Auf und ab von Godoftheworld ================================================================================ Kapitel 7: - Six - ------------------ Ich hatte meinen anfänglichen Schock noch nicht überwunden, als wir unser Lager aufbauten und uns aufteilten für die Wacheinheiten neben dem Akatsuki-Mitglied, der Kakashi seinen Namen immer noch nicht mitgeteilt hatte. Somit konnte keiner von uns einschätzen, welche Fähigkeiten er hatte oder vor welchen Jutsus wir uns schützen mussten in dem Augenblick, wenn sich der Haimensch es sich anders überlegte. Er war schließlich ein Mitglied der gefährlichsten Terrororganisation Japans und musste sich nicht an ein Ninja-Ehrenwort halten. Allerdings hatte sich dieser Akatsuki zurückgezogen und saß still in seinem Schneidersitz, zuckte jedoch jedes Mal zusammen, wenn sich jemand seinem schwarzhaarigen Begleiter oder dem kleinen Mädchen näherte, deren Name Mikoto war. Seltsam, dieses Kind. Ich zerbrach mir den Kopf über sie und meinen Bruder. Wie hatte er es nach dem Kampf geschafft ein Jutsu anzuwenden, mit dem es ihm gelingen konnte, Narutos Chakra anzuzapfen? Er hatte so viel Blut verloren während unserer Fehde, dass es ein Wunder war, dass er sich überhaupt so lange noch auf den Beinen halten konnte. Sein Chakrapotenzial war zwar legendär, doch kurz bevor er starb besaß er kaum noch welches um überhaupt den Arm zu heben. Mal davon abgesehen, dass ich von so einem Jutsu noch nie gehört hatte, mit dem es dem Angreifer möglich war sich mit dem Chakra eines anderen zu verbinden, wusste ich auch nicht, wie viel Kraft Itachi in diese Technik stecken müsste oder wie lange diese brauchte um zu funktionieren. Hatte er vor dem Kampf schon diese Fähigkeit von ihm aktiviert um im Falle seines Todes doch nicht zu sterben? Wollte er direkt wieder aufstehen können oder nur überleben? War etwas bei dem Jutsu falsch gelaufen? Es schien so. Sonst würde er nicht da liegen, sondern kämpfen. Ich sah hinüber zu dem Mädchen, das sich dicht neben meinen Bruder gesetzt hatte und ihm durch das verfilzte Haar strich. Ihre Gesten waren voller Liebe und Zärtlichkeit, ohne irgendeine Form von Angst ihm gegenüber, der gnadenlos morden und wüten würde. Die kleinen Finger glitten über die wächserne Haut, die sich über die Knochen meines Bruders spannte. Er sah schlecht aus. Ich meine, ich hatte ihn in der Vergangenheit nur ein einziges Mal krank erlebt, aber dafür häufig überarbeitet, dessen ungeachtet niemals zu dünn, zu… Mir fiel kein Wort für seinen Zustand ein. Die tiefliegenden Augen waren umgeben von dichten Schatten, welche das Gesicht aussehen ließen wie ein Schädel, der von Haut überzogen war und oben drauf hatte jemand altes Haar abgelegt. Ich erhob mich unter den wachsamen Blicken des Mädchens und des Fremden um mich neben Itachi nieder zu lassen. „Er hat oft von dir gesprochen.“ Die Stimme des Kindes klang wie ein helles Glöckchen in meinem Kopf wieder. Sie erinnerte mich an den sanften Klang meiner Mutter, wenn sie mir durch das Haar strich und mir erzählte, dass Vater von mir geredet hatte, als sie alleine waren. Ich wusste noch, dass mich dieses zarte Vibrieren ihres Lachens glücklich gemacht hatte. Und nun erinnerte mich dieses Stimmchen an sie, meine Mutter Mikoto. „Ach ja?