Mein neues altes Leben von Rye (Mein üblicher Alltag) ================================================================================ Kapitel 5: Der entscheidende Tag - Ran -------------------------------------- Ran schaut mich mit glücklich strahlenden Augen an...und fängt dann plötzlich lauthals zu lachen an. Nicht unbedingt das, was ich erwartet habe. „Ahahahaha, oh mein...Conan-kun! Wie schaust du denn aus? Hahaha!“, prustet sie haltlos drauf los. // So schlecht können meine Klamotten gar nicht aussehen! Ich habe fast 450 000 Yen dafür hin geblättert! Vielleicht sind die Handschuhe doch ein wenig übertrieben oder steht mir die Fliege nicht mehr? Verdammt! Und ich dachte diesmal hätte ich das richtige Outfit ausgesucht.// „Wieso? Was soll mit meinem Aussehen schon sein, Ran-neechan?“, frage ich beleidigt. //Toll Junge, wirklich erwachsen reagiert. Du benimmst dich echt wie...wie..ein Teenager. Fuck!// „Da fragst du noch? Conan-kun, du bist schlimmer heraus geputzt wie damals mein Vater als er Yoko das erste Mal traf! Fehlt bloß noch eine Rose im Knopfloch. Du bist 17, du solltest dich nicht so erwachsen und zugeknöpft geben. Was soll denn da deine Angebetete denken?“ Einen Moment später gibt mir Ran eine Retourkutsche, die sich gewaschen hat. „Also, weiße Handschuhe = großes No Go! Vollkommen albern, weg damit. Die Fliege war schon damals out, als du sie als kleiner Junge getragen hast - Du hättest besser eine Krawatte genommen, aber ohne sieht es noch besser aus. So Jackett offen und die oberen zwei Knöpfe deines Hemds aufmachen, noch die Haare tüchtig verwuscheln....So! Jetzt siehst du richtig cool aus, Conan-kun, mindestens so gut wie...Shinichi.“ Ran hat den letzten Teil ihrer Modepredigt fast lautlos geflüstert. Ihre gute Laune sackt auf ein Tief ab und ihr Lächeln löst sich langsam auf. //Ablenkung! Ablenken! Ich muss sie auf andere Gedanken bringen! Und das schnell!// Ich öffne den Mund um sie zu fragen, ob wir uns nicht ins Cafe setzen sollten, da kommt sie mir wieder lächelnd zuvor. „Was stehen wir hier noch herum? Komm Conan-kun, trinken wir was und reden darüber was wir in letzter Zeit so erlebt haben. Ist schließlich drei Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Da gibt es sicher einiges zu erzählen.“ Meine Überrumplung überspiele ich rasch und nicke dümmlich grinsend. Die Ran, die heute vor mir steht, ist nicht mehr der fast schon naive, unschuldige Engel, sondern eine erwachsene Frau Mitte Zwanzig, die schon viel durchgestanden und erreicht hat in ihrem Leben. Ran hat ihre langen Haare zu einem Kurzhaarschnitt geschnitten; sie sieht ein bisschen wie Sato aus, nur lieblicher. Vielleicht einer der vielen Gründe, warum sie letztes Jahr den Oscar als beste Nachwuchsschauspielerin gewonnen hatte. //Ja, genau. Ran ist Schauspielerin geworden und eine gute noch dazu. Der Film, der ihr diesen Preis eingebracht hat, hatte das 6-fache seiner Kosten eingespielt, satte 666 Millionen Dollar! Unnötig zu erwähnen, dass sie eine riesige Fangemeinde hat und sich vor Offerten von Stars und Sternchen kaum retten kann. In ihren Beruf ist sie so erfolgreich. Aber dennoch...bis heute ist sie immer noch Single geblieben.