Shang Xiangs Dreams von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Die Geschichte der drei Reiche -------------------------------------- Am Ende der Han-Dynastie um 200 nach Christus entstanden drei Reiche, die um die Vorherrschaft in China kämpften. Wu liegt im Südosten des gewaltigen Chang Jiang Flusses und wird von Jian Ye aus regiert. Es wurde von Sun Jian gegründet und später von seinen Söhnen weitergeführt. Die Nähe zu diesem Gewässer hat zur Entwicklung einer mächtigen Kriegsflotte geführt. Das Reich Wu, dass mit reichem und fruchtbarem Boden gesegnet ist, versucht Frieden über die chaotischen Zustände des Landes zu bringen. Die Nachkommen des legendären Strategen Sun Tzu halten in Zeiten der Not ihre Familienbande zusammen. Wu setzt auf loyale Offiziere und junge Krieger für die Vergrößerung des Reichs. Shu ist ein Reich in der bergigen Region im Südwesten Chinas mit seiner Hauptstadt in Cheng Du. Liu Bei, ein Abkömmling der kaiserlichen Han-Linie, erschuf dieses Reich mit seinen Waffenbrüdern Guan Yu und Zhang Fei, um den Han-Kaiser wieder zurück auf den Thron zu bringen. Viele fühlen sich zu diesem Mann von großer Tugend hingezogen. So war es leicht massenhaft grandiose Männer um sich zusammeln, einschließlich dem legendären Strategen Zhuge Ling. Geeint in ihrem Traum, die Spätere Han-Dynastie wieder an die Macht zu bringen, misst dieses kleine Königreich seine Kräfte mit dem viel größeren Königreichen Wei und Wu. Das Reich Wei erstreckt sich von der Mitte Chinas bis in den Norden, seine Hauptstadt ist Xu Chang. Cao Cao und sein Sohn Cao Pi überwachen ihr Imperium und werden dabei von einigen treuen Offizieren unterstützt. Die Herrscher des Reiches Wei möchten beweisen, dass ihre Art, ein Land zu regieren, die Beste ist. Von dem Ehrgeiz getrieben, dass ganze Land zu einen, verlässt er sich nicht nur auf seine Männer, sondern hat die besten Kämpfer Chinas zu einem riesigen Heer zusammengefasst. Von den drei Krieg führenden Ländern ist das Königreich Wei dem Traum der Vereinigung am nächsten. Mit Cao Cao, dem Helden des Chaos, hielt eine neue Ära ihren Einzug. Welches dieser drei Reiche das Land regieren wird liegt in den Sternen und den Händen ihrer fährigen Anführer. Kapitel 1: Beginn einer Reise ----------------------------- Ein plötzliches pfeifen hinter Sun Shang Xiang ließ sie umher eilen. Grade früh genug um sich unter einem heranschnellenden Pfeil zu bücken. Wieder vernahm sie ein pfeifendes Geräusch, dieses Mal von links. Schnell tat sie ein paar Schritte in die Entgegengesetzte Richtung. Vor ihr bahnte sich ein Geschoss den Weg durch die Luft, direkt auf sie zu. Sie griff zu ihrem kleinerem Chakram, was sie an ihrer Hüfte befestigt hatte und wehrte damit den Bolzen ab. Langsam ließ sie ihre Waffe sinken und ihren Blick über das verschneite Lager schweifen. Außer den weißen Hügeln und einzelnen blattlosen Bäumen, die der Wind sanft hin und her schaukelte, waren nur ein paar Zelte und ein Gespann in dieser Einöde zu sehen. Da sie keine Angriffe mehr vernahm, bewegte sie sich vorsichtig auf das Zeltlager zu. Die improvisierte Feuerstelle, die mit ein paar rundlich grauen Steinen begrenzt war, befand sich inmitten der vier Zelte. Das Feuer muss erst vor kurzen gebrannt haben, von dem Lagerfeuer ging noch wärme aus, auch wenn es nicht genügend war um eine Mahlzeit zu kochen, sie war dennoch spürbar. Außerdem kam ihr das typisch rauchige Aroma von gegrilltem Fisch entgegen. Ein rascheln ließ sie nach links blicken... «Shang Shang?» hörte sie eine Frauenstimme fragen. «Wach auf!» Wie auf Befehl öffnete sie ihre Augen und sah die zwei Qiaos vor sich stehen. Verdutzt starrte sie die beiden an, «Was macht ihr in meinem Zimmer?» «Deinem Zimmer?», fragte Da Qiao in skeptischen Tonfall und schaute sich um. «Hast du renoviert?», scherzte Xiao. Müde rieb sich Sun Shang Xiang ihre Augen um dann erschrocken festzustellen, dass sie sich auf dem Rand eines Springbrunnens befand. Langsam ratterte es in ihrem Gedächtnis. Sie war Zuhause. Ihr Vater hatte diesen Brunnen eigenhändig mit einigen sehr loyalen Generälen gebaut. Er zeigt zwei Tiger, der eine liegend und der Zweite stehend. Wie zum Angriffbereit fletschte der hintere Tiger seine Zähne und hatte seine Krallen ausgefahren. Sie liebte diesen Brunnen schon als Kleinkind. Ihre verstorbene Mutter hatte ihr hier immer von den Geschichten ihres Vaters erzählt. Schon damals hatte Shang sich entschlossen an der Seite ihres Vaters zu kämpfen. Irritiert schüttelte sie ihren Kopf, «Was macht IHR hier?» «Wir sind da um dich abzuholen. Quan hat uns verraten, dass du dich hier befindest.» beantwortete Da und schien zu glauben, dass diese Antwort genügt. Shang schaute sie mit einem Blick an, den man nur als Unverständnis deuten konnte. Xiao rollte mit den Augen, sie wollte endlich aufbrechen, «Steh auf und komm mit!» Nachdem Sie ihren Bogen in ihrem Zimmer geschnappt und sich den dazugehörigen Köcher Pfeile umgelegt hatte, traf sie ihre beiden Freundinnen am Eingang der Residenz. «Ist die Tochter des Tiger von Jiang Dong endlich soweit?», fragte Xiao ungeduldig. «Entschuldigt aber ohne meinen Bogen geh ich nicht außer Haus. Würdet ihr mir nun verraten, wohin wir gehen?», sie schaute die beiden Qiaos forschend an. «Das wirst du noch früh genug herausfinden. Komm jetzt wir müssen los.», fordere Da, die ein bei den Pferden wartete. «Ich hab schon alle losgebunden, wir können sofort aufbrechen!» Widerwillig bestieg Shang ihren Schwarzen Hengst namens Kjell. Sie schnalzte mit der Zunge und