“ Ich war reichlich perplex darüber, dass mein Bruder mit jemandem über mich sprach. Ich hatte eher erwartet, dass ich ihm unangenehm war, ein übrig gebliebener Klotz an seinem Bein aus der Vergangenheit. Sie nickte und lächelte still vor sich hin. Selbst ihr Lächeln glich dem meiner Mutter, deren Namen sie trug. Und unweigerlich setzte ich mich mit der Wahrheit auseinander, dass es nur eine Möglichkeit gab, warum sie mit den beiden wohl am meisten gesuchten Verbrechern dieses Landes herumzog. „Du bist seine Tochter, nicht wahr?“ Der Satz kam leichter über meine Lippen, als ich es erwartet hatte. Es war eine Überwindung überhaupt daran zu denken, dass sich Itachi fortgepflanzt hatte in der Zeit, in der ich ihn nicht gesehen hatte um so unseren Clan wieder aufzubauen. Möglicherweise war dies nicht gewollt von ihm gewesen, doch dieses kleine Mädchen war unweigerlich und definitiv ein Teil dieser Familie. Allein die Ähnlichkeit zu meiner Mutter ließ gar keine andere Chance zu. Er hatte das getan, was nach seiner Tat meine Aufgabe gewesen wäre. „Ja.“ Ihre Zustimmung ließ mich zusammenfahren. Er war also tatsächlich Vater geworden. Er hatte ein Kind. Eine Clanerbin. Er hatte eine Frau gehabt. Eine Familie. Während ich keine hatte. All die Jahre hatte er jemandem, zu dem er flüchten konnte. Dem er alles erzählen konnte, wo er geliebt wurde. „Er ist alles an Familie, was ich noch habe.“ Sprach Mikoto leise und hielt die knöcherne Hand des Erwachsenen fest. Ihre schwarzen Augen schimmerten voller ungeweinten Tränen, die sie tapfer zurückhielt um ihre eigene Situation nicht zu erschweren oder die Menschen in ihrem Umkreis zu belasten. Ob sie das auch von dir hatte? „Wo ist deine Mutter?“ „Tot. Aber es ist auch nicht schade drum.“ Ich stutzte. „Warum ist es nicht schade um deine Mutter?“ Mikoto zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Lippe. „Sie mochte Vater nach einiger Zeit nicht mehr. Und als sie ihre Liebe für ihn verlor, da wollte sie mich nicht mehr haben. Ich war ihr ein Klotz am Bein, als sie zu dem Mann zurückkehrte, den sie geliebt hatte, bevor Vater kam. Ich bin bei ihm geblieben.“ Mitleid kroch in mir hoch, denn ich malte mir aus, wie es war, wenn die Familie sich auflöste und der eigentlich wichtigste Bezugspunkt eines Kindes sich lossagte. Ich wusste, meine Mutter war ein Angelpunkt in meinem Leben gewesen, ihre Zärtlichkeit und ihre natürliche Liebe für ihre Kinder hatte mir stets darüber hinweggeholfen, dass mein Vater mich nicht beachtete, solange Itachi an erster Stelle stand. Erst seine Veränderungen rüttelten an seinem Thron. „Erzählst du mir ein wenig von dir, Mikoto?“ Ich musste zugeben, dass es mich interessierte, wie es kam, dass ich eine Nichte besaß, die in ihrer Art meiner Mutter ähnelte, wie ich es kaum für möglich hielt. Er hatte tatsächlich eine Tochter, ein Leben ohne mein Wissen. Und ich Idiot hatte stets gedacht, dass er einsam durch diese Welt da draußen zog und seine Aufträge empfing von der Organisation, in der er lebte. Nun, ganz einsam nicht, da er ja einen Partner an seiner Seite hatte, da die Akatsuki nur zu zweit agierte, doch ich hätte nie mit einer Familie gerechnet. „Ich weiß nicht, ob ich das darf. Vater ist immer sehr streng mit mir, wenn es um Fremde geht.“ Antwortete sie leicht verlegen und blickte hinab zu ihrem Vater, als könnte der ihr Antworten geben. „Ich bin dein Onkel, ich denke, dass es da in Ordnung geht, wenn du mir etwas von dir erzählst, nicht wahr?“ Meinte ich und war verwundert, wie leicht mir über die Lippen kam, dass ich noch mehr Verwandtschaft hatte als bisher angenommen. „Du bist Sasuke? Ich hatte dich erst für Shisui gehalten.