Welcome To My Life von -Alec- ================================================================================ Kapitel 1: [Matt] Neurotische Windungen --------------------------------------- Kurze Vorbemerkung der Autorin: Der Anfang ist echt mist, weil ich immer Probleme damit habe. Später wird es hoffentlich besser. Die FF ist ungebetat, ich hoffe aber dennoch, dass sie trotzdem lesbar ist. Warnung: Matt ist irgendwie... komisch geworden uú Und nun viel Spaß an alle, die sich dieses Kapitel durchlesen :D Ich war immer froh wenn ich nach einem anstrengenden Tag nach Hause kam. Ich war Sänger und Gitarrist einer mittlerweile sehr berühmten Band und so sehr ich meine Bandmitglieder auch mochte, war ich immer glücklich, wenn ich am Abend meine Wohnungstür hinter mir schließen konnte und allein war. Heute jedoch freute ich mich eher darüber, mal nicht in eine leere Wohnung zu kommen, denn mein Freund Tai war gestern Abend aus Tokyo gekommen. Da er in Tokyo geblieben war, wo er in einer Firma für Kommunikationstechnik fest angestellt war, und ich mit der Band durch die Gegend tourte, sahen wir uns nur, wenn einer von uns beiden frei hatte. Meistens musste er mich besuchen, denn auch wenn ich frei hatte, musste ich mich immer auf Abruf bereithalten, falls doch noch ein Termin dazwischenkam – Leider. Heute war wieder so ein spontaner Termin gewesen. Ein Radiointerview. Super, als wenn der Rest der Band das nicht auch hätte alleine erledigen können, aber nein. Stattdessen hatte ich Tai alleine in meiner Wohnung lassen müssen. Immerhin gab es für ihn genug Abwechslung, das positive am Rockstardasein war nämlich, dass man alles hinterhergeworfen bekam, egal ob Klamotten, Schmuck oder eben die neuesten Spielekonsolen. Tai würde also irgendwas gefunden haben, womit er sich die Zeit vertreiben konnte. Dass es ein Fehler war, ihn allein gelassen zu haben, merkte ich erst, als ich in den Raum kam, der einmal meine Küche gewesen war. Ich spürte sofort, wie meine rechte Augenbraue anfing zu zucken. Ich hasste es, wenn meine Wohnung unordentlich war – besonders, wenn das Chaos nicht von mir selbst verursacht worden war „Tai... was hast du hier gemacht?“ Tai sah mich mit großen Augen an. „I-ich dachte, ich mach dir mal eine Freude und koche was für uns.“ „Ich wusste nicht, dass das Essen dabei explodieren muss“, sagte ich abfällig. Ich bemerkte, dass ich ihn mit dieser Aussage verletzt hatte, aber Tai wusste ganz genau, dass ich es hasste, wenn er mal wieder für nichts als Unordnung sorgte – ganz davon abgesehen war ihm auch bewusst, dass er nicht einmal kochen konnte! „Ich geh jetzt duschen und wenn ich fertig bin, ist hier alles wieder ordentlich, haben wir uns verstanden?“ „Ja Matt.“ Er nickte geknickt. Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging ins Bad. In meiner Wut grübelte ich tatsächlich über meine Beziehung zu Tai nach. Warum musste ich ausgerechnet mit so einem absoluten Vollidioten zusammen sein? Er würde ja doch nie so sein, wie ich es mir wünschte... Ich duschte schnell zu Ende und ging dann in mein Schlafzimmer. Zwischendurch warf ich einen Blick in die Küche, wo Tai noch immer meine Töpfe schrubbte. Ich schüttelte den Kopf und ließ mich auf mein Bett fallen. Da ich wirklich müde war, döste ich schnell ein und wurde erst wieder wach, als Tai zu mir ins Bett krabbelte. „Matt, es tut mir Leid, dass-“ Blöderweise war ich immer noch sehr genervt von seiner Aktion. „Tai. Wenn du nicht willst, dass ich auf der Stelle mit dir Schluss mache, schläfst du heute Nacht besser auf meinem Sofa.“ Ich merkte, wie er nickte und sich wieder aus dem Zimmer schlich. Ich wusste, dass ich mal wieder überreagiert hatte, aber ich hasste es nunmal, wenn ich nach einem anstrengenden Tag in eine dreckige Wohnung kam. Ich seufzte. Wahrscheinlich war es angebracht, mich bei Tai zu entschuldigen... gleich morgen, wenn meine Wut abgeklungen und ich nicht mehr geladen war. Ich blieb noch lange im Bett liegen. Am nächsten Morgen war meine Wut so ziemlich verflogen. Relativ gut gelaunt ging ich ins Wohnzimmer, um Tai zu wecken. Komischerweise stand mein Sofa einsam und verlassen in meinem Wohnzimmer. Ich sah auch in der Küche und im Bad nach, doch Tai war nicht aufzufinden. Irritiert ging ich zum Kühlschrank, um etwas zu trinken. Vielleicht war er ja etwas einkaufen? Als ich die Kühlschranktür öffnen wollte, fiel mir ein Zettel auf, der normalerweise nicht dort hing. Ich riss ihn von der Tür und las: „Hey Matt, Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Was gestern Abend passiert ist, tut mir Leid, ich wollte dich wirklich nicht verärgern. Dennoch hättest du mich nicht gleich so anfahren müssen. Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, aber ich wollte dir wirklich nur eine Freude machen. Du weißt, ich liebe dich mit allen deinen Ecken und Kanten und ich nehm dich immer in Schutz, wenn irgendeiner behauptet, du seist komisch, aber irgendwann sind auch meine Grenzen erreicht. Wenn du das hier liest, bin ich wahrscheinlich schon längst wieder zu Hause. Es tut mir Leid, wie es gelaufen ist. Ich liebe dich. Tai.“ Der Zettel in meiner Hand zitterte. Nein, meine Hand zitterte, als ich realisierte, dass ich gestern wieder einmal zu weit gegangen war. Ich hatte mir schon oft vorgenommen, mich zu ändern, alles ein bisschen lockerer zu sehen, besonders, wenn ich mit Tai alleine war. Als Rockstar war das egal, aber privat musste ich mich endlich ändern, damit Tai nicht immer alles abbekam. Es war mir nämlich durchaus bewusst, dass unsere Beziehung nur wegen meiner Launen scheitern konnte. Ich legte den Zettel auf meine Anrichte und lief zum Telefon. Am besten entschuldigte ich mich sofort, dann war Tai vielleicht nicht allzu lange sauer auf mich. Schnell wählte ich seine Nummer, erreichte aber nur die Mailbox, die mir mit Tais guter-Laune-Stimme mitteilte, dass er gerade nicht zu erreichen war. Frustriert legte ich auf, ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen – er würde auch so sehen, dass ich angerufen hatte. Rastlos tigerte ich durch meine Wohnung, räumte auf oder stellte Möbel um, Hauptsache, meine Gedanken hatten keine Möglichkeiten, Tai in mein Bewusstsein dringen zu lassen. Aber schon nach gut zwei Stunden gab es in meiner Wohnung nichts mehr aufzuräumen und wenn ich den Wohnzimmerschrank weiterhin von A nach B schob, würde ich mir höchstens den Parkettboden ruinieren. Frustriert ging ich nochmals zum Telefon, vielleicht hatte Tai sein Handy ja wieder angestellt. Leider war das nicht der Fall, na super. Da hatte ich ja wieder mal eine tolle Leistung vollbracht. Entnervt ließ ich mich auf meine Couch fallen (wobei ich mir beinahe den Kopf an der Lehne einschlug) und dachte nach. