Die hohe Kunst der Weihnacht von Reshi (wie der Zufall es will) ================================================================================ Kapitel 1: Schokolade ist süß ----------------------------- Hallo, ihr Lieben. Mir kommen solche Ideen ja bekanntlich erst um Mitternacht. Tut mir Leid *verneig* Hoffe sie gefällt euch trotzdem. Hier das erste Kappi meiner Weihnachtsstorry~ Für Fragen und ENS schreiben bin ich immer offen. Also gut, viel Spaß. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Ist es nicht ein Jammer? Jedes Jahr, wenn der Frost einsetzt und es anfängt zu schneien? … Immer derselbe Mist… Ja, ja, ich sehe es schon vor mir: Kleine Bäumchen in den überfüllten Kaufhäusern, bunte Kugeln an jeder Ecke, Flimmer, Funkeln, wohin man auch blickt, Zweige, unter denen man sich küssen soll, Girlanden, Geschenke und ein riesiger Klotz von einem Mann mit rotem Umhang und weißem Bart, der dir Tag ein, Tag aus ein Liedchen trällert. Weihnachten? So ein Schwachsinn. Würden die Leute nur halb so gut bei der Sache sein, wenn es keine Geschenke und solch einen Firlefanz geben würde? Mit diesen düsteren Gedanken schlenderte Toyo Moroguchi durch den Trubel des himmlischen Festes, an Läden und Geschäften vorbei, die menschenbelagerte Straße entlang. Mit halbem Ohr lauschte er einem Pärchen, das sich darum stritt, ob ihre Tochter sich nun einen blauen oder einen roten Gummireif gewünscht hatte. Neben ihm ging eine Frau, dessen Kinder an ihr hingen wie Kletten und sie um Plüschbären und Spielautos baten. Nein, was waren sie alle dumm. Benahmen sich wie die Affen im Zoo, wegen so etwas albernem. Nein, Toyo wollte mit diesem Unfug keine Zeit verschwänden. In den jetzigen Ferien würde er einmal Gelegenheit haben seine Unordnung in der Küche aufzuräumen, sonst würde er nur hoffen, dass den Leuten Weihnachten endlich leid werden würde. Wie frohlockend dies doch klang. Der junge blonde Mann steckte sich gerade eine Zigarette in den Mund, als ihm einfiel, dass er wichtige Notizen in seinem Arbeitszimmer liegen gelassen hatte. Es missfiel ihm zwar, die ganzen Weihnachtsgrüße nochmals über sich ergehen lassen zu müssen, dennoch drehte er geschwind er um und schlug einen großen Bogen um einen verkleideten Wichtelkönig, der ihm seine Hand ausstreckte. Dummes Pack, dachte er. Er war nicht weit entfernt von seiner Arbeit und so ließ er sich Zeit noch ein wenig für sich zu sein, bevor er im Büro wie üblich aus seinen Träumereien gerissen würde. Das große Gebäude war nicht zu übersehen, ragte wie ein Berg über den anderen Geschäftshäusern. An einem Schild über dem beeindruckenden Hochhaus schillerte der Name: TV Tokyo. Toyo beachtete seine Kollegen nicht, als er hinein trat und mit dem Aufzug in den fünften Stock fuhr. Genauso überging er beim Aussteigen knapp drei Mitarbeiter und seinen Chef, die ihm laut nachriefen, er könne doch zur Feier der freien Tage mit ihnen in eine Wirtschaft gehen. Es sei ja schließlich in wenigen Tagen Heiligabend. Als Journalist hatte man es eben nicht einfach. Toyo hielt sich nicht lange in seinen Räumen auf, sein Zimmer 112 war schon leer. Er suchte sich seine Notizen und Bücher zusammen, die er in den Ferien brauchen würde und wollte sich gerade wieder auf den Weg machen, wäre da nicht Fräulein Inagaki gewesen, die ihn lächelnd zurückwinkte. Sie war eine hübsche Frau, ein wenig älter als Toyo, mit schönen braunen Locken, die ihr Gesicht umrahmten. „Sei gegrüßt, schon auf dem Weg nach Hause?