PS, Ich liebe dich! von cooking_butty ================================================================================ Kapitel 1: Nur zu Besuch ------------------------ Traurig sah er auf das einfache Messingkreuz, das ihm zwischen ein paar Bäumen gegenüberstand. Es war an einem schönen Plätzchen, aber gut genug versteckt, um nicht von Unwissenden entdeckt zu werden. Wieder dachte er an jenen Moment zurück, als ihm sein größter Schatz entrissen wurde. Er sah noch jedes einzelne Detail, obwohl das alles schon fast ein halbes Jahr her war. Beinahe spürte er den Regen, der in jener Nacht unaufhörlich auf sie einprasselte. Er hörte jenes Lachen, das sein Herz erwärmte, hörte den entsetzten Schrei, der seinen Namen formulierte, ihn anwies, aufzupassen. Er sah jenes weiße Licht und hörte das eindringliche Hupen des dazugehörigen Autos. Er sah, wie er selbst zu Boden geworfen wurde – auf eine sichere Stelle. Und dann hörte er nur noch das Quietschen der Bremsen, den dumpfen Aufprall seines Freundes auf den Asphalt. Sein Geliebter hatte sich geopfert, damit er überleben konnte. Doch was war das für ein Leben? War es das wirklich wert gewesen? Hätte jener es getan, wenn er gewusst hätte, wie sehr seine Hinterbliebenen leiden mussten. Wie sehr er darunter leiden musste? Jenes Kreuz teilte Rod mit, dass er seinen großen Blonden nie mehr in die Arme schließen kann, ihm nie mehr vorwerfen kann, dass er schon wieder zu lange alleine unterwegs war…ihm nie mehr sagen kann, wie sehr er ihn vermisst. Es teilte ihm mit, dass er diesem nie wieder zuhören kann, wenn er begeistert von seinen Reisen erzählt, nie wieder ein Kribbeln im Bauch spürt, wenn jener ihm sagt, wie sehr er ihn liebt. Der Ort war von Farin selbst bestimmt worden. Rod erinnerte sich, wie sie einmal beim Spazieren hier vorübergegangen waren. Der Große war stehen geblieben, hatte sich umgesehen und gemeint: „Hier möchte ich begraben werden!“ Es war schön hier, die Stelle war so ausgerichtet, dass sie von der untergehenden Sonne beleuchtet wurde, denn der Blonde hatte Sonnenuntergänge geliebt. Der Chilene kniete sich nieder, um seine mitgebrachte Rose vor das Kreuz zu legen. Mit Tränen in den Augen verabschiedete er sich. Noch am selben Tag traf er sich mit Bela. Sie wollten sich einen Film im Kino ansehen – einen lustigen, denn Trauer hatten sie schon genug bei sich. Er schaffte es sogar, die beiden etwas aufzuheitern. Als Rod sie nach Hause fuhr, hatten sie den Radio angedreht. Sie achteten nicht weiter auf ihn, bis der eingestellte Sender ein neues Lied spielen wollte. Es war ein Song von Xavier Naidoo, beide wollten sofort umschalten (keiner von ihnen mochte diesen Sänger) doch der Radio kam ihnen zuvor und schaltete wie von selbst auf einen neuen Sender. „Passiert dir das öfter?“, fragte Bela. „Dass der Sender wechselt? Klar…dir nicht?“ „Doch, doch. Aber, dass das genau dann passiert, wenn ein Lied von jemandem kommen würde, den…“, Bela verstummte. „…den Jan nicht ausstehen konnte?“, beendete Rod den Satz. Bela nickte. Rod dachte nach. Natürlich war es ihm aufgefallen. Schließlich konnte es schon lange kein Zufall mehr sein, dass der Radio genau dann wechselt, wenn Naidoo, Blumfeld, oder jemand ähnlich schlimmes gekommen wäre. „Ist das bei dir also auch?“ Wieder nickte sein Beifahrer. „Glaubst du…glaubst du, dass er da…seine Finger im Spiel hat?“, fragte der Drummer nach einer Weile. Der Jüngere zuckte mit den Schultern. „Weißt du…ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod…beziehungsweise hab ich es bis jetzt nicht getan, aber vielleicht…vielleicht ist das ein Zeichen. Vielleicht will uns Jan damit sagen, dass er trotzdem noch bei uns ist.“ Bela deutete unsicher mit den Händen herum. Er glaubte, er würde den größten Schwachsinn erzählen, aber es konnte nicht anders sein. Das konnte doch kein Zufall sein. Seit er seinen besten Freund verloren hatte, griff er nach jedem Strohhalm, der sich bot, um ihm ein Stück näher zu sein, auch wenn dieser noch so sinnlos war. Von dieser Sicht aus hatte es Rod noch gar nicht betrachtet. Könnte Bela Recht haben? Er beschloss, in nächster Zeit mehr darauf aufzupassen. Vielleicht fand er noch mehr „Zeichen“. Als er heimkam, ging Rod sofort ins Bett. Bevor er einschlief schrieb er aber noch eine kleine Nachricht für Farin und legte es unter sein Kopfkissen. ‚Wenn Jan schon meinen Radiosender wechseln kann, dann kann er auch seine Post lesen’, dachte der Chilene leicht grinsend. Am nächsten Morgen wachte er gut gelaunt auf. Er hatte einen schönen Traum in dieser Nacht gehabt – seit dem Unfall der erste dieser Art. Rod fuhr mit seiner Hand verschlafen unter sein Kissen…und die Nachricht war weg. Erschrocken sprang er aus dem Bett, warf den Polster und die Decke (nachdem er sie genauestens untersucht hatte) auf den Boden, sah unter dem Leintuch nach – nichts. Auch unter dem Bett war sie nicht. War er jetzt verrückt geworden? Passierte das jetzt echt? Verwirrt ging er ins Wohnzimmer, ließ sich aufs Sofa fallen und zündete sich eine Zigarette an. Sie schien ihn etwas zu beruhigen, sodass er seine Gedanken ordnen konnte. Hatte sein verstorbener Geliebter seine Nachricht abgeholt? War das etwa ein Zeichen? Rod drückte seine Zigarette aus und ging in die Küche, um sich etwas zum Frühstücken zu suchen. Mit beladenem Teller und einer Tasse Kaffee ging er wieder zurück zum Sofa und schaltete den Fernseher ein. Eigentlich war er nicht der Typ, der am Morgen schon fernsah, aber er brauchte etwas zur Ablenkung. Es dauerte einige Minuten, bis er bemerkte, dass das Fenster offen stand. Er erinnerte sich nicht, es geöffnet zu haben. Ihm fiel ein, dass es nur eine Person gegeben hatte, die das Fenster öffnen würde, wenn er geraucht hatte – Farin. Mit einem Lächeln ging er hin und schloss es wieder. Das war kein Zufall mehr – Bela musste Recht haben, der Blonde war wirklich noch bei ihnen. Er schlurfte zum Sofa zurück und wollte gerade von seinem Brötchen abbeißen, als sein Blick auf dem Tischchen hängen blieb. Da lag ein Zettel, ungefähr so groß wie eine Postkarte. Rod war sich sicher, dass dieser noch nicht dagelegen hatte, als er zum Fenster ging. Er nahm das Blatt und dachte, sein Herz bliebe stehen, so sehr erschrak er. Das war unverkennbar seine Handschrift, in der geschrieben stand: Rauchen ist ungesund, weißt du das? Rod atmete ein paar Mal tief durch. ‚Du bist nicht verrückt, dass ist alles erklärbar.’ Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass es eben das nicht ist. Es war nicht nachvollziehbar, warum der Radio bei bestimmten Musikern den Sender wechselte, sein Brief an Farin weg war, das Fenster offen stand oder diese Nachricht von seinem verstorbenen Geliebten hier auf dem Tisch lag, wo sie vorher ganz sicher noch nicht war. Er ging ins Bad und sah sich im Spiegel. Eigentlich sah er ganz normal aus – man sah ihm nicht an, dass er kurz vorm Durchdrehen war. Wahrscheinlich versuchte sein Gehirn, die ganze Trauer und das ganze Leid in etwas Anderes umzuwandeln. Er schlug mit der Faust auf den Spiegel ein. Das Glas zerbrach, seine Hand begann sofort zu bluten. Er ließ sich zu Boden fallen, das Glas schnitt in seine Haut und verursachte nur noch mehr Wunden. Bittere Tränen strömten über Rods Gesicht, die erst nach einer Ewigkeit versiegten. „Warum tust du mir das an? Habe ich nicht schon genug gelitten?“ Rod stand wieder bei diesem Messingkreuz und schrie es an. Er hielt es nicht mehr aus – er musste es einfach rauslassen, auch wenn er es sofort wieder bereute. Er wollte ihn nicht anschreien, schließlich konnte dieser doch nichts dafür…oder? Als der Chilene sich zum Gehen abwandte, entdeckte er ein zusammengerolltes Blatt Papier am Boden. Er hob es auf und faltete es auseinander. Hey! 1. Du bist nicht verrückt. 2. Es tut mir Leid, wenn ich dich verletzt habe. 3. Ich werde zwar nie wieder zurückkommen, aber ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie ich näher bei dir (und Bela) sein kann. Vertrau mir, dann wird alles gut. Lg Jan P.S.: Ich liebe dich! Dieser Brief konnte nur von ihm sein. Niemand anderes, nicht einmal Bela, wusste, dass Farin diese drei Worte IMMER ins P.S. setzte. Verwirrt ging Rod nach Hause. Er beschloss, sich auf diese ganze Sache einzulassen. ‚Na und, dann werd ich halt verrückt. Sollen sich doch die anderen um mich kümmern!’, dachte er bei sich und musste dabei leicht schmunzeln. Er legte sich aufs Sofa, wollte eigentlich nachdenken, aber schon bald war er wieder eingeschlafen. Das ganze Schlafdefizit, das er durch die Albträume hatte, musste sich doch auch irgendwie abbauen. Durch ein Läuten an der Tür wurde er geweckt. „Bela, was machst du denn hier?“, fragte Rod verschlafen, aber erstaunt. Nicht erstaunt darüber, dass Bela ihn besuchte, sondern erstaunt darüber, dass seine Kratzer an den Händen, die er sich durch den zerbrochnen Spiegel zugefügt hatte, verschwunden waren. „Warte,“ meinte er im Weggehen. Er konnte das alles doch nicht geträumt haben, das ist doch wirklich passiert! Er hatte doch auf den Spiegel eingeschlagen, das Glas war auf dem Boden verteilt liegen geblieben – und eigentlich sollte es immer noch da liegen, denn bis jetzt hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sie wegzukehren. „Ähm…darf ich wenigstens rein?“, fragte Bela verwirrt. Solch einen Empfang war er von Rod nicht gewohnt. „Was? Äh, ja klar!“ Der Chilene gab ihm ein bedeutungsloses Handzeichen. Verwundert über seinen Freund folgte der Drummer jenem ins Bad. „Das kann nicht sein…“, seufzte der Bassist. „Was ist denn los?“ Als Bela das Badezimmer betrat, fiel ihm auf, dass der Spiegel verschwunden war. „Hat dir der Spiegel nicht mehr gefallen?“ Rod dachte, er würde träumen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Die ganzen Scherben waren sorgfältig weggefegt worden. Er berichtete seinem Freund von den Ereignissen dieses Tages, er zeigte ihm sogar die Nachrichten. „Also hatte ich gestern Recht, oder?“ meinte Bela dann. „Entweder das, oder ich werde verrückt…wobei ich stark auf Ersteres hoffe!“ „Das heißt, wir müssen einfach darauf vertrauen, dass das alles hier wirklich passiert, oder?“ „Ich denke ja!