er begann sich fortzubewegen. Kapitel 2: Der erste Kampf -------------------------- Mit einem Lauten Krachen stürzte der letzte der drei Herausforderer außerhalb des Ringes in eine Stuhlreihe. Gemächlich erhob er sich und stütze sich lässig auf seine beiden Eisenstangen. «Will noch einer?», Jubel brach aus und Taishi Ci wurde mit Gratulationen überschwemmt. Im Raum wurde ein monotones Klatschen laut. Tashi Ci drehte sich in dessen Richtung und erblickte einen alten Bekannten. Der Trubel wurde leiser und endete schlussendlich. «Wie ich sehe, bist du noch stärker geworden.» «Und wie ich sehe, hast du dich nicht im geringsten geändert.» gab er zurück. «Interesse mir zu beweisen das auch du dazu gelernt hast?», mit einem Blick auf die beiden Riesen, links und rechts des jungen Mannes, gab er ihm zu verstehen, dass diese Frage nur ihm galt. «Immer noch der Alte wenn es um den Kampf geht. Lieber mit Waffen als den Köpfchen kontern.», wurde er aufzogen. So etwas konnte Taushi Ci nicht auf sich sitzen lassen. «Hiermit machen wir es offiziell. Du und ich. Der Gewinner bekommt meine neue Trophäe.», sagte er und nickte dabei zu einem Podest. Darauf befand sich eine goldene kleine Siegessäule. «Guan Yu, Zhang Fei, bitte schreitet nicht ein. Egal was passiert.», bat Liu Bei seine beiden Schwurbrüder und sah sie dabei eindringlich an. Guan Yu nickte bestätigend, während Zhang Fei aufgebracht ein paar Worte in seinen langen Bart nuschelte, doch nachdem er Liu Bei in die Augen sah, nickte auch er missmutig. Liu Bei schritt wachsam auf den Ring zu. Er wirkte so, als wüsste er jetzt schon was in den nächsten Minuten passieren würde. «Nun den, mein alter Freund. Bist du bereit?» Taishi Ci blickte noch einmal von seinem Kontrahenten, zu dessen Leibwächtern und zurück. «Ich bin jederzeit bereit!» Shang duckte sich unter ein paar tief hängende Ästen hindurch. Der Wind pfiff ihr an den Ohren entlang und die Äste peitschen knapp an ihrem Gesicht vorbei. Kjell war durch das Peitschen der Äste noch mehr angetrieben und überholte auf kurzer Strecke die beiden vorderen Pferde. «Wo lang müssen wir?», fragte Sun Shang Xiang als sie mit Da Qiao gleich auf war. «Da hinten ist eine kleine Siedlung.», antwortete sie ihr, auf ein paar Hügel nickend. Sun Shang Xiang musterte das Gelände, doch sie erkannte es einfach nicht. Das musste daran liegen, dass sie nicht von hier kam. Sie lebte bis zu ihrem zwölften Lebensjahr bei ihrer Mutter, die überall nur als „Frau Wu“ bekannt war. Ihre Schönheit war unvergleichbar und sie besaß ein für Frauen untypischen Wesen, was jedoch keinesfalls ihre Weiblichkeit minderte. Nachdem sie gestorben ist, holte Sun Jian seine Tochter zu sich. Da er viel auf Reise war und ständig in Schlachten kämpfte, Sun Shang Xiang sich aber nicht einfach irgendwo abgeben lassen hat, musste er sie unweigerlich mitnehmen. Somit lebte sie nie lange genug an ein und demselben Ort, um viele Freundschaften zu schließen. Doch in diesem Fall zählt wohl vielmehr die Qualität als Quantität. Dadurch lernte sie früh, dass Loyalität ihrer Familie gegenüber das A und O darstellt. «Vor dir!», schrie es hinter ihr. Shang schrak auf und hieb ihre Fersen in die Flanken Kjell´s. Dieser kam abrupt zum stehen, wodurch Shang aus ihrem Sattel geschleudert wurde. Die beiden Qiaos eilten ihr zu. Noch während Da Qiao abstieg fragte sie besorgt, «Shang ist dir was passiert? Bist du verletzt? Sag doch was!» Sekunden vergingen bis sich die Staubwolke soweit gelichtet hatte, dass man schemenhaft eine Gestalt ausmachen konnte. «Shang?» Hustgeräuche ertönten, dicht gefolgt von schmerzvollen Stöhnen. «Ahh.. Autsch..!! Ich glaube das wird blaue Flecke zu Tage fördern.», witzelte Shang und betrachtete ihre Beine. Zwei tiefe Seufzer ertönten synchron. «Sei froh, dass du dir nix gebrochen hast!», gab die sonst so alberne Xiao von sich und erteilte Shang einen Klaps auf den Hinterkopf. «Entschuldigt, ich war mit den Gedanken abgeschweift. Wie weit ist es noch?», Sun Shang Xiang rieb sich den Schädel, während sie aufstand und zu Kjell humpelte. «Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir?», Da wollte sichergehen, «Es ist nicht mehr weit. Wir sind schätzungsweise nur noch 10 Minuten entfernt.» «Ja mir geht’s gut.», sagte sie und streichelte dabei die Schnauze des großen Tiers. «Können wir weiter? Ich will endlich wissen wohin die Reise führt!» Ein surren warnte Taishi Ci vor der herannahenden Klinge Liu Beis. Taishi Ci erhob eine seiner schweren Stangen und wehrte den Schlag ab. Gleichzeitig schwang er seine zweite Stange und hieb mit ihr nach Liu Bei. Dieser entkam dem Meisterstreich nur indem er einen Ausfallschritt zu seiner rechten tat. Noch während Liu Bei auswich setzte sein Gegner zum Nachschlag an. Der Schwertkämpfer hechtete einige Meter davon. «War’s das schon?», stichelte Taishi Ci. Liu Bei schwieg und starrte ihn mit seinen grünen Augen eindringlich an. Das Einzige was sich an ihm regte war sein rechter Daumen, der auf den Schaft seines Schwertes tippte. Desto länger ihr Duell andauerte, desto mehr Schaulustige versammelten sich um die beiden. Hin und wieder erschall ein Zuruf für eine der beiden Parteien. Seine Taktik ging auf, Taishi Ci der sich sichtlich provoziert fühlte, ging zum Angriff über und stürmte mit gezogenen Waffen auf ihn zu. Liu Bei grinste. Noch bevor das Grinsen verschwunden war, kreuzte er seine Beine, drehte sich um 180° winkelte seine Knie an und sprang rückwärts über seinen heranstürmenden Rivalen. Dieser war völlig irritiert und drehte sich mehrmals