Infinite - Bis(s) zum Unmöglichen von *Fane* (The Bella & Edward Story) ================================================================================ Kapitel 10: Esmes ehrenvolle Aufgabe ------------------------------------ The next one......... hoffe ihr mögt es, würde mich über zahlreiche Kommis freuen =) LG Vanessa ------------------------------------------ Edward gluckste jedes Mal, wenn ich den Gang nicht ganz rein bekam oder an der Ampel anwürgte. Ich war kein Auto gewohnt, dass sich so „einfach“ fahren ließ. Nach ein paar Stunden hatte ich den Dreh aber raus. Mit zerzausten Haaren und strahlendem Gesicht trafen wir am späten Nachmittag wieder ein. In dem Auto lagen noch ein paar kleine Geschenke von der Überraschungsparty und ein kleines silbernes Handy, was alle Cullens, und nun auch ich, besitzen. „Dass du nicht mal über 75 mph kommst, nicht mal mit einem Chrysler Cabrio“, er seufzte gespielt. Ich boxte ihn in den harten Bauch. „Keine Sorge, ich nutzte die PS schon noch.“ Ich gab ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Er legte seine Hand auf die Taille und wir ließen uns bei den anderen im Wohnzimmer nieder. Er setzte sich, ich legte mich hin und platzierte den Kopf auf seinen Schoß. Seine rechte Hand lag auf meinem Bauch. Meinen spielten mit seiner. Mir reichte diese Beschäftigung. Es war angenehm ihn einfach nur zu spüren. Während wir so da lagen, sah ich Rosalie am Tisch sitzen und etwas schreiben. Alice und Jasper saßen vor einem Laptop (Alice tippte so schnell, dass es wie ein Surren klang). Emmett sah mit Carlisle und Esme fern, während erstgenannter mit einem Tennisball seine Reflexe zu trainieren versuchte (soweit das noch möglich war). Er schien sich eher beweisen zu wollen, dachte ich innerlich lachend. Ich schloss die Augen, während Edwards Fingerkuppen meine Handflächen kitzelten. Die Atmosphäre war so angenehm, so ruhig, so entspannt, so vertraut. Ich atmete tief durch und merkte, dass es nicht denselben Effekt hatte wie früher. Doch es war mir gleich. Ich brauchte nichts von früher. Das Hier und Jetzt war – im wahrsten Sinne des Wortes – atemberaubend. Ich neigte den Kopf ein wenig zu seinem Körper hin und spürte den Verschluss seines Gürtels unter mir. Wäre ich kein Vampir, wäre ich rot geworden. Ein Thema, das jetzt aktuell war. Früher war jeglicher Gedanke daran unmöglich. Meine Mutter hatte mich öfter als notwendig aufgeklärt (ihre Vorgeschichte war nicht ganz unschuldig daran), aber wie das nun bei unserer Art war… hatte sie nicht gesagt. Ich verkniff mir ein Grinsen, denn er hätte es gesehen. Wieder mal war es gut, dass er meine Gedanken nicht lesen konnte. Ich dachte angestrengt nach. Es wäre mir viel zu peinlich ihn darauf anzusprechen, doch ich musste alles darüber in Erfahrung bringen, um mich nicht zu blamieren und wieder das kleine Mädchen zu sein. Ich drehte den Kopf von seinem Bauch weg und ließ den Blick durch das Zimmer wandern. Vor Alice und Esme wäre es mir sicherlich auch peinlich, aber nicht so sehr… Bevor ich nachgedacht hatte, war ich aufgesprungen und bereute es gleich wieder, da mir plötzlich alle Aufmerksamkeit galt. Hättest du es nicht später und unauffälliger machen können, deine Neugier für kurze Zeit zurückstecken? Doch zu spät, dachte ich mürrisch. Edward sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich spürte die Blicke der Anderen auf mir. „Ich muss nur kurz auf Klo“, sagte ich prompt und biss sogleich die Zähne zusammen. „Du musst auf Klo?