“, grinste sie gelassen. „Sieht so aus“, entgegnete der Mann mit seiner tiefen Stimme gleichmütig. Obwohl er in seiner Abteilung schon fast zu den Größten zählte, überragte sie ihn dennoch um einige Zentimeter, sodass er zu ihr aufblicken musste. „Dann wünsche ich frohe Weihnachten! Du fährst wohl nicht weg, wie es aussieht?“ „Das geht dich nichts an.“ Langsam wurde der junge Journalist ungeduldig. Konnte sie ihn nicht einmal, wenn er Ferien hatte, in Ruhe lassen? Er hatte ja schon gemerkt, dass sie einen Narren an ihm gefressen hatte, doch sie wusste doch genau, dass er nicht an einer engeren Beziehung interessiert war. „Ich gehe jetzt, wenn es dir nichts ausmacht.“ Schon trabte er an ihr vorbei, seine blaue Umhängetasche flog hinter ihm her. Fräulein Inagaki hielt ihn jedoch zurück. „Warte, warte, nicht so hastig, mein Lieber.“ Toyo verdrehte die Augen, wandte sich dennoch zu ihr um. „Dass du mir nicht verhungerst, die nächsten Wochen.“ Mit diesen Worten belud sie ihn mit Dutzenden von Schokoladentafeln und zwei Zuckerstangen. „Was zum…?“ Doch die Frau zwinkerte nur geheimnisvoll und ließ ihn stehen. „Verdammtes Weib.“, war das einzige, was Toyo dazu einfiel. Er hasste Schokolade und das an Weihnachten. Warum nur immer er? … Noaki zog sich seinen gepunkteten Schal enger um den Hals. Es hatte angefangen zu schneien, seinen Atem konnte er deutlich vor sich erkennen. Frierend drängte er sich durch eine Einkaufsstraße, die kein Ende nehmen wollte, die schönen Verzierungen in Blick. Die Leute warfen ihm einen verwunderten Blick zu, als sie bemerkten, dass er kurze, schmutzige Jeans und ein T-Shirt trug. Seine Jacke hatten ihm wie üblich irgendwelche Schulkameraden gestohlen, aber er war nicht gewillt sie zurückzuholen, um wieder Prügel beziehen zu müssen. Stattdessen freute sich der Junge, wieder an der frischen Luft zu sein, seit Stunden hatte er Zuhause herumgehockt. Er fühlte sich dennoch immer ein wenig allein, wenn er sah, wie Eltern und Kinder, Großväter und Neffen ihre Geschenke in den Lädchen kauften und glücklich lächelten. Ja, Noaki hätte sich dieses Jahr gerne etwas zu Weihnachten gewünscht, aber sein Onkel, bei dem er lebte, hatte ihm gesagt, er müsse sein Geld sparen, damit sie über die Runden kämen. Er seufzte. Nicht nur das war ein Problem für ihn. Es viel ihm sehr wohl auf, dass die lieben Ehepaare an Weihnachten besonders fröhlich und verliebt wirkten und er stand einsam da, verlassen, von niemandem geliebt, außer vielleicht von seinem Onkel, wenn der mal nicht arbeitete. „Was soll’s.“, murmelte Noaki betrübt. „Es gibt schließlich nur einen, den ich als Liebhaber akzeptieren würde.