Speachless von -Iza- ================================================================================ Kapitel 1: Begegnungen ---------------------- Hallöchen ^^ Wie man sieht lebe ich noch und dachte mir, dass mal wieder die Zeit gekommen ist, meine kreativen Ergüsse online zu stellen. Diese Story liegt mir sehr am Herzen, weil sie ein Thema behandelt, dass mir persönlich sehr wichtig ist. Bis allerdings geklärt ist, womit genau sich diese FF auseinander setzt, müsst ihr euch wohl bis Kapitel drei oder vier gedulden. ^^" Ich hoffe ihr lest schön fleißig und hinterlasst mir konstruktive Kritik ^^ Enjoy it! -Iza- Der erste Tag der für Sora Takenouchi in Tokio anbrach begann für sie mit Regen und schwarzem Kaffee. Schweigend sah sie aus dem Fenster und beobachtete wie vereinzelte Tropfen an der beschlagenen Scheibe hinunterliefen. Seufzend wandte sie sich ab und nahm noch einen Schluck aus ihrer Tasse. Sie hatte heute noch eine ganze Menge zu tun. Die Kartons waren noch nicht einmal annähernd ausgepackt und um elf Uhr musste sie an der Uni sein. Gerade als sie die Tasse in die Spüle stellte um mit dem Auspacken fortzufahren klingelte es. Überrascht blickte sie auf. Wer konnte das sein? Der Postbote? Als sie die Tür öffnete blickte sie in fröhliche, braune Augen. „Hallo“, sagte der dazugehörige Mund. „Ich glaube wir sind Nachbarn.“ Ein freundliches Lächeln breitete sich auf den Lippen des braunhaarigen, jungen Mannes aus. Sora lächelte vorsichtig zurück. „Ich bin Taichi, Taichi Yagami. Ich wohne in Nummer zwölf.“ Er deutete auf die schräg gegenüberliegende Tür vor der unordentlich ein ganzer Haufen Schuhe lag. „Ich bin Sora Takenouchi.“, antwortete das Mädchen und streckte ihm die Hand entgegen. Warm und weich, fühlte sich die Hand dieses Taichi Yagamis an. Sora musste lächeln. „Bist auch neu hier?“, fragte sie daraufhin. Zu gerne hätte sie jemanden gehabt, der genau wie sie alleine in eine fremde Stadt gezogen war und die aufkommende Einsamkeit und das schon beginnende Heimweh mit ihr hätte teilen können. „Nein, Ich wohne schon seit dem letzten Semester hier. Aber keine Sorge, du wirst dich hier schnell zurecht finden.“ Aufmunternd sah er sie an. „Also, ich muss los, meine erste Vorlesung beginnt gleich und ich bin mal wieder zu spät. Wenn du irgendwas brauchst, du weißt ja, Nummer zwölf. Vierundzwanzig Stunden für dich geöffnet. Irgendwer ist immer da.“ Er lachte kurz auf und wandte sich zum Gehen um. „Hat mich gefreut, Sora Takenouchi“, sagte er und hob die Hand. Dann war er die Treppen hinunter verschwunden. Sora blickte ihm hinter her und musste lächeln. Dieser kurze Moment hatte sie die Einsamkeit der letzten Tage vergessen lassen. Vielleicht würde sie in Tokio doch nicht so alleine sein wie sie befürchtet hatte. Als sie wieder hineingehen wollte, bemerkte sie, dass noch jemand im Treppenhaus stand.Ein blonder, junger Mann, der etwa so alt war wie sie selbst, schaute sie mit prüfendem Blick an. Ihr wurde unbehaglich zumute. Trotzdem lächelte sie vorsichtig. „Hallo.“ Ohne auf ihre Worte einzugehen sah er ihr weiterhin in die Augen. Dann drehte er sich um und ging wortlos das Treppenhaus hinunter. Ihr Lächeln verschwand. Wer war das? Kapitel 2: Mitternacht ---------------------- Soooo... hier nun Kapitel Nummer Zwei. Ist etwas länger als das erste ^^ Ich hab mir fest vorgenommen, diese FF regelmäßig zu aktualiesieren. Bin mal gespannt wie lange das gut geht, mit dem pünktlich hochladen... ^^" Egal, ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen. Lob sowie Kritik sind natürlich erwünscht. Enjoy it! Iza Das nächste mal, als Sora einen klaren Gedanken fassen konnte, war es bereits dunkel und die Lichter Tokios leuchteten hell. Mit ihrem rechten Handrücken wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Sie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht die Kartons auszuräumen und Möbel zu rücken. Nun saß sie mit ausgestreckten Beinen auf dem Sofa um ihren schmerzenden Gliedern etwas Ruhe zu gönnen. Der erste Tag an der Uni war soweit ganz gut verlaufen. Sie hatte eine Führung bekommen und eine Liste mit Büchern, die sie lesen sollte. Der wirkliche Unterricht würde erst in zwei Tagen beginnen. Die Klingel riss Sora aus den Gedanken. Müde tapste sie zur Tür und öffnete diese. „Zimmer-Service!“ Das erste was sie erblickte, war ein Teller voller Muffins der ihr vor das Gesicht gehalten wurde. „Ein bisschen Zucker für meine neue, süße Nachbarin.