verwirrt hin und her. Bis er seinen Widersacher wieder klar vor Gesicht hatte, hatte dieser bereits zu seinen nächsten Zug ausgeholt und hielt ihm sein Schwert vor die Nase. «War’s das schon?», parodierte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. «Sicher nicht!», mit diesen Worten rammte er seine Stangen Liu Bei vor die Brust und drückte ihn somit von sich weg. Ein Grinsen verbarg sich in seinen Mundwinkeln und wurde von seinem Gegenüber erwidert. Liu Bei tat einen Schritt nach links und Taishi Ci tat es ihm gleich. Auf diese Art liefen sie einen viertel Kreis ab, immer darauf bedacht wie der jeweils andere als nächstes handeln könnte. «Jetzt hört auf mit dem Spielchen, Liu Bei!», erschallte Zhang Feis Stimme. Taishi Ci der in diesem Moment eine Schwäche in Liu Beis Verteidigung erkannte, warf eine seiner Eisenstangen auf ihn. Kurz bevor sie ihn treffen konnte, kreuzte er seine Schwerter und konterte somit diese Attacke, jedoch geriet er dadurch kurzzeitig aus dem Gleichgewicht. Der General Wu´s nahm seine Chance wahr, schnellte nach vorn, stieß Liu Bei kurzerhand mit seine Schulter beiseite. Er riss seine verbliebene Stange empor und rammte sie zwischen die Beine, des auf den Boden liegenden Schwertkämpfers. Taishi Ci hob seine Waffe auf, beugte sich über Liu Bei, der sich sein Ellenbogen hielt. Für einen kurzen Moment dachte er, einen Schatten über Taishi Cis Gesicht huschen zu sehen. Dieser verschwand jedoch genauso schnell wie er kam. Der Stehende lehnte sich über ihn und reichte ihm seine hand entgegen, «Komm hoch!» Die beiden drückten sich die Hände und nickten sich fast unmerklich zu. Damit war die Sache geklärt und Liu Bei ließ ihn hinter sich. Eine Traube von Menschen bildete sich ringsum den strahlenden Sieger. Alle wollten ihn beglückwünschen und hochleben lassen. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und stieß dabei auf Sun Jians Tochter und die beiden Qiao Schwestern. Er lächelte ihnen zu und winkte sie herbei. Die beiden Qiaos wechselten einen Blick und rannten ihm entgegen. Da Qiao merkte auf halber Strecke das Sun Shang Xiang bei Kjell stehen geblieben ist. «Willst du nicht mitkommen?», erkundigte sie sich. «Nein, nein. Ich möchte kurz diesen Herrn etwas fragen.», entgegnete sie auf Liu Bei nickend und war auch schon auf den Weg. Da Qiao schaute ihr für einen Moment nach und begab sich dann zu den anderen. Kapitel 3: Himmel und Hölle --------------------------- Vorsichtig näherte sich Shang dem Fremden. Liu Bei, der grade dabei war seine Schwerter vom Erdboden aufzunehmen, schaute zu ihr hoch. Shang ging ein wenig in die Knie um mit ihm auf gleicher Ebene zu sein. „He, geht’s ihnen gut? Taishi Ci ist einer unserer stärksten Generäle. Er kann seine Kraft öfters nicht kontrollieren.“ Liu Bei schmunzelte, „Stärke ist nicht mit Kraft gleichzusetzen.“ Er hielt ihr seine Hand hin und sie standen gemeinsam auf. „Mein Name ist Liu Bei. Und wie darf ich Sie nennen?“ So nah neben ihm bemerkte sie, dass er sie mehr als einen Kopf überragte. „Mein Name ist Sun Shang Xiang. Tochter von Sun Jian aus Jiang Dong.“ „Es ist mir eine Ehre.“, er nickte ihr zu. Sie sahen sich einen kurzen Augenblick schweigend an. Liu Bei räusperte sich und Shang stieg die Röte ins Gesicht. „Nunja, was macht eine so junge Dame, wie Sie eine sind, an diesem Ort?“, forschte er. Shang grinste, „Ein paar kleine Verwicklungen haben mich hierher geführt.“, während sie den Satz sprach sah sie zu der Gruppe, die sich um Taishi Ci gesammelt hatte. „Was machen Sie hier?“, sie sah den hochgewachsenen Mann an. „Liu Bei. Nennt mich Liu Bei.“, er lächelte. „Wir, meine Brüder und ich“, er wies auf die beiden alten Männer mit den langen Bärten und Speeren, „waren grade auf dem Weg den ehrenwerten Zhuge Liang einen Besuch abzustatten.“ Shang spähte an Liu Bei vorbei auf die beiden Männer, „DAS sollen deine Brüder sein? Die sind doch sicherlich so alt, dass sie meine Großväter sein könnten!“ Liu Bei fing lauthals an zu lachen, „Lasst sie das bloß nicht hören!“, warnte er sie neckisch. „Natürlich haben Sie Recht. Diese Männer sind nicht meine leiblichen Brüder. Dennoch verbindet uns mehr als das Band der blutsverwandten.“ Grade als er weiter sprechen wollte, tauchte einer der Längbärtigen Männer neben ihm auf. „Herr, wir müssen gehen!“, durch ihr Gespräch abgelenkt, hatte Shang gar nicht bemerkt, wie sich Guan Yu ihnen näherte. Der riesige Mann wechselte einen viel sagenden Blick mit seinem Herren, den Shang nicht einzuordnen wusste. „Ich muss fort. Aber ich hoffe wir werden uns wieder sehen.“, sagte Liu Bei an Sun Shang Xiang gewidmet. „Lady Sun.“, er verbeugte sich vor ihr. Shang nickte ihm zu, „Auf Wiedersehen, Lord Liu Bei!“ Nach diesen Worten kehrte er ihr seinen Rücken zu. Außer reichweite für Sun Shangs Ohren sagte er an Guan Yu gewandt, „Die Tochter des großen Tigers, interessant.“ Er drehte sich in ihre Richtung und sah wie sie zu der Gruppe eilte. Sun Shang baute sich in der lauten Gruppe auf. Alle um sie herum schienen in Aufruhe zu sein. Sie suchte mit ihrem Blick die Qiaos. Da endlich! Bei den Pferden fand sie Xiao Qiao. Nach ihr Rufend, lief sie ihr entgegen. „Was ist los?“ Xiao, die sie offensichtlich nicht gehört hatte antwortet ihr nicht. Die jüngere Qiao band die Tiere los und war drauf und dran ihres zu besteigen, als Shang sie bei der Schulter packte. Erschrocken drehte sich Xiao um. Shang bemerkte sofort die Schmieren die ihr Gesicht durchfurchten. „Was ist passiert?