“, fragte Edward mit zusammengepressten Lippen. Die Mundwinkel zuckend nach oben gezogen. „Ähm, nein… ich wollte nur, wegen des Zimmers… Alice, Esme… habt ihr Zeit? Eben kurz…“, druckste ich herum. Ich war so grausam schlecht im schwindeln und hinzu kam meine Unfähigkeit zu Improvisieren. Hätten diesen Eigenschaften sich nicht… verwandeln können? Folgsam liefen die beiden schwebend hinter mir her. Wir gingen in Edwards Zimmer. Ich wusste, dass Edward natürlich ihre Gedanken lesen konnte und sie natürlich hörte, aber es immer noch halb so peinlich. Die beiden sahen mich erwartungsvoll und lächelnd an. „Ja, also ich-“ „Es geht bestimmt um das Bett in eurem neuen Zimmer, nicht wahr?“ Alice zwinkerte mir zu. Ich kniff die Augenbrauen zusammen. Dann verstand ich die Assoziation und, dass sie es gewusst hatte, sobald ich aufgesprungen war. „Ähm, jaah… könnt ihr mir, könnt ihr mir bitte sagen, wie das ist? Bei euch? Uns?“, sagte ich mit zittriger Stimme. Alice sagte nichts und lehnte sich zurück. Esme legte ihre Hand auf meine. Ich merkte, dass solche Gespräche scheinbar in Esmes Aufgabenbereich fielen. „Bella, es ist genauso wie bei den Menschen. Zumindest‚ technisch’“, sie lächelte liebevoll, „die Gefühle sind andere, weil wir Andere sind. Es fühlt sich anders an, aber mindestens genauso gut.“ Ich nickte fachmännisch. „Und wie ist das mit- na ja-“ Ich traute mich nicht das Wort auszusprechen. Würde sie lachen? Esme drückte meine Hand. Sie schien zu verstehen. „Bella, ab unserem ersten Mal sind wir immer schwanger“, sie strich mit der anderen Hand über ihren Unterleib, „bei Menschen entwickelt sich eine befruchtete Eizelle. Bei uns nicht. Sie kann, genauso wenig wie wir selber, nicht altern und somit kann auch kein Kind wachsen.“ Ich nickte weiterhin. Genau genommen hieß das, eine Sorge weniger. Die Größte dabei eigentlich. Aber eigentlich hätte ich mir das auch denken können… „Wisst ihr, ob er- ihr wisst schon“, resignierte ich. Es war so unglaublich peinlich. Beide schüttelten gleichzeitig den Kopf. „Keine Ahnung“, sagte Alice ehrlich. Esme nickte zustimmend und zog die Schultern hoch. „Darf ich euch noch etwas fragen…“ Alice lachte auf, räusperte sich und fasste sich wieder. Sie kannte die Frage. „Ist es gefährlich?“ Sie lachten nicht. „Edward und du, auch wenn du es momentan nicht ganz glauben magst, ihr steht jetzt auf einer Stufe. Dann ist es ungefährlich. Vor knapp 10 Tagen wäre es sehr gefährlich gewesen. Verstehst du was ich meine? Zwischen den gleichen Arten, seien es Menschen oder Vampire, ist es ungefährlich, wenn du Krankheiten nicht dazuzählst. Du hast dieselben Kräfte wie Edward und er kann dich jetzt nicht mehr einfach zerdrücken wie vorher.“ Ich war Esme so dankbar dafür, dass sie nicht lachte und gefasst blieb. Alice tat ebenfalls ihr bestes. „Danke, ich- danke“, sagte ich wieder. „Und mach dir keine Sorgen“, sprach Alice das Schlusswort und strich mir über den Arm, „es wird dir gefallen.