Engel aus Leidenschaft von Naomi9 (Für die Liebe! - Und vielleicht auch mit ihr!) ================================================================================ Kapitel 6: Sterne ----------------- Die Sterne zeichneten sich als weiß-gelbliche Leuchten auf dem schwarzen Nachthimmel ab. Tausende von Lichtjahren von allem irdischen entfernt schienen sie doch so hell, das Menschen sie deuteten und ergründen wollten. Unerklärlich ihre Anziehung und Schönheit, wie von Göttern geschaffen, so unbegreiflich. Neben ihnen der Mond, doch nicht so leuchtend weiß wie die Sterne oder wie er es sonst war. Voll am Himmel, hoch über den Dächern aller, mit der Färbung des Blutes. Wie ein durchbohrtes Herz schien er nichts Gutes verheißen zu wollen, eine Warnung kund zu tun. Joy, oben auf der Spitze eines Baumes schwebend, starrte zu dem blutroten Mond hoch. Wieder verschwamm er vor ihren Augen. Auch die Sterne, drum herum neckisch strahlend, verschwanden, zuerst die Strahlen immer länger werden, bis Joy die Augen schloss, da sie vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte. Schon seit mehr als einer halben Stunde suchte sie am Firmament nach einer Spur von Vio. Darüber hinaus war es dunkel geworden. Wenn er nun tatsächlich zurück zum Himmel geflogen war? Joy wusste nicht mehr wo sie noch suchen sollte. Vielleicht war Vio ja auch schon wieder zurück und fragte sich wo sie war. Doch Joy wagte kaum darauf zu hoffen. Vio schwebte leise auf den Balkon zurück. Er war vollkommen in Gedanken an den Auftrag versunken, den Aphrodite ihm aufgetragen hatte. Doch als er an Joys offener Zimmertür vorbeikam stockte er. War sie etwa losgeflogen um nach ihm zu suchen? "Joy?" Doch es kam keine Antwort. Vio rannte zurück auf den Balkon, als er innehielt. Fünf Meter entfernt schwebte Joy vor ihm. Einen Augenblick schauten sie sich stumm an, dann ließ Joy sich in seine Arme fallen. "Wo warst du?", fragte sie, bemüht vorwurfsvoll zu klingen, was aber in einem Schluchzen endete. "Wieso weinst du?", fragte Vio stattdessen zurück. "Du warst weg und ich war doch gemein! Ich wollte mich entschuldigen! Aber ich konnte dich nicht finden und ..." Joy holte Luft und wusste nicht mehr weiter. Vio lächelte und drückte sie an sich. Joy schluchzte weiter leise vor sich hin. Es vergingen mehrere Minuten in denen keiner von beiden etwas sagte. Und Vio dachte scharf nach, wie er Joy sagen sollte, das er einen Auftrag bekommen hatte. Er wollte sie nicht loslassen. Nicht jetzt. Und am allerliebsten wollte er ihr auch nichts sagen. Nur einfach mit ihr auf dem Balkon hocken und schweigen, sie im Arm halten. Doch nach einigen weiteren Minuten fasste er sich. "Joy, ich habe von Aphrodite einen Auftrag bekommen." Joy riss den Kopf hoch und starrte Vio an. Ihre Augen wirkten müde und waren vom ganzen Weinen rot. "Heißt das du musst gehen?", fragte sie mit heiserer Stimme. Aber Vio lächelte. "Es ist kalt. Lass uns reingehen. Ich erklär dir drinnen alles." ~**~ ~**~ ~**~ Nachdem Vio gegangen war, kam Scarlet wieder bei Aphrodite herein und betrachtete sie einen stillen Moment. "Warum sollte ich rausgehen? Was war das für ein Auftrag?" Aphrodite drehte sich zu ihr um und betrachtete Scarlet durchdringend. "Du bist viel zu neugierig." Scarlet schwieg einen Augenblick. "Was meinst du wie lange es noch dauern wird?", fragte sie schließlich. Doch Aphrodite lächelte nur bescheiden und zuckte mit den Schultern. ~**~ ~**~ ~**~ "Guten Morgen Mimi!", rief Joy freudig über den Flur. Mimi lächelte ihr zu und stutzte kurz darauf. "Morgen Joy! Wo ist denn Vio?" "Hier!", meinte Joy und zeigte in die Luft. Mimi starrte hoch, erkannte aber nicht das Geringste. Trotzdem fragte sie hoch: "Kommst du heute nicht zur Schule?" Es kam keine Antwort zurück. Mimi schaute hoch und senkte letztendlich ihren Blick