// Wir setzen uns an den reservierten Tisch und ich gebe ihr die Orchideen, die als Begrüßungsblumen gedacht sind. Rans Augen beginnen wieder zu leuchten, aber in ihnen liegt eine Gewissheit, dass solche Augenblicke der Freude und des Glücks nur kurz währen. Kein Träumen mehr von ewiger Liebe und Zufriedenheit. Der berufliche Erfolg und das Verfeinern ihrer künstlerischen Talente haben diesen Platz eingenommen und die Ran, die ich als kleiner Conan kannte, verändert. //Nicht, dass ich das als vollkommen schlechte Entwicklung betrachte. Sie ist voran gekommen, viel weiter wie ich ihr je zugetraut hätte. Sie sieht gut aus, der Dreh in Italien hat ihre Haut braun gebrannt und ihre kurz geschnittenen Haare passen klasse zu ihrem frechen, breitem Grinsen. Wenn ich nicht wüsste, wie sehr ihr meine Abwesenheit als Shinichi weh tat, würde ich es kaum glauben.// Ran riecht ausgiebig an den Blumen und bedankt sich aufrichtig bei mir, worauf sich ein Teil von mir freut und ein anderer sich mies fühlt. Wir bestellen beide einen Kaffee, ich habe ihr schon am Handy gesagt, dass das Gespräch nicht allzu lange dauern würde. Ich wollte sie nach all der Zeit einfach wiedersehen, schließlich war sie meine erste große Liebe und meine beste Freundin. //Und seit 10 Jahren meine „große Schwester“. Ich wünschte nur, ich hätte sie besser behandelt und wäre ehrlicher zu ihr gewesen. Aber dummerweise hat Agasa noch keine Zeitmaschine erfunden.// „Und Conan? Wie geht es dir? Was macht die Schule? Isst du auch ordentlich? Ist jetzt der Professor endlich mit seiner alten Jugendliebe zusammen gekommen oder druckst er sich noch immer davor rum? Na los, fang schon an zu reden oder muss ich dir erst alles einzeln aus der Nase ziehen?“ Ran beugt sich etwas vor, als sie mich mit Fragen löchert. Ihr wissbegieriger Ton sagt mir, dass es wohl noch ein klein wenig dauern würde, bevor ich auf das zu sprechen kam, weswegen ich sie herbestellt hatte. Ich schmunzle belustigt und trinke erst einen Schluck aus meiner Tasse, beobachte dabei wie Ran auf ihrem Stuhl immer ungeduldiger wird. Sie hat ihren Kaffee bisher noch nicht angerührt. //Ich sollte sie vielleicht nicht so zappeln lassen, aber es sieht so niedlich aus, wenn sie sich kaum noch beherrschen kann. Wenn ich noch länger schweige, wird sie mir wirklich alles aus der Nase ziehen. Aber wortwörtlich.// „Also es geht mir sehr gut, die Schule macht mir keine Probleme, ich habe jemanden der darauf achtet wie viele Vitamine und Ballaststoffe ich zu mir nehme und ja, Agasa hat sich überwunden und geht mit Fusae-san aus. Es ist eigentlich nicht viel geschehen, seit du weg warst. Außer natürlich, dass Heiji und Kazuha-neechan noch ein Baby bekommen haben. Auch Sato und Takagi haben es endlich auf die Reihe bekommen, ein Kind einzuplanen. Ihr Mädchen wird in etwa einen Monat zur Welt kommen. Schon unglaublich, was sich alles in 10 Jahren so geändert hat. Nicht wahr?“ „Hmm, schon. Es hat sich wirklich vieles geändert. Wer hätte gedacht, dass meine Eltern es schaffen, sich wieder zu versöhnen und zusammen zu leben. Als ich heute bei ihnen vorbei geschaut habe, stritten sie sich immer noch, aber wenigstens fühlen sie sich jetzt wohl dabei. Verrückt, oder?