Zwischen den Fronten II - Auf der falschen Seite? von Kiajira ================================================================================ Kapitel 18: Neue Erkenntnisse ----------------------------- Kapitel 18: Neue Erkenntnisse An diesem Abend schlich sich Voldemort wieder in Ginnys Kopf. Ginny hatte sich gerade ins Bett gelegt. Sie zog die Vorhänge ihres Himmelbetts zu, kuschelte sich in ihre Decke und begrüßte ihn. 'Hallo, Tom.' 'Hallo, Ginny.' 'Wieso bist du gekommen?' 'Ich - ich muss dir etwas sagen. Ich denke, es wird dich freuen.' Ginny runzelte die Stirn. 'Sag schon.' 'Seit du in den Orden des Phönix eingetreten bist, habe ich keine Muggelstadt mehr überfallen.' 'Was?', gab Ginny ungläubig zurück. Ein breites Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. 'Warum nicht?' Ein langes Schweigen folgte. Langsam verrutschte Ginny das Lächeln wieder. 'Also?', wollte sie irgendwann wissen. Ein Seufzer drang durch ihre Verbindung. 'Damit du nicht mehr sauer auf mich bist.' Ginnys Herz tat einen Hüpfer. 'Was?', fragte sie erneut. 'Für mich?' 'Ja. Willst du es nochmal hören?', kam die leicht genervte Antwort. Ginny lachte leise auf. 'Nein, nein. Und? Vermisst du die Angriffe?' Voldemort schnaubte. 'Was heißt vermissen? Mir ist langweilig und Bella geht mir auf den Senkel.' 'Was macht sie denn?' 'Sie nervt mich bis zum Geht-nicht-mehr. Ständig will sie wissen, was sie für mich tun kann, wann der nächste Raubzug ist, und so weiter. Ich denke, sie vermisst die Muggelquälerei.' 'Hast du ernsthaft was anderes erwartet? Was ist mit dir?' Schweigen. Dann, als Ginny gerade wieder etwas sagen wollte, kam die Antwort. 'Ich weiß es nicht. Weißt du, es ist... ein mächtiges Gefühl, jemanden so hilflos vor dir zu haben und tun zu können, was du willst... Zu wissen, es liegt in deiner Macht, ob er lebt oder stirbt...' Er brach ab. Gleichzeitig wehte eine Gefühlswelle um Ginny herum - eiskalte Befriedigung. Sie schluckte und schob die fremden Gefühle von sich weg. 'Du würdest es wieder tun. Was haben die Muggel dir denn getan, um das zu verdienen?' 'Sie existieren.' Ginny schnappte nach Luft und fauchte: 'Dafür können sie nichts! Niemand kann etwas dafür, ob er mit oder ohne Magie geboren wird! Hast du darüber schon mal nachgedacht?' Wieder Stille. Schließlich erwiderte Voldemort zögerlich: '...Nein...' 'Das solltest du aber', gab Ginny heftig zurück. Sie holte tief Luft und leerte ihren Geist. Nach dem, was er ihr gerade offenbart hatte, wollte sie nicht länger mit ihm reden. Und tatsächlich, nach einer Weile verschwand Voldemort. Das Okklumentiktraining machte sich bezahlt. Ginny kuschelte sich tiefer in ihre Decke, doch sie schlief lange nicht ein. Noch immer wehte der Hauch der kalten Befriedigung um sie herum, den Voldemort ihr geschickt hatte. Erst, als die Tränen kamen, holte die Müdigkeit sie ein. ^^°°***°°***^^***°°***°°^^ Voldemort meldete sich nach diesem Abend wochenlang nicht mehr. Auf der einen Seite war Ginny froh darüber, da er anscheinend immer noch nicht begriffen hatte, worauf es ihr ankam, auf der anderen Seite jedoch vermisste sie ihn. Natürlich gab sie das nicht zu, doch es war so. Selbst, wenn er Dinge von sich gab, die sie absolut nicht verstehen konnte, wie zum Beispiel sein Vergnügen am Foltern und Töten, sprach er doch immerhin mit ihr. Jetzt aber tat er es nicht mehr. Sie jedoch widerstand der Versuchung, ihn über ihre Verbindung anzusprechen. Der Stolz verbot