“, sie nahm ihre Freundin in den Arm. Diese drückte sie weg. „Bei Xia Pi ist es zu einer Schlacht gekommen! Wu hat seine Truppen dort! Zhou Yu ist dort!!“ Shang bemerkte sofort den ängstlichen Ton in Xiaos Stimme. „Wir müssen uns beeilen.“, sagte sie und saß schon auf Kjell. Sun Shang und Xiao Qiao trieben ihre Pferde immer weiter an. Sie preschen über das vorwiegend kahle Land, wobei sie jedem Stock und Stein behutsam und ebenso flink auswichen. Hinter ihnen entsprangen Staubwolken, die so hoch waren wie Häuser. „Meine Schwester befindet sich bei Meister Taishi Ci. Sie sind los gestürmt sobald sie es erfahren hatten.“, sie fühlte das sie Shang eine Erklärung schuldig war. „Ich wollte die Pferde losbinden und dich holen.“ Shang nickte flüchtig, „Danke.“ Ihre Gedanken kreisten um ihre Familie. Ihr Vater wollte nach Xia Pi um dort mit Lu Bu zu verhandeln. Man sagt sich das Lu Bu, der Stärkste Krieger sei, der je auf Erden gewandelt ist und das er ebenso Selbstverliebt wäre. Weiterhin sind zahlreiche Geschichten über ihn im Umlauf, er solle seinen eigenen Adoptivvater ermordet haben. Egal wie viel von dem stimmte was man sich erzählte Shang hoffte, dass er nicht auf ihren Vater oder ihre Brüder stieß. Sun Jian wusste natürlich über das Temperament und die Aufbrausende Art Lu Bus, doch Sun Jian war alles andere als ein Feigling. Er hatte sich gut über seinen Verhandlungspartner informiert und war auf alles vorbereitet. Dennoch sorgte sie sich um ihn. Wenn er nur halb so Gewalttätig, wie sie ihn sich vorstellte, hatte sie auch allen Grund dazu. „Ich bin der Tiger von Jiang Dong, mich bezwingt niemand!“, hörte sie ihren Vater sagen. „Da vorne!“ Xiao zeigte auf eine enorme Staubentwicklung. „Ich glaube da kämpft jemand.“, vermute sie. Shang war dadurch total aus ihren Gedanken gerissen, „Lass uns nachsehen.“ Selbst aus der Entfernung eines Steinwurfs, konnte man nur Schemenhaft Wesen erkennen. Doch die Ausrufe und das Gestöhne die aus der Wolke hervordrang, zeugten von einem heftigen Kampf. Zwischen den Männergesöhn tauchte eine Frauenstimme auf. „Das ist Da!“, erkannte Xiao schlagartig. Im reiten sprang sie von ihrem bräunlichen Wallach und verschwand in der Wolke. Shang tat es ihr gleich. Hustend durchquerte sie die Wand direkt vor ihr. „Xiao? Da?“, sie wedelte mit der Hand um ihre Sicht zu verbessern. „Meister Taishi Ci? Wo seid ihr?“, brachte sie keuchend hervor. „Näher als du denkst.“, sprach eine Männerstimme vor ihr. Vorsichtig bewegte sie sich auf die Stimme zu. Es dauerte nicht lange bis sich ihre Augen an den Dreck gewöhnt hatten und sie einigermaßen gut sehen konnte. Vor ihr blitze etwas auf. Unmittelbar vor ihrem Gesicht tauchte eine Lanzespitze auf. Sie warf sich zu Boden und rollte zur Seite. „Wer ist da?“ Ein Fuß trat in ihre Sichtweite, gefolgt von einem in Rüstung gehüllten Mann mit einer Hellebarte in der Hand. Er schwang seine Waffe und hielt sie Shang, die immer noch am Boden kauerte, vor die Nase. „Zhang Liao. Leibwächter Lu Bus.“ Noch bevor Sun Shang irgendwas erwidern konnte, wurde Zhang Liaos Waffe weggeschleudert. Taishi Ci hatte eine seiner Eisenstange gegen diese geworfen. Zhang Liao starrte auf Taishi Ci der langsam aus dem Nebel trat. „Verschwindet oder ihr werdet euch wünschen mir nie begegnet zu sein!“, er lies ihm die Wahl. Der mittlerweile unbewaffnete Zhang Liao schien einen Moment lang, es wirklich in Erwägung gezogen zu haben, zu kämpfen; doch im nächsten Moment machte er sich schon auf und davon. Die Qiaos, die hinter Taishi Ci auftauchten, eilten zu Shang. „Alles ok mit dir? Wir müssen weiter!“, mahnte Da Qiao. „Nein!!“, ein lang gezogener Männerschrei durchschnitt die dicke Luft. Sun Shang drehte blitzartig ihren Kopf in dessen Richtung. Augenblicklich war sie aufgestanden und im sprint. Der Schrei war nicht fern. Vor ihr erschien eine Holzpalisaden Wand. Sie kannte diese Art Mauer. Sie diente oft dazu ein kleines Lager zuschützen. Sie musste sie nur in der richten Richtung ablaufen und würde ein Tor finden. Shang war sich sicher, dass der Schrei hinter dieser Mauer hervorkam. „Verflucht seiest du, LU BU!!“, erscholl dieselbe Stimme. Sun Shang rannte so schnell sie ihre Beine trugen, jetzt bereute sie es nicht auf Kjell´s Rücken zu sitzen. Endlich! Da war es. Der Einganz in dieses Lager. Von weiten erkannte sie ihren Bruder. „Ce! CE!!“, schrie sie aus voller Kehle. Sie rannte auf ihn zu. Er kniete, mit dem Rücken ihr abgewandt, auf dem Boden und hielt etwas in Armen. Als sie nur noch ein paar Meter entfernt war, erkannte sie, dass er eine Person in seinen Armen hielt. Schlagartig wurde ihr Schlecht und sie fühlte sich wie benommen. Bevor sie ihn erreichen konnte, stand wie aus dem Nichts, ihr Bruder Quan vor ihr. Quan breitet seine Arme aus, fing sie ab und drückte sie an sich. „Lass mich los, Quan! Lass mich los, verdammt noch mal!“, sie schlug um sich und versuchte ihrem Bruder zu entkommen. „Shang, beruhig dich!“, entgegnete er ihr mit sanfter Stimme. Sie sah wie ihm Tränen das Gesicht entlang rannen. Sie trat ihm gegen sein Schienbein und biss ihn in den Oberarm. Er schüttelte sie sacht, er setzte dazu an etwas zu sagen, doch er wurde unterbrochen. „Lass sie los!“, keuchte eine Stimme schwach, „Lasst mein Mädchen zu mir.“ Shang stiegen die Tränen in die Augen. „Nein, NEIN!! Bitte nicht!“, dachte sie während sie zu Sun Ce hastete. Sie erkannte den roten umhang mit Tigerfell am Rand, die Schienbeinschützer mit dem Familienemblem und schließlich trat sie vor Sun Ce und sah das Gesicht ihres Vaters. „Vater... Vater..