Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 47: Team Darks Rückkehr - Teil 2 ---------------------------------------- Die Stufen aus grauem Beton führten Faith und Itsuki Schritt für Schritt tiefer in das dunkle Erdreich hinein. Dumpf hallten ihre Schritte von den Steinwänden wieder und irgendwo vor ihnen begann sich ein Lichtschein auszubreiten. „Wir sollten wieder verschwinden“, murmelte Itsuki, drosselte sein Tempo jedoch nicht, sondern ließ sich ebenso wie Faith von dem Lichtschein fast magisch anziehen. „Faith…“ Vorsichtig zog er an ihrem Arm, dann presste er sich an eine Wand und machte den letzten Schritt auf der Treppe, sodass sie wieder ebenen Boden unter den Füßen hatten. „Los, da lang“, zischte Faith aufgeregt. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ein wenig mulmig war ihr schon, doch ihre Abenteuerlust und ihre Neugierde siegten über ihren Verstand und so setzte sie sich einfach in Bewegung. Itsuki fluchte leise und sah sich hektisch um, doch zu ihrem Glück war der breite Raum, in dem sie sich nun befanden, leer, wenn man einmal von den großen Kistenstapeln und der nackten Glühbirne in der Deckenmitte absah. „Du kannst hier nicht einfach rumspazieren!“ „Wir lassen uns einfach nicht erwischen“, erwiderte Faith zuversichtlich und stieß mit dem Fuß gegen einen Karton, sodass der Inhalt leise schepperte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus und sie hörte, wie Itsuki vollkommen angespannt neben ihr die Luft einsog, doch es tat sich nichts. Sie hatten Glück gehabt. „Los, weiter.“ „Faith!“ Itsuki sprach zwar mit gedämpfter Stimme, doch er hielt sie zurück und schaute ihr fest in die Augen. „Das hier ist sehr gefährlich.“ „Es ist mitten in der Nacht, bestimmt schlafen hier alle. Itsuki, wir könnten hier vielleicht etwas finden, was wir gegen Team Dark einsetzen können. Also los, weiter.“ Er rollte mit den Augen, widersprach ihr jedoch nicht noch einmal, sondern folgte ihr in einen schmalen Gang, von dem ein paar Metalltüren mit kleinen Sichtfenstern abgingen. Die erste Tür führte in eine Art Schlafsaal. Überall standen ordentlich aufgestellt Metallkojen, doch sie schienen schon seit Ewigkeiten unbenutzt. Die Staubschicht war selbst durch das Guckfenster zu erkennen. Die nächste Tür verbarg ebenfalls einen Lagerraum wie schon der Raum am Ende der Treppe, dann kamen die beiden letzten Türen. Itsuki spähte durch eine Tür und zog sofort den Kopf ein. Er tippte Faith auf die Schulter und nickte in Richtung der Tür. „Der Raum da ist ziemlich groß, die beiden Männer von vorhin sind dort mit noch ein paar anderen, schätze ich.“ „Hier die Tür hat kein Sichtfenster.“ Vorsichtig drückte Faith gegen die Türklinke und zögerte nur kurz, als sie sich herunterdrücken ließ. „Lass uns sehen, was sie hier verstecken, dann können wir gehen.“ „Du bist verrückt.“ Itsukis Worte waren lediglich ein schwaches Murmeln, doch er folgte ihr und hielt die Hand bereit über Schneppkes Pokéball, falls sie sich schnell verteidigen und abhauen mussten. Die Tür gab keinen Laut von sich, als Faith sie öffnete, doch sie schnappte nach Luft, kaum dass sie den nächsten Raum betreten hatte. „Oh mein Gott…“ Tränen bildeten sich in ihren Augen, als sie die vielen Gerätschaften und chemischen Versuchsaufbauten auf den Metalltischen sah. Ein paar Mikroskope standen herum und in kleinen Fläschchen schillerten Flüssigkeiten in allen nur erdenklichen Farben. Doch es waren die Käfige mit Pokémon und Eiern, die ihr die Sprache verschlagen hatten. „Das ist ein Forschungslabor, Itsuki…“ Auch der sonst so kühle Itsuki, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte, wirkte durch den Wind. Er fuhr sich durch die hellblonden Haare, seufzte und trat zu einem leeren Käfig, an dem ein Zettel befestigt war. Vorsichtig rupfte er ihn ab und starrte ihn an. Nummer: Larvitar 0016 Vater-DNA: Pupitar 0003 Mutter-DNA: Pupitar 0010 Geschlüpft: 27. Juli DNA-Eigenschaften: Ungenügend Liquidiert: 29. Juli Faith starrte ausdruckslos auf einen weiteren Zettel und konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. „Itsuki…“, jammerte sie mit Tränen in den Augen und zerknüllte den Zettel, den sie in der Hand hielt. „Die klonen Pokémon und experimentieren mit der DNA der Pokémon herum!