“ Die beiden redeten noch stundenlang, überlegten, was das alles bedeuten konnte, was sie nun tun sollten. Irgendwann beschlossen sie, dass es schon zu spät war, als dass Bela noch sicher nach Hause hätte fahren können. Gemeinsam legten sie sich in das große Bett, in dem vor fast einem halben Jahr noch eine Person gelegen hatte, wegen der die beiden sich an diesem Tag den Kopf zerbrachen. Beide glaubten, die Anwesenheit jener Person zu spüren, doch trauten sie sich nicht, es dem jeweils anderen zu sagen. Beide wussten nicht, dass diese Person wirklich – für sie nicht erkenntlich - anwesend war und sie beobachtete. Nachdem Bela und Rod schon ungefähr zwei Stunden schliefen und so schnell nicht mehr aufwachen würden, erschien ein fast zwei Meter großer, schlanker und blonder Mann bei ihnen. Er hatte weder die Tür, noch eines der Fenster benutzt, um ins Zimmer zu kommen – er war einfach aus einem Licht heraus erschienen. Auch jetzt war er von einem schwachen, warmen Licht umgeben, dass andeuten könnte, dass dieser Mann nicht von dieser Welt war. Er war in der Tat nicht von dieser Welt…wenn man damit die Welt der Lebenden meint. Er kam aus dem Jenseits – einer dem Diesseits identisch aussehenden Welt, auf der die Toten wohnten – und besuchte seine Schützlinge. Eigentlich war er ein ganz normaler Mensch – wenn man davon absah, dass er tot war. Er konnte fühlen, denken, essen, trinken, Dinge bewegen, schlafen – er konnte also alles machen, was die Menschen im Diesseits auch machen konnten. Er war aber nur für seine beiden Schützlinge sichtbar und er konnte die beiden Welten auch nicht vermischen – das heißt, wenn er Hunger oder Durst hatte, musste er jenen im Jenseits stillen, oder wenn er sich umziehen wollte, konnte er sich auch nur Kleidung aus seinem Kleiderschrank im Jenseits anziehen…aber das alles ist viel zu kompliziert, um es genauer zu erklären. Der Mann setzte sich auf einen Stuhl, der im Zimmer stand und beobachtete die beiden Schlafenden. Es brach ihm das Herz, dass sie seinetwegen leiden mussten. Wenigstens hatte er so eine Möglichkeit, sie davor zu bewahren, etwas Dummes zu tun, ihnen wieder die Sonnenseiten des Lebens zu zeigen. Wieder las er seine Post, die ihm Rod letzte Nacht geschickt hatte: Na, wie ist’s so im Jenseits? Er holte sich einen Kugelschreiber und einen Block und schrieb ihm eine Antwort. Eigentlich hätte er auch einfach mit ihm reden können, doch er wollte die beiden erst langsam daran gewöhnen, dass er von nun an ihr Schutzbefohlener sein würde. Er nannte sich bewusst Schutzbefohlener, denn er konnte dem Begriff „Schutzengel“ nichts abgewinnen, obwohl er genau das war. Er hatte sogar Flügel, die er mithilfe der Gedanken benutzen konnte: dachte er sie sich weg, waren sie nicht da, dachte er sie sich herbei, saßen sie auch schon einsatzbereit an seinem Rücken. Sie waren strahlend weiß, etwa bodenlang. Es hatte nicht lange gedauert, bis er fliegen konnte, aber dafür umso länger, bis er sie auch richtig steuern und angenehm landen konnte – heute konnte er sogar das perfekt, er hatte ja Zeit genug gehabt zum Üben. Als er mit seiner Nachricht fertig war, ging er auf die beiden Schlafenden zu. Er legte das Papier auf das Nachtkästchen und setzte sich auf die Bettkante, damit er seinen Geliebten noch etwas beobachten konnte. Er strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und es versetzte ihm einen leichten Stich. Das war der Nachteil an seinem Dasein. Er konnte zwar nahezu alles mit seinen Schützlingen machen, mit ihnen sprechen, ihre Wunden heilen, ihr Handeln beeinflussen, ihnen gute Träume schicken, ihre Radiosender wechseln, sie berühren, doch er konnte sie nicht spüren. Würde er sie umarmen, würden sie es zwar merken, aber es nicht fühlen können. Das würden sie erst wieder können, wenn die beiden ihm folgen würden. Eigentlich hatte er sich daran gewöhnt, dennoch er wünschte sich nichts mehr, als Rod spüren zu können. Der Mann lief schnell auf Belas Seite und schob diesen sanft näher zur Bettmitte, da er sonst auf dem harten Boden gefallen wäre. Als er sah, dass die beiden die Nacht ohne einen unangenehmen Zwischenfall überstehen würden, verschwand er mit der Schnelligkeit eines Wimpernschlags. Kapitel 2: Von Engeln und Dämonen --------------------------------- Als Rod am nächsten Morgen seine Augen öffnete, erblickte er sofort das weiße Blatt Papier, das auf seinem Nachtkästchen auf ihn zu warten schien. Vorsichtig faltete er es auseinander und begann zu lesen: Hey du! Tja, was soll ich sagen? Hier im Jenseits ist’s nicht viel anders als bei euch drüben. Aber es hat so seine Vorteile: Hier scheint zum Beispiel immer die Sonne…und alles strahlt irgendwie – weiß auch nicht, wie ich es beschreiben soll, aber wenn du mal wieder einen Hollywood-Film dieser Art siehst, dann wirst du verstehen, was ich meine. Und das Tollste ist, wenn mir mal die Sonne auf die Nerven geht (Ha, als würde mich mal die Sonne nerven!), kann ich einfach zu euch rüber gehen. Ich hab übrigens schon so einige interessante Gespräche geführt. Für manche wirst du mich vielleicht sogar beneiden! Du willst ein Beispiel? Okay bitteschön: John Lennon…oder Johnny Cash. Der hat, nachdem er die Welten gewechselt hat, übrigens mal so gesucht, was es für Diesseits-Musik gibt und da ist er unter anderem auch auf UNS gestoßen…und er findet uns sogar gut! Hammer, oder? Ach ja, sag Bela, dass es mir unendlich Leid tut, aber ich hab eine schreckliche Nachricht für ihn: Elvis ist wirklich tot! Ist aber ein netter Gesprächspartner… Tja, also, jetzt fragst du dich bestimmt, warum ich bis jetzt nur lauter Musiker getroffen habe. Das ist einfach zu erklären: Jeder Musiker wird eigentlich in dieselbe „Abteilung“ (sorry, find kein besseres Wort dafür) geschickt: In die Musikerabteilung…und ich denk mir, du kannst erraten, was sie da machen! Genau: Musik! Natürlich nicht die ganze Zeit, auch wir müssen Essen, Schlafen, usw. Ich fall mal wieder aus der Reihe (aber das ist man ja gewohnt ;): Dadurch, dass mein Ableben ziemlich spektakulär war, haben die Chefs gedacht, sie lassen mich das machen, was ich am besten kann: euch beschützen. Und deswegen bin ich euer Schutzbefohlener. Ich glaub, das war’s für’n Anfang Lg Jan PS: Ich liebe dich! „Bela, schnell! Wach auf!“ Rod rüttelte den Schlafenden, bis dieser träge die Augen öffnete. „Was’n…“ Jener verstand die Welt nicht mehr. Darf man nicht einmal mehr in Ruhe schlafen? „Schau doch“, antwortete der Chilene und hielt ihm den Brief unter die Nase. Der Drummer begann zu lesen und zu staunen. „Heißt das…?“ „Jan ist noch unter uns…irgendwie halt!“ Glücklich umarmten sie sich. Ein paar Stunden später war Bela wieder bei sich zu Hause angekommen und wollte sich erstmal etwas zu Essen machen. Er schnitt also etwas Gemüse, während er nachdachte. Er stellte sich vor, wie es im Jenseits wohl aussehen würde, wie sich Farin dort zu Recht finden würde. Da passierte es: Ein Moment der Unachtsamkeit und schon hatte Bela einen tiefen Schnitt in seiner Hand. „Fuck“, fluchte er, als er ein Geschirrtuch auf die Wunde hielt und vergeblich nach einem Pflaster suchte. Plötzlich spürte er einen Widerstand. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ihn jemand von hinten umarmen. Als er an sich hinunterblickte, sah er auch schon, wie eine von einem warmen Licht umhüllte Hand seine verletzte hielt. Da wurde eine zweite über sie gehalten und das Licht verstärkte sich. Belas Hand kribbelte etwas und schon war die Wunde verschwunden. Der Schwarzhaarige drehte sich um. Er wusste, wem dieses Paar Hände gehörte. „Jan“, hauchte er, ehe er ihm um den Hals fiel. Doch es war anders. Er konnte nicht, wie sonst, dessen Geruch einatmen, konnte nicht spüren, wie er auf dem Stoff seiner Kleidung ankam – konnte ihn nicht spüren. Es war beinahe so, als würde er…Luft umarmen. Luft, die sich so eng zusammengedrückt hatte, dass sie einen Körper formte. Mehr nicht. „Wa…“ Verwirrt sah Bela auf. „Wir leben in zwei verschiedenen Welten“, seufzte Farin traurig. Wie gerne würde er diese Tatsache ändern! Aber das konnte er nicht tun, er musste seine beiden Freunde beschützen, musste dafür sorgen, dass sie noch lange leben konnten. Unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, starrte Bela seinen verstorbenen Freund an. „Tu mir einen Gefallen und sag Rod nichts davon, okay? Ich will nicht, dass er eifersüchtig wird…und er soll auch seinen unerwarteten Moment bekommen!“ Schon war der große Blonde verschwunden. Zurück blieb ein äußerst verwirrter Bela. Farin flog zu seinem anderen Schützling, der beschlossen hatte, endlich einmal das kaputte Dachfenster zu reparieren. Von außen. ‚Früher hab ich das immer gemacht’, dachte der Blonde und sah seinem Geliebten belustigt zu. Dank der Flügel konnte er auch problemlos direkt hinter ihm schweben, der andere bemerkte ihn nicht einmal. Rod verfluchte sich innerlich, warum er gerade jetzt sich hatte einbilden müssen, das Fenster zu reparieren. Da es in der Nacht zuvor geregnet hatte, waren die Schindeln natürlich alle schön glitschig. ‚Das hast du toll gemacht, Rod. Echt toll! Es war wirklich intelligent von dir, genau jetzt das Dachfenster reparieren zu wollen! Ist ja überhaupt nicht rutschig hier, nein gar nicht. Und ist doch scheißegal, wenn du runter fällst, findet dich halt keiner, hast halt Pech gehabt’, dachte der Chilene, sichtlich genervt, bei sich. Farin lachte auf. Ein positiver Nebeneffekt war, dass er die Gedanken seiner beiden Freunde lesen und ihre Gefühle spüren konnte. Der Schwarzhaarige drohte abzustürzen. Er schloss die Augen, war bereit, hart auf dem Boden aufzuschlagen, überlegte sich schon, wie er Hilfe holen könnte, wenn er sich etwas gebrochen hätte, doch nichts geschah. Das Geräusch von auf und ab schlagenden Flügeln drang an seine Ohren. Vorsichtig öffnete er seine Augen wieder und fand sich in zwei starken Armen wieder. Noch ehe er sich darüber den Kopf hätte zerbrechen können, wurde er schon sanft auf dem Boden aufgesetzt. „Jan“ Mit feuchten Augen umarmte er seinen leuchtenden Retter und auch er musste erkennen, dass sie beide in verschiedenen Welten lebten. „Aber…du…du hast ja…Flügel!“, meinte er erstaunt, nachdem er sich, geschockt von dieser Erkenntnis, wieder gefangen hatte. „Schön nicht?“, antwortete Farin lächelnd. „Bist du…also…bist du ein Engel?“ „Nenn’s wie du willst!