Die Abenteuer von Mr. Bär und Mr. Baguette von Wollfisch ================================================================================ Kapitel 7: Flip Flop -------------------- Die Welt ist eine Irrenanstalt – und wir leiten die Zentrale. Sie schipperten in Kieselstein immer noch über das Meer. Die Erlebnisse mit Holly Wood hatten Mr. Bär und Mr. Baguette nicht nur um ein Heimchen ärmer, sondern auch um eine Erfahrung reicher gemacht... zumindest theoretisch. Mr. Bär schauderte und schüttelte seinen Pelz als er daran zurück dachte. Er schaute nach oben in die Wolken, betrachtete eine ganz besonders buschige und dachte: „Ich seh dich“ Schlimm war in diesem Zusammenhang, dass die Wolke in seinen Gedanken „Ich dich auch“ zurückrief. Schließlich kam ihm jene Frage in den Sinn die das Leben der gesamten menschlichen Bevölkerung von Grund auf erschüttern konnte... wenn Selbige nicht so dermaßen ignorant wäre. „Sag mal... sind eigentlich die Irren die Verrückten oder sind wir Normalen diejenigen die einen an der Waffel haben“? Er war sich nicht sicher ob er die Frage der richtigen Person stellte. Immerhin sprach er mit Mr. Baguette. Dieser setzte sich aufrecht hin, sein Schnurrbart zuckte ein bisschen hin und her und er antwortete: „Ääääh...“ „Ich meine, sieh mal, all die bekloppten Leute denen wir schon begegnet sind... bzw. denen wir noch begegnen könnten – was ich weit schlimmer finde – sind die nicht in Wirklichkeit die Normalen und wir sind die Verrückten...?“ Mr. Baguette guckte Mr. Bär an wie einen Käfer... der drei Meter groß war. „Mr. Bär... die Welt war schon immer ein bisschen verrückt.“ Er vergaß seinen falschen französischen Akzent. „Nein, Mr. Baguette... nicht ein bisschen, die Welt hat definitiv einen an der Waffel!!“ „Isch bitte disch, woher willst du das wissen?“ „Ich reise mit dir durch die Gegend...“ „Isch verstehe nischt.“ Mr. Baguette legte ehrliches Unverständnis an den Tag. Mr. Bär atmete tief durch und sagte: „Arrrgh, der Gott der Handlung ist so ein blödes Arschloch!!“ „Dasss musst du mir nischt erzählen... isch habe meine ganses Leben in eine Schrank mit drei Päckchen Knäckebrot verbracht...“ Mr. Baguette seufzte. Die Unterhaltung nahm eine Wendung die Mr. Bär nicht vorhergesehen hatte. Irritiert fragte er „Hä“? und bereute es keine 2/3 Sekunde später als Mr. Baguette tief Luft holte. „Als isch ein kleiner Junge war, damals mit 36 Jahren, da hAtte isch bereits mein ganses Leben in diese Schrank von die Wand verbracht, ouwie? „Mit Knäckebrot?“ Mr. Bär zog die Augenbrauen zusammen. „Ouwie, mit Knäckebrot von die Wasa.“ „Okeeeeeyyyy....“ „Jetst bin isch endlisch nischt mehr in die Schrank, isch hAbe eine Haus und eine HAmster und eine Boot und eine Kumpel mit Pelz.“ „Sag mir, dass ich mir irre, aber wird dein Akzent immer schrecklicher?“ Mr. Bär beschloss das Gespräch sofort zu beenden. „Was hälst du denn als Unbeteiligter von Thema Intelligenz?“ „Hä“? meinte Mr. Baguette verdutzt und aus seinen Kindheitserinnerungen gerissen. „Dachte ich mir.