Sanft Und Zärtlich von Himi_und_Nami (Kanon x Miku) ================================================================================ Kapitel 1: Nähe --------------- Manche Dinge passieren einfach ... Das war genau das, was Kanon schon den ganzen Morgen durch den Kopf ging... Es passiert auch ziemlich viel Mist. »Einfach so ...« Also stellte er sich innerlich überhaupt nicht die Frage, warum er am Vorabend betrunken und am Ende mit Mühe und Kraft mit diesem Typen auf dessen Hotelzimmer verschwunden war ... Nur diverse >Spuren< und ein gewisser nachhaltiger Schmerz erinnerten ihn daran, einen Fehler begangen zu haben. Er hatte sich nach langer Zeit wieder auf einen Mann eingelassen ... Verdammt, was hatte er sich nur dabei gedacht? Das konnte doch nicht angehen ... Halb im Gehen eingeschlafen, ließ er sich auf die Couch fallen - nur um im nächsten Moment zu erkennen, dass dies ein Fehler war ... Was hatte dieser Typ nur mit ihm angestellt? Die ganze Nacht ... Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Die Erinnerung an diesen Kerl klebte mindestens genauso hartnäckig an ihm, wie sein beißender Rasierwasser-Duft ... Das ging gar nicht! Er sprang sofort wieder auf - er musste duschen. Jetzt! Sonst würde er durchdrehen! Seit zwei Wochen wieder in Tokio ... Und bisher hatte ihm die Stadt nichts als Unglück gebracht ... Was soll’s ... Er musste sich beeilen – gleich würde Miku nach Hause kommen. Er wollte nicht, dass der Sänger ihn in derart zerstörtem Zustand auffand ... Selber Schuld, dachte er noch ... selber Schuld ... Du hast dich darauf eingelassen, also jammere jetzt nicht. Und es gab eine Zeit da warst du so was gewöhnt ... also ... Trotzdem verschwand die Schwere nicht mit dem benutzen Wasser im Abfluss. Sie blieb, lag immer noch wie ein Film auf seiner Haut, auf der kleine Tropfen wie Perlen glänzten. Er fror unheimlich ... Woher kam das auf einmal? Als er sich den Rücken abtrocknen wollte, hätte er beinahe aufgeschrieen! Er drehte sich rücklings zum Spiegel. Kratzer! Er war übersäht davon! Das war ihm überhaupt nicht aufgefallen. Er seufzte und drehte sich zurück, starrte sich eine Weile selbst in die Augen, ganz konzentriert, bevor er schlicht einfach den Kopf hängen ließ. Nie wieder ... nie wieder ... dachte er immer nur. Mit einem Mal öffnete sich die Tür hinter ihm. Kanon schreckte nicht zusammen. Er hatte es nicht einmal bemerkt, rührte sich nicht. „Oh ... Kanon! Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass du hier ...“ Zwei große Augen musterten ihn und schienen nebenher noch vor Erschrockenheit zu wachsen. „... bist ...“ Miku blieb einfach in der Tür stehen. Der Anblick, der sich ihm bot, war wohl mehr als paradox ... Kanons unverhüllter, schöner Körper – nie hatte er seinen Bandkollegen so gesehen ... Aber wo kamen diese leichten Verletzungen her? Was war ihm passiert? Sein Gesicht beruhigte sich etwas, sein Herz auch. Es war schließlich nur Kanon, oder? Einer seiner besten Freunde. Kein Grund, Herzklopfen zu bekommen ... oder? Er schwankte innerlich, ihm kam ein Gedanke und er konnte es nicht lassen. Er tat ein paar Schritte, um zum anderen zu gelangen. Vorsichtig, mit Andacht und scheinbar unheimlich sanft, legte er seine Hand auf eine versehrte Stelle an Kanons rechtem Schulterblatt. Erst jetzt erwachte der Bassist aus seiner Starre. Ein Gefühl, das ihn überkam, holte ihn zurück – nicht die Wärme einer Hand, nicht die Tatsache, dass jemand das Bad betreten hatte, sondern das Gefühl, einfach nur leicht berührt zu werden. Sanft und ... zärtlich ... „Kanon ...?