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass Tai und ich Stress hatten – allerdings war es das erste Mal, dass er danach nicht mehr mit mir reden wollte. Was tat ich also in dieser Situation? Ich rief meinen besten Freund und Bandkollegen Yuu an. Der hatte momentan allerdings auch Stress mit seiner Freundin, vielleicht war das doch keine so gute Idee... Andererseits würde er sofort merken, dass mit mir etwas nicht stimmte, wenn wir uns das nächste Mal sahen und dann würde er mir die Ohren dafür lang ziehen, dass ich ihm nichts erzählt hatte. Ich rang mich schließlich dazu durch, ihn doch anzurufen. Wenn ich ihn störte, konnte ich ja auch einfach wieder auflegen. Schnell hatte ich seine Nummer gewählt und musste gar nicht lange warten, bis ich seine Mutter an der Strippe hatte, die mir, während wir darauf warteten, dass Yuu sich zum Telefon bequemte, ein Kotelett an die Backe quatschte, weil sie mich so lange nicht gesehen hatte. Innerlich genervt gab ich ihr Recht und versprach, bald wieder zum Abendessen vorbeizukommen (als ob ich momentan nicht genug andere Probleme hatte, aber das konnte die gute Frau ja nicht wissen). Endlich hörte ich Yuus Stimme am anderen Ende der Leitung und dankte jedem Gott, der mir gerade einfiel, dafür, dass ich seine Mutter nicht mehr am Apparat hatte. „Hey Matt! Was gibt’s? Haben wir wieder irgendeinen Termin?“ Was? Woher sollte ich das denn wissen, er war schließlich unser Bandleader, der immer über alles Bescheid wusste. „...“ Oh toll, jetzt wo es ernst wurde, wurde mir wieder schlecht, wenn ich daran dachte, was für ein schlechter Mensch ich war, so dass ich kein Wort herausbekam. „Matt? Alles in Ordnung?“ N-E-I-N, nichts war in Ordnung. Absolut gar nichts. Leider konnte er das nicht wissen. „Ich...“ Immerhin, das war ein Anfang. Ich bin ja so toll! „Jaaaa?“ Hetz mich nicht, du Arsch! „Ich glaub, ich hab Mist gebaut...“ So. Nun war es also raus. Der Satz, der die Welt verändern sollte... wen wollte ich hier eigentlich verarschen, hä? „Nur Mist, oder richtigen Mist?“ Was sollte denn die Frage jetzt? Aber gut, wenn er es unbedingt wissen wollte... „Richtig, richtig Mist.“ „Oh... Moment, ich verschwinde mal eben in mein Zimmer, da sind wir ungestörter.“ Ich hörte, wie er über den Flur polterte, hin und wieder fluchte (was bitte machte er da?) und schließlich die Tür hinter sich zuknallte. Armes Ding. „So, jetzt mal ganz langsam. Was ist passiert?“ „...“ „Matt?“ „Ja?“ „Du musst schon mit mir reden, wenn ich dir helfen soll!“ Das wäre wirklich mal 'ne Maßnahme. „...“ „...“ „....“ „Geht es um Tai?“ Natürlich musste er diese Frage stellen... er war schließlich derjenige, der mir den Mut gegeben hatte, Tai zu sagen, was ich fühlte (na ja, eigentlich hatte er mich auf einer Party direkt in Tais Arme geschubst... warum ich ihn damals auf Heimatbesuch mitgenommen hatte, wusste ich bis heute nicht). „Hmmmmmmmmm...“ Faszinierend, wie man ein Wort so dehnen konnte... „Hast du ihn betrogen?“ „WIE BITTE? Spinnst du?“ Typisch Hetero. „Dann kann es doch gar nicht so schlimm sein...?“ Ich schnaubte. „Hast du 'ne Ahnung! Ich glaub, ich hab alles kaputt gemacht...“ Warum war meine Stimme plötzlich so leise? Und warum bekam ich nur schlecht Luft? Und warum machte ich mir jetzt schon wieder Gedanken darüber, dass meine ganze Beziehung mit Tai nichts mehr als eine reine Farce gewesen war? „Matt? Weinst du?“ „Was?“ Keine Ahnung. Weinte ich? Wie automatisiert fuhr ich mit meiner linken Hand über mein Gesicht. Ich weinte tatsächlich. Und plötzlich wusste ich, dass ich in ein tiefes Loch fallen würde, wenn Tai mir - wenn er wieder mit mir sprach – sagen würde, dass es aus zwischen uns war. Und ich wusste, er würde es sagen. Jeder normale Mensch würde so reagieren. Und ich würde ihm nicht einmal böse sein können, da ja sowieso alles meine Schuld war. Am besten stürzte ich mich hier und jetzt aus dem Fenster, damit die Welt ein asoziales Individuum weniger beherbergte. „Hm...“, setzte ich noch meiner geistreichen Gegenfrage nach. „Weißt du was? Mach dir einen warmen Kakao und... entspann dich auf der Couch, ich komm sofort vorbei, dann reden wir drüber!“ „Okay...“, erwiderte ich leise und legte auf. Ich starrte noch kurz den Telefonhörer an, ehe ich mich ins Bad begab und in den Spiegel schaute. Man, sah ich scheiße aus. Meine Wangen waren gerötet, meine Augen sahen aus, als seien sie böse entzündet und meine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab. So konnte ich doch nicht mit Yuu reden! Schnell spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, mich wieder einigermaßen menschlich herzurichten. Anschließend machte ich Kakao und schob ihn in die Mikrowelle. Zwischendurch trank ich auch den ein oder anderen Schluck Wasser, damit ich keine Kopfschmerzen bekam. Gerade als meine Mikrowelle ihr Piepsen von sich gab, klingelte es an meiner Wohnungstür. Ich drückte schnell auf den Knopf der Mikrowelle und beeilte mich dann, an die Tür zu kommen – nicht, dass der Idiot draußen dachte, ich hätte mir was angetan. Nicht, dass sowas jemals passiert wäre, aber irgendwie schien Leader-sama davon auszugehen, dass ich Harakiri begehen würde, sobald mich irgendetwas stresste. Und die Sache mit Tai stresste mich gerade gewaltig! Ich öffnete ihm die Tür, umarmte ihn kurz und wies ihn dann an, ins Wohnzimmer zu gehen. Ich nahm den Kakao aus der Mikrowelle und eine Cola für Yuu und gesellte mich dazu. Dann taten wir das, was alle Männer taten, wenn sie alleine waren: Wir schwiegen uns an. Toll, das hätte er auch übers Telefon haben können. „Was ist denn überhaupt passiert?“, fragte er schließlich und stellte die, nun halb leere, Cola auf meinen Glastisch. Wie sehr ich ihn doch dafür hasste... „Ich bin gestern sauer geworden, weil Tai mich überraschen wollte.“ Ich war selbst erstaunt, wie ruhig ich mittlerweile war. Wahrscheinlich, weil ich mich innerlich damit abgefunden hatte, dass Tai nicht mehr zu mir zurückkam, zumindest nicht, wenn er einigermaßen bei Verstand war. „Und warum? Ich mein, es ist doch nett, wenn er...“ „Sicher ist es nett, aber muss meine Küche deshalb aussehen, wie die Häuser auf Bildern von kurz nach dem zweiten Weltkrieg?“ Frustriert ließ ich mich in die Rückenlehne fallen und drückte mir ein Kissen ins Gesicht. Ich wollte schreien, so laut, dass Tai mich bei sich zu Hause hörte. „Es bringt nichts, wenn du dich jetzt erstickst“, sagte Yuu ernst und nahm mir das Kissen weg. Menno, wenn ich da rein geschrien hätte, würde ich immerhin keinen Stress mit meinen Nachbarn bekommen. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“, fragte ich und griff nach dem nächsten Kissen. Ich war ja nicht ganz blöd. „Ruf ihn an?“ „Haha, was glaubst, was ich heute schon ein paar Mal probiert hab?“ So. Ein. Vollidiot! „Ja, und?“ „Nichts und. Sein Handy ist aus. Hat wahrscheinlich keine Lust mehr, meine ewigen Entschuldigungen anzuhören.“ „Übertreibst du es jetzt nicht ein bisschen? Vielleicht ist sein Akku leer!?“ „Mittlerweile sollte er zu Hause sein und das Handy wieder ans Ladegerät gesteckt haben!“ „Hat er vielleicht vergessen?“ „Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“ Die Frage war doch mal gerechtfertigt. Ich hatte ihn schließlich angerufen, damit er mich aufheiterte und nicht, damit er Tais Flucht inklusive Ausweichtaktik guthieß! „Ich versuche lediglich, Erklärungen für Tais Verhalten zu finden und nicht, wie du, in Selbstmitleid zu versinken.“ „Find lieber Erklärungen dafür, warum deine Freundin dich hat sitzen lassen, das hat vielleicht mehr Sinn...