Pränataler Campingkocher von kumquat (Every day is writing day) ================================================================================ Kapitel 66: Seelversorger III ----------------------------- Am ersten Tag passierte nicht viel. Zwei Mal erlangte Yolkes kurz das Bewusstsein zurück, nur, um jeweils ungefähr drei Minuten lang wirres, unzusammenhängendes Zeug von Käsestangen und der russischen Mafia zu schreien, bevor er unvermittelt wieder in einen tiefen Stupor fiel. Der zweite Tag war recht ähnlich, nur, dass er es einmal schaffte, beim Reden in ein Brot mit aeeianischer Einhornwurst zu beißen, um den Biss wenig später in hohem Bogen wieder gegen die Wand zu spucken und etwas von Huftieren zu brüllen, bevor er rückwärts kippte und erneut regungslos liegen blieb. Am dritten Tag ging es dann langsam bergauf. So beiläufig wie möglich schob sich Connaugh durch die Tür, warf gar einen langen Blick auf das blendendweiße Mobiliar, ehe er Yolkes' Präsenz überhaupt zur Kenntnis zu nehmen schien. "Was für ein Scheißladen", bemerkte er in die Luft, stieß seinen Hut in einer Bewegung seinen Scheitel hoch und starrte auf die Vorhänge, statt auf Yolkes' verschwitztes Gesicht, das in die Kissen eingesunken war wie seine Augen in deren Höhlen. Dunkel leuchteten sie ihn an, bevor sie Fokus verloren und Yolkes nur vor sich hinstarrte. "Nicht mal vegetarisch", krächzte er, die dünnen Finger in die Bettdecke geklammert. Connaugh schüttelte den Kopf; statt sich niederzulassen, stakste er durch das enge Zimmer, die Hände tief in die Taschen versenkt, und die Falten in seine Stirn. "Steinfresser können sie hier verpflegen und ätherische Sonderwesenflüchtlinge, aber vegetarisch kriegen sie nicht auf die Reihe. Scheiße noch mal! Kein Wunder, bei dieser Touretteleitung." Yolkes lächelte schwach. "Tzlu ist ein guter Mann...", sagte er beschwichtigend. Er hielt einen Moment inne, bevor er Connaugh wieder fokussierte. "Hast du... hast du etwas gefunden..?" Connaugh schnalzte mit der Zunge und zog die Schultern hoch, statt etwas Eindeutiges von sich zu geben. "Die sind wie Aale, wie verfickte Aale. Sie gleiten dir durch die Hände und... argh, sie haben Dreck am Stecken. Das wissen wir beide. Wir kriegen sie noch, wir kriegen sie, und wenn wir doch die Guerilleros benutzen müssen. Ich sag's dir." Inzwischen war er zum Fenster hinübergetrottet und starrte hinaus, und dabei schnaubte er vor Wut fast. Als es hinter seinem Rücken klirrte, fuhr er herum und erwischte Yolkes dabei, wie dieser nach einer Teetasse auf dem Beistelltisch angelte. "Was tust du da! Wer hat die da hingestellt? Was ist das hier für ein Personal?! Feneverflucht noch mal..!!" Yolkes sagte nichts, während sich Connaugh aufregte, die Stimme an- und abschwellend wie bei einem ausgerasteten Seismographen. Er lächelte nur ein bisschen vor sich hin, und fummelte vage an der Decke herum. "... ich bin gleich wieder da", beendete Connaugh seine Rede und stand schon halb draußen, "das ist ja nicht zum Aushalten." Der Schreikrampf hallte selbst noch auf dem Hof wider. Zwanzig Minuten später kam Connaugh wieder reingestürzt, das Haar verschwitzt, in der Hand eine knisternde Papiertüte. "Ich hab Ordnung gemacht", knurrte er, Kaffeepott in der anderen, und warf Yolkes die Papiertüte aufs Bett. Bleiche Finger griffen nach ihr, und wickelten eine blasenbesetzte Teigstange aus. "Was ist das?", murmelte Yolkes. Connaugh stand neben dem Bett, doch sah ihn nicht an; starrte in Richtung Bad und schluckte derweil den Rest seines Kaffees. "Seele mit Käse", sagte er dann. Er warf Yolkes einen Seitenblick zu, in aller Stille, und als sie einander sahen, wanderte das Grinsen vom einen Gesicht zum anderen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)