“ „Ich weiß, Faith. Ich weiß…“ Tröstend legte er ihr eine Hand auf die Schulter, hängte den Zettel zurück an den leeren Käfig und ging tiefer in das schreckliche Labor hinein. Faith wischte sich mit dem Handrücken Tränen von den Wangen und folgte Itsuki. Der Schrecken, der sich ihr hier offenbarte, war kaum fassbar für die Jungtrainerin. „Sieh nur, dort…“ Angewidert starrte sie zu einem beigen Pokémon-Ei, das von irgendwelchen Schläuchen und Nadeln durchbohrt wurde, während auf einem Gerät der Herzschlag des kleinen Wesens dort drinnen angezeigt wurde. Er zog sie weiter und blieb vor einer Käfigfront stehen, die abgesondert von den anderen stand. Ein kleines Glumanda nähert sich vorsichtig dem Gitter und schaute sie aus großen, todtraurigen Augen an. In seinem Ärmchen steckte eine Infusionsnadel, die eine rosa Flüssigkeit in seinen Körper führte. Nummer: Glumanda 0131 Vater-DNA: Stolloss 0012 Mutter-DNA: Glutexo 0049 Geschlüpft: 25. Juni DNA-Eigenschaften: Ausreichend DNA-Lieferant: Entei Faith musste schlucken, als sie in die Augen des Glumanda schaute. Die anderen Pokémon hier sahen aus, als würden sie vor sich hinvegetieren, als hätten sie ihren Lebenswillen bereits verloren und aufgegeben. „Itsuki, dieses Glumanda ist das einzige Pokémon hier, das noch eine Chance auf ein richtiges Leben hat. Sieh dir das Rattfratz dort drüben an, es kann nicht einmal mehr stehen, weil sein Schwanz viel zu groß ist. Ich muss diesem Glumanda helfen, ich kann es nicht hier lassen.“ „Faith, bist du verrückt geworden!“ Itsuki eilte zu ihr, konnte aber nur noch sehen, wie sie Voltilamm aus dem Pokéball entließ. „Tu das nicht!“ „Voltilamm, setz Donnerschock auf das Schloss ein. Wir müssen Glumanda und die anderen befreien.“ „Vol!“ Voltilamm startete eine kräftige Donnerschock-Attacke, die Lichtblitze von dem Metall abprallen ließ. „Hey, was ist hier los!“ Die beiden Männer von Team Dark, beide ganz in Schwarz gekleidet, stürmten in das Labor und fauchten die beiden Eindringlinge wütend an. „Na wartet! Los, Angriff!“ Sie entließen ein Arbok und ein Vipitis. Itsuki reagierte sofort, zischte einen Fluch und entließ Igelavar und Schneppke aus den Pokébällen. „Haltet sie uns vom Leib!“ Schnell drehte er den Kopf zu Faith, die gerade das zerstörte Schloss auf den Boden warf und die Nadel aus Glumandas Körper zog. „Wir haben keine Zeit mehr, lass uns abhauen!“ In dem Tumult, der gerade entstand, hob Faith das entkräftete Glumanda aus dem Käfig und registrierte, wie das hilflose Feuerpokémon sich an sie klammerte und ein leises „Glu…“ hören ließ. Dann ging alles sehr schnell. Durch den Kampf von Igelavar, Schneppke, Voltilamm, Vipitis und Arbok entstand eine Explosion, die auf die leicht entzündlichen chemischen Flüssigkeiten übergriff und diese entzündete. Innerhalb weniger Sekunden breitete sich ein Feuerball in dem Labor aus, der Gläser zerspringen ließ, Geräte versenkte und Faith mit der Druckwelle gegen die nächste Wand schleuderte, Irgendwo in ihrem Bewusstsein bekam Faith noch mit, wie es in ihrem Nacken knackte. Ein hohes Pfeifen ertönte in ihren Ohren. Sie sank auf den Boden, Glumanda noch immer fest im Arm gehalten. Die giftigen Dämpfe stiegen ihr in die Nase, umnebelten ihre Sinne. Alles um sie herum begann zu verschwimmen und sie sah, dass Itsuki sie anschrie, weil er den Mund bewegte, doch sie hörte ihn nicht. Die Männer von Team Dark flohen, als die Flammen sich immer weiter ausbreiteten. Neue Explosionen ließen Glassplitter wie gefährliche Geschosse durch die Luft fliegen. Irgendetwas traf Faiths Arme, doch sie umklammerte einfach weiter das Glumanda und legte schützend ihre Arme um den kleinen, roten Körper. Ihr wurde schwindelig, alles drehte sich. Als sie die Augen schloss, kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, in der es um sie herum immer heißer wurde. Mühsam blinzelte sie. Itsuki war verschwunden, überall waren Feuer und Pokémon, die in ihren Käfigen einen aussichtslosen Kampf gegen den Rauch und die Flammen führten. Sie hatte sie ins Verderben geschickt, weil sie so dumm sein musste in diesen Bunker zu gehen. Es war ihre Schuld… Faith öffnete ein zweites Mal die Augen, sie hatte kurz das Bewusstsein verloren und hustete, als ein dunkler Schatten sich über sie beugte. „Es wird alles gut.“ Die Worte verhallten in ihrem Bewusstsein. Faith starrte in ein rotbraunes Augenpaar. Caleb… Sie stöhnte von der Wirkung der giftigen Dämpfe und vor Erschöpfung, dann senkte sich schwarzer Nebel über sie, der ihr alle Schmerzen nahm. Sie wollte schlafen, einfach nur noch schlafen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)