“ Schnell schlug ich meine Hand vor den Mund. Scheiße! Das wollte ich doch gar nicht gesagt haben. Natürlich war es die Wahrheit, aber Yuu war verdammt noch mal mein bester Freund, da durfte ich ihm doch so etwas nicht an den Kopf werfen! Scheiße, Scheiße, Scheiße! „Es tut mir Leid“, schob ich schnell hinterher und schielte zu ihm. Er seufzte. Würde er mir jetzt die Freundschaft kündigen? Wenn ja, was würde ich dann tun? Mir 'nen Strick nehmen, definitiv. Und dann? „Schon okay, du hast ja Recht...“ Wie jetzt? Kein „Du bist echt ein Arsch“ oder „Auf Asis wie dich kann ich verzichten? „Nein. Nein, ich hatte nicht das Recht, das zu sagen, tut mir Leid, ich...“ Was laberte ich hier eigentlich für eine Kacke? Ich sollte doch froh sein, dass er weiterhin ein Teil meines Lebens war! „Vergiss es, reden wir über dein kleines Problem.“ Ey, du sollst sauer auf mich sein. Hass mich gefälligst! „Am besten wartest du bis heute Abend und versuchst dann nochmal, ihn zu erreichen...“ Hallo? Dann eben nicht. „Oder du gibst mir seine Nummer, dann versuch ich, das mit ihm zu klären.“ „Nein. Wenn, dann regel ich das selbst. Denk ich.“ „Sicher? Nicht, dass du plötzlich Angst kriegst...“, er grinste dreckig. Boah, wie ich diesen Typen manchmal hasste. „Pff, ruf du bei wie-auch-immer-sie-hieß an und regel dein Problem, dann darfst du mir erzählen, ich sei ängstlich.“ Nun lachten wir beide. Und es tat gut. Ich fühlte mich irgendwie so, als sei eine große Last von mir genommen worden. Denn selbst, wenn Tai jetzt wirklich mit mir Schluss machen würde, wusste ich, dass es Leute gab, die meine Anwesenheit noch schätzten. Ha, wenn jetzt noch einmal jemand behauptete, ich sei selbstmordgefährdet, würde ich demjenigen aber was erzählen! Den Rest des Nachmittages verbrachten wir damit, uns gegenseitig auf der Playstation zu verprügeln. Keine verschwenderische Gedanken an andere Personen, einfach nur Yuu und ich. Zwischendurch rief auch mal mein Vater an, um sich zu erkundigen wie es mir ging, allerdings hatte ich ihn schnell abgewürgt. Der Typ hatte sich 20 Jahre nicht um mich gekümmert, dann musste er auch jetzt nicht damit anfangen. Yuu verabschiedete sich um halb zehn. Normalerweise hätten wir die Nacht einfach durchgemacht, aber da ich noch was vorhatte und Tai morgen arbeiten musste, sollte ich ihn vor Mitternacht anrufen, sonst wäre er nur noch schlechter auf mich zu sprechen. Ich nahm das Telefon und wählte Tais Nummer. Diesmal klingelte sein Handy länger, die Mailbox würde also nur dann dran gehen, wenn Tai sich weigerte, meinen Anruf entgegen zu nehmen und sein Handy einfach klingeln ließ. Aber ich hatte Glück, er ging tatsächlich ran. „Was willst du?“ Er klang weder gut, noch schlecht gelaunt, eher... als wäre ihm alles egal. Ich schluckte. „Mich... für mein Verhalten entschuldigen. Ich war unmöglich. Ein Arsch. Total asozial und unfair. Und blöd und gemein – du darfst mich gerne unterbrechen.“ Ich hörte, wie er leise am anderen Ende der Leitung lachte. „Wieso sollte ich? Du hast doch Recht.“ „Mou... es tut mir wirklich Leid, aber du musst mich auch verstehen. Der ganze Rummel um die Band, das ist echt nicht einfach. Und wenn ich Abends nach Hause komm, bin ich wirklich fix und alle, da werd ich nunmal sauer, wenn meine Wohnung aussieht, wie ein Schlachtfeld. Auch wenn ich weiß, dass du es nur lieb gemeint hast.“ „Mir tut es auch Leid. Ich weiß doch, dass du komisch bist, aber hmm... du bist wirklich nicht ganz einfach, Matt.“ „Ich weiß, ich bin egoistisch, exzentrisch, neurotisch...“ „Hey, das hast du jetzt gesagt.“ „Bist du noch sauer, Tai?“ „Ich bin nie sauer auf dich gewesen...“ „Aber der Brief...“ „... ich bin enttäuscht.“ „Oh.“ Wir schwiegen uns an. Seine Aussage machte mir irgendwie mehr zu schaffen, als wenn er gesagt hätte, er sei sauer. Denn das hätte ich verstehen können. Aber ich hatte ihn enttäuscht, ohne es zu merken. Ich hatte damit gerechnet, dass er mich hassen würde, weil das das erste Gefühl war, was mir in den Sinn kam, aber Enttäuschung war etwas, womit ich nicht umgehen konnte. Natürlich verstand ich seine Beweggründe, aber ich wusste von mir selbst, dass es nur schwer möglich war, Enttäuschungen zu verzeihen. Wenn man jemanden enttäuscht hatte, war das ein ziemlicher Bruch in jeder Beziehung, der nur schwer wieder zu kitten war. Das war schon fast so etwas wie Vertrauensentzug! „Tai, es tut mir wirklich Leid! Ich...“ „Ich weiß, dass es dir Leid tut.“ Musste er das jetzt in einem so gleichgültigen Ton sagen? Das machte mich wirklich fertig. „Nein... doch, natürlich weißt du das, aber... ich will nicht, dass du denkst, das hier wäre nur so eine 08/15 Entschuldigung... das ist es nicht. Du sollst wissen, dass du mir viel bedeutest und...“ „Matt?“ „Ja?“ „Halt lieber die Klappe, bevor du dich um Kopf und Kragen redest. Ich nehme deine Entschuldigung an und damit ist es okay, oder?“ „Wenn du das sagst.“ Nein, eigentlich war es nicht okay, aber ich hätte wahrscheinlich meinen Boden geküsst, damit er mir verzieh. Von daher... „Aber...“ Oh je, was wollte er jetzt? „... ich will dich gerne verstehen.“ „Wie?!“ „Du verlangst immer von mir, dass ich dich verstehe, aber... eigentlich weiß ich gar nicht, was du tagsüber so machst, dass du Abends immer sofort aus der Haut fährst, nur weil irgendetwas nicht an seinem Platz liegt...“ „Irgendetwas ist gut, meine halbe Küche stand nicht mehr an ihrem Platz!“ „Das war eine Ausnahme und du weißt doch selbst, wie pingelig du sein kannst.“ Wo er Recht hatte... „Hmm... und was willst du jetzt von mir?“ „Nimm mich einmal mit.“ „Wohin?“ „Bist du so blöd, oder tust du nur so? Ich möchte einen Tag mit dir und deiner Band verbringen, damit ich dich verstehe.“ „SPINNST DU? Äh... ich meine, das geht nicht. Außerdem ist das bestimmt sehr langweilig für dich und...“ „Du hast nur Angst, dass du deine Finger nicht bei dir behalten kannst.“ „Tai, das war gemein. Ich spiel halt gerne an dir rum.“ „DAS war doppeldeutig!“ Er wagte es tatsächlich und lachte schallend. Was für ein Arsch! „Du bist gemein, du weißt genau, wie ich das meine...“ „Und warum geht das dann nicht?“ „Weil...“ „Ja?“ „Man Beruf und Privatleben stets trennen sollte. Was würdest du sagen, wenn ich plötzlich bei dir im Büro auftauchen würde und sagen würde 'lass mich dir beim Arbeiten zugucken'?“ „Ich würde mich freuen, aber dich drauf hinweisen, dass dies eine äußerst langweilige Art wäre, seinen Tag rumzukriegen, weil ich, im Gegensatz zu dir, wirklich jeden Tag das selbe mache.“ „...“ Was sollte ich auch darauf antworten? Es war nicht so, dass ich mich nicht freuen würde, ich würde mir eher Sorgen um Tai machen. Und vor allem darauf hoffen, dass Tai immer so nett und freundlich zu jedem war, den er traf, denn es kam nicht selten vor, dass irgendwelche wildfremden Mädchen mich betatschen wollten. Ein eifersüchtiger Freund käme da gar nicht gut. „Matt, bitte. Nur einen Tag.“ Ich seufzte. „Und was versprichst du dir davon?“ „Weniger Reibung zwischen uns.“ „JETZT bist du doppeldeutig.“ Er lachte wieder. „Also, was ist nun?“ Gute Frage, nächste Frage. Andererseits handelte es sich wirklich nur um einen Tag. Und Tai wusste, was auf dem Spiel stand, er würde mich also nicht öffentlich überfallen und mir die Luft aus den Lungen küssen. „Wenn du mir versprichst, dich zu benehmen, frag ich mal nach, ob das für die anderen in Ordnung ginge.“ „Super! Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich euch nicht stören werde.