“ //Wem sagst du das? Ich hätte keinen halben Yen drauf gewettet, dass sie wieder in eine Wohnung ziehen werden, noch darauf dass das so lange halten wird. Eri sorgt quasi für den ganzen Haushalt, da ich ja nicht mehr Kogoro als Sprachrohr „missbrauchen“ muss. Trotzdem ist er als schlafender Kogoro nach wie vor ein gefragter Gast bei Talkshows und dergleichen. Versteh einer diese Welt.// Ran wartet meine Antwort nicht ab, anscheinend will sie sich mal richtig aussprechen. Also halte ich die Klappe und stelle meine Lauscher auf Dauerempfang. Frauen schätzen gute Zuhörer...hab ich gehört. „Und Heiji und Kazuha sind ja auch eine tolle Geschichte. Als Kazuha auf dem kleinen Ruderboot mitten auf dem See vor Schreck aufstand, weil Heiji ihr einen Antrag machte und beide ins Wasser fielen, dachte ich erst was für eine wilde Zukunft die beiden erwarten wird. Und jetzt ist Kazuha drei-fache Mutter und Heiji hat sich einen sichern, festen Job gesucht um seine Familie zu ernähren. Ich habe sie gestern besucht, sie wirkten so glücklich... so zufrieden mit ihren Kindern, Nami war so süß, dem kleinen Haus und all den Problemen, die jeder im Alltag hat; dass ich mir nicht helfen konnte ein wenig neidisch auf sie zu sein. Hach...“ //Sie haben sich den Traum erfüllt, den wir auch mal hatten Ran...gemeinsam...ohne es zu wissen. Es muss ihr sehr weh getan haben, zu sehen was ihr verwehrt geblieben ist. Sie wäre sicher eine wunderbare Mutter. Heiji, der Esel, hat mir gar nichts davon erzählt, dass er Ran vor unserem Telefongespräch noch gesehen hat! Er hätte mir sagen müssen, wie es um sie steht!// Ich höre ihr noch immer schweigend zu wie sie mir ihr Herz ausschüttet ohne zu ahnen, dass der Kerl der für ihre unerfüllte Hoffnung verantwortlich ist, dass sie nun hier an diesem Tisch sitzt, ihr „kleiner Bruder“ ist. Ich fühle mich schuldig und zugleich bestätigt, dass es ihr trotz allem immer noch nicht gut geht. Die Narben, die ich ihrem Herzen vor 10 Jahren geschlagen habe, sind zwar verheilt, aber noch sichtbar. Es schmerzt mich zu sehen, wie sie die Erinnerung an mich quält. Kein Wunder hat sie Japan verlassen, um Schauspielkunst in Amerika zu lernen. „Sonoko und Makoto sind auch glücklich verheiratet. Sonoko will noch keine Kinder haben, da sie gerade Karriere in der Firma ihrer Familie macht und Makoto reist immer noch auf seine Wettkämpfe. Letztes Olympia ist er ja Zweiter geworden, das hat er bis heute nicht überwunden. Hihi. Darin hat er sich kein bisschen geändert. Aber weißt du, du hast dich auch kaum verändert Conan. Du bist immer noch der süße, freche und schlaue Junge von damals, als du bei uns einzogst.“ Diesmal kann ich ein Schlucken vermeiden. 10 Jahre... Seit nun mehr 10 Jahren lüge ich Ran Tag für Tag an, was mich und meine wahre Identität angeht und es macht mir Angst, wie leicht es mir in all den letzten Jahren geworden ist. Ich bin Conan Edogawa; Shinichi Kudo ist vor 10 Jahren gestorben, aber nicht völlig verschwunden... „Ähm Ran...“, setze ich an, um mein wahres Anliegen offen zulegen. „AH!“ Ihr überraschter Ausruf lässt nicht nur mich, sondern auch alle andern Gäste im Raum zusammen zucken. Ich bemerke wie sich die empörten oder ärgerlichen Blicke in ungläubige und glücklich strahlende verwandeln. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie im selben Raum sitzen wie Ran Mouri, der neueste Stern am Hollywood-Firmament. Dabei ist sie doch bloß eine ganz normale Frau, wie jede andere auch. Na ja. So normal nun auch wieder nicht. Ich höre ein hastiges Tippen und sehe erst jetzt, dass Ran eine Nachricht in ihr Handy eingibt und abschickt. „So, Conan-kun. Entschuldige bitte, ich hab bloß vergessen das Handy auszumachen.“, entschuldigt sich Ran mit einem lieben Lächeln und will ihr Handy einstecken. „Wer... wer war das gerade eben?“ Dein Agent?“ Ich konnte mir die Frage einfach nicht verkneifen. So wie sie wieder nervös zur Seite schaut und leicht rot wird, erinnert sie mich wieder an früher, an die alte Zeiten als wir noch herum alberten. Diese SMS ist wohl wichtiger für sie gewesen, als sie zugeben möchte. „Hah, also gut. Dir bleibt auch kein Geheimnis verborgen, du Poirot der Neuzeit.“ Ich gebe dazu nur mein sarkastisches 'Hähä' ab. „Erinnerst du dich noch an Eisuke Hondo? Der Tollpatsch der sich ständig den Kopf stieß?“ Ihre Augen leuchten und ich nicke vorsichtig, ein wenig nervös in welche Richtung das Thema wandern soll. „Ich bin ihm in den USA letzten Jahres über den Weg gelaufen als er fürs FBI an einem Geldbetrug in Hollywood ermittelt hat. Er hat sich so verändert, sag ich dir! Also teilweise ist er genauso wie er vor 10 Jahren war: Er wird immer noch so leicht rot und seine Tollpatschigkeit hat sich höchstens halbiert. Wir sind danach mehrere Male ausgegangen und bevor ich nach Japan flog, hat er mich gefragt ob wir uns verloben sollten.“ Schock ist kein Ausdruck für das was ich gerade empfinde! //Eisuke macht Ran einen Verlobungsantrag? Er hatte das damals also tatsächlich ernst gemeint. Irgendwie werde ich heute bloß noch überrascht.// „Und wa-was hast du geantwortet?“, frage ich nach, nicht sicher ob ich Hoffnung oder Wut empfinden sollte. Jetzt versteh ich, wieso Kogoro sich manchmal wie ein wilder Affe aufgeführt hat, wenn es um Ran und Jungs ging, aber das hier ist was ernstes. „Hm, tja... also....“ //Ah-aha! Das ist jetzt ihre Revanche dafür, dass ich sie vorhin so habe zappeln lassen. Aber dasselbe Spielchen funktioniert nicht mit mir. Schließlich habe ich 10 Jahre mit der härtesten Lehrmeisterin in diesem Metier...// „Jetzt SAG schon, was IST es?!“ //Manchmal könnt ich meine unbändige Neugier in die Tonne treten! Oh Mann.// „Hehe. Iiiich...haabeee....“ //Ich schwöre es, wenn sie nicht bald mit der Sprache raus rückt, dann passiert hier ein Unglück und das Mobiliar ist am Ar~// „ZUGESAGT!“ Ich geh jede Wette ein, dass erstens ich genauso reagiert habe wie ihr Vater und zweitens, dass Ran alle Zähne bei mir abzählen kann, so weit fällt mir der Kinnladen runter. Ran ist verlobt. Sie ist verlobt? Verlobt? Verlobt! Irgendwie bin ich total glücklich und gleichzeitig fühle ich mich so melancholisch und irgendwie... blutrünstig? Ich hatte das Gefühl, dass zwei Seelen in meiner Brust schlagen würden. Eine von ihnen wollte lachen, tanzen und Ran beglückwünschen, die andere wollte ihr den Kerl ausreden, ihn zusammenschlagen und verhindern, dass er Ran zu nahe kommt. Doch dieses Gefühl wird immer kleiner und kleiner und zurück bleibt nur meine grenzenlose Freude für Ran, die mich schon ganz besorgt anschaut. „Da-das... das ist... DAS IST SPITZE; RAN!