“ Sie standen sich noch eine Weile schweigend gegenüber. Es gab so vieles, was sie miteinander reden wollten und doch schien es, als wäre alles gesagt. Mit einem „Ich liebe dich“ verabschiedete sich Farin und hinterließ Rod eine Feder als Abschiedsgeschenk. Zurück im Jenseits angekommen bemerkte der große Blonde, dass etwas nicht stimmte, er wusste nur nicht, was. Nach einer Erklärung suchend, ging er durch die Gassen des Verwaltungsortes. An dieser Stellte sollte man vielleicht noch mal einen kleinen Einblick ins Jenseits geben: Die Welt der Toten gleicht der Welt der Lebenden bis auf einige Ausnahmen wie ein Ei dem anderem. Sie hatte die gleichen Kontinente, Länder, Meere, Städte, nur fehlten in diesen Städten die im Diesseits vorhandenen Regierungsgebäude, da die Chefs des Jenseits ja nicht in jedem Land vertreten sein konnten. Dafür gab es aber den so genannten Verwaltungsort, der zwischen den Wolken lag. Hier wurden die Neuankömmlinge eingeteilt oder die Schutzbefohlenen ihren Schützlingen zugeteilt, um ein paar Beispiele zu nennen. Und durch diesen Ort schlenderte Farin gerade. Er spürte, dass jemand Angst hatte, große Angst sogar. Diese Tatsache verwunderte ihn, denn einerseits war dies ein Ort des Friedens, wo niemand Angst haben musste und andererseits hatte er gedacht, dass er diese Fähigkeit nur seinen beiden Schützlingen gegenüber hatte. Je näher er dem Hauptplatz kam, desto stärker wurde dieses Gefühl. Es mussten mehrere Personen sein, die Hilfe brauchten. Nur noch ein paar Häuser, dann wäre er bei ihnen. Vorsichtig schob er sich an den Mauern vor. Langsam, stets darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden, lugte er um die Ecke. Da sah er sie: Mehrere Schutzbefohlene, es mussten um die 20 sein, standen zusammengedrängt in der Mitte des Platzes, umringt von einem unüberwindbaren Ring aus Feuer. Vor ihnen stand jemand, der eigentlich nicht hier sein dürfte: ein Dämon. Konzentriert hielt dieser mit seinem ausgestreckten Arm das Feuer unter Kontrolle. Bald würde er seine Gefangenen umbringen – er überlegte nur noch, wie. Farin erkannte das und so versuchte er so geräuschlos wie nur irgend möglich an ihn heran zu kommen. ‚Ich könnte sie alle bewegungsunfähig machen und dann einzeln anzünden, sodass sie ihren Tod herbeiwünschen würden. Zu blöd, dass man nicht zwei Mal sterben kann’, dachte der Dämon und grinste die ängstlichen Engel bitterböse an. „Das würd ich mal lieber sein lassen“, sprach Farin so ruhig er konnte, als er dicht hinter ihm stand und dessen Gedanken mit anhören musste. „Was…“, wütend drehte sich der Dämon um. Durch sein Abwenden erlosch der Feuerring und die Schutzbefohlenen konnten sogleich die Flucht ergreifen. Von Hass ergriffene Augen, in denen man das Feuer lodern sehen konnte, funkelten Farin an. Kurz darauf spürte der große Blonde einen noch nie da gewesenen Schmerz in seinem linken Unterarm. Schreiend krümmte er sich zusammen. Der Dämon sah ihn verwirrt an: eigentlich hätte der Engel jetzt verbrannt sein müssen. Farin nahm all seine Kraft zusammen und schlug mit einem gezischten „Fahr zur Hölle“ auf seinen Kontrahenten ein, der seiner Bitte sogleich nachkam. Der Zurückgebliebene spürte, wie seine Beine zu zittern begannen und bald darauf nachgaben, doch anstatt zu Boden zu fallen wurde er von zwei starken Armen gestützt. Der Blonde wollte sich nach seinem Helfer umsehen, doch ein tiefes Schwarz, das seine Sinne einhüllte und ihm das Bewusstsein raubte, kam ihm zuvor. Kapitel 3: Himmel und Hölle --------------------------- Langsam kam Farin wieder zu sich. Als er den ziehenden Schmerz in seinem Unterarm spürte, fiel ihm wieder ein, was geschehen war. Vorsichtig öffnete er seine Augen und sah sich um. Er war nicht bei sich zu Hause, das stand schon mal fest. Dieser Raum war vollkommen weiß, die Möbel, die Wände – einfach alles. Nur die Fensterläden und der Türrahmen waren golden gestrichen. Er musste also bei einem der Chefs zu Hause sein. Warum? Wie kam er zu dieser Ehre? Wie konnte bloß ein Dämon in ihr heiliges Dorf vordringen? Und warum, um alles in der Welt, war er jetzt kein Häufchen Asche? Nicht, dass er etwas dagegen hätte! Im Gegenteil, er fand es ziemlich schön, so als Schutzbefohlener herumzuirren. Aber es hieß doch, dass es kein Dämon schaffen könnte, in das Dorf der Engel – Erdlinge bezeichnen es auch gerne als Himmel – zu gelangen. Im Gegenzug konnte auch kein Engel das Dorf der Dämonen – Laien besser bekannt unter dem Namen Hölle – betreten. Es hieß auch, dass die Dämonen Engel verbrennen konnten, damit diese dann in der Hölle wiederkehren und dort ihr weiteres Dasein fristen mussten. Warum also war er noch hier? Erschöpft von den Strapazen – wie konnte eine kleine Verletzung nur so anstrengend sein? – schlief Farin wieder ein. Als er das nächste Mal seine Augen öffnete, sah er einen Mann neben seinem Bett sitzen. Er war weiß gekleidet, etwas größer als der Durchschnitt, aber nicht so groß wie Farin selbst. Seine, etwas längeren blonden Haare, waren locker zurückgekämmt. „Na, endlich wach?“, meinte dieser lächelnd. „Scheint so…“, seufzte Farin. „Tja…mir scheint, als hättest du das Unmögliche möglich gemacht.“ „Du meinst, weil ich noch hier bin?“ Es war ihm irgendwie egal, dass er einem seiner Chefs nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte, aber seine Verletzung könnte hier als Entschuldigung dienen. „Genau das meine ich…ich bin übrigens Raphael, wenn du das wissen willst!“ „Ich wollte gerade fragen…Kannst du mir eventuell, vielleicht, wenn es möglich ist, erklären, was passiert ist oder besser gesagt: warum ES nicht passiert ist?“, fragte Farin mit leicht sarkastischem Unterton. ‚Ist der immer so?’, fragte sich Raphael im Gedanken. „Ich denk schon, aber da müsstest du meine Freunde fragen!“, antwortete der große Blonde keck. „Du kannst Gedanken lesen?“, fragte der Mann, so nebensächlich wie nur irgend möglich. Er bekam ein gedehntes „Ja“ als Antwort. „Du spürst die Gefühle der Anderen?“ – Wieder ein „Ja“. „Weißt du, ein Schutzengel spürt zwar, dass etwas nicht stimmt mit seinem Schützling, aber das gleicht eher mehr einem generellen Unwohlsein, als dem, was du spürst…“ „Das heißt jetzt genau was?“, wollte Farin wissen, als er sich im Bett hinsetzte. „Was machst du denn da?“, fügte er entsetzt hinzu, als er sah, wie sich Raphael mit einem Dolch in die Hand schnitt. Schweigend kam dieser zu ihm zurück und hielt ihm die Hand hin. „Heile mich!“, forderte er ihn auf. Verwirrt kam Farin diesem Befehl nach und tat das, was er bei seinen Schützlingen auch schon getan hatte: Er hielt seine Hand über die Wunde und konzentrierte sich darauf, dass diese verschwinden würde. Und siehe da, es funktionierte! Er sah zu Raphael auf, der verwundert über seine Hand strich, die bis gerade eben noch verletzt war. „Weißt du, was du kannst ist…einmalig. So was können noch nicht mal wir Erzengel! Ich mein, ja wir hören auch, was ihr denkt, aber sonst…Wir können keine Gefühle spüren und wir können auch nicht heilen“, er deutete auf Farins Verband, den dieser erst jetzt entdeckte. „Das ist einfach unmöglich…wie kannst du das nur? Das geht doch nicht, außer…“ „Außer was?“ „Das wäre gut möglich…das würde Sinn ergeben!“ „Hallo? Was wäre gut möglich? Was würde Sinn ergeben?“, fragte Farin verwirrt. „Weißt du, das konnte vor dir nur einer…“, meinte Raphael leise. „Und wer?“ „Unser Schöpfer!“ Farin sah ihn mit einer gehobenen Augenbraue an. „Das heißt, du bis der direkte Nachfolger von Gott!“, sprach Raphael freudig. Der große Blonde begann zu lachen. „Ha, der war gut! Ich und Gott…Mann, du hast’s voll drauf!“ Als er aber in das Gesicht seines Gegenübers blickte und sah, dass dieser es ernst meinte, beruhigte sich Farin wieder und sagte sarkastisch: „Klar. Ich bin der Nachfolger von Gott…warum ist mir das bloß nicht früher aufgefallen?“ „Weißt du, du hast Glück, weil dadurch, dass Gott schon lange nicht mehr unter uns weilt, hatten wir genügend Zeit, alle Aufgaben untereinander aufzuteilen…das heißt, dass du kaum Arbeit hast…“ „Gott ist tot? Geht denn das überhaupt?“ „Klar, Gott kann alles!“ „Was ist mit ihm passiert? Hat er von der Erschaffung des Universums, der Welt und der ganzen anderen Dinge einen Herzinfarkt bekommen, oder was?“ Farin stand jetzt neben Raphael am Fenster und sah ihn mit verschränkten Armen an. „So in der Art. Weißt du, bei uns heißt das so: Durch die Erschaffung des Ganzen hier war er so erschöpft, dass er sich ausruhen wollte, aber leider dauerte diese Ruhe zu lange und irgendwann war er dann…gestorben…“ „Und bis jetzt habt ihr keinen Nachfolger gefunden?“ „Genau!“ „Wisst ihr, wie lange das her ist?“ „Nun ja, wir haben hier kein Zeitgefühl, aber so ein paar Jahre werden es schon sein…“ „Ein paar Jahre? Ein paar Milliarden Jahre schon eher!“ „Was echt, so lange schon? Mann, die Zeit vergeht so schnell…“ „Aber, warum ich? Ich…bin noch nicht mal religiös!“ „Tja weißt du, deine atheistische Einstellung kommt daher, weil dein Glaube an dich selbst nicht stark genug ist!“ „Ha, das ich nicht lache!“ „Doch! Du glaubst zwar an dich, aber eben nicht genug. Wäre dein Glaube stark genug, dann würdest du dich zum Beispiel nicht ständig fragen, warum Rod dich liebt!“ Farin sah ihn entgeistert an. „Woher…?“ „Wir sind allwissend, schon vergessen?“ „Und was kann ich so als…tun?“, fragte der Gitarrist nach einer Weile. „Hehe, du kannst die Welt verändern!“ „Juchu…ich wär für Weltfrieden…und Freiheit für Tibet…und keine Armut!“ „So einfach ist es nicht, mein Lieber! Du kannst nicht einfach was erschaffen, was nicht da ist. Du kannst die Menschen in ihrem Denken beeinflussen, wodurch sie vielleicht etwas auf der Welt verbessern…aber mehr kannst du nicht machen!“ „Hm…ich glaub, das ist okay so…“ Er probierte es gleich mal aus. Für den Anfang wollte er lieber etwas Leichtes ausprobieren. Das Ergebnis sah man ein gutes halbes Jahr später, als Barack Obama als erster schwarzer Präsident der USA vereidigt wurde und somit die Flamme der Hoffnung auf Frieden neu entfachte – aber das ist eine andere Geschichte und gehört jetzt nicht hierher. „Eins muss ich dir noch sagen: Du darfst deine Kräfte nie zu deinem persönlichen Vorteil anwenden, verstanden?“ „Ja klar, ist einleuchtend…Und was passiert jetzt? Und warum war ein Dämon bei uns?“ „Das erklär ich dir gleich, aber vorher müssen wir dich noch ‚angeloben’. Sonst könnte ja jeder sagen, er sei Gott!