“ Ich öffnete den Mund, um zu fragen ob sie das sah oder erriet, doch sie lächelte nickend und wir gingen wieder runter. Ich wusste, dass Edward alles gehört hatte, doch er versteckte es gut und sprach es – ich war froh darüber – nicht an. Ich blieb die Nacht auf, wenn man das so nennen konnte. Wir verharrten in derselben Position wie vorher. Die ganze Nacht. Hin und wieder wandte ich mich von Edward ab und sah den anderen zu. Wir hatten uns vorgenommen am nächsten Tag unser gemeinsames Zimmer, Schlafzimmer, einzurichten. Ich stieg am Morgen auf der Fahrerseite meines Cabrios ein. „Du hast etwas vergessen“, sagte Edward und schob etwas über die Armatur zu. „Ach Edward“, seufzte ich und nahm die Kreditkarte. „Ach Bella“, entgegnete Edward mit einem Grinsen. Ich gab nach, irgendwo hatte er ja recht. „Hast du denn schon eine Vorstellung bezüglich der Farben?“, wollte er wissen, als wir das Möbelhaus, das Edward vorgeschlagen hatte, fast erreicht hatten. „Nicht wirklich ehrlich gesagt. Es muss einfach zu den Möbeln passen und das Gesamtpaket muss gut aussehen. Hast du denn konkrete Vorstellungen?“ „Nein“, er lächelte, „wenn ich mit dir darin bin, kann es auch noch so hässlich aussehen.“ Er beugte sich herüber und küsste meinen Hals. Ich erschrak jedoch ungewollt ein wenig. „Du würdest nicht sagen, wenn es dir nicht gefällt? Wenn du es hässlich findest?“ Er überlebt gespielt. „Hmmmm, doch.“ Wir lachten. Doch mir gefiel nichts hundertprozentig. Ich hatte es mir nicht so schwer vorgestellt. „Wollen wir nicht schon mal nach anderen Möbelstücken gucken?“, sagte er leicht ungeduldig. „Nein.“ Ich bestand darauf, erst ein perfektes Bett zu finden. Und dann den Rest. Wenn ich mal die richtigen Maße fand, gefiel es mir nicht. Edward versteckte seine Ungeduld gut, doch ich er meckerte zunehmend. „Bella? Schau mal hier?“, rief Edward mich, der in eine andere Richtung gegangen war. „Hm?“ Ich lief zu ihm. „Perfekt“, flüsterte ich dann. Es war ein Himmelbett. Ein Traum. Es war ein riesiges großes rundes Bett in Apricot. An den jeweils 4 Pfosten hing ein seidener Stoff herab, der sich um den Pfosten schloss und unten mit einem Knoten an den Pfosten festgemacht war. Der Himmel war rund, schlicht und ebenfalls Apricot, wie alles andere auch. Edward legte einen Arm um mich. „Das gefällt dir?“ Ich fand den Unterton komisch. Fragte er jetzt wirklich oder klang Überraschung an? Mochte er es nicht? „Gefällt es dir?“ Ich war unsicher. „Ja.“ Ich musterte ihn, er war ehrlich. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass dir das gefällt.“ Ich lächelte zögerlich und ließ mich das Bett fallen, alle Viere von mir gestreckt. Dann richtete ich mich auf und klopfte neben mir. Edward ließ sich neben mir sinken. „Super oder?“ „Perfekt“, sagte er wie ich vorhin, schon hatte er mich geküsst und war verschwunden. Kurz darauf kam er mit einem Verkäufer wieder. Ich tigerte weiterhin durch den Möbelladen, auf der Suche nach passenden Möbeln. Edward kam kurze Zeit später hinter mir her. Er hielt einen Kaufvertrag in der Hand und ein Bild von dem Bett, was mir reichte. „Was brauchen wir eigentlich noch für Möbel?“, fragte ich dann, als ich überlegte, welche Farben zu Apricot passten. Edward zuckte mit den Schultern. „Welche möchtest du denn noch?“, stellte er wieder mal eine Gegenfrage. Ich verdrehte die Augen. „Ich würde sagen, dass im Gegensatz zu dir noch nie etwas eingerichtet hab, ein wenig Hilfe könnte ich gut gebrauchen.