“ „Du bist es Taichi“, lächelte Sora. „Komm rein.“ Vorsichtig balancierte Taichi den Teller auf seiner Handfläche und zog sich umständlich seine Schuhe aus. „Warte, ich helfe dir.“ Behutsam trug Sora den Teller mit den kleinen bunten Kuchen in die Küche. „Schön hast du es hier.“, hörte sie ihn aus dem Nebenzimmer sagen. „Danke“, erwiderte sie und bot ihm einen Platz auf dem Sofa an. „Also, womit habe ich verdient Nachts um halb zwölf noch mit Leckereien von dir verwöhnt zu werden?“ Fragend sah sie ihn an. Doch Taichi winkte nur ab und grinste. „Du hast heute Morgen so traurig ausgesehen, so alleine. Ich dachte, vielleicht willst du mit jemandem sprechen. Na ja, vielleicht war es aber auch nur Mittel zum Zweck, dass du mich in deine Wohnung lässt.“ Mit funkelnden Augen zwinkerte er ihr zu. Verlegen strich sich Sora eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. So direkt war noch nie jemand zu ihr gewesen. In dem kleinen Dorf, aus dem sie kam, wurde alles hinter dessen Rücken geredet, der das Pech hatte gerade nicht anwesend zu sein. Da sie oft gearbeitet hatte um Geld für ihr Studium zu sparen, war meistens sie diejenige gewesen über die hergezogen wurde. Das hatte sie schon immer gestört. So war sie doch froh in die Anonymität einer Großstadt flüchten zu können. „Du studierst Sport, oder?“, fragte sie. Einerseits aus Interesse, andererseits, wollte sie von sich ablenken. Taichi rückte sein T-Shirt zu Recht und lies seinen Bizeps hervorblitzen. „Sieht man an meinen Muskeln, oder?“, meinte er in einem gespielt selbstverliebten Ton. Sora musste kichern. „Nein, Spaß bei Seite“, fing er an. „Die meisten, denken, wenn du Sport studierst, bist du ein Macho, ein Frauenheld. Einer der denkt, eines Tages der beste Fußballer aller Zeiten zu werden.“ Um dies zu untermalen lies er seine Hände den Horizont nach fahren und blickte in die Ferne. „Aber das ist Blödsinn.“, meinte er schließlich trocken. „Nicht alle sind so. Ich spiele auch gerne Fußball, aber ich möchte Physiotherapeut werden. Anderen mit meinem Wissen helfen.“ Verlegen kratzte er sich am Kopf und grinste vor sich hin. „Ein bisschen träumerisch hört sich das vielleicht schon an. Getreu dem Motto Frieden und Hilfe für alle. Aber mir gefällt dir Vorstellung.“ „Bist du auch deswegen noch so spät zu mir gekommen?“, fragte Sora und sank in sich zusammen. „Nein.“, sagte er schnell. „Bei dir steckt auch noch eine ganze Menge anderer Dinge dahinter.“ Sora schwieg und freute sich doch, hier eingezogen zu sein. Ohne zu wissen warum, tauchte plötzlich wieder das Gesicht dieses blonden Jungen im Treppenhaus vor ihrem inneren Auge auf. Und dieser Blick mit dem er sie angesehen hatte... „Sag mal Taichi...“, begann Sora und versuchte es ganz beiläufig klingen zu lassen. „Ich habe heute Morgen jemanden im Treppenhaus gesehen. Kennst du ihn? Er müsste kurz nach dir hinunter gegangen sein als du zur Uni gegangen bist.“ Taichi kratzte sich am Kopf. „Du meinst Yamato? Blond, blauäugig, arrogant?“ Sie nickte leicht. Yamato hieß er also. „Aber was meinst du mit arrogant? Kennst du ihn näher?“ Taichi zog eine Schnute. „Nicht direkt. Ich weiß, dass er vor ein paar Monaten hier eingezogen ist. Der Postbote hat einmal versehentlich einen Brief von ihm bei uns eingeworfen und ich hab ihm diesen gebracht. Es war wirklich merkwürdig.“ Neugierig lehnte Sora sich nach vorne. „Was meinst du mit merkwürdig?“ „Na ja, wie soll ich es ausdrücken. Er hat mich so seltsam angesehen, als ich mit ihm gesprochen habe. Und bedankt hat er sich auch nicht. Nur genickt hat er, bevor er die Tür wieder geschlossen hat. Total arrogant meiner Meinung nach. Nur weil er gut aussieht und der halbe Wohnblock für ihn schwärmt muss man meiner Meinung nach nicht denken, man wäre etwas Besseres.“ „Du meinst, weil er nicht grüßt?“ , fragte sie. „Ja.“, antwortete er und sah sie an. „Ist dir das auch schon aufgefallen? Ich habe ihn noch nie Sprechen hören.“ Nachdenklich blickte Taichi auf seine Hände, die auf seinem Schoß lagen. „Weißt du noch mehr?“ Soras Neugier wurde geweckt und wieder einmal kam ihr journalistischer Instinkt zum Vorschein. „Mehr, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber du könntest meine Mitbewohnerin fragen. Mimi, Mimi Tachikawa. Bis vor ein paar Wochen war sie echt scharf auf ihn, bis auch sie gemerkt hat, dass ihm hier wohl alle egal sind. Und wenn jemand Mimis Interesse geweckt hat, dann nutzt sie jede Gelegenheit.