“ So führte Raphael Farin zu einer Art Säulenhalle, wo schon die übrigen drei Erzengel warteten, die dem vierten im Bunde sehr ähnlich sahen. Um den neuen Chef im Himmel zu vereidigen, stellten sie sich in einem Kreis um ihn, legten eine Hand auf seine Schultern, die andere auf die Schulter des jeweiligen Nachbarn und sprachen lateinische Formeln. Ein weißes, aber nicht blendendes Licht hüllte sie ein und wurde immer stärker. Die Erzengel hörten auf zu sprechen und das Licht verschwand. „Fühlst du dich irgendwie anders?“, fragte Michael. „Eigentlich nicht, nein“, entgegnete Farin verwirrt. „Das ist gut.“ „So, dann mach mal den ultimativen Test: Denk an etwas, das du jetzt sofort in deiner Hand haben willst!“, forderte ihn Uriel auf. ‚Aber nicht Rod oder Bela’, dachte Raphael. Während die Erzengel darüber lachten, zog Farin bloß eine Grimasse. „Das ist nicht fair, wenn ihr da mithört!“, fiel ihm gleich darauf ein. „Na gut, wir hören weg“, beruhigte ihn Gabriel. „Geht denn das?“ „Ja klar, aber das erklär ich dir ein anderes Mal!“ Farin dachte an etwas, das er wirklich gerne haben würde, weil er es schon lange nicht mehr gehabt hat. „Okay!“ „Gut…jetzt streck die eine Hand aus, mit der Handfläche nach oben, und schnipp einmal mit der anderen.“ Der große Blonde tat wie ihm geheißen und im nächsten Moment hielt er schon sein Objekt der Begierde in der Hand. Die anderen vier starrten ihn nur verwundert an. Mit allem hatten sie gerechnet, aber nicht mit dem. „Hat ja prima geklappt…und so einfach ist das?“, meinte Farin, um anschließend aus seiner herbei gezauberten Teetasse zu trinken. Kapitel 4: Kampf den Dämonen ---------------------------- Nun mussten sie sich an das nächste, weit größere Problem wenden: die Dämonen. „Sorry, wenn ich unhöflich bin, aber warum waren Dämonen hier in unserem Dorf?“, fragte Farin. „Gut, dass du das fragst“, begann Raphael. „Es ist sozusagen ein Ungleichgewicht zwischen unseren Dörfern entstanden“, fuhr Gabriel fort. „Ungleichgewicht?“, fragte der neue Gott verwirrt. „Okay, lass es mich erklären: Unser Dorf und das Dorf der Dämonen müsste eigentlich von der Anzahl der Bewohner im Gleichgewicht sein. Die bösen Menschen kommen in die ‚Hölle’, die guten zu uns. Die Taten der bösen wiegen natürlich viel schwerer, als die der guten, deswegen sind in der ‚Hölle’, wie ihr es auf der Erde so schön nennt, auch weniger Menschen. Leider ist dieses Gleichgewicht nicht mehr gegeben, bei uns sind nämlich mehr“, erwiderte Raphael. Bevor Farin fragen konnte, meinte Michael: „Frag uns nicht wieso, wir wissen es selber nicht!“ „Naja, jedenfalls wollten die Dämonen auf eigene Faust diese Tatsache ändern“, fuhr Raphael fort. „Und wie konnten die zu uns? Ich dachte, das geht gar nicht“, wollte Farin dann wissen. „Tja, eigentlich geht’s nicht! Wir haben mit dem Chef der Unterwelt einen Pakt abgeschlossen, dass das nicht geht. Wir müssen also unsere Schützlinge mit einem Zauber belegen, der es einem unmöglich macht, in das jeweilig andere Dorf zu kommen, aber anscheinend hat der ‚Teufel’, wie ihr ihn auf der Erde so schön nennt, sich nicht an die Abmachung gehalten“, antwortete Gabriel. „Und was passiert jetzt?“, fragte der große Blonde, nachdem er die ganzen Informationen verarbeitet hatte. „Tja, jetzt musst du ihn zum Kampf herausfordern“, meldete sich nun auch Uriel zu Wort. „Bitte, was?“, stieß Farin aus. „Ihr werdet euch bekämpfen. Der Sieger darf dann entscheiden, wie das Gleichgewicht wieder hergestellt wird“, erklärte Michael. „Können wir nicht miteinander reden?“, wollte der Gott wissen. „Nun ja, du könntest es probieren, aber das hat bis jetzt noch nie geklappt!“ Der blonde Hüne überlegte eine Weile. „Und wie komm ich mit dem in Verbindung?“ „Über’s Handy“, antwortete Raphael ganz locker. „Handy? Na klar, warum nicht gleich via Mail“, antwortete Farin sarkastisch. „Weil die Internetverbindung in der Unterwelt nicht immer gegeben ist…ist sicherer, wenn du ihn anrufst“, meinte Raphael. Er meinte es anscheinend wirklich ernst. Gabriel reichte dem großen Blonden sein Handy und meinte dazu: „Ich hab dein Telefonbuch etwas erweitern lassen, wenn’s dich nicht stört. Du müsstest die Nummer unter ‚Satan’ finden.“ „Und was soll ich sagen? ‚Hey, hier spricht Gott, haste Lust zu treffen’, oder was?“, fragte Farin aufgebracht. Das Ganze wurde ihm nun viel zu bunt. ‚Ist man nicht mal hier im Himmel sicher vor der Technik’, dachte er. „Hey, der Fortschritt macht auch vor uns nicht halt“, meinte Gabriel lachend, der Farins Gedanken natürlich mitbekommen hatte. „Okay, weißt du was? Ich mach das für dich“, erwiderte Raphael, nahm das Handy an sich und wählte eine Nummer an. Er entfernte sich ein paar Schritte und schon schien sich jemand zu melden. Die anderen versuchten, das Gespräch mitzuverfolgen, doch sie verstanden nicht wirklich was. Da kam der Erzengel auch schon zurück. „Morgen um 4. Ort: wie immer!“, antwortete er knapp und reichte Farin das Handy. „Das heißt jetzt wo genau?“, wollte dieser wissen. „Das wirst du schon sehen! Glaubst du, wir schicken dich alleine dorthin? Wir wollen doch nicht unseren Gott verlieren“, mit diesen Worten verließen die vier Erzengel ihren neuen Chef. „Hey, ihr könnt mich doch nicht alleine lassen“, rief er ihnen nach. „Wie du siehst, können wir das“, meldete sich Uriels Stimme. Verwirrt von so vielen Informationen auf einmal schlenderte Farin durch das Dorf. Anscheinend hatten die Bewohner von seiner neuen Stellung mitbekommen, denn jeder, der ihm begegnete, verbeugte sich ehrfürchtig vor ihm, was den neuen Gott irritierte. Er beschloss, so bald wie möglich eine Versammlung auszurufen und seinen Mitengeln zu sagen, dass sie das nicht tun sollen. Wobei, irgendwie war das schon etwas Besonderes. Er fühlte sich wie ein König! Am nächsten Tag wachte Farin schon sehr früh auf. Er war sichtlich nervös, schließlich würde er heute seinen Gegenspieler treffen. Würde er ihn kennen? Was würden sie aushandeln können? Würde es wirklich zu einem Kampf kommen? Ungeduldig vertrieb er sich die Zeit, indem er Bela und Rod etwas über seinen Fernseher beobachtete. Dieses TV-Gerät hatte zwei Kanäle: Kanal „Bela“ und Kanal „Rod“. Da sich die beiden getroffen hatten, konnte er so gemütlich alle zwei gleichzeitig beobachten, ohne andauernd zwischen ihnen hin und her zu zappen. Die Stunde des Treffens war gekommen. Gemeinsam mit Raphael fand sich Farin in der Wüste wieder. „Wüste also?“, fragte der große Blonde verwirrt. „Jap“, antwortete sein Begleiter knapp. Farin wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich ein Sturm aufkam und gleich darauf wieder legte. Ihnen gegenüber stand jetzt Dave Grohl. „Wie immer einen Hang für Theatralik, wie?“, sprach Raphael ganz genervt und schickte Farin via Gedanken ein ‚Das ist übrigens der Boss der Unterwelt’ als Erklärung. ,Kann er uns hören?’, dachte jener zurück. ‚Nein, das ist ja grad das Schöne!’, schickte jener schadenfroh zurück. „Du kennst mich doch“, gab der Schwarzhaarige währenddessen zur Antwort. „Also, was wollt ihr?“ „Tja…vielleicht hast du’s noch nicht bemerkt, aber ein Ungleichgewicht ist wieder mal entstanden…und wir halten nicht wirklich viel von deiner hinterrücks-jemanden-holen-Taktik. Also dachten wir, wir könnten das doch sicher ruhig unter uns klären, oder?“, erwiderte der Erzengel, noch bevor Farin den Mund aufmachen konnte. ‚Darf ich auch was sagen?’, protestierte dieser deshalb im Stillen. ‚Ich erklär’s dir nachher!’, bekam er als ebenso stille Antwort. „Tja, ihr wisst ja, dass ich nicht sonderlich auf Reden steh!“ „Also wie immer?“, seufzte Raphael. „Jep. Ein Kampf zwischen mir und einem eurer Schwächlinge. Mal sehen, ob ihr diesmal endlich gewinnt!“ „Gut, ich hab’s probiert. Wann und wo?“ „Morgen um die selbe Zeit. Wo, werdet ihr noch erfahren“, mit diesen Worten und einem letzten hochnäsigen Blick verschwand Dave wieder, auf die selbe Art, wie er gekommen war. Zurück in ihrem Dorf sprach Farin die Frage aus, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lag: „Und warum hab ich nichts sagen dürfen?“ „So haben wir einen Trumpf im Ärmel. Er weiß nicht, dass wir jetzt einen Gott haben, der unschädlich gegenüber seinen Waffen ist. Das heißt, die Chancen, dass wir endlich mal gewinnen, stehen gar nicht mal so schlecht“, erklärte Raphael fröhlich. „Kann er euch etwa was anhaben?“, wollte der große Blonde dann wissen. „Naja, nicht wirklich. Aber für ein paar Minuten…oder auch Stunden…kann er uns außer Gefecht setzen…was ziemlich blöd ist, wenn man gegeneinander kämpft!“, seufzte der Andere. Da erschienen auch die anderen Erzengel. „Ich nehme an, es ist wie immer verlaufen, oder?“, fragte Michael resignierend. „Du hast’s erfasst“, erwiderte Raphael. „Tja, dann…kannst du kämpfen?“, wandte sich Gabriel an Farin. „Ähm…na ja…“, antwortete dieser gedehnt. „Gut…dann wärm dich auf…morgen geht’s rund!“ „Hab ich eigentlich auch noch was zu sagen hier, oder bin ich eh nur euer Laufbursche“, ließ der neue Gott Zähne knirschend verlauten. „’Tschuldigung“, drang es kleinlaut aus den Mündern der vier Erzengel. „Also, kann mir mal jemand in aller Detailtreue erläutern, was genau da jetzt auf mich zukommt?“ „Okay. Morgen um vier wirst du gegen Satan kämpfen müssen. Waffen sind nicht erlaubt, nur du und er. Der Sieger darf dann entscheiden wie’s weitergeht. Aber hüte dich, dein Gegner wird wahrscheinlich nicht gerade mit fairen Mitteln spielen!“, erklärte Uriel. „Beim letzten Mal hatte er zwei Dämonen im Hinterhalt“, meinte Michael warnend. „Na toll, soll mich das etwa beruhigen?“, fuhr Farin ihn an. „Nein, wir wollen dich nur darauf hinweisen, dass du aufpassen sollst“, erwiderte Raphael ruhig. „Wollt ihr mich da alleine hinschicken?“ Man konnte sehen, dass er eine Idee hatte. Leider dachte er sie nicht, deswegen wussten die Erzengel nicht, worauf er hinaus wollte. „Nein, du kannst dir wen aussuchen, der dich begleitet. Wir lassen dich doch nicht allein mit diesem Verrückten“, erklärte Uriel. „Ich kann mir also irgendjemanden aussuchen? Egal wen?“, hackte Farin nach. „Ich ahne es“, stöhnte Michael, während Gabriel gleichzeitig die Frage bejahte. „Echt? Ganz egal wen? Und ganz egal, woher der kommt?“ Wieder wurde die Frage mit Ja beantwortet. „Er darf halt nicht aus dem Dämonendorf kommen…aber da wirst du eh niemanden finden, der an deiner Seite kämpft!