Eine kleine Schulmusik von Kassia (Prideshipping (KaibaxYami; YamixKaiba)) ================================================================================ Kapitel 4: Eingewöhnung ----------------------- So, ein neues Kapitel. Ist eher eine Art Übergangskapitel und daher recht kurz. Das nächste wird wieder länger. -------------------------------- Kapitel 4 - Eingewöhnung „Nun, das war interessant“, kommentierte Kaiba ihr Gespräch mit Yamato-sensei trocken und klemmte sich den von ihrem Lehrer erhaltenen Bücherstapel unter den Arm, während er in der anderen Hand seinen Stundenplan hielt, den er nun eingehend studierte. Yami, vollauf damit beschäftigt, seinen eigenen Bücherberg sicher zu ihrem Zimmer zu transportieren (war das Einbildung oder hatte er viel mehr Wälzer zu schleppen als Kaiba?!), brachte nur ein undeutbares „Hmmmm“ zustande. Sie konnten sich glücklich schätzen, dass Kaibas Computerexperten so schnelle und gründliche Arbeit geliefert hatten, denn gleich nach dem Englischunterricht hatte Yamato-sensei ihre Daten abgefragt, um zu überprüfen, ob sie denn überhaupt ordnungsgemäß in der Schule angemeldet waren. Nachdem er alles zu seiner Zufriedenheit vorgefunden hatte, war der Lehrer gleich viel versöhnlicher auf sie zu sprechen gewesen; hatte ihnen ihren Stundenplan überreicht samt allen nötigen Büchern und einer Wochenladung Hausaufgaben zur, wie er es nannte, 'Nachbearbeitung'. Im Privaten betitelte Yami diese Aktion eher mit 'Strafarbeit, weil Ihr im Unterricht nicht aufgepasst habt', aber da er leider kein Pharao mehr war und seit dem Verlust seines Millennium-Puzzles auf der magischen Ebene versagte, konnte er nicht viel mehr tun als sich seinem Schicksal stumm zu ergeben. „Vielleicht sollte ich es wie Jounouchi machen und den ganzen Kram einfach verbrennen“, überlegte Yami müßig, doch als ihm einfiel, dass bei Jounouchis ganz eigenem Schulaufgaben-Lagerfeuer zum Schluss ein Eimer voll Wasser nötig gewesen war, um Bakuras entflammte Haare zu löschen, verwarf er die Idee lieber wieder. Anzus anschließender Vortrag 'Warum Jungs nicht mit Feuer spielen sollten' war Yami auch noch in grausiger Erinnerung. So vertieft in sein Elend achtete er nicht darauf, wo er hintrat, übersah eine Treppenstufe und geriet prompt ins Stolpern, aber während seine Bücher die Fahrt gen Boden antraten, blieb er wundersamerweise von der Schwerkraft verschont. Überrascht sah er an seinem Arm entlang, der von einer schlanken, großen Hand gepackt worden war und immer weiter hinauf, bis in Kaibas Gesicht, der ihn in einer seltsamen Mischung von Amüsiertheit und Besorgnis betrachtete. „Bist du in Ordnung?“, fragte er schließlich sachte und machte trotz Yamis bestätigendem Nicken keine Anstalten, ihn wieder loslassen zu wollen. Kaiba suchte nicht oft Körperkontakt (und selbst das war eine Übertreibung), weswegen Yami von der Geste gleichermaßen überrumpelt wie gerührt war. Ermutigt drückte er Kaibas Hand, der daraufhin jedoch mit einem scharfen Atemzug so schnell von ihm zurücktrat, als hätte Yami die Pest und Cholera am Hals und müsste auf Teufel komm raus gemieden werden. Setos Lippen waren halb geöffnet, als ob er etwas sagen wollte und seine Augen verschleiert, doch schließlich fing er sich und kniete sich lediglich wortlos nieder, um Yamis Bücher aufzusammeln. Schweigend tat Yami es ihm gleich. Zurück in ihrem Raum deponierte Yami seine Schulsachen in einem Schrank und ließ sich danach seufzend aufs Bett fallen. Sie hatten lediglich eine Freistunde und der Schultag war noch lange nicht um, doch bereits jetzt machten seine Stimmbänder den Eindruck, als wären sie kurz vorm Zerreißen. Seine gefakte Mädchenpiepsstimme gefährdete unzweifelhaft seine Gesundheit. „Ob es Kaiba wohl auch so ergeht?