Die weiße Lilie von Ricchan (~Dating/Simulation Game~) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4: Hinein gehen. ----------------------------------- Kapitel 4: Hinein gehen. Meine Eltern wären ausgerastet, wenn sie wüssten, dass ich ihn, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, einfach betrat. Drinnen war es dunkel, was einerseits an der tiefen Dämmerung und andererseits an dem dunklen Holz lag. Ich schloss meine Augen und stellte mir vor, wie der Tempel wohl ausgesehen hatte, als er aufgebaut worden war, stellte mir vor, wie kleine Kerzen vor dem Alter brannten und den Raum in ein warmes Licht tauchten, bis meine Vorstellung Wirklichkeit wurde. Als ich die Augen wieder öffnete stand sie in ihrem weißen Kleid, dass ihr gerade einmal bis zu den Knien ging, vor mir und lächelte mich an. „Masaru-kun!“ Ihre Stimme war ein reinstes Glockenspiel in meinen Ohren. Zu schön um Teil dieser Welt zu sein. Ich sagte nichts, sah sie nur an und wartete, bis sie ihre Armen ausbreitete. Ich trat auf sie zu, zog sie an meine Brust, schlang meine Arme um ihren schmächtigen Körper und hielt sie eng an mich gedrückt. Mein Herz raste. Wie sehr ich sie doch das ganze letzte Jahr über vermisst hatte. Wie sehr ich mich nach ihr gesehnt hatte. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren lieblichen Duft ein, um ihn nie wieder zu vergessen. Sie roch nach Lilien. Als ich merkte wie sie sich in meiner Umarmung bewegte, ließ ich von ihr ab und trat einen Schritt zurück. „Mayu.“, meinte ich liebevoll und hielt ihr ihre Lieblingsblume, die ich wie immer mitgebracht hatte, entgegen, „Für dich.“ „Ich danke dir, Masaru-kun.“ Sie nahm die Blumen entgegen und stellte sie in eine Vase am beleuchteten Altar. „Ich liebe Lilien.“ Ich weiß. Immerhin bist du doch meine Lilie. Meine weiße Lilie. „Ich bin froh, dass du mich heute wieder besuchen gekommen bist. Es ist so einsam ohne dich. Ich bin immer so lange Zeit allein… Doch jetzt bist du da, Masaru-kun.“ „Ja, jetzt bin ich da.“ Ich blickte sie an, musterte sie eingehend und musste wieder feststellen, dass sie sich über das Jahr hinweg nicht verändert hatte. Aber vielleicht war für sie auch gar kein Jahr vergangen. Ich wusste nicht was sie war, wer sie war, und ich fragte sie auch nicht danach. Sie streckte mir ihre kleine, weiße Hand entgegen und lächelte mich zaghaft an. „Komm.“ Ich ergriff ihre Hand und ließ mich von ihr zu der kleinen Sitzecke hinter dem Altarraum führen. Dort lehnte ich mich in die Kissen, zog sie an meine Brust und hielt sie fest umschlungen. Ich streichelte über ihre Wange, strich ihr langes, samtenes Haar entlang nach unten, hielt aber jedes Mal inne, bevor meine Hand ihre Taille erreichte. Ich wollte sie nicht dazu zwingen, wollte nicht meinem Verlangen nachgeben, sie mit mir für immer zu verbinden, auch wenn das mein größter Wunsch war. „Mayu.“ Sie reckte ihren Kopf und blickte mir in die Augen. Das Mondlicht, das inzwischen zeit durch das Fenster fiel, ließ ihren Körper noch weißer und zerbrechlicher erscheinen, als er eh schon war. Sie war zu schön, um ein Kind dieser Welt zu sein, entschied ich abermals. „Mayu.“ Ich liebte ihren Namen einfach. Er war wie Musik an einem Ort der Stille. Vorsichtig hob ich eine meiner Hände und legte sie ihr auf die weiße Wange. Sie blickte mir in die Augen, suchte nach dem Grund, warum ich immer wieder ihren Namen wiederholte und warum ich sie so ansah. Ich durfte dass nicht. Ich durfte nicht… Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich führte mein Gesicht näher an das ihre, überbrückte die undurchdringbare Entfernung zwischen uns und schloss meine Augen, als ich meine Lippen leicht auf die ihren legte. Sie waren kalt. Ich fragte mich, ob ihre Augen auch geschlossen waren und ob ihr Herz genauso schnell gegen ihre Brust schlug wie meines. Ob sie meines vielleicht sogar fühlen und hören konnte. Mir zumindest dröhnte es in den Ohren. Bumm-bumm. Bumm-bumm. Alle anderen Geräusche existierten nicht mehr, nichts war wichtig, außer das hier und jetzt. Nur Mayu. Nur meine weiße Lilie. „Masaru-kun.“, murmelte sie gegen meine Lippen. Ich schlug die Augen auf und starrte in ihr erschrockenes Gesicht. „Tut mir Leid…“ Sie schüttelte den Kopf. „Dass muss es nicht.“ „Doch.“ Ich lächelte halbherzig. „Ich habe dir Angst gemacht.“ „Nein…ich habe…nur nicht damit gerechnet…“ Also hatte sie es nicht gewollt? Also empfand sie nicht genauso für mich, wie ich für sie? „Aber…“ Mir stockte der Atem.“…es war schön.“ Wie ein Sturm tanzten die Gefühle in meinem Bauch und ließen das Glück nur so über mein Gesicht strömen. Ich drückte ihren Kopf wieder an meine Brust und fuhr mit den Fingern durch ihre Haare. Als ihr Atem ruhiger wurde flüsterte ich: „Ich liebe dich, Mayu.“ Keine Antwort. Doch ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Arme fester um mich legten, als würde sie mir sagen wollen „Ich dich auch“. Die Zeit verging - wie immer, wenn man sich wünscht, dass sie stehen bleiben möge - und der Morgen graute. Mayu regte sich, richtete sich halb auf mir auf und blickte mir in die Augen. „Du musst gehen.“, meinte sie traurig. „Nein.“ „Du Musst gehen.“ „Nein.“ „Bitte.“ „Mayu.“ Ich strich über ihre Wange und lächelte sie an. „Ich werde bei dir bleiben.“ Trotzig verzog sie ihre Lippen zu einem Schmollmund. „Bitte geh jetzt. Und komm nicht vor dem Abendgrau wieder.“ „Nein.“ Wenn es darum ging, sich wie ein kleines Kind zu benehmen, so stand ich ihr in keiner Weise nach. Ich hatte mich schon längst entschieden. „Ich möchte bei dir bleiben. Für immer.“ Traurigkeit legte sich in ihre schönen, hellblauen Augen. „Du weißt nicht, was du da sagst…“ Ich öffnete den Mund, wollte ihr widersprechen, doch sie legte mir einen Finger auf die Lippen. „Hör mir zu. Wenn die Zeit es will, dann werden wir uns wieder sehen.“ Das sagte sie jedes Mal, wenn ich mich weigerte zu gehen, was schon seit 3 Jahren der Fall war. 1: Geh. (weiter zu Kapitel 6 – Ending 1) 2: Bleibe. (weiter zu Kapitel 7 – Ending 2) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)