Fensterschreiben von Technomage (Every day is writing day) ================================================================================ Wachhund(21.01.09) ------------------ Es ist langweilig geworden, seit die Lichter nicht mehr aufgehen. Mir zumindest. Dex, mein Name, Dex Olschool. Planeshift Watchdogs. Einer von den ganz alten Hunden. Früher war ich viel unterwegs, bin kaum mit der Schreibtischarbeit hinterhergekommen, doch heute liegen meine Füße manchmal so lange am Stück darauf, dass ich schon fast so weit bin meine Stiefel auszuziehen. Beine übereinander geschlagen, in den Ledersessel zurückgelehnt, Kaffee trinkend. Die anderen Hunde sitzen auch meist nur noch in ihren Büros, trauen sich gelegentlich raus an den Getränkeautomaten und plaudern miteinander, kläffen sich ein bisschen an oder heulen über die Vergangenheit. Keiner redet hier über die Zukunft. Nicht, weil man uns in Zukunft nicht mehr von der Leine lässt, sondern einfach, weil Zeit für uns keinen Sinn macht. Du nickst, mh? Du hast keine Ahnung, wovon ich spreche, aber natürlich klingt es gut für dich. Die letzte zündende Idee, die ich wieder gradebiegen durfte, kommt selbst mir wie eine Ewigkeit vor, Meilen über Meilen entfernt, einen langen nächtlichen Flug weit weg. Sie war ein kleiner süßer Metallkäfer ohne Bedeutung, die sie mit jede Menge Stahlklammern und Eisenplatten um ihre vorpubertäre Leichtsinnigkeit getackert hatte. Ein weißblauer Ball aus irrelevanten Details, an denen sie sich festhielt, bis ihr die Hände bluteten. Doch es ist mein Job und deshalb brach ich es ihr Stück für Stück aus den lebendigen Fingern, die Augen brechend, weil es dort nicht hingehörte, nicht existierte. Sie schläft in einem Bett seit dieser Zeit und ich auf der Couch, weil ich schließlich nicht krank im Kopf bin und streng genommen sowieso viel zu selten zu Hause, auch wenn es hier nichts zu tun gibt. Bereit sein ist das Wichtige, nicht ob es Sinn macht, denn um den geht es uns nicht. Sinn ist nicht mein Zuständigkeitsbereich. Sinn bedeutet nichts. Ich weiß, sie wartet auf mich, egal wie lange ich hier herumsitze und auf einen Einsatz warte. Vermutlich freut sie sich sogar, wenn ich mich mal wieder blicken lasse. Ganz sicher ist es bald wieder soweit, das spüre ich im Blut, dem Kitzeln in den Fingerspitzen, den Mustern, die ich in der Decke meines Büros sehen. Wir Hunde wehren uns gegen das Gesetz der Assoziation, um unsere Arbeit zu machen, doch gerade wenn nach langer Durststrecke wieder etwas zu tun ist, lässt sich das Gefühl kaum unterdrücken. „Arbeit, Jungs.“ Ares Oxymoron, der seit seinem letzten Einsatz als mein Partner nur noch 'Mr. Oxymoron' genannt werden will, weil er den Schuppen leitet, seit er bei eben vorher erwähntem ein Bein verloren hat, stelzt unter rhythmischem Donnern der Eisenprothese in den Raum zwischen den Bürokästen. „Ganz großes Ding. Vollständiger Paradigmenwechsel, totale Überschneidung. Jetzt schon manifestierende Metaphern.“ Ich fletsche grinsend die Zähne, weil ich weiß, dass er nur mich ansieht, während er mit der Akte wedelt. Er weiß, wer den Job machen wird. Ich schnalle das Halfter um, auch wenn es leer ist. Wir Wachhunde sind resistent gegen die Gesetze der Suggestion, aber wir arbeiten damit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)