“ Er lächelte schief. „Möchtest du einen Schreibtisch, eine Arbeitsecke?“ Wir gingen weiter den Flur entlang und kamen in den Bäderbereich, durch den wir jetzt desinteressiert durchliefen. „Brauch man so was?“ Er gluckste kurz. „Weiß nicht, wenn man studiert wäre das von Vorteil, aber muss nicht. Ich weiß nicht wie du das sonst gehandhabt hast“, erklärte er nachdenklich. „Einen Kleiderschrank brauchen wir aber auf jeden Fall“, fiel mir ein, „kriegt man eigentlich Nachttische, die an ein rundes Bett passen? Also nicht quadratisch, das würde ja nicht passen.“ „Okay Kleiderschrank“, konstatierte Edward, „ich bau dir selber so Nachttische, wenn du nichts dagegen hast.“ Ich schüttelte bewundernd den Kopf. „Das kannst du? Ich meine klar kannst du“, beschwichtigte ich meine dumme Frage. „Lampen, brauche wir auch noch. Ich hab mir überlegt die Wände Apricot zu streichen, aber die übrigen Möbel in hellem Zitronengelb zu halten, damit das Bett besser hervorkommt“, plauderte ich drauflos, „Wäre noch Platz für eine Arbeitsecke? Wenn ja, dann…“ Es dauerte ewig. Ich entschied mich recht schnell um und wir sahen uns dann nach weinroten Möbeln um. Ich war relativ zufrieden mit den Möbeln, nicht, dass ich sehr anspruchsvoll gewesen war, aber ich hatte das Gefühl Edward etwas beweisen zu müssen. Alice war eine Meisterin in solchen Dingen und ich wollte ihr in nichts nachstellen. Oder sagen wir, ich wollte wenigstens neben ihr nicht wieder mit schon wieder Unfähigkeit glänzen. Zwischenzeitlich war Edward misstrauisch, was meine Motivation und Begeisterung für das bloße einrichten eines Zimmers anging. Doch ich konnte ihn relativ schnell davon überzeugen, dass es ja auch ewig halten solle und wir uns schon wohl fühlen sollten. „Haben wir jetzt alles?“ Ich blickte auf den riesigen Einkaufswagen und einen kleinen Stapel Kaufverträge. Wir konnten die großen Möbel ab morgen abholen. „Ich denke ja, außer dir fällt noch was ein?“ Ich hob die Lippen nach vorne und schüttelte den Kopf. Unterdessen legte Edward mir die Karte in die Hand. Die Kreditkarte. Ich unterdrückte ein Seufzen. Die Kassiererin scannte alles, Edward räumte alles lässig aber nicht zu lässig wieder in den Wagen und ich reichte ihr zitternd die Karte. Ich hatte die 5-stellige hohe Summe gesehen, die ich eigentlich nicht sehen wollte. Edward kicherte leise neben mir. Die Kassiererin reichte mir die Karte wieder. „Vielen Dank Miss Cullen. Einen schönen Tag noch“, sie lächelte freundlich. Ich sah sie mit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. Die Kassiererin lächelte zwar noch, doch ihre Augen blickten mich verwirrt an. Edward zog sanft an meinem Ärmel, sodass ich mechanisch mit ihm raus marschierte. Ich sah auf die Karte in meiner Hand und merkte, dass Edward mich musterte. Isabella Marie Cullen stand dort. Es hallte in meinem Kopf. Erschrocken sah ich nun zu Edward auf. Sein Gesicht war konzentriert. Ich wusste nicht wie ich meiner Empörung Luft machen sollte und was ich sagen sollte. Er nahm mir diese Entscheidung ab: „Carlisle“, er räusperte sich. Er schien auch keine passende Erklärung in petto zu haben. „Schlimm?