“, erwiderte Uriel. „Gut…sehr gut“, meinte Farin lächelnd und ging weg. „Hey, was soll denn das? Du kannst jetzt nicht einfach so gehen“, protestierten die Erzengel. „Ich bin Gott, schon vergessen?“, gab der große Blonde keck zurück. „Sag uns wenigstens, was du vorhast“, schrieen sie zurück. „Michi, ich glaub, du kannst ihnen das erklären“, antwortete er lächelnd und verschwand endgültig, Michaels Beschwerden über seinen Spitznamen ignorierend. Während der Angesprochene die anderen drei aufklärte, betrat Farin seine Wohnung und zappte durchs TV-Programm. Er sah, dass Rod seine Hilfe zu brauchen schien. Der Chilene war gerade dabei, eine Glühbirne auszutauschen. Dabei stand er, sehr gewagt, auf einem instabilen Drehstuhl. Hochkonzentriert drehte er gerade die kaputte Birne aus der Fassung. Den hinter ihm schwebenden Farin bemerkte er gar nicht. Wieder wankte die provisorische Leiter gefährlich. „Irgendwann brichst du dir dabei noch den Hals“, meinte der große Blonde gelassen. Der Schwarzhaarige zuckte dermaßen zusammen, dass er auf den harten Boden gefallen wäre, wenn sein Schutzbefohlener ihn nicht, elegant wie immer, aufgefangen hätte. „Jan…Mann, erschreck mich doch nicht so“, stieß Rod aus. „Ach, hab ich dich etwa erschreckt? Das wollt ich nicht“, erwiderte der Angesprochene bloß scheinheilig. „Was treibt dich denn hierher?“, wollte der Südländer dann wissen, während er beobachtete, wie Farin die Glühbirne geschickt wechselte. „Dein halsbrecherisches Vorhaben“, antwortete jener bloß. Als er fertig war, wandte er sich an Rod. Er widerstand dem Verlangen, ihm durch die Haare zu fahren, es würde ihn doch nur traurig machen, da er es ja nicht spüren konnte. Sie sahen sich noch lange an, lächelten. Dann verabschiedete sich der blonde Hüne mit einem „Bis bald“. „Also, wir haben darüber nachgedacht und finden dein Vorhaben gar nicht mal so schlecht“, begann Gabriel, als die Erzengel sich bei Farin versammelten. „Hey, der ist von mir, der kann nicht schlecht sein!“, gab jener zurück. „Jetz werd mal nicht überheblich, ja“, wurde er daraufhin von Gabriel getadelt. Michael reichte ihm zwei riesige weiße Stofffetzen. Zumindest sahen sie für den großen Blonden wie solche aus. „Das sind keine Stofffetzen, das sind Mäntel“, erklärte der Erzengel. „Und was mach ich mit denen?“, wollte der neue Gott wissen. „Du willst doch deine Begleiter holen, oder? Mit diesen Mänteln können sie in unser Dorf“, erklärte Michael. „Klasse“, erwiderte Farin erfreut. „Hol sie nicht zu früh, sonst wollen sie wieder alles wissen“, meinte Gabriel genervt. „Lass das mal meine Sorge sein“, stieß der große Blonde vergnügt aus und verschwand. Der nächste Tag war gekommen. Zwei Stunden, bevor die Schlacht losgehen konnte, erschien Farin bei seinen beiden Schützlingen. „Hey Jan, was machst du denn hier?“, rief Bela erstaunt aus. „Ich bin gekommen, um euch zu holen“, erwiderte der große Blonde ernst, sehr wohl darüber bewusst, welch Zweideutigkeit hinter diesen Worten lag. Die anderen beiden wurden schlagartig blass. „Aber Jan…du…du kannst doch nicht…“, stammelte der Drummer. „Mann Felse“, lachte der Größere. „So hab ich das doch nicht gemeint!“ Die Schwarzhaarigen atmeten hörbar auf. So sehr sie ihren Freund auch vermissten, sterben wollten sie noch nicht. „Hier zieht die an“, fuhr Farin fort und reichte ihnen die Mäntel. „Und was sollen wir damit?“, wollte Rod wissen. „Ihr werdet schon noch sehen“, versprach der Schutzbefohlene. Lustlos schlüpften die beiden in die Mäntel und klagten über deren unmöglichen Schnitt und, dass sie sowieso total bescheuert in diesen Dingen aussehen würden. Nicht auf diese Einwände eingehend nahm der blonde Hüne sie an der Hand und schon im nächsten Augenblick befanden sie sich im Dorf der Engel. „Jan, das…hä?“, ließ Bela seine Verwirrung verlauten. „Also: Wir befinden uns hier im Dorf der…Engel…man sagt auch Himmel dazu. Durch eure Mäntel könnt ihr überhaupt hier sein. Warum ihr hier seid? In weniger als zwei Stunden werde ich dem Teufel gegenüberstehen und muss mit ihm kämpfen…und die anderen haben gesagt, dass der ziemlich unfair spielt, also hab ich euch als Unterstützung raufgeholt“, erklärte Farin. „Aber warum gerade du?“, wollte Rod dann wissen. „Das ist einfach zu erklären“, antwortete Gabriel, der wie die anderen Erzengel hinter den dreien aufgetaucht war. „Erscheint ihr eigentlich immer im Quartett?“, fragte Farin genervt. „Euer Freund hier“, fuhr Gabriel fort und deutete auf den großen Blonden. „ist Gott!“ Der Gesichtsausdruck der beiden Schwarzhaarigen sprach pure Ungläubigkeit aus. Sie sahen ihren Schutzbefohlenen an, der den Blick in die Ferne gerichtet hatte und so tat, als würde er überhaupt nicht aufpassen. Im Gedanken schickte er den Erzengeln ein genervtes ‚Musstet ihr das sagen?’. ‚Jap…sonst hätten sie keine Ruhe gegeben’, dachte Uriel zurück. ‚Jetzt werden sie erst recht keine Ruhe geben’, schickte Farin zurück. Noch bevor die beiden Erdlinge etwas sagen konnten, und sie wollten sehr wohl die Informationen, die sie gerade eben bekommen hatten, kommentieren, begannen die Anderen, den Kampf vorzubereiten. Sie belegten die beiden mit einem Zauber, damit sie nicht ernsthaft verletzt werden konnten, dann gingen sie los, um rechtzeitig zum vereinbarten Treffpunkt – ein verlassenes Hochhaus auf der Erde – zu kommen. „Hast du den Teufel eigentlich schon mal gesehen?“, fragte Rod neugierig. „Ja“, antwortete Farin knapp. „Und…wer ist er? Wie sieht er aus?“, wollte Bela wissen. „Okay, könnt ihr euch an das Video zu ‚Tribute’ von Tenacious D erinnern?“, fragte der Blonde. „Ja“, antworteten beide gedehnt. „Wisst ihr noch, wer da den Satan gespielt hat?“, fuhr Farin fort. „Warte…ich hab’s gleich…das war…das war doch…“, begann Bela. „Dave Grohl“, vollendete Rod dessen Satz. „Richtig!“, applaudierte der blonde Hüne. „Und was hat das damit zu tun?“, wollte der Drummer dann wissen. Farin sah ihn lange und mit gehobener Augenbraue an. Da schien der Kleinere zu kapieren: „Du meinst, Dave Grohl ist der Teufel?“ „Du hast’s erfasst!“ „Und…wie sieht er aus?“, erkundigte sich der Chilene neugierig. „Wie Dave Grohl halt. Schwarze Haare, Bart, durchschnittliche Größe –“ „Also nichts Spektakuläres?“, fragte Bela enttäuscht. „Hab ich etwa bodenlange silberne Haare und bin uralt?“, stellte Farin als Gegenfrage. „Warum solltest du?“ „Ja, woher soll ich denn wissen, wie ihr euch Gott vorstellt?“ „Für mich warst du immer ein Gott“, meinte Rod ernst und liebevoll lächelnd. Der Ort stimmte, der Zeitpunkt stimmte, die Kämpfer stimmten. Alles war bereit fürs Gefecht. Bela und Rod hatten sich wie vereinbart versteckt. „Wow, ich hatte gedacht, man würde mir wenigstens einen anständigen Gegner geben, aber du? Dich schaff ich doch mit links!“, meinte Satan belustigt. „Sei dir da mal nicht so sicher“, erwiderte Farin bloß. Sein Gegenüber wusste nicht, dass er Gott war. Er wusste auch nicht, dass der Blonde in asiatischen Kampfkünsten ausgebildet wurde. Zwar nicht äußerst gut, aber immerhin konnte er noch so ein paar gute, äußerst hinterlistige, Techniken. Das Duell an sich war für beide Seiten ziemlich kräfteraubend, es schien aber kein Ende zu nehmen. Da griff der Teufel zu ziemlich fiesen Tricks, zog eine Waffe und feuerte auf Farin. Dieser ging natürlich zu Boden. „So viel zum Thema ‚Keine Waffen’“, stöhnte er. Das war das Stichwort für seine beiden Freunde. Bela und Rod kamen aus ihren Verstecken hervor und stürzten sich auf ihren Kontrahenten. So hatte der Blonde Zeit, sich wieder aufzurappeln und weiterzumachen. Da kamen nun auch noch zwei Dämonen hinzu und nun war es ein Kampf der Art ‚Drei gegen drei’. Dennoch ging die gute Seite als Sieger dieses Kampfes hervor, wenn auch mit einem schwer verletzten Chef. „Jan, alles in Ordnung“, fragte Rod besorgt, als er sich über den am Boden liegenden Blonden beugte. Die vier Erzengel erschienen und kamen auf das himmlische Oberhaupt zu. „Das wird schon wieder. Sterben kann er ja nicht mehr“, versuchte Raphael die beiden Schwarzhaarigen zu beruhigen. „Na, wer sagt’s denn! Sieht so aus, als hätten wir gewonnen“, wandte sich Gabriel schadenfroh an Dave und seine Dämonen. „Ihr hattet doch bloß Glück“, wollte dieser seine Niederlage nicht eingestehen. „Tja, ihr werdet dann von uns hören, wie wir uns entschieden haben“, sprach der Engel spöttisch, woraufhin die Unterweltler den Ort verließen. „Wie sieht’s aus?“, wollte er wissen, als er zu den anderen kam. „Ein paar Tage Ruhe, dann ist er wieder der Alte“, meinte Uriel. Er und Michael hoben den blonden Hünen auf und brachten ihn in ihr Dorf in seine Wohnung. Bela und Rod wurden mit der Bitte, niemanden etwas davon zu erzählen, nach Hause gebracht. Kapitel 5: Herr im Himmel! -------------------------- „Wie war das noch mit ‚gegenüber seinen Waffen unschädlich sein?’“, wollte Farin wissen, nachdem er wieder zu sich gekommen war. Er sah sich um, anscheinend hatten ihn die anderen in seine himmlische Wohnung gebracht. ‚Wo sind denn –’, dachte er sich aufgeregt, als er seine beiden Freunde nicht finden konnte. ‚Wir haben sie auf der Erde zurückgelassen’, schickte ihm Gabriel zurück, um ihn zu beruhigen. „Tja“, antwortete Uriel währenddessen gedehnt. „Weißt du, wir meinten damit die Feuerbälle, die er so schleudern kann…aber nicht seine Schusswaffen“, fuhr Michael peinlich berührt fort. „Naja, kann ja auch nichts mehr dagegen machen“, gab der große Blonde resigniert zurück. „Und, wie geht’s jetzt weiter?“, wollte er dann wissen. „Also…wir dürfen jetzt entscheiden, wie wir das Ungleichgewicht-“, begann Uriel, wurde aber von Farin unterbrochen: „Jaja, schon klar. Das haben wir ja jetzt schon zur Genüge gehört…also, was schlagt ihr vor?“ „Hm…wir müssen eine Seele von hier in die Unterwelt schicken…und Dave einen der Erdlinge versprechen“, antwortete Gabriel ernst. „Das ist aber ganz schön fies, oder? Immerhin ist der oder die, der beziehungsweise die hier raufgekommen ist und jetzt runtergeschickt werden soll, ja ein Guter beziehungsweise eine Gute“, erwiderte der große Blonde, sehr darauf bedacht, geschlechtsneutral zu sprechen, was die Erzengel ziemlich zu nerven schien. ‚Mann, muss man jetzt immer und überall auf maskulin und feminin Rücksicht nehmen’, dachte Raphael und verdrehte die Augen. ‚Ich an deiner Stelle würde das ständige Augen-verdrehen lassen. Sonst bleiben sie noch irgendwann stecken…und dann kannst du nichts mehr sehen…wär doch sehr blöd, oder?’, schickte ihm Michael belustigt zurück, woraufhin der Angedachte aus Trotz nochmals die Augen verdrehte. Die anderen lachten bloß. „Ich will eure Augen-verdreh-und-stecken-bleib-Diskussion ja ungern stören, aber wie ihr vielleicht wisst…“, wurden die beiden von Farin auf das wesentliche Thema zurückgebracht. „Was haltet ihr von Luzifer?