“ Na toll, hoffentlich endete das nicht doch in einer Katastrophe... Kapitel 2: [Tai] Massive Destruction ------------------------------------ Anmerkung: Dieses Kapitel war komplett anders geplant. Eigentlich war es auch schon so gut wie fertig. Als ich allerdings gestern weiterscheiben wollte, musste ich feststellen, dass mein Laptop das fast fertige Kapitel nicht gespeichert hatte. Konsequenz: Ich durfte alles noch einmal schreiben uu;;; Deswegen hier nun eine andere Version. Widmung: Immer noch , dafür, dass sie immer für mich da ist, wenn es mir scheiße geht, dafür, dass sie immer meine Launen erträgt, auch wenn ich dann unausstehlich bin und dafür, dass sie die beste Freundin der Welt ist! *knuddel* Warnung: Schlechter Lemoneinschub und ungebetat. Viel Spaß! Ich saß alleine in meinem Zugabteil. Um vier Uhr morgens gab es nicht viele Menschen, die noch, oder schon wieder, unterwegs waren. Ich hörte leise Musik. Das tat ich immer, wenn ich zu Matt fuhr. Natürlich hatte ich fast nur die Musik seiner Band auf dem MP3-Player. Einfach, um Matts Stimme zu hören. Eigentlich mochte ich diesen Krach, den Matt gerne als Musik bezeichnete, überhaupt nicht. Schranzende Gitarren, knarrende Bässe und ein Schlagzeug, dass einem das Trommelfell wegätzte waren einfach nichts für meine Ohren. Wenn ich es Recht bedachte: Ich mochte gar keine Musik wirklich. Popmusik war mir zu schrill, Rockmusik zu laut, Klassik zu langweilig, Trance zu eintönig... Aber weil ich Matt wirklich liebte und seine Musik manchmal tagelang die einzige Möglichkeit war, seine Stimme zu hören, hörte ich mir seine Lieder immer und immer wieder an. Viele konnte ich mitsingen (was ich aber nie tat, zumindest nicht, wenn die Gefahr bestand, dass mich irgend jemand hören konnte), einige hörte ich zu selten, weil sie mir zu “hart” waren. Am liebsten hörte ich die Balladen, weil ich es liebte, wie Matt es schaffte, nur mit seiner Stimme und leisen Gitarren, Sehnsucht hervorzurufen. Für mich war Matt wirklich der perfekte Freund. Klar, wir hatten unsere Höhen und Tiefen - wenn ich an das Schlamassel in seiner Küche dachte, bekam ich heute noch ein schlechtes Gewissen - aber im Großen und Ganzen war es die beste Beziehung, die ich bisher hatte. Und nun war ich auf dem Weg zu Matt, um ihm einen Tag lang bei seiner Arbeit über die Schulter zu gucken. Irgendwie hatte ich Angst. Um viertel vor fünf kam ich bei meinem Ziel an. Ich stieg aus und durchquerte den Bahnhof im Laufschritt. Bis zu Matts Wohnung war es jetzt noch ein Fußmarsch von etwa 20 Minuten, wenn ich mich beeilte, konnte ich es vielleicht auch in weniger Zeit schaffen. Tatsächlich stand ich um Punkt fünf bei ihm auf der Matte. Matt hatte mich so früh herbestellt, da sein Tag heute bereits um sechs Uhr anfing. Und ich dachte immer, ich hätte bei meinem 9 ‘til 5 Job die Arschkarte gezogen. Etwas unsicher klingelte ich an der Tür. Unsicher deshalb, weil ich nicht wusste, ob Matt schon wach war, denn auch wenn er um sechs losmusste, schlief er meistens bis viertel vor sechs. Dann sprang er in Windeseile unter die Dusche, zog sich irgendwas an und rauschte, ohne zu frühstücken, ab. Ich hatte das bereits ein paar Mal mitbekommen, wenn ich bei ihm übernachtet hatte. Manchmal wünschte ich, er würde einen gesünderen Lebensstil in Erwägung ziehen, sagte es allerdings eher selten laut, da ich mir dann wieder anhören durfte, dass ich ein Spießer geworden sei. Natürlich war ich mit der Zeit erwachsen geworden, aber als Spaßbremse bezeichnet zu werden, würde ich nie auf mir sitzen lassen. Ich hatte Glück. Matt öffnete die Tür mit einem Handtuch im Haar und der Zahnbürste im Mund. Mit einem Kopfnicken begrüßte er mich und verschwand im Badezimmer. Ich trat ein und machte es mir auf seinem Sofa gemütlich. Wenn ich Glück hatte, wäre Matt in zwei Minuten wieder da... aber ich hatte Pech und sah meinen Lieblingsblondschopf erst eine halbe Stunde später - dafür perfekt gestylt und geschminkt. Noch ehe ich ihn richtig begrüßen konnte, war er schon auf meinen Schoß gehüpft und küsste mich stürmisch. Ich erwiderte seinen Kuss, auch wenn ich ob des Überraschungsangriffs auf meinen Mund kaum Luft bekam. “Ich hab dich vermisst”, sagte Matt und küsste mich nochmal. Er schmeckte nach seiner Lieblingszahnpasta, lecker. “Ich dich auch”, erwiderte ich, als Matt fürs erste genug vom Küssen hatte und stattdessen seinen Kopf auf meine Brust legte. Am liebsten hätte ich jetzt an seinen Haaren rumgespielt, aber dann würde er mich wahrscheinlich direkt wieder nach Hause schicken, weil ich seine Frisur ruiniert hatte. Also gab ich mich damit zufrieden, ihm über den Rücken zu streicheln. Matt gab einen schnurrenden Laut von sich. Dass er heute so zahm war, machte mir irgendwie Angst. “Also, was steht heute auf dem Plan?”, fragte ich, als wir angeschnallt und zur Abfahrt bereit, in Matts Auto saßen. “Das Übliche.” “Ehm... was ist ‘das Übliche’?”, die Frage war durchaus berechtigt, schließlich gehörte ich nicht zur Band. “Studio, Interviews, Fotoshooting, Handshake-Event für Fanclubmitglieder und am Abend ein Konzert.” Das klang... harmlos. “Und was wird meine Aufgabe sein?” “Das wirst du schon noch sehen.” Am Studio angekommen, parkte Matt sein Auto mit quietschenden Reifen ein. Mir wurde fast schlecht von diesem Maneuver, aber das schien meinem Schatz nicht die Bohne zu interessieren. An der Tür warteten bereits Matts Bandkollegen, von denen ich nur Yuu kannte. Der kam auch direkt auf mich zu und begrüßte mich, als wären wir beste Freunde. Die anderen wurden mir vorgestellt und an ihren wenig überraschten Reaktionen konnte ich sehen, dass Matt ihnen Bescheid gesagt haben musste. “Was machen wir jetzt?”, fragte ich Matt, als wir das große Gebäude betraten. “Wir hatten letzte Woche die Aufnahmen für unsere neue Single. Heute hören wir uns das Endprodukt an und geben entweder unser okay oder nehmen hier und da noch ein etwas auf, um die Qualität zu verbessern.” Ich nickte. Das klang ganz logisch... Wir gingen zusammen in einen kleinen Raum, wo ein Mensch - es könnte aber auch ein Affe gewesen sein, so genau konnte man das nicht definieren - an irgendwelchen technischen Geräten rumspielte. Als er die Band sah, hieß er sie alle mit einem Lächeln willkommen, mich dagegen ignorierte er. Er spielte drei Songs vor, die alle auf die Single draufkommen sollten und nach längerer Diskussion entschieden Matt und die anderen sich dafür, dass die Lieder so in Ordnung waren. Kleinere Details konnte man schließlich auch während eines Lives verändern. Als dieser Termin beendet war, dackelte ich Matt einfach weiter durch das riesige Gebäude hinterher. Hier konnte man glatt Angst bekommen, sich zu verlaufen. Schließlich fanden wir uns in einer Art Kantine, wieder. Nur nobler. “Frühstück!”, jubelte Yuu und stürzte sich aufs Buffet. Die anderen taten es ihm gleich, selbst Matt schnappte sich einen Teller, obwohl er meistens nie vor Mittag etwas aß. Ich stand unschlüssig im Raum rum. “Du kannst auch etwas essen”, erklärte Kei, seines Zeichens Bassist. Ich nickte unsicher und nahm mir ebenfalls einen Teller. Vor lauter Nervosität konnte ich allerdings kaum etwas essen, eine Tatsache, die von Matt mit einem skeptischen Augenbrauenzucken