“ Miku strich liebevoll über die geschundene Haut und betrachtete das aufgerissene Fleisch. „Tut das ... sehr weh?“ Kanon reagierte nicht auf diese Frage. Er drehte sich nur langsam um und sah in Mikus errötendes Gesicht. Und ohne ihn zu fragen oder etwas dergleichen legte er seine Arme um den kleineren Körper vor sich und vergrub seinen Kopf in Mikus Halskuhle. „Sieh mich nicht an ... bitte, halt mich nur einen Augenblick lang so fest ...“ Der Vocal nickte und legte beide Hände auf Kanons Rücken, den er im Spiegel erkennen konnte, wohl darauf bedacht, die Verletzungen nicht zu berühren, um ihm nicht wehzutun. Was hatte das zu bedeuten? Warum stand ihr Leader im Bad, die Haare noch immer tropfnass, halb abgetrocknet und nackt? Warum stand er hier, als könnte er so die Welt an sich vorbeiziehen lassen, ohne dass sie ihm etwas anhaben könnte? Das waren Kratzspuren, eindeutig. Er war nicht mehr vierzehn und auch nicht dumm genug, um das nicht zu sehen. Und Kanon war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Warum also schien ihn diese Situation so aufzureiben, dass Miku sein leises Schniefen im Ohr hatte und er den zitternden Körper ihres Bassisten unter seinen Fingern spüren konnte. „Miku ...“ Er schluchzte. „Es tut mir leid ... ich wollte nicht, dass du mich so siehst.“ Langsam schob er sich von ihm weg, schnappte sich ein Handtuch und verschwand aus dem Badezimmer. Er war der Leader. Er musste stark sein und durfte sich vor niemanden diese Blöße geben. Erst recht nicht vor Miku, der sich so gern in alles und jeden hineinfühlte, um zu helfen. Doch jetzt konnte er nicht helfen ... und ihm schon gar nicht. Sofort war der Sänger hinter ihm und legte wieder seine Hand auf die Schulter, die aufgerissene Haut brannte unter seiner Berührung. Doch seine Hand war warm und angenehm leicht. „Was ist geschehen? Warst du deswegen gestern Nacht nicht zu Hause?“ Kanon drehte sich nicht zu ihm um. Aber er nickte leicht und starrte auf die Tür vor sich. Seine Zimmertür. Dahinter lag das Reich, in das er sich zurückziehen konnte, wenn er so war wie jetzt. Niemand hatte das Recht, ihm hier hinein zu folgen. Auch Miku nicht. „Es ist alles okay, Miku. Es geht schon wieder.“ „Nichts ist okay!“ Dieser elende Sturkopf ... „Doch, ist es!“ Der Bassist schob die warme Hand von sich und sah heute zum ersten Mal in Mikus große Augen, die ihn vom ersten Tag an fasziniert hatten. „Auch wenn ich jetzt nicht ganz auf der Höhe bin, spätestens in drei Stunden bin ich wieder ganz fit – und dann ...!“ Miku umarmte ihn wieder und drückte den kalten, zitternden Körper an sich. „Du musst nicht immer stark sein“, flüsterte er leise, als könnte sie sonst jemand in der leeren Wohnung hören. „Wenn etwas passiert ist, worüber du reden willst ...“ „Ich hatte nur seit längerer Zeit wieder Sex mit einem Mann“, gab Kanon stur zurück. „Er war nicht gerade zimperlich mit mir und deswegen geht es mir nicht ganz so gut. Aber ansonsten ist alles okay.“ Miku war stumm und der Jüngere fürchtete, dass er jetzt diesen liebevollen Mann verschreckt hatte. War das nicht sogar sein Wunsch gewesen? Einen seiner besten Freunde auf Abstand zu halten, damit er ihm nicht zu nahe käme? Er hatte immer gesagt, er könnte keine Beziehung führen. Und seit geraumer Zeit befürchtete er, dass er selbst mit Miku keine freundschaftliche Beziehung führen konnte. „Du ... du hattest was mit einem Mann?