“ Taichi grinste. Dann veränderte sich sein Blick. „Sag bloß du stehst auch schon auf ihn?“ Sora wurde rot. „Was, nein, ich...“ Nervös strich sie sich durch das schulterlange Haar. „Ich... möchte nur... wissen... was in diesem Haus hier so vor sich geht. Als angehende Journalistin muss ich jeder interessanten Story nach gehen. Du verstehst?“ Gekünstelt versuchte sie zu lächeln. Taichi nickte verständnisvoll und glaubte ihr wohl ihre Fassade. Die Küchenuhr schlug zwölf. ‚Yamato’, dachte Sora. ‚Was trägst du nur für ein Geheimnis in dir..?’ Kapitel 3: Kaffee ----------------- Hallöchen ^^ Hier ist endlich das dritte Kapitel. Wurde ja auch langsam Zeit ^^" Es ist schon so lange abgetippt gewesen, aber irgendwie war ich nie hundert prozentig damit zufrieden und ich als bekennende Perfektionistin lade keine Story hoch die ich selbst nicht gut finde. Aber jetzt, nach ewigem Überarbeiten ist das Kapitel endlich da ^^ Mehr will ich auch gar nicht dazu sagen, außer, dass ich mich über Anregungen und Kritik natürlich freuen würde ^^ Enjoy it! Iza Laute Gitarrenklänge rissen Sora aus ihren Träumen. Erschrocken fuhr sie hoch und fasste sich an die Brust. Ihr Herz klopfte schnell. „Verdammt, Mike! Es ist sieben Uhr! Hast du eigentlich einen Vollschaden?!“ , hörte sie eine hohe Stimme schreien. Müde drückte sie sich ein Kissen auf ihre Ohren und bekam nur noch gedämpft mit was in der gegenüberliegenden Wohnung passierte. Für eine Langschläferin wie sie war es wohl nicht die beste Lösung gewesen, direkt neben eine Wohngemeinschaft mit fünf Leuten zu ziehen. Taichi hatte sie gestern vorgewarnt mit wem und was sie es zu tun haben würde. Aber dass es so schnell passieren würde hätte sie nicht gedacht... Außer Taichi und Mimi, dem Mädchen von dem er ihr bereits erzählt hatte, lebten auch noch Joe und Iz in der WG. Ein Medizinstudent und ein Computerfreak. Der letzte war Mike, ein Austauschstudent aus den USA, der seinen Aufenthalt hier nicht ganz so ernst nahm. Anstatt zu lernen, war er lieber Dauergast auf jeder Party oder auch mal selbst Gastgeber. Die Musik verebbte. Sora atmete aus und stellte fest, dass sie nun hellwach war. Schwache Erinnerungen an ihren Traum kamen ihr ins Gedächtnis. Blaue Augen die sie schweigsam beobachteten... Sie seufzte. Missmutig stand sie auf. Sie wusste, dass es zwecklos war nun wieder einzuschlafen. Ihre Schultern waren verspannt und sie versuchte sich selbst zu massieren. Sie sollte Taichi nach ein paar Sportübungen fragen. Dieses andauernde Sitzen am PC war nicht gut für ihren Körper. Als sie aus dem Bett stieg, vergaß sie für einen Moment, dass sie gestern zu faul gewesen war ihre Schuhe in den Schrank zu stellen. Ein fataler Fehler. Sie stolperte über ihre blauen Hausschuhe und versuchte noch mit ihren Händen wieder ins Gleichgewicht zu finden. Jedoch landete sie mit einem lauten Knall der Länge nach auf dem Boden. Weniger vom Schmerz als von dem plötzlichen Lärm und ihrem eigenen Schrei zuckte sie zusammen. Wenn nicht das ganze Haus von der Musik schon geweckt wurde, dann waren spätestens jetzt alle wach. Bewegungslos lauschte sie, ob draußen irgendeine Reaktion auf ihren Krach zu vernehmen war, aber nichts regte sich. Leise stieß sie einen Seufzer aus. Langsam rappelte sich Sora wieder auf und rieb sich im Gehen ihr Bein. Erst jetzt spürte sie den Schmerz. Sie öffnete den Kühlschrank und suchte nach der offenen Milchtüte. Einen extragroßen Latte Machiatto, das brauchte sie jetzt. Gerade, als sie nach dem Karton griff, klingelte es. Erschrocken drehte sie sich um. Schien sich wohl doch jemand wegen Ruhestörung beschweren zu wollen... Mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen öffnete sie die Tür. „Tut mir wirklich leid wegen dem Lärm, aber ich bin über meine Schuhe gefallen und...“ Sie stoppte. Ihr Gegenüber grinste sie mit himbeerroten Lippen an. Lange Locken fielen über die schmalen Schultern. „Ach was“, sagte das Mädchen. „Das ist doch kein Problem. So habe ich wenigstens gehört, dass du wach bist. Ich glaube ich müsste mich wohl eher für Mike entschuldigen. Und für seinen schlechten Musikgeschmack.“ Grinsend hob sie die Schultern. „Nein nein...“, winkte Sora ab. „Das ist schon in Ordnung. Wirklich.“ Das Mädchen lächelte. „Tai hat Recht, du bist wirklich das süße Mädchen von Nebenan.