“ Er lehnte sich zurück uns starrte in die Wolken. Die Wolken starrten zurück. Es war so ein Moment im Leben gekommen, in dem man versuchen sollte wenigstens die Zimmerdecke von den eigenen Problemen zu überzeugen... nur das es keine Zimmerdecke gab. Das machte die Sache viel schwieriger. Mr. Bär dachte angestrengt nach. Sind von der Natur die Irren dazu auserkoren die Welt zu bevölkern und der Wahnsinn der sich Normalität nannte war ansteckend? Unterdessen in einer noch nicht allzu weit entfernten Stadt. Erdpferd das kleine Heimchen starrte zum ersten Mal in seinem Leben unsicher nach oben. Eine (von Erdpferds Sicht aus) riesige Ratte mit nur einem einzigen blutroten Auge starrte auf ihn herunter. Seine Frage ob sie gekommen war um sein Untertan zu werden schwang wie ein riesiges scharfes Pendel dicht über ihnen hin und her und zerteilte Sekunden in Millisekunden purer Atemlosigkeit. Dann sagte die Ratte: „Hi!“ Erdpferd kippte nach hinten und lief blau an. „Hast du dich erschreckt, tut mir leid, das wollte ich nicht!!“ Noch mehr Worte die Erdpferd nicht erwartet hatte... 99% von ihm hatten „Aber natürlich mein Herrscher“ erwartet... und 1% „Haps.“ „Nein, natürlich nicht, den Herrscher der Welt kann niemand erschrecken!!“ sagte ein Teil von Erdpferd der nicht ohnmächtig geworden war... also der weitaus stärkere. „Du bist der Herrscher der Welt? Das klingt aber aufregend.“ Die Ratte sagte es ganz ohne auch nur einen Hauch von Spott in der Stimme. Die hörte sich übrigens an, als würde man versuchen Alufolie mit einem Stabmixer zerkleinern. Sie passte so gar nicht zu den Worten. Erdpferd war überwältigt von so viel Überzeugungskraft (seiner Selbst.) Er sagte: „Willst du mir nicht helfen von dieser Insel runter zu kommen? Dann springt für dich auch ein Teil der Erde raus.“ „Welcher denn?“ „...Wangerooge?“ „Ist das groß?“ „... RIESIG!“ Aus Heimchen Sicht möchte das sogar stimmen. „Ok, was soll ich machen“? Die Ratte wackelte mit dem Hintern wie ein junger Welpe dem man ein Leckerli vor die Nase hielt. Erdpferds innere Stimme der Vernunft, üblicherweise gefesselt, geknebelt und in einen Wandschrank mit drei Packen Knäckebrot eingesperrt meldete sich kurz zu Wort. Sie sagte „Umpfh“ Und das wars auch schon. Erdpferd stieg auf den pelzigen Rücken und versuchte ein wenig Smalltalk zu veranstalten: „Ähm... und wie ist dein Name Untertan?“ „Flip Flop.“ „Wieso?“ „Hörst du das wenn ich SO mache?“ Sie bewegte den Schwanz auf und ab. Es klang nervig, knatschig und irgendwie...pappend. Eindeutig die Art von Geräusch die ein Flip Flop macht wenn jemand versucht damit zu laufen. „Deswegen“ sagte Flip Flop die Ratte. „Ähä... .... .... .... .... .... .... .... .... .... ..... okay.... bring mich zum Hafen!“ bestimmte der Herrscher der Welt. 3 Stunden später. Die Dämmerung brach herein und tauchte das Meer in ein sattes Orange. Ein gigantisches Kreuzfahrtschiff tauchte am Horizont auf und kam schnell näher. Mr. Bär und Mr. Baguette glotzen das Schiff an wie ein Hase ein Auto mitten auf der Fahrbahn. Zumindest darin waren sie sich mal einig. Es machte keine anstalten auszuweichen... das wäre aber auch so gewesen, als hätte man von einem Blauwal erwartet einem Guppy Platz zu machen. Eine riesige Welle trieb vor dem Bug her und spülte Kieselstein glücklicherweise 5 Meter zur Seite. Dann machte es „Klonk“ und eine einäugige Ratte landete im Boot. Mr. Bär sprang hektisch zur Seite. Ratten fraßen wirklich alles. Auch Watte. Cremé Brühlee wollte wegen der ungeraden Augenanzahl gerade total durchdrehen als Mr. Baguette sie hochhob und den Neuankömmling und das Heimchen das im Pelz hockte ausgiebig musterte. Als die Sonne unter ging machte es plötzlich „Poff“. Mr. Baguette kippte nach hinten und jemand landete auch noch unsanft auf ihm. Die Ratte war verschwunden. Stattdessen hockte da jetzt ein junger Mann mit grauer Haut, riesiger Brille, schwarzen Haaren, spitzen langen Ohren und genauso spitzen Zähnen. „Hallo zusammen!“ sagte er. Die Stimme klang als könnte man damit ein Brot buttern. „Wer zum Henker bist DU denn?“ fragte Mr. Bär besonders herzlich. „Ähm...“ sagte Mr. Baguette. „Ja?“ fragte der Neuankömmling. „Würde es dir was ausmachen mir RUNTER ZU GEHEN??“ Mr. Baguettes Akzent machte ne Minute Pause. „Oh, Entschuldigung!“ „Ich weiß ich werde es bereuen überhaupt zu fragen statt dich einfach über Bord zu werfen, aber... woher kommst du und wer bist du... in dieser Reihenfolge... bitte!“ Wenn man mit Worten Holz sägen könnte dann wären sie jetzt gesunken. „Ich komme von dem Schiff da. Ich hab nur versucht was zu essen zu holen aber die stehen offenbar nicht so auf Fell. Da bin ich über Bord geworfen worden. Mit diesem Heimchen hier, es ist der Herrscher der Welt!“ Er zog Erdpferd aus seinen Haaren. Mr. Bär blieb vollkommen unbeeindruckt. Cremé Brühlee, die Hamsterdame verschluckte sich fast an einem Brotkrümel. Schweiß tropfte aus ihrem Pelz und sie presste die Lippen so fest zusammen das sie ganz weiß wurden... ähm, haben Hamster Lippen? „Mess amiiie, du siehst aus wie ein... Vampir...Nerd“ sagte Mr. Baguette und strich seiner Hamsterdame über das schweißnasse Fell. „Stimmt, ich bin einer. Also sowohl als auch. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Nestor Dewalti Horroriwee Fledermausvolk von Überbiss.“ „Aha...“ sagte Mr. Bär. „Ihr könnt mich Überbiss nennen.“ Er trug ein rosa T-Shirt mit der Aufschrift: „Mein anderes T-Shirt ist schwarz“ und darüber einen klassischen rot/schwarzen Umhang. Mr. Bär fand das sagte einfach alles aus. „Verwandeln sich Vampire nicht üblicherweise in Fledermäuse und schlafen tagsüber in Särgen?“ fragte er genervt. „Nee, ich hab Platzangst. Und ich... *schnief* nein, ich kann mich nicht in eine Fledermaus verwandeln... alle haben mich ausgelacht *schnief* ich kann nur eine einäugige Ratte... dafür finde ich jederzeit jede Art von Müll.“ „Tooooooollll“ sagte Mr. Bär. „Danke“ antwortete Überbiss der den Sarkasmus überhört hatte. „So hab ich euch dann auch gefunden als wir von Bord geworfen wurden... ich hab unseren Fall in eure Richtung gelenkt.“ Kein Funken Ironie oder Sarkasmus in der Stimme. „....#§&%/?“ lies sich Mr. Bär vernehmen. Entweder er hatte seinen Meister gefunden oder der Kerl war wirklich einfach unfassbar. „Wieso nur ein Auge als Ratte wo du doch jetzt zwei davon hast?“ fragte Mr. Baguette und lugte Überbiss durch die dicke Brille. „Ich weiß nicht.“ Er zuckte die Schultern. „Großartig“ meinte Mr. Bär. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)