es ihr. Sie hatte ihm gesagt, er sollte darüber nachdenken, dass die Muggel nichts für ihren Mangel an Magie konnten. Solange er nicht zugab, dass er es getan hatte, wollte sie ihn nicht ansprechen. Das würde ja aussehen, als würde sie zurück rudern, und das tat sie nicht. Die Wochen zogen ins Land. Ginny lernte viel zusammen mit Hermine, die sich mit Feuereifer auf die Abschlussprüfungen vorbereitete. Meist ließ sich Ginny von Hermine deren Stoff erklären. Ihren eigenen beherrschte sie, der von Hermine war viel interessanter, weil er neu war. Hermine war begeistert, dass Ginny so gerne lernte, und erklärte ihr ihren eigenen Stoff mit Feuereifer. Sie sprach Ginny kein einziges Mal mehr auf das Armband an, obwohl Ginny das ein oder andere Mal ihren Blick dorthin huschen gesehen hatte. Ginny war ein wenig nervös deswegen, doch da nichts weiter geschah, sank diese Nervosität langsam. Wenn sie nicht mit Hermine lernte, setzte sie ihr Duelltraining fort. Nach den Osterferien war Draco zu ihnen gestoßen - und wurde bei seinem ersten Duell von Ginny innerhalb von fünf Minuten geschlagen. Von diesem Tag an hatte er verbissen jede Sekunde zum Trainieren genutzt, was Ginny amüsierte. Sie verzichtete auf den Hinweis, dass er sie niemals schlagen würde, solange sie reine Magie benutzte und er Zaubersprüche. Sie wollte sehen, wie lange er brauchte, um selbst zu diesem Schluss zu kommen. Tatsächlich hatte sie sogar Severus dazu überredet, mit ihr zu wetten, nachdem sie sich darüber gestritten hatten, ob Draco bis Pfingsten dahinter kommen würde. Severus sagte ja, Ginny nein. Seit diesem Tag zählte Ginny die Tage bis Pfingsten. ^^°°***°°***^^***°°***°°^^ Am zehnten Tag nach ihrer Wette bekamen sie in Besuch in der Kammer des Schreckens. Ginny und Severus duellierten sich gerade. Draco war nicht da, er wollte später kommen. Ginny war besser geworden. Severus hatte mittlerweile seinen Kampfstil dem von McGonagall angepasst, nachdem Ginny Moodys Taktik eine halbe Stunde lang ohne nennenswerten Treffer überstanden hatte. Sie hatte ein gutes Mittelmaß zwischen magischen Schilden und ausweichen gefunden, das sie weder körperlich noch magisch allzu sehr in Anspruch nahm. Sie hatte Severus zwar noch nie geschlagen, doch wie er ihr immer wieder einschärfte, darum ging es gar nicht. Sie musste bloß Zeit schinden, um fliehen zu können. McGonagalls Kampfstil hatte sie, an Moodys Hagel aus Zaubern gewöhnt, vollkommen aus dem Konzept gebracht, und sie war bei ihrem ersten Duell sehr schnell auf ihrem Hintern gelandet. McGonagall erweckte die Gegenstände um sie herum zum Leben. Ein paar davon dienten ihr als Schildersatz und warfen sich immer zwischen sie und die Flüche, der Rest griff ihre Gegner an. Da es in der Kammer des Schreckens jedoch bloß die riesigen Schlangenstatuen gab, musste Ginny sich bis jetzt jedes Mal relativ schnell geschlagen geben. Die wenigen, aber gut gezielten und kreativen Flüche - unter anderem Dolche aus schwarzem, magischen Feuer, die auf Ginny zurasten - hätte sie zwar geschafft, aber mit den steinernen Schlangen als Unterstützung war Severus einfach unschlagbar. Sie dagegen kämpfte jeden Moment dagegen, zermalmt zu werden. Sie hexte zwar jede Statue unbeweglich, die ihr zu nahe kam, doch dann lagen oder standen sie ihr meist im Weg - und wenn sie dann auf sie hinauf kletterte, weckte Severus sie wieder und das Spiel begann von vorne - nur dass Ginny dann nicht nur zermalmt, sondern