“ Sie kicherte und hielt ihr darauf die Hand hin. „Ich bin Mimi.“ Verlegen erwiderte Sora den Händedruck. Warum erzählte Taichi so etwas. Wollte er sie etwa vor allen anderen lächerlich machen? Aber er war doch so nett gewesen... „Na ja, warum ich eigentlich komme...“, Mimi scharrte mit den Füßen über den Boden. „Hättest du vielleicht eine Tasse Kaffee für mich? Die Jungs haben mal wieder nicht eingekauft.“ Jetzt war es an Sora zu grinsen. „Sicher doch. Komm rein.“ Sie hielt ihr die Tür auf und ging in die Küche. Nachdem sie Kaffeepulver in den Filter gestreut und schließlich die Kanne aufgesetzt hatte, stellte sie Mimi eine Tasse hin. „Vielen Dank.“ Sie setzte sich an den kleinen Küchetisch. Mimi war wirklich hübsch. Schon am frühen Morgen war sie geschminkt und sah trotz ihrer weiten Jogginghose aus wie ein Model. Sich selbst wollte Sora gar nicht erst im Spiegel betrachten. Bestimmt sah sie noch total verschlafen aus. Schnell ordnete sie mit der Hand ihre Haare und zog ihre ausgeleierte Schlafanzughose zurecht. „Tai steht schon immer auf Mädchen wie dich.“, sagte Mimi plötzlich. Verwirrt sah Sora sie an. „Ein bisschen schüchtern, ein bisschen hilflos und große, unschuldige Augen. Du entsprichst wirklich seinem Beute Schema.“ Trotz des breiten Grinsens im Gesicht sah Sora ihr an, dass irgendwas an Mimi traurig aussah. „Wie lange kennt ihr euch schon?“, fragte sie und schenkte den mittlerweile heißen Kaffee in die Tassen. „Seit der Mittelstufe. Wir waren haben uns schon immer viel geärgert, aber irgendwie ist das auch etwas, das uns verbindet. Gerade weil wir vielleicht so verschieden sind, ist unsere Freundschaft besonders.“ Abwesend rührte sie mit ihrem Löffel in der sonnengelben Tasse. So wenig Sora mitfühlen konnte, wenn es um Freundschaft ging, so sicher war sie sich nun, zu wissen, was diese Mimi Tachikawa in diesem Moment empfand. „Du würdest gern mehr für ihn sein als nur eine Freundin, oder?“, fragte Sora leise. Auch eine gewisse Vorsicht lag in ihrer Stimme. Im nächsten Moment wurde ihr klar, was für eine intime Frage sie einem Mädchen gestellt hat, welches sie gerade mal fünf Minuten kannte. „Tut mir Leid.“, entschuldigte sie sich sofort, „Ich bin eigentlich nicht so... Es ist mir so herausgerutscht...“ Mimi jedoch schüttelte nur den Kopf. „Nein, das ist schon okay. Du hast ja Recht.“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und verzog den Mund. „Dieses Gesöff ist ja ungenießbar...“ Sora wollte schon aufstehen und Zucker holen, als sie dann kurz entschlossen doch zum Wasserkocher ging und eine Kanne Früchtetee aufsetzte. Mimi grinste verlegen. „Du hast mich durchschaut, oder?“, fragte sie leise. Sora setzte sich wieder hin und stütze ihr Gesicht auf ihre Hände. Sie war schon immer die Zuhörerin gewesen. „Aber es ist ja nicht schwer zu erraten, wenn ich auf einen Kaffee vorbeikomme und den nicht mal trinke...“ Sie seufzte. „Weißt du, Tai redet nur noch von dir, die letzten Tage und da wollte ich mir einfach selbst ein Bild von der süßen, neuen Nachbarin machen. Tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir war.“ Sora schüttelte beschwichtigend den Kopf. „Du hattest deine Gründe.“ Sie mochte Mimi. Jetzt schon. Ihre Art, wie sie redete, so offen und ehrlich. Sie würde auch gerne so sein. Sich so leicht jemandem zu offenbaren musste ein schönes Gefühl sein. „Eigentlich habe ich gedacht, dass der Zeitpunkt, als es zwischen Tai und mir gefunkt hat, schon da gewesen ist. Aber da hab ich wohl falsch gedacht.“ Mimis Augen wurden traurig. „Was ist denn mit Yamato?“, fragte Sora plötzlich. Sie wusste selbst nicht wieso sie gerade auf ihn kam. „Yamato?“ Mimi blickte auf. „Ja, ich... Taichi hat mir erzählt, dass du sehr in ihn verliebt warst...“ Jetzt wurde Sora verlegen. Wie kam sie dazu schon wieder jemanden nach Yamato zu fragen? Was hatte er an sich, dass sie so oft an ihn denken musste? „Hat er eifersüchtig geklungen als er dir das erzählt hat?“, fragte Mimi Neugierig lehnte sich das Mädchen mit den locken über den Tisch. Sora überlegte. „Na ja, er hat ihn als arrogant bezeichnet. Wenn es ihm egal gewesen wäre hätte er das wohl nicht gesagt oder?“ Mimi schien zu überlegen. „Ja, da hast du wohl recht.“ Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. „Aber... stimmt das denn was Taichi über Yamato gesagt hat? Ist er wirklich so arrogant?“ „Mhhhh...