“, brülle ich laut heraus, nicht auf die glotzenden Kunden und Bedingungen achtend. Ran lacht und klatscht die Hände zusammen. „Nicht wahr? Eisuke ist so süß geworden, Conan. Er trägt jetzt Kontaktlinsen und seine Haare sind länger geworden und er hat sich einen Pferdeschwanz gemacht! Kannst du dir das vorstellen? Einen Pferdeschwanz! Seit er beim FBI arbeitet, hat er auch richtig Muskeln bekommen, aber er ist immer noch so feminin.“ //FBI also, fürs CIA wäre er auch nicht geschaffen gewesen, finde ich. Aber es ist so lange her, dass ich sie das letzte Mal so von was oder jemand hab schwärmen hören. Aber ein Pferdeschwanz?// Ich lache mit ihr und höre mir an, wie ihre Dates verlaufen sind, wie er seine Arbeit macht, wie seine und ihre Kollegen so sind, wie sie sich immer vor den Paparazzis verstecken mussten und wie Kogoro auf diese Ankündigung reagiert hat. //Anscheinend schlimmer wie ich, er war kurz davor gewesen sich Tickets nach Amerika zu kaufen, um Eisuke mit seinem Baseballschläger zu vermöbeln.// Ich vergesse dabei fast, weswegen ich sie hierher gebeten hatte. „Ran? Da gibt es etwas, das ich dich gerne fragen würde...“, setze ich an. Ran verstummt und blickt mich neugierig an. //Sollte ich sie wirklich auf dieses Thema ansprechen? Wäre es nicht besser, die Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen? Sie scheint ja mit ihr abgeschlossen zu haben, ich brauche sie nicht zu verunsichern. Ich könnte einfach alles verschweigen und das Geheimnis mit ins Grab nehmen... Aber dann wüsste ich nie die Wahrheit...// „Ran...“, mein Blick wird ernst so wie er immer wird wenn ich einen Verbrecher überführe. Aber diesmal überführe ich mich selber. „Ran, willst du erfahren, was aus Shinichi geworden ist?“ Stille. Ich höre nicht das Geklapper von Besteck, das Geraune und Geflüster des Personals und der Gäste, nicht das eilende Schreiten der Kellner. Das Einzige, was ich höre, ist mein lauter Herzschlag und mein tiefes Atmen. Ran sieht mich nur an - Ihr Mund ein gerader Strich, ihre Augen wie ein Spiegel meines Innersten. Ihre Augenlider senken sich, sie holt tief Luft und stößt sie wieder aus. „Warum fragst du mich das, Conan-kun?“ Was sollte ich darauf antworten? „Weil... ich weiß, wie sehr er dich verletzt hat, als er damals einfach so verschwunden ist und... ich dachte mir, dass du vielleicht gerne wissen möchtest, wo er steckt, wie´s ihm geht, was er so tut, na ja... alles halt.“ Erst mal ihre Antwort abwarten, bevor ich mit dem Geheimnis herausplatze. Ran rührt in ihrer Tasse mehrmals mit dem Löffel herum, sie scheint sich das wirklich durch den Kopf gehen zu lassen. Eigentlich hab ich eine flotte Zusage erwartet, aber heute läuft nichts so wie ich es erwartet habe. „Shinichi... ist nicht einfach verschwunden.“, beginnt Ran ihre Aussage. Ich sage kein Wort, spanne mich ein wenig an und konzentriere mich auf jedes Wort das ihre Lippen verlässt. „Er... wollte mich nur nicht einweihen, so wie er es von Anfang an nicht wollte. Er hat sich von mir verabschiedet, ohne eine richtige Erklärung und er hat sich sooft entschuldigt, wie noch nie zuvor. Ich... habe danach sehr oft darüber nachgedacht: Über das Jahr, in dem er wegen eines „Falls“ weg war, über seine kurzen Besuche und über das wenige, was er zu mir gesagt hat. Shinichi ist meiner Meinung nach in eine Sache hineingeraten, die ihm eine Nummer zu groß war. Sie war gefährlich, deswegen wollte er mich und die andern nicht mit hineinziehen. Aber er hatte immer darauf gehofft gehabt, den Fall lösen und wieder zurückkehren zu können. Das... das scheint nicht geklappt zu haben.