bedacht wurde. Ich lächelte ihn unsicher an, während ich an einem Stück Apfel knabberte. Matt schüttelte den Kopf und ging mit Yuu die weitere Tagesplanung durch. Ich sah mich in dem riesigen Raum um und kam mir irgendwie... unwichtig vor. Für Matt war es wahrscheinlich normal, in Räumen dieser Größe zu sein, für mich war es einfach... unangenehm. Obwohl es hier sehr viel Platz gab, fühlte ich mich erdrückt. “Tai, alles okay?” Es muss ein Weilchen gedauert haben, ehe Matts Stimme zu mir durchgedrungen war, denn er sah mich sehr besorgt an. “Sicher. Ich bin nur... überwältigt.” Er nickte, wenn auch nicht zufrieden mit meiner Antwort. Doch ehe ich ihm versichern konnte, dass wirklich alles in Ordnung war, rief er quer durch den Raum nach irgendeiner Person, die ich nicht sehen konnte. Ich biss mir fast auf die Zunge, als ein Typ angetrottet kam, der in etwa so aussah, wie Arnold Schwarznegger in Terminator. Matt redete in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit auf den Typen ein. Der war entweder zu blöd, Matt zu verstehen, oder er hatte wirklich nur einen einzigen Gesichtsausdruck, denn er zeigte keine Regung, sondern blickte stumpf und grimmig in eine Richtung. Sein Blick fiel auf mich, als Matt in meine Richtung gestikulierte und irgendwie bekam ich Angst. Ich war bei Weitem kein Schwächling, aber mit dem Gorilla da wollte ich mich auch nicht anlegen. Schließlich verschwand der Typ wieder. Als er weg war, merkte ich erst, dass ich die Luft angehalten hatte, während er mich angestarrt hatte. “Wer war das denn?”, fragte ich verwirrt. “Dino. Frag mich nicht, wie er wirklich heißt, er sorgt dafür, dass uns die Fans nicht allzu sehr auf die Pelle rücken.” “Bei solchen Bodyguards muss man sich wundern, dass ihr überhaupt Fans habt!” Mal ehrlich, der Typ konnte einem richtig Angst einjagen! “Findest du? Dann müssen wir ja sehen, ob du nicht so Fanabschreckend wirkst.” “Wie?” “Du wirst heute seinen Job übernehmen und mich beschützen. Keine Sorge, die Fans sind meistens ganz lieb”, fügte er hinzu, als er sah, wie meine Gesichtszüge entgleisten. Ich wollte Matt nur über die Schulter schauen, ich wollte nicht aktiv an seinem Job teilhaben. Als hätte Matt meine Gedanken gelesen, grinste er dreckig. “Hast du etwa gedacht, du könntest dir einen lauen Tag machen? Wenn ja, kannst du das ganz schnell vergessen. Und jetzt komm mit!” Eigentlich liebte ich es ja, wenn Matt diesen dominanten Ton raushängen ließ, heute wünschte ich mir eher, ich hätte einen normalen Freund (oder noch besser: eine Freundin) mit einem normalen Job (am besten Hausfrau) und netten Freunden (und nicht solchen Gorillas wie das Steinzeitvieh). Wir gingen zu einem Van und die Band kletterte schnell hinein. Ich wurde von Matt fast hinterhergezogen. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedachte, dass ich gut und gerne 20 Kilogramm mehr wog als er. “Also...”, begann Matt und verlangte meine vollste Aufmerksamkeit, “wir fahren jetzt in ein Hotel, da werden wir für ein Fernsehinterview fertig gemacht. Anschließend haben wir noch drei kleinere Zeitungsinterviews. Danach fahren wir zur Location für das Fotoshooting, wo auch das Handshake-Event stattfindet. Im Anschluss haben wir eine kurze Mittagspause, ehe wir zur Konzerthalle fahren, wo wir noch einmal Soundcheck machen, bevor wir das Konzert geben. Alles verstanden?” Ich nickte wie mechanisch. Und sowas machten sie an einem Tag? Oh man. Bei dem Hotel handelte es sich um einen schnittigen fünf-Sterne-Schuppen in modernem Design. Bah. Ich fand ältere Hotels schöner, da war die Stimmung viel toller. Aber ich musste ja nicht hier wohnen. Der Mensch an der Rezeption führte uns in eine Suite, wo bereits Kameras und Scheinwerfer aufgebaut waren. Ich schluckte. Hoffentlich trat ich nicht versehentlich auf ein Kabel und machte dabei alles kaputt! Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam ein kleines, blondgefärbtes Etwas in pinkem Minikleid auf uns zugehoppelt. “Da seid ihr ja endlich!”, quiekte es und begrüßte jedes Bandmitglied mit einer Umarmung. Matt stellte sie mir als Miko vor. “Miko sorgt dafür, dass wir immer toll aussehen. Miko, das ist Tai, ein Freund von mir.” Es störte mich nicht weiter, dass Matt mich nur als “ein Freund” bezeichnete. Nur wenige wussten, dass er schwul war. Er hatte es bereits mit 16 gewusst und es war irgendwie rausgekommen. Ein Teil seiner Schulzeit musste die absolute Hölle gewesen sein, denn er hatte heute noch Angst davor, sich öffentlich zu outen. Ich hatte Verständnis dafür, denn schließlich wusste ich, dass Matt nur mir alleine gehörte, HARHAR! Miko begrüßte auch mich mit einer Umarmung, ehe sie sich wieder Matt zuwandte. Dieses Mal schmollend. “Deinetwegen werd ich noch arbeitslos! Du kannst doch nicht immer perfekt aussehend zu solchen Terminen erscheinen, schließlich werd ich dafür bezahlt und-“ “Ich glaube, meine Haare sind hinten nicht richtig”, warf Matt ein. Ich konnte nichts erkennen, was daran falsch war, aber Miko strahlte übers ganze Gesicht und zog ihn dann in einen Nebenraum. Frauen! Der Rest der Band folgte und ich stand mal wieder sinnlos in der Gegend rum. Ich hätte auf Matt hören und zu Hause bleiben sollen, denn momentan war mir wirklich langweilig. Dabei dachte ich immer, Rockstars hätten so ein spannendes Leben. Jetzt schaute ich auf die Uhr, es war kurz vor neun und obwohl schon drei Stunden vom Arbeitstag rum waren, war so gut wie nichts passiert. Wie ungemein frustrierend. Nach einer Dreiviertelstunde erschien die Band komplett neu geschminkt und mit anderen Outfits zum Interview. Ich konnte die ganze Zeit nur Matt anstarren. Er sah einfach göttlich aus. Seine schwarze Hose saß relativ eng, was seine schlanken Beine gut zum Ausdruck brachte. Außerdem trug er ein weißes Hemd, dessen oberen drei Knöpfe offen gelassen wurden, so dass man einen kleinen Einblick auf seine Brust bekam. An seinem Hals baumelte eine Kette mit einem verzierten Kreuz. Sein Make-Up gefiel mir allerdings weniger. Er war sehr stark geschminkt. “Was ist los?” Miko war plötzlich neben mir aufgetaucht. Sie musste meinen skeptischen Blick gesehen haben. “Ein bisschen viel Schminke im Gesicht, oder?”, fragte ich. Miko kicherte. “Nein, das muss genau so. Hier wirkt es sehr stark, aber das Interview ist ja für eine Musiksendung. Mit den Scheinwerfern und durch die Kameras wirkt das ganze nicht mal halb so schlimm. Wenn wir weniger Make-Up genommen hätten, würden sie im Fernsehen sehr blass und kränklich wirken, etwas, was man den Fans ja nicht zumuten kann.” Sie kicherte wieder. Irgendwie war diese Person mir sehr suspekt. Das Fernsehinterview dauerte etwa eine Stunde, auch wenn am Ende wahrscheinlich nicht mal zehn Minuten davon verwendet wurden. Ich hatte die ganze Zeit Matt angestarrt, der ganz natürlich aus seinem Leben erzählte. Nichts zu Privates, eher als würde er seine Erlebnisse aus seinem letzten Urlaub erzählen. So locker kannte ich ihn gar nicht. Zumindest nicht, wenn noch andere Personen mit im Raum waren, weil Matt immer angespannt war. Nach einer kurzen Pause folgten noch drei kürzere Interviews. Ich bewunderte die Jungs, weil sie, auch wenn sie ein und dieselbe Frage ständig hörten, immer noch souverän und kein Stück