“, fragte Uriel nach einer Weile des Schweigens und Überlegens. „Warum“, wollte der neue Gott wissen, während die anderen drei Erzengel dem Vorschlag eifrig zustimmten. „Tja, weißt du…Luzifer ist zwar zu Erdzeiten eine gute Seele gewesen, aber nachdem er hier oben gelandet ist, hat er sich gedacht, er kann tun was er will, er würde ja sowieso für immer hier bleiben“, erklärte Uriel. „Das heißt im Klartext?“, forderte Farin ihn auf, nachdem der Andere nicht weiter reden zu wollen schien. „Tja…er hat seine Pflichten nicht erfüllt, ist ziemlich faul geworden und hat auch sonst nichts getan außer Essen und Schlafen und etwas durch-die-Gegend-Fliegen“, fuhr Raphael beschwichtigend fort. „Okay, verstehe…und um ihm Lektion zu erteilen und die ganzen anderen Dorfbewohnern zu warnen wollt ihr ihn runter schicken?“, wollte der einsichtige Farin wissen. Die anderen nickten bloß. „Gut…also die eine Seele hätten wir ja schon…und die frische?“, fuhr das Oberhaupt fort. „Bono“, schlug Michael vor. Mit „Ja, genau!“ – „Unbedingt“, zeigten die anderen ihre Zustimmung. „Was? Warum Bono?“, wollte der große Blonde stattdessen entsetzt wissen. „Weil der mit seinem Gutmensch-Sein so was von nervtötend ist“, erklärte der Erzengel seinen Vorschlag. „Außerdem kannst du ihm sagen, dass, wenn er seine Seele dem Teufel verspricht, dann das neue U2-Album ein super Erfolg wird“, erwiderte Gabriel mit leuchtenden Augen. Er schien das wirklich für einen hervorragenden Vorschlag halten. „Hallo? Wir reden hier von U2! Deren Alben werden doch sowieso zum Erfolg“, widersprach Farin. „Aber das Neue soll angeblich gar nicht so berauschend sein“, fuhr Gabriel fort. „Ja, hab ich auch gehört. Soll ziemlich gewöhnungsbedürftig sein“, meldete sich Uriel nun zu Wort. Während die anderen wie ein Mantra immer wieder „Nimm Bono“, flüsterten, überdachte Farin diesen Vorschlag. „Mann, könnt ihr mal damit aufhören? Ist doch nervig“, wollte er sie zur Ruhe bringen, doch die anderen dachten gar nicht daran. „Okay, wenn ihr meint“, gab er sich schließlich ergeben. Die Erzengel applaudierten freudig. Sie schienen zufrieden zu sein. Damit sich Farin wieder vollständig von seinen Verletzungen erholen konnte, wurde das Treffen mit Dave Grohl alias Satan für einen Tag, der eine Woche in der Zukunft sein würde, ausgemacht. Während der ganzen Zeit wurde Farin von seiner Sehnsucht zu seinen Freunden und der einen Sehnsucht nach einer gespürten Berührung von Rod immer stärker heimgesucht und brachte ihn schließlich dazu, mit Gabriel zu reden. „Du willst zurück zu Rod“, meinte dieser, als er Farin in seine Wohnung eintreten ließ. „Woher…ach versteh schon. Ihr wisst alles“, gab sich dieser geschlagen. „Ich kann dich sehr gut verstehen. So stark wie eure Bindung war, muss es sicher schwer sein, ihm nicht voll und ganz gegenübertreten zu können“, gab der Erzengel bloß zurück. „Ich würd ihn doch nur wieder spüren können“, seufzte der große Blonde traurig, während er sich auf ein weißes Sofa niederließ. ‚Die Wohnung ist gar nicht mal so übel’, schickte er dem Anderen im Gedanken, welcher dankbar und stolz zugleich lächelte. Da schien dieser einen Einfall zu haben. „Warte hier bitte kurz“, bat er seinen Boss zu bleiben wo er war und verschwand in einem der anderen Räume. Kurz darauf kam er, in einem großen, schwer aussehenden Buch blätternd zurück. Als er gefunden hatte, wonach er suchte, ließ er sich neben Farin aufs Sofa nieder. Bevor dieser aber sehen konnte, was Gabriel eigentlich suchte, klappte dieser das Buch wieder zu, wodurch eine Staubwolke aufgewirbelt wurde, die beide aufniesen ließ. Das Druckwerk schien lange unbeachtet in einem Regal gelegen zu haben. „Was ist, wenn ich dir sage, dass du das können würdest? Ihn wieder spüren können würdest?“, begann der Erzengel dann. „Na klar, indem ich ihn sterben lasse. Soweit hab ich auch schon gedacht und soweit werde ich es nie kommen lassen“, erwiderte Farin resigniert. „Du musst ihn ja nicht sterben lassen, du bist doch Gott“, wollte ihn Gabriel auf die richtige Fährte locken. „Und tot“, knurrte der Blonde bloß. Er hatte keine Ahnung, worauf der Andere überhaupt hinaus wollte. „Aber du bist Gott…du kannst wieder auferstehen“, erklärte dieser daraufhin. „Und was ist mit dem persönlichen Vorteil?“, ging Farin darauf ein. „Nicht nur du leidest darunter. Denk doch mal nach! Rod und Bela denken bestimmt ständig darüber nach, dir zu folgen, um dir wieder nahe zu sein“, versuchte Gabriel seinen Vorschlag zu verdeutlichen. „Und…wie stell ich das an?“, fragte Farin vorsichtig, nachdem er eine Weile darüber philosophiert hatte. „Du kannst die Zeit zwar nicht zurückdrehen, aber…du kannst die Vergangenheit verändern. Du hast Glück. Dadurch, dass sich nach deinem Tod kein irrer Fan umgebracht hat, macht das nicht so viele Probleme. Bei Kurt Cobain würde das schon anders aussehen. Tja, ihr seid halt unbedeutend“, entgegnete der Erzengel. „Wir sind nicht unbedeutend, wir haben nur die intelligenteren Fans“, äußerte sich der ehemalige Musiker entrüstet. „Wie dem auch sei…“, fügte Gabriel schmunzelnd hinzu. „Und, wie verändere ich die Vergangenheit?“, wollte Farin dann wissen. „Hm…du kannst zum Beispiel die Nachricht über deinen Tod in eine Vermisstenanzeige umwandeln! Bei deinem Reisewahn in die entlegendsten Gebiete kann es doch schon mal vorkommen, dass du verloren gehst!“ „Aber jetzt weiß doch jeder, dass ich tot bin, da brächte so was auch nicht mehr viel“, erwiderte der große Blonde verwirrt. „Ich meinte ja auch, dass du das in der Vergangenheit machen musst. Niemand würde dann denken, dass du tot wärst, sondern nur, dass du verschollen wärst. Dann kannst du ganz auf „verlorenen Sohn“ machen und zurückkehren. Du musst dir dann halt noch eine spannende Geschichte dafür ausdenken“, erklärte Gabriel geduldig. „Und niemand würde mehr wissen, was wirklich passiert ist?“, fragte Farin. Schön langsam schien er zu verstehen, wie’s funktionieren würde. „Wir hier oben schon“, gab der Erzengel zu verstehen. „Und wenn du willst, dass es bestimmte Erdlinge auch wissen, dann kannst du das natürlich veranlassen“, fügte er schmunzelnd hinzu, als er die Frage richtig zu deuten wusste. „Und…wie kann ich das machen?“ „Bevor du die Vergangenheit veränderst, streust du etwas von diesem Pulver auf sie, dann wirkt die Veränderung bei ihnen nicht“, klärte Gabriel den Anderen auf und reichte ihm ein kleines Stoffsäckchen. Farin nahm das Säckchen an sich und streute etwas von dessen Inhalt auf seine Handfläche. Das Pulver, das sich nun auf dieser befand, war golden und glitzerte farbenfroh im Licht. „Geh nach Hause und ruh’ dich aus. Du wirst viel Kraft hierfür brauchen…außerdem müssen wir uns übermorgen mit Satan treffen, da wär’s nicht so schlecht, wenn du wieder fit wärst“, meinte der Erzengel dann lächelnd und brachte seinen Gast zur Tür. „Aber…geht das überhaupt, dass ich als Gott so auf die Erde komm?“, fragte Farin, bevor er ging. „Was der Teufel kann, kannst du schon lange. Sonst gäbe es auf der Erde auch ein Ungleichgewicht. Und das wollen wir ja nicht“, beruhigte Gabriel seinen Chef und sah ihm noch schmunzelnd nach, als sich dieser auf den Weg zurück zu seiner eigenen Wohnung machte. Kapitel 6: Himmel auf Erden --------------------------- Rodrigo ging, wie jeden Sonntagvormittag, zu Farins Grab. Doch als er an diesem Ort angekommen war, erschrak er zutiefst. Schnell rief er mit seinem Handy seinen Freund an. „Felsenheimer“, meldete sich dieser verschlafen. „Dirk…es…es ist nicht mehr da!“, rief der Bassist aufgebracht. „Was…wie…wo…wer?“, fragte der andere benommen. Es war definitiv zu früh, solch eine Leistung von seinem Gehirn zu verlangen! „Das Grab…es ist nicht da! Nichts, als wäre nie etwas hier gewesen!“, schrie Rod zurück. „WAS? Aber…wie kann das sein? Wer macht denn so was?“, fragte Bela aufgebracht zurück. Wer ist so krank und klaut ein Grab? Zumal dieses Örtchen nur unter den Eingeweihten bekannt war und die würden doch nicht… „Wir treffen uns in einer Stunde bei mir, okay?“, erwiderte der Chilene und legte, nachdem Bela einverstanden war und sich verabschiedet hatte, auf. Wütend drehte er sich um und wollte gehen, da spürte er die Präsenz einer weiteren Person hinter sich. Diese legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter, drückte sich näher an Rod und küsste ihn in den Nacken. Ja, er spürte die Berührungen und das, obwohl sie von einer Person ausgingen, von der er sie gar nicht spüren konnte! Wie vom Blitz getroffen drehte er sich zurück. „Jan…was…wie…warum?“, sprudelte es aus ihm heraus. Der Angesprochene dachte aber nicht daran, etwas zu erklären, sondern küsste seinen Freund leidenschaftlich. Wie sehr hatten sie beide sich danach gesehnt? „Aber…warum…“, begann der Jüngere wieder, als sie sich gelöst hatten. „Ich erklär’s dir, wenn Dirk da ist, okay?“, meldete sich Farin zu Wort. Er sah sich kurz um und als er merkte, dass sie alleine waren, nahm er Rods Hand und beamte sie nach Hause. Pünktlich zur vereinbarten Zeit klingelte es an der Haustür. Bevor Rod auch nur daran denken konnte, sie zu öffnen, war Farin auch schon aufgesprungen und ließ seinen Freund eintreten. „Rod, was…oh Jan! Was machst du denn hier? Wie geht’s dir?“, fragte Bela verwundert, als er das Haus betrat. „Hey, Dirk. Schön dich zu sehen“, erwiderte der Blonde und umarmte ihn. „Jan, was…oh mein Gott!