“ Ihren schwarzen Augen hatte sie erstaunt aufgerissen und sie blickte mich derartig perplex an, dass ich mich fragte, was Itachi ihr von mir berichtet hatte. Welches Bild hatte er ihr von mir vermittelt? War es positiv oder negativ? Und Shisui… Den Namen hatte ich Ewigkeiten nicht gehört. Nicht, seitdem sein Körper tot aufgefunden worden war in einem Bach. Angeblicher Selbstmord. Doch das kurz danach auftauchende Mangekyo Sharingan meines Bruders sprach Bände, denn er hatte Shisui ermordet für seine Pläne. Für seine Macht. „Du bist also der Grund, warum Vater bei der Akatsuki ist?“ Ihre Fragen kamen geschossen wie Blitze. „So gesehen ist er selber daran schuld.“ Verteidigte ich mich automatisch. „Ach ja? Er meinte, dass er wegen dir fliehen musste aus seinem Heimatort, das stimmt doch, nicht wahr?“ „Nun, der Grund, warum er aus seinem Dorf floh, war seine schuld. Er durfte nicht mehr bleiben.“ Versuchte ich ihr zu erklären ohne zu wissen, wie weit sie überhaupt aufgeklärt war. Wie und was konnte ich ihr vermitteln, ohne dass ihr Vater in einem zu schlechten Licht da stand –schließlich hatte sie auch nur diesen einen Menschen- oder die Schuld auf mich zu lenken? Würde sie das überhaupt so verstehen, wenn ich ihr sagte, dass ihr Vater für mein Unglück verantwortlich war und nicht anders herum? „Stimmt ja, der Mord an den Verwandten.“ Kam der Satz wie eine Bagatelle gesagt, und wahrscheinlich war es das für sie auch. Wer wusste schon, wie die Kleine aufgewachsen war? Wenn sie von den Akatsuki wusste, dann sah sie wahrscheinlich täglich Mord und andere Verbrechen, die durch ihre häufige Anzahl in der Organisation selber zu einer Belanglosigkeit herunter gespielt wurden. Zumindest versuchte ich mir das einzureden, denn ihre Art, die Ermordung ihrer Verwandten und der meinigen in einem einfachen Satz herunterzuspielen als würde sie über das Wetter sprechen, hatte mich bis tief ins Mark erschüttert. War Mord für sie so ein leichtes Verbrechen, oder wusste sie das nur nicht einzuordnen in ihrer kleinen Kinderwelt? Schließlich sah sie nicht älter als fünf Jahre aus. „Warum guckst du so traurig?“ Mikoto kniete sich mir gegenüber und ihren schwarzen Kulleraugen überzeugten mich davon, dass sie nicht einzuordnen wusste, wie schlimm ein Mord war und wie sehr mich ihr Vater verletzt hatte. „Schon gut.“ „Bist du dir sicher?“ „Ja.“ „Ehrlich?“ „Ja.“ Hörte sie gleich auf? „Wenn doch was ist, dann sag das, ja?“ „Ja.“ „Willst du meinen Vater immer noch umbringen?“ Höh?! Das hatte sie definitiv nicht von ihrem Vater, denn Itachi war schweigsam und stur, wenn es um ein Thema ging, welches er gerade behandelte. Sie jedoch sprang von dem einen Thema, von dem ich mich immer noch nicht erholt hatte, zum Nächsten. Erstaunlich. Ich ließ mir Zeit um über ihre Frage nachzudenken, denn ich wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen bezüglich meines Bruders. Ich ergründete meine Gefühle und betrachtete dabei das Gesicht des Mannes, der für den einst grenzenlosen Hass in mir verantwortlich war. Wohin war das alles gegangen? Ich spürte noch Hass in mir, doch er war nicht im Ansatz mehr so fanatisch wie früher, als ich mein Training nur auf ihn abgestimmt hatte. Stärker werden, ihn vernichten, mein einziges Familienmitglied. Doch ich hatte gemerkt, wie es war, der Letzte zu sein. Seit ich neun Jahre alt war, da hatte ich Itachi auf den ich mich konzentrieren konnte und gewusst, dass ich nicht alleine war, egal wie sehr ich ihn meinte zu hassen. Er war ein Uchiha, ich war nicht das Überbleibsel eines Clans, der Hunderte umfasst