“ In diesem Augenblick blitzte über ihm ein Bildschirm auf, wie es sie in Tokio viele gab. Die Wiederholung der Nachrichten vom letzen Abend wurde ausgestrahlt und der Junge blieb fröstelnd stehen, um zuzusehen. Eine Frau kündigte an, ein Brandstifter habe ein Schmuckgeschäft ausgeraubt und es danach angezündet. Schon wurde ein Film vom Ort des Geschehens gezeigt und ein gutaussehender Mann mit blondem Haar trat ins Bild. Während er seinen Bericht machte, blickte Noaki nur in seine dunklen grünen Augen, ohne weiter auf die Neuigkeiten zu lauschen. Er wurde rot. Dem Onkel war es nicht entgangen, dass sein Neffe immer dann den Nachrichten lauschte, wenn dieser Journalist seine Vorträge zum Besten gab, aber er hielt es für belanglos ihn danach zu fragen. Schon lange schwärmte Noaki von dem Mann, mit der tiefen, klaren Stimme und den für Japaner doch ungewöhnlichen blonden Haaren. Das erste Mal hatte er ihn gesehen, als er bei einer Live-Sendung mitgewirkt hatte und sogleich hatte sein Herz wie wild gehämmert, was ihm bis dahin fremd geblieben war. Er glaubte eigentlich nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Trotzdem hatte er sich immer wieder dabei ertappt, wie er sich in seinen Augen verloren ,an seinen schmalen Lippen gehangen und sich danach gesehnt hatte, ihn einmal persönlich kennen zu lernen. So verzaubert blinzelte er auf den Journalisten, dessen Namen er jedoch nie herausgefunden hatte. Dummerweise stand nämlich nirgends auf dem Bildschirm, wer denn gerade seine Berichte hielt und das ärgerte ihn zutiefst. So blieb der Mann einfach der unbekannte Schöne, Noaki jedenfalls fand den Titel ziemlich passend. Erst, als die Nachrichten beendet wurden und stattdessen der Werbespruch für ein Getränk eingeblendet wurde, riss sich der Junge von der Leinwand los und setzte seinen Weg fort. Schmollend schob er die Hände in die Taschen seiner kaputten Jeans. Was für eine Weihnachtsstimmung… Er blieb vor einem Laden für Süßigkeiten stehen und betrachtete sehnsüchtig die Auslagen. Die süßen Fruchtbärchen lächelten ihm zu, Bonbons und Lakritzstangen in vielen erdenklichen Farben lagen in einem kleinen Weihnachtsschlitten aus Holz, sogar ein riesiger Schokoladenengel thronte unter dem Süßigkeitenvolk. Mit großen Augen starrte er sie an, als hätte er nie etwas Bezauberndes gesehen. Der Hunger stand ihm wohl im Gesicht geschrieben, denn neben ihm murmelte eine Stimme: „Magst du Süßigkeiten?“ Noaki erstarrte, als er die Stimme vernahm. Sie klang tief und so wunderschön klar. Sein Herz raste wie wild, als er sich umsah und neben sich den blonden Journalisten entdeckte, nach dem er sich schon so lange gesehnt hatte. Dieser schaute mit desinteressierter Miene auf ihn hinab, er trug sogar noch seinen schwarzen Anzug. Sein Arm war beladen mit eingepackten Schokoladentafeln, worüber er nicht glücklich schien. Nach wenigen Minuten hatte Noaki immer noch nicht geantwortet. Er starrte seinen Prinzen nur an, klappte den Mund auf, um ihn sogleich wieder zu schließen. „Ich fragte“, wiederholte der Mann, „ob du Süßigkeiten magst, Kleiner?“ „J- ja…“, stotterte Noaki irritiert und nickte zweimal. Er hatte keine Ahnung, was diese Frage sollte. Wie konnte das sein? Kurz vor Weihnachten sprach ihn seine heimliche Liebe an, der Mann, den er seit Jahren im Fernseher gesehen hatte! Er kam sich zugleich dämlich vor in seinen viel zu kurzen Hosen und dem T-Shirt. Was mochte er wohl von ihm denken? Doch seinem Gegenüber schien das alles nichts auszumachen und er übergab ihm die vielen Schokoladentafeln, samt zwei Zuckerstangen. „Dann kannst das haben. Ich schenk es dir.“ Mit aufgerissenen Augen fixierte der verdatterte Junge die Geschenke. „Aber- ich- nein-.