“ Ich tue nichts, meine Hände aber zittern ein wenig, weil ich sie zusammenballe um meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. //Ran... Keine Entschuldigung der Welt kann das wieder gut machen was ich getan habe.// Sie spricht weiter, ihre Augen scheinen feuchter zu sein. „Shinichi war schon immer so. Schon als kleines Kind glaubte er alles zu wissen und beherrschen zu können, außer singen...“, sie kichert kurz und ich mit ihr, als wir uns an meine musikalischen Verbrechen erinnern, “...Er versuchte stets alles allein zu bewältigen und er... er kam nie aus sich heraus. Er hat mich nie an seinen Problemen teilhaben lassen. Immer war er locker und cool drauf, total lässig eben. Aber eigentlich war das nur eine Fassade, ich wusste das... aber ich habe ihn gelassen, denn er schien es nicht anders haben zu wollen. Als er dann plötzlich untertauchte, wünschte ich mir ich wäre mehr auf ihn eingegangen. Jedes Mal, wenn er wieder kam, schien er mir ein klein wenig mehr verändert. Als wäre der Shinichi, den ich mal kannte, in der Fremde... „erwachsen“ geworden, anders kann man´s nicht beschreiben. Das Jahr, in dem er nicht bei mir war, hat ihn mehr verändert als all die Jahre zuvor. Trotzdem habe ich mich immer nach ihn gesehnt und gehofft, ihn wieder jeden Tag zu sehen, sein unwiderstehliches Lächeln, seine zerstruppelten Haare und sein Leuchten in den Augen, wenn er von Doyle und Holmes spricht.“ Ran wischt sich schnell links und rechts über die Augen. Ich fühle mich schlecht, sehr schlecht sogar. //Was sie wohl von mir denken würde, wenn ich ihr die Wahrheit sage... dass Shinichi die ganze Zeit über in ihren Augen als Conan Edogawa gelebt hat? Ich will es nicht wissen.// „ABER!“ Ran hat laut gesprochen, was mich aus meinen trüben Gedanken reißt. Jetzt kommt ihre Antwort auf meine ursprüngliche Frage. „Aber ich weiß, dass es Shinichi gut geht. Es ist so ein Gefühl, weißt du? Dieses Gefühl genügt mir schon vollkommen, ich brauche nicht mehr zu wissen. Wenn Shinichi mir mehr sagen möchte, wenn er sich nach all den Jahren wieder mal bei mir aussprechen möchte... dann kann er ruhig kommen. Ich werde ihm nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Er ist immer noch mein bester Freund. Kannst du ihm das ausrichten, Conan-kun?“ Ran sieht mich aus großen, grundehrlichen Augen ohne jedes Misstrauen an. Ich nicke sachte mit den Kopf und lasse damit das Geheimnis zwischen uns unausgesprochen. Wer weiß, vielleicht nicht für immer... Aber gewiss für heute. „Du bist so ganz anders wie Shinichi, Conan-kun.“ Ich blinzle überrascht, das habe ich auch nicht erwartet. „Ach ja, findest du?“, kommt es unsicher aus meiner rauen Kehle. Schnell trinke ich einen Schluck, meine Tasse ist leer, der Löffel landet klappend auf den Tisch. „Oh ja, das bist du! Du bist viel offener als er, weniger auf dich selbst gerichtet und du kommst viel leichter aus dir raus als er.