“, ihre Tränen strömten ihr übers Gesicht. Sie fiel neben ihm zu Boden. Zitternd nahm sie seine Hand und führte sie vorsichtig zu ihren Lippen und küsste sie. „Shang, Shang.., du wirst eine prächtige.. Frau“, er musste unterbrechen um zu husten. Er hatte Probleme dabei seinen Kopf zu heben und sie anzusehen. „Ich würde gerne miterleben.. wie du heranwächst. Versprich mir eins... Versprich mir.. dass du glücklich wirst..“, brachte er nach Luft ringend hervor. Sun Quan stand hinter ihr und drückte ihre Schulter. Werdet glücklich, meine Kinder.“, sein Kopf sank nieder. „Werdet glücklich...“, seine Augen starrten blicklos in den Himmel. Sun Ce legte ihm die Hand auf und schloss seine Lider. Shang sank in sich zusammen und begann noch heftiger zuweinen. Sun Quan ging in die Knie und umarmte seine kleine Schwester. Kapitel 4: Eine alte Bekannte ----------------------------- Sie stand für ein paar Sekunden still und konzentrierte sich. Mit dem langsamer werden ihres Atem schien auch ihre Umgebung langsamer zu werden. Alles um sie herum schien sich nur noch in Zeitlupe zu bewegen. Nach kurzem zögern stieß sie einen Wutschrei aus. Noch bevor der Schrei verschall, wirbelte sie durch ihre Gegner. Schnell drehte sie sich und schwang ihre Chakrams dabei durch die Luft. Einige versuchten sich mit ihren Schwerter und Schildern zu verteidigen, doch diese brachen wie Holz entzwei. Von der Ferne aus betrachtet, sah es auf eine absurde Art aus wie ein Tanz. Ein tödlicher Tanz, der einer Horde von Soldaten das Leben gekostet hatte. Sie wirkte nahezu elegant während sie einen Gegner nach dem anderen zu Boden rang. Da diese sich alle noch in Zeitlupe bewegten, konnte ihr keiner entkommen. Nachdem auch der Letzte niederging hörte sie hinter sich eine Stimme, „Man wo hast du so kämpfen gelernt?“ Blitzartig schwang Sun Shang Xiang herum und warf einen ihrer todbringenden Schwertkreise. Nene sprang hoch und landete sanft neben dem Ort wo das Chakram im Boden steckte. Die Ninja lächelte ihrer guten Freundin zu, doch diese starrte nur wie in Raserei verfallen zurück. Sun Shang Xiang lief auf Nene zu. Sie wirbelte ihren verbliebenen Chakram um sich und zischte nur kurz vor Nenes Gesicht vorbei. Diese beugte sich gekonnt unter den Angriffen durch und wisch zurück. „Was ist mit dir? Erkennst du mich nicht?“, fragte Nene entzürnt. Shang hechtete an ihrer zweiten Waffe vorbei, rollte sich ab und griff sie, um sich gleich wieder auf ihre Freundin zu stürzen. Sie schlug fortwährend mit ihren Waffen auf sie ein. „Also gut.“, zischte Nene zwischen ihren Zähnen hervor, „Wie du willst!“ Die Ninja zog ein Katana hinter ihrem Rücken hervor, hielt es vor Shangs Chakrams und wehrte diese mit einem starken Stoß ab. Die Wu Kriegerin stolperte zwei Schritte nach hinten. Nene nutze die Chance. Sie zog mit ihren Armen einen großen Bogen in der Luft und führte ihre Hände zueinander. Diese schlossen sich zusammen, so dass ihre Zeigefinger abstanden. Leise murmelte Nene ein paar Worte vor sich her. Shang hatte ihr Gleichgewicht wieder gefunden und stürmte mit gezogenen Waffen nach vorn. Doch dann wurde sie von einer Druckwelle übermannt und verlor ihre Chakrams samt ihres grade wieder gewonnenen Gleichgewichts. Nene rannte zu ihrer Freundin und beugte sich zu ihr. „Shang? Alles klar mit dir?“ besorgt sah sie Shang an. „Warum nur liege ich ständig aufm Boden?“, Sun Shang Xiang öffnete ihre Augen. Nene hielt ihr ihre Hand entgegen. „Danke, Nene.“, Shang klopfte sich den Dreck von den Sachen. „Su Xi ist gefallen. Du kannst wieder nach Hause.“ Shang sah auf, „Und wohin gehst du?“ Anhand Nenes Mimik konnte Shang schon ahnen was ihr auf der Zunge lag, „Du kannst gerne eine Weile mit zu uns kommen. Wir würde uns freuen dir diesen Gefallen zu tun.“ Nene schwieg. „Ich würde mich freuen dir diesen Gefallen zu tun.“ „Wie sollte ich da nein sagen?“, antwortete sie und grinste Shang an. Shang lächelte zurück, „Ich freu mich dich wieder getroffen zu haben.“ Nachdem sie drei Stunden geritten sind, erreichten sie den Chang Jiang Fluss. Sie müssten ihm noch etwa eine halbe Stunde lang folgen und sie wären in Jiang Xi angekommen. Gemächlich ritten Sun Shang Xiang und Nene durch das bewachsene Tal. Hin und wieder trafen sie ein paar Fußsoldaten, die auch auf dem Heimweg waren. Die Freude stand allen ins Gesicht geschrieben. Su Xi wurde von Xiahou Dun regiert und verteidigt. In einer Schlacht gegen Xiahou Dun verloren Nenes Eltern ihr Leben. Das junge Mädchen wurde von Sun Jian gerettet und Lebte eine Weile mit Shang und Lady Wu. Als Nene zehn Jahre alt war, hatte sie sich entschieden ein Ninja zu werden. Für ihren Wunsch war sie sogar bereit nach Japan zu reisen um dort viele Jahre in einem Ninjadorf zu leben. „Wie fühlt sie sich an?“, Shang sah in den Himmel als sie die Frage stellte. Nene spähte zu Shang, „Was meinst du?“ Shang blickte kurz zu ihrer Freundin, nur um sich dann wieder den Wolken zu zuwenden. „Rache.. immerhin hat Xiahou Dun deine Eltern umgebracht.“ Die Ninja schwieg für einige Momente. „Einsam... Ich dachte wenn er endlich weg wäre, wenn er nicht mehr meine Träume plagt. Meine Eltern gerächt wären.“, sie starrte vor sich her, als wäre ihr Blick in einer anderen Zeit an einen anderen Ort. Shang betrachtet ihre Freundin und versucht zu verstehen was in ihr vorging. „Verstehst du? Ich dachte wenn er stirbt, wäre alles leichter zu ertragen. Die Trauer vorbei... Doch nix ist anders. Ich bin noch genauso alleine wie vorher.