genervt beantworteten. Wenn es nicht zu seinem Job gehören würde, hätte Matt wahrscheinlich längst mit irgendwelchen Gegenständen um sich geschmissen. Als auch die Interviews beendet waren, trommelte Yuu die Jungs zusammen und sie verließen die Suite. Ich lief einfach mal hinterher. Auf dem Flur drehte Matt sich zu mir um. “Wir fahren jetzt zur Location fürs Shooting, also trödel nicht.” Wah, was war denn jetzt kaputt? Ich lief einen Schritt schneller, um nicht verloren zu gehen. Wir kletterten wieder alle in den Van. Ich setzte mich in sehr unnatürlicher Haltung auf meinen Platz. Matt nahm seinen Job sehr ernst und wenn ich jetzt irgendwelche Witze reißen würde, würde er mich wahrscheinlich zwingen, bei voller Fahrt aus dem Fenster zu springen. Also starrte ich aus dem Fenster und versuchte, so zu tun, als sei ich gar nicht da. Wir hielten an einem großen Fabrikgelände. Komischer Ort zum Fotos machen. Die Band ging schonmal rein, während Matt mich zur Seite nahm. “Okay. Da du Dinos Job machen musst, hier deine Aufgaben: Du gehst gleich vorne zum Eingang, wo einige Leute aus unserem Securityteam stehen, denen gibst du diesen Zettel”, er reicht mir ein zusammengefaltetes Blatt Papier “da steht drauf, dass du die volle Berechtigung hast, hier zu sein und dass du Dino vertrittst. Sie werden dir dann eine Aufgabe geben. Nach unserem Shooting findet ein paar Straßen weiter das Handshake-Event statt. Du wirst im Hintergrund bleiben und nur eingreifen, wenn die Fans wirklich ausfallend werden. Wenn sie mich umarmen wollen, ist das noch okay, wenn sie an mir rumzerren, darfst du eingreifen. Ansonsten fasst du mich nicht an und du redest auch nicht mit den Fans. Die müssen nicht wissen, wer du bist. Hast du mich soweit verstanden?” Ich nickte nur. Irgendwie war ich enttäuscht, dass ich nicht zusehen konnte, wie die Fotos gemacht wurden. Matt sah auf Bildern immer so toll aus, aber ich bekam immer nur die fertigen Endprodukte zu sehen. Er drehte sich um und wollte gehen. “Matt!”, rief ich. Er sah kurz zu mir zurück. “Ich... liebe dich.” Warum ich das jetzt sagte, wusste ich nicht. Wahrscheinlich, weil ich langsam das Gefühl bekam, dass Matt und ich viel zu verschieden waren. Er lebte in einer ganz anderen Welt als ich und ich... bekam langsam wirklich Komplexe deswegen. Matt schenkte mir eines seiner, sehr seltenen, ehrlichen Lächeln und sprintete dann in Richtung Fabrikhalle. Dafür, dass er immer so jammerte, wenn ich ihn fragte, ob wir nicht mal zusammen joggen wollten, hatte er eine ziemlich gute Kondition. Ich ging also zurück zum Eingang, wo ein Haufen weiterer Securitygorillas stand. Und da sollte ich mitmachen. Ich war nicht untrainiert, im Gegenteil, jahrelanges Fußballtraining hatte seine Spuren auf meinem Körper hinterlassen, aber neben denen sah ich aus wie eine Bohnenstange. “Wer bist du und was willst du hier? Nur autorisiertes Personal hat heute Zutritt!”, blaffte mich einer von denen an. Ich schluckte und gab ihm den Zettel, den Matt mir in die Hand gedrückt hatte. Gorilla-san überflog ihn kurz, ehe er mich skeptisch musterte, dann aber mit den Schultern zuckte und zu einem Auto ging. Er holte etwas aus dem Kofferraum und kam zurück. Das Etwas entpuppte sich als Jacke, wo hinten in Großen Buchstaben “SECURITY” stand. “Zieh die an. Deine Aufgabe ist es, aufdringliche Fans fernzuhalten. Wenn wir Glück haben, kommen aber keine. Dann haben sie nicht rausgefunden, wo das Shooting stattfindet. Wenn wir Pech haben, müssen wir zu härteren Mitteln greifen. Auf jeden Fall darf niemand ohne Staffausweis hier durch. Verstanden?” Ich nickte und Gorilla-san brachte mich zu den anderen Gorillas, die mich ebenfalls skeptisch musterten. Wir standen eine Zeit lang einfach blöd in der Gegend rum und ich stellte fest, dass das Security-Dasein überhaupt nicht mein Fall war. Mir war langweilig. “Oi, Zwerg!” Einer der Gorillas kam auf mich zu und stellte sich als “Mick” vor. Ich nannte ihm meinen Namen. Er schien ganz nett zu sein... immerhin redete er mit mir und vertrieb ein bisschen die Langeweile. “Wie kommt es, dass du Dino vertrittst?”, fragte er, anscheinend mit ehrlichem Interesse. “Ich... besuche Matt. Wir kennen uns noch aus der Schule und haben und länger nicht gesehen. Weil er mich nicht alleine in seiner Wohnung lassen wollte, hat er mich mitgenommen - und hier geparkt, damit ich nicht im Weg rumstehe.” Das war nur zur Hälfte gelogen. Außerdem konnte ich dem Typen schlecht erzählen, dass Matt und ich seit Jahren eine Beziehung hatten, wo Matt so darauf bedacht war, dass es niemand erfuhr. Allerdings störte mich die Tatsache, dass ich mir wirklich vorkam, wie geparkt und stehen gelassen. Ich wusste nicht, ob ich mich verletzt fühlen sollte, oder ob ich es als Ehre empfinden sollte, dass Matt mir soviel Vertrauen entgegen brachte, dass ich gleich einen der wichtigsten Jobs in der Crew bekam - wenn auch nur für einen Tag. Mick lachte. “Das kenn ich, so kam ich mir auch vor, als ich das erste Mal mitfahren durfte.” Ich nickte und fragte: “Warum ist das Handshake-Event gleich eigentlich hier um die Ecke und nicht an der Konzerthalle? Wäre es nicht sinniger, wenn doch das Konzert heute Abend sowieso da ist?” “Theoretisch ja. Praktisch ist die Auffahrt zur Halle etwas blöd angelegt. Wenn die Fans frühmorgens schon vor der Halle stehen, kommt kein Wagen mehr durch, das heißt, auch wenn irgendwas vergessen wurde, dauert es deutlich länger, es zu holen, wenn Fans dastehen. Das würde sämtliche Zeitpläne durcheinander bringen. Aber ich versteh sowieso nicht, warum die schon so früh da sind. Die Plätze sind nummeriert, da kann einem keiner ein Platz in der ersten Reihe wegnehmen.” Das war dann in der Tat seltsam. Soweit ich wusste, sah man die Bands eher selten direkt vor dem Konzert. Entweder waren sie bereits seit Stunden in der Halle oder kamen durch irgendwelche Geheimgänge rein. Jedenfalls sah man sie nicht. Wir redeten noch länger, es ereignete sich schließlich nichts. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es bereits halb drei war. Wo blieben die denn? “Hunger?”, fragte Mick. Ich schüttelte den Kopf, nickte dann aber doch. “Ich weiß es gerade nicht. Brauchen die immer so lange?” “Die dürften mit den Bildern jetzt erst anfangen...” “Was? Die sind doch schon zwei Stunden da drin!” “Ja, aber bis das Make-Up drauf ist und die Klamotten richtig sitzen... Das dauert.” “Aber... Aber... die haben doch gerade erst für die Interviews neues Make-Up und Klamotten bekommen?!” Ich war verwirrt. Total verwirrt. Sie hatten doch schon gut ausgesehen, als sie hergekommen waren. “Ich versteh’s auch nicht. Aber es ist nunmal so. Keine Sorge, in spätestens einer Stunde müssen sie da raus sein, weil dass Handshake-Event für 16 Uhr geplant ist. Und die Jungs müssen zwischendurch etwas essen, sonst fallen sie während des Konzerts um.” “Ist das schonmal passiert?” “Das sie umfallen? Schon öfters. Wenn nicht während des Konzerts, dann danach. Deswegen wurden aber vom Management aus, die Regeln verschärft. Wenn die Tage so voll sind, dass keine Zeit zum Essen bleibt, werden einige Termine einfach kurzfristig gestrichen.” ich nickte nur, machte mir aber meine Gedanken. Matt hatte nie erwähnt, dass er nach einem Konzert