“ //Wenn du wüsstest, dass du gerade über ein und dieselbe Person sprichst, meine Liebe. Du würdest Augen machen.// „Und woran machst du das fest?“, will ich von ihr wissen. „Na, du hast Ai-chan deine Liebe schon mit zwölf gestanden!... Auch wenn du mir kein Sterbenswörtchen gesagt hast. Dieses denkwürdige Ereignis, in dem du ihr knallrot dein stotterndes Liebesgeständnis ablegst und sie dich mit einem innigen Kuss unterbricht, mensch ward ihr frühreif, musste mir Ayumi Tage später zufällig erzählen. Und das, wo ich´s doch schon immer geahnt hatte. Besonders, weil du an diesem Tag mit einem so dümmlichen Grinsen durch die Gegend getorkelt bist und auf alles nur mit 'Hm?' geantwortet hast.“ Ran lehnt sich selbst zufrieden zurück. Aber wenn sie erwartet hat dass ich puterrot werde und alles abstreite, dann hat sie sich gewaltig getäuscht. Auch ich lehne mich in den bequemen Stuhl zurück und setze ein nachdenkliches Gesicht auf. Schließlich bin ich erwachsen, warum sollte mir das immer noch peinlich sein? „Hm, ja, ich schätze du hast Recht, Ran-neechan. Ich bin nicht wie Shinichi-niisan.“ Ich lächle überlegen. Ich bin wahrhaftig ein anderer geworden und es gefällt mir. „Du bist mir schon einer, Conan-kun. Du wirkst stets so erwachsen und zuverlässig, so gar nicht wie ein üblicher Teenager eben. Und Ai-chan ist vom gleichen Schlag wie du.“ Rans Augen haben wieder dieses verträumte Leuchten, das ich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen. „Wie heißt es so schön? Gleich und gleich gesellt sich eben gern.“ Ein süßes Lächeln strahlt mir ins spöttisch-grinsende Gesicht. Wie oft habe ich diesen Spruch über mich ergehen lassen? Ich bin ihr doch gar nicht so ähnlich! Nur ein bisschen höchstens. Dann fällt´s mir siedend heiß ein, warum ich heute reinen Tisch machen wollte. //Shiho!// Oh verdammt! Ich wollte heute deswegen mit allem was mich noch an die Vergangenheit bindet abschließen, weil ich heute einen wichtigen Schritt in die Zukunft machen wollte! Und jetzt hab ich sie vergessen... Oh mein Gott! Noch schlimmer! Ich hab sie versetzt! Ein Blick auf meine Uhr sagt mir: „Du hast deine Freundin bereits eine halbe Stunde warten lassen, Freundchen.“ Elende...! Ich bin so erledigt. Ran schaut mich verständnislos an, in meiner Panik hatte ich sie vollkommen verdrängt Vielleicht konnte sie mir aus der Patsche helfen. „Was ist denn los, Conan-kun? Du bist auf einmal so aufgeregt...“ „Ran! Du musst mir helfen! Ich wollte mich mit Ai im Restaurant Arsène im Baker-Center-Gebäude treffen, aber das sollte eigentlich schon vor mehr als einer halben Stunde sein!“ Ran schaut mich geschockt an. „Du hast Ai-chan wegen mir versetzt? Bist du bescheuert oder was? Das kannst du doch deiner Freundin nicht antun! Okay, hör zu! Wir nehmen meinen Wagen und ich fahr dich da so schnell wie möglich hin! Und dann wirst du dich auf Knien bei ihr entschuldigen, dass du so spät gekommen bist, verstanden?“ „Klar, hatte ich ohnehin vor!“ //Nebenbei werde ich auf meinen Charme und auf das Bestehen unserer fünf Jährigen Beziehung hoffen, dass sie diesmal über die Verspätung hinweg sieht. Sonst kann ich nicht mehr ruhig was bei Agasa essen oder trinken...