auf Joy. "Ach, ja! Du kannst ihn ja nicht hören! Er kommt heute nicht mit", erklärte Joy. "Aha!" Mimi nickte etwas lahm. "Und warum?" "Ähm ... Mimi, Vio ist da drüben", meinte Joy und zeigte in die entgegengesetzte Richtung. Mimi drehte sich etwas verwirrt um, sah Vio aber trotzdem nicht und ließ es bleiben weiterhin Ausschau nach ihm zu halten. "Warum kommt er heute nicht zur Schule?", wendete sie sich stattdessen an Joy. "Weil ... Ach, er hat schon seine Gründe! Wir sollten los!" Joy griff Mimis Hand und zog sie die Stufen hinunter vors Haus. Dort verabschiedeten sie sich von Vio und machten sich auf den Weg zur Schule. Bei der Schule trafen sie auf Maritta. Sie begrüßte Joy und Mimi fröhlich, fragte aber nicht nach Vio. Stattdessen fing sie an, von irgendeinem Jungen zu reden. Als sie mit dem Rücken zu den beiden gewandt, vor lief, schaute Mimi Joy fragend an. "Sie erinnern sich nicht daran, das Vio mal hier auf der Schule war. Sie haben ihn praktisch vergessen. Du nicht, da du weißt, wer wir sind!", flüsterte Joy ihr zu. Mimi nickte. Das Ganze schien doch noch irgendwie kompliziert zu werden - und das war es ja so schon! "Hast du mir jetzt mal zugehört?", fragte Maritta. Mimi war verwirrt, aber Joy mischte sich ein: "Dieser Moritz den du letzten Samstag getroffen hast, hat dich gestern angerufen und nach einem Date gefragt. Jetzt weißt du nicht, ob du dich mit ihm treffen sollst, oder nicht!" "Genau!", nickte Maritta. Joy starrte Maritta einen Augenblick an und es schien, als ob sie durch sie durchsehen würde. Dann nickte sie. "Triff dich mit ihm!" Mimi wusste zwar nicht, wie Joy das gemacht hatte, aber sie merkte das sie genau wusste, das nur etwas Gutes dabei rauskommen könnte. ~**~ ~**~ ~**~ Vio schwebte einen Moment vor dem Klassenzimmer von Joy und Mimi auf und ab. Er betrachtete Joy und dachte an den gestrigen Abend zurück. An die kurze Zeit, die er sie im Arm halten konnte. Ohne es wahrzunehmen, drehte er sein Schweißband am Arm hin und her, zog es ab und wieder rauf. Nach einiger Zeit schaute er darauf hinab. Er flog, unsichtbar für alle anderen, durch das Fenster hinein. Joy starrte Vio verwirrt an. "Was machst du hier?", fragte sie flüsternd. Doch Vio sagte nichts. Er zog ihr das Schweißband über und murmelte: "Denk an mich! Auch wenn ich jetzt weg bin!" Joys Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie schluckte und nickte. Vio legte noch kurz den Kopf von hinten auf ihre Schulter und ging dann. Nachdem der Unterricht zu Ende war gingen Mimi und Joy zusammen auf den Schulhof. "Was ist los? Du bist ist irgendwie so ... Wo hast du das Schweißband her? Ist das nicht Vios?" "Ja", nickte Joy, "Er hat es mir gegeben." "Sorry, Mimi!", kam es von hinten. Mimi drehte sich um, stoppte aber augenblicklich. Felix lächelte sie an. "Kannst du mir sagen, wo Frau Bergmann ist?" "Äh, klar ... Ich meine nein, ich hab keine Ahnung ... Also ..." Mimi stotterte verlegen vor sich hin. "Na, trotzdem danke!", nickte Felix und hob zum Gruß noch die Hand, bevor er sich umdrehte und ging. "Warum hast du nichts gemacht?", fuhr Mimi Joy verzweifelt an. "Ich denke du bist hier, um mir zu helfen!" "Soll ich dir jetzt jedes Wort vorflüstern?", gab Joy trocken zurück und machte sich wieder auf den Weg. Mimi ging ihr langsam hinterher. Sie dachte einen Moment über die Situation nach, doch dann ließ sie die Gedanken ruhen und wandte sich anderen Dingen zu. "Wie ist das eigentlich mit Vio?" "Was meinst du?" Joy schaute Mimi fragend an. "Na, wann kommt er denn in die Wohnung zurück? Oder kommt er gar nicht? Und wann seht ihr euch?" "So wird aus einer Frage gleich drei!", seufzte Joy gelassen. "Keine Ahnung. Doch, er wird schon irgendwann kommen. Nachts, denk ich mal ..." Mimi nickte nur etwas lahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)