“, fragte Miku fast atemlos und scheinbar endlos vorsichtig. Das hatte er irgendwie nicht erwartet. Er war schlicht überfordert mit der rücksichtslosen Offenheit des anderen. „Hai, es ist also weder etwas, was dich was angeht, noch etwas, über das du reden möchtest ...“ Der Größere drehte sich weg und wollte sich in sein edles Reich retten, doch der Sänger hielt ihn einfach zurück. „Doch! Doch ... du kannst mit mir darüber reden ... Ich bin erwachsen! Du musst keine Rücksicht auf mich nehmen!“, sagte Miku schnell und Kanon entging dabei die eben doch noch kindliche Unsicherheit des anderen nicht. „Lass es gut sein, hai? Es ist alles gesagt ... Es war halt blöd von mir, mich darauf einzulassen, zumal ich betrunken war, aber das ist meine eigene Schuld, also vergiss es, ich vergesse es auch.“ „Aber es geht dir nicht gut deswegen und du bist schon immer so undurchschaubar bedrückt gewesen ... Hat ... das mit damit etwas zu tun?“ „Ich weiß nicht ... Ich bin ... ach, keine Ahnung ... Ich will nicht darüber nachdenken.“ „Warum nicht?“ Wo kam diese plötzliche Entschlossenheit in den Augen des Sängers her? Kanon fühlte sich von einem Moment auf den anderen wie festgenagelt. „Weil es weh tut?“ Sie schwiegen sich an. Und Kanon konnte es nicht fassen, er konnte nicht anders als den Blick abzuwenden. Seit wann war Miku so stark, oder hatte er ihn die ganze Zeit unterschätzt? Der Sänger kam ihm wieder näher. Er legte die Hand auf seine Wange und die Stirn seitlich an seine. „Kanon? Kann ich ... dich mal etwas fragen...?“ Es kam keine Antwort, das schien er als >ja< aufzufassen. „Wie ... wie ist das? Ich meine, mit einem Mann zu schlafen, wie ist das ...? Wenn jemand nicht so grob zu dir ist ... wenn es >schön< ist, meine ich ...“ Kanon spürte die ungewöhnliche Wärme, die vom Gesicht des anderen ausging. Aber er schien es ernst zu meinen. „Es ... ist einfacher ... als mit einer Frau zu schlafen ... Es stehen keine Gefühle, wie Unsicherheit oder Angst im Weg, die ... die eine Frau hemmen könnten oder gar bewirken, dass sie es nicht will ... Es ... ist intensiver ... heftiger ...“ Der Dunkelhaarige hielt inne, als er Mikus Herzschlag laut und deutlich hören konnte. „Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass du manchmal dieses Heftige gar nicht brauchst ...?“ Diese Frage haute Kanon beinahe um. Maßte sich der Sänger neuerdings an, genauestens über die sexuellen Wünsche der anderen Bescheid zu wissen? „Vielleicht weißt du es nur nicht ...“ Sie schauten sich wieder an. „Vorhin wolltest du doch auch, dass ich dich umarme ...“ Der Jüngere schwieg erschrocken. In seinem Kopf flogen Tausende Gedanken hin und her. Was war dies hier überhaupt für eine verquere Situation! Redete er gerade ernsthaft mit Miku über seine Probleme? Und überhaupt, wie war er eigentlich dazu gekommen? „Vielleicht sehnst du dich doch ab und an nach etwas ... das Bestand hat ... und willst es nur nicht zugeben ... Vielleicht wünschst du dir, dass dich jemand einfach mal sanft behandelt ... Mal zärtlich zu dir ist ...“ „Miku, du weißt genau, dass ich nicht fähig bin, eine richtige Beziehung zu führen ... und ...“ „Das meine ich auch gar nicht ... Es muss ja nicht gleich eine Beziehung sein ... Ich glaube, du ... brauchst einfach jemanden, der ... dich ab und an auffängt, der dich streichelt, der ... dich gut behandelt ...