“, stieß der Drummer verwundert aus, als er seinen Freund spüren konnte. „Das trifft’s doch haargenau“, meinte der Größere verschmitzt und tat so, als wäre es das Normalste der Welt, dass sie sich auf einmal wieder spüren konnten. Er ergriff die Hand des Älteren und führte ihn ins Wohnzimmer, wo Rod schon auf sie wartete. Bela ließ sich neben diesen aufs Sofa fallen, während Farin auf dem Sessel gegenüber Platz nahm. „Okay…es ist…Folgendes: Ich hab die Vergangenheit so verändert, sodass ich nicht gestorben bin, sondern nur verschwunden. Außer mir und den ganzen Engeln da oben, wisst nur ihr, was wirklich passiert ist“, erklärte der blonde Hüne. „Aber…was…und die ganzen Zeitungsartikel und die Nachricht auf unserer Homepage? Niemand wird das glauben“, meinte Rod, als er das ganze auf sich wirken ließ. Das Oberhaupt der Schutzbefohlenen verließ kurz den Raum, um bald darauf mit einem Notebook und einer Mappe zurückzukommen. Der Chilene erkannte die Mappe. In ihr hatte er alle Zeitungsartikel, die über Farins Tod berichteten, aufgehoben. „Was…woher weißt du von der?“, fragte er verwirrt. Nicht einmal Bela hatte von der Existenz dieses Ordners gewusst. „Ich bin Gott, ich weiß alles“, gab der Angesprochene bloß grinsend zurück. Er reichte die Mappe den beiden Schwarzhaarigen und startete das Notebook. „Was…wie kann das sein?“, stieß der Jüngere aus, als er sah, dass die ganzen Artikel bloß über das Verschwinden Farins berichteten. Da deutete der große Blonde auf den Bildschirm des Computers, sodass die Aufmerksamkeit der beiden anderen auf ihre Homepage gelenkt wurde. Auch auf ihr stand bloß die Nachricht, dass Farin verschwunden wäre und sobald es nähere Informationen gäbe, sie hier veröffentlicht würden. „Hab ich zuviel versprochen?“, erwiderte der Totgeglaubte schmunzelnd. „Das heißt…niemand da draußen weiß, was wirklich passiert ist und dass du jetzt…Gott bist?“, fragte Bela ruhig, als er sich von dieser Art Schock erholt hatte. „Genau…jetz muss ich nur noch eine Nachricht hinterlassen, dass ich wieder da bin und alles ist wie früher!“ Dass Farin auch noch weiterhin seine übernatürliche Fähigkeiten besaß, wussten die beiden nicht und würden es auch nie erfahren! Dafür waren sie viel zu nützlich. „Das heißt dann…dass wir wieder in der Öffentlichkeit auftreten können? Dass jeder dich sehen kann? Dass du lebst?“ „Und dass ich unsterblich bin, genau!“ „Ja…dann…worauf warten wir noch?“, ließ Rod verlauten. Der Gitarrist wollte zum Telefon greifen, um ein paar ihrer Freunde und seiner Familie zu sagen, dass er wieder hier sei, als dem Jüngsten der Gruppe etwas auffiel. „Jan…wie geht’s dir eigentlich?“, fragte er deshalb und deutete auf den Verband, der um Farins rechte Hand gewickelt war. „Eigentlich ganz gut…die Verletzungen sind größtenteils schon fast wieder verheilt, einige brauchen noch etwas. Aber Schmerzen hab ich keine, wenn dich das beruhigt“, erwiderte dieser lächelnd und schmiegte sich an seinen Lebensgefährten. „Außerdem wär’s ja total unglaubwürdig, wenn ich aus der Verschollenheit zurückkehre und völlig unverletzt wäre“, fügte er hinzu, woraufhin er von Rod einen liebevollen Klaps in die Seite erntete. „Und…was sagst du, wo du warst?“, meldete sich Bela zu Wort. „Eine Gruppe Verrückter hat mich entführt, als ich alleine spazieren war und mit einem geklauten Privatjet sind sie mit mir nach Kolumbien geflogen und haben mich dort festgehalten. Warum sie das gemacht haben, wussten sie wahrscheinlich selber nicht! Jedenfalls hatte ich irgendwann die Möglichkeit zu fliehen und nun sitze ich wieder hier“, erwiderte Farin, der sich das Ganze schon bis ins kleinste Detail überlegt hatte. Nachdem Familie und Freunde über Telefon und die Fans über ihre Homepage darüber informiert wurden, dass Farin wieder zurück sei, brach nicht nur eine Welle der Erleichterung aus, sondern auch eine Welle an Interviews. Jeder wollte wissen, was passiert war. Immer wieder musste der Gitarrist erklären, dass es ihm gut gehe, aber dass er sich noch etwas Zeit nehmen wolle, um sich von den Strapazen der Entführung und der Flucht zu erholen. Damit die Fans aber trotzdem nicht zu lange warten mussten, um ihren verschollen geglaubten Lieblingsgitarristen live zu sehen, gaben Die Ärzte noch ein Konzert. Danach fuhren Rod und Farin in einen wohl verdienten gemeinsamen Urlaub. Epilog: Gottes Fügung --------------------- So hier noch ein "kleiner" Epilog...war anfangs wirklich nur als ganz kurze Ergänzung geplant, aber mir sind keine guten Ideen eingefallen, dann hab ich etwas gewartet und dann war da so viel verwertbares, dass der Epilog nun etwas länger ausgefallen ist^^ Viel Spaß ___________ ‚Ich muss es ihr sagen, heute! Ganz bestimmt heute, sonst wird nie was draus’, nahm sich Robert vor, als er wieder einmal unauffällig, jedenfalls glaubte er, unauffällig zu sein, zu Nessie rüberschielte. Die Gedanken der Gitarristin kreisten um dasselbe Thema: ‚Okay, Nessie. Heute sagst du’s ihm, wenn nicht, dann…drohe ich mir jetzt etwa selbst? Gott, ich werd noch verrückt!’ Beide dachten natürlich, dass niemandem etwas an ihrem Verhalten auffiel, immerhin wussten sie nicht, dass Farin ihre Gedanken genau verfolgen konnte. Nicht einmal Rod wusste, dass er diese Fähigkeit noch besaß. Das ganze Racing Team hatte sich versammelt, um ein neues Album aufzunehmen. Nun gönnten sie sich eine Pause und genossen ihr Mittagessen. Schon länger hegten die beiden Musiker gewisse Gefühle füreinander, aber nie hatten sie sich getraut, sie dem jeweils anderen zu gestehen, zu groß war die Angst vor einer eventuellen Zurückweisung. Der blonde Hüne war sich schon seit Längerem über ihre Gefühle im Klaren und rätselte schon die ganze Zeit, wie er die beiden nun zusammenbringen konnte – und das Ganze ohne Amors Hilfe. Er war Gott, so was müsste doch ein Kinderspiel für ihn sein! Schmunzelnd vernahm Farin das Kribbeln im Bauch, welches immer auftrat, wenn er die Gefühle seiner Mitmenschen vernahm, welche sich ihm natürlich je nach Gemütszustand anders offenbarte: Wut, Angst oder Trauer zeigten sich zum Beispiel mit Schmerzen während Liebe, Freude und Glück sich mit einem Kribbeln bemerkbar machten. Zu seinem Glück konnte er sich dieses Mitempfinden aber auch wieder wegdenken. Während der Blonde gemeinsam mit Nessie das Geschirr wegräumte, beschloss er, es auf die direkte Art zu versuchen. Sie beide waren alleine in der Küche, die anderen hatten es sich zur Entspannung im Wohnzimmer gemütlich gemacht. „Sag mal, liebste Nessie…kann es sein, dass du verliebt bist?“, wagte Farin sich mit einem sanften Lächeln an das Thema heran. Die Gesichtsfarbe der Gitarristin schien es mit ihrer Haarfarbe aufnehmen zu wollen, jedenfalls lief sie knallrot an. „Was…wo denkst du hin?“, versuchte sie sich rauszureden und schnappte sich schnell ein weiteres Teller, das sie in die Spüle räumen wollte. Mit hochgezogener Augenbraue hielt der Blonde in seiner Bewegung inne und betrachtete sie so lange, bis sich Nessie schließlich seufzend ergab. „So offensichtlich?“, fragte sie niedergeschlagen. „Naja, die anderen schienen nichts gemerkt zu haben…also schätz ich mal, so offensichtlich ist es nicht“, beruhigte Farin seine Bandkollegin. Hörbar aufatmend wandte sich Nessie wieder dem Geschirrspüler einräumen zu. „Robert, hm?“, fragte der Gitarrist nach einer Weile, als er merkte, dass sie von selber nichts sagen würde. „Woher…?“, wollte sie erstaunt wissen. „Nun ja, nachdem’s ich nicht sein kann…“, erwiderte Farin schmunzelnd. „Aber wehe, du sagst es ihm“, bat Nessie, als sie den Spüler zumachte und sich mit ihrem Chef auf den Weg ins Wohnzimmer begab. „In solchen Sachen kann ich schweigen wie ein Grab“, schwor der blonde Hüne und gesellte sich zu den anderen. Auch dieser Tag ging irgendwann, spät aber doch, zu Ende. Nachdem sich Farin eine wohltuende Dusche gegönnt und die Zähne geputzt hatte, schlüpfte er zu Rod ins Bett und kuschelte sich erschöpft an ihn. „Langer Tag, hm?“, fragte der Chilene verständnisvoll und massierte ihm etwas den verspannten Nacken. Dankbar stöhnend nickte der Gitarrist und küsste seinen Liebsten, nachdem dieser mit seiner Behandlung aufgehört hatte. Verschlafen wünschten sie sich eine gute Nachte, um bald darauf ins Land der Träume zu entfliehen. Farin fand sich in der Wüste wider. Um ihn herum war nur Sand, weit und breit keine einzige Pflanze. In weiter Ferne zeichneten sich Berge ab, verschwommen durch die heiße Luft. Plötzlich stand Bela neben ihm. Seine Kleidung war durchtränkt von Wasser. Farin fragte sich noch, warum der Schlagzeuger so nass war, wo doch hier die Sonne erbarmungslos auf sie hinunter brannte. Da entdeckte er, dass der Jackenärmel des Älteren eingerissen war und Blut über den Stoff lief. Auch das Gesicht wies mehrere Verletzungen auf. Ein Bein schien gebrochen zu sein, auch am Bauch war Blut zu sehen. „Bela…was –“ „Jan…du musst…mir helfen“, unterbrach ihn dieser mit erstickter Stimme. Er schien große Schmerzen zu haben. Da änderte sich das Bild, sie standen auf einer einsamen Landstraße neben einem Auto, das in einen Baum gekracht war. Es regnete in Strömen, weit und breit schien keine Hilfe in Sicht zu sein. Stöhnend legte sich Bela auf den Boden. „Hilf mir“, hauchte er noch einmal. Keuchend wachte Farin auf. Noch nie hatte er so eine Vision gehabt, aber er spürte, dass Bela ihn wirklich brauchte. Schnell beamte er sich zu ihm und erkannte die Szene aus seinem Traum wieder. Bela lag genauso auf dem Boden, wie er ihn gesehen hatte und auch die Verletzungen stimmten überein. Er konnte die Schmerzen spüren, die sein Freund gerade erdulden musste. Die Kälte, den Regen und die Tatsache, dass er gerade nur seinen Pyjama trug, ignorierend, kniete er sich neben seinen Freund. „Jan“, stöhnte der Kleinere, als er seinen Schutzbefohlenen entdeckte. „Hab keine Angst Bela, ich bin ja da“, erwiderte Farin lächelnd und legte ihm seine Hände auf, um ihm die Schmerzen zu lindern und die Verletzungen zu verkleinern. Ganz konnte er ihn nicht heilen, es wäre zu auffällig bei so einem schweren Unfall. Er suchte nach dem Handy des Älteren, wählte den Notruf und hielt es ihm ans Ohr. Nachdem Bela der Person am anderen Ende alles Notwendige erklärt hatte, legte Farin das Telefon beiseite und sprach ihm beruhigend zu. Er wartete so lange, bis er die Sirenen des Notfallwagens hören konnte. „Ich muss jetzt gehen…Wir kommen dann ins Krankenhaus, okay?“, erklärte der blonde Hüne, ehe er sich mit einem ermunterten Lächeln verabschiedete und sich zurück in sein Schlafzimmer beamte. „Rod, wach auf, wir müssen ins Krankenhaus“, meinte Farin, als er den Bassisten versuchte wachzurütteln. „Was…was ist passiert?“, fragte dieser verschlafen, als er seinen Geliebten patschnass neben dem Bett stehend entdeckte. „Bela hatte einen Unfall…los komm, aufstehen“, informierte ihn der blonde Hüne, ehe er ins Bad lief, um sich abzutrocknen. „WAS?