“, machte Mimi und überlegte. Ihre Augen wanderten zur Decke. Sora trippelte mit den Füßen auf und ab. „Arrogant ist das falsche Wort würde ich sagen. Zurückgezogen trifft es wohl eher. Ich denke es ist nicht irgendeine Eitelkeit die ihn daran hindert offen zu sein, sondern irgendetwas anderes. Ich habe oft gesehen, wie viel Sehnsucht in seinem Blick lag. Aber das auch nur, als er sich unbeobachtet gefühlt hat.“ „Du meinst, er ist das, wofür andere ihn halten?“ „Yamato hat viele Seiten. Du musst sie nur entdecken.“ Sora merkte wie ihr warm wurde. Ihr Herz klopfte. Etwas an ihm entdecken? Womöglich doch etwas Gutes in ihm? Mimi stupste sie in die Seite. „Jetzt hab ich dich durchschaut.“ „Was...? Ich...“, fing sie an zu stottern. Das selbe Spiel, als Taichi sie nach Yamato gefragt hat. „Leugnen ist zwecklos.“ Sora schloss ihren Mund wieder. Gegen Mimi hatte sie wohl keine Chance. Diese lächelte nur. „Aber weißt du was? Ich hab da so ein Gefühl...“ Sora schaute sie fragend an. „Ich glaube, dass du es bist... Diejenige, die es endlich schaffen wird das Rätsel Yamato Ishida zu lösen.“ Kapitel 4: Tagträume -------------------- Ein sehr sehr kurzes Kapitel, ich weiß... -.-" Aber besser als nichts und meiner Meinung nach ist es trotzdem gut so wie es ist. Außerdem soll es ja spannend bleiben, nicht? ^.~ Kritik bzw Verbesserungen sind wie immer erwünscht. Enjoy it! Kaum ein einzelner Sonnenstrahl fiel an diesem Tag durch das milchige Fensterglas der Universitäts-Bibliothek. Sora saß auf der Fensterbank und blätterte in einem dicken Wälzer. Sie suchte ein passendes Thema für ihr erstes Projekt. Konkrete Vorgaben hatten sie noch nicht bekommen. Nur, dass die Textform eine Reportage sein sollte. Unschlüssig klappte sie das Buch mit einem Seufzer zu und nahm ihre Lesebrille ab. Unauffällig lies sie ihren Blick durch den Lesesaal schweifen. Mimi hatte ihr den Rat gegeben, hier nach Yamato zu suchen. Das Mädchen seufzte. Was machte sie hier? Sie war doch kein neugieriger Teenager mehr, der einem Gutaussehendem Jungen nachspionierte. „Du bist erwachsen, Sora...“, sagte sie zu sich selbst und rutschte von der Fensterbank. Dann stellte sie das Buch wieder an seinen Platz zurück und nahm ihre Tasche über die Schulter. Gerade als sie den Raum verlassen wollte, fiel ihr ein Buch direkt vor die Füße. Kurz entschlossen hob sie es auf und richtete sich anschließend wieder auf um ihrem gegenüber das Buch zu reichen. Als sie erkannte, in wessen Augen sie da blickte, erschrak sie kurz. „Du bist es...“, brachte sie schließlich heraus und bereute es sofort wieder. Was sollte er jetzt bloß von ihr denken? Schüchtern strich sie sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. Der Blonde jedoch nickte nur kurz und ihr kam es so vor als versuchte er ein Lächeln anzudeuten. Dann streckte er seine Hand nach ihr aus. Es war wie ein kleines Feuerwerk als sie sich berührten. Für einen kurzen Moment stand die Zeit still in diesem Raum. Sora bemerkte das Kribbeln auf ihrer Haut, das ganz langsam ihren Körper durchwanderte. Sie schien zu versinken in diesen unglaublich blauen Augen. Ein Meer. Sie konnte die Wellen rauschen hören... Doch jeder Moment ist einmal zu Ende und sie wurde wieder in die Realität zurückgeholt, als Yamato seine Hand zurück zog um das Buch an sich zu nehmen. Kurz schien sich sein Mund zu öffnen und ihr Herz begann zu rasen. Würde sie jetzt seine Stimme hören? Doch ohne dass sie einen Ton zu hören bekam nickte der Blonde nur, drehte sich um und ging. Es war vergeblich. Der Zauber war vorbei. Kapitel 5: Entschlossenheit --------------------------- Hallöchen ^^ Jaaa, ich hab mein geliebtes Schreibfieber wieder entdeckt. *es stolz in den Händen halt* Wie man sieht gehen alle Geschichten mal wieder langsam ein paar Schritte vorwärts ^^ Dieses Kap ist Suzuna27 gewidmet, weil sie mir verraten hat, dass sie diese FF sehr gern hat *rot werd und freu* Ich hoffe sie entspricht deinen Vorstellungen. Ich weiß, es ist wieder etwas kurz geworden, aber dafür kommt jetzt alles schneller ^^ Viel spaß beim Lesen, das Geheimnis um Yama lüftet sich langsam... gaaanz langsam ^^ Enjoy it ^^ Geistesgegenwärtig. Ja, so kann man ihre Reaktion durchaus nennen, so schnell wie sie ihren Rucksack mit den Büchern vor sich auf den Boden fallen lies und dem Blonden hinterher rannte. Er war schon seit gut einer halben Minute aus der Bibliothek verschwunden. Sie betete, dass er noch auffindbar war. Ihr Blick glitt nach links und nach Rechts, um auch nur eine einzige blonde Strähne seines Haarschopfes zu finden. Gerade als sie sich gefühlsmäßig für rechts entschieden hatte und sich umdrehte, knallte sie frontal in eine andere Person hinein und landete jedoch weich. Ehe sie sich versah, bemerkte sie, dass sie auf genannte Person draufgefallen war. „Verzeihung, tut mir wirklich leid. Ich war unaufmerksam und...