, dass du nicht mehr so lange auf See bleiben kannst, weil du jetzt ein Kind hast?“, fragte Armelia. Es sollte scherzhaft klingen und doch hörte Skulls, dass ihre Stimme brüchig war. „Na und? Es ist meine Crew und so lange ich ihr Kapitän bin, haben sie zu machen, was ich will.“ „Dann wirst du aber nicht mehr lange ihr Kapitän sein.“ „Das wollen wir doch erst mal sehen.“, sagte er selbstsicher und Armelia musste lächeln. Sie schmiegte sich noch ein wenig mehr an seine Brust und genoss das vertraute Gefühl, wieder in seinen Armen zu liegen. Eine Weile verharrten sie so, bis Skulls plötzlich einen Seufzer ausstieß. „Was ist?“, fragte Armelia ihn sofort. „Ich muss zugegeben, dass ich ganz schön überrascht bin... Nein, ich bin überfordert, um ehrlich zu sein. Ich meine... Ich habe einen SOHN! Bis gestern habe ich noch nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, überhaupt Kinder zu haben.“ „Tut mir leid.“, nuschelte Armelia. „Ich hätte es dir früher sagen sollen... irgendwie.“ „Jetzt ist es zu spät. Ich hätte anders reagieren sollen, aber ich... Ich kann es immer noch nicht glauben. Nein, ich hätte nicht anders reagieren können, selbst wenn ich gewollt hätte...“, sagte er und seine Stimme klang immer noch fassungslos. „Wo ist er eigentlich?“ Beide ließen von einander ab und schauten sich einen Moment im Raum um. Seitdem Armelia den kleinen Luce abgesetzt hatte, um Skulls die ganze Angelegenheit zu erklären, hatte er sich nicht mehr bemerkbar gemacht. Aber sie brauchten nicht lange zu suchen. Er stand noch immer in unmittelbarer Nähe und hatte die beiden beobachtete. Der kleine Luce war ein sehr aufmerksames Kind. Es war als hätte er ein Gespür dafür, wann es besser war die Erwachsenen allein zu lassen und wann er sich wieder zu ihnen gesellen konnte. Anscheinen war jetzt solch ein Moment. Vorsichtig ging er auf Skulls zu, bis er direkt vor ihm stand. Skulls kniete sich zu ihm herunter, so das sie auf Augenhöhe waren und zum ersten Mal nahm er seinen Sohn so wirklich wahr. Er hatte unverkennbar seine Haarfarbe bekommen, aber die Locken stammten von Armelia. Genauso wie der Mund und die feine Nase. Die Augenfarbe schien eine Mischung aus ihren beiden zu sein, aber am meisten faszinierte ihn der Blick, mit dem der Junge ihn ansah. Er war neugierig und irgendwie... unerschrocken. „Bist du mein Papa?“, fragte der kleine Luce schließlich und sah Skulls direkt in die Augen. „Ja, es scheint wohl so.“, antwortete Skulls unsicher und seufzte laut. Das ihn plötzlich jemand Papa nannte, machte seine momentane Gefühlslage auch nicht besser. „Hast du mich lieb?“, wollte der klein Mann sofort weiter wissen und musterte aufmerksam und mit großen Augen das Gesicht seines Gegenübers. Skulls war von dieser plötzlichen Frage maßlos überfragt und konnte nicht wirklich eine Antwort geben. Konnte er diesen kleinen Menschen wirklich lieben, auch wenn er erst vor wenigen Minuten von dessen Existenz erfahren hatte? Es schien ihm unmöglich und doch... als er in die forschen grau-blauen Augen sah, wusste er die Antwort. Ohne weiter zu zögern, nahm er ihn auf den Arm. „Ja, ich habe dich lieb.“, sagte er schließlich und als er es aussprach merkte er, dass es sich ganz gut anfühlte. Vielleicht konnte er sich doch noch damit abfinden... Ein breites Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Kleinen und auch Armelia atmete erleichtert auf. „Ich hab dich auch lieb.“, sagte das Kind dann mit so einer Selbstsicherheit, dass es Skulls abermals die Sprache verschlug. Dann umarmte der kleinen Luce ihn so, wie er es zuvor bei Rade getan hatte. Wie kann dieses Kind nur so sicher sein?, fragte Skulls sich. Er löste die kleinen Ärmchen von seinem Hals und sah seinen Sohn noch einmal in die Augen. Wieder konnte er dieses unerschrockene darin erkennen, aber auch Verwunderung und Neugier... und ein neuer Gedanke kam ihm. Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Er hatte einen Sohn! Er hatte tatsächlich einen Sohn! Er hatte einen Nachfolger! „Ich glaube du wirst ein hervorragender Pirat werden.“, sagte er und grinste seinen Sohn immer noch an, der das Grinsen erwiderte. „WAS?!“, rief Armelia überrumpelt dazwischen. „Auf keinen Fall! Mein Sohn wird kein Pirat werden! Das lasse ich nicht zu! Er wird kein Pirat, hörst du Skulls!“ „Ja, ja. Mach mal die Tür auf, ich glaube es hat geklopft.“, sagte dieser desinteressiert und stellte sich bereits vor, wie er seinem Sohn, den Umgang mit dem Schwert beibrachte. Grummelnd ging Armelia zur Tür. Sie hatte doch überhaupt nichts gehört. Doch als sie öffnete, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Vor ihr stand beinah die gesamte Crew von Kapitän Skulls und grinste sie breit an. „Hallo Art!“ „Art, wie geht es dir!“ „Schön dich wieder zu sehen!“ „Man, bist du hübsch geworden!“, hörte sie es aus unterschiedlichen Richtungen rufen. „Äh... Ha-Hallo, was macht ihr alle hier?“ Nun war sie es, die leicht überfordert war. „Wir wollte mal sehen, ob du nun mit einen anderem Mann zusammen lebst und ob unser Kapitän schon Hackfleisch aus ihm gemacht hat.“, sagte der dunkelhäutige Mann direkt vor ihr und grinste sie an. „Ähm, nein. Das Ganze ist ein Missverständnis.“, stammelte sie. Rade! Dafür wirst du mir büßen!, verfluchte sie ihren Nachbarn in Gedanken. Sie warf einen Blick zum Nachbarhaus und konnte ihn tatsächlich hinter dem Fenster stehen sehen, wie er interessiert das Geschehen beobachtete. „Wieso hat unser Kapitän ein Kind auf dem Arm?“, fragte plötzlich einer und holte Armelia somit in die Realität zurück. „Also, dass... dass...“, begann Armelia zögernd, doch die anderen beachteten sie schon gar nicht mehr. „Hey Kapität, woher kommt das Kind?“, fragten sie nun alle durch einander und drängten sich an Armelia vorbei. Diese resignierte nur. Damit ist der Tag dann wohl gelaufen, dachte sie und schloss die Tür hinter sich. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich weiß auch nicht... in fast allen meinen FFs oder RPGs hüpfen Kinder rum. Tickt meine biologische Uhr nur schon so laut? Aber mit Kindern kann man einfach das meiste machen. XD Die sind für jeden Schock zu haben. XD Hoffe es hat gefallen und über Kommis, würde ich mich natürlich wie immer freuen. lg maidlin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)