“, fragte er dann schließlich. Ich antwortete nicht. Gute Frage. Auf dem Rückweg besorgten wir noch Farbe und alles was man sonst so zum streichen brauchte und dann war es geschafft. Zumindest was das aussuchen und kaufen von Inventar ging. Nachdem wir gestrichen hatten, fand mich Edward am Abend vor der großen Fensterfront. Ich hatte duschen müssen, ich war über und über mit Farbe bekleckert gewesen und war danach – unbewusst – in meine Schlafsachen gehuscht und hatte mich seitlich vor die Fensterfront gelegt. Der Mond schimmerte in das sonst nicht beleuchtete Zimmer. „Na Liebste“, sagte Edward leise, doch ich hatte ihn schon längst kommen hören. Auf einmal kamen mir seine Schritte lauter vor. Oder zumindest so hörbar wie menschliche Schritte. Er legte sich hinter mich. Seine linke Hand ruhte auf meinem Bauch. „Weißt du was?“, sagte ich, während ich ins Mondlicht starrte, er wartete, „Ich bin zwar kein kompletter Vampir und auch nicht ganz ungefährlich, aber ich finde es gut so. Ich habe euch meine blutrünstige Phase erspart.“ Und das stimmte auch. Ein „neuer“ Vampir war kein Zuckerschlecken, hatte Alice mir verraten, vor allem, wenn er „vegetarisch“ leben sollte. Das war doppelt schwer. Dafür büßte ich gerne meine schwammige Fähigkeit, von der ich in den letzten Stunden nicht viel gehört hatte, oder meine mangelnde Kraft und Schnelligkeit ein. Ich merkte wie Edwards Körper ganz leicht zitterte. Er rang mit Worten. Ich wand den Blick vom Fenster ab und sah ihn an. Er dachte angestrengt nach. „Bella…“, begann er leise und machte dann wieder ein Pause, in der er den Mund ein paar Mal öffnete und schloss, „ich… d.h. wir glauben nicht, dass es dabei bleibt.“ Ich verstand seine Worte nicht. „Es ist nur eine Vermutung, aber Carlisle ist sich sicher, dass das nur ein… ‚Übergangsstadium’ ist…“, seine Stimme wurde immer leiser. Schade, dachte ich prompt, dann eben nicht. „Tut mir leid“, sagte er und ich merkte, dass es ihm wirklich leid tat, meine Hoffnungen zu zerstören. „Hat Alice etwas gesehen?“, wollte ich wissen. Er strich mit der Hand von meiner Schulter den Arm abwärts. Er streichelte jeden einzelnen Finger. „Nein… es entscheidet ja niemand. Es wird einfach passieren. Kann sein, dass sie es bald sieht, wenn die ersten Anzeichen kommen.“ Ich blickte weiterhin zum Mond hinauf. „Wenn ich dann irgendwann vollständig verwandelt bin… werde ich dann alles anwenden können? Ich meine kontrollieren können? Jetzt fühle ich mich eher wie ein Mensch mit Zauberkräften, der den Zauberspruch nicht kennt“, gab ich zu. Edwards Körper vibrierte hinter mir leicht vor Lachen. „Ja, es ist anzunehmen, dass du deine Kräfte dann bewusst einsetzten kannst“, er pausierte kurz, „aber wie gesagt, es muss alles nicht sein. Du bist etwas ganz besonderes Bella, vielleicht wirkt sich das auf dein Dasein als Vampir aus, wer weiß…“, murmelte er zum Schluss nur noch. Ich sah mir auf die Hände. In meiner Haut fühlte ich mich gar nicht so kalt oder hart. Nicht so, wie es mir vorkam, als ich Edward damals berührt hatte… damals… „Fühle ich mich dann anders?“ „Ich weiß nicht… ich glaube nicht… wenn würdest du es nicht merken, nur ich“, ergänzte er und küsste meine Haare. Ich drehte den Kopf zu ihm. Unsere Gesichter waren einen Hauch voneinander entfernt. „Du würdest es mir aber sagen oder?“ „Ja.