“ Vorsichtig sah er zu der fraglichen Person, die immer noch hartnäckig ihr 'Ich darf mit Yami nicht reden' Gelübde zu verfolgen schien und Yami auch sonst erfolgreich ignorierte. Yami verstand es nicht. In einem Moment bewahrte ihn Kaiba vor einem schmerzhaften Sturz, um ihn im nächsten wie Luft zu behandeln. „Vielleicht ist er immer noch wütend darüber, dass ich uns in dieses Internat verfrachtet habe? Oder macht er sich Sorgen um die Yakuza?“ Yami legte überlegend den Kopf schief. Er würde Kaiba gerne helfen, aber solange er nicht wusste, was dessen Problem war, ging das denkbar schlecht. Zudem hatte Yami das ungute Gefühl, dass er der Katalysator für Kaibas abweisende Art war. Kaiba derweil saß an dem ersten Teil ihrer zahlreichen Englischhausaufgaben und versuchte angestrengt, Yamis unerwünschte Anwesenheit auszublenden, was gar nicht so einfach war, da dieser seine Unterrichtsbeschäftigung fortführte und ihn ungeniert anstarrte. Kaiba hätte schwören können, dass diese bohrenden roten Augen dabei nicht einmal blinzelten. Er legte den Stift zur Seite und massierte sich erschöpft die Schläfen. Yamis unverhohlene Neugier hatte er sich selbst zuzuschreiben. „Ich hätte einfach nicht zurück zucken dürfen, bloß, weil er mich angefasst hat.“ Es war nicht einmal bewusst geschehen; mehr aus einem Reflex heraus. Als Geschäftsmann schüttelte er fast jeden Tag fremde Hände und es hatte ihn nie wirklich gestört, aber heute, mit Yami, war es anders gewesen. Er hatte vorher noch nie bemerkt, wie warm oder weich die Hand seines Gegenübers war, hatte die Berührung vorher noch nie genossen und sich nach ihr gesehnt. Und genau das war gefährlich. Yami durfte nicht merken, wie groß sein Einfluss auf ihn war, denn was wäre, wenn Yami sich am Ende entschließen würde, diesen auszunutzen? Kaiba duldete keine Schwächen und seine beginnende Zuneigung zu seinem Rivalen/Freund/was auch immer war definitiv eine und gehörte ausgemerzt! Oder zumindest gut versteckt. Kaiba entwich ein zufriedenes Seufzen. Seine Kopfschmerzen ließen allmählich nach und das besserte seine Laune zumindest geringfügig. Diese Schläfenmassage tat wirklich gut... „Einen Moment mal, das sind doch nicht meine Finger?!“ Entsetzt fuhr er herum. „Yami? Was zur Hölle machst du da?“ Yamis Grinsen war in seiner Intensität fast schon ansteckend. „Das hat aber gedauert. Ich stehe hier schon seit einer ganzen Weile und dachte bereits, du wärst eingeschlafen.“ Er hob seine Hände. „Soll ich dich weiter massieren oder willst du mir immer noch aus dem Weg gehen? Ich würde ja Variante Eins bevorzugen. Wie sieht es bei dir aus?“ Kaiba rückte demonstrativ mit seinem Stuhl aus Yamis Reichweite. „Ich sagte dir doch, dass ich keinen Wert auf deine Hilfe lege, also halte dich auch daran. Im Übrigen: Solltest du dich nicht an deine eigenen Aufgaben machen oder deine Freundin Izumi besuchen oder...was weiß ich was tun, und zwar vorzugsweise etwas, was deine körperliche Abwesenheit aus diesem Raum erfordert?“ Kaibas Blick war gezielt bösartig, aber Yami war sich mehr denn je sicher, dass es nur eine Fassade und nicht mehr war. Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. „Wenn du willst, dass ich mich an Englisch wage, dann musst du mir schon dabei helfen. Meine Kenntnisse beschränken sich leider auf das Wenige, was ich während meiner Zeit im Puzzle von Yuugi aufgeschnappt habe.“ „Ah, sag bloß es gibt etwas, womit der mächtige Pharao und König der Spiele überfordert ist“, spöttelte Kaiba und verschränkte die Arme. „Dass ich das noch erleben darf.“ Yami zuckte mit den Schultern. „Das ist nicht das Einzige, was mich überfordert. Es gibt noch andere, wesentlich kompliziertere Dinge, die ich hoffe eines Tages zu lösen.“ Er sah Kaiba offen an, der ihm unbehaglich auswich. „Nicht jedes Rätsel muss gelöst werden, Yami“, antwortete Seto leise und spielte dabei mit seinem Kugelschreiber. „Und vor allem ist nicht jedes Rätsel die Mühe wert.“ „Oh, dieses Rätsel ganz sicher. Daran hege ich keinen Zweifel.“ Yami legte alle Überzeugung in seine Stimme, die er auch fühlte. Kaiba jedoch zuckte nur zusammen und erwiderte ausweichend: „Wir sollten mit unseren Aufgaben weitermachen.