“ Nene machte eine Pause, eh sie ihren Kopf schüttelte, wie um wieder in die Realität zurück zu kehren. „Lass ihn keine Kontrolle über dich gewinnen. Rache führt nur zu noch mehr Zorn. Du hast deine Brüder und deine Freunde, sie werden für dich da sein. Denk immer daran.“, sie lächelte Shang zu. Beide ritten schweigend nebeneinander her, jede in ihre eigenen Gedanken vertieft. Zuhause angekommen veränderte sich die Stimmung der Beiden. Nene war fröhlicher, da sie für eine Weile eine Unterkunft gefunden hatte und Shang bereitete sich Mental auf die endlos langen und langweiligen Tage vor. Seitdem Sun Jian fiel, war Sun Shang Xiang nur noch auf dem Schlachtfeld. Zuhause konnte sie sich nicht ablenken, außer sie Trainierte. Sie hatte schon einige der Topgeneräle Wus geschlagen unter anderen Lu Xun und Ling Tong. Natürlich waren das angenehme Abwechslungen jedoch viel zu selten. Seit dem Unglückstag, der nun schon ein halbes Jahr her ist, sind die meisten Offiziere Wus in ganz China unterwegs. Sie waren mit der Planung und den Vorbereitungen für eine Schlacht gegen Lu Bu in Xia Pi beschäftigt. Einige waren in kleine Gefechte verstrickt um Außenposten von Xia Pi einzunehmen. Shang war grade auf dem Rückweg eines solchen Auftrags. Sie gehörte zu den Truppen Zhu Tais. Sie hoffte, dass die große Schlacht von Xia Pi endlich ein Anfang fand. Doch solange ihre Brüder unterwegs waren und kein Befehl zum Angriff kam, musste Shang sich irgendwie ablenken. Ein Glück das Nene ihr dieses Mal Gesellschaft leisten konnte und die Wartezeit verkürzen konnte bis der nächste Auftrag kam. Sie durchschritten ein hohes Tor, dieses stellte den einzigen (offiziellen) Eingang zu dem Vorort dar, von dem Wu aus seine Gebiete regierte. Die Stadt war mit einer stabilen Steinmauer umzogen. Aller fünfhundert Meter war ein Aufsichtsturm vorzufinden. Diese waren rund um die Uhr besetzt, wodurch jeder noch so kleine Anschlag schnell unterbunden werden konnte. Die Soldaten waren auf Überfälle vorbereitet und patrolierten regelmäßig durch alle Bezirke. Der Palast von dem aus Sun Jian seine Befehle gegeben hatte, stand auf einer Erhöhung und war nur über unzählig viele Treppenstufen zu erreichen. Zur Absicherung wurde auch dieser von einer Mauer umzingelt. Die Beiden trapten gemütlich durch die Reihen aus einfachen Holzhäusern. „Sind deine Brüder zurück?“, riss Nene Shang aus ihren Überlegungen. „Da vorne ist eine Menschenmasse. Und ich würde wetten, dass ich dieses Pferd kenne.“, sie zeigte auf einen Gaul der am Tor zum Vorgarten des Palast stand. Shang blickte in die vorgegebene Richtung. Ihre Augen weiteten sich, „Das ist Quans Pferd!!“ Sie hieb Kjell ihre Fersen in die Flanken und galoppierte davon, Nene ihr hinterher. „Quan! Quan!“, sie rief ihren älterten Bruder. Sun Quan, der von einem Publikum umgeben war, erblickte sie und winkte sie herbei. Die Leute machten bereitwillig für Sun Shang Xiang Platz. Shang sprang von Kjells Rücken und umarmte Quan stürmisch. „Quan, wie geht es dir? Wo warst du? Wann sind die Vorbereitungen endlich beendet? Wo ist Ce?“, sie blickte sich um, doch erspähte nur einige Bauern und Dorfbewohner, ein paar Offiziere und etwas abseits der Masse Nene, die neben den Pferden stand. Sun Quan sah seiner Schwester in die Augen. „Wo ist Ce?“ Er wand seinen Blick ab. Shang stockte der Atem. „Nein.. NEIN!! Das ist nicht wahr.. Du lügst!“, aufgebracht rannte sie durch den Garten, die Stufen hinauf und verschwand am Ende der Treppe im Palast. Nene übergab Huang Gai die Pferdezügel und hastete Shang nach. Im vorbei rennen wechselte sie mit Sun Quan einen Blick, der nichts anderes als Trauer besagte. Es waren mehr Treppenstufen als Nene vermutet hatte. Als sie oben angekommen war musste sie kurz verschnaufen. Sie kannte den Palast noch von früher als sie Kinder waren. Nene vermutete wohin Shang gerannt sein musste. Als sie den Innenhof betrat war keine Menschenseele zu sehen. Sie blickte sich kurz um, grade als sie sich zum gehen wand, hörte sie ein leises schluchzten. Sie sah sich genauer um und entdeckte etwas Rotes in den wippenden Baumwipfeln. „Shang... es tut mir für dich so leid. Bitte komm da runter, sonst muss ich hoch kommen.“ Keine Antwort. „Shang, es beginnt gleich zu regnen.“ Wieder nur Schweigen. „Wie du willst!“ Die Ninja sprang mit zwei gekonnten Zügen den Baum hinauf und setzte sich direkt daneben auf die Mauer. „Willst du mit mir reden?“, sie drehte ihren Kopf schief. Shang hockte auf einer Astgabel, den Kopf zwischen den Beinen versteckt. „Bitte Shang..“, sie flehte sie an. Sun Shang Xiang schniefte. „Geh weg! Ich brauche niemanden. Jeder der mir wichtig ist stirbt.“, sie spie die Worte aus. Nene versuchte so sanft wie möglich zu reagieren, „Das ist nicht wahr. Ich schwöre dir, dass Quan nix passieren wird.“ Shang sah auf. Mit ihrer roten Nase und den Tränenschlieren, wirkte sie um Jahre jünger. Bei dem Gedanken an die kleine Shang, fiel Nene ein wie Lady Wu immer ihre Tochter genannt hatte. „Lady Sun, bitte komm mit ins Haus. Alle machen sich schon sorgen um dich.“ Diese Bezeichnung hatte Shang ein kleines Schmunzeln entrungen. „Komm hier runter.“, Nene hielt Lady Sun ihre Hand entgegen. Shang reichte ihr zögerlich die Hand. Kapitel 5: Die Entscheidung --------------------------- Die Vögel zwitscherten ein heiteres Morgenlied das den fast Sommerlichen Frühlingstag einläutete. Für Frühling war es wirklich ungewöhnlich warm. Da es schon seit einigen Wochen immer wärmer wird, war Mutternatur bereits drauf und dran alles Leben wieder zu erwecken. Sonnenstrahlen schienen in Shangs Zimmer, sie hatte vergessen die Vorhänge zu zuziehen. Spätestens jetzt war sie gezwungen auf zu wachen, doch zu träge um sich zu erheben, so blieb sie liegen. Sie hörte wie sich jemand in ihr Zimmer schlich. „Guten Morgen Lady Sun!