“, rief Rod entsetzt aus, sprang aus dem Bett und zog sich an. „Was ist passiert? Ist er schwer verletzt? Wie geht’s ihm?“, bombardierte er den Älteren, der nun das Zimmer betrat, um sich etwas Trockenes anzuziehen. „Er ist in einen Baum gefahren! Nein, jetzt nicht mehr so schwer und es schien ihm halbwegs gut zu gehen…er war zumindest bei Bewusstsein, als ich gegangen bin“, beantwortete dieser ruhig die Fragen, zog den Chilenen aus dem Zimmer, schmiss ihm die Schuhe zu und schob ihn anschließend zum Auto. „Bela, wie geht es dir?“, fragten die beiden Musiker gleichzeitig, als sie den Behandlungsraum betraten, in dem der Ältere gerade verarztet wurde. „Ihr Freund hat sich ein Bein gebrochen und auch mehrere Prellungen und Platzwunden zugezogen, aber alles in allem muss er einen großen Schutzengel gehabt haben, so schlimm, wie das Auto zugerichtet war“, erklärte der anwesende Doktor, der gerade die Wunde an Belas Kopf nähte. Er bekam das Grinsen, das sich die drei zuwarfen und Farins Blick, der soviel ausdrücken sollte wie ‚Redet der etwa von mir? Hach, ich bin so gut’, gar nicht mit. Nachdem er mit seiner Tätigkeit fertig war, verabschiedete sich der Arzt mit den Worten „Wir werden Sie eine Nacht zur Beobachtung hier behalten, aber das ist bloß zur Sicherheit!“ „Bela, Bela, was machst du bloß für Sachen?“, fragte Farin tadelnd, als er sich zu seinem Freund aufs Bett setzte. „Was ist eigentlich passiert?“, wollte Rod wissen. „Da war auch einmal irgend so ein komisches Vieh auf der Straße, ich hab halt versucht auszuweichen, aber weil’s so nass war, bin ich eben von der Straße abgekommen und in den Baum gefahren“, verteidigte sich der Verletzte. „Du weißt, dass das viel schlimmer hätte ausgehen können“, seufzte der Blonde und strich sich eine noch immer nasse Strähne aus dem Gesicht. Er war so froh, dass er diese „Vision“ gehabt hatte, er wollte sich gar nicht ausmalen, wie es Bela jetzt gehen würde, wenn er nicht für ihn da gewesen wäre. „Ja was hätte ich denn sonst machen sollen?“, fragte der Schlagzeuger etwas gekränkt nach. „Schon gut, schon gut…ich wollt es nur mal ansprechen“, beschwichtige Farin. Kurz darauf kam eine Schwester, die die beiden Besucher bat, zu gehen, da der Patient nun Ruhe brauchte. „Jan?“, erwiderte Bela, als sein Freund schon in der Tür stand, der sich daraufhin noch einmal fragend zu ihm drehte. „Danke“, meinte er ehrlich. „Dazu bin ich ja da“, wehrte der blonde Hüne schmunzelnd ab und ging nun endgültig. „Woher hast du das eigentlich gewusst?“, fragte Rod, als die beiden wieder nach Hause fuhren. „Er ist mein Schützling, wär ja blöd, wenn ich so was nicht erfahren würde“, meinte der Ältere mit einem sarkastischen Unterton. „Aber wie…“, hakte der Chilene nach. „Ich hab von der Szene geträumt und als ich aufgewacht bin, da hab ich gespürt, dass was nicht in Ordnung ist, also bin ich zu Bela hin, hab ihn am Boden liegen sehen und hab dann dafür gesorgt, dass er weniger schwer verletzt ist“, erzählte Farin. Sie schwiegen eine Weile, während sie ihren eigenen Gedanken nachhingen. Rod dachte darüber nach, dass sie sich glücklich schätzen konnten, so einen fürsorglichen Schutzengel zu haben. Würde der Blonde nicht so darauf achten, dass der Chilene nicht erfahren durfte, dass er Gedanken lesen konnte, dann hätte er ihm jetzt natürlich gesagt, dass jeder Schutzbefohlene auf seine Schützlinge zu achten hatte und wenn sie das nicht zufrieden stellend taten, dann würden sie sicher dafür bestraft werden. Womit wusste er selber nicht, aber er wusste, dass er im Reich der Engel vier Assistenten hatte, die sich damit auskannten. „Und wie sieht’s mit Nessie und Robert aus?“, wechselte der Bassist dann das Thema. „Ich hab heut mal einen direkten Angriff bei Nessie gestartet. Also sie weiß jetzt, dass ich weiß, dass sie in Robert verliebt ist, ich ihm aber natürlich nichts davon sagen werde…demnächst werd ich Robs mal auf den Zahl fühlen“, informierte Farin. „Die Armen“, bemitleidete Rod die beiden. „Hey, was soll denn das jetzt heißen?“, wollte der Gitarrist entrüstet wissen. „Nichts, gar nichts!“, beschwichtigte der Schwarzhaarige sofort und als er den misstrauischen Blick seines Beifahrers einfing, hängte er noch grinsend ein „Der Meister der Ironie erkennt sie selbst nicht mehr, wahrlich eine Schande“ hinzu. Am nächsten Tag war das Racing Team wieder dabei, am Album herumzufeilen. Diesmal waren nur die Männer im Studio, da es darum ging, die Bläserparts einzuspielen. In einer ruhigen und ungestörten Minute, in denen Hardy, Quitte und Fischi sich entweder unterhielten, oder ihre Instrumenten putzten, oder beides gleichzeitig machten, startete Farin seinen Angriff auf den Posaunisten. „Sach mal, Robert…läuft da was zwischen dir und Nessie?“, fragte er in so einer geringen Lautstärke, dass ihn die anderen drei nicht hören konnten. Der Kleinere verschluckte sich beinahe an seinem Getränk, das er gerade trinken wollte. „Was? Wie kommst du denn darauf?“, wollte er hustend wissen. „Na komm, mir kannst du’s doch erzählen“, forderte der Gitarrist ihn heraus. „Da ist echt nichts“, wehrte Robert ab. „Aber du hättest es lieber, wenn da was wäre, oder?“, hakte Farin nach, woraufhin sein Gesprächspartner nicht verhindern konnte, dass er leicht rot anlief. „Kein Kommentar“, meinte er trocken und wandte sich ab, um zu den anderen zu gehen. Lachend und sich die Hände reibend begab sich der blonde Hüne ebenfalls zu ihnen und fragte sie dann: „Na Jungs, was ist? Braucht ihr noch etwas, oder können wir weiter machen?“ Da sie scheinbar bereit zu spielen waren, konnte es mit der Arbeit weiter gehen. ‚Verdammt, Jan hat was gemerkt, scheiße! Ob den anderen auch was aufgefallen ist? Ob Nessie was aufgefallen ist? Verdammt, was mach ich denn jetzt?’, grübelte der Posaunist leicht verzweifelt, was Farin zum Schmunzeln brachte. Ob er ihn etwas beruhigen sollte? Lieber nicht, vielleicht nimmt sich Robert jetzt endlich den Mut, die Gitarristin anzusprechen. „Hast du eigentlich was Neues von Bela gehört?“, fragte Farin Rod, als er sich, wie jeden Abend, zu seinem Liebsten ins Bett kuschelte. „Es geht ihm gut. Er ist aus dem Krankenhaus raus und lässt sich jetzt von seiner Freundin pflegen. Mit den Krücken hat er noch zu kämpfen, aber das wird er schon schaffen“, informierte der Chilene seinen Freund und küsste ihn. „Na, bist du sehr erschöpft?“, fragte er ihn dann fürsorglich. „Kommt drauf an, was du noch mit mir vorhast?“, erwiderte Farin grinsend, der sich schon denken, worauf der andere hinaus wollte. „Kannst du dir das nicht schon denken?“, meinte Rod lächelnd und begann, den Hals des Gitarristen zu verwöhnen. „Nein, leider nicht! Ich glaub, du musst mir noch einen Tipp geben“, bat der Ältere und nahm lächelnd zur Kenntnis, wie sein Geliebter sich sein Schlafshirt abstreifte und auch ihm aus dem störenden Kleidungsstück half, um daraufhin seinen Oberkörper zu verwöhnen. Als er beim Bund der Pyjamahose angekommen war, sah der Chilene mit lüsternen Augen auf und fragte grinsend: „Bist du noch immer nicht drauf gekommen?“ Farin zog ihn wieder zu sich hinauf und küsste ihn, ehe er sie so drehte, dass er nun über Rod war. „Dabei hab ich mich gerade erst geduscht“, erwiderte er keuchend und begann, sie vom restlichen Stoff zu befreien… Die Zeit verging und Nessie und Robert hatten immer noch nicht miteinander geredet. Für Farin dauerte das alles viel zu lang. In wenigen Tagen waren die Arbeiten am Album vorbei und er würde mit Bela und Rod auf Tour gehen – und er hatte sich doch vorgenommen, die beiden bis dahin zusammen zu bringen. Darum ließ er es nicht bei diesen zwei kleinen Gesprächen bleiben, nun wollte er Taten folgen lassen. Die beiden Musiker kamen ihm gerade auf der Treppe entgegen und unterhielten sich leider nur über einen Film. Der blonde Hüne nahm dies Augen rollend zur Kenntnis. Durch den Unfall und seinen „Tod“ hatte er gemerkt, dass die Zeit viel zu kurz war, um sie mit diesem ängstlichen und mutlosen Nicht-Ansprechen-Wollen zu vergeuden. „Mann, jetzt sagt euch doch endlich, dass ihr euch liebt, sonst wird das ja nie was“, meinte Farin deshalb grinsend, als er sich an den beiden vorbeischlängelte. Die beiden sahen ihm einerseits entsetzt und andererseits auch ein bisschen hoffnungsvoll nach. Der Gitarrist jedoch drehte sich nicht noch einmal um und ging einfach weiter. „Was hat er denn damit gemeint?“, fragte Nessie Robert. Sie wollte sich nicht allzu viele Hoffnungen machen, dass dieser ihre Gefühle wirklich erwiderte. „Ähm…keine Ahnung“, wehrte der Posaunist ab und ging weiter. Kurz darauf jedoch nahm er doch noch seinen ganzen Mut zusammen und begann, sich verlegen am Hinterkopf kratzend: „Ähm…Nessie?“ Diese blickte ihn nun erwartungsvoll an. Einmal mehr wurde ihnen bewusst, wie sehr sie doch den jeweils anderen liebten. „Weißt du…ich hab mich…in dich verliebt“, nuschelte der Schwarzhaarige, sah zu Boden und machte sich auf eine Abfuhr gefasst. Ein entzücktes „Ehrlich?“ ließ ihn dann wieder seinen Kopf heben und in Nessies Gesicht blicken. „Ich hab mich nämlich auch in dich verliebt“, beteuerte diese lächelnd und küsste ihn. Beim Abendessen, bei dem Rod auch dabei war, verkündeten die beiden frisch Verliebten dann, dass sie nun zusammen wären und dass sie es auch deswegen dem restlichen Racing Team offenbarten, weil sie nicht wollten, dass irgendwelche Missverständnisse auftraten. Die Band nahm dies natürlich wohlwollend zur Kenntnis und gratulierte den beiden. „Das hast du toll gemacht“, flüsterte der Chilene Farin ins Ohr und küsste ihn sanft. Als sie alle fertig gegessen hatten und sich nun unterhielten, schlich sich Nessie zu ihrem Chef. „Du Jan…wir wollten dir noch danken! Ohne dich würden wir wahrscheinlich nie zusammen kommen“, druckste sie herum, ehe sie den großen Blonden dankbar umarmte und zurück zu ihrem Robert ging. „DU warst das? Wie hast du das bloß geschafft?“, fragte Simone erstaunt, die neben ihm saß. „Ich würd sagen: Gottes Fügung“, erwiderte Farin lächelnd, stand auf und brachte sein Geschirr zur Spüle. „Gottes Fügung…Mann, bist du theatralisch“, meinte Rod schmunzelnd, der sich zu ihm gesellt hatte und ihm nun sanft in die Rippen boxte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)