“ Er reichte Yami einen Zettel, den dieser enttäuscht entgegen nahm. Dennoch, alles in allem, war das ein sehr aufschlussreiches Gespräch gewesen. Kaiba jedenfalls schien zwar verunsichert, aber seinen Annäherungsversuchen nicht gänzlich abgeneigt zu sein. Und seine Englischnachhilfe bekam er nun auch noch. Nicht ganz das, was Yami wirklich wollte, aber immerhin kein schlechter Anfang. --------------------- Kaibas Migräne hatte eine Wiederkehr der besonders schmerzhaften Art vollzogen. Nach einem Schultag voller lauter, ständig kichernder Mädchen und langweiligem Unterricht wollte Kaiba einfach nur noch seine Ruhe haben. Izumi jedoch hatte andere Pläne und hing seit geraumer Zeit erneut Yami am Arm und das so fest, dass Kaiba schon mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Brechstange zu besorgen und das Gör mit Gewalt loszueisen. „Wieso lässt Yami sich das nur gefallen? Gefällt ihm das etwa?“ Seine Hände ballten sich vor Ärger. Wenn einer hier das Recht hatte Yami zu betatschen, dann ja wohl er! Als ob sie seine Gedanken lesen könnte, drehte sich Izumi zu ihm um und streckte ihm die Zunge raus. „Dieses kleine Miststück.“ Zu Schade, dass Yami das nicht mitbekommen hatte, denn Kaiba hätte gerne gewusst, wie er darauf reagiert hätte. Einerseits war sich Kaiba nun ziemlich sicher, dass Yami was von ihm wollte (ob Yami es letztendlich auch ernst meinte, war noch mal eine andere Frage), andererseits aber erlaubte er, dass Izumi quasi zu einem neuen Körperteil von ihm verwuchs, sooft wie sie ihn drückte, umarmte und sich an ihn dran hing. Es war schlichtweg frustrierend. Diese ganze Tarnungsscharade zwang Kaiba eine Zurückhaltung auf, die er seit Gozaburos Freitod nicht mehr gewohnt war. „Oh, guckt mal“, ließ Izumi plötzlich laut vernehmen und hoppelte zu ihrer Zimmertür, an der ein Zettel klebte. „Es sind zwei Koffer für euch abgeben worden. Bestimmt persönlicher Kram, nicht wahr?“ Kaiba und Yami wechselten einen Blick. Das mussten Isonos Besorgungen für sie sein. Wenn der Mann eines war, dann verlässlich. Und nicht nur das: Die Koffer bedeuteten auch, dass Yami endlich Izumi loswerden musste, denn deren Inhalt sollte das Mädel lieber nicht sehen oder Yami hätte eine Menge zu erklären. Kaibas Kopfschmerzen fühlten sich mit der Erkenntnis gleich viel besser an. Nachdem Izumi widerstrebend abgezogen war, widmeten sich Kaiba und Yami gleich ihrem Gepäck. Isono hatte an alles gedacht. Mädchenkleidung, Hygieneprodukte, Unterwäsche für beiderlei Geschlechter, einen Laptop, den Kaiba gleich innig in die Arme schloss und sogar eine Duelmatte. Yami hätte zwar eine neue Dueldisk bevorzugt, aber die Matte war auf alle Fälle besser als nichts. Sowohl er als auch Kaiba hatten ihre Dueldisk während der Flucht vor dem Yakuza an zwei kleine Jungs verschenkt, da die Geräte sie beim Laufen behindert hatten. Ihre Decks hatten sie aber natürlich noch und zusammen mit ihren eigenen Klamotten sicher in einem abschließbarem Nachtschränken verstaut. Yami juckte es regelrecht in den Fingern, sich erneut mit Kaiba zu duellieren, denn es gab sonst fast nichts, wobei Kaiba so lebendig und jung wirkte. Yami war zwar auch eher ernsterer Natur, aber er war rein rechnerisch auch 3000 Jahre älter. Seto war mit seinen 17 Jahren jedoch nicht mehr als ein Teenager und es schmerzte Yami zu sehen, wie Kaiba sich immer wieder bis an seine körperlichen und seelischen Grenzen trieb, um Mokuba die Kindheit zu gewähren, die ihm einst selbst versagt geblieben war. Setos Vergangenheit konnte Yami nicht mehr ändern, doch zumindest dafür, dass Kaibas restliches Leben nicht die gleiche unglückliche Wendung nahm, wollte er sorgen. Allerdings galt es vorher den Yakuza loszuwerden, denn sonst hatte keiner von ihnen eine Zukunft, geschweige denn eine gemeinsame. Die Frage war nur: Hatte dieser die Suche nach ihnen inzwischen aufgegeben oder genossen sie gerade nur die Ruhe vor dem Sturm? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)