“, ertönte Nenes Stimme die vor Fröhlichkeit grade zu beben schien. Shang öffnete verschlafen ein Auge, erblickte Nenes strahlendes Gesicht und schloss ihr Auge wieder, „Gute Nacht.“ „Jetzt komm schon du Morgenmuffel, du liegst nun schon seit einer Woche nur noch in deinem Bett.“, überrascht Xiao Qiaos Stimme zuhören, öffnete sie noch mal kurz ihr Auge, nur um sich dann brummend auf die Seite zu drehen. Die beiden Mädchen schienen in Tatendrang gebadet zu haben. Shang empfand das ganze Spektakel alles andere als erfreulich. „Du musst heute aufstehen.“, äußerte Xiao. „Heute erwarten wir hohen Besuch! Sag nicht du hast vergessen wer heute kommt?“ Alles was Shang hörte ging zum einen Ohr rein und genauso schnell zum anderen raus. Plötzlich fasste sie ein Wort auf, was ihr im Kopf stecken blieb. Liu Bei. Shang war sich nicht über deren Bedeutung im Klaren, bis sie erkannte, dass es ein Name war. Erschrocken bemerkte sie welcher Name das war. Sie fuhr hoch, „Was ist mit Liu Bei?“ Nene und Xiao schüttelten hoffnungslos die Köpfe. „Er wird in ungefähr zwei Stunden eintreffen.“, entgegnete Nene. Müde sprang Shang aus dem Bett. „Ist das Bad schon vorbereitet?“ Sie ging in Gedanken eine Liste durch was sie zu erledigen hatte bis der Besuch eintraf. „Aber natürlich.“, bestätigte Xiao ein wenig eingeschnappt, „Was denkst du wer wir sind?“ „Entschuldigt mich.“, Shang hastet in ihrem Schlafkimono aus dem Zimmer und lies ihre Freundinnen zurück. Überraschend Ehrfürchtig betrat er den großen Saal. An den Wänden hingen Stoffgemälde und Schriftrollen die einige Jahrhunderte alt waren. Die Schriftrollen beinhalteten Weisheiten wie „Alle Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen.“ oder „Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.“ Einige der Gemälde zeigten Bilder von Tigern, andere Sun Jian, Lady Wu oder einen anderen Vorfahr der Familie Sun. Auf einem Bild stand ein großer Mann mit einem Tigerfellumhang auf einem Berg. Neben ihm ein kleiner Junge, der seine Hand hielt. Auf den Schultern des Mannes saß ein kleines Mädchen. Der Mann zeigte mit seiner freien Hand auf etwas und die Kinder folgten ihr mit den Augen. Das Licht der Untergehenden Sonne schien ihnen in den Rücken wodurch ihre Vorderseite in Schatten gehüllt war. Man konnte die Gesichter nur schwer erkennen, doch man sah deutlich, dass alle drei gemeinsam lachten. Das Bild strahle von Lebensfreude, Träume und Hoffnungen. „Das ist Vater, mit Ce und Shang. Es wurde gemacht kurz nachdem Vater sich entschloss Wu zugründen.“ Liu Bei war von dem Kunstwerk so gebannt gewesen, dass er nicht einmal gemerkt hatte wie Sun Quan eintrat. „Es ist großartig.“, entgegnete Liu Bei mit Begeisterung. „Es tut mir leid was mit Sun Jian und Sun Ce passiert ist.“, entschuldigte er sich aufrichtig. „Dafür kannst du doch nix, mein Freund.“, winkte Sun Quan ab. „Das ist der richtige Zeitpunkt, etwas Neues, Großartiges zu erschaffen.“, sagte Sun Quan mehr zu sich selbst als seinem Besuch. Er schüttelte seinen Kopf, „Wie dem auch sei, Shang Xiang dürfte bald fertig sein. Sie wird dich durch den Palast führen.“ „Du hast von mir gesprochen.“, Shang trat in die Tür. Die beiden Männer drehten sich zu ihr. „Schwesterherz, darf ich dir vorstellen. Das ist Liu Bei, Herrscher Shus. Liu Bei, das ist meine Schwester Sun Shang Xiang.“ Sie gesellte sich zu ihnen und verbeugte sich vor Liu Bei, „Liu Bei.“ Er nickte ihr ergeben zu, „Verehrte Lady Sun.“ Sun Shang Xiang und Liu Bei spazierten gemächlich den langen Flur, der zum Trainingshof führte entlang. Hier und da stellte Liu Bei fragen zu einzelnen Gemälden und Wandteppichen. „Ihr habt eine außergewöhnliche Familiengeschichte.“, merkte Liu Bei an, nachdem er eine Reihe der Vorfahren Wus betrachtet hatte. „Danke, aber eure ist auch nicht zu verachten.“, gab Shang zurück, „Immerhin sind Sie ein Nachfahre Han Xiandis.“ Liu Bei schmunzelte vor sich hin, „Ein gefällter Baum wirft keinen Schatten.“ Über Shangs Stirn bildeten sich Furchen, sie dachte drüber nach was er ihr damit sagen wollte. Grade als sie zu einer Frage ansetzten wollte begann Liu Bei zu reden, “Beherrschen Sie Weiqi?“ Verblüfft über den abrupten Themenwechsel, schüttelte Shang nur ihren Kopf. „Weiqi ist ein Strategiespiel das schon seit Generationen zur Kriegsvorbereitung gespielt wird.“, er sah sie an, „Heutzutage spielen es auch viele um sich zu entspannen.“ „Ah, du meinst sicherlich Go. Ich habe öfters Vater und Bruder Quan dabei beobachtet, aber es selbst noch nie versucht.“, sie lächelte ihm von der Seite zu. *Sie ist wirklich süß*, dachte er. „Wenn Sie wollen, kann ich es Ihnen beibringen!?“ „Gerne doch.“ Shang und Liu Bei schlenderten weiter durch die Halle. Als sie an einer Tür ankamen blieb Sun Shang stehen, „Für den verbleib Ihrer Zeit, wird dieses ihr Zimmer sein.“, sie wies auf die Tür vor ihnen. „Ruhen Sie sich erstmal von den Strapazen der Reise aus. Wir sehen uns zum Abendmahl.“, sie verbeugte sich eilig vor ihm und verschwand im Flur. Liu Bei bliebt kurz stehen und sah ihr nach, wobei er über beide Ohren grinste. Ein schmerzvoller Schrei ließ Shang umherfahren. Ihre Augen wanderten über das Schlachtfeld und suchten die Ursache. Durch die schlechten Witterungen konnte sie nicht allzu fern sehen. Doch etwa 200 Meter von ihr entfernt schienen ein paar Männer zu kämpfen. Unter den vielen lila gekleideten Soldaten erkannte sie auch einen roten, somit eilte sie ihnen entgegen. Vom weiten erkannte sie Sun Ce an seiner Technik. So fließend hatte sie noch nie jemanden mit Tonfen kämpfen sehen. Seine Bewegungen waren so flüssig und fehlerlos, es scheint als das er noch nie etwas anderes gemacht hat. Als Shang ihn erreichte waren seine Gegner um die hälfte dezimiert. „Ce! Hinter dir!