Erwachsen werden ist nicht leicht von Ryoko-chan ================================================================================ Kapitel 1: Für immer ein Kind? (Überarbeitet) --------------------------------------------- Das Mädchen seufzte und machte den Monitor aus. Für heute hatte Ai genug gearbeitet. Ihr Kopf schmerzte und ihre Finger fühlten sich von der ewigen Tipperei auf die Tastatur schon ganz taub an. Ai stand auf und verließ das Zimmer. Im Wohnzimmer saßen Professor Agasa und Conan. Sie fand es immer noch ungewohnt, ihn ohne seine Brille zu sehen. Doch seit zwei Monaten brauchte er sich nicht mehr zu verstecken. Es war für sie immer noch hart daran zu denken. Ran war von der Organisation entführt worden, erst im Austausch mit Shinichi Kudo würden die Männer in Schwarz sie freigeben. Doch niemand, weder die Polizei, noch irgendwer sonst wusste, dass der junge Meisterdetektiv im Körper eines siebenjährigen Grundschülers steckte. Trotz Agasas und Ais Warnung hatte er sich auf die Suche nach Gin gemacht. Conan hatte ihn gefunden, doch Gin hielt ihm bereits eine Waffe an den Kopf. Jedoch erschien in letzter Sekunde Ai und erschoss Gin. Es war die pure Befreiung gewesen und gleichzeitig die endgültige Trennung von der Organisation. Kurz darauf erschien auch schon die Polizei und nahm einige Mitglieder fest. Es war ein Wunder, dass beide unverletzt geblieben waren. Und seitdem hatte nicht nur die japanische Polizei, sondern auch das FBI weltweit Mitglieder festgenommen. Das FBI erfuhr nun fast alles über die Organisation, Ai berichtete den Agenten über ihre Zeit als Organisationsmitglied. Dies war problematisch.. war sie doch an allem nicht ganz unschuldig. Doch da sie noch in ihrem Kinderkörper steckte, wurde diese Tatsache erst mal verdrängt, man konzentrierte sich auf die Verurteilungen der anderen Mitglieder... In den Medien wurde sehr lange darüber berichtete, man spekulierte schließlich über Shinichi Kudos Rolle in dem Fall, doch dank Inspektor Megures Hilfe, kamen keine weiteren Informationen an die Öffentlichkeit. Nur Ran und ihr Vater hatten von der wahren Identität des Kleines Schmarotzers, wie Kogoro ihn immer so gerne genannt hatte, erfahren. Und genau das bereitete Conan Probleme.. „Wissen sie Professor, Ran scheint sich and die Situation gewöhnt zu haben, aber immer wenn ich sie besuchen möchte, schmeißt Kogoro mich raus und schimpft wie ein Irrer rum.“ Agasa schmunzelte. „Und das wundert dich, Shinichi? Natürlich ist er stinksauer, nachdem du ihm monatelang hinters Licht geführt hast!“ „Außerdem bekommt er inzwischen keine Aufträge mehr!“, fügte Ai hinzu. Das Mädchen nahm neben Conan Platz. Durch die viele Arbeit sah sie ihn seltener als ihr lieb war. „Hallo Ai. Bist du mit der Entwicklung des Gegengifts weitergekommen?“ Erwartungsvoll sah Conan sie an. Er wartete sehnsüchtig darauf, seinen alten Körper zurück zu erlangen, das wusste Ai. Sie seufzte. „Ich habe ein wenig daran gearbeitet, willst du es noch einmal probieren? Vielleicht hält die Wirkung inzwischen etwas länger an. Ich kann aber nichts versprechen.“ Conan nickte und sie verließ das Zimmer. „Sie arbeitet wie eine Besessene, Shinichi!“, flüsterte Agasa. Ich mache mir wirklich Sorgen um Ai. In letzter Zeit schläft und isst sie kaum noch.“ Conan schüttelte den Kopf. „Ich weiß gar nicht, wie ich ihr danken soll.. - “ Doch er sprach nicht weiter, als die Tür wieder aufging. Ai hatte nicht nur eine Kapsel dabei, sondern auch größere Kleidung. „Hier, zieh dich um... ich bereite in der Zeit die Spritze mit dem Morphium vor.