“ Doch ihre Erklärungsnot erntete nur ein herzhaftes Lachen. „Diese Seite ist wirklich neu an dir Sora. Seit wann bist du so stürmisch?“ Taichis Körper wand sich unter ihrem und sie spürte das vibrieren seines Lachens an ihrem Bauch. Auch sie musste nun kichern über diese komische Situation. Es waren bestimmt tausende von Menschen unterwegs und wie der Zufall es wollte, stieß sie ihren neuen Nachbarn zu Boden. Im nächsten Moment jedoch stand sie auf und auch Taichi erhob sich, immer noch lachend. „Gib es zu, es war Absicht oder?“ „Natürlich“, grinste die sonst schüchterne junge Frau. Als sich Beide den Dreck notdürftig von der Kleidung geklopft hatten, überprüfte Taichi seinen Unterarm. Er hatte sich doch nicht etwa verletzt? „Warum hattest du es eigentlich so eilig? Ist irgendwo Ausverkauf?“, fragte er amüsiert, immer noch seinen Arm betrachtend. Ein paar Kratzer hatte er sich wohl zugefügt. Sofort kam Yamato wieder in Soras Gedächtnis. „Verdammt.“, stieß sie bloß leise aus und sah sich nach allen Seiten um. Doch es war zwecklos. Yamato war längst weg. Sie stieß einen Seufzer aus. „Oder hast du als angehende Journalistin jemanden observiert?“, fragte Taichi belustigt weiter. Sora sah ihn bloß erschrocken an. Sein Lächeln verschwand. „Du warst also wirklich hinter jemandem her?“ Sie lies ihren Kopf sinken und nickte vorsichtig. „Wie wärs, wenn du mir alles bei einem Kaffee erzählst? Ich kenne da einen ganz tollen Laden, gleich hier um die Ecke.“ Und schon hatte er einen Arm um sie gelegt und zog sie mit sich. Widerstand war wohl zwecklos. ****** Währenddessen hörte man in einem anderen Teil der Stadt das unaufhörliche Rattern einer Nähmaschine. Wütend trat Mimi auf das Pedal und die Maschine lief noch schneller als vorher. Drei ihrer Finger waren bereits verklebt mit bunten Pflastern und die nächste Verletzung würde wohl auch nicht lange auf sich warten lassen. Sie arbeitete viel zu eilig, doch es war ihr egal. Sie brauchte ein Ventil. Dieser verdammte Taichi. Es klopfte an ihrer Tür. Ein verschlafen aussehender Mike streckte seinen Kopf mitsamt zerzauster Frisur zur Tür hinein. „Mimi, die Cornflakes sind alle und Kaffee ist auch keiner da. Außerdem hast du versprochen mein Hemd zu bügeln, für meinen Vortrag, weil du doch weißt, dass ich letztes mal ein Loch hinein gebrannt habe und...“ „Michael, zum Teufel mit dir!“, schrie die Angesprochene aus vollem Leib. „Ich bin nicht deine Mutter! Wenn ihr es nicht geregelt bekommet einkaufen zu gehen, ist es nicht mein Problem. Genauso wenig wenn du erst nachmittags um vier Uhr deinen Hintern aus deinem Bett bewegst. Du bist schließlich nicht derjenige der von seinem besten Freund wegen jemand anderem versetzt wird. Du bist nicht derjenige, der schon seit Monaten versucht ihm seine Liebe zu gestehen und nicht mehr weiß was er machen soll. Oder täusche ich mich da etwa?!“ In ihrer Rage war die sonst so fröhliche Mimi aufgesprungen und funkelte ihren amerikanischen Mitbewohner böse an. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. „Aber Mimi...“, brachte Mike hervor. „Ich stehe doch gar nicht auf Männer...“ „RAUS!“ Schnell wurde die Tür geschlossen. Mimis Atem ging schnell, doch sie beruhigte sich allmählich wieder. So war sie doch gar nicht. Sie wollte Mike nicht so anschreien. Insgeheim freute sie sich doch, wenn sie etwas für ihn tun konnte. Genauso wie für die anderen. Traurig lies sie sich gegen ihre Tür sinken und zog die Beine eng an ihren Körper. Mimi Tachikawa war noch nie diejenige gewesen, die ihrem Ärger Luft gemacht hat, indem sie andere dafür büßen lies. Erste Tränen bahnten sich ihren Weg hinab zum Boden. Sie konnte einfach nicht mehr. Wie sehr hatte sie sich in den letzten Wochen und Monaten bemüht Taichi ihre Liebe deutlich zu machen? Versucht ihm verständlich zu machen, dass er und sie zusammengehörten? Sie wusste einfach, dass es so war. Aber er erzählte dauernd nur von ihr. Von Sora. Dabei kannte er sie erst seit knapp zwei Wochen. Und