“ Er küsste mich ans Ohr. Wir lagen eine Weile schweigend da. Er hatte mein Oberteil ein paar Zentimeter hoch geschoben und kitzelte mit seinen Fingern meinen nackten Bauch. Ich strich über seine Finger. Als er plötzlich merkwürdig steif wurde, unterdrückte ich das Bedürfnis, ihn erschrocken anzusehen. Ich wusste was jetzt kommen würde. „Ich werde sie davon abbringen… jetzt, in dieser Zeit, mit mir zu schlafen wäre Wahnsinn, es würde ihr nicht gefallen und es wäre gefährlich für sie. Mehr als für mich.“ „Warum?“, drehte ich mich schlagartig um. Als ich sein erschrockenes dann einsichtiges Gesicht sah, wusste ich, dass ich seine Entscheidung nur in meinem Kopf gehört hatte. „Daran muss ich mich erst gewöhnen“, lachte er und wurde augenblicklich wieder ernst. Er schob eine Hand unter mich, hob mich kurz hoch und drehte mich zu sich um. Ich lag in einem leichten Hohlkreuz vor ihm, in welchem seine Hand lag. Ich wollte nicht beginnen. Ich wartete. Er sollte Zeit haben nachzudenken und es mir zu erklären. Wir sahen uns intensiv in die Augen. „Schatz… ich möchte es mindestens genauso gern wie du, ich liebe dich“, hauchte er und sein Gesicht kam ein wenig näher, „aber wir müssen abwarten was geschieht.“ Ich war nicht überzeugt. Er sah es mir an. „Ich habe Angst um dich. Ehrlich gesagt um deinen Geist, deine Seele…“, er rang mit sich, „ich weiß nicht ob du es verstehst, aber Sex ist, egal bei wem, sehr- Bella bitte, ich habe Angst, dass es zu schnell gehen könnte…“ Es war eine Qual für mich ihn so zu sehen. Doch ich musste es wissen, ich musste alles wissen. „Was könnte zu schnell gehen?“, flüsterte ich. Er sah an mir vorbei. „Dass die Verwandlung, die du jetzt nur nicht mehr spürst, beendet wird. Ich möchte es nicht herbeiführen…“ „Aber“, ich schlang die Arme um seinen Hals und meine Finger glitten durch seine Haare, „wenn es sowieso geschieht, dann besser früh als spät“, er verzog leicht das Gesicht, „oder nicht?“, setzte ich fragend hinzu. Er zuckte leicht mit den Schultern. „Mir bleibt wohl keine andere Wahl, ich sage es ihr, sie wird Angst haben“, hörte ich seine Gedanken. „Bitte sag es mir“, bat ich. „Weißt du warum die Verwandlung, sagen wir der erste Teil, so qualvoll für dich war?“ Seine Stimme klang nun fester. Sein Gesichtsausdruck entspannter. „Ja, wegen des wenigen Gifts, deshalb hat es so lange gedauert.“ Er nickte leicht. „Das stimmt, aber ich meine, weißt du warum du so viele... Zustände hattest, die dich so gequält haben?“ Ich wusste was er meinte: Leere – Normalzustand – Schmerz. Ich sah ihn erwartungsvoll an. „Deine Seele bzw. dein Geist, wir gehen mal davon, dass das eins ist oder zumindest eng zusammengehört“, er klang fast wie Lehrbuch, was mich beinahe, aber eben nur beinahe, amüsiert hätte, „und dein Körper waren getrennt.“ Aber ich bin mir sicher, dass du wirst sterben… Es wird dich in den Wahnsinn treiben und du sollst leiden und jämmerlich verrecken… Das hatte Victoria gesagt. Das hatte sie gewusst und beabsichtigt, Tod durch geistige Folter. Wenn man das so nennen wollte. „Hmmm“, machte ich zustimmend, „das habe ich auch teilweise so empfunden“, sagte ich nachdenklich, „ich wusste nicht wie man es benennt, aber ich habe es so gespürt.