“ Sie drehte sich herum, damit er sich umzog. „Weißt du überhaupt, welche Dosis du bei mir anwenden musst?“ Er krempelte die langen Ärmel des Hemdes bis zum Oberarm hoch. „Natürlich! Es ist sogar etwas weniger, als ich eigentlich nehmen wollte. Trotzdem sollte es gegen die schlimmsten Schmerzen vorbeugen.“ Sie spritze ihm das Mittel in den Oberarm und sofort spürte Conan die benebelnde Wirkung des Morphiums. Es machte ihn müde. „Bist du bereit, Shinichi?“ Sie hielt ihm die Kapsel hin und der Junge schluckte sie ohne Zögern. Wenige Sekunden später spürte er bereits das innere Feuer. Die Schmerzen waren trotz des Morphiums nicht sehr viel erträglicher. Besonders sein Oberkörper schmerzte und er schien tausende von Krämpfen zu haben. Ai konnte ihn nicht ansehen. Frühe hatte sie Menschen leiden sehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch inzwischen war wieder mehr Gefühl in ihr. Sie hatte erst erneut lernen müssen, was Mitleid oder Zuneigung bedeuteten. Seit dem Tod ihrer Schwester Akemi war fast Alles in ihr verloren gegangen, nur noch Schmerzen und Angst kannte sie. Aber dank Conan war sie im Stande zu fühlen. So spürte sie immer deutlicher die Zuneigung zu dem jungen Detektiv. Nach fünf weiteren, qualvolleren Minuten war die Wandlung vollzogen. Aus dem kleinen Jungen war wieder ein junger und stattlicher Mann geworden. Er keuchte. „Das Morphium hat mir rein gar nicht geholfen...“ Shinichi stützte sich am Tisch ab und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. „Die Schmerzen waren dieselben wie immer!“ Ratlos blickten Professor Agasa und Shinichi zu dem kleinen Mädchen vor ihnen. Man sah ihr an, wie fieberhaft sie nachdachte, eine endgültige Lösung zu finden. Jetzt erkannte auch Shinichi, in welcher Verfassung sie sich befand. Blass und dünn war sie. Der Detektiv schämte sich dafür, dass überhaupt nicht gefragt hatte, wie es dem Mädchen überhaupt ging. „Ich verstehe das einfach nicht! Wie kann das Morphium so rasch seine Wirkung verlieren? Die Dosis war richtig, also muss es am Serum liegen!“, grübelte sie. „Wie auch immer... ich werde dir erst mal ein Bad einlassen, Shinichi. „Vielen Dank Professor.“ Er ließ sich auf der Coach nieder und streckte sich gründlich. Der Junge fühlt sich zwar noch leicht geschwächt, doch er genoß das Gefühl einen erwachsenen Körper zu haben. „Soll ich dir wie letztes Mal alles haargenau aufschreiben, Ai? Die Nebenwirkungen, die es vielleicht geben wird und so?“ Ai kramte in den Unterlagen und hielt ihm eine Art Fragebogen hin. „Ja, bitte... wieso... nennst du mich eigentlich noch immer nicht bei meinem richtigen Namen?“ Shinichi wunderte sich über die Frage. Sonst hatte sie sich doch auch nicht an ihrem Pseudonym gestört. „Ach, weißt du... einfach aus Gewohnheit. Und außerdem passt der Name einfach zu einem kleinen, niedlichen Mädchen.“ Er grinste breit, doch Ai wendete sich wieder ihren Unterlagen zu. Natürlich, dachte sie. Für dich bin ich nur ein kleines Mädchen. Sie hasste es doch ebenso, ein kleines Kind zu sein. Ai wollte endlich wieder Shiho sein. Sie wollte von dem Jungen als erwachsene Frau angesehen werden. Besonders von ihm. Die Gedanken schmerzten, gab es doch für Shinichi nur eine Frau. Er stupste sie an. „Was schaust du denn jetzt so? Habe ich etwas Falsches gesagt?