Spiegel meiner Seele von sora1986 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1 (aus Michelles sicht) Die Familienfeier: Langsam wird es dunkel und die Familienfeier ist im vollen Gange. Die ganze Familie sitzt am Esstisch, im Wohnzimmer. Musik beginnt zu spielen, während wir gemeinsam zu speisen anfangen. Die Stimmung scheint ausgelassen, doch ich selbst fühle tief in mir, das etwas Schlimmes passieren wird. Beklemmt sehe ich zu wie mein Onkel, der Daió heißt, ein Bier nach dem anderen trinkt. Schon früher kam es durch seinen Alkoholkonsum zu schweren Auseinandersetzungen und Schlägereien in der Familie. Niemand außer mir scheint zu ahnen was passieren wird… Oder wollen sie es nur nicht spüren? Verschließen sie die Augen, vor dem was offensichtlich ist?! Ich fühle ganz deutlich wie mir die Luft aus den Lungen gepresst wird, spüre wie sich ein Stein auf meinem Herzen platziert und dann schließlich einige Minuten später ist es soweit… Ich hatte Recht. Daió wird wütend, ohne einen ersichtlichen Grund. So wütend das ich richtige Angst vor ihm habe! Das Glücksgefühl, das ich noch zu Beginn der Feier verspürte, ist wie weggeblasen. Was bleibt ist ein Gefühl von grenzenloser Angst… Mein Atem geht schwer und ich spüre wie die bedrückende Stimmung weiter zunimmt. Ich wage es nicht meine Augen von Daió abzuwenden. Schreie durchdringen nun die Nacht, alles setzt sich in Bewegung. Meine Cousine sinkt zitternd in die Arme ihrer Mutter und beginnt zu weinen, als Daió, den Esstisch umwirft und seinem Bruder einen Kinnhaken versetzt. Man hört nur einen dumpfen Aufprall, als dieser zu Boden fällt und regungslos, mit geweiteten Augen liegen bleibt. Meine Mutter hat sich mittlerweile mit meiner Oma im Schlafzimmer versteckt. Ich fühle mich allein, weiß nicht, was ich tun soll. Für einen kurzen Augenblick erscheint das Gesicht meiner geliebten Freundin vor mir. – Yumi…Wie gerne ich jetzt in ihren Armen liegen würde. Weit weg von meinem Onkel und dieser Angst, die mich von innen aufzufressen droht. Ich zittere am ganzen Körper und Tränen laufen über mein Gesicht. Langsam gehe ich auf die Küchentür zu hinter der Daió nun verschwunden ist. Mein Herz klopft, wild in meiner Brust, mit jedem Schritt ein bisschen mehr! Ich habe schreckliche Angst, doch ist es besser zu wissen, was der jenige gerade macht, vor dem man sich fürchtet. Denn noch mehr fürchte ich mich davor, von ihm überrascht zu werden. Vorsichtig nähere ich mich der Tür und öffne sie einen Spalt breit. …. Plötzlich wird die Tür von innen aufgerissen. Daió grinst mich böse an, als er mich am Arm packt und mit sich ins Innere der Küche zerrt. Ich schreie, ich habe Angst! Was wird er mit mir tun? Weinend und von Angstattacken geschüttelt, versuche ich mich loszureißen, zu entkommen. Doch hält er meinen Arm umso fester. Es fühlt sich an, als wenn er von einem Schraubstock zerquetscht würde. Ich falle auf die Knie, mein ganzer Körper scheint zu vibrieren und ich drohe zu ersticken. Es ist, als wenn sich bei jedem Atemzug eine Schlinge weiter zu zieht. Daió beugt sich zu mir hinunter und fragt, ob ich Angst habe, dabei sieht er mich durchdringend an. Ich blicke zu Boden und antworte nicht. Fest umklammere ich meine Beine und drücke sie fest an mich. Mein Onkel steht auf und schließt die Tür ab. Dann beginnt er langsam mit seinen Händen die Schranktüren und Schubladen des Küchenschrankes entlang zu fahren. Bei einer Schublade hält er inne. Langsam öffnet er diese und guckt mich lächelnd an. Ich zittere jetzt noch heftiger, denn ich weiß, um welche Schublade es sich handelt. Mit von den Tränen durchtränkten Augen schaue ich Daió flehend an. Im nächsten Moment wird meine Vorahnung bestätigt und er zieht ein langes, silbernes Messer aus der Schublade hervor. Mit weit aufgerissenen Augen, rutsche ich so weit wie möglich an die hintere Wand zurück, ohne meine Augen vom Messer abzuwenden. Ich wage es nicht zu schreien, geschweige denn mich zu bewegen. Ich fühle mich leer und ein dunkler Schatten scheint mich zu umgeben, als ich auf das warte, das mir bevorsteht. Yumi, denke ich, bitte hilf mir. Gerade als mein Onkel einen Schritt auf mich zu macht, klopft es an der Tür. Es ist Hiou mein anderer Onkel. „Daió, mach die Tür auf!“, ruft er laut und klopft hämmernd gegen die abgeschlossene Tür. „Nein!“, schreit Daió mit Blick zur Tür und wendet sich anschließend wieder mir zu. Schnellen Schrittes kommt er auf mich zu und ich halte mich selbst, ganz fest. Doch nichts hält ihn auf, niemand ist da, um mir zu helfen. Ich bin allein, allein in dieser ausweglosen Situation…. Was soll ich bloß tun? Warum hilft mir niemand, denke ich und kralle meine Fingernägel nun noch fester in meine Beine. „Du darfst zusehen!“, flüstert er mir verschwörerisch zu. Während er dies sagt, fährt er mir mit seiner Hand streichelnd über die Wange. Als er dies tut, zucke ich ein wenig zusammen und möchte schreien, doch kann ich es nicht. Ich sitze einfach so da, stumm vor Entsetzen. Stille umgibt mich nun und ich höre nur mein Herz, das immer noch wie wild in mir schlägt. So als würde es gleich in tausend Scherben zerspringen. Schwer atmend schaue ich zu Daió , der sich nun zu mir gesetzt hat. Immer noch klopft es wild gegen die Tür, doch meine Hoffnung, dass sie sich öffnet bleibt unerhört. Jetzt sehe ich wieder das Messer. Daió hat es in der Hand. Er umarmt mich und zwingt mich zuzusehen, wie er das Messer auf seinen Arm setzt und mit Druck an seinen Adern entlang fährt. Ich weine nicht mehr. Ich bin ganz still und spüre das warme Blut Daiós, das meine Kleider durchtränkt. Ein letztes Mal schaue ich hilfesuchend zur Tür, doch öffnet sie sich nicht. Ein letztes Mal, bevor ich einen stechenden Schmerz in meinem Bauch spüre. Eine Wunde, die sich nie wieder schließen wird. Ich schreie auf und fühle die scharfen Rillen des Messers. …………. -Yumi, ich liebe dich. …Es tut mir leid!.... – Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)