“ Mehr brachte er nicht zustande. Hastig fasste er sich, schließlich wollte er nicht ganz als Trottel dastehen. „W- warum schenken sie mir so etwas?“ „Ach, was.“, nuschelte der blonde Mann und blies Rauch aus seiner Zigarette. „Ich esse es eh nicht. Nimm es ruhig. Aber bitte komm nicht und bedanke dich tausendmal dafür. Das kann ich wiederum überhaupt nicht leiden.“ Damit lief er weiter, als wäre nichts gewesen. Noaki blickte ihm hinterher. Was, um alles in der Welt, sollte das? Noch ehe der Junge weiter denken konnte, hatte sich der Mann unter die Menschenmenge gemischt und war im heillosen Durcheinander der Weihnacht verschwunden. … *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So das war das erste Kapitel. Hoffe es hat euch gefallen, hinterlasst doch ein Komi, wenn ihr wollt x3. Vllt bleibt ihr ja weiter dran und lest die nächsten Kapitel. Ich werde sie wohl morgen hochladen. Gut, bis zum nächsten Mal~ Ikki Kapitel 2: Gefühle ------------------ So, hier das zweite Kapi. Man die Geschichte zu schreiben macht Spaß x3. Hoffe sie gefällt euch, bis zum Ende des Kapis! *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Erst als Noaki mehrere Minuten dagestanden und dem Journalisten nachgesehen hatte, gab er sich einen Ruck und lief ihm nach. Seine Gedanken drehten sich, er konnte nicht klar denken, einfach nur hoffen, dass er ihn noch einholen oder wenigstens herausfinden würde, wo er wohnte. Dieser Mann, er hatte ihn angesprochen, ihm in seine Augen geblickt, ihm ein Geschenk überlassen! Noaki war naiv genug zu glauben, dass dies alles kein Zufall sein konnte. Und das an Weihnachten! Hastig drängelte er an den Leuten vorbei, die bepackt mit Tüten und vollen Körben wütend aus dem Weg sprangen, um nicht umgerannt zu werden. Die Schokolade presste der Junge so fest es ging an seine Brust, damit er sie nicht verlor. Nicht, wenn sie von ihm war. Das durfte er nicht. Bald schon hatte er die Einkaufsstraßen hinter sich gelassen und es wurde langsam ruhiger um ihn. Als er in seiner Hast an einem kleinen, schäbigen Laden für allerlei Wertlosem, wie Kunstblumen und unechtem Schmuck vorbei rannte, wäre er beinahe mit einem alten Mann zusammengestoßen, der pfeifend damit beschäftigt war, einen ebenso alten Weihnachtsbaum herauszuputzen. „Oh, sachte, sachte, Junge!“, ermahnte er Noaki. Der Alte schob seinen kleinen Baum, der ihm höchstens bis zu den Schultern reichte, beiseite, damit kein Unheil geschehen konnte. „Verzeihung.“ Noaki verneigte sich entschuldigend, schnaufte kurz und fragte dann: „Ist hier ein Mann vorbeigekommen? Mit blonden Haaren, ziemlich groß?“ „Oh“, krächzte sein Gegenüber nachdenklich. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Willst du mir nicht helfen, den Baum zu schmücken, mein Sohn?“ Er deutete auf das winzigen Tannenbaum neben ihm. Viele Äste waren bereits abgeknickt, die Nadeln des Baumes lagen verstreut auf dem Boden. Den Jungen verblüffte es zunächst, dass der alte Herr ihn nicht wegen seiner viel zu kurzen Sachen kritisierte, wie es sein Onkel oft tat. Zugleich studierte er besagten Baum. Neben den Vielen, die man in Kaufhäusern und Weihnachtsmärkten sah, wirkte dieser hier, wie ein Stock, an dem man ein paar Blätter geklebt hatte. „Meinen sie nicht, dass der etwas- wie soll man sagen – heruntergekommen ist?