“ „Nein, beeil dich lieber und geh nach dem Baden zu Ran. Vergiss aber nicht, alles zu notieren, falls dir etwas Ungewöhnliches an deinem Körper auffällt.“ Ai stand auf und verzog sich ins Nebenzimmer. Ratlos führ sich Shinichi durch die Haare. Gegen Abend klingelte Shinichi bei der Detektei Mori. Er hoffte darauf, dass die Wirkung nun mehr als zwei Tage dauerte. Größere Erfolge gab es bisher nicht und weder Ai noch er, hatten eine Vermutung woran es liegen könnte. Der Junge war erleichtert, dass ihm Ran, statt dem grantigen Kogoro die Tür öffnete. Sie freute sich und fiel ihm um den Hals. „Doch die Wirkung.. wie lange wird sie halten?“ Ran versuchte sich nie anmerken zu lassen, wie enttäuscht sie war, wenn sie den kleinen Jungen wieder vor sich stehen hatte. Shinichi drückte sie an sich. „Wenn wir Glück haben, länger als bisher!“ Shinichi streichelte seiner Freundin über den Rücken. „Aber lass uns bitte einfach den Abend genießen, okay?“ Kogoro war mit seinen Saufkumpanen aus, wie Shinichi von Ran erfuhr. So konnte er ungestört die Zeit mit ihr verbringen. Das Paar war sich so nah wie nie, doch trotz allem war es bis jetzt nur bei einigen, zärtlichen Küssen zwischen ihnen geblieben. Shinichi ließ nicht zu, dass mehr passierte. Aus ständiger Angst, sie enttäuschen zu müssen, würde er sich plötzlich wieder zurück verwandeln. Doch Shinichi war glücklich, wenn er seine Freundin im Arm halten durfte und sie ihn anlächelte. Das Loch in Rans Herzen, welches er durch seine große Lüge als Conan Edogawa verursacht hatte, war fast geschlossen. Er würde diesen Tag nicht vergessen. Die Sorge um Ran und die Schuldgefühle, die er sich gemacht hatte... daran zu denken, tat noch immer weh. Minutenlang hatte sie weinend den Körper des kleinen Jungen umklammert. Und Conan hatte sie mit keinem Wort trösten können, es gab nichts zu sagen in diesem Moment der Erkenntnis. Er wusste, dass sie ihn verstehen und ihm auch verzeihen würde, doch in einem solchen Fall war es das Herz, das schmerzte. Die nachfolgenden Tage verliefen ruhig. Der Fragebogen, über die Nachwirkungen des Gegengiftes, lagen in Shinichis Schreibtisch, während er zusammen mit Ran die Villa säuberte. Trotz Rans Bemühungen, das Haus während seiner Abwesenheit sauber zu halten, lag der Staub in einer dicken Schicht auf den Regalen. „Wow, es ist toll wieder hier zu sein!“ Shinichi hatte ganz besonders die Bibliothek mit den vielen, vielen Büchern vermisst. Fast andächtig strich er über die Einbände der Sherlock Holmes Geschichten. Sofort nahm er sich vor, alle noch einmal zu lesen. Auch wenn er viele Textstellen schon fast auswendig konnte. „Shinichi!“ Er schreckte zusammen. Ran stand hinter ihm und zog ihm am Ohr. „Wir wollten sauber machen, schon vergessen? Lesen kannst du immer noch.“ Sie schleifte ihn aus der Bibliothek. „Ist ja gut. Du musst mich doch nicht gleich so erschrecken!“ Der Detektiv grinste und umfasste Rans Hüften. Sofort machte sich eine leichte Röte auf den Wangen des Mädchens sichtbar. „Tut mir leid...“, flüsterte sie kaum hörbar, als Shinichi sich zur ihr hinunterbeugte, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Doch dazu kam es nicht. Ein plötzlicher Anfall von Schmerzen durchzuckte ihn und ließ ihn zu Boden sinken. Ran waren diese Situationen bereits vertraut. In den zwei Monaten hatte sie ihn bereits einige Male leiden sehen. Shinichis Anblick war für das Mädchen unerträglich. Über die zuvor geröteten Wangen kullerte nun eine einzelne Träne hinunter. „Wann hört das endlich auf...?