In the end von Ryusei (It doesn't even matter) ================================================================================ Kapitel 5: Sebastian -------------------- Sebastian Ich hatte mich daran gewöhnt, mich einem System unterzuordnen, an dessen Vorhandensein ich nichts ändern konnte. Es änderte jedoch nichts daran, dass ich mich regelmäßig so weit gegen meine Grenzen lehnte, wie es mir zugelassen wurde. Dennoch… als Butler sind diese Grenzen stark. Als Dämon leichter zu überwinden, als man glauben mag. Ich begab mich freiwillig in einen Vertrag, der mich einem Menschen unterordnete. Einem sehr jungen Menschen. Einem… … Kind. Doch ich tat es gern. Ich genoss jeden Tag. Eine Tatsache, die mich anfänglich erschreckte, später überraschte. Und dann war es mit einem Mal gar nicht mehr ungewohnt. Es war Alltag. Sekunden. Minuten. Stunden. … Jahre. Ich war für ihn da, wann immer er nach mir verlangte. Freiwillig. Gerne. Und dann… wurde alles anders. Ein einziger Tag. Ein einziges… Verlangen. Hunger. Ich verfluche mich, dass ich es nicht unterdrücken konnte. Ich verfluche mich dafür, dass ich schwach war. Schwach, einem schlichten, menschlichen Trieb nachgegangen zu sein, dem ich niemals hätte nachgehen dürfen. Ich hatte mich und meine eigenen Fähigkeiten überschätzt. Ich Narr. Ich finde keine Worte. Keine Worte, die ich an den kalten Körper richten kann, der in meinen Armen liegt. Keine Empfindung, wenn ich in die leeren, blauen Augen sehe. Das Vertragszeichen ist verschwunden. Sowohl bei ihm als auch bei mir. Meine rechte Hand. Nackt und entweiht. Und blutverschmiert. Meine Finger gleiten über sein Gesicht, über die zarten Wangen, durch die dichten, grauen Haare, über die geöffneten Augen. Tiefer. Über seine Brust, die tiefen Gräben, die sein Leben beendet haben, die Arme, über seine Hände. Zwei Finger fehlen. Sie liegen irgendwo in der weitläufigen Eingangshalle. An einem steckt noch immer der goldene Ring. Ich ziehe ihn höher, drücke ihn gegen meine Brust und atme zitternd ein. Normalerweise hätte ich mich freuen sollen. Mein Hunger ist gestillt, doch das schlechte Gewissen und die Trauer lasten wie ein Gewicht auf meinen Schultern. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. „Young Master…“ Ist es wirklich meine Stimme, die so leise und erbärmlich klingt? Ich habe den Vertrag gebrochen. Der Vertrag, der besagte, dass ich ihn beschützen sollte. Bis an sein Lebensende. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich sein Leben beenden würde. Ich, dem er vertraut hatte. Ich, der ihm stets jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatte. Ich… sein Butler. Waren die Grenzen nicht stabil genug? Wie hätte ich sie sonst durchbrechen können. Nie hätte ich geglaubt, dass ein menschliches Leben einmal bedeutsam werden könnte. Doch es hatte sich viel verändert. Ich hatte mich verändert. Durch ihn. Langsam zwinge ich mich aufzustehen, den Körper immer noch auf den Armen. Meine Lippen berühren seine Stirn. Nichts, was es wieder gut machen könnte. Nichts, was mich noch auf Erden halten könnte. Ich bringe es nicht über mich, um Verzeihung zu bitten. Es wäre… falsch. Etwas Unverzeihliches ließ sich nicht entschuldigen. Ein Zittern läuft über meinen Körper und ich höre meine Schritte nicht, während ich auf die Türen zugehe. Ich weiß nicht, wohin ich nun gehen soll. Aber ich weiß, dass ich nicht mehr hier bleiben kann. Nicht, wenn er nicht mehr da ist. Nicht, nach dem, was ich getan habe. Meine Arbeit im Hause Phantomhive ist vorbei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)