“ „Nicht so sehr wie ich, würde ich meinen“, lächelte der Alte. Er schien zu frieren, sein weißer Bart reichte ihm bis zur Brust, auch er wirkte etwas notdürftig. Erst zögerte Noaki, dann hielt er ihm den gepunkteten Schal hin, sein einziges Kleidungsstück, das ihn noch wärmte. Es war schade um das gute Stück, seine Mutter hatte es zu ihren Lebzeiten gestrickt, aber er hatte das seltsame Gefühl, dem Mann einen Gefallen erweisen zu müssen. Dankend nahm dieser den wolligen Stoff und tätschelte dem Jungen die Hand. Ohne weiter darauf einzugehen fuhr er fort: „Den Baum, musst du wissen, habe ich schon lange. Als meine liebe Schwester noch gelebt hat, da haben wir ihn immer zusammen geschmückt. Es war so ein schöner Anblick.“ Noaki stellte sich vor, wie er einen Weihnachtsbaum schmückte, der blonde Mann an seiner Seite, ein schönes Lächeln auf den Lippen, während er ihm eine Girlande reichte. „Aber der taugt doch gar nichts“, entgegnete der Junge daraufhin Stirn runzelnd. „Sehen sie, wenn sie Kugeln an die Äste hängen, wird er umkippen. Lassen sie es lieber.“ Mit diesen Worten ging er weiter, Ausschau nach seinem Weihnachtsprinzen haltend. Der alte Mann streckte sich und lachte laut. „Junge, die schönsten Dinge kommen von Herzen. Es reicht nicht aus, einem Wildfremden etwas zu schenken, weil er es selbst nicht will. Man muss ein wenig Gefühl hineinbringen, wie du es eben getan hast. Sag das deinem blonden Freund!“ … „Verdammtes Ding.“ Mit diesen Worten schlug Toyo die Kaffeemaschine beiseite, sodass sie von der Wand krachte und zu Boden fiel. „Immer das Gleiche mit diesem verflixten Elektroschrott!“, wütete er, ließ sie schließlich liegen und setzte sich auf sein Sofa, auf dem mindestens fünf Personen Platz gehabt hätten. Er sah sich in dem schönen Zimmer um, einige teure Bilder hingen rechts und links an der Wand. Er betrachtete die verzierte Blumenvase aus Ton, die in der Ecke stand und für die er extra Überstunden genommen hatte, um sie zu bezahlen. In diesem Moment erlosch seine Zigarette. Im Wohnzimmer glitten schon große Rauchschwaden auf, was ihn zunehmend störte und ihn unwillkürlich erschaudern ließ. Trotzdem wurde er nie müde, sich noch eine weitere Zigarette anzustecken. Er klappte das Fenster auf, damit der Rauch von dannen ziehen konnte. Auf dem Fenstersims bemerkte er ein altes Foto, welches herunter gefallen war. Er nahm es und musterte das alte Stück ausgiebig. Jeden Tag, jede Nacht sah er sich dieses Bild an, wann immer er Zeit für eine Verschnaufpause fand. Es zeigte ihn selbst, In seinen Armen lag eine Frau, die grinsend die Zunge herausstreckte und einen Mann hinter ihm, der eine Hand auf seine Schulter legte. Die Frau hatte, im Gegensatz zu Toyo, schwarzes, feines Haar, das ihr fast bis zu den Schultern reichte. Ihre eisblauen Augen zogen ihn in den Bann, wie sie es immer taten, wenn er sie betrachtete. Auch der Mann hatte blaue Augen, aber die Haare waren weniger dunkel. Außerdem trug er eine kaputte Brille, die aussah, als wäre er gestürzt und hätte danach versucht die Brille mit Kleber wieder zu richten. Wie in Trance stierte Toyo auf die fröhlichen Gesichter, darauf wartend, dass sie doch aus