auch mehrere Meter tief zu Boden geworfen werden konnte. Sie war noch nicht gegen sie angekommen. An diesem Tag jedoch schlug sich Ginny etwas besser. Sie hatte am Abend zuvor in der Bibliothek einen Fluch nachgeschlagen, der alles zu Staub zerfallen ließ, was sie in diesem Moment mit dem Zauberstab berührte, sei es ein Gegenstand oder ein Lebewesen. Er war in einem uralten, unauffälligen Buch im hintersten Eck der Verbotenen Abteilung gestanden und fiel definitiv in die Kategorie Dunkle Künste, doch es störte Ginny nicht. Sie wollte ja schließlich niemandem damit schaden, sondern nur diese verdammten Steinschlangen loswerden. Als Severus an diesem Tag seine Schlangen auf sie hexte, ließ sie sie erstarren, wie sonst auch, duckte sich unter seinen Flüchen und tippte die erste mit ihrem Zauberstab an. "Extinguo Tangens", murmelte sie. Fasziniert beobachtete sie, wie sich der massive Stein in Staub verwandelte, der zu Boden sank. Severus schnappte nach Luft. "Was zur Hölle war das?", zischte er. Ginny grinste. "Geheimnis." Sie schickte ihm eine Ladung starke Flüche, bevor er allzu lange darüber nachdenken konnte. Eine Weile schickten sie nur Flüche hin und her. Ginny konnte es nicht verhindern, dass ein Lächeln auf ihr Gesicht schlich. Sie hatte Severus endlich gezeigt, dass sie seine verdammten Stauten auch fertig machen konnte! Doch plötzlich schrie eine weibliche Stimme: "Ginny! Pass auf!" Ginny hatte keine Zeit, sich zu fragen, woher die Stimme kam. In diesem Moment fiel ein Schatten über sie. Sie wirbelte herum und blickte genau in die steinernen Augen von zwei Schlangen. Sie sahen aus, als wären sie längs an einer Seite zusammengeklebt worden. In diesem Moment begannen die Köpfe zu fallen. Sie würden sie zerquetschen! Ginny verlangsamte die Schlangen, während sie nach hinten stolperte. Sie verlor den Boden unter den Füßen, landete auf dem Hintern - und die Schlangenköpfe krachten nur Zentimeter vor ihren Füßen zu Boden. Rasch ließ sie sie zu Staub zerfallen. Dann erst realisierte sie, dass ein Mädchen sie gewarnt hatte. Hier kamen doch nur Severus und Draco herunter - wer hatte also gerufen? "Auszeit, Severus!", rief sie und rappelte sich auf. Severus senkte langsam den Zauberstab. "Du hast die Kammer demoliert", gab er trocken zurück. "Der Dunkle Lord wird nicht erfreut sein." Ginny schnaubte nur. "Ach was, das wird er ja wohl verkraften." Sie sah sich um - und entdeckte dort, wo der Gang in die Kerker führte, eine kleine Gruppe an Leuten. Draco stand vorne, er schien die anderen von dem Duell weg gedrängt zu haben. Hinter ihm standen Blaise, Pansy, Millicent, Vincent Crabby und Gregory Goyle. Blaise sah nicht im Mindesten überrascht aus. Vincent und Gregory blickten genauso ausdruckslos drein wie immer, doch Pansy und Millicent stand der Mund offen. Ginny blickte Draco stirnrunzelnd an. "Warum hast du sie hierher gebracht?" "Sie werden alle an Pfingsten das Dunkle Mal erhalten und ich soll sie so gut wie möglich darauf vorbereiten. Und ich bin der Meinung, dass unser Duelliertraining hier die beste Möglichkeit dazu ist." Ginny seufzte. "Wunderbar. Könnt ihr die Klappe halten oder muss ich euch mit einem Geheimhaltungszauber belegen?" Pansy nickte schnell und kam auf Ginny zu. "Natürlich halte ich den Mund." Sie lächelte und schüttelte den Kopf. "Du bist eine Todesserin? Ausgerechnet du, von allen Leuten an der Schule?" Ginny seufzte. "Nein. Ich habe kein dunkles Mal. Ich