“ Edward wartete auf eine weitere Reaktion, die nicht kam und ihn stutzig machte. Er kniff die Augen zusammen. „Aber jetzt ist es doch vorbei“, versuchte ich aufmunternd zu sagen, doch im gleichen Augenblick schüttelte Edward mit dem Kopf. „Nein“, entgegnete er, „wie gesagt, es muss und es wird irgendwann weiter gehen. Momentan ist quasi nur ein Pflaster drauf. Wenn ich mit dir schlafe, dann müssen deine Seele und dein Körper vollkommen eins sein. Sonst ist es eine Qual für dich. Es sind nur Vermutungen, aber das Risiko möchte ich nicht eingehen. Nur noch etwas Geduld… und bitte hab keine Angst.“ „Nein“, hauchte ich und konnte seine Lippen berühren, „so lange du bei mir bist, habe ich keine Angst.“ Unsere Lippen vereinigten sich. Meine Motivation war passé. Gespielt engagiert richtete ich mich Edward das Zimmer am nächsten Tag ein. Doch nun war es mir nicht mehr so wichtig. Was ich wollte und mit der Einrichtung eigentlich bezweckte, bekam ich nicht. Wegen meines kleinen Seele-Körper-Konflikts (da ich ihn nicht spürte, spielte ich runter). Wir traten auf der Stelle, was das Thema anging. Wie lange würde es dauern bis die Verwandlung weiterging? Monate? Jahre? Gegen Einbruch der Dunkelheit war das Zimmer fertig. Doch es war unwichtig, es schien überflüssig. Ich ließ mich auf dem Bett nieder. Edward tat es mir gleich. „Möchtest du ein paar Sachen aus deinem Haus holen? Möchtest du hier ganz einziehen?“, erkundigte sich Edward. Sogleich schreckte ich wieder vom Bett hoch. Ich riss die Augen weit auf. Wie ein Film flimmerten mir mehrere Bilder vor dem geistigen Auge. Charlie, das Haus, wie ich für Charlie kochte, mein Zimmer, der braune große Umschlag, meine Mutter, Billy und Jakob bei der Beerdigung, die Beerdigung. „Bella, Bella? Bella?“, hallte es in meinem Kopf und es wurde immer lauter, bis ich merkte, dass es Edwards Stimme war, der mich sanft rüttelte. Mit dem gleichen entgeisterten Gesichtsausdruck sah ich ihn an. Er erwiderte meinen sehr besorgt. „Bella?“, flüsterte er wieder. „Edward, mein Vater“, brachte ich krächzend heraus. All diese Bilder… mein Menschenleben. Es waren nur noch Bilder. Bilder! Bilder! Bilder!, schrie es in mir. Wo waren meine Erinnerungen? Mein Vater ist tot! Wie konnte ich die letzten Tage nicht daran gedacht haben? Alles was vorgefallen war… als hätte ich nur ein Fotoalbum von meinem eigenen früheren Leben im Kopf und sah es mir teilnahmslos gelegentlich an. Edward sprach nicht. Er rückte etwas näher und tätschelte mir den Rücken. Mein Gesicht war nass von Tränen, ohne, dass ich bemerkt hatte, dass sie mir die Wange hinunter gerannt waren. „Edward, mein Vater“, stieß ich wieder hervor. Ich schluchzte. „Mein Vater ist tot. Und ich lebe. Und ich bin glücklich. Warum habe ich nicht an ihn gedacht? Die letzten Tage? Warum kann ich mich nicht mehr an ihn erinnern?! Nicht mehr so wie früher?!“, kreischte ich so laut, dass ich draußen aufgeschreckte Vögel umherfliegen hören konnte. „Schhh“, machte Edward und legte meinen Kopf, den er mit beiden Händen festhielt, an seine Brust. Seine Finger strichen mir immer wieder über die nassen Wangen. Ich wusste, warum er nichts Tröstendes sagte. Es gab nichts Tröstendes. Die Erinnerungen verblassten. Die Bilder verblassten. Irgendwann würde meine menschliche Vergangenheit nur noch ein Schatten sein. „Kannst du mich nach Hause bringen?