hatte. Nach seinem Tod… War ich der Einzige von uns. Der Einzige, der überlebt hatte um das aufzubauen, was vergangen war. Derjenige, den Vater erst anerkannt hatte, als er den ersten geliebten Sohn verloren hatte. Ich war einsam gewesen, trotz all der lachenden Menschen um mich herum und hatte mich umso mehr an Naruto geklammert, der mich nicht helfen konnte, da er nicht ansprechbar war. Er hatte mich stets wie ein Bruder verstanden. Und es war mir klar, wie egoistisch ich gewesen war. Indem ich mich um meine Freunde gekümmert hatte, konnte ich eine andere Art von Familie aufbauen. Nicht die Familie, die mit mir blutsverwandt war und die ich mehr gebraucht hätte, aber einen Ersatz, den ich ebenso liebte. Besonders Yukiko, dieses Bündel von neuem Leben, das lernen würde in unserer Familie zu existieren. Nun bot sich eine neue Chance der Auflösung aller meiner Probleme. Eine Erklärung für unser Leiden. Und ein Neuanfang. Mikoto. Ich hob meine Hand und ließ sie auf die Haut meines Bruders gleiten, spürte den pulsierenden Herzschlag unter ihr, das Leben in ihm. Ich wollte ihn nicht mehr umbringen. Ich wollte, dass er nach Hause kam. „Nein, ich will es nicht mehr tun.“ Ein Lächeln zog sich mein Gesicht hoch. Es war das Erste, welches derart ehrlich von meinem befreiten Herzen in meine Mundwinkel zog, sodass ich das Glück in mir spüren konnte wie Jahre nicht mehr. Mikoto lächelte mich an. „Na das ist gut. Sonst hätte ich wegjagen müssen.“ Na das hätte ich ja zu gerne gesehen. Eine stille Erinnerung kam in mir hoch, als ich ihr mit dem Finger gegen die Stirn tippte und das Schmunzeln auf mir erschien, welches Itachi mir häufig geschenkt hatte. „Beim nächsten Mal, ja?“ „Du kannst das nicht so gut wie Vater, aber ich hoffe, dass es kein nächstes Mal gibt.“ Gab sie fröhlich zurück und rieb sich verstohlen über die Stirn so wie ich es früher bei Itachi getan hatte. Sie war mir also auch noch ähnlich. Kakashi tippte mir auf die Schulter und ich drehte mich zu ihm herum. Ich erkannte das breite Grinsen unter seinem verdeckenden Tuch, seine schwarzen Augen funkelten voller Stolz, als hätte ich eine wichtige Lektion gelernt, ohne dass er mich stundenlang dafür trainieren hätte müssen. Ich fühlte mich tatsächlich befreit von all den Lasten… Wahrscheinlich war das meine Lektion gewesen. Er erklärte uns, dass es kalt geworden wäre und wir uns doch an das Feuer setzen sollten, welches Neji entzündet hatte. Verstohlen sah ich zu dem Akatsuki-Mitglied hinüber, doch der hatte sich bisher nicht bewegt. Augenscheinlich wollte er sich an sein Versprechen halten. Ich nickte ihm zu und hob Mikoto hoch, die sich erschrocken an mich festklammerte. Doch als sie merkte, dass ich sie nur auf eine der Decken nahe des Feuers setzte, damit sie sich wärmen konnte, lächelte sie mir dankbar zu und kuschelte sich tiefer in den warmen Stoff. Anschließend kehrte ich zurück und betrachtete meinen Bruder, der so friedlich dalag, wie ich ihn selten erlebt hatte. Vorsichtig hob ich auch ihn hoch und spürte, wie dünn er geworden war. Nicht, dass er früher schwer gewesen war, nun jedoch spürte ich durch unsere Kleidung jeden seiner Knochen. Wie hatten sie es nur geschafft, ihn zu ernähren? Mich mit dem Gedanken beschäftigend schleppte ich ihn zu meinem eigenen Lager um ihn neben seine Tochter zu legen. Warm und sicher, so wie er mich als Kind behandelt hatte, damit es mir gut ging. Ich wollte auch für ihn so da sein. *Kekse hinstell* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)