“ So was konnte auch nur Miku sagen, ohne dass es albern klang ... Und Kanon musste sich eingestehen: Er hatte Recht. Er sehnte sich nach alldem. Er wollte das alles, aber ohne sich zu binden ... Aber das würde niemand für ihn tun. Wieder konnte er nur zur Seite wegsehen, wieder hatte Miku ihn durchschaut. Und seine Demütigung war perfekt, als sich eine Träne aus seinem Auge frei kämpfte. Zum dritten Mal an diesem Tag nahm sein Freund ihn in den Arm. Doch diese Umarmung war anders. Sanfter, zärtlicher ... „Ich bin bei dir“, sagte Miku leise und strich durch die nassen Haare. „Ich kann für dich da sein und dich lieben, ohne dass wir miteinander schlafen. Nur so daliegen und dich halten ...“ Der Sänger küsste die Träne weg und streichelte leicht über die tränennasse Wange. „Liebe zeigt sich nicht immer durch Sex und Hemmungslosigkeit ... Liebe ist Vertrauen. Liebe ist Freundschaft.“ Es war das gewesen, was Miku schon immer so empfunden hatte. Freunde liebt man auch – zwar anders als Geliebte, aber es war Liebe. Und niemand konnte ihm das Gefühl nehmen, dass er für sie empfand. Auch nicht für Kanon. „Ich liebe dich, Kanon“, hauchte der Kleinere und spürte das erneute Zittern in den Schultern des Bassisten. Ohne etwas weiteres zu sagen öffnete er die Tür zum Reich seines Freundes, zog ihn mit sich hinein und schloss die Tür von innen wieder. Sein Herz klopfte so stark, dass er es schon im Kehlkopf schlagen fühlen konnte. Obwohl er nicht im Geringsten vorhatte, mit seinem Bandkollegen irgendetwas Verbotenes zu tun, wurde er nervös, als er die Bettdecke anhob und sich mit ihm ins Bett kuschelte. „Ich – ich ... Miku ...“ Der jüngere Bassist war verwirrt und die Worte stolperten nur von seinen Lippen. Das Piercing wurde zwischen den immer wieder zusammengepressten Lippen eingeklemmt. „Schsch ... du musst nichts sagen. Du hast sicher kaum geschlafen.“ Miku sorgte vorsichtig dafür, dass Kanon sich an ihn kuscheln und er ihn streicheln konnte, ohne dass es ihm wehtat. „Ruh dich etwas aus. Ich halte dich warm ... ich pass auf dich auf.“ Anscheinend fand das der Leader witzig, denn seine Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen. „Ich meine es ernst, Kanon ...“ Miku schmollte offensichtlich und grinste dann triumphierend, als er sah, wie sich Kanons schöne, dunkle Augen schlossen und er ihn zufrieden seufzen hörte. „Schlaf gut ...“ Es vergingen nur wenige Minuten, bis er das sanfte Schnarchen hörte, das ihm so mancher Mensch nicht zugetraut hätte. Denn Kanon war nicht der Roadie, den er gelegentlich mimte. Dass auch er Wärme und Liebe brauchte, gab er nicht gern zu. Aber jetzt – so wie er jetzt in seinen Armen lag – so kannte ihn kaum jemand. Mikus Hände glitten sanft und zart über Kanons Rücken, ab und zu zupfte er auch spielerisch an den Haarsträhnen, so dass dieser die Prozedur nicht bemerkte oder jedenfalls nicht davon aufwachte. Kanons schönes Gesicht hatte ihn schon immer fasziniert. Ihm das zu sagen, wäre peinlich gewesen. Ihm unter anderen Umständen zu sagen, dass er ihn liebte, ein Schlag für ihre Freundschaft. Er musste die Wahrheit unbedingt in seinem Herzen verschließen, oder besser dieses vorgeschobenen Freundschaftsschleier darüber decken. Kanon würde ihn nicht wollen, er war zu kindisch, zu weich ... und außerdem lehnte er ja auch jede Art von Beziehung ab. Aber wenn er ihm auf diese Art und Weise nahe sein durfte, dann reichte ihm das schon. Mehr wollte er in diesem Moment gar nicht ... Er wollte nichts weiter als sanft zu ihm sein, sanft und zärtlich ... ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)