dem Papier hüpften und ihn begrüßten. Seine Finger strichen über ihre Köpfe. Das Foto wirkte schon sehr mitgenommen, am Rand hatte Wasser das Material durchweicht und die Ecken waren verbrannt. Wie lange war es nun schon her? Der junge Journalist schreckte auf. An der Haustür läutete es. Der Besucher musste ungeduldig sein, denn es schellte mehrere Male hintereinander. Mit finsterem Blick trottete er zur Tür und schloss sie auf. Überrascht stutzte er. … Endlich hatte Noaki ihn gefunden! Den Mann seiner Träume! Es hatte lange gedauert Leute zu befragen, ob sie ihn gesehen hätten, bis ihm eine Lehrerin seiner Schule zufällig Auskunft über den blonden Mann geben konnte. Sie hatte ihn direkt in eine teure Wohngegend geführt, die der Junge bis zu jener Zeit gemieden hatte. Die prachtvollen Häuser, die gehegten Vorgärten, die großen, sauberen Eingänge waren ihm fremd. Es gefiel ihm zwar, gleichermaßen bereitete ihm das Ganze auch ein wenig Angst. Dort hatte er den jungen Mann gesehen, wie er gerade das Fenster geöffnet hatte und Noaki war sofort zu seinem Haus gespurtet. Und nun stand er vor ihm, Toyo Moroguchi, wie es auf seiner Klingel stand. „H- hallo.“ Noaki bibberte ein wenig, mehr vor Aufregung, als vor Kälte. Was sollte er denn sagen? So etwas Peinliches war ihm noch nie unterlaufen. Normalerweise war er aufgedrehter und offener, manchmal auch sehr nervig. Der Gesuchte wirkte nicht erzürnt, aber auch nicht wirklich glücklich. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Anflug von Unsicherheit, vielleicht sogar von Furcht. Doch dann legte er wieder die teilnahmslose Maske auf, die dem Jungen schon vorher begegnet war. „Was willst du, Kleiner?“ „Ich- ich.“ Der Junge schluckte. „Ich wollte mich bedanken… Hierfür.“ Zittrig hielt er sein Geschenk hoch. Toyo schwieg einen Moment. Dann meinte er: „Ich weiß nicht, was du meinst. Hau ab.“ Noaki starrte ihn an. Hatte er sich verhört? „Aber, sie haben mir doch-.“ begann er von Neuem, aber sein Gegenüber schnitt ihm das Wort ab: „Hab ich nicht gesagt, dass du mir nicht nachrennen sollst? Hab ich nicht gesagt, dass ich dieses ewige Bedanken abgrundtief hasse? Zieh Leine, ich kann dich echt nicht gebrauchen!“ Damit schloss der Mann die Tür. „Warten sie!“ Noaki schlug mehrere Male gegen das schöne Holz. „Das- das können sie nicht Ernst meinen! Machen sie wieder auf!“ Es war unfassbar für ihn, dass jemand, der ihn so faszinierte, den er so liebte, ein so gemeiner Hund sein konnte. Aber man ließ ihn nicht herein. „Soll ich dich davon prügeln?“, donnerte es von drinnen. Man hörte Schritte, dann glitt die Eingangstür erneut auf. Da Noaki immer noch auf seiner Matte stand, fluchte Toyo bösartig. Warum war er nur so aggressiv zu dem Jungen? Was hatte er denn getan? Der große Mann packte ihn am Hemd und kam ganz nah an sein Gesicht. „Verschwinde, verdammt! Ich will dich nicht sehen, weder deine Drecksschuhe, noch dein Gesicht! Hau ab!“ Ein Knall und Noaki war wieder allein. Leise Tränen schlichen über sein Gesicht, die sich in der Luft zu kleinen Flocken bildeten, ehe sie zu Boden sanken. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So, das wars mal wieder. Ich schreibe bald weiter. Man sieht sich~ Ikki Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)