nehme an, du könntest mich als Anhängerin betrachten." Pansy nickte langsam. "Okay... ich wusste gar nicht, dass der Dunkle Lord so was zulässt..." Auf Ginnys Gesicht erschien ein teuflisches Grinsen. "Er hat keine Wahl. Ich bin sicher, wenn er könnte, würde er mir das Mal verpassen. Aber er weiß genau, was ihm dann blüht." Pansy zog eine Augenbraue hoch. "Das wirst du mir nicht erklären, oder?" "Nein." Sie seufzte. "Okay, kann man nichts machen. Aber keine Sorge, ich halte dicht." Sie lächelte. "Schließlich bist du die einzige Gryffindor, die es geschafft hat, dass ich sie mag, und das will was heißen." Sie zwinkerte Ginny zu. Ginny grinste, nickte ihr zu und wandte sich zu den anderen um. "Was ist mit euch?" Blaise zog die Augenbrauen hoch. "Ich weiß seit Wochen, wer du bist, und habe dich nicht verraten. Warum sollte ich auch? Wir sind doch alle auf der gleichen Seite." Ginny nickte und lächelte schmal. "Stimmt. Danke. was ich mit euch anderen? Millicent?" Millicent blickte immer noch ziemlich belämmert aus der Wäsche. "Du - du bist wirklich auf der dunklen Seite?" "Siehst du doch", gab Ginny etwas heftiger als beabsichtigt zurück. Sie schluckte. Millicent hatte keine Ahnung. Millicent nickte langsam. "Okay... wenn das so ist, dann entschuldige ich mich für die Gemeinheiten, die ich gesagt habe." Ginny blickte sie einen Moment lang verblüfft an, dann lächelte sie. "Entschuldigung angenommen. Wirst du dicht halten?" "Natürlich. Deine Familie weiß nichts davon, oder?" Ginny schüttelte den Kopf. "Alle, die es wissen, sind entweder hier in der Kammer oder in der dunklen Festung." Sie seufzte schwer, in ihren Augen schimmerte Trauer. Pansy hob zögernd die Hand in ihre Richtung, ließ sie wieder sinken - und umarmte Ginny. "Hey, nicht traurig sein", murmelte sie. "Du schaffst das schon." Ginny klammerte sich an Pansy und vergrub ihr Gesicht an deren Schulter. "Hast du eine Ahnung", gab sie leise zurück. Eine Weile standen sie mucksmäuschenstill so da, dann hörte Ginny Draco etwas murmeln. Sie hob den Kopf und sah gerade noch, wie er seinen Zauberstab wegpackte. "Okay, Draco. Was hast du angestellt?" "Vincent und Gregory mit einem Geheimhaltungszauber belegt. Sie können niemanden außer uns und dem dunklen Lord von irgendetwas erzählen, was sie hier in der Kammer gesehen oder gehört haben. Oder dass sie überhaupt hier waren. Ach, und über dich können sie nichts erzählen, auch wenn sie woanders was über dich aufschnappen." Ginny löste sich langsam von Pansy. "Danke. War das nötig?" Draco nickte. "Die beiden sind dümmer als - " "Hey!", warf Gregory ein. "Hatten wir nicht ausgemacht, dass du aufhörst, uns zu beleidigen?" Draco rollte mit den Augen. "Ich wusste nicht, dass du dich noch daran erinnerst", antwortete er genervt. "Natürlich tut er das", meinte Vincent. "Ganz so blöd, wie du denkst, sind wir nämlich nicht." Draco seufzte schwer. "Okay, okay. Keine Beleidigungen mehr." Ginny kicherte. Draco blickte sie stirnrunzelnd an. "Was?" "Ich hätte nicht gedacht, dass sogar die beiden dich rumkommandieren können." Draco knurrte. "Das nimmst du zurück!" "Nope, wieso sollte ich?" Sie grinste frech. Draco schnaubte und lief auf sie zu. "Na warte! Das wirst du bereuen!" Ginny kicherte noch mehr und ergriff die Flucht. "Du kriegst mich nicht!" "Das werden wir ja sehen!" ^^°°***°°***^^***°°***°°^^ Extinguo: Ich lösche aus tangens: berührend Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)