sie konnte ihr nicht einmal böse sein. Sora hatte sich so lieb um sie gekümmert und war so verständnisvoll als sie von ihrer Liebe zu Taichi erfahren hatte. Jeder anderen hätte sie den Hals umgedreht, wäre sie nur einen Schritt zu nah an ihren besten Freund getreten. Etwas Erleichterung verschaffte ihr die Tatsache, dass Sora sich in den zurückgezogenen Yamato verliebt hatte. Sie würde also nichts mit Taichi anfangen. Aber wie konnte sie ihn trotzdem von ihrer Liebe überzeugen? Wie oft hatte Mimi in den letzten Wochen eindeutige Situationen eingefädelt, in denen Taichi es einfach gehabt hätte ihr zu sagen, dass er sie liebe, wenn er es gewollt hätte. Die Abende, an denen sie wunderschöne Abendessen gekocht hatte und es sogar geschafft hatte, die anderen Jungs zu verscheuchen. Die Abende an denen die Gewitter so stark waren und sie angeblich ängstlich auf der Couch saß und er sie einfach in den Arm nehmen hätte müssen. Das absichtliche Stolpern um in seinen Armen zu landen. Nichts hatte funktioniert. Langsam schien der Wille um ihn zu kämpfen schwächer zu werden. Auch weil sie ihn heute mit Sora gesehen hat. Wie er den Arm um sie gelegt hat und mit ihr weggegangen ist, obwohl er eigentlich mit Mimi verabredet war. Es war zum heulen. Doch sie wäre nicht Mimi Tachikawa, wenn ihr nicht in den auswegslosesten Situationen nicht die besten Pläne einfallen würden. Entschlossen wischte sie sich mit den Händen über ihr Gesicht und stand auf. Sie würde es richtig machen. Wenn schon nicht für sich selbst, dann vielleicht für Sora. Mit schnellen Schritten machte sie sich auf den Weg zu Yamatos Wohnung. Kapitel 6: Briefkästen ---------------------- Hallo meine Lieben ^^ Hier ein neues Kapitel zu dieser FF. Eigentlich sollte es ein langes werden, aber naja, jetzt ist es eben nur ein mittleres geworden. Ich wollte nicht so viel um den heißen Brei reden, deswegen ist dieses Kapitel ein kurz und bündiges ^^ (Ich sollte nicht immer Dinge versprechen, die ich nicht einhalten kann. Ich werd es mir merken... >.<") Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem ^^ Kritik, Anregung und sonstiges ist wie immer erwünscht. Enjoy! Iza „Du willst es also wirklich wissen, mh?“ Die leise Frage seinerseits schwebte im Raum. Taichi rührte langsam in seinem Milchkaffee. Sora hingegen blickte starr auf die Tischplatte. Sie wollte mit offenen Karten spielen. Endgültig. Vielleicht konnte sie sogar auf seine Hilfe zählen? „Auf irgendeine seltsame Art und Weise hat er mich in seinen Bann gezogen. Es ist verrückt, völlig verrückt. Aber... ich muss es einfach wissen, verstehst du Taichi. Ich muss wissen, wer hinter der Fassade von Yamato steckt. Ich muss wissen, wie er wirklich ist.“ Abwesend nickte er. „Die tollsten Frauen verlieben sich immer in die falschen Männer...“, sagte Taichi leise und wagte es nicht Sora dabei anzusehen. Ein enttäuschtes Lächeln fuhr über sein Gesicht. Und er hatte gedacht, dass das vielleicht ein Anfang von etwas ganz Tollem sein könnte. Er spürte eine Berührung auf seiner Hand. Als er hinunter sah, erblickte er, dass Sora ihre Hände auf seine gelegt hatte. Warm durchfuhr es seinen Körper und er sah hinauf. Sie lächelte ihn an. „Die meisten verlieben sich einfach nur in eine Illusion und haben den Blick für das Wesentliche verloren. Sie sehen gar nicht, dass die perfekte Frau näher ist als sie denken.“ Taichi hob fragend die Augenbrauen. Das rotblonde Mädchen schenkte ihm noch einen letzten Blick, dann stand sie auf. „Denk mal darüber nach.“, sagte sie leise, gab ihm einen Kuss auf die Wange und verlies das Café. Zurück lies sie einen verwirrten Taichi, der nicht wusste, was Sora gemeint haben konnte. Er wusste nur eins, und zwar dass er gerade einen Korb bekommen hatte. ******************************************************************** Erleichtert trat Sora hinaus auf die Straße. Sie wollte es Mimi nicht glauben, als sie gesagt hatte, dass Tai nur noch von ihr redete. Außerdem konnte sie nicht damit umgehen. So lange sie sich erinnern konnte, war sie schon immer die Zurückhaltende gewesen und immer darauf bedacht gut in der Schule zu sein. Nicht gerade das, was auf Jungs anziehend wirkte. Trotzdem hatte sie gesehen, mit was für einem Blick er sie bedachte. Wie er sie immer wieder berührte. Sie musste einfach von Yamato erzählen. Und von Mimi. Auch wenn sie ihren Namen nicht genannt hatte, war sie doch sicher, dass er verstehen würde. Mimi würde alles für Taichi tun, das wusste Sora. Und sie hatte es verdient, eine Chance zu bekommen. Wenn sie selbst schon nicht mit Yamato weiterkam, konnte sie vielleicht Mimi eine neue Tür öffnen. Unentschlossen, was sie noch mit dem restlichen Tag anfangen sollte, entschied sie sich dafür, sich auf den Nachhauseweg zu begeben. Langsam ging sie an den einzelnen Geschäften vorbei und blickte in jedes Schaufenster. Sie war froh nach Tokio gekommen zu sein. *************************************************************** „Na komm schon...