“ Ich war überrascht wie wenig meine Stimme zitterte. Sie überschlug sich auch nicht. Ich richtete mich auf und sah ihn an. Edward sah ganz kurz ein wenig enttäuscht aus, ich wusste nicht warum, er nickte dann aber. „Hast du dich schon entschieden, wo du wohnen willst?“, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf. Zu Hause oder hier? Was sollte oder besser durfte mein zu Hause werden? Jetzt wusste ich warum er eben so reagiert hatte. Ich hatte nicht sein zu Hause als das meinige genannt. Das wünschte er sich sicherlich, eigentlich wünschte ich mir das auch, doch ich musste erst einmal nach Hause zurückgehen, bevor ich irgendetwas entschied. Ich hatte es schon wieder gedacht. Ich war unverbesserlich. Ich lief durch das Haus wie eine Besessene. Ich taste die Wände, als wäre ich blind und roch in jedem Winkel nach vertrautem. Ich betrachtete alles aus mehreren Blickwinkeln und Perspektiven. Edward war von Anfang an in der Tür stehen geblieben und beobachtete mich mit verschränkten Armen und ausdruckslosem Gesicht. Passend dazu fragte er tonlos: „Alles in Ordnung?“ Ich hatte mich eben auf der Couch niedergelassen. Ich kannte hier alles, natürlich. Aber nicht so wie vorher. Ich verband nicht mehr so viel damit. Keine Erinnerungen. Ich nahm die Fernbedienung und konzentrierte mich. Was verband ich mit ihr? Die Baseballspiele… Ich kniff angestrengt die Augen zusammen und versuchte mich daran zu erinnern. „Das kann man sich ja nicht mit ansehen“, murmelte Edward und kam auf mich zu. Er nahm mich hoch und legte den Kopf auf meine Schulter. „Es tut mir leid“, hauchte er mir ins Ohr und dann lief er mit mir raus. Raus aus dem Haus, er verließ die Straße, durch den Wald. Mein Gesicht war ausdruckslos. Wie erstarrt. Er legte mich wenig später auf sein Bett. Die Fernbedienung hielt ich noch in der Hand. Erst jetzt realisierte ich, wo ich war, was er getan hatte, was geschehen war. Wutentbrannt funkelte ich ihn an. „Warum hast du das getan?“, schrie ich und stand auf. Ich wahrte ein paar Meter Abstand zwischen uns. Ich wollte ihn nicht berühren. „Es war meine Entscheidung“, ich schluchzte kurz, „nach Hause zu gehen! Du hast kein Recht-“, meine Stimme wurde dünner, „du hast kein Recht-!“ Er lächelte warm. „Bitte ruh’ dich etwas aus.“ Mein ganzer Körper zitterte. Ich ertrug diesen liebevollen Ton und sein Verständnis nicht. Ich ballte die Fäuste vor Zorn. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen. Ich rannte an ihm vorbei. Und das war keine menschliche Geschwindigkeit, wie ich erfreut feststellte. Doch Freude hatte kein Platz in meinem Körper. „Ich muss ihr helfen!“ „Ich muss sie holen!“ „Ich muss zu ihr!“ Ich kam nicht weit. Ich glitt in die Knie, die Hände gegen meinen Kopf rechts und links gepresst. Es fühlte sich an, als würde er zerbersten. „NEIN! NEIN! NEIN!“, schrie ich und presste die Hände an meine Ohren. Ich wollte sie nicht hören. Es hallte in meinem Kopf. Es war als schrieen sie mir ins Ohr. Ich versuchte meinerseits gegen die Stimmen in meinem Kopf anzuschreien. „AHHHH!“, schrie ich auf, als das Brennen durch meine Brust loderte. Dann war es weg. Ich spürte Hitze, kein Brennen, von meinen Füßen zu meinem Kopf steigen. Dann fühlte ich nichts mehr. Ich ließ die Hände sinken und öffnete langsam die Augen. Im Fenster spiegelten sich pechschwarzen Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)