vor Erschöpfung einfach zusammengeklappt war. Eigentlich hatte er seinen Job sogar immer als ‘harmlos’ beschrieben... “Keine Sorge, in letzter Zeit ist es nicht passiert”, erklärte Mick. Ich sollte vielleicht an meiner Mimik arbeiten, damit man meine Gedanken nicht immer lesen konnte, wie ein offenes Buch. Tatsächlich kam die Band um kurz vor halb vier gut gelaunt aus dem Gebäude heraus, direkt auf uns zu. “War alles ruhig?”, erkundigte sich Yuu bei Gorilla-san (nein, ich kannte seinen Namen immer noch nicht). Der nickte und pfiff uns zusammen. Wir überquerten den Parkplatz und gingen hinter das Gebäude, wo ein kleiner Pavillon aufgestellt worden war. Innen war ein kleines Buffet angerichtet worden, mit allerlei Fingerfood, aber auch deftigerem Essen. Wie eine Horde ausgehungerte Wölfte stürzten sich alle auf Buffet, Matt und mich eingeschlossen. Es beruhigte mich ungemein, dass Matt sich von allem etwas auf den Teller schaufelte und nicht nur ein bisschen Salat knabberte. Wir aßen schnell, ich hatte nichtmal die Gelegenheit, Matt nach dem Shooting zu fragen, denn wir mussten direkt weiter zum Handshake-Event. Es fand in einem Park statt, der wirklich nur drei Straßen weiter war. Man hatte unter einem weiteren Pavillon ein kleines Podest aufgebaut. Mindestens 300 Fans warteten bereits hinter einer Absperrung und riefen nach der Band. Mick erklärte mir noch einmal, was ich zu tun hatte. Ich wurde zusammen mit ihm an der Absperrung postiert und war mit dafür verantwortlich, dass nicht alle Fans gleichzeitig durch die Absperrung gerannte kamen, sondern immer grüppchenweise eingelassen wurden. So hatte ich sowohl einen guten Blick auf die Band (wie Mick mir einschärfte, sollte ich die Band immer im Auge haben, um notfalls eingreifen zu können) als auch auf die Fans, die gegen die Absperrungen drückten, als hinge ihr Leben davon ab. So gut es ging, versuchten wir die wartende Masse im Zaum zu halten. Mein Blick wanderte immer wieder zur Band. Es war ein komisches Gefühl, Matt zu sehen, wie er sich von wildfremden Mädchen betatschen ließ, sie wie ein Engel anlächelte, die Höflichkeit in Person war und jedes kleine Geschenk annahm. Jetzt erst fiel mir auf, dass er ein anderes Hemd anhatte, als noch bei den Interviews. Die Hose sah in etwa gleich aus... konnte aber auch eine andere sein. Das Hemd war immer noch weiß und die oberen drei Knöpfe waren immer noch offen. Allerdings war dieses Hemd etwas länger und die Ärmel gerafft, so dass Bändchen von seinen Armen baumelten. Am liebsten hätte ich ihm die Kleider jetzt vom Leib gerissen, aber ich zwang mich zur Konzentration und schnauzte ein weibliches Wesen an, dass die Dreistheit besaß, über das Gitter klettern zu wollen. Dafür bekam ich ein anerkennendes Nicken von Mick. Nach einer Stunde war die ganze Aktion vorbei. Die Band verschwand wieder im Van, während ich zurückgehalten wurde, um beim Abbau der Absperrungen zu helfen. Nicht nett. Dennoch tat ich es ohne zu murren. Ich hatte Matt versprochen mich zu benehmen. Außerdem war es bisher so gut gelaufen, da wollte ich nicht riskieren, dass er mich jetzt doch noch vorzeitig nach Hause schickte. Als wir fertig waren, fuhren auch wir zur Konzerthalle. Ich staunte nicht schlecht, als ich auch hier eine große Anzahl Fans sah. Ich wusste, dass Matt bekannt war, aber dass er und seine Band Hallen füllten wo über 3000 Leute reinpassten, wusste ich nicht. Wir stiegen aus und gelangten durch einen Hintereingang in die Halle, wo gerade die Instrumente so gerichtet wurden, dass es keine Probleme geben würde während des Konzertes. Ich lief wieder Mick hinterher, der mich für den Rest des Tages unter seine Fittiche genommen hatte. “Pass auf: Wir gucken jetzt, ob an den Garderoben alles fertig ist und fangen dann an, die Leute langsam reinzulassen. Nachdem sie ihre Eintrittskarten vorgezeigt haben, werden sie zu uns geschickt. Wir kontrollieren dann die Taschen und tasten die Leute kurz ab. Kameras werden abgenommen, Flaschen kommen direkt in den Müll, Geschenke für die Band in einen gesondert aufgestellten Karton. Wenn die frech werden, nicht zimperlich sein, es dient alles der Sicherheit der Band. Noch irgendwelche Fragen?” Ich schüttelte den Kopf. “Gut. Anschließend räumen wir die Kartons mit den Fangeschenken weg und dann geht’s in den Bühnengraben und da die Meute aufhalten. Ach und vergiss nicht, die Kamera mit Zetteln zu versehen, damit die Leute sie hinterher wieder abholen können. Handys dürfen sie behalten, die dürfen wir ihnen nicht abnehmen. Und jetzt komm.” Wir gingen nach draußen, wo die Fans schon geduldig warteten. Sie hatten es sogar geschafft, so etwas wie eine Reihe zu bilden. Ich war beeindruckt. Als wir (Mick und ich und noch drei andere Gorillas) anfingen, die ersten reinzulassen, wurden die Leute unruhiger und begannen zu drängeln. Ich ließ die anderen dafür sorgen, dass niemand einfach reinrannte und beschränkte mich darauf, die Taschen zu kontrollieren, Geschenke entgegen zu nehmen und Kameras mit Papierzetteln zu versehen. Alles in allem dauerte der Einlass gut eineinhalb Stunden und war ohne ausfallende Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Wir sammelten die Kartons ein, gaben die Kameras zur Aufbewahrung mit an der Garderobe ab und als wir endlich die anderen Gorillas im Bühnengraben unterstützen konnten, war das Konzert bereits in vollem Gange. Mick gab mir Ohropax, das ich dankend annahm. Wir standen beinahe neben den Boxen und es war unwahrscheinlich laut. Ich fragte mich, wie die Fans es aushielten, sich die ganze Zeit so beschallen zu lassen ohne wahnsinnig dabei zu werden... wenn ich sie mir allerdings besah, wie sie zu der Musik abrockten, wunderte mich gar nichts mehr. Nach etwas mehr als zwei Stunden war das Konzert vorbei und die Halle leerte sich. Ich wurde von Mick wieder zum Ausgang gebracht, wo ich nun die Kameras wieder aushändigen musste. Die Fans kamen dieses Mal zum Glück nur in kleinen Grüppchen, da sie alle noch am Merchandisestand rumlungerten. Umso besser, das machte meine Arbeit entspannter. Als ich die letzte Kamera zurückgegeben und den Karton verstaut hatte, kam Gorilla-san auf mich zu. “Gute Arbeit heute. Wenn du Lust hast, kannst du gerne wiederkommen.” Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. “In absehbarer Zeit eher nicht. Der Tag war echt anstrengend.” Er nickte. “Die Band wartet am Van auf dich. Die Jacke kannst du behalten, für den Fall, dass es dich vielleicht doch nochmal zu uns zieht.” Ich bedankte mich, gab ihm zum Abschied die Hand und suchte dann den Van. Die Band stand davor, drei von ihnen rauchten, Matt unterhielt sich mit Yuu. Er hatte wieder seine Kleidung von heute Morgen an, war ungeschminkt und frisch geduscht. So liebte ich ihn am meisten. Er lächelte mich an und wir stiegen wieder in den Van. Ich war fix und alle, morgen würde ich mich kein Stück bewegen, soviel stand fest. Zum Glück hatte ich mir den morgigen Tag auch frei gehalten. Wir fuhren zurück zum Studio, wir verabschiedeten und vom Rest der Band und stiegen in Matts Auto. Während der Fahrt redeten wir kein Wort miteinander. Es lag wahrscheinlich daran, dass auch Matts Tag anstrengend gewesen war und er all seine Konzentration brauchte, um das Auto nicht gegen das nächstbeste Hindernis zu setzen. Als wir allerdings in seiner Garage standen und er immer noch nicht mit mir redete, machte ich mir Sorgen. Hatte ich ihn vielleicht doch irgendwie verärgert? Wollte er jetzt alleine sein? Wortlos ging er vor und lief zügig die Treppen zu seiner Wohnung hoch. Ich stand noch kurz unschlüssig rum, ehe ich ihm folgte. Ich musste so oder so in die Wohnung, da ich noch meine Tasche dort stehen hatte. Oben an der Tür steckte der Schlüssel zwar im Schloss, aber Matt hatte ihn nicht umgedreht, sondern lehnte an dem Holz, als würde er gleich umfallen. Besorgt legte ich ihm eine hand auf die Schulter. Sofort regte er sich, drehte sich um und küsste mich stürmisch auf den Mund. Ich war viel zu perplex um zu reagieren. “Darauf warte ich schon, seit wir heute morgen losgefahren sind”, sagt er atemlos. Ich grinste und startete von meiner Seite eine Attacke auf ihn. Matt lies es sich gefallen. Mit einer Hand hielt ich ihn in meinem Arm, mit der anderen drehte ich den Schlüssel um. Wir fielen fast in seine Wohnung, aber ich konnte uns noch einmal vor einem Sturz bewahren, indem ich einen Ausfallschritt machte und Matt gegen seine Flurwand presste.. Die Tür kickte ich unterdessen mit einem Fuß zu. Ich küsste Matt, als hinge mein Leben davon ab. Er stöhnte leicht in den Kuss. “Mehr, Tai!”, flüsterte er, schlang seine Beine um meine Hüften und rieb sich leicht an meinem Schritt. Dieses Biest! Immer noch küssend trug ich ihn in sein Schlafzimmer und wir plumpsten auf sein Bett. Dass Matt jetzt überhaupt noch die Energie hatte, um an Sex auch nur zu denken, überraschte mich, schließlich war es bereits nach zwölf und Matt war seit 15 Stunden auf den Beinen. Ich selbst war hundemüde, aber Matt würde mich jetzt eh nicht schlafen lassen. Also tat ich das, was ich mir heute schon des Öfteren gewünscht hatte und riss ihm die Klamotten vom Leib. Er tat das selbe bei mir, bis wir nackt aufeinander lagen. Am liebsten hätte ich ihn sofort genommen, aber das ließ er nicht zu. Stattdessen schaffte er es irgendwie mich auf den Rücken zu befördern und sich auf mich drauf zu setzen. Er küsste meinen Oberkörper und ich genoss seine Berührungen einfach. “Matt, tu irgendwas...”, wimmerte ich, als ich das Gefühl hatte, es nicht mehr lange aushalten zu können, wenn er so weitermachte. “Jetzt schon?”, fragte er mit einem dreckigen Grinsen zurück. Ich hätte am liebsten aufgeschrien. “Na gut, weil du es bist...” Matt griff in seine Nachtschrankschublade und holte Kondome und Gleitcreme hervor. Ich hatte keine Ahnung, was genau er plante, aber sein Gesichtsausdruck machte mir doch Angst. Er rollte das Kondom über meine Erektion und verteilte großzügig Gleitcreme darüber. Als er sie mit seinen Fingern verteilte, konnte ich ein Stöhnen nicht unterdrücken. Wenn er auch was von dem Spaß haben wollte, sollte er jetzt etwas anderes tun, sonst wäre es gleich zu spät. Doch Matt ließ sich nicht beirren. Er setzte sich einfach wieder auf meinen bauch und streichelte über meine Brust. War der denn wahnsinnig? “Ma~~tt”, jammerte ich. “Was denn?”, fragte er, als sei er die Scheinheiligkeit in Person. “Tu was!”, bettelte ich. Warum musste ausgerechnet ich so einen sadistischen Freund haben, hä? Als hätte meine Bettelei Wirkung gezeigt - ich wusste, dass dem nicht so war, Matt ließ den Sex nur zu, wenn er sich dafür bereit fühlte - erhob er sich ein Stück, rutschte weiter nach hinten und nahm mich in einer quälenden Langsamkeit in sich auf. Am liebsten hätte ich direkt zugestoßen, allerdings wollte ich Matt nicht verärgern... und verdammt, ich wollte ihn jetzt! Als ich komplett in ihn eingedrungen war, bewegte er sich langsam. Viel zu langsam. Aber es interessierte ihn nicht, dass ich kurz davor war, einfach zu explodieren. Allerdings musste irgendwas in meinem Blick Mitleid in ihm geweckt haben, denn während er sich langsam schneller bewegte, zog er mich ein Stück zu mich hoch und küsste mich wieder fordernd. Matt war definitiv wahnsinnig! Aber er machte mich so an! Ich hasste ihn dafür. Unsere Bewegungen wurden schneller, unkontrollierter. Mit einer Hand griff ich nach seiner Erektion, pumpte sie in unserem Rhythmus. Matt stöhnte in den Kuss. Es dauerte nicht lange, ehe wir zum Orgasmus kamen. Erst er, dann ich. Mit einem letzten leisen Schrei ließen wir uns nach hinten fallen. Ich war immer noch in ihm, aber er bewegte sich bereits kein Stück mehr. “Matt? Huhu, Erde an Yamato, bist du noch da?” “Heute nicht mehr...”, nuschelte er und da war er auch schon eingeschlafen. Verdient war es ja. Ich drehte mich behutsam zur Seite, glitt aus ihm heraus und streifte das Kondom ab. Zielsicher warf ich es in den Mülleimer und legte mich bequem neben Matt. Er kuschelte sich an mich und kurz darauf war auch ich eingeschlafen. Der nächste Morgen kam viel zu schnell. “Aufstehen! Ich muss los, und will dich noch küssen!” Matts gut gelaunt klingende Stimme weckte mich... vielleicht waren es auch die Piekser in die Seite, die ich die ganze Zeit ertragen musste. “Noch fünf Minuten”, erwiderte ich und drehte mich wieder um. “Nichts da! Komm, hoch mit dir!”, Mit den Worten klaute er mir die Decke. Ich schlug die Augen auf und mein Blick fiel auf den Radiowecker auf dem Nachttisch. “Es ist erst halb 6?”, fragte ich überrascht. “Wie kannst du jetzt schon wieder wach sein... und einen Termin haben? Das ist ja Folter!” “Tja, willkommen in meinem Leben! Aber ich muss jetzt wirklich los. Bitte lass die Wohnung ganz. Wenn du mich mit Essen überraschen willst, bestell was beim Lieferservice. Ich bin gegen Mittag wieder da und bring dich zum Bahnhof.” Er küsste mich innig, wandte sich dann ab und warf mir die Decke zu. “Jetzt kannst du weiterschlafen. Bis nachher!” Ich kuschelte mich wieder in die Wärme der Decke. Der Tag gestern war hatte einen interessanten Einblick in Matts Leben gegeben. Irgendwie verstand ich es jetzt, warum er so zickig war, wenn er nach Hause kam und alles unordentlich war. Ich an seiner Stelle würde nach solchen Arbeitstagen wahrscheinlich nicht anders reagieren. Aber ich hatte auch etwas gelernt: Es war gar nicht schlimm, dass wir in so verschiedenen Welten lebten. Wenn wir beide in der Öffentlichkeit ständen, wäre es viel schwieriger, Zeit füreinander zu finden. So hatte Matt seinen Ausgleich zum Starrummel und ich hatte, durch seine Geschichten, einen Ausgleich zu meinem langweiligen Büroalltag. Alles in allem ergänzten wir uns gut. Schlafen konnte ich nicht mehr, obwohl, mir alles wehtat und ich noch hundemüde war. Während ich ins Bad schlich, um mich zu duschen wusste ich eines definitiv: Matts Job wollte ich um kein Geld der Welt haben. ~Ende~ Nachwort: Tai ist wahrscheinlich anders geworden, als viele ihn sich vorgestellt haben. Aber in dieser FF ist er 21 und erwachsen geworden, ich glaub nicht, dass er da immer noch so unebdacht durchs Leben rennt (auch wenn der Anime gerne was anderes erzählt) Eh ja.. für diesen mickrigen Lemoninhalt könnte ihr mich gerne erschlagen, aber ich kann sowas irgendwie nicht schreiben! XD Trotzdem bedanke ich mich bei allen, die sich dieses "Meisterwerk" angetan haben und hoffe, es hat euch wenigstens ein bisschen gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)