// Ran knallt einen 10.000 Yen Schein auf den Tisch, der Bedienung fehlen die Worte als Ran sagt, dass der Rest für sie sei. Die Gäste sehen uns stumm nach wie wir aus dem Café stürmen, hin zu Ran´s parkenden BMW, bereit uns todesmutig in den Tokioter Verkehr zu stürzen. Die Überlebenschance war immer noch größer, als Shiho richtig wütend zu machen. Und das ausgerechnet heute, wo doch unser fünfter Jahrestag ist! //Hoffentlich ist sie noch da! Hoffentlich ist sie nicht stinksauer! Hoffentlich geht noch alles gut! Ich hab doch alles so ordentlich durchgeplant gehabt, wie konnte das nur so schief gehen? Was hab ich mir dabei gedacht, Shiho zu vergessen?// Mir gehen noch ganz andere Sachen durch den Kopf, die meistens damit enden, was für ein Lottel ich doch bin, nicht an das Wichtigste zu denken. Atemlos setzen wir uns ins Ran´s Flitzer, noch während sie den Motor auf röhren lässt, schnalle ich mich an und schon düsen wir los – In Richtung Zukunft! ___ _____ ____ ______ _____ ____ ____ ____ ____ ____ _____ _____ _____ _____ ____ ___ Ich glaube ich muss mich zuerst für drei Punkte entschuldigen: 1.)Entschuldigt, dass ich euch so ewig hab warten lassen mit der Fortsetzung meiner Fic. Es tut mir schrecklich Leid, ich hoffe ihr akzeptiert meine Ausreden von wegen Abi, Partys und null Bock.^^“ 2.)Sorry, aber das ist nicht das Ende von „Mein neues altes Leben“. Hab´s nochmal aufteilen müssen. Ran´s Rede und die Hintergrundinformationen haben zu viel geschluckt; ich hoffe ihr akzeptiert das.^^ 3.)Excuse-moi, werd ich mir mit dem letzten Kapitel ein bisschen Zeit lassen, weil ich a. Ein sadistischer Mensch bin b. Euch gerne zappeln sehe oder c. Weil ich nach einer Uni suchen muss. Ich habe deswegen Ran mehr in diesem Kapitel hervorgehoben, weil sie eine wichtige Rolle in Shinichis/Conans Leben spielt. Ich denke, dass ihr die Ähnlichkeiten und die Unterschiede bemerkt habt in diesem Gespräch. Wer sich fragt was ich meine, schaut mal in Band 26 nach, wenn sich Shinichi und Ran unterhalten. Da hab ich auch das Restaurant her, übrigens. :) Zu meiner Verteidigung: Conan ist deswegen Poirot, weil Shinichi Sherlock ist. Poirot kam Jahre nach Sherlock. So auch bei Conan und Shinichi, obwohl beide dieselbe Person sind, wissend es nur wenige. Also sind sie zwei verschiedene Detektive, dargestellt durch Poirot und Sherlock. Baker-Center-Gebäude deshalb, weils so im Manga stand. Net dass jetzt jemand denkt, ich mopple doppelt hier. XD „Lottel“ ist das Lieblingswort meines Geschichtslehrers, wenn er mir damit sagen will, was für ein zerstreuter Schüler ich doch bin.^g^“ Ich vermisse die Schule... total verrückt. Also, danke nochmal an alle Leser und Kommischreiber die sich die Mühe geben meine Fic zu lesen bzw. zu verstehen.^g^ Was wird uns wohl in nächsten und diesmal sicher letztem Kapitel erwarten? Werden sie noch rechtzeitig durchkommen? Wird Ai/Shiho noch dort sein? Was will Shinichi ihr sagen und... hat er den Ring verloren? o.O ( Wer hat noch an den Ring gedacht, Leute? XD) Das und noch mehr erwartet euch demnächst. ;D PS: Vielen, vielen lieben Dank an meine Beta-Leserin die sich die Zeit (2 Stunden! o.O) genommen hat, um dieses Kapitel zu korrigieren und zu verbessern! Ich finde, dass hat ein dickes Lob verdient.^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)