“ Sun Ce beugte sich nach vorn, im selben Moment wollte ein Gegner mit seinem Schwert auf ihn einhieben als Shang über Ces Rücken gesprungen kam und ihn mit ihrem Chakram in zwei Teile teilte. Sun Ce brachte ein, „Danke Schwesterchen.“, hervor, bevor die nächste Gegnerbande aus einem Zelt entsprungen kam. „Gern geschehen.“, erwiderte sie, während sie sich für einen richtigen Kampf wappnete. Sie zog ihren Bogen aus der Halterung am Rücken, ging in die Knie und zog blitzartig ihre Bolzen hervor und schoss einen Gegner nach dem anderen nieder. Nachdem beide ungefähr zwanzig Soldaten erledigt hatten, meldete Shang sich zu Wort, „War’s das schon?“ „Scheint so, obwohl es doch grade erst lustig wurde.“, bedauerte Ce. „Keine Bange, euch wird schon nicht Langweilig. Dafür sorge ich!“, Lu Bu trat aus einem der Zelte. „Seiest du verflucht, LU BU!!“, mit diesem Kampfgeschrei stürzte Shang sich auf ihn. Ein zunehmender Schmerz in ihrer Linken Schulter ließ ihren Arm taub wirken. Shang öffnete schlagartig ihre Augen. Für einen Augenblick starte sie vor sich her. Als sich die Schatten des Schlachtfeldes verzogen, wurde ihr Verstand klarer. Ruckartig erhob sich ihr Oberkörper, sie nahm mit ihrer rechten Hand ihren linken Arm und schüttelte diesen. „Werd wach!“, brummte sie. Sie sah auf ihr Bett und dann wieder auf den Boden. *Also war es doch nur ein Traum. Ce ist wirklich... weg*, dachte sie enttäuscht. Als sie begann in ihrem Arm wieder Leben zu spüren, seufze sie laut auf. Ein Blick aus dem Fenster genügte und sie wusste, dass grade die Dämmerung begonnen hatte. Mit einem weiteren Blick auf ihr zerwühltes Bett und die Decke die am Boden neben ihr lag, war ihr bewusst, dass sie nicht mehr einschlafen konnte. Nicht nach so einem Traum. Die ersten Vögel begannen zu zwitschern. „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“, sagte sie vor sich her. Somit stand sie auf und begann die typischen morgendlichen Rituale. Nachdem sie sich wieder frisch fühlte und eine Art Trainingsanzug angezogen hatte, ging sie raus auf den so genannten “Hof des Tigers“. Dort machte sie ein paar Übungen um die letzten Reste der Nacht wegzuwischen. Mit einem abschließenden strecken bewegte sie sich auf eine niedrige Mauer zu. Sun Shang Xiang lehnte sich über die kleine Grundmauer und streichelte einen großen Bengalischen Tiger. Der Tiger ließ sich gemütlich hinter dem Ohr kraulen und begann leise vor sich hinzuschnurren. Auf einmal zuckte sein Ohr und das Schnurren verstummte. Shang bemerkte sein Verhalten. Als sie sich umsah erblickte sie Liu Bei, wie er am Eingang zum Innenhof stand. Er lächelte sie an und sie strahlte zurück. „Es freut mich Sie wieder zu treffen Lord Liu Bei.“, sagte Shang während er auf sie zuschritt. „Ich bin ebenfalls hoch erfreut.“, entgegnete Liu Bei und nickte ihr wohlwollend zu. Nach einer Weile verfinsterte sich seine Miene, „Es tut mir wirklich leid, was mit Sun Ce passiert ist. Er war ein guter Kämpfer und ein gütiger Mensch.“, Shang sah betrübt zu Boden, „Ja er war wirklich ein großartiger Mann.“ Liu Bei ließ es sich nicht anmerken, doch während sie diesen Satz sprach durchfuhr ihn ein kleiner Stich mitten durchs Herz. Konnte er jemals eine so große Rolle in ihrem Leben einnehmen? Er fasste ihr auf die Schultern, Shang sah zu ihm hoch und ihre Blicke trafen sich. Sie waren sich noch nie so nahe wie in diesem Atemzug, „Ich möchte dir anbieten mit mir nach Cheng Du zu kommen. Ich würde mich sehr freuen dich bei mir zu haben.“ Shang wurde ganz rot um die Wangen. Grade als sie Antworten wollte fauchte es hinter ihr. Sie erschrak und stolpere Liu Bei direkt in die Arme. „Yin Yin!!“, schrie sie das große Tier zornig an. Gelbe Augen wechselten zwischen dem Pärchen hin und her, schließlich fixierten sie Shang „Wag es dir ja nicht!“, drohte Shang. Zwischen Yin Yin und Shang entstand eine Art herausfordernder Kampf, wer als erstes blinzelte, der musste nachgeben. Wenn Shang gewann musste Yin Yin Liu Bei in frieden lassen. Und wenn Yin Yin gewann.. Doch der Tiger schien schnell von dem “Spiel“ gelangweilt, wandt sich ab und verschwand in den Gebüschen, aus denen er das ganze Spektakel bestimmt weiter verfolgen würde. Shang drehte sich zu Liu Bei um, „Es tut mir leid. Yin Yin hat einen starken Beschützerinstinkt.“ Liu Bei hob eine Augenbraue und setzte zu einer Erwiderung an. „Nicht das Sie gefährlich wirken, nein, nein.“, fügte Shang hastig hinzu. Liu Bei lächelte sie an und ihr wurde ganz warm ums Herz. „In Guan Du tragen die Blütenkirschen bis fast in den Sommer hinein ihre Blütentracht. Falls Sie Interesse an meinem Angebot haben, geben Sie mir bis zu meiner Abreise bescheit.“ Zum ersten Mal wurde Shang richtig bewusst, dass er auch irgendwann abreisen würde. Immerhin brauchten ihn die Leute in seinem Land. „Lord, Liu Bei?“ „Sie wünschen?“ „Können wir aufhören mit diesem höfischen Gerede?“ Liu Bei, der jetzt mit allen, außer so etwas gerechnet hatte begann laut zu lachen. „Ich bin es auch schon leid.“, schmunzelte er. Die beiden begannen zu lachen und hinter ihnen erhob sich die Sonne zu einem rosa-orangen Feuerball, der alles zu neuem Leben erweckte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)