“ Ran wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Es tut mir so leid, Ran.“ Der Junge richtete sich stöhnend auf. Immer häufiger schoss der Schlag aus Schmerzen durch seinen Körper. Ran stützte Shinichi und brachte ihn zu Professor Agasa. Nur wenige Minuten später sah sie ihren kleinen Conan wieder vor sich. Nur mit dem Unterschied, dass er die trügerische Brille nicht mehr trug. Ran kniff die Lippen zusammen. Es war deprimierend, dass sie noch immer keine normale Beziehung führen konnten. Seufzend beobachtete Ran das kleine Mädchen neben Conan. Unvorstellbar, dass sie eine Wissenschaftlerin war. Fast beängstigend wirkte die Ai auf Ran, mit ihrem ernsten Blick und dem wissenschaftlichen Ton, in dem sie mit Conan sprach. „Vier Tage nur, ich bin enttäuscht. Hast du vor deiner Wandlung etwas bemerkt? Hattest du Schmerzen oder Schwindelgefühle?“ Conan schüttelte den Kopf und streifte sich das weiße Kinderhemd über. „Nichts. Dein Bogen liegt unausgefüllt in meiner Schublade.“ Er blickte zu seiner Freundin. Blass und mit traurigen Blick lächelte Ran ihm zu. Vollkommen hilflos fühlte er sich. „Tja, Kudo... sieht so aus, als würden wir unsere Körper nie wieder erlangen. Dann wird es wohl nichts mehr mit eurer Hochzeit, was?“ Ihr sarkastischer Unterton verärgerte Ran leicht, doch sie hielt den Mund. Sie respektierte Ai, da sie als Einzige im Stande war, das Gegengift fertig zu stellen. Zumindest verfügte sonst niemand den Kenntnisstand und die Erfahrung wie sie. „Was für eine Hochzeit? Wir heiraten doch nicht!“ Der Gedanke war Conan peinlich, besonders da Ai es in Anwesenheit von Ran ansprach. „Das war doch nur ein Scherz, du Dummkopf!“ Ai kicherte und Conan sah sie verblüfft an, bisher hatte er das Mädchen noch nicht kichern gesehen. Wenige Tage später machte er sich erneut zu Professor Agasa. Er hatte ihn angerufen, Ai wollte ihnen etwas mitteilen. Insgeheim hoffte er, die Wissenschaftlerin hätte endlich die richtige Formel für das Serum gefunden. Doch Conan wurde enttäuscht. Es war eine ganz andere Neuigkeit, die sie ihm eröffnete. „Ich fliege in die Staaten zurück!“ Conan starrte sie an. Auch Agasa schaute überrascht. „Ich habe Kontakt zu einem ehemaligen Organisationsmitglied. Er war nur ein kleines Licht in der Organisation, doch er hat überragende Kenntnisse in Chemie und anderen Naturwissenschaften. Er ist bereit mir zu helfen, vielleicht findet er den Fehler, der sich immer zu wiederholen scheint.“ „Und du willst alleine fliegen? Was, wenn es eine Falle ist?“ Conan setzte sich auf das Sofa. Durch seinen Kopf schwirrten ihm die damaligen Ereignisse, schwarz gekleidete Mitglieder, der tote Gin, die weinende Ran und Ais angebliche Gefühlskälte. „Mach dir keine Sorgen, es gibt keinen Grunf für ihn, mich reinzulegen. Zumindest kann ich es mir nicht vorstellen.“ Ais sah, wie er bereits den Mund zur Erwiderung öffnete und schnitt ihm das Wort ab. „Nein, ich fliege alleine. Wenn ich mich irren sollte, bringe ich dich ebenfalls in Gefahr.“ „Wann willst du fliegen?“, fragte er. „Schon morgen...“ Sie stand auf und drehte sich herum. Blöderweise hatte Ai Tränen in den Augen. Es rührte sie, dass er sich Sorgen um sie machte. Doch mehr verspürte er wohl nicht, er versuchte gar nicht weiter sie aufzuhalten. Natürlich, dachte Ai. Er will das Gegengift, mehr nicht. „Ich muss jetzt packen. Wir sehen uns am Flughafen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)