“, murmelte sie etwas gereizt vor sich hin. Ihre Finger wanderten noch tiefer, als sie schon waren. Schmerzen durchfuhren ihre ganze Hand, aber sie wollte es schaffen. Sie würde schon noch herankommen. Als sie endlich Papier zwischen ihren Fingern spürte, lächelte sie erleichtert auf. Vorsichtig klemmte sie das Papier zwischen Zeige- und Mittelfinger. Umständlich gelang es ihr, den weißen Umschlag ans Tageslicht zu befördern. „Endlich“, seufzte sie und rieb sich die Finger. Der Briefkasten war wirklich eng gewesen und sie konnte von Glück reden, so schmale Hände zu besitzen. Als sie den Empfängernamen las, lächelte sie. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte einen scheinbar wichtigen Brief gestohlen und das mit voller Absicht. Spitzbübisch grinsend ging sie ein paar Stufen hinunter. Sora würde ihr noch dankbar sein. *********************************************************+ Als die junge Frau das Treppenhaus betrat wehte ihr der Geruch frisch gewaschener Wäsche entgegen. Sie schnupperte in der Luft. Aloe. Sie dachte an ihre Mutter. Sonntags hatten die Beiden immer gemeinsam gewaschen und gebügelt. Ob sie sich wieder einmal bei ihr melden sollte? Nachdenklich schloss sie ihre Tür auf. Sie wollte ihre Mutter nicht vermissen, denn sie wusste, dass sie dann wieder zu ihr zurückkehren würde. Und das konnte sie nicht. Sie wollte ihren Traum Leben. All das hier in Tokio war ihr Traum. Und dafür war sie bereit Opfer zu bringen... Als sie sich bückte um die Post, die durch den Türschlitz geschoben wurde, aufzuheben, verdrängte sie die Gedanken an ihre Vergangenheit. Es würde schon alles werden. Irgendwie. Achtlos schmiss sie die Briefe auf den Küchentisch. Auf Rechnungen konnte sie heute verzichten. Doch leider war die das rotblonde Mädchen nicht wirklich ein Ass im Werfen, sodass sich die gesamten Briefe in der Küche verteilten. „Mist“, schimpfte sie. Dann bückte sie sich nach dem ersten Brief. Nanu, was war das denn? Ein roséfarbener Zettel mit einem Lippenstiftabdruck in Form eines Kussmundes klebte auf dem Absender. Sie entfernte diesen und um zu sehen, von wem dieser Brief stammte. Vielleicht eine Probe eines Kosmetikherstellers? Nein, der Absender war von der Universität. Ein schlechter Scherz? Vorsichtshalber drehte sie den Briefumschlag um. Ihr Herz wäre fast stehengelieben, als sie den Absender las: Yamato Ishida. Und dann war ihr klar, wer diesen Brief, samt Kussmundabdruck in ihre Post geschleust hatte... Unwillkürlich lächelte sie. Ohne es zu wissen, hatten sie und Mimi sich gegenseitig einen Freundschaftsdienst im Namen der Liebe erwiesen. Sie wusste, dass zwischen ihr und Mimi ein besonderes Band existierte. Und das, obwohl sie sich erst seit so kurzer Zeit kannten. Aber was sollte sie nun mit dem Brief anfangen? Einfach klingeln und ihn bei Yamato abgeben? Nein, das würde wohl nichts bringen. Hatte Taichi nicht erzählt, dass er auch einmal Yamato einen seiner Briefe zurückgegeben hatte? Ja, sie erinnerte sich. Der Blonde hatte sich nicht einmal bedankt. Das durfte ihr nicht passieren. Sie wollte doch so gerne einmal mit ihm sprechen. VOn Gegenüber zu gegenüber. In seine blauen Augen sehen und seine Stimme hören. Ihr kam eine andere Idee. Schnurstracks sammelte sie die restlichen Briefe auf dem Boden auf. Dann schnappte sie sich ihren Schlüssel und verlies ihre Wohnung. Sie stieg die ersten Treppenstufen hinauf. Ihr Herz klopfte. Würde ihr Plan aufgehen? Würde es funktionieren? Nervös sah sie sich um. Da stand sie nun, vor seiner Wohnung und wusste, dass sie heute bereits die zweite Frau war, die am Briefkasten von Yamato Ishida stand. Mit eiligen